Titel: | Beschreibung der Mahlmühlen für alle Getreidearten nach der Construction der HHrn. Bernhart und Brielmair. |
Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LXVII., S. 361 |
Download: | XML |
LXVII.
Beschreibung der Mahlmühlen für alle
Getreidearten nach der Construction der HHrn. Bernhart und Brielmair.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Bernhart's und Brielmair's Mahlmühlen für alle
Getreidearten.
Im polytechnischen Journal Bd. XCII S. 395
wurde ein Bericht über die Leistungen des Mahlmühlensystems mitgetheilt, welches
sich der k. k. Polizei-Obercommissär Bernhart und
der Fabrikbesitzer A. Brielmair zu Bregenz am 15. Jun. 1844 auf 5 Jahre für das Königreich
Bayern patentiren ließen. Das bayerische Kunst- und Gewerbeblatt,
Februarheft 1846, S. 134 veröffentlicht nun die Beschreibung dieses
Systems.
Fig. 5und6.
A sind die drei doppelten Walzen, wovon die oberste von
der ersten Maschine mit groben, die mittlere mit feinern, und die unterste mit den
feinsten schief aufgehauenen Feilenhieben versehen ist.
B Schale, welche die halbe Peripherie der Walze
verdeckt, und zwischen welcher und der Walze die Mahlung bei jedem Walzenpaar vor
sich geht.
Die Schalen sind an dem innern Umfange gleichfalls mit dem nämlichen Hieb, wie die
Walzen, jedoch in entgegengesetzter Stellung von dem der Walzen versehen.
C sind in horizontaler Richtung verschiebbare Schlitten,
auf welche die Schalen B fixirt sind, und dazu dienen,
daß mit Hülfe der Schraube D die Schalen nach der
Richtung des Pfeiles mehr gegen den großen Durchmesser der Walzen gebracht werden
können.
Durch dieses Vor- und Rückwärtsschieben der Schale B erhält man eine feinere oder gröbere Mahlung, indem im ersten Falle der
Raum für die Frucht kleiner, folglich diese feiner wird, letzternfalls aber durch
das Zurückschieben die Zwischenöffnung sich erweitert und gröber mahlt. Dieses
Verschieben der Schale ist nicht so fast zum feinern oder gröbern Mahlen nothwendig,
indem eigentlich die zwei Walzenpaare vermöge ihrer feinern oder gröbern Hiebe die
erforderliche Feinheit des Mehls hervorbringen, sondern das Verschieben hat es
vielmehr dann nothwendig, wenn Walze und Schale durch längern Gebrauch etwas
abgelaufen und die Oeffnung für die Frucht zu groß ist und somit zu grob gemahlen
würde.
Durch längern Gebrauch arbeitet sich, wie bereits schon gesagt, der Walzen-
und Schalenhieb ab, beide Theile müssen abgenommen und dagegen an ihre Stelle frisch
gehauene gebracht werden, weßwegen auch beständig vacante Walzen und Schalen
vorräthig sind, und unmittelbar nach dem Wegnehmen der abgelaufenen die frisch
gehauenen gebraucht werden können, damit die Mühle nie stille stehen darf.
Ist anfänglich der Hieb noch ganz scharf, so hat die Schale die Stellung wie
gezeichnet; nach längerem Arbeiten werden die Schalen successive gegen die Mitte des
Walzenpaares gebracht, bis beide, die rechte und linke, die äußerste Peripherie der
Walzen erreicht haben.
E sind an der Stuhlung F
befestigte Supporte, auf welchen sich der Schlitten schiebt.
G die Stirnräder auf den Achsen der Walzen, mittelst
deren, des Communicationstriebs H und der festen
Riemenscheibe I das ganze System in Thätigkeit gebracht
wird.
K die lose Riemenscheibe zum Abstellen der
Maschinen.
L eine Vorrichtung zum Einröhren der Körner, welche
darin besteht, daß eine mit Vorsprüngen versehene Scheibe M auf der Achse der obersten Walze mit einem eigenen Stab und durch diesen
auf dem Einröhrkasten N eine fortwährende rotirende
Bewegung ertheilt.
O Trommeln zum Aufschütten der Frucht.
Die weitere Beschreibung des Mechanismus der fünf Maschinen ist gleich jener, welche
der nachstehenden Beschreibung der Zeichnungen Fig. 7 und 8 beigesetzt ist.
Fig. 7und8.
A sind drei conische Walzen, die unten näher beschrieben
werden und einen sogenannten Feilenhieb haben.
B sind Schalen, ebenfalls conisch, welche die halbe
Peripherie der Walzen verdecken und zwischen denen und den Walzen die Mahlung vor
sich geht. Diese Schalen sind an deren innerem Umfange ebenfalls mit dem nämlichen
Feilenhieb, wie die Walzen, aber in entgegengesetzter Richtung von dem der Walzen
versehen. Die Schalen werden mittelst der Rahmstücke C,
welch' letztere in der Stuhlung D fixirt sind, in ihrer
richtigen Stellung erhalten und können durch Stellschrauben egal an die Walzen
gestellt werden, und da diese Rahmstücke mit einer in die Schale genau passenden
Bahn E versehen sind, so können die Schalen mittelst der Schraube F, der Winkeltriebe G und
des Rädchens H mehr gegen den größern Durchmesser der
Walzen geschoben werden.
Das Schieben der Schalen dient dazu, daß man durch das
Voranschreiten eine feinere und durch das Rückwärtsschieben eine gröbere Mahlung
erhält, weßwegen durch dieses Verschieben die erforderliche Mahlung bestimmt
wird.
In der Zeichnung sieht man nur die mittlere Walze, wie dieselbe an
der Schale ist, bei der man auch das Ein- und Auslaufen der Körner und des
Getreides ersieht. Weil aber die obere und untere Walze durch das Eingreifen der
Räder einen entgegengesetzten Lauf von dem der mittleren erhält, so ist bei diesen
zwei Walzen die Hälfte auf der entgegengesetzten Seite, was man aus dem Aufrisse der
Zeichnung ersehen kann. In der Seitenansicht der Zeichnung sieht man daher nur die
mittlere Walze, in den andern hingegen die Schale am Rücken mit der zum Verschieben
angebrachten Schraube.
I sind die Stirnräder, welche den Walzen die
gegenseitige Bewegung ertheilen.
K fixirte Riemenrolle, mittelst welcher die ganze
Maschine von der Hauptkuppelung aus in Gang gebracht wird.
L lose Riemenrolle zum Abstellen der Maschinen.
M eine Vorrichtung zum Einröhren der Körner oder des
Grieses, welche darin besteht, daß eine mit Vorsprüngen versehene Scheibe N auf der Achse der obersten Walze einem eisernen Arme
O und durch diesen und der gegenüber angebrachten
Feder P auf dem Einröhrkasten Q eine fortwährende Erschütterung ertheilt.
In dem Einröhrkasten ist ein Schieber angebracht, mit dem man das
Einröhren der Frucht durch eine Stellschraube reguliren kann.
R blecherne Trichter zum Aufschütten der Körner oder des
Grieses.
Diese Walzen und Schalen sind mittelst des Gestelles in Verbindung
gebracht und können durch Wasserdampf oder Pferdekraft in Gang gebracht werden.
Der ganze Mechanismus besteht aus folgenden fünf Maschinen.
Die erste Maschine ist bestimmt das Getreide zu Gries zu vermahlen.
Die oberste Schale und Walze hat einen ganz groben Feilenhieb – die zweite
Schale und Walze einen etwas feinern, und die dritte Schale und Walze einen noch
feinern als die zweite Schale und Walze haben. Sämmtliche drei Schalen und Walzen
mahlen das Getreide zu Gries.
Die zweite und dritte Maschine in derselben Gestaltung wie die
erste Maschine, vermahlen Gries zu Mehl.
Die oberste Walze und Schale der zweiten Maschine hat einen etwas
feinern Hieb als jener der dritten Walze und Schale der ersten Maschine ist.
Die oberste Walze an der dritten Maschine hat einen noch feinern
Hieb als jener der obersten Schale und Walze der zweiten Maschine ist.
Die zweite und dritte Walze und Schale der zweiten und dritten
Maschine hat einen noch feineren Hieb als die oberste Schale und Walze der zweiten
und dritten Maschine hat.
Weiters haben in der zweiten und dritten Maschine die zweite und
dritte Schale und Walze zwischen dem Feilenhieb leeren Raum von circa 1 1/2 Linie in ihrem ganzen Umfang etwa in
beifolgender Art.
a und c Feilenhieb, b leerer Raum.
Die vierte und fünfte Maschine müssen die Grütze ausmahlen.
Der Hieb an der ersten Schale und Walze dieser zwei Maschinen hat
die Feinheit der untersten Griesmühlen-Schale und Walze. Die zweite Schale
und Walze dieser Maschinen ist wieder etwas feiner im Hieb als der Hieb der ersten
Schale und Walze dieser Maschine ist, und die dritte Schale und Walze dieser beiden
Maschinen sind wieder etwas feiner im Hieb als der Hieb der zweiten Schale und Walze
der vierten und fünften Maschine ist.
Die Schalen und Walzen der vierten und fünften Maschine haben keine
glatten Stellen.
Sämmtliche Walzen und Schalen haben sowohl den Hieb als die leeren
Stellen in schiefer Richtung, damit sich beim Umgang der Walzen der Hieb der Walzen
mit jenen der Schalen kreuze.
Diese fünf Maschinen bilden ein ganzes Mahlmühlensystem zum
gänzlichen Vermahlen des Getreides, und bedürfen sammt den dazu gehörigen
Putzmaschinen im höchsten Fall fünf Pferdekräfte zu ihrem Betrieb.
Mit einem solchen Mahlmühlensystem kann man wenigstens 72 Centner
Getreide innerhalb 24 Stunden zu Mehl vermahlen.