Titel: | Ueber eine Verbindung des Berlinerblau mit Ammoniak; von J. H. Monthiers. |
Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LVI., S. 265 |
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LVI.
Ueber eine Verbindung des Berlinerblau mit
Ammoniak; von J. H.
Monthiers.
Aus dem Journal de Pharmacie, April 1846, S.
262.
Monthiers, über eine Verbindung des Berlinerblau mit
Ammoniak.
Bekanntlich zersetzt das flüssige Ammoniak das Berlinerblau in Eisenoxyd und
eisenblausaures Ammoniak; dieß sind aber nach meinen Versuchen nur die letzten
Producte der Reaction und es entsteht eine dazwischen liegende, wobei sich ein neues
Berlinerblau bildet, wovon das Ammoniak einen Bestandtheil ausmacht; das neue Blau
wird durch überschüssiges Ammoniak zersetzt, weßhalb es bisher der Aufmerksamkeit
der Chemiker entging.
Um das neue Blau zu bereiten, gießt man in eine Auflösung von Eisenchlorür
(salzsaurem Eisenoxydul) einen Ueberschuß von flüssigem Ammoniak und bringt das
Ganze auf ein Filter, indem man die untere Oeffnung des Trichters in eine heiße Auflösung von
eisenblausaurem Kali (Blutlaugensalz) tauchen läßt. In dem Augenblick, wo sich beide
Flüssigkeiten vermischen, entsteht ein vollkommen weißer Niederschlag, welcher sich
an der Luft oxydirt und blau wird; hierauf bringt man den Niederschlag in Berührung
mit weinsteinsaurem Ammoniak; dieses Salz löst das Eisenoxyd, welches sich zugleich
mit dem Blau bildete, sehr leicht schon in der Kälte auf. Man erhält das Ganze
einige Stunden auf einer Temperatur von 48 bis 64° R., filtrirt dann, wascht
mehrmals mit destillirtem Wasser aus und erhält so einen Niederschlag von sehr
schöner Farbe, welchen man in der Wärme trocknen kann.
Die neue Verbindung bildet ein blaues Pulver, welches in Violett sticht; beim
Ausglühen hinterläßt es 50 Proc. Eisenoxyd, welches gar nicht alkalisch reagirt. Das
ammoniakalische Blau wird durch Aetzkali und Natron schon in der Kälte zersetzt,
wobei sich Eisenoxyd abscheidet und Ammoniak entbindet. Aetzammoniak wirkt erst nach
mehreren Stunden und wenn es sehr concentrirt ist, darauf ein.
Salpetersäure, Salzsäure, Schwefelsäure zersetzen es gerade so wie das Berlinerblau;
doch ist das ammoniakalische Blau beständiger als das gewöhnliche Blau. Bekanntlich
zerstört das Quecksilberoxyd das Berlinerlau in einigen Stunden; unter denselben
Umständen verliert aber das ammoniakalische Blau seine Farbe erst nach mehreren
Tagen, bloß bei der Siedhitze zersetzt es sich schnell.
Das weinsteinsaure Ammoniak, welches die merkwürdige Eigenschaft besitzt, das
Berlinerblau schon in der Kälte vollständig aufzulösen, greift das ammoniakhaltige
Blau weder in der Kälte noch in der Wärme an; dieser Umstand liefert ein Mittel, um
die neue Verbindung von dem gewöhnlichen Berlinerblau leicht unterscheiden zu
können.
Nach meiner Analyse enthält das ammoniakalische Blau 3 Aequivalente Ammoniak auf 1
Aequivalent Berlinerblau.