Titel: | Bericht des Hrn. Th. Olivier über den Parallelogramm-Pantograph von Pawlowicz. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XVIII., S. 81 |
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XVIII.
Bericht des Hrn. Th. Olivier über den
Parallelogramm-Pantograph von Pawlowicz.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, März 1846, S.
101.
Mit Abbildungen auf Tab. II.
Olivier, über den
Parallelogramm-Pantograph von Pawlowicz.
Der Pantograph, welchen Hr. Pawlowicz
früher construirte, bestand aus fünf Linealen, von denen drei
parallel waren, und an dem Zwischenlineal war der Bleistift
befestigt. Durch seine neue Anordnung wurde aber eines der drei
parallelen Lineale entbehrlich, und man kann bei demselben
leicht folgende Gegenstände genau in eine gerade Linie bringen:
1) den Stift, womit man der Originalzeichnung nachzieht; 2) den
Bleistift oder den Stift, welcher in verändertem Maaßstabe
nachzeichnet, und 3) den festen Zapfen, um welchen sich der
Pantograph bewegt.
Das Instrument des Hrn. Pawlowicz
unterscheidet sich von andern durch die Anordnung der Lineale,
welche das bewegliche Parallelogramm bilden. Alle Lineale liegen
bei demselben in einer Ebene und die Abgliederungen sind durch
Gabeln, durch welche Stellschrauben mit Spitzen gehen,
hergestellt, so daß es leicht ist, die Lineale in eine Ebene zu
bringen, eben so wie man dem Pantograph durch Anziehen oder
Nachlassen der Stellschrauben mehr oder weniger Beweglichkeit
geben kann, je nachdem es für die Hand des Zeichners am
passendsten ist.
Die Rollen, mittelst welcher das Instrument auf dem
Zeichnungstische aufliegt und durch die es so leicht beweglich
wird, daß es augenblicklich der Hand des Zeichners folgt, waren
besonderer Gegenstand des Nachdenkens für Hrn. Pawlowicz; die Art und Weise, wie er
sie mit ihren Achsen verband, ist gut und gestattet ihnen keinen
Spielraum, während sie doch außerordentlich leicht beweglich
sind.
Der Zeichenstift ist gewöhnlich an einem Apparat angebracht,
welcher mit einem veränderlichen Gewicht belastet ist, das den
Zweck hat den Stift mehr oder weniger von oben nach unten auf
das Papier aufzudrücken.
Hr. Pawlowicz wandte eine kleine
Vorrichtung mit Feder an, welche einem Uhrfederhause nicht
unähnlich ist; er kann dabei seine Feder mehr oder weniger
spannen, so daß sie mehr oder weniger auf den Zeichenstift
wirkt. Dieser kleine Mechanismus kann auch umgewendet gebraucht
werden, so daß, wenn man eine Kupferplatte über dem Pantograph
anbringt, man in dem verlangten Maaßstabe verkehrt auf diese
Platte zeichnet. Man kann demnach mittelst dieser Anordnung sich
unmittelbar die Gravirung einer Landkarte, eines Planes etc. auf
Kupfer verschaffen.
Das Instrument des Hrn. Pawlowicz ist
in allen seinen Einzelnheiten sehr gut construirt und wurde nach
der Zeichnung von Hrn. Lerebours mit
einer außerordentlichen Sorgfalt ausgeführt. Die Anordnung, daß
alle Lineale in derselben Ebene liegen, macht, daß das
Instrument der Hand des Zeichners williger folgt, und der todte
Gang wird bei der Bewegung des Instruments dadurch vermieden, so
daß diese Anordnung in der That als eine sehr nützliche
Verbesserung zu betrachten ist. Die mit dem neuen Instrumente
reducirten Zeichnungen fallen bei weitem genauer aus, als die
Zeichnungen der früheren Pantographen.
Beschreibung der Abbildungen.
Fig. 1 ist die Längenansicht des Instrumentes; die
Lineale sind in der Zeichnung abgekürzt.
Fig. 2 ist der Grundriß desselben.
Fig. 3 verticaler Durchschnitt des Zapfens, um
welchen sich das ganze Instrument bewegt.
Fig. 4 Büchse, welche eines der vermittelnden (intermediaire) Lineale umgibt.
Fig. 5 verticaler Durchschnitt des Stiftes oder
Bleistiftes in seiner Röhre, welcher die Originalzeichnung
verkleinert oder vergrößert.
Fig. 6 horizontaler Durchschnitt der Röhre oder des
Stiftträgers.
Fig. 7 Aufriß einer der Rollen, auf welchen das
Instrument ruht.
Fig. 8 dieselbe in horizontalem Durchschnitte.
Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Ansichten denselben
Gegenstand.
A Lineal mit parallelen Seiten, das
mit dem Zapfen in Verbindung ist, um welchen sich das ganze
Instrument bewegt; es ist 0,92 Meter lang und in 120 Theile
getheilt.
B zweites ähnliches Lineal, an
welchem der Stift angebracht ist, womit der Originalzeichnung
nachgezogen wird. Es ist 94 Centimeter lang und ebenfalls in 120
Theile getheilt.
C Verbindungslineal, das sich auf
den Linealen A und B verschieben läßt, und auf welchem
sich der Bleistiftträger mit Zubehör befindet.
D zweites Verbindungslineal zwischen
den Linealen A und B.
E, E drei Schrauben, womit das
Instrument auf den Tisch fest aufgeschraubt ist.
F Achse, um welche sich das
Instrument dreht. Die Drehung geschieht zwischen zwei (mit
geränderten Köpfen versehenen) Stellschrauben a, b, Fig.
3, welche noch mit besondern Stellmuttern c, d versehen sind und deren Spitzen
in Pfannen von Rubin liegen, die in dem Stücke e befestigt sind. Diese
Stellschrauben gehen durch eine Gabel f, deren unterer Arm mit einer kleinen Körnerschraube
g versehen ist, welche in eine
Vertiefung in der Mitte des Schraubenkopfes b eintritt.
Das Instrument ist durch einen gebogenen Arm i mit der Platte J vereinigt, und diese ist durch die
Schrauben E, E auf dem Tische
festgeschraubt.
G Röhrchen, in welchem sich der
Stift c' befindet, mit welchem man
der Originalzeichnung nachzieht, und das am Ende des Lineals B befestigt ist.
H Vorrichtung für den
Bleistiftträger oder die Gravirnadel, welche die Zeichnung
verkleinert oder vergrößert nachzeichnet; sie ist auf der Hülse
N angebracht, welche das
Verbindungslineal C umgibt. Der
Bleistift oder die Nadel j, Fig. 5, befindet sich in einem Röhrchen k, das durch eine zweite Röhre l geht. Diese beiden Röhrchen sind
an jedem Ende aufgespalten und gehen durch eine Röhre m, die mit zwei Muttern n und o
versehen ist, mittelst welcher man dieselbe beliebig verengern
und erweitern kann, so daß der Bleistift oder die Gravirnadel
sich mit wenig Reibung, jedoch ohne zu wackeln, darin
verschieben läßt. Das Innere dieser Röhren hat statt eines
cylindrischen einen dreieckigen Querschnitt, so daß der
Bleistift nur noch drei Linien aufliegt, was zur Genauigkeit der
Zeichnung viel beiträgt. p ist eine
kleine Stellschraube, durch welche die Röhre l in ihrer Lage festgestellt wird.
Der Mechanismus für den Ziehstift G
ist dem oben beschriebenen ganz ähnlich.
Damit der Bleistift beständig auf das Papier drückt, wurde ein
kleines Federhaus mit Feder q, Fig. 5, angebracht, welches mit einem Sperrrädchen
und einer Sperrklinke r versehen und
durch das Lager s getragen ist, das
mittelst der Schraube t selbst auf
die Hülse N aufgeschraubt wird. An
dieses Federhaus ist das eine Ende der Kette u befestigt, während ihr anderes
Ende mit dem Stücke v vereinigt ist,
welches den oberen Theil der Röhre l
umgibt. Während man mit dem Instrumente arbeitet, drückt die
Feder in dem Federhause die Röhre l
und den Bleistift darin nieder; sobald man aber zu zeichnen
aufhört, hebt man den Bleistift dadurch in die Höhe, daß man auf
den kleinen Hebel x drückt, der mit
der Rolle y vereinigt ist, welche
dadurch etwas gedreht wird. Die Kette z, welche diese Rolle umgibt und über dem Lineale B der ganzen Länge nach hinläuft,
ist mit ihrem anderen Ende, nachdem sie über die Leitrolle a' und über das Federhaus gegangen
ist, unten an dem Stücke v
befestigt, so daß dasselbe mit der Röhre l gehoben wird. Der Hebel x ist sodann durch die Feder b', die an der Röhre G
befestigt ist, in seiner durch Fig. 1
angegebenen Lage gehalten.
Die Lineale A und B sind von vier Hülsen I, K, L, M umgeben, von denen eine
in jeder Gabel der Zwischenlineale C,
D liegt. Eine fünfte Hülse N, welche sich auf dem Lineale C verschieben läßt, trägt den Bleistift- oder
Gravirstichelträger.
Die Hülsen I und K sind einander gleich und durch die
Körnerschrauben f', f' mit den Gabeln der Lineale C und D
verbunden. Auf dem Lineale A werden
sie durch die Stellschrauben d', d' festgestellt, sobald sie an die
gehörige Stelle hin verschoben sind, was man an den Visiren e', e'
sehen kann.
Die Hülsen L und M sind ebenfalls einander ganz
ähnlich. Sie haben, wie die zwei ersten, Stellschrauben g', g'
an der Seite, und sind mit den Linealen C und D durch die Gabeln
O, O verbunden, durch welche
zwei Schrauben mit Spitzen gehen, die dem Lineale B als Drehungspunkte bei der
Seitenbewegung dienen. Diese Schrauben sind noch mit
Stellmuttern i', i' versehen, was aus dem
Durchschnitte Fig. 4
deutlich wird.
P, P Rollen, auf welchen das
Instrument aufliegt; sie sind in Fig. 7
und 8 im
Aufriß und im horizontalen Durchschnitte einzeln zu sehen.
Diese Rollen drehen sich zwischen den Spitzen von zwei
Körnerschrauben k', k' und liegen in einem Bügel l', dessen Verlängerung die Nuth an
der Schraube m' umgibt, welche noch
mit einer Stellmutter n' versehen ist
und deren Spitze sich in einer kleinen Pfanne von Rubin dreht.
Mittelst dieser Schraube, welche durch die Hülse R geht, kann man die Rolle P höher oder tiefer stellen. Durch
eine Stellschraube o' kann die Hülse
R auf dem Lineal A und B
befestigt werden, wenn sie in die verlangte Lage gebracht ist.
Es ist nun leicht einzusehen, daß die Rolle mit ihrem Bügel l', dem die Schraube m' als Achse dient, sich nach jeder
Richtung hin wenden kann.
Gebrauch des Instruments.
Nachdem man das Stück J mittelst der
Schrauben E, E auf einen eben
abgerichteten Tisch aufgeschraubt hat, bringt man den Nullpunkt
der Theilung auf dem Lineale A in
die Achse F und das mit 120
bezeichnete Ende des Lineales B in
die Achse des Ziehstiftes G. Hierauf
schiebt man die Hülsen I und R auf das Lineal A und die Hülsen L und M
auf das Lineal B, indem man dabei
beachtet, daß die höchste Zahl auf dem Zwischenlineale C gegen das Lineal B hin gerichtet ist. Dann befestigt
man eine der Rollen an dem Ende des Lineales A, die andere dagegen an dem Punkte
m' des Lineales B, und die dritte an dem Lineale D. Zuletzt wird der Bleistiftträger
mit seiner Hülse N an seine Stelle
gebracht.
Liegt nun das Instrument auf dem Tische, so befestigt man die
Kette z an dem Bleistiftträger,
schlägt sie über die Leitrolle a'
und hängt sie an der Rolle y ein.
Drückt man mit dem Finger auf den Hebel x, so geht der Bleistift in die Höhe; und drückt man
an die Feder b', so wird der Hebel
x frei und der Bleistift geht
abwärts in Folge der Einwirkung der Feder in dem Federhause.
Um eine Zeichnung im vierten Theile der natürlichen Größe zu
copiren, bringt man die Hülsen I und
L auf den Theilstrich 30 der
Lineale A und B, und die Hülse N mit dem
Bleistiftträger wird ebenfalls auf den Theilstrich 30 des
Lineales C gebracht. Dieses Beispiel
mag hinreichen, um das Instrument für alle geforderten
Größenverhältnisse einstellen zu können. Will man auf ein
Drittel reduciren, so bringt man die Hülsen auf die Theillinie
40 etc.
Will man eine Zeichnung vergrößern, so bringt man den Ziehstift
an die Stelle des Bleistiftes und umgewendet. Jedesmal muß
jedoch das Lineal C parallel mit dem
Lineale D seyn und der Drehungspunkt
des ganzen Instrumentes, der Bleistift und der Ziehstift in
gerader Linie liegen.