Titel: | Neue Frictionskuppelung. |
Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LXV., S. 354 |
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LXV.
Neue Frictionskuppelung.
Aus dem Practical Mechanic and Engineer's Magazine, Jan.
1846, S. 93.
Mit Abbildungen.
Neue Frictionskuppelung.
Es wurden schon verschiedene Vorrichtungen erdacht, um eine ruhende Achse mit einer
anderen, die in Bewegung ist, während des Ganges der letztern so zu vereinigen, daß
dabei kein Stoß erfolgt, also die ruhende Achse allmählich die Bewegung der andern
annimmt. Bei allen diesen Vorrichtungen war es die Reibung, wodurch die Achsen mit
einander vereinigt wurden; sie waren indeß nur für besondere Fälle anwendbar, und es fehlte bis jetzt
noch immer eine Frictionskuppelung, welche einer allgemeinen Anwendung fähig ist.
Die wesentlichsten Bedingungen einer solchen sind: Einfachheit der Construction,
Dauerhaftigkeit und überdieß ein kleines Volumen.
Die Figuren stellen eine Endansicht und einen Längendurchschnitt einer
Frictionskuppelung dar, welche so viel als möglich den gestellten Bedingungen
entspricht.
Textabbildung Bd. 100, S. 354
a ist die bewegende Achse und f diejenige, welcher die Bewegung mitgetheilt werden soll. b ist eine gußeiserne Scheibe, mit einer langen Nabe
versehen und auf die Achse a fest aufgekeilt. Diese
Scheibe hat in gleichen Entfernungen an ihrem äußern Rande drei radial laufende
Schlitze c, in welchen sich die Arme der Segmente d verschieben können. Die metallenen Segmente d, d sind an ihrer Peripherie mit Kupferblech bedeckt
und so abgedreht, daß sie in den vorspringenden Rand der Scheibe e, welche auf die zu treibende Achse f aufgekeilt ist, hineinpassen. h und i sind zwei lose Ringe auf der Nabe der
Scheibe b. Der innere h ist
mit drei spiralförmigen Schlitzen k versehen, welche
sich nahe an ihrem Umfange in gleichen Entfernungen von einander befinden. Der
äußere Ring hat drei radial laufende Schlitze, welche aber etwas kürzer sind, als
die in der Scheibe b. Ueber diese beiden Ringe sind
kupferne Bremsen mit Hebeln l gelegt. g sind Schrauben, welche durch die Segmentarme d, durch die Schlitze in der Scheibe b und in den Ringen h und
i gehen, und auf welche Muttern aufgeschraubt
sind.
Textabbildung Bd. 100, S. 355
Denken wir uns, die Achse a bewege sich in der durch den
Pfeil angezeigten Richtung, während die Achse f stille
liegt, so ist, um letztere in Bewegung zu setzen, nichts weiter nothwendig, als die
Bremse auf dem Ringe h mittelst des Hebels l anzuziehen. Die Reibung der Bremse auf dem Ringe wird
die Geschwindigkeit des letztern vermindern, oder denselben aufzuhalten suchen, und
da die Achse a mit den Schrauben g sich noch gleichmäßig vorwärts bewegt, so müssen die Segmente d durch die spiralförmigen Schlitze auswärts geschoben
werden, bis sie mit der innern Fläche der ausgedrehten Scheibe e auf der Achse f in
Berührung kommen. Die Bremse muß hinlänglich lange angezogen erhalten werden, damit
sich die Schrauben in den spiralförmigen Schlitzen der Scheibe h festsetzen können. Um die Achse f abzustellen, d.h. in Ruhe zu bringen, ist weiter nichts nöthig, als die
Bremse auf dem Ringe i anzuziehen, und da die Schrauben
sich nach vorwärts bewegen, so werden diese und mit denselben die Segmente durch die
Verringerung und Geschwindigkeit der Scheibe i
veranlaßt, sich der Achse zu nähern, wodurch sie außer Berührung mit der Scheibe e kommen. Die zum Ausrücken oder Abstellen nothwendige
Kraft ist nicht größer, als die überflüssige Reibung zwischen den Segmenten und der
Scheibe e.