Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. , S. 414 |
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Miscellen.
Miscellen.
Wirksame Elektrisirmaschinen mit Walzen.
Bei Gelegenheit der vor kurzem im physikalischen und technischen Magazin des Hrn.
C. A. Gruel in Berlin in
Gegenwart vieler ausgezeichneten Physiker angestellten Versuche mit der
Dampfelektricität wurden zugleich einige Glaselektrisirmaschinen geprüft, die sich
durch gefällige Formen, bedeutende Wirkung, Billigkeit und durch die Leichtigkeit,
mit welcher dieselben zu handhaben und zu transportiren sind, besonders empfehlen.
In Betreff des Glaskörpers, der aus einem Cylinder von nicht hygroskopischem, sehr
stark elektrischem hartem Glase besteht, scheint das ältere Princip der Walzenform,
die bei gleicher Größe der geriebenen Fläche die Wirkung der Scheibe übertrifft, mit
Vortheil aufs neue befolgt zu seyn, was sich um so mehr rechtfertigt, als die
technische Ausführung der Cylinder gegenwärtig eine weit genügendere ist als die
frühere, und die getroffene sonstige Anordnung des Apparats ebenfalls Vortheile
gewährt. Eine geriebene Glasfläche von circa 2
Quadratfuß gab in Verbindung mit nur einem Reibzeuge und einem Conductor von circa 1
3/4 Quadratfuß mit 1 1/2zölligen Endkugeln versehen, dem Blitz ähnliche, vielfach
gezackte Funken von 8zölliger Schlagweite; die Ausdehnung der Lichtbüschel ging
begreiflich noch über diese Entfernung hinaus Hiemit im Verhältniß stand die rasche
Ladung großer Leydener Flaschen, eben so die Wirkung kleinerer Cylindermaschinen von
äußerst ansprechender Form. – Die Dampfelektricität lud eine Flasche mit
circa 1 Quadratfuß Belegung innerhalb 2 1/2 Secunden bis zur Selbstentladung; was
die Menge der durch Reibung hoch gespannter Dämpfe erzeugten Elektricität beweisen
kann, wenn man berücksichtigt, daß 6 Atmosphären Druck und nur eine
Ausströmungsöffnung angewandt wurden.
Um das Gelingen dieser Versuche zu sichern, erscheint es zweckmäßig, dieselben in
getrennten Localen oder doch so anzustellen, daß alle zur Isolirung der
Haupt- und Nebenapparate dienenden Theile vor dem durch die Wasserdämpfe sehr bald
entstehenden leitenden Ueberzug bewahrt bleiben. Sammelt man die – E des Kessels, so ist es leicht, sich der Wasserdämpfe
sofort nach ihrem Austritt aus dem Ventil zu entledigen, deren Verbreitung in die
elektrische Region des Kessels nur ableitend und schwächend wirkt. – Von
einer jetzt in Ausführung begriffenen großen Cylindermaschine des Hrn. Gruel lassen sich wohl sehr
bedeutende Wirkungen erwarten.
H.
Ueber die Auflöslichkeit des Fluorcalciums (Flußspath) in
Wasser; von Dr. G. Wilson.
Das Vorkommen des Fluors in Pflanzen und Thieren veranlaßte den Verfasser eine Reihe
Versuche anzustellen, um das Auflösungsmittel des Fluorcalciums zu entdecken,
wodurch dieses Vorkommen veranlaßt wird. Seine ersten Versuche machte er mit
Kohlensäure, wovon er einen Strom durch Wasser leitete, worin feingepulverter reiner
Flußspath suspendirt war. Bei dieser Behandlung löste sich der Flußspath auf, denn
die Flüssigkeit wurde durch kleesaures Ammoniak gefällt und hinterließ beim
Abdampfen einen Rückstand, welcher bei der Behandlung mit Schwefelsäure Flußsäure
ausgab. Hieraus schloß der Verfasser anfangs daß die Kohlensäure dem Wasser die
Eigenschaft ertheile, das Fluorcalcium aufzulösen; er bemerkte dann aber, daß die
Flüssigkeit ungetrübt blieb, nachdem alles Gas durch Erwärmen derselben ausgetrieben
war, so daß offenbar das Wasser allein das Fluorcalcium auflösen kann, während bis
jetzt in allen Werken über Chemie das Gegentheil behauptet wurde. Im Verlauf seiner
Versuche fand er, daß Wasser von 80° R. mehr Flußspath auflösen kann, als
solches von 12° R.
Die wässerige Auflösung des Flußspaths gibt mit Barytsalzen einen Niederschlag,
welcher sich bloß auf einen starken Zusatz von Salpetersäure und Salzsäure wieder
auflöst. Die Fluoride sind daher von den schwefelsauren Salzen nicht leicht zu
unterscheiden und dürften schon oft für letztere bei der Analyse von Mineralwassern
gehalten worden seyn. Bei der gegenwärtigen Methode den Gehalt einer Substanz an
Fluor zu bestimmen, verwandelt man letzteres in Fluorcalcium, welches im Verlauf der
analytischen Operationen mit vielem Wasser ausgewaschen wird und daher sehr an
Gewicht abnehmen kann – eine Thatsache, die bisher übersehen wurde. Das Fluor
sollte daher künftig mit Barytsalzen bestimmt werden, weil das Fluorbaryum
jedenfalls weniger auflöslich ist als das Fluorcalcium.
Seitdem entdeckte der Verfasser das Fluorcalcium auch in den Brunnen von Edinburgh
(bekanntlich ist es auch schon in andern Brunnenwässern entdeckt worden) und
überdieß im Seewasser, durch Untersuchung der Mutterlauge aus den Salzpfannen, worin
Meerwasser verdampft wird. (Chemical Gazette, Mai 1846,
Nr. 85.)
Entdeckung einer natürlichen, nicht vulcanischen Puzzolane im
Departement der Ardennen.
Hr. Sauvage,
Bergwerks-Ingenieur, hat zuerst auf das Vorkommen der Lagerung eines
Gesteines aufmerksam gemacht, welches im Departement der Ardennen unter dem Namen
Gaize oder todtes Gestein bekannt ist. Dasselbe findet sich am Grunde der
Kreideformation und bedeckt die Thone des Gault; seine Mächtigkeit beträgt ungefähr
100 Meter im Süden des Departements. Es ist von blaßgrauer, etwas grünlicher Farbe,
sehr zerklüftet und kann deßhalb zu Bauwerken, welche dem Wechsel der Witterung
ausgesetzt sind, nicht angewandt werden; überdieß ist es sehr weich. Nach Sauvage ist es folgendermaßen zusammengesetzt:
feiner Quarzsand
17,00
grüner sehr feiner Sand (Chlorit)
12,00
Thon
7,00
gallertartige Kieselerde
56,00
Wasser
8,00
–––––––
100,00.
Die große Menge gallertartiger Kieselerde, welche dieses Gestein enthält, ließ mich
annehmen, daß es, in feines Pulver verwandelt, mit fettem Kalk als eine Puzzolane
sich vereinigen würde.
Ich konnte diese Annahme an einigen beträchtlichen Stücken bestätigen, welche der
Oberingenieur der Ardennen, Lemoyne, mir mittheilte, und
in der That verhält sich das Pulver der Gaize wie eine wahre natürliche Puzzolane,
welche an manchen Orten um so wichtigere Dienste leisten kann, als man sie zu einem
sehr niedrigen Preise erhalten kann. Noch mehr, wenn die Sandlager, welche aus der
Verwitterung dieser Gaue entstehen und sich an der ganzen Länge des steilen Abhanges
hinziehen, welchen dieß Gestein im Arrondissement de Bouziers bildet, nicht durch
Regenwasser einen Theil der gallertartigen Kieselerde verloren haben, so müssen
dieselben unmittelbar als Puzzolanen angewandt werden können.
Bei einem sehr entscheidenden Versuche mengte ich 100 Gewichtstheile Gaizepulver mit
20 Gewichtstheilen gebranntem, zuvor gelöschtem Kalk und der entsprechenden
Wassermenge zur Consistenz eines guten Mörtels; die Anwendung des Gemenges, welches
unmittelbar unter Wasser gebracht wurde, erfolgte während 7 Tagen und die
Vereinigung der Mischung war nach 50 Tagen, der gewöhnlichen Zeit, welche alle
gebräuchlichen Puzzolanen erfordern, erfolgt.
Die Gaize gibt demnach das erste Beispiel einer natürlichen Puzzolane von nicht
vulkanischem Ursprunge. Vicat. (Comptes rendus.)
Ueber die Anwendung der natürlichen gallertartigen Kieselerde
zur Verbesserung des Bodens.
Die gewöhnlichen Dünger, welche dem Boden die organischen Bestandtheile wieder
erstatten, die ihm durch den Anbau in den vorhergehenden Jahren entzogen wurden,
vermögen ihm nicht immer auch die unorganischen Bestandtheile wieder zu ersetzen,
deren er auf demselben Wege beraubt wurde. Die Abnahme der Kieselerde z.B. im Boden
kann mit der Zeit merklich werden, so wird an gewissen Orten das Getreide immer
geneigter sich zu senken, ohne Zweifel weil es in dem Boden nicht mehr die
erforderliche Menge Kieselerde vorfindet, damit seine Stengel die nöthige Consistenz
erhalten; dessenungeachtet kann der Unterboden oft Kieselerde in Menge enthalten,
aber in einem Zustande, wo sie nicht assimilirbar ist. Diesem Fehler des Bodens läßt
sich dadurch abhelfen, daß man dem Dünger eine gewisse Menge gallertartiger
Kieselerde zusetzt, die sich nicht selten im Mineralreich vorfindet; das von Vicat unlängst in den Ardennen entdeckte Gestein, welches
eine natürliche gute Puzzolane ist, enthält z.B. 56 Proc. gallertartige Kieselerde.
Couche. (Comptes rendus,
April 1846, Nr. 14.)
Ueber die Verdienste des Hrn. Vicat um die Kenntniß und Anwendung des
künstlich erzeugten hydraulischen Kalks; von Professor Dumas.
Der Marquis d'Argenteuil hat der Société d'Encouragement eine Summe von 40,000 Frcs.
vermacht, deren Zinsen man während sechs Jahren sich anhäufen lassen soll, um daraus
den Stock eines Preises von 12,000 Fr. zu bilden; mit diesem Preis soll derjenige
Erfinder belohnt werden, welcher im Verlauf der sechs vorhergehenden Jahre nach dem Urtheil der
Gesellschaft die für die National-Industrie wichtigste Entdeckung gemacht
hat. Der Ausschuß der Gesellschaft hat nach reiflicher Ueberlegung einstimmig
beschlossen, jenen Preis diesesmal Hrn. Vicat, Oberingenieur des Brücken- und Straßenbaues, für seine
bewunderungswürdigen Entdeckungen hinsichtlich der Natur des hydraulischen Kalks und
Mörtels zuzuerkennen.
Daß wir jetzt, wo der Bau der Canäle und Eisenbahnen mit so großem Eifer betrieben
wird, alle dabei erforderlichen Schleußen, Brücken, Viaducte, Tunnels etc. wohlfeil
und von fast unbegränzter Dauer herstellen können, verdanken wir Hrn. Vicat; er lehrte uns allenthalben
unter Wasser zu bauen und zwar eben so leicht und sicher, als auf der Oberfläche des
Bodens, durch Anwendung des künstlich erzeugten hydraulischen Kalks.
Hr. Vicat hat zuerst gezeigt,
daß man mit Kalk und Thon, wenn man sie in gewissem Verhältniß mit einander
vermengt, den hydraulischen Kalk erhält; er hat die Anwendung und Darstellung dieses
schätzbaren Products im Großen zuerst durchgeführt. Ohne Thon gibt der Kalk einen
Mörtel, welcher allerdings an der Luft langsam erhärtet, in dem Maaße, als er daraus
die Kohlensäure absorbirt; der sich aber im Wasser so schnell zertheilt oder
auflöst, daß man damit keine Bauten unter demselben vornehmen kann. Dagegen erhärtet
der mit Thon vermengte Kalk unter dem Wässer schnell und sicher und bekommt die
Dauer des Steins selbst; nur muß man das Gemenge gehörig zu brennen verstehen.
Hr. Vicat hat uns also gelehrt,
wodurch sich die Kalkarten, welche man seit langer Zeit fetten Kalk, magern Kalk und
hydraulischen Kalk nennt, von einander unterscheiden. Ersterer ist reiner Kalk; er
gibt einen Mörtel, welchen man nur in geringer Dicke anwenden darf, weil er nur dann
erhärten kann, wenn ihn die Luft durchdringt und ihm die hiezu erforderliche
Kohlensäure liefert. Der magere Kalk enthält Bittererde und bietet keine besonderen
Eigenthümlichkeiten bei seiner Anwendung als Luftmörtel dar; aber der hydraulische
Kalk, welcher mit thonhaltigem Kalk erzeugt wird, liefert uns Mörtel, welche nach
und nach so hart werden, als der Kalkstein selbst. Mit 10, 15, 35 Proc. Thon wird
der Kalk immer mehr hydraulisch. Wenn der Kalk diesen Thon nicht enthält, braucht
man ihn bloß vor dem Brennen mit solchem zu vermengen, damit er verhältnißmäßig mehr
oder weniger hydraulisch wird. Erhöht man das Verhältniß des Thons auf 33 Proc., so
erhält man eigenthümliche, besonders wichtige Producte, welche unter Wasser oder an
der Luft fast augenblicklich erhärten, und die man uneigentlich im Handel römisches
Cement nennt, welches jedoch die Römer niemals kannten.
Nachdem Hr. Vicat gezeigt
hatte, aus welchen Substanzen der hydraulische Kalk besteht und wie man ihn aus
seinen Bestandtheilen zusammensetzen und somit künstlich darstellen kann, enthüllte
er uns auch bald die Natur jener Thone, welche man Puzzolane oder Traß nennt, von
denen die Römer so häufige Anwendung machten, um dadurch ihre Mörtel zu erhärten. Es
sind dieß Thone, welche durch das Feuer der Vulcane mit Alkalien oder selbst mit ein
wenig Kalk gebrannt wurden und dadurch die Eigenschaft erlangt haben, den fetten
Kalk durch ihre Vermengung mit demselben augenblicklich hydraulisch zu machen. Wenn
man irgend einen Thon mit Kalk oder Alkalien brennt, so macht man daraus in der That
eine wahre Puzzolane.
Ueberzeugt, daß die Natur fast überall Kalksteine darbietet, womit man hydraulischen
Kalk fabriciren kann, durchreiste Hr. Vicat ganz Frankreich fast immer zu Fuß und bezeichnete den
Ingenieuren und Bauunternehmern über 300 Steinbrüche, welche hydraulischen Kalk zu
liefern vermögen.
Erst ganz kürzlich hat er gezeigt, daß jene Puzzolane, um welche man ehemals Italien
so sehr beneidete und jener so schätzbare Traß, deren chemische Zusammensetzung und
künstliche Fabrication er uns gelehrt hatte, ihrerseits durch gewisse Arten
Kieselsand ersetzt werden können, die in einigen Ländern in Menge vorzukommen
scheinen. Fetter Kalk, welchen man mit solchem Sand vermengt, wird hydraulisch,
Wenn aber der hydraulische Kalk zum Bauen unter dem Wasser der Flüsse, Canäle etc. so
nützlich ist, wird das Meerwasser gerade so auf ihn wirken? Die Erfahrung hat das
Gegentheil bewiesen. Nicht aller hydraulische Kalk eignet sich gleich gut zum Bauen
in Salzwasser; man muß darunter eine Wahl treffen, und Hr. Vicat, welcher die Notwendigkeit derselben
erkannte, gab auch die Regeln dafür an. Heutzutage können wir also unsere Häfen,
Leuchtthürme, Dämme in aller Sicherheit bauen; das Meerwasser hat seinen bekannten und speciellen
hydraulischen Kalk.
Nach dieser kurzen Auseinandersetzung wird man sich nicht mehr verwundern, daß die
Ersparnisse, welche Frankreich mittelst der Verfahrungsarten des Hrn. Vicat machte, bereits auf
dreihundert Millionen zu veranschlagen sind; in einigen Jahren dürften sie bei der
großen Ausdehnung unserer Canal- und Eisenbahnbauten Milliarden betragen.
Eine Verordnung vom 20. Januar 1845 erkennt Hrn. Vicat auf den Bericht der HHrn. Arago und Thenard als Nationalbelohnung eine Pension von
6000 Frcs. zu. (Bulletin de la Société
d'Encouragement, Februar 1846, S. 91.)
–––––––––––
Wir haben diesen Aufsatz, welcher im Original mit den übertrieben Lobpreisungen des
Hrn. Vicat schließt, unsern
Lesern nicht vorenthalten wollen, um ihnen zu zeigen, wie hoch von den Franzosen
diejenigen ihrer Landsleute geachtet werden, welche etwas Nützliches ins Leben
einzuführen bestrebt sind, selbst wenn dabei eine Unredlichkeit gegen Ausländer
begangen wird, worüber man mit einer bewunderungswürdigen Dreistigkeit
hinwegschreitet. Es würde begreiflicherweise das Verdienst des Franzosen nicht so
glänzend erscheinen und vielleicht nicht die beabsichtigte Wirkung hervorbringen,
wenn man gestehen wollte, daß an derselben Sache einen großen und gar einen größern
Antheil im Auslande vollends ein Deutscher hatte. Dieses muß verschwiegen werden;
und man ist dazu um so mehr berechtigt, da, wenn in Deutschland etwas Gutes zu
Stande kommt, es nur darum geschieht, weil die Deutschen so dumm (esprits épais) sind, wie jüngst in der Akademie
der Wissenschaften zu Paris von Hrn. Baron Dupin geradezu ausgesprochen wurde (siehe
Beilage zur Augsburger Allg. Zeitung vom 11. April 1846). Wenn auch nicht alle
Franzosen so aufrichtig ihre Gesinnung gegen uns äußern wie Dupin, daß sie dieselbe uns geradezu ins Gesicht sagen, so denken doch
gewiß die allermeisten wie er; und wenn ein Deutscher in seiner Einfalt etwas zu
Tage bringt, so muß es ein Franzose längst schon gehabt und wenigstens gedacht
haben. Dieses findet der deutsche Michel auch selbst ganz in Ordnung und es hat in
der Regel nur das für ihn Gültigkeit, was in Paris approbirt worden.
Er achtet daher nicht auf die Abhandl. von Fuchs über Kalk und
Mörtel (Erdmann's Journal für technische und
ökonomische Chemie, Bd. VI), nicht auf dessen von der holländischen Gesellschaft der
Wissenschaften in Harlem gekrönte Preisschrift: über die
Eigenschaften, Bestandtheile und chemische Verbindung der hydraulischen
Mörtel (polytechn. Journal Bd. XCIX S.
271). Ein Beweis für diese Mißachtung findet sich im Journal für
praktische Chemie, Jahrg. 1842, Bd. XXVI, S. 418.
Wir haben uns über die Anmaßung des Hrn. Vicat, der noch gegenwärtig keinen klaren Begriff von der Natur des
hydraulischen Kalks und Mörtels zu haben scheint, hinlänglich ausgesprochen
(insbesondere im polytechn. Journal Bd. LXXXII S.
362), so daß wir es für überflüssig halten, noch mehr hierüber zu sagen.
Uebrigens beneiden wir Hrn. Vicat, der gewiß seinem Vaterlande in dieser Beziehung viel genutzt
hat, nicht um die Belohnung die ihm zugedacht worden, und wünschen nur, daß sich
unsere Landsleute ein Beispiel daran nehmen möchten.
E. D.
Die Stereochromie.
Der vom Oberbergrath Fuchs in München erfunden
Stereochromie hat sich nun endlich der berühmte Künstler Hr. v. Kaulbach daselbst angenommen und nach einigen
wenigen Versuchen mit der neuen Methode so ganz vertraut gemacht, daß er sie
gegenwärtig mit derselben Leichtigkeit handhabt wie die Oelmalerei. Mehrere seiner
in dieser Weise ausgeführten Proben stehen in seinem Atelier dem Publicum schon seit
einiger Zeit zur Einsicht offen. Die neue Malerei hau auch wirklich in der letzten
Zeit in Bezug auf Glanz und Feuer der Farbe, so wie auf Fügsamkeit in Hinsicht der
Behandlung eine Vollkommenheit erlangt, die kaum etwas zu wünschen übrig läßt, und Kaulbach ist gesonnen ein großes Frescobild, zu dem der
Carton schon vorliegt, in dieser Manier auszuführen. (Augsb. Allg. Ztg.)
Ueber Zinkographie (Zinkdruck).
Durch die in der letzten Zeit bekannt gewordene sogenannte anastatische Druckerei
oder die Kunst Kupferstiche, Letterndruck etc. auf verschiedene Metalle,
insbesondere Zink zu übertragen (polytechnisches Journal Bd. XCVII S. 231) ist eigentlich nur die
Zinkographie wieder ausgerichtet worden.
Sennefelder, der Erfinder der Lithographie, hat darüber
Versuche drei Jahre lang fortgesetzt; er ging aber wieder von der Sache ab, weil
dabei das Verrücken der aufliegenden Filzplatte und bei lange andauerndem Drucken
das Strecken der Zinkplatten, wodurch Buchstaben und Zeichnungen in die Länge
gezogen werden, fast unvermeidlich sind. Die Schwärze aus Lampenschwarz und
Leinölfirniß, wovon letzterer eine Consistenz haben muß, daß ein Tropfen zwischen
den Fingern in einen 1 1/2 Zoll langen Faden sich ziehen läßt, muß mit einer Walze
aufgetragen werden, die mit Kalbleder, von welchem die Fleischseite auswendig,
überzogen ist.
Das Papier muß beim Ueberdrucken auf der Rückseite mit einem Wasser aus drei Theilen
Regenwasser und einem Theile Salzsäure Wohl benetzt und die Zinkplatte erwärmt
werden.
Diese Erfahrungen gingen aus Sennefelder's Versuchen vor
mehr als 30 Jahren hervor.
Spätere Mittheilungen, welche wir hierüber durch einen Freund von Hrn. Käppelin, einen gebornen Schweizer
und Besitzer einer ansehnlichen lithographischen Anstalt in Paris, erhalten haben,
sind der Hauptsache nach mit dem Vorhergehenden übereinstimmend.
Nach Käppelin's Aeußerung ist die Zinkographie schon seit
vielen Jahren ihrer großen Schwierigkeiten wegen gänzlich
aufgegeben worden. Man wendet sie nur beim Ueberdrucke von Gegenständen an, für
deren Umfang nicht hinreichend große Steine aufgetrieben werden können. Sie ist eine
wahre Vexirarbeit, da das Zink entsetzliche Launen und Empfindlichkeiten hat, welche
die Geduld des kaltblütigsten Arbeiters ermüden. Jede Berührung mit dem Finger gibt
Flecken, ja selbst die Ausdünstung der Arbeiter soll darauf Einfluß haben.
Die autographische Tinte und Druckerschwärze sind nicht, wie man da und dort meint,
von besonderem Belange und müssen nicht besonders zubereitet sehn, sondern die
Hauptrücksichten, welche dabei zu nehmen sind, sind:
1) die Zinkplatte muß vollkommen eben und spiegelblank seyn;
2) das gesäuerte Wasser muß von eigenthümlicher Zubereitung und dem Zinke
entsprechend seyn, und
3) das zu den Abdrücken dienende Papier muß recht gleichmäßig und Wohl genetzt
seyn.
Das gesäuerte Wasser, dessen Zubereitung in den meisten zinkographischen Anstalten
als Geheimniß betrachtet wird, soll nach folgender Vorschrift dargestellt
werden:
1 Loth Galläpfelpulver wird mit 2 Pfd. Regenwasser bis auf ein
Drittheil eingekocht, durchgesiehen und die Flüssigkeit mit einem Quentchen
chemischreiner Salpetersäure von einer Stärke = 20° B. und 4 Tropfen
Salzsäure vermischt. Nach der Mischung soll das Wasser eine Stärke von 2 1/2°
an Baumé's Aräometer zeigen.
Bei dem Gebrauche muß dieses Wasser entweder mit Regenwasser noch verdünnt, oder
durch Abdampfen in einer Porzellanschale auf einem warmen Ofen noch concentrirt
werden, weil die Natur der Zinkplatten dasselbe bald schwächer bald stärker
verlangt, wofür sich keine allgemeine Regel angeben läßt. Der Stärkegrad ist bald
ausgemittelt, und man wird durch die Freude des außerordentlichen Gelingens der
Abdrücke für die leichte Mühe reichlich entschädigt.
Auf dieses Wasser legt Käppelin so viel Werth, als Sennefelder auf das Erwärmen der Zinkplatten gelegt hat.
(Kunst- und Gewerbeblatt, Febr. 1846.)
Kreide als Schutzmittel für den kupfernen
Schiffsbeschlag.
In einer Versammlung der asiatischen Gesellschaft zeigte der Vorstand Hr. Karl Hufnagel ein merkwürdiges
Kupferblech vor, welches an dem Dampfschiff „Hindostan“ in England angebracht worden war und seitdem man
es befestigte, hatte das Schiff über 100,000 Meilen zurückgelegt; das Kupfer war mit
Kreide überzogen worden, in welche man Worte eingeschrieben hatte, die man noch
deutlich lesen konnte; das Kupfer unter der Kreide hat die ursprüngliche Dicke,
während es sonst allenthalben durch die Reibung auf seiner Oberfläche abgenutzt ist.
Seit dieser interessanten Entdeckung haben die Eigenthümer des Schiffs
„Aeneas“ den ganzen
Kupferbeschlag desselben mit Kreide überzogen, in der Hoffnung es dadurch zu
coserviren. (Chemical Gazette, Mai 1846, Nr. 85.)
Ueber Mittel der Erkrankung der Arbeiter in
Zündhölzchenfabriken vorzubeugen.
Im polytechn. Journal Bd. C S. 69 wurde eine Abhandlung von Dr. Russel
„über die Krankheiten der Arbeiter in Zündhölzchenfabriken und die Mittel
denselben vorzubeugen“ mitgetheilt; die dort angegebenen Maaßregel
scheinen mir nicht hinreichend, obschon ich der theilweisen Zweckmäßigkeit derselben
beipflichte, und besonders eine gute Ventilation für sehr nützlich erachte, da eine
solche unerläßlich ist, um die durch die allmähliche Verbrennung des Phosphors nach
und nach ihres Sauerstoffs beraubte und dadurch verdorbene Luft stets durch frische
zu ersetzen. Ueberdieß dürfte es aber unumgänglich nöthig seyn, für stete
Beseitigung der Phosphordämpfe zu sorgen, und ich schlage zu diesem Zweck das
Ammoniak vor, indem dasselbe als gasförmiger und basischer Körper im Stande ist, die
durch die Verbrennung des Phosphors an der Luft sich bildenden Dämpfe von
phosphoriger Säure zu binden und damit unschädliche Verbindungen von
phosphorigsaurem und phosphorsaurem Ammoniak zu bilden.
Deßfallsige Versuche haben diese Annahme vollkommen bestätigt; in einem
verschlossenen Zimmer wurde Phosphor der langsamen Verbrennung so lange ausgesetzt,
bis die darinnen verweilenden Phosphordämpfe ziemlich lästig fielen und hierauf
flüssiges Ammoniak in Schalen aufgestellt, wo dann nach kurzer Zeit nur mehr schwach
der eigenthümliche Geruch des verbrennenden Phosphors wahrgenommen werden konnte
(von Ammoniak war fast nichts zu riechen); während durch Ventilation allein es nicht
möglich war eine solche vollkommene Beseitigung der Phosphordämpfe zu bezwecken
Vielleicht wäre das Ammoniak für sich allein schon im Stande den
Krankheitserscheinungen in den Zündhölzchenfabriken vorzubeugen.
Jedenfalls ist es des Versuches werth, in den mit gut eingerichteter Ventilation
versehenen Arbeitssälen mehrere Schalen oder Teller mit flüssigem Aetzammoniak, oder
wohlfeiler solche mit einem befeuchteten Gemenge von Salmiakpulver und Aetzkalk oder
auch Kreide so aufzustellen, daß sie von den Arbeitern etwas entfernt zu stehen
kommen, und dieselben jedesmal zu erneuern, wenn keine starke Entwicklung von
Ammoniak mehr stattfindet.
F. Roder, Apotheker zu Lenzburg im
Kanton Aargau.
Ueber die Verfälschungen der Cochenille.
Die Verfälschung der Cochenille durch Aufschwellung derselben mit Wasserdampf und
Umrühren mit gepulvertem Talk (seltener mit Bleiweiß), um ihr ein schöneres Ansehen
und ein größeres Gewicht zu geben, ist bekannt; wird sie dadurch zu weiß, so hilft
man mit Graphit wieder ab. Leider ist diese Behandlung schon so allgemein, daß sie
kaum mehr als betrügerisch betrachtet wird. Eine noch viel bedenklichere in neuerer
Zeit vorkommende Verfälschung der Cochenille ist ihre Vermengung mit 10–20
Procent einer künstlichen Cochenille. Diese ist violettroth, ihr Gefüge glatt und
etwas glänzend, ihre Größe und Gestalt ziemlich wie bei der ächten. Im Glasmörser
zerrieben bringt sie Streifen auf dessen Wänden hervor und gibt ein
violettcarmoisinrothes Pulver, welches der Cochenille ähnlich schmeckt. Bei der
chemischen Untersuchung ergab sich, daß diese falsche Cochenille 32 1/2 Proc. Lack
mit Thonerde- und Eisenbasis und überschüssiges kohlensaures Natron, 32
verbrennliche Materie und 35 1/2 Proc. Glas, Sand und erdige Substanzen enthält.
Wahrscheinlich wurde sie auf die Art bereitet, daß man einen Lack aus Farbholz und
Alaun mit kohlensaurem Natron niederschlug; diesem Lack wurden dann
Cochenillerückstände, Sand und gestoßenes Glas zugesetzt. Das Eisen scheint von dem
Rückstand eines Cochenille-Präparats (?) herzurühren. Monthiers. (Journal de Pharmacie, Februar
1846, S. 109.)
Verbesserte Essigbereitung.
Die HHrn. C. Leuchs und Comp.
in Nürnberg zeigen an, daß sie den Verkauf eines Verfahrens Essig zu bereiten,
welches von einem Essigfabrikanten ausgeht, der es schon seit mehreren Jahren
ausübt, übernommen haben; nach der Angabe des Erfinders ist man nach der neuen Art
im Stande, den Essig auf eine viel einfachere, weniger kostspielige und mühevolle
Weise als bisher und bei Anwendung einer gleichen Menge Geistes, oder
Zuckergehaltes, gegen andere Methoden stärker zu erzeugen; damit soll sich noch die
Möglichkeit vereinigen, den Essig ohne Umstände in concentrirtem Zustand herstellen zu können.
Die Schnellessigfabrication bietet bei allen ihren Vorzügen in der Praxis mehrere
Mängel dar, nämlich 1) die bedeutende Verflüchtigung von geistigen und Essigtheilen,
welche zwar vermindert werden kann, aber in der Regel nicht vermieden wird, daher
sich die Nähe einer Essigfabrik dem Vorübergehenden häufig schon durch den Geruch
kund gibt (und wie viel Essig geht nicht verloren, wenn die Atmosphäre beständig mit
Essigdampf erfüllt ist); 2) die Schwierigkeiten, welche das bald zu schnelle, bald
zu langsame Durchlaufen der Flüssigkeit, das Verschleimen der Siebböden und Späne,
das Regeln des Luftstroms macht, der, wenn er zu schwach ist, die Säuerung aufhält,
wenn er zu stark ist, zu viel geistige oder saure Theile entführt und daher Schwäche
des Essigs verursacht; 3) die viele Handarbeit. Alle diese Mängel sollen bei dem
neuen Verfahren durchaus beseitigt seyn.
Uebrigens bietet das fragliche Verfahren kein neues Princip dar, sondern beruht auf
einem allbekannten, bisher aber noch nicht in der Schärfe angewandten. Die
Ertragsberechnung bei diesem Verfahren welches keine andern Geräthe als ein Faß für
die essiggebende Flüssigkeit und eines für den fertigen Essig erfordert –
stellt sich im Vergleich mit der bisherigen Fabricationsart wie folgt:
A. Bei der ältern Art rechnet man,
daß 100 Eimer Ansatzflüssigkeit binnen sechs Wochen 80 Eimer fertigen Essig
liefern;
B. Bei der Schnellessigfabrication
gibt ein Apparat von 6 Fuß Höhe täglich 1 1/2 Eimer, in sechs Wochen also 63
Eimer Essig.
Bei der neuen hier vorgeschlagenen Art erhält man mit der bei A angewandten Zahl Fässer in sechs Wochen 120 Eimer Essig, statt 80; also
40 Eimer oder 50 Procent mehr, und wenn man so viele Fässer anwendet, als bei B der Apparat kostet, 150 Eimer Essig, statt 63; also 87
Eimer mehr, erspart die Handarbeit, welche bei der Schnellessigfabrication einen Arbeiter ganz in
Anspruch nimmt, und erhält stärkeren Essig, weil die geistigen und sauren Theile
nicht durch Luftzug entführt werden.
Ueber die Rolle, welche das Wasser überhaupt durch seinen
Gehalt an Salzen in der Oekonomie spielt.
Eine scheinbar weitabstehende Untersuchung über die Fixirung der erdigen
Bestandtheile in den Knochen lieferte Hrn. Boussingault Gelegenheit zu den wichtigsten
Andeutungen über die Rolle, welche das Wasser durch seinen Gehalt an Salzen in der
Landwirthschaft spielt. Boussingault nahm drei junge
Ferkel unmittelbar nach der Geburt, das erste wurde sogleich getödet und der Gehalt
an feuerbeständigen Salzen in seinem Skelett bestimmt. Die beiden andern Ferkel,
welche bei der Geburt genau dasselbe Gewicht hatten, wurden während acht Monaten mit
gewöhnlichem Schweinefutter ernährt, dann das zweite geschlachtet, und wie bei dem
ersten der Gehalt seines Skelettes an Asche bestimmt. Das dritte überbleibende wurde
endlich während drei Monaten nur mit in Wasser verrührten Kartoffeln gefüttert und
dann eben so behandelt wie die beiden andern Die Kartoffeln, die es verzehrte, das
Wasser, welches es soff, seine Excremente wurden genau gewogen während dieser Zeit
und der Aschegehalt aller dieser Stoffe bestimmt. Aus der Analyse des zweiten
Ferkels hatte sich ergeben, daß in den ersten acht Monaten nach der Geburt ein
Schwein im Durchschnitt 2,4 Gramme Phosphorsäure und 2,8 Gramme Kalk täglich bedarf,
während nach dieser Periode, wo das Skelett sich besonders festigt, täglich nur 1,4
Phosphorsäure und 1,6 Kalk fixirt werden. Allein die von dem dritten Schwein
innerhalb der 93 Tage dauernden Kartoffelfütterung verzehrten 544 Kilogr. Kartoffeln
enthielten im Ganzen nur 98 Gramme Kalk, während in dem Skelett 150 Gr. Kalk fixirt
wurden, und durch die Excremente 116 Gr. Kalk abgegangen waren. Das Schwein hatte
demnach in den drei Monaten 266 Gr. Kalk gebraucht und dennoch in seiner Nahrung nur
98 Gr. empfangen. Die fehlenden 168 Gr. Kalk mußte das Wasser liefern; trotz der
großen Reinheit des Wassers von Bächelbrunnen (Boussingault's Landgut) konnten durch dessen Kalkgehalt dem Thier 179 Gr.
Kalk zugeführt werden, mithin 11 Gr. mehr, als im Skelett gefunden wurden. Diese
Thatsachen, so interessant sie an und für sich für die Physiologie sind, indem sie
zeigen, daß der Organismus überall, wo er ihn nur finden kann, sich den Stoff zu
seinem Gebäude zu verschaffen sucht, liefern Hrn. B. die Anhaltspunkte zu weitern
Schlüssen. Er zeigt, daß die Brunnen von Bächelbrunnen jährlich seinem Vieh etwa
1000 Kilogr. Kalk, Magnesia mit Kochsalz zuführen; daß alle diese den Pflanzen so
nöthigen Stoffe von dem Vieh, lebendigen Filtrirmaschinen, aufgenommen und dem
Dünger zugeführt werden, und so weist er, die Wage in der Hand, nach, welchen
Einfluß nothwendig der Salzgehalt verschiedener fließenden Wasser auf die Vegetation
haben muß, und wie es dem Oekonomen nicht gleichgültig seyn kann, ob er ein Wasser
von dieser oder jener Beschaffenheit auf seine Aecker und Wiesen leitet, am Brunnen
von dieser oder jener Zusammensetzung sein Vieh tränkt. (Augsb. Allg. Ztg.)
Ueber die Erschöpfung des Bodens durch das Getreide in der von
der Blüthe bis zur Reife verstreichenden Zeit.
Boussingault hat jetzt chemisch die Frage untersucht, in
welchem Verhältnisse die Pflanzen und namentlich das Getreide, während der
verschiedenen Epochen ihrer Lebensdauer die Bestandtheile des Bodens und der
Atmosphäre fixiren. Die Beantwortung dieser Frage ist eine der wichtigsten für den
Landwirth. Oft handelt es sich darum, bei Futtermangel, durch angesäetes Getreide,
das man jung abmäht, dem Mangel abzuhelfen, und es fragt sich, ob diese Art den
Boden zu benutzen, denselben mehr erschöpft, als wenn man dem Getreide sein volles Wachsthum läßt.
– Mathieu de Dombasle hatte behauptet, das
Getreide entzöge dem Boden nach der Blüthe keine Stoffe mehr; die Pflanze habe im
Momente der Blüthe schon die ganze Menge von verschiedenen Substanzen, welche sie
gebrauche, an sich gebracht, und empfange während der ganzen Periode von der Blüthe
bis zur Reife der Körner keine neuen Stoffe mehr. Was sie dem Boden entnehme, habe
sie schon vor der Blüthe entnommen. Boussingault hat nun
Versuche in der Weise angestellt, daß er von einem Acker, der sehr gleichmäßig
stand, eine bestimmte Anzahl Pflanzen zu verschiedenen Epochen ausriß, und nach
vollständiger Austrocknung derselben ihr Gewicht bestimmte. Diese getrockneten
Pflanzen wurden nun analysirt und bestimmt, wie viel Kohlenstoff, Sauerstoff,
Wasserstoff und Stickstoff und feste mineralische Substanz ein bestimmtes Gewicht
derselben enthielt. So wurden zu drei verschiedenen Epochen, am 19ten Mai, 9ten
Junius, zur Zeit der Blüthe, und am 5ten August, zur Erntezeit, die Analysen
wiederholt und aus den Ergebnissen berechnet, wie viel der einzelnen Bestandtheile
eine Hektare Landes während der Epoche des kräftigsten Wachsthumes und in der von
der Blüthe bis zur Reife verstrichenen Zeit hervorgebracht hatte. Die
Weizenpflanzen, welche auf einer Hektare Landes standen, wogen am 19ten Mai 689
Kilogramme, am 9ten Junius (Blüthezeit) 2631 Kilogr., am löten August 4666 Kilogr.;
es waren demnach auf einer Hektare Landes fixirt worden an trockener Substanz: vom
19ten Mai bis zum 9ten Junius 1942 Kilogramme, mithin 92,3 Kilogr. täglich, und vom
9ten Junius bis 15ten August 2035 Kilogr. oder 30,3 Kilogr. täglich. Es zeigt sich
daraus, daß die Fixation der trockenen Substanz zwar von der Blüthe bis zum Reifen
der Frucht fortdauert, das Reifen mithin nicht bloß eine Verarbeitung der schon
aufgenommenen Masse und ein Austrocknen des Getreides ist; daß aber auf der andern
Seite diese Fixation nur etwa ein Drittel derjenigen beträgt, welche während der
Periode des größten Wachsthumes stattfindet.
Indeß geben diese Resultate noch nicht eine unmittelbare Antwort auf die Frage,
welche besonders den Landwirth angeht. Dieser will wissen, in welchem Verhältniß die
Fixation zu dem Boden steht, auf welchem die Pflanze wächst; inwiefern dieser Boden
durch die Pflanze erschöpft wird, und in welchem Verhältniß diese Bodenerschöpfung
zu den verschiedenen Lebensperioden der Pflanzen steht. Die organische Substanz,
woraus die Pflanze größtentheils zusammengesetzt ist, wird nicht aus dem Boden,
sondern wie wir jetzt sehr wohl wissen, aus der Luft genommen; der Kohlenstoff, der
Sauerstoff, der Wasserstoff und Stickstoff wird, wenn nicht gänzlich, so doch zum
größten Theil der Atmosphäre entzogen, und um deren Zusammensetzung hat sich der
Landwirth nicht zu kümmern und ihre Erschöpfung nicht zu fürchten. Der Boden liefert
aber die mineralischen Bestandtheile, welche zu dem Leben der Pflanze höchst nöthig
sind; aus ihm werden jene phosphorsauren, kohlensauren Salze, jene Kieselsäure und
alle die Stoffe entnommen, welche beim Verbrennen in Form von Asche zurückbleiben,
und der Boden ist dann erschöpft, wenn er diese mineralischen Bestandtheile der
Pflanze nicht mehr liefern kann. Darauf beruht eben das große Princip der
Wechselwirthschaft, daß man auf demselben Boden Pflanzen abwechseln läßt, welche
verschiedene mineralische Bestandtheile fixiren, so daß während des Wachsthums und
Gedeihens der einen Pflanze der verwitternde Einfluß der Atmosphäre in dem Boden
wieder neue Quantitäten derjenigen Substanzen aufschließt und löslich macht, welche
der nachfolgenden Pflanze nöthig sind; darauf beruht größtentheils die Wirkung des
Düngers, daß er dem Boden in löslicher Form Stoffe zufügt, welche der anzubauenden
Pflanze die Aschenbestandtheile, deren sie bedürftig ist, liefert. Der Knotenpunkt
der angeregten Frage für den praktischen Landwirth liegt mithin darin zu wissen, ob
die Pflanze zu verschiedenen Zeiten auch verschiedene Mengen mineralischer
Substanzen dem Boden entzieht, ob sie diesen mehr erschöpft während des Wachsthums,
während des Blühens, während der Reife. Hierauf antworten Boussingault's Versuche durchaus kategorisch. Während der oben angegebenen
Wachsthumsperiode von 21 Tage entzog der Weizen einer Hektare Landes dem Boden 40,3
Kilogramme mineralischer Substanz, mithin 1,87 Kilogramme täglich, oder beinahe 4
Pfunde; während der folgenden Periode von der Blüthe bis zur Ernte, die 66 Tage
dauerte, 120,8 Kilogramme, oder 1,84 Kilogramme täglich. Der Unterschied zwischen
beiden Zahlen ist so unbedeutend, daß wir denselben unberücksichtigt lassen und
behaupten können, daß der Weizen während der ganzen Zeit seines Wachsthums eine etwa gleiche
Quantität mineralischer Bestandtheile dem Boden entzieht, und diesen während der
Zeit der Reife eben so erschöpft als während des größten Wachsthums. Die Fixation
der organischen Bestandtheile, welche hauptsächlich der Luft entnommen werden,
verringert sich um zwei Drittel während der Reifezeit; diejenige der mineralischen
Bestandtheile, welche dem Boden entzogen werden, bleibt sich gleich. Man säe dreimal
im Jahr auf demselben Acker Weizen, den man zur Blüthezeit oder etwas vor derselben
als Futter abschneidet, und man wird dadurch den Boden nicht mehr erschöpfen, als
wenn man den einmal gesäeten Weizen blühen und Frucht tragen läßt. Dieß ist das
praktische Resultat für den Landwirth. (a. a. O.)
Ueber die relative nährende Kraft des grünen und dürren
Futters.
Man glaubt ziemlich allgemein, daß dieselbe Quantität Klee, oder anderes grünes
Viehfutter weit nährender sey im frischen Zustand, als wenn es in Heu umgewandelt
wurde; nach Hrn. Boussingault
ist dieß ein Irrthum; seine Versuche scheinen zu beweisen, daß das Heu sogar
nährender sey als die Quantität grünes Futter, aus welchem es hervorgegangen. Es ist
demnach ein unnützer Luxus, Tag für Tag hinauszufahren und frischen Klee zum Futter
zu holen, statt in einemmal den Klee abzumähen und nachher als Heu zu verfüttern;
das Resultat für das Vieh bleibt dasselbe, und die Zeitersparniß ist der Gewinnst
für den Landmann. Boussingault's Versuche hierüber sind,
wie immer, mit jener sorfältigen Genauigkeit angestellt, die der Chemiker in seine
Experimente bringen muß. Es genügte nicht, einmal für allemal zu bestimmen, wie viel
Wasser und flüchtige Stoffe der Klee beim Trocknen verliere; denn es zeigte sich,
daß das Heu außerordentlich hygroskopisch sey, und das Verhältniß desselben zum
grünen Futter deßhalb sehr wechsle. Die täglich zum Futter bestimmte Quantität Klee
wurde aus diesem Grunde gewogen und in zwei gleiche Hälften getheilt; die eine
Hälfte ward grün verfüttert, die andere Hälfte getrocknet und als Heu bewahrt. So
wurde nun das vorher abgewogene Thier (Rinder) mit gewogenen Mengen grünen Klees
während einer gewissen Zeit gefüttert und die entsprechenden Heuquantitäten
zurückgelegt. Nach Verlauf der Versuchszeit wurde das Thier von neuem gewogen und
bestimmt, ob es durch die Fütterung zu- oder abgenommen habe. Sodann wurde
die zweite Versuchsweise in derselben Art mit dem trockenen Heu vorgenommen und
ebenfalls nach Beendigung derselben das Gewicht des Thieres bestimmt, das nicht
abgenommen, sondern eher sich vermehrt hatte. Die Versuche sind noch nicht zahlreich
genug, um diesen Vorzug des trockenen Heues definitiv zu beweisen; jedenfalls aber
genügen sie, um darzuthun, daß eine Quantität Futter wenigstens dieselbe nährende
Kraft habe, sie mag nun als Heu oder grün verwendet werden. (a. a. O.)
Verfahren zur Bereitung von Kartoffelmehl.
Die zweckmäßigste Bereitung von Kartoffelmehl dürfte wohl die nach der von Prof.
Schulze in Eldena bekannt
gemachten Methode seyn. Dieselbe zweckt nämlich darauf ab, unter Erhaltung aller
Nährstoffe mittelst eines wenig umständlichen Verfahrens ein Mehl darzustellen,
welches im wesentlichen derselben Anwendung zur Speise fähig ist, wie die Kartoffeln
selbst. Die Kartoffeln werden nämlich gekocht. Dabei
verkleistert die Stärke in den Zellen und schließt das geronnene Eiweiß mit ein; der
Zusammenhang des Markgewebes selbst wird gelöst. Damit die gekochten Kartoffeln sich
besser trocknen lassen und die Substanz nicht glasig werde, läßt man die gekochten
Kartoffeln gefrieren, wodurch dieselben in einen Zustand
versetzt werden, vermöge dessen nach dem Aufthauen das Wasser sehr leicht abgepreßt und der Rückstand getrocknet werden kann. Die trockene Substanz läßt sich schon zwischen den
Fingern in ein körniges lockeres Pulver zerreiben, welches mit Leichtigkeit
gereinigt und durch einfaches Anbrühen zur Speise vorbereitet werden kann. (Mussehl's prakt. Wochenbl.)
Ueber das Conserviren thierischer Substanzen.
Hr. A. Bobierre hat der
französischen Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung über diesen Gegenstand
übergeben; seine Methoden eignen sich zum Einbalsamiren, so wie zum Conserviren
anatomischer und naturhistorischer Gegenstände. Die Hauptsubstanz, welche er
anwendet, ist der Holzgeist (Methyloxydhydrat), in welchem er eine gewisse Menge
Kampher auflöst. Sein Verfahren beim Einbalsamiren besteht darin: 1) erstlich von
der angegebenen Flüssigkeit in die Halspulsadern zu injiciren: 2) den injicirten
Leichnam mit Firniß zu überziehen; 3) ihn mit Bleistreifen und klebrigen Streifen zu
umgeben und endlich noch einmal zu firnissen; 4) ihn in einen bleiernen Sarg zu
bringen, in welchen man ein unvollkommen verschlossenes Glas stellt, welches
schwefligsaures Natron enthält. (Journal de Chimie
médicale, April 1846, S. 296.)
Unlängst wurde folgendes Verfahren zum Einbalsamiren angegeben, wodurch die
thierischen Substanzen steinhart werden sollen. Man
taucht sie in Wasser, worin Quecksilbersublimat und Salmiak aufgelöst sind. Die
Leichname welche einige Zeit in dieser Flüssigkeit liegen blieben, können polirt
werden, widerstehen dem Hammer etc; sie behalten ihre natürliche Farbe bei und
erheischen wenn sie aus dem Bade kommen, keine weitern Vorsichtsmaaßregeln.
Die Red.
Erfahrungen über holzgenagelte Fußbekleidung.
Eine Mittheilung des Hrn. Prof. Bender, Vorstehers einer Erziehungsanstalt in Weinheim, über gut
ausgeführte holzgenagelte FußbekleidungMan vergl. darüber polytechn. Journal Bd.
XCIV S. 408 und Bd. XCVII S.
333., verdient veröffentlicht zu werden, um ein größeres Vertrauen für diese
Methode zu erwecken, als ihr bis jetzt mit Unrecht zu Theil geworden ist. Hr.
Bender bedient sich nebst
seinen zahlreichen Zöglingen seit länger als einem Jahre dieser Fußbekleidung und
findet sie weit vortheilhafter, als die früher von demselben Schuhmacher mit Fleiß
und aus gutem Leder auf die gewöhnliche Weise angefertigten. Er findet diese
Vortheile theils in größerer Annehmlichkeit beim Gehen, indem keine Naht drückt,
theils in längerer Dauer, und endlich in besserem Schutze gegen die Nässe.
Bei einer im letzten nassen Sommer mit achtzehn Zöglingen unternommenen Fußreise nach
Mailand hatte derselbe Gelegenheit die holzgenagelten Schuhe einer harten Prüfung zu
unterwerfen; die Reisenden wurden sehr oft durchnäßt, hatten beim Uebergang über die
Alpen, indem sie beim Aufsuchen von Pflanzen und Mineralien häufig die Landstraße
verließen, sehr steinige Wege, und dennoch bedurften ihre Schuhe keiner Reparatur,
sondern wurden vielmehr nach der Rückkehr von der Reise theilweise noch bis zum
October, ohne reparirt werden zu müssen, getragen. Hr. Bender ließ die seinigen erst am 20. October
wieder sohlen, obgleich sie Anfangs Julius schon gebraucht wurden. – Er
findet dieses günstige Resultat, gegenüber den sonst häufigen Klagen über die
ungenügende Dauerhaftigkeit der holzgenagelten Fußbekleidung, allein in der großen
Sorgfalt, mit welcher dieselbe von dem Schuhmachermeister F. Ehrat in Weinheim angefertigt wird, und glaubt, daß alle ungünstigen
Erfahrungen hierüber nur in leichtfertiger Arbeit nicht sachkundiger Meister ihren
Grund haben. Die Erfahrungen des Hrn. Bender gründen sich übrigens auf den allgemeinen Gebrauch der nach
dieser Methode angefertigten Fußbekleidung in seinem nicht weniger als 70 Personen
zählenden Hause. (Monatsbl. d. großh. hess. Gewerbv.)