Titel: | Ueber Eisenbahnenbau – neue Verbindung des Schienenverbandes mit den Schwellen und der Erdbahn; von Prof. Breithaupt in Bückeburg. |
Autor: | Breithaupt |
Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LXXVIII., S. 425 |
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LXXVIII.
Ueber Eisenbahnenbau – neue Verbindung des
Schienenverbandes mit den Schwellen und der Erdbahn; von Prof. Breithaupt in
Bückeburg.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Breithaupt, über eine neue Verbindung des Schienenverbandes mit den
Schwellen und der Erdbahn.
Durch die Verbindung des Schienenverbandes mit den Schwellen, welche im polytechn.
Journal Bd. XCIX S. 323 beschrieben ist,
können nur um 2 Zoll, mit dieser neuen Verbindung aber um 4 Zoll versunkene
Erdbahnstellen, ohne Sand unterzusetzen, mit der Erdbahn wieder verbunden werden.
Diese neue Zusammenstellung ist auch so beschaffen, daß wenn unter den Schwellen die
Erdbahn sinkt und man die Schwellen mit der Schienenbahn auf der Erdbahn verbinden
will, bei den vorzunehmenden Veränderungen keine Stuhlschraube aufgeschraubt werden
muß; auch nimmt die Schienenbahn in den Stühlen keine veränderte Stellung an.
1) Wie die Stühle mit den Schwellen
verbunden werden.
Fig. 1 stellt
eine Schienenbahn von oben und Fig. 2 von der Seite
angesehen im Querschnitte in 1/12 und in der Schienenlänge in 1/24 der natürlichen
Größe vor. Fig.
1 stellt die Schienenbahn mit ihren zwei neben einander hergehenden
Schienen vor, und um Raum zu ersparen sind die Schwellen zwischen den zwei
Schienenbahnen gebrochen dargestellt. Der Schienenverband und die Aufstellung in
diesen Stühlen B, Fig. 2, ist eben so wie in
der früheren Abhandlung beschrieben wurde, aber die Schwellen P, P sind nicht auf dieselbe Weise mit dem Schienenverband verbunden; auch
ist nicht bloß alle halbe Schienenlängen die Schienenbahn auf der Erdbahn durch eine
Schwelle unterstützt, sondern jede Viertel-Schienenlänge, und diese neu
hinzugekommenen Schwellen stehen unter jeder Schienenklemme M, Fig.
2. Bei dieser neuen Schienen-Zusammenstellung sind die Stuhlbacken
und Schienen in ihren Höhen beinahe um 2 Zoll kleiner, weil in den Stühlen kein Keil
vorkommt. Von dieser
Zusammenstellung stellt Fig. 3 den senkrechten
Durchschnitt mit der Schwelle und Fig. 4 die Schwelle ohne
Stuhl von oben in 1/4 der natürlichen Größe vor. In den Abbildungen Fig. 1 bis 4 sind alle gleichen
Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet. An jedem Stuhl geht die Stuhlschraube a durch die halbe Stuhlbackenhöhe, welche nach dem
Gesetze des Festhaltens die beste Stelle ist. In dem Durchschnitt Fig. 3 haben die Stühle
keinen Fuß, sondern einen viereckigen Stab b, welcher
einen Zoll länger als jede Schwelle dick ist, und jeder Stuhl macht mit diesem Stabe
von Gußeisen ein Ganzes aus. Durch die Oeffnung q, Fig. 4, in der
Schwelle P, P geht der Stab b, Fig.
3, und jene Oeffnung zeigt den Querschnitt desselben. Wie die Oeffnung q, Fig. 4, zeigt, bildet der
Stab im Querschnitt ein Trapez; dasselbe hat 1 Zoll 10 Linien Höhe und die kleine
Grundlinie davon mißt 1 Zoll 4 Lin. und die große 1 Zoll 7 Linien.Alle vorkommenden Maaße beziehen sich auf den rheinländischen Fuß. Der Stab b, Fig. 3, hat auf seinen
zwei großen gegenüberstehenden Seitenflächen Zähne, welche 1 3/4 Linien dick und
eben so weit von einander entfernt sind. Diese Zähne durchschneiden die Länge des
Stabes senkrecht, wie auch Fig. 3 die Zähne an dem
Stabe vorstellt. Dieser Stab b geht durch die Schwelle
P und durch die Eisenplatte c, Fig.
3 und 4, welche mit vier Nägeln d auf die Schwelle
genagelt ist. Von diesen vier Nägeln sind zwei an der langen und zwei an der breiten
Kante angenagelt, um das Spalten zu vermeiden. Da wo der Stab b durch die Eisenplatte c geht, hat dieselbe
zwei Backen e, e und diese schließen an die zwei
schmalen Seitenflächen des Stabes b, damit die Stühle
auf den Schwellen in der Schienenbahn-Breite jeder vorkommenden Seitenkraft
hinlänglich Widerstand leisten können. In der Schienenbahn-Längenrichtung
sind jene Backen an der Platte c nicht nothwendig, weil
in dieser Richtung der Schienenverband seinen festen Stand für sich hat. Auf der
Platte c ist eine Kappe l, l
und diese macht mit der Platte c und mit den zwei Backen
e, e ein Ganzes von Gußeisen aus. Durch diese Kappe
f, f geht ein Riegel g,
h, welcher vorn eine Gabel h, h hat, die
innerhalb Zähne hat, welche in die Zähne an dem Stab b
greifen; der Riegel ist so dick, daß die Gabel drei Zähne hat. Der Stuhlstab b ist hinten dicker als vorn, wie auch die Oeffnung q, Fig. 4, in der Schwelle
P, P, vorstellt, durch welche der Stab b geht. Diese ungleiche Dicke ist am Stab nothwendig,
damit jedesmal der Riegel g, h so tief eingeschoben
werden kann, daß die Gabel des Riegels den Stuhlstab dicht umfaßt und jeden Stuhl mit seiner
Schwelle fest verbindet, so wie die Schraube i in der
Kappe f, f des Riegels g, h
auf der Platte c, c festgeschroben ist. Diese
Stuhl- und Schwelleneinrichtung ist so beschaffen, daß wenn der
Schienenverband aufgestellt ist und die Erdbahn unter einigen Schwellen sinkt, die
Schwellen durch den Riegel g, h mit der Schienenbahn
verbunden bleiben und die Schwellen ruhen dann nicht mehr auf der Erdbahn, sobald
aber an jeder Schwelle die zwei Riegel g, h gelöst
worden, legt sich die Schwelle auf die Erdbahn. Werden nach dieser Lösung die zwei
Riegel wieder eingeschoben und mit der Schraube i in der
Kappe f, f auf der Schwelle festgeschroben, so ist auf
der gesunkenen Erdbahnstelle die Schienenbahn, ohne daß man Sand unter die Schwelle
bringt, wieder unterstützt. Dieses Lösen und Wiederschließen der Riegel kann bei
gesunkenen Erdbahnstellen bis auf 4 Zoll Tiefe benutzt werden. Damit man aber in die
Gabel des Riegels den Stab b nicht über 4 Zolle
einschieben kann, hat der Stab b, Fig. 3, an seinem unteren
Ende o 1 Zoll hoch keine Zähne. Ist die Gabel des
Riegels so weit als es angeht am Stuhlstabe eingeschoben, so steht noch in der
Schwellenplatte c, c der Stuhlstab b einen Zoll tief, was hinlänglich ist, um die
Schienenbahn mit der Schwelle zu verbinden. Ist der Riegel bis an dem untern Ende
des Stuhlstabes bei immer tieferem Sinken der Erdbahn gebraucht und man will durch
das Versetzen des Riegels die Schwelle auf der gesunkenen Erdbahn wieder aufstellen,
so muß unter die Schwellen zuvor Sand gebracht werden, welches geschehen kann,
nachdem man die Schwelle durch vier untergesetzte hölzerne Keile so hoch gehoben
hat, daß sie dicht unter die zwei Stühle B an beide
Schienenbahnen kommt; werden bann auf jeder Schwelle von den zwei Riegeln in der
Gabel die zwei Stuhlstäbe fest eingeschoben, so ist die Schwelle mit den zwei
Schienenbahnen verbunden und man kann unter der Schwelle die vier Keile hinwegnehmen
und Sand unter die Schwelle setzen; alsdann können die Riegel g, h, Fig.
3, wieder gebraucht werden, wenn unter der Schwelle die Erdbahn sinkt.
Soll beim Riegel-Einschieben die Schwelle jedesmal recht fest auf die Erdbahn
gesetzt werden, so ist es gut, daß die drei Zähne in jeder Gabel des Riegels g, h keilartig nach dem vordem Ende hingehen, wie auch
Fig. 5 im
Längendurchschnitt vorstellt. Dieser keilartige Anfang in der Gabel des Riegels
verursacht, daß beim Riegel-Einschieben die Schwelle recht fest auf die
Erdbahn gesetzt wird. In der Schwelle P, Fig. 3, geht das Loch,
worin der viereckige Stab b eingeschoben wird, durch die
ganze Schwellendicke, weßhalb dieses Loch auf der untern Schwellengrundfläche durch
eine Kupfer- oder Zinkplatte k, k verschlossen
seyn muß, damit der Stab b von unten heranherau
gegen Schmutz und Nässe
gesichert ist. Um auch den Stab b in der Schwelle gegen
Rost zu sichern, müssen die zwei Löcher in jeder Schwelle mit Oelfirniß stark
überstrichen und der Stab mit Knochenöl überzogen werden. An dem Riegel g, h, Fig. 4, müssen die zwei
Gabeltheile h, h etwas länger seyn, als der Stab b im Querschnitt breit ist, damit derselbe auch paßt,
wenn die Stuhlstabe in ihrer Dicke etwas verschieden sind. Jeder Riegel hat am
hintern Ende einen Ansatz l, Fig. 3 und 4, welcher beim
Ausschieben des Riegels recht gut benutzt werden kann. Es ist aber auch nothwendig,
daß die Gabel eines jeden Riegels den Stuhlstab schließend umfaßt, und um dieses
bewerkstelligen zu können, muß jedesmal nach dem Einschieben des Riegels auf den
Hinterkopf des Riegels ein schwacher Hammerschlag geschehen, worauf die Gabel sicher
den Stuhlstab schließend umfaßt. Ist die Gabel des Riegels fest mit dem Stuhlstabe
verbunden, so kann der Riegel leicht gelöst und hierauf ganz ausgeschoben werden,
wenn man in das Loch m im Riegel g, h hinter der Kappe f eine Hebelstange von
Eisen setzt und am obern Ende nach dem Stuhl hin einen Druck gibt.
Auf jeder Schwelle ist der Riegel g, h jedesmal der
Stuhlschraube entgegengesetzt angebracht, damit die Schrauben a und i nicht an einer Stelle zusammenkommen.
Diese Anordnung ist durch Fig. 1 und 2 dargestellt.
Das Verfahren bei dieser Stuhl- und Schwellen-Einrichtung auf jeder
gesunkenen Erdbahnstelle die Schwelle mit der Schienenbahn zu verbinden, ist so
einfach, daß die vorzunehmenden Veränderungen jedem Bahnwärter gelehrt und
übertragen werden können.
An den Stuhlstab b, Fig. 3, können die Zähne
so gut angegossen werden, daß nur ein geringes Nachfeilen nothwendig ist. Die Gabel
an jedem Riegel greift jedesmal in drei Zähne, wodurch die Tragkraft um so mehr
hinlänglich gesichert wird, da jetzt das gute Gußeisen dieselbe Tragkraft hat wie
geschmiedetes Eisen. Um die Zähne in die Backen der Gabel einzusägen, dient
folgendes Werkzeug.
Fig. 6 stellt
dasselbe von oben und Fig. 7 von der Seite
angesehen in natürlicher Größe vor. Die Fläche a, b, c,
d, Fig.
6, ist so breit als die Gabel am Riegel dick ist, so daß die Fläche drei
Zähne von dem Stuhlstabe aufnehmen kann. Diese Fläche ist in ihrer Breite in fünf
gleiche Theile getheilt, wovon die zwei mittleren e, f
und g, h an ihrer Gränze der Länge nach durchschnitten
sind. Die in diesen Schnitten eingesetzten vier Sägeblätter müssen über der
Grundfläche a, b, c, d etwas höher stehen als die Zähne
in der Gabel des Riegels tief sind. Das Werkzeug hat an jeder Seitenfläche einen
Backen A und jeder Backen muß zweimal so hoch über der
Grundfläche a, b, c, d stehen, als jeder Zahn in der
Gabel des Riegels tief ist. Zwischen diesen zwei Backen A,
A muß sich die Riegeldicke leicht einlegen lassen, damit beim Sägen kein
Drängen stattfinden kann. Die vier Sägen und die zwei Backen werden durch zwei
Schrauben B, C mit den Muttern K,
K an dem Mittelstück E, F so festgeschroben,
daß alles zusammen ein Ganzes ausmacht. Das Mittelstück E,
F hat am vordern Ende eine Angel G, worüber ein
Griff H, H von Holz geht. Die Angel G muß so lang als der Griff seyn, damit letzterer an der
Angel vernietet werden kann und mit dem Werkzeuge ein Ganzes ausmacht.
Dieses Werkzeug kann leichter und richtiger verfertigt werden, wenn das Mittelstück
E, F von Messing ist, aber die Angel G muß daran von Eisen seyn.
An jedem Sägeblatt Fig. 8 müssen die Löcher l, l, durch welche
die zwei Schrauben B, C gehen, nach der oberen Kante
aufgeschnitten seyn, damit man jede Säge verschieben kann, so wie dieselben durch
das wiederholte Schärfen in der Breite abnehmen.
Mit diesem Werkzeug können in die zwei Backen jeder Gabel h,
h des Riegels g, h, Fig. 4, vier Sägeschnitte
zu gleicher Zeit, so tief als die Zähne an dem Stuhlstab h, Fig.
3, sind, eingeschnitten werden und durch die zwei Backen A, A, Fig. 6, werden die vier
Schnitte in jeden Gabelbacken an der gehörigen Stelle gesägt. Damit aber die vier
Sägen bis am hintern Ende jedes Gabelbackens des Riegels die vier Schnitte
durchsägen können, ist am hintern Ende jedes Gabelbackens eine Nuth n, n, Fig. 4, angebracht, etwas
tiefer als die Zähne an jedem Stuhlbacken sind. Sind die vier Sägeschnitte in jedem
Gabelbacken des Riegels eingeschnitten, so muß der Stab e,
f und g, h, Fig. 6, zwischen zwei
Sägeschnitten herausgehauen werden, als hätten die zwei Gabelbacken drei Zähne, Fig. 5, welche
in die Zähne an dem Stuhlstab b, Fig. 3, ohne weiteres
Nachfeilen passen.
Vergleicht man diese neue Schienen-Zusammensetzung mit der im vorhergehenden
Band des polytechn. Journals S. 223 beschriebenen, so besteht der Unterschied darin,
daß bei dem hier beschriebenen Schienenbau die Stuhlschrauben nicht aufgeschroben
werden, wenn bei gesunkenen Erdbahnstellen die Schwellen wieder auf die Erdbahn
gesetzt werden und daß die Stuhlschrauben in der halben Schienenhöhe unverändert den
Schienenverband als ein Ganzes zusammenhalten.
2) Die Schwellen unter jeder
Schienenklemme.
Die Schienenbahn kann unter jeder Schienenklemme einfacher als unter jedem Stuhl
durch eine Schwelle unterstützt werden. Zu dieser lothrechten Unterstützung sind auf
jeder Schwelle zwei Eisenplatten o, p, Fig. 1, mit vier
versenkten Schrauben aufgeschroben nothwendig, durch welche eine Schraube s, Fig. 2, mit einem flachen
Gewinde geht, die so lang als jede Schwelle dick ist. Diese Vorrichtung stellt Fig. 9 in
senkrechtem Durchschnitt, mit denselben Buchstaben wie Fig. 1 und 2 bezeichnet, in 1/4 der
natürlichen Größe vor. Die Schraube s hat einen
viereckigen Kopf t, um sie mit einem Schlüssel
ein- und ausschrauben zu können. Ueber dem Schraubenkopf t ist ein Zapfen u und mit
diesem tritt die Schraube s in die Grundfläche einer
jeden Schienenklemme M; sinkt dann unter den Schwellen
die Erdbahn, so sinkt die Schwelle mit und hat hierauf mit der Schienenbahn keine
Verbindung mehr; wird aber die Schraube s in die Höhe
geschroben bis die obere Grundfläche des Kopfes der Schraube unter der Grundfläche
der Schienenkemme anschließt, dann ist die Verbindung wieder hergestellt. Damit aber
die Schraube s, sowie unter der Schwelle die Erdbahn
sinkt, durch das fortwährende Höherschrauben aus der Mutter r, r nicht herausgeschroben werden kann, hat das untere Ende x kein Gewinde und ist etwas dicker als die Schraube.
Soll die Schraube s in die Mutter r, r eingeschoben werden, so geschieht dieß an ihrem Kopfende t.
Diese Veränderungen, welche vorzunehmen sind sowie unter den Schwellen die Erdbahn
sinkt, können durch die Bahnwärter besorgt werden.
Sind die zwei Schrauben s in jeder Schwelle beim
Erdbahnsinken bis am Ende gebraucht, so müssen sie in der Schwelle so tief
eingeschroben werden, daß gerade die Schraubenköpfe herausstehen und die Schwelle
muß durch untergeschobene hölzerne Keile so hoch über der Erdbahn gehoben werden,
daß von beiden Schraubenköpfen die Zapfen u, Fig. 9, in die
zwei Schienenklemmen aufgenommen sind. Ist dann in dieser Stellung Sand
untergesetzt, so ist die Schienenklemme auf der Erdbahn wieder in Verbindung
gebracht. Sinkt nachher die Erdbahn, so können die zwei Schrauben wieder gebraucht
werden.
Sollen die Schrauben s, Fig. 9, gegen Rost und
Schmutz gesichert werden, so muß in jeder Schwelle in die zwei Löcher, durch welche
jene Schrauben gehen, von unten herauf eine Büchse w, w
von Kupfer oder Zink eingeschlagen werden, die so lang ist, daß sie unter die Mutter
r, r an der Platte o, p
tritt.
Das Gewinde an der Schraube s und in der Mutter r, r kann angegossen werden, wodurch die Kosten
bedeutend vermindert werden, denn bei einem flachen Gewinde kann die Schraube in der
Mutter mit einem kleinen Spielraum gehen, sobald dieselbe wie hier eine Last
lothrecht zu tragen hat.
Es versteht sich von selbst, daß die zwei Eisenplatten c,
c, Fig.
1, auf jeder Schwelle P, P mit einer Schablone
verbunden, in gleicher Entfernung und in paralleler Richtung aufgenagelt werden
müssen, damit die zwei Schienenbahnen genau parallel neben einander hergehen und die
Stühle durch keine Spannung dem Schienenverband hinderlich werden. Auch müssen auf
die Schwellen q, q, welche unter die Schienenklemmen zu
liegen kommen, die zwei Platten o, p, mit einer dazu
besonders gemachten Schablone verbunden, geschroben werden. Die Schablonen werde ich
auf Verlangen angeben.
3) Der Schienenbahnbau von jedem Bahnhof
oder Anhaltsort zum andern.
Der Schienenverband mit dieser neuen Schwellen-Verbindung kann auf der Erdbahn
eben so aufgestellt werden, wie in der früheren Abhandlung beschrieben ist. Während
man bei letzterer Construction durch die eisernen Keile in jedem Stuhl nachzuhelfen
hat, muß es hier mit den Riegeln auf jeder Schwelle geschehen.
Bei der neuen Schienenaufstellung werden zuerst die Schwellen P, P, Fig.
1, mit den Stühlen, wie beschrieben, je eine halbe Schienenlänge entfernt,
auf der Erdbahn gelegt, und nachdem die Schienenaufstellung beendigt ist, müssen die
bei dieser Aufstellung gebrauchten Pfähle aus der Erdbahn herausgenommen werden,
weil auf diesen Stellen die Schwellen q, q unter die
Schienenklemmen zu liegen kommen. Sollen diese Schwellen unter die Schienenklemmen
gelegt werden, so muß auf diesen Erdbahnstellen so viel Sand weggenommen werden, daß
die Zapfen u, Fig. 2, auf den Köpfen der
Schwellenschrauben s unter den Schienenklemmen M hindurchgehen können; ist dann durch hölzerne Keile
die Schwelle so hoch gehoben, daß die zwei Zapfen u in
den zwei Schienenklemmen M ihren Schluß erhalten haben,
so kann unter die Schwellen Sand gesetzt werden und die Schienenbahn ist unter den
Schienenklemmen auf der Erdbahn unterstützt.
Die Unterhaltungskosten des Eisenbahnbaues werden vermindert, wenn das
Schienenaufstellen auf der Erbbahn, wie beschrieben, theilweise geschieht und alles
Eisen vom Oberbau der Dauerhaftigkeit wegen sogleich nach der Aufstellung mit
Oelfirniß angestrichen wird. Wollte man alle Theile vor der Schienenaufstellung mit Oelfirniß
anstreichen, so würde der Anstrich bei der Aufstellung so beschädigt, daß er nachher
doch wiederholt werden müßte.
Anmerkung. Schon im Jahr 1844 habe ich einen
Schienen-Verband in seiner einfachsten Form im polytechn. Centralblatt Heft
21 (polytechn. Journal Bd. XCIV S. 351)
beschrieben; um aber nach jener Angabe die Oberfläche der Schienenbahn unverändert
zu unterhalten, sind größere Kosten erforderlich, als bei den hier und in der
vorhergehenden Abhandlung beschriebenen Schienen-Zusammenstellungen. Bei der
früheren Methode muß jede etwas gesunkene Erdbahnstelle durch Unterlegung von Sand
verbessert werden, was nicht immer so schnell und zur rechten Zeit, wie bei den
neueren Constructionen geschehen kann; auch ist der Schienenverband nach der ersten
Angabe mühsamer auf der Erdbahn aufzustellen, als bei den hier beschriebenen
Zusammensetzungen.
Alles Neue, wenn auch die Brauchbarkeit desselben von Vielen anerkannt wird, findet
selten sogleich eine Anwendung; so habe ich im kurhessischen Richelsdorfer
Kupfergebirge im Jahr 1798 mit einem neuen Markscheider-InstrumentBeschreibung eines neu erfundenen Markscheider Instruments, nebst Anweisung
zum Gebrauch desselben, von C. M. Breithaupt. Mit sechs Kupfertafeln Kassel 1800. einen Grubenzug von 188 Lachtern Umfang mit 30 Standpunkten nach Lichter
visirt zugezogen und durch trigonometrische Berechnung die Entfernung des ersten
Anhaltungspunkts vom letztern und den Höhenunterschied angegeben, was mit der
wirklichen Entfernung und dem Höhenunterschied übereintraf. Diese neue
Vermessungsart wurde zwar sogleich für eine bessere und richtigere anerkannt, als
das Messen mit dem Hängekompaß und Gradbogen, jedoch ist dieses neue Instrument erst
vor etwa 16 Jahren in Anwendung gebracht worden; nun werden in vielen Bergwerken mit
demselben die Grubengebäude angenommen.
4) Ansichten über den von mir im
polytechn. Journal Bd. XCIX S. 323 beschriebenen
Eisenbahnbau.
Von Einigen wurde behauptet, die Schienenverband-Bahn müsse nicht jede halbe
Schienenlänge, sondern jede Viertel-Schienenlänge durch eine Schwelle mit der
Erdbahn verbunden seyn; deßwegen habe ich auch den oben beschriebenen neuen
Schienenbahnbau unter jeder Schienenklemme auf einer Schwelle ruhen lassen. Diese neue
Schwellenverbindung unter jeder Schienenklemme (Abschnitt 2) kann auch bei dem
früher a. a. O. beschriebenen Schienenbahnbau angewandt werden, nur mit dem
Unterschied, daß die Schraube s, Fig. 9, halb so lang seyn
kann und nicht durch die ganze Schwellendicke zu gehen braucht, weßwegen auch die
Büchse w, w entbehrlich ist.
Es wurde auch bezweifelt, daß mein Schienenverband von einem Bahnhof oder Anhaltsort
zum andern die obere ebene Bahnfläche nach seiner Aufstellung beibehalten könne und
solche Stöße, wie bei der allgemein üblichen Schienen-Zusammenstellung zu
vermeiden wären. Dieß ist aber nicht zu bezweifeln in der Voraussetzung, daß nichts
vernachlässigt wird und bei jeder vorletzten aufgestellten Strecke, die
Stuhl- und Schienenklemmschrauben täglich untersucht werden, ob sie noch ein
weiteres Nachschrauben gestatten, was wohl bei einigen stattfinden kann, wenn der
Schraubenfuß auf der Schienenfläche noch nicht überall anschließt; auch können die
aufeinanderliegenden Schienenflächen anfangs einen dichtern Anschluß wegen der
rauhen Oberfläche annehmen. Wird das Nachschrauben auf jeder zuvor aufgestellten
Schienenbahnstrecke täglich wiederholt, bis die Schrauben kein weiteres
Nachschrauben erlauben, und werden auch alle Schrauben, welche leicht in ihren
Muttern gehen, ehe das Gewind an der Schraube und in der Mutter verdorben wird,
sogleich mit einer andern verwechselt, so wird der Schienenverband in seinen Stühlen
und Schienenklemmen eben so fest gehalten, als wenn die zwei aneinander gelegten
Schienen von halber Dicke eine Schienenbahn von ganzer Dicke ausmachen.
Bei meinem Schienenbahnverband werden die einzelnen Schienenlängen durch drei Stühle
und zwei Schienenklemmen, also an fünf Stellen in gleicher Entfernung festgehalten;
auch wird der Schienenverband an den Stellen auf der Erbbahn unterstützt, wo die
Schienenenden zusammenstoßen; daher ist es unmöglich, wenn der Schienenbau nach
Vorschrift unterhalten wird, daß beim Fahren auf der Eisenbahn ein Hervortreten von
Schienenenden vorkommen kann. Angenommen auch ein Bahnwärter habe nicht auf allen
gesunkenen Erdbahnstellen die Schwellen mit der Erdbahn zur rechten Zeit verbunden,
so kann auf der Schienenbahn das Fahren über fehlende Erdbahn-Unterstützungen
doch kein Hervortreten von Schienenenden bewirken, wenn der Vernachlässigung
wenigstens nach der zweiten Fahrt abgeholfen wird; denn nicht nur das starke
Aneinanderhalten der Schienen verhindert das Hervortreten der Schienenenden, sondern
auch der Verband selbst und der Umstand, daß das Fahrgeleise über zwei zusammengelegte
Schienen geht.
Jeder Bahnwärter muß seine Bahnstrecke täglich wenigstens zweimal begehen und wenn er
also auch beim erstenmal die Schwellen auf einigen gesunkenen Erdbahnstellen zu
stellen übersehen haben sollte, so geschieht es doch gewiß beim zweiten Gang. Sollte
alles hier gesagte für Einige noch nicht befriedigend seyn, so will ich noch eine
neue Verbindung angeben, die ich aber für überflüssig halte.
A und B, Fig. 10, stellen zwei
Schienen im senkrechten Längendurchschnitte und in 1/4 der natürlichen Größe vor.
Das Ende von der Schiene B hat einen Zapfen a und die andere Schiene A
hat an ihrem Ende in der Breitenmitte eine Kerbe b, in
welche der Zapfen a greift. Dieser Zapfen darf nicht
über 3/4 Zoll lang seyn und sein Anfang c, c. muß vom
Schienenende unter stumpfem Winkel ausgehen, wodurch der Zapfen an Tragkraft
gewinnt. Der Zapfen a kann nicht abbrechen, weil er die
große Last beim Fahren auf der Bahn nicht zu tragen hat, indem die Schienenenden d, d im Stuhl getragen werden und der Zapfen a in der Schiene A mit einem
kleinen Spielraum eingelegt werden muß.