Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. , S. 485 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber eine neue Form für Locomotiven.
Hr. T. R. Crampton las unlängst
in einer Versammlung der Society of arts eine Abhandlung
„über eine neue Form der Locomotivmaschine.“ Der Zweck
seiner Erfindung ist, die schwankende oder oscillirende Bewegung zu verhüten, welche
man gegenwärtig bei den meisten Locomotiven von gewöhnlicher Construction so sehr
fühlt, ferner die Vortheile großer Treibräder beizubehalten, ohne die Höhe des
Schwerpunkts zu vergrößern. Die Hauptverbesserung, welche Hr. Crampton vorschlägt, besteht darin, daß er die
Treibräder hinter dem Feuerkasten anbringt, so daß sie im Durchmesser beträchtlich
vergrößert werden können, ohne daß der Schwerpunkt der Maschine höher zu liegen
kommt. Der Erfinder glaubt, daß er dadurch eine größere Stätigkeit bezwecken wird,
weil gar kein überhängendes Gewicht mehr vorhanden ist und daß folglich die Gefahr
des Austretens aus den Schienen verhältnißmäßig vermindert wird. Hinsichtlich der
mechanischen Wirkung großer und kleiner Treibräder bemerkte er, daß nach einer Reihe
von Versuchen, welche auf der Great-Western-Eisenbahn angestellt
wurden, aus folgendem Grunde die großen Räder zuerst verkleinert und nachher wieder
vergrößert worden sind. Der „Ajax“, welcher mit Rädern von 10
Fuß gebaut war und eine Gesammt-Heizfläche von nur 474 Fuß hatte, zeigte sich
nämlich nicht entsprechend, während der „North Star“ mit Rädern
von 7 Fuß und 724 Fuß Heizfläche sich als sehr wirksam erwies. In Folge hievon
wurden zwei Locomotiven gebaut, der „Fire Fly“ mit Rädern von 7
Fuß und 705 Fuß Heizfläche, ferner der „Fury“ mit Rädern von 6
Fuß und 608 Fuß Heizfläche; nach einigen Monaten wurden die kleinen Räder wegen zu
geringer Kraft aufgegeben und die größeren von 7 Fuß angenommen, ein offenbarer
Beweis, daß die Größe der Räder mit der Kraft der Maschine wenig zu thun hat, welche
vielmehr ganz von der Heizfläche abhängt. Nach seiner Ansicht wären die Räder von 10
Fuß Durchmesser noch gegenwärtig in Gebrauch, wenn man mit ihnen gleich anfangs die
724 Fuß Heizfläche angewandt hätte, eben so wie bei den Rädern von 7 Fuß
Durchmesser. (Practical Mechanic and Engineer's
Magazine, März 1846, S. 162.)
Methode die Adhäsion der Eisenbahnräder zu vergrößern.
Ein Correspondent des Mechanics' Magazine schlägt ein
sehr einfaches Mittel vor, um das Gleiten der Treibräder an den Locomotiven zu
verhindern, welches bei feuchtem Wetter oder einem schlüpfrigen Zustande der
Schienen stattfindet. Zur Vergrößerung der Reibung benutzt er Kreide, welche in Form
eines viereckigen Blocks geschnitten und in eine senkrechte Röhre mit offenem Boden
gebracht wird, die an dem Rande des Rades unmittelbar über dem Mittelpunkt der
Treibräder angebracht ist. Auf diese Weise überzieht sich das Rad bei seiner
Umdrehung mit Kreide, welche bekanntlich die Eigenschaft hat die Reibung sehr zu
vergrößern. Mittelst eines einfachen Mechanismus kann die Röhre so angeordnet
werden, daß die Kreide nur dann in Berührung mit dem Rad kommt, wenn der Zustand der
Schienen eine größere Adhäsion erheischt. (Practical Mechanic
and Engineer's Magazine, März 1846, S. 163.)
Ueber Torffeuerung für Locomotiven; von Klein.
In Folge eines deßhalb von mir gestellten Antrags wurde ich im Jahr 1844
aufgefordert, in Bayern die Versuche zu wiederholen, welche ich ein Jahr früher auf
der Braunschweig-Harzburger Eisenbahn über die Anwendbarkeit des Torfs als
Heizmaterial für Locomotiven anstellte (polytechnisches Journal Bd. XCI S. 267). Bayern besitzt keine
Steinkohlen, um sie im rohen oder verkohksten Zustand zur Locomotivenheizung zu
verwenden, und Brennholz ist nicht in solchem Ueberfluß vorhanden, daß auf eine
nachhaltige Zufuhr desselben zu mäßigem Preis gerechnet werden kann. Dagegen
durchzieht die Ludwigs-Süd-Nordbahn Gegenden, welche Torf in Ueberfluß
besitzen, und die Anwendung dieses Materials für die Bedürfnisse des
Eisenbahndienstes mußte in ökonomischer und staatswirthschaftlicher Beziehung für
höchst wichtig erkannt werden.
Die Versuche wurden, da zur Zeit die bayerische Staatsbahn noch nicht eröffnet war,
auf der München-Augsburger Eisenbahn vorgenommen, und die Resultate derselben
sind im folgenden Berichte enthalten, welchen ich am 6. Jul. 1844 an die königl.
Eisenbahnbau-Commission in Nürnberg erstattete. – Es wird hiezu bemerkt, daß alle zu den
Versuchen verwendeten Locomotiven mit meinem Apparat gegen das Funkensprühen
versehen waren, welcher sich bei der Torffeuerung nicht minder gut bewährte, als bei
der Holzfeuerung.
Nachdem die neue, in dem Etablissement des Hrn. Ritter v. Maffei gebaute, für die Staatsbahn
bestimmte Locomotive einige Fahrten unter Anwendung von Steinkohlen und Holz als
Brennmaterial theils mit leeren, theils mit den regelmäßigen Zügen gemacht hatte,
geschah am 20. Mai die erste Probefahrt von München aus mit Torf. Mit dem auf dem
Tender befindlichen Vorrath wurde der Weg bis Olching (5 Stunden) zurückgelegt,
wobei aber die Dampfspannung sichtlich abnahm. Noch minder günstig fiel der Versuch
aus bei der Rückfahrt von Augsburg an demselben Tage. Die Dampferzeugung wurde immer
schlechter, so daß man bei Mering, 3 1/2 Stunden von Augsburg, wieder zur
Holzfeuerung die Zuflucht nehmen mußte.
Am 22. wurde der Locomotive ein Zug von 8 leeren Wagen angehängt und hiemit eine
Fahrt von München nach Maisach (6 2/3 Stunden) und zurück gemacht. Auch dießmal war
das Resultat ein ungünstiges, es konnte mit dem verwendeten Torf nicht die
erforderliche Dampfmenge von der nöthigen Spannung erzeugt werden. Sämmtlichen mit
der neuen Locomotive gemachten Probefahrten hatte der Maschinenmeister der königl.
Staatseisenbahn, Hr. Exter,
beigewohnt.
Um Gewißheit darüber zu erlangen, welchem Umstande die ungenügende Dampferzeugung
zuzuschreiben sey, ob
a) der Qualität des Torfs,
b) der zu großen Weite des Blaserohrs,
oder
c) einer unrichtigen Heizmethode,
beantragte ich, daß die begonnenen Versuche eine Zeit lang mit
den Locomotiven der München-Augsburger Eisenbahn-Gesellschaft
fortgesetzt werden mögen, wobei sich zugleich der Vortheil ergeben werde, daß man
bei diesen Maschinen die Consumtion an Holz und Steinkohlen kennt und daher für eine
Vergleichung der relativen Heizkosten bei Anwendung verschiedener Brennstoffe
genauere Anhaltspunkte besitzt. Der technische Vorstand der königl.
Eisenbahnbau-Commission gab diesem Antrag seine Zustimmung, und Hr. v. Maffei gestattete im Namen der
Eisenbahn-Direction die Fortsetzung der Versuche mit den Locomotiven der
Gesellschaft.
Die nächste Probefahrt fand hierauf am 23. Mai statt. Die hiezu verwendete Locomotive
„Juno“ (mit 11zölligem Cylinder und 16 Zoll Hub) erhielt
durchaus keine Abänderung) Feuerrost, Blaserohr und Kamin blieben, wie sie bei
Holzfeuerung waren. Ein leerer Zug von sieben Wagen wurde bis Maisach (6 2/3
Stunden) gezogen und hiebei ganz auf dieselbe Weise geheizt, wie früher bei der
neuen Locomotive. Der Dampf kam von 50 Pfd. auf 15 Pfd. Spannung herab. Bei der
Rückfahrt aber wurde die Heizmethode geändert, das Feuer möglichst niedrig gehalten,
so daß das Brennmaterial nur etwa mit einer 9 Zoll dicken Schicht den Rost bedeckte,
und es zeigte sich, daß das ganze, im Heizkasten befindliche Torfquantum in
lebhafter Gluth erhalten wurde und mit schöner Flamme brannte. Die Dampferzeugung
betrug während der ganzen Rückfahrt zwischen 40 und 50 Pfd. auf den Quadratzoll.
Schon diese Fahrt bewies hinlänglich und die spätern Fahrten haben es noch mehr
bestätigt, daß das ungünstige Resultat der frühern Versuche weder in der Qualität
des Torfs, noch in der Dimension des Blaserohrs, sondern einzig und allein in der
beim Heizen angewandten Methode seinen Grund hatte. So lange man den Heizkasten ganz
mit Torf anfüllte und immer eine große Quantität auf einmal nachschüttete, gerieth
die oberste Schicht nur langsam in Gluth, und Gase so wie andere noch unzersetzte
Theile wurden unverbrannt durch die Röhren gerissen. Dieß zeigte am deutlichsten der
Umstand, daß es fortwährend im Rauchkasten brannte, besonders wenn daselbst die
Klappe geöffnet und der Luft freier Zutritt verschafft wurde. Lag dagegen, wie es
bei der letzten Fahrt von Maisach nach München der Fall war, der Torf nur in dünner
Schichte auf dem Roste und geschah das Nachfüllen nur in geringen Quantitäten, so
war die Verbrennung so rasch und vollkommen, als man es nur wünschen konnte.
Das nun eingetretene, durch mehrere Tage anhaltende regnerische Wetter verhinderte
die Fortsetzung der Versuche bis zum 28. Mai, an welchem Tage die Locomotive
„Juno“ den aus zwölf Wagen bestehenden regelmäßigen Train
unter Einhaltung der
gewöhnlichen Fahrzeit nach Augsburg förderte. Gleich nach der Abfahrt fing es
abermals zu regnen an, und obschon der Torf auf Tender und Wagen während der ganzen
Fahrt der Nässe ausgesetzt blieb, ließ doch die Dampferzeugung nichts zu wünschen
übrig. Das Feuer wurde, wie bei der Fahrt am 23. fortwährend niedrig gehalten und
der Torf nur in kleinen Quantitäten (60–80 Stücke auf einmal) in den
Heizkasten geworfen.
Bei der Rückfahrt um 3 Uhr Nachmittag war die Locomotive „Mars“
an der Reihe, der Train bestand aus vierzehn beladenen Wagen, was nach Aussage des
Maschinisten mehr war, als diese Maschine mit der erforderlichen Geschwindigkeit
fortzuschaffen vermag. Sie ist nämlich die schwächste Locomotive auf der Bahn, indem
sie bei einem Cylinderdurchmesser von 11 und einem Kolbenhub von 16 Zoll nur einen
sehr kleinen Kessel besitzt. Für den Zweck der Versuche war dieß aber insofern ein
günstiger Umstand, als hiebei ermittelt werden konnte, wie die Dampferzeugung vor
sich gehe, wenn die Locomotive mit ihrem ganzen Leistungsvermögen in Anspruch
genommen wird. Die Fahrt ging auch in der That sehr langsam von statten (man legte
den Weg bis Nannhofen, 7 3/4 Stunden, mit den gewöhnlichen Aufenthalten in 1 Stunde
50 Minuten zurück), doch fehlte es nie an Dampf, es bließ derselbe fast fortwährend
durch die Ventile ab. Zu berücksichtigen ist, daß die Bahn von Augsburg bis
Nannhofen auf 7 Stunden Entfernung um 258 Fuß steigt und daß die größte Steigung auf
einer Stunde ununterbrochener Weglänge 1 : 280 beträgt. Beim Herabfahren von
Nannhofen bis Maisach war die Dampferzeugung minder gut, was seinen Grund darin
haben mochte, daß eine Partie vom Regen naßgewordener Torf in die Heizkammer kam.
Aus Furcht es möchte die Verspätung noch größer werden, wurde von Olching aus mit
Holz geheizt. Der Weg, welchen die Maschine an diesem Tag unter Anwendung der
Torffeuerung im regelmäßigen Dienst zurücklegte, betrug demnach 28 Stunden.
Eine dritte Fahrt mit dem regelmäßigen Train geschah am 31. Mai Abends von München
nach Augsburg; die Locomotive „Mercur“ (mit 12zölligen
Cylindern und 18 Zoll Hub) brachte den aus acht Wagen bestehenden Zug in zwei
Stunden nach Augsburg; die folgende Fahrt von Augsburg nach München am 1. Jun.
Morgens machte dieselbe Maschine mit vierzehn Wagen; endlich ward am folgenden Abend
die letzte Probefahrt von München nach Augsburg mit der Locomotive
„Juno“ unternommen; sie legte den Weg mit eilf Wagen in der
gewöhnlichen Fahrzeit von 2 1/2 Stunden zurück. Auch während der drei letzten,
theilweise bei heftigem Wind und Regen gemachten Fahrten am 31. Mai und 1. Jun. ging
die Dampferzeugung ganz nach Wunsch von statten, ebenso gut wie bei der Feuerung mit
Holz, so daß ich es nicht für nöthig erachtete, die Versuche noch weiter
fortzusetzen.
Aus dem Angeführten geht hervor, daß die Locomotiven der München-Augsburger
Eisenbahn, unter Anwendung der Torffeuerung im regelmäßigen Dienst, mit mehr oder
minder schweren Zügen und bei ungünstiger Witterung 77 Wegstunden zurückgelegt
haben, ohne daß sich hiebei in Beziehung auf die Dampfentwickelung ein Anstand
ergeben hätte – ein Resultat, welches meine auf der
Braunschweig-Harzburger Eisenbahn im October v. J. über Torffeuerung
gemachten Erfahrungen so sehr bestätigte, daß ich nicht den mindesten Anstand nehmen
würde, den Betrieb einer neuen Eisenbahn zu beginnen, ohne irgend ein anderes
Heizmittel zu besitzen als Torf.
Die zu den Versuchen auf der München-Augsburger Eisenbahn verwendeten
Torfsorten waren dieselben, welche in München und Augsburg gewöhnlich auf den Markt
kommen (brauner Torf). Der Münchener (von Lochhausen), welcher für 2 fl. 42 fl. per
1000 Stück zum Bahnhof geliefert wurde, ist weniger compact und entzündet sich
leichter als der Augsburger, der etwas schwerer ist und mehr Asche zurückläßt. In
Augsburg kostete das Tausend 2 fl. 18 kr.
Der Zweck der Versuche auf der München-Augsburger Eisenbahn war nicht allein
der, zu ermitteln, ob die in Bayern vorhandenen Torfsorten zur Locomotivenheizung
geeignet sind, sondern zugleich zu finden, wie hoch sich beiläufig die Heizkosten
bei Anwendung dieses Materials stellen werden. Es ist daher nöthig, über das
Torfquantum zu sprechen, welches bei den gemachten Fahrten zur Heizung der
Locomotiven verwendet wurde.
Der Zustand, in welchem der Augsburger Torf zum Bahnhof geliefert wurde, machte eine
genaue Berechnung der bei den einzelnen Fahrten consumirten Quantität ganz unmöglich. Nur ein kleiner
Theil ward in ganzen Ziegeln, mehr als drei Viertheile aber in kleinen Stücken und
Staub verwendet. Das einzige Mittel wäre noch das Abwägen gewesen, wenn anders das
Naßwerden des Torfs hätte verhindert werden können, und wenn man nicht auch hätte
berücksichtigen müssen, daß von dem Staub nur ein geringer Theil mit verbrannte, der
größte Theil dagegen unbenutzt durch den Rost fiel.
Unter diesen Umständen war mir nur eine approximative Schätzung des nutzbar
verwendeten Torfquantums möglich, und zwar dadurch, daß ich die Zahl der Gefäße voll
Torf notirte, welche die Heizer während der Fahrt in den Heizkasten warfen. Es
wurden nämlich zum Heizen statt der Schaufel zwei halbrunde rinnenartige Blechgefäße
verwendet, welche zusammen gegen 40 Torfziegel faßten und jedesmal im voraus gefüllt
wurden, so daß die Heizthüre beim Feuern nicht lange geöffnet zu seyn brauchte. Drei
oder vier solche Gefäße voll Torf (60–80 Stück) wurden gewöhnlich auf einmal
in den Heizraum geworfen.
Es wird von der Wahrheit wenig abweichen und eher zu viel als zu wenig gesagt seyn,
wenn ich angebe, daß im Mittel für eine Fahrt zwischen München und Augsburg 3300
Stück Torf oder per Wegestunde 200 Stück verbrannt worden sind. Das Gewicht von 1000
Stück kann im Mittel zu 850 Pfd. angenommen werden. Es wurden demnach per Wegstunde
170 Pfd. und für eine ganze Fahrt 2800 Pfd. Torf consumirt. Hier ist das Vorheizen,
zu welchem jedesmal Holz verwendet würde, nicht in Rechnung genommen.
In dem Geschäftsbericht des Directoriums der München-Augsburger Eisenbahn vom
14. Dec. 1843 ist S. 10 angegeben, daß im Mittel eine Locomotive für jede 16 1/2
stündige Fahrt zwischen München und Augsburg 1 1/6 Klafter (à 144 bayer. K.) Brennholz consumirte. Rechnet man für das
Vorheizen 1/6 Klafter ab, so bleibt für die eigentliche Fahrt 1 Klafter und man
hätte:
1 Klafter Holz = 3300 Stück = 2800 Pfd. Torf.
Um einen Vergleich zwischen Torf und Steinkohlen anstellen zu können, ist es nöthig,
auf die Zeit zurückgehen, in welcher die Locomotiven der München-Augsburger
Eisenbahn noch mit Steinkohlen geheizt wurden. Damals verbrauchten die Locomotiven
durchschnittlich 9 Cntr. Kohlen für jede Fahrt über die ganze Bahnlänge, wobei das
Vorheizen nicht gerechnet ist, welches wie jetzt per Fahrt beiläufig 1/6 Klafter
Holz erfordert. (In dem oben citirten Bericht von 1843 ist bei der Vergleichung der
Heizkosten unter Anwendung von Holz und Steinkohlen auf das bei der
Steinkohlenfeuerung zum Vorheizen verwendete Brennholz wahrscheinlich aus Versehen
keine Rücksicht genommen.) Es sind demnach 9 Ctnr. Steinkohlen = 1 Klafter Brennholz
= 3300 Stück = 2800 Pfd. Torf, oder
1 Cntr. Steinkohlen = 367 Stück = 333 Pfd. Torf.
Das Heizvermögen des Holzes wird in der Regel größer gefunden, als sich nach der
Erfahrung auf der München-Augsburger Eisenbahn herausstellte. Auf der
Kaiser-Ferdinands Nordbahn z.B. fand man 1 Klafter weiches Holz = 1214 Pfd.
Kohks; jedenfalls dürfte aber die gewöhnliche Annahme von 10 Cntr. Steinkohlen = 1
Klafter Holz auch hier zum Grunde gelegt werden, wonach
1 Cntr. Steinkohlen = 330 Stück = 280 Pfd. Torf.
Vergleicht man die hier angegebenen Verhältnisse mit jenen, wie sie sich aus den
Versuchen auf der braunschweigischen Eisenbahn ergeben haben (s.
Eisenbahn-Ztg. Nr. 1 vom 7. Jan. 1844) und wie man sie gewöhnlich in
physikalischen Werken angegeben findet, so sieht man, daß in dem gegenwärtigem Fall
die Heizkraft des Torfs sehr gering berechnet ist. (Nach den Angaben von Karmarsch in den Mittheilungen des Gewerbevereins für das
Königreich Hannover kann im Mittel 1 Klafter (= 144 K.') Fichtenholz = 2500 Pfd.
Torf angesetzt werden, während hier 2800 angegeben ist. Nach Berthier (Annales de Chimie et de Physique)
soll, wenn die absolute Heizkraft des reinen Kohlenstoffs = 1 ist, die des braunen
Torfs = 0,43, die der Steinkohlen 0,690–0,935 betragen; demnach wären
Steinkohlen: Torf = 0,33 : 0,935 (die höchste Zahl genommen)
= 1: 2,17 und nicht = 1: 2,8 wie oben angegeben;
die mit der Einführung der Torffeuerung auf der bayerischen
Staats-Eisenbahn verknüpfte Ersparniß wird daher auf keinen Fall geringer,
weit eher aber bedeutender seyn, wie sich aus der folgenden Berechnung ergibt.
Es sey der Preis von 1000 Stück Torf bis zum Bahnhof geliefert 3 fl., so kosten 330
Stück 40 kr., während 1 Cntr. Steinkohlen von der gleichen Heizkraft wohl nicht für
weniger als 1 fl. 40 kr. zu haben seyn dürfte (auf der München-Augsburger
Eisenbahn kam der Cntr. auf 1 fl. 42 kr.). Man erspart demnach durch die
Torffeuerung, der Steinkohlenheizung gegenüber, 60 Proc. oder 3/5 der Auslagen.
Geringer ist die Ersparnis gegenüber von Holz; denn kommt 1 Klafter sammt der
Zubereitung in Augsburg auf 9 fl., so kostet dagegen das Aequivalent an Torf zu 2
fl. das Tausend 3,3 × 2 = 6 fl. 36 kr. oder um 26 2/3 Procent weniger.
Das Ergebniß der auf allerhöchsten Befehl auf der München-Augsburger Eisenbahn
angestellten Versuche läßt sich übersichtlich zusammengefaßt, wie folgt,
resumiren:
1) der Torf, wie er bei München, Augsburg und andern Orten in Bayern vorkommt, ist
zur Locomotiven-Feuerung vollkommen geeignet. Wird beim Heizen die gehörige
Aufmerksamkeit angewendet, und besonders darauf gesehen, daß niemals ein zu großes
Quantum auf dem Rost liegt, und das Nachfüllen möglichst gleichmäßig und nicht in zu
großen Quantitäten stattfindet, so geschieht die Dampferzeugung ebenso gut, wie bei
der Holzfeuerung und die Locomotive wird, mit Torf geheizt, ganz dasselbe leisten
können, wie mit Steinkohlen, Kohks oder Holz.
2) Es bedarf behufs der Torffeuerung keiner andern Abänderungen oder Vorkehrungen an
den Locomotiven, als derjenigen, welche auch die Holzfeuerung nöthig macht. Es gilt
diese Bemerkung besonders von der Entfernung der Roststäbe, der Oeffnung des
Blasrohrs und der Vorrichtung am Kamine zur Verhinderung des Funkensprühens.
Wünschenswerth ist dagegen ein größerer Tenderraum, damit die für eine größere
Bahnstrecke nöthige Quantität Torf Platz finde, auch sollte der Tender bedeckt
werden können, damit der Torf vor Nässe geschützt bleibe. Was das Heizen betrifft,
so unterlag dasselbe zwar auf die bei den Versuchen angewandte Weise keinem Anstand,
doch bleibt die Auffindung der besten Methode hiefür einer längern Erfahrung
anheimgegeben. Ich würde mir erlauben zu beantragen, daß ein Versuch mit größeren
Torfstücken, etwa von der Größe der zur Locomotivenheizung verwendeten Holzstücke
(gegen 15 Zoll lang, 6–8 Zoll breit und 3 Zoll dick) angestellt werde, wobei
das Heizen ganz so wie mit Holz geschehen könnte. Da der Torf bei gleichem Volumen
fast ebenso viel Heizkraft besitzt, wie das weiche Holz, so dürfte dieß die
bequemste Art zu heizen seyn.
3) In ökonomischer Beziehung ist der Vortheil der Torffeuerung auf den bayerischen
Eisenbahnen ein sehr bedeutender. Wird der Werth von 1000 Stück (850 Pfd.) Torf zu 2
fl. angenommen, so ist die Torffeuerung in der Gegend von Augsburg um 60 Proc.
billiger als die Steinkohlen- und um 27 Proc. billiger als die Holzheizung.
Die gleichen und vielleicht noch größere Ersparnisse dürfte die Torffeuerung in
andern, von der Eisenbahn durchschnittenen Gegenden, wo Torf im Ueberfluß ist, mit
sich bringen. Ich halte es für überflüssig, hier auch über die Vortheile zu
sprechen, welche die Einführung der Torffeuerung auf der Staatseisenbahn in
staatswirthschaftlicher Beziehung und durch den Umstand gewähren müßte, daß man in
dem wichtigsten Bedürfnisse des Eisenbahnbetriebs vom Ausland ganz unabhängig seyn
würde.
Es ist noch nicht lange, daß auf den europäischen Eisenbahnen die Einführung der
Holzfeuerung auf sehr große Schwierigkeiten gestoßen ist, und gegenwärtig werden in
Deutschland allein mehr als 120 Locomotiven (die Zahl der Locomotiven, welche
dermalen in Deutschland mit Holz geheizt und zu diesem Zweck mit dem Klein'schen Apparate gegen das Funkensprühen versehen
sind, beträgt nahe an 200) ausschließlich mit Holz geheizt. Ich spreche meine innige
Ueberzeugung aus, wenn ich behaupte, daß der Torffeuerung eine gleiche Zukunft
bevorsteht. (Kunst- und Gewerbeblatt, Febr. 1846.)
Anwendung der galvanischen Telegraphen auf Schiffen.
Das Bomben-Dampfboot „Scourge“ wurde mit einem
galvanischen Apparat versehen, um von seinen Ruderräder-Gehäusen oder der
dieselben verbindenden Brücke aus mit dem Maschinenraum correspondiren zu können, so
daß bei jedem Wetter, bei Tag und bei Nacht, statt der gegenwärtigen Zurufe den
Maschinenmeistern die erforderlichen Befehle ertheilt werden können. Da der Apparat
tragbar ist, so kann man ihn an jeden Theil des Schiffes schaffen, daher sich seine
Anwendung nicht auf den Officier beschränkt, welcher aus der Brücke oder der den
Ruderräder-Gehäusen steht. (Practical Mechanic and
Engineer's Magazine, März 1846, S. 163)
Verfahren bei galvanischen Vergoldungen und Versilberungen die
angewandte Menge Gold und Silber kennen zu lernen.
Bei dem Vergolden und Versilbern auf galvanischem Wege ist es wichtig zu wissen, wie
stark die Gegenstände sich vergoldet oder versilbert haben. Hierüber wurde von
Maximilian Herzog von Leuchtenberg eine Mittheilung
veröffentlicht (polyt. Journal Bd. XCIX S.
140); es soll nämlich aus der Differenz des Gold- und
Silbergehaltes der angewandten Lösungen vor und nach der Operation des Vergoldens
oder Versilberns die Menge des auf die Gegenstände niedergeschlagenen edeln Metalls
bestimmt werden. Hiebei ist jedoch zu beachten, daß in einem solchen Falle nur mit
Platin-Anoden gearbeitet werden darf, die sich bekanntlich in
Cyankaliumlösungen nicht auflösen; dieser für das erwähnte Verfahren wesentliche
Umstand ist aber in der besagten Mittheilung nicht
besonders hervorgehoben worden.
Das einfachste und von den Praktikern in größerem Maaßstabe auch gewöhnlich
angewandte Verfahren ist, mit Gold- oder Silber-Anoden zu arbeiten,
die respectiven Gold- oder Silber-Bleche vor und nach der Operation
des Vergoldens oder Versilberns genau zu wägen und so aus der
Gewichts-Differenz der Bleche die Quantität des edeln Metalles zu bestimmen,
welche sich auf den zu vergoldenden oder versilbernden Gegenstand niedergeschlagen
hat. Dasselbe Verfahren kann natürlich auch bei der galvanischen Verkupferung
angewandt werden, um die Quantität Kupfer zu bestimmen, welche sich auf den zu
verkupfernden Gegenstand niedergeschlagen hat. Dr. L.
Elsner. (Journal für
praktische Chemie, 1846 Nr. 7.)
Neues Verfahren reines Chlorgas zu erhalten.
Man versetzt 1 Theil gepulvertes doppelt-chromsaures Kali in einer Retorte
oder einem Kolben mit 6 Theilen Salzsäure von 1,16 spec. Gewicht und erhitzt einige
Secunden gelinde mit einer Weingeistlampe, bis eine lebhafte Reaction stattfindet.
Das Chlorgas entwickelt sich dann fortwährend rasch, ohne daß man die Mischung
ferner zu erhitzen braucht. 1 Aequivalent doppelt-chromsaures Kali und 7
Aequivalente Salzsäure geben 3 Aeq. Chlor, indem 1 Aeq. Chrom-Sesquichlorid,
1 Aeq. Chlorkalium und 7 Aeq. Wasser gebildet werden. R. G. Rogers und B. W. Rogers, Professoren an der
Universität von Virginien. (Silliman
's american Journal, Mai 1846.)
Anwendbarkeit des Chinoidins statt des Chinins als
Arzneimittel.
In dem Laboratorium zu Gießen ist die merkwürdige Entdeckung gemacht worden, daß das
Chinoidin (die in den Chinin-Mutterlaugen zurückbleibende harzähnliche
Substanz) eine dem Chinin gleiche Zusammensetzung besitzt, und daß beide in einer
ähnlichen Beziehung zu einander stehen wie der krystallisirbare Zucker zu dem unkrystallisirbaren
oder zu dem sogenannten Fruchtzucker, Das Chinoidin ist wie das Chinin eine starke
organische Basis, es sättigt genau so viel Säure wie ein gleiches Gewicht Chinin,
und zerfällt wie dieses durch kaustische Alkalien in Chinolein, Wasserstoffgas und
Kohlensäure. Dieses Resultat ist wichtig genug, um die Aufmerksamkeit der
praktischen Aerzte darauf zu lenken, besonders in dem gegenwärtigen Augenblick, wo
der hohe Preis des schwefelsauren Chinins (das Pfd. kostet 70 fl.) seine Anwendung
in einer Menge von Fällen, namentlich in der Armenpraxis, beschränkt. Nach den
Erfahrungen, die über die Wirksamkeit des Chinoidins vorliegen, und die lange nicht
so bekannt sind, als sie es verdienen, kann man mit Bestimmtheit behaupten, daß ein
Pfund Chinoidin, das nicht über zwölf Gulden kostet, denselben medicinischen
Wirkungswerth besitzt, wie ein Pfund schwefelsaures Chinin, welches einen nahe
sechsmal höhern Preis im Handel hat; es kann keine Frage seyn, daß der Organismus
keinen Unterschied kennt, zwischen einem und demselben Stoff im amorphen oder
krystallinischen Zustande, und eine in ihren Wirkungen so sichere und kostbare
Arznei verdient gewiß von Seite der Aerzte die sorgfältigste Beachtung. Der geh.
Rath Dr. Natorp in Berlin
sagt von demselben: „Was meine Erfahrungen über dieses vortreffliche
Mittel betrifft, so bediene ich mich gegen Wechselfieber desselben
ausschließlich, wo es mir darauf ankommt dieses Leiden zu heben, und ich kann
aus langjähriger Erfahrung behaupten, daß es mich niemals im Stiche gelassen
hat. Ich habe bei diesem Mittel den Vortheil, mit Gewißheit bestimmen zu können,
ob der nächste Anfall ausbleiben soll, was bei allen Chinapräparaten nicht so
bestimmt ist, und kein anderes Fiebermittel verhütet die Recidive so wie dieses.
Nie habe ich bei den Tausenden von Fällen, wo ich es angewendet habe, eine
nachtheilige Wirkung von demselben gesehen, nie eine Nachkrankheit.“
Diese Erfahrungen eines so ausgezeichneten Arztes erhalten jetzt durch die chemische
Analyse eine unzweideutige Erklärung, und es ist nicht undenkbar, daß gerade der
unkrystallinische oder amorphe Zustand des Chinoidins einen gewissen Antheil an
seiner das Chinin übertreffenden Wirksamkeit hat, insofern seine Assimilirbarkeit
dadurch erhöht seyn dürfte.
(Augsb. Allg. Ztg.)
Ueber das Entleeren der vollgesogenen Blutegel mittelst
Weins.
Dr. Lauriani, Communalarzt zu
Gerano, empfahl, sich auf ein wissenschaftliches Journal berufend, die Blutegel
behufs ihres Entleerens im Augenblicke, wo sie von dem Kranken abfallen, mit irgend
einem Wein zu übergießen. Die HHrn. Gaultier de Glaubry und Foy, welche der Société de
Pharmacie über dieses Verfahren Bericht zu erstatten hatten, sprachen sich,
nachdem sie mit mehrerlei Weinen Versuche angestellt hatten, dahin aus, daß 1) das
Inweinlegen der Blutegel ihnen nur ungefähr die Hälfte des eingesogenen Blutes
entzieht, während sie durch das Ausdrücken alles Blut wieder abgeben, daß 2) das
Vonsichgeben des Blutes durch den Wein die Blutegel zwar weniger ermüde, als das
Ausdrücken zwischen den Fingern, daß sie aber nach demselben bei späterer Anwendung
weniger gut anbeißen und saugen, als nach dem Ausdrücken. Endlich kömmt das
Verfahren mit dem Weine auch theurer zu stehen. (Journal de
Pharmacie, April 1846, S. 272.)