Titel: | Bericht des Hrn. Silvestre über Allié's Instrument für Hutmacher, womit man den Umfang und die Form von Köpfen messen und nachbilden kann. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XXIII., S. 93 |
Download: | XML |
XXIII.
Bericht des Hrn. Silvestre über Allié's Instrument für Hutmacher, womit man den
Umfang und die Form von Köpfen messen und nachbilden
kann.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, März 1846, S. 121.
Mit Abbildungen auf Tab. II.
Allié's Kopfmachbilder für
Hutmacher.
Es genügt nicht, daß ein Hut leicht, dauerhaft und wohlfeil sey;
er muß auch von Anfang an, als ganz neu, passend und bequem
seyn, und der Hutmacher darf diesen wichtigen Punkt durchaus
nicht vernachlässigen. Die Lösung dieses Problems bietet ihre
großen Schwierigkeiten dar; sie wurde von den geschicktesten
Hutfabrikanten vergebens versucht.
Diejenigen, welche beim Aufsuchen eines einfachen, allgemein
anwendbaren Mittels, dem Hute sogleich die Größe und Form des
Kopfumfanges zu geben, dem ausgesteckten Ziele am nächsten
kamen, verdienen deßhalb eine rühmende Erwähnung. Früher schon
construirte Hr. Jay, Hutfabrikant zu
Paris, einen Apparat, wodurch er diesen Zweck zu erreichen
glaubt (polytechn. Journal Bd. XCVII S. 331) und nun erfand Hr.
Allié, ebenfalls
Hutfabrikant zu Paris (rue
Simonle-Franc No. 21), einen sinnreichen
Kopfnachbilder (Compositeur), dessen
Beschreibung hier folgt:
Derselbe besteht aus einer Reihe von Tasten in Form eines Z, auf welche eine leicht
nachgiebige, wurstförmige Feder wirkt. Diese Tasten stellen in
ihrer Verbindung einen mechanischen ausdehnbaren Hut vor, dessen
elliptische Oeffnung sich vollkommen nach dem Umfange und den
vorspringenden Stellen des Kopfes richtet. Die mit verticalen
Nadeln versehenen Enden der oberen Tasten bilden eine zweite
Ellipse, welche kleiner als die elliptische Hutöffnung ist.
Diese beiden Curven sind so von einander abhängig, daß jede
Aenderung an der einen auf die andere übergeht. Nachdem man den
Apparat auf den Kopf gesetzt hat, drückt man mittelst eines um
ein Scharnier beweglichen Rahmens ein Blatt Papier auf die
Ellipse, welche durch die Nadeln gebildet wird, und erhält so
auf dem Papier durch einen leichten Druck nicht den Umfang des
Kopfes in verkleinertem Maaßstabe, sondern eine Curve, welche
mittelst eines anderen Mechanismus dazu dient, der künftigen
Kopfbedeckung genau die Form des Kopfes zu geben.
Dieser zweite Mechanismus ist der wesentlichste Theil des
Instruments, denn er dient als Form, über welche der Hut gemacht
wird. Er besteht aus beweglichen, horizontalen Tasten, deren von
dem Mittelpunkte entfernte Enden eine Ellipse bilden, die
derjenigen ganz gleich ist, welche durch die untere Oeffnung des
mechanischen Hutes gebildet wird, wenn die gegen die Mitte zu
gekehrten Enden so gestellt werden, wie es die durch die Nadeln
gebildete Ellipse vorschreibt. Schneidet man aus einem Bogen
Pappdeckel ein Stück von der nämlichen Größe und Form, wie sie
die durch die Nadeln gebildete Curve hat, und bringt man dann
das ovale Pappdeckelstück in das Innere der durch die Tasten
gebildeten Form, nachdem die Tasten vorher auseinander geschoben
wurden, so ist der Apparat so gestellt, daß sein äußerer Umfang
ganz genau die Form und Größe des Kopfes hat. Mittelst einiger
Stellschrauben werden nun die einzelnen Tasten festgestellt, so
daß der Apparat die Form, welche man ihm gegeben hat, behalten
muß.
Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, daß dem ausgeschnittenen
Pappdeckelstücke seine Stelle zwischen den Tasten durch
Punktirstifte bestimmt ist.
Beim Nachbilden der Kopfform entfernen sich die Tasten ungleich
von ihrem Mittelpunkte, und es entstehen daraus am Umfange der
Form größere oder kleinere Zwischenräume, welche an dem Hute
sichtbar seyn könnten, wenn derselbe unmittelbar über die Form
gebügelt würde. Hr. Allié half
diesem Uebelstande dadurch ab, daß er einen Streifen dünnes
Messingblech, das sich genau an die Hutform anlegt, und die Form
kaum merklich vergrößert, anwandte. Durch denselben sind die
einzelnen Tasten verbunden, so daß die Hutöffnung nicht eckig,
sondern durch eine stetige Curve gebildet wird. Der Apparat des
Hrn. Allié ist sehr leicht zu
handhaben und hat sich als sehr zweckmäßig erwiesen.
Beschreibung der Abbildungen.
Fig. 33 ist der verticale Durchschnitt des
sogenannten Conformateur.
Fig. 34 ist der Grundriß desselben.
A Deckel mit einem Scharnier, in
welchen ein kleines Papierblatt gebracht wird, das durch einen
kupfernen Ring gehalten wird. B
Feder, welche den Deckel offen erhält; man biegt sie auswärts,
wenn man den Deckel niederdrücken will. C, C mit ringförmigen Handgriffen versehene Riegel,
welche man einander nähert, um sie unter das metallene Kreuz D zu bringen, wodurch der Deckel
gegen die in horizontaler Richtung verschiebbaren Zungen E gedrückt wird. Diese Jungen liegen
alle gegen. einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt zu und ihre
inneren Enden bilden eine einer Ellipse ähnliche Curve F; sie sind in dem Durchschnitte
Fig.
33 zu sehen, in dem Grundrisse Fig.
34 sind jedoch nur zwei derselben durch punktirte
Linien angezeigt. Die Spitzen a der
Zungen stehen vertical und stechen durch das Papier unter dem
Deckel, sobald derselbe auf die nadelähnlichen Spitzen
niedergedrückt wird. Die Zungen sind an verticalen, sehr nahe an
einander liegenden Holzstäbchen G
fest gemacht, die den cylindrischen Theil des Hutes bilden und
sich von einander entfernen, wenn das Ganze auf einen Kopf
gesetzt wird.
Damit sich die Holzstäbchen G
gleichmäßig an den Kopf anlegen, sind an denselben die
horizontalen Tasten H, H angebracht,
welche sich in den Schlitzen I
verschieben, die wieder durch einen Messingring bedeckt sind.
Diese Tasten bilden den Rand oder die Krämpe des Instrumentes;
sie werden durch eine elastische Feder gegen die Mitte gedrückt.
Der cylindrische Theil und der Rand des Instrumentes sind durch
vier Bügel L, L mit einander
vereinigt. Aus dieser Anordnung geht hervor, daß wenn man das
Instrument auf einen Kopf setzt, die Stäbchen G sich von einander entfernen, und
da dieselben mit den Zungen E in
Verbindung sind, so stellen sich diese in eine einer Ellipse
ähnliche Curve, welche die Form des Kopfumfanges bezeichnet.
Dadurch, daß man nun den Deckel mit dem Papiere auf die Nadeln
drückt, punktirt man sich das Papier nach der Curve, in welcher
die Nadeln stehen.
Fig. 35 stellt die Form dar, über welche der Hut
gemacht wird und zwar in verticalem Durchschnitte auf einem
Holzklotze M. Sie ist mit einem
metallenen Ringe N bedeckt, unter
welchem sich winkelförmige Tasten O
horizontal verschieben lassen. Man schiebt diese Tasten von
innen nach außen, ehe man den nach der durchstochenen
Papierpatrone geschnittenen Pappdeckel R auf das Stück Korkholz P
legt, das durch die Stifte b, b auf
dem Holzklotz befestigt ist. Damit der Pappdeckel an seine
gehörige Stelle kommt und sich da nicht verschieben läßt, wird
er auf die Punktirstifte c, c
gesteckt. Ist dieß geschehen, so schiebt man die Tasten O nach innen, bis sie den Pappdeckel
berühren, worauf man die Schrauben d,
d anzieht und das Ganze mit einem dünnen Streifen
Messingblech umgibt, welcher dann genau die Form des
Kopfumfanges haben wird.