Titel: | Verfahren das Silber irisirend zu machen; von Prof. John Brockelsby am Trinity-College zu Hartford (Nordamerika). |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. IX., S. 32 |
Download: | XML |
IX.
Verfahren das Silber
irisirend zu machen; von Prof. John Brockelsby am Trinity-College zu Hartford
(Nordamerika).
Aus dem Edinburgh new philosophical Journal, April 1846, S.
396.
Brockelsby, Verfahren das Silber irisirend zu
machen.
Bekanntlich rührt das glänzende Spiel prismatischer Farben,
welches die Perlmutter zeigt, von dem Gefüge ihrer Oberfläche
her, vorausgesetzt, daß die Schale in besonderer Weise
geschnitten und polirt wurde. Diese interessante Thatsache wurde
im Jahr 1829 von Dr. Brewster entdeckt, welcher das
prächtige Farbenspiel der Perle mit gutem Erfolge durch Druck
auf schwarzes Wachs, leichtflüssiges Metall, Tolubalsam, Blei,
Zinn und mehrere andere Substanzen übertrug. Die Farben, welche
das leichtflüssige Metall entfaltet, sind anfangs von
außerordentlicher Schönheit, in kurzer Zeit verliert sie aber
das Metall in Folge einer auf seiner Oberfläche vorgehenden
Veränderung zum Theil wieder.
Vor einigen Monaten kam ich bei galvanoplastischen Versuchen auf
den Gedanken, daß durch diesen Proceß die Farben der Perle sich
leicht auf jene Metalle übertragen lassen müßten, welche wegen
ihrer Härte keinen Eindruck in Masse annehmen, jedoch wegen
ihrer Unoxydirbarkeit lange eine reine Oberfläche behalten. Ich
erhielt auch wirklich mit einer Smee'schen Batterie nach einigen Versuchen kleine
Silberplättchen, welche die Farben der Perlenmuschel spielten.
Bei einem einzigen Licht, wie dem einer Lampe besehen, ist das
Farbenspiel ausnehmend schön und bleibt kaum hinter dem der
Perle zurück, und wenn die gehörige Sorgfalt angewandt wurde,
wetteifert eine vor acht Monaten erzeugte Silberplatte im Glanz
mit einer solchen, die vor ein paar Stunden erst die Batterie
verließ.
Das Verfahren dabei ist folgendes: – Vor allem wird die
Muschel präparirt, d.h. ihre Rückseite in der Art gerieben und
polirt, daß die zahlreichen concentrischen Schichten, aus
welchen die Substanz besteht, durchschnitten werden. Nachdem
dieß geschehen, wird man mittelst des Mikroskops die Oberfläche
mit feinen Grübchen, einige Tausend auf den Zoll, bedeckt sehen,
welche durch die Durchschnitte der concentrischen Lagen gebildet
werden, und diese Gestaltung erzeugt die glänzenden Farben der
Muschel. Nun muß man einen genauen Abdruck dieser Oberfläche auf
einem guten Leiter der Elektricität erzeugen. Dazu eignet sich
besonders das leichtflüssige Metall. Ich befolge dabei ganz
dasselbe Verfahren wie beim Copiren einer Medaille. Nachdem
nämlich das Metall geschmolzen ist, gieße ich es auf mit Oel
getränktes Papier und wenn keine Luftblasen mehr durch das
Metall aufsteigen, wird das Oxyd mittelst eines Kartenblatts von
seiner Oberfläche abgezogen, und sobald das Metall einen
vollkommenen Spiegel darbietet, die Muschel plötzlich in
dasselbe hineingedrückt. Ist das Metall erkaltet, so wird es von
der Muschel entfernt; nachdem man sich überzeugt hat, daß der
Abdruck ein genauer ist, wird das Metall sogleich, bevor eine
Veränderung auf seiner Oberfläche eintreten kann, in die
Silberauflösung gelegt und dadurch die Kette zwischen den Polen
der Batterie geschlossen. In einigen Augenblicken ist die
Oberfläche mit einem Silberhauch beschlagen und die Gebilde der
Muschel sind genau darauf copirt. Eine Silberschicht, welche
dick genug ist, um mittelst eines Federmessers leicht
hinweggenommen werden zu können, setzt sich unter günstigen
Umständen im Verlauf von 5–6 Stunden darauf ab. Die
Batterie, deren ich mich bediente, besteht aus zwei Platten von
amalgamirtem Zink und einer von verplatintem Silber von 6 Zoll
Länge und 8 Zoll Breite. Die erregende Flüssigkeit besteht aus
Schwefelsäure und Wasser; ein Weinglas voll Säure auf 7 1/2 Pfd.
Quellwasser von der Temperatur, welche es durch mehrstündiges
Stehen in einem Zimmer von 17 ° R. annimmt, fand ich sehr
geeignet, wenn die zu plattirende Oberfläche nicht über 1 1/2
Quadratzoll betrug. Die Silberlösung wird durch Auflösen von
Cyankalium in Wasser und Zusetzen des Silberoxyds bereitet. Das
quantitative Verhältniß vermag ich nicht anzugeben, weil ich
bisher die Auflösung nur durch Probiren, bis ich das gewünschte
Resultat erhielt, bereitete.
Mittelst dieses Verfahrens kann man nach Belieben die Farbentöne
der Perlen auf jene reinen Metalle übertragen, welche ihren
Glanz am besten beibehalten und die Industrie wird wohl nicht
ermangeln hievon Anwendungen zu ornamentalen Zwecken zu
machen.