Titel: | Verfahren das Blei auf nassem Wege quantitativ zu bestimmen; von Fl. Dumonté. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XXXI., S. 133 |
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XXXI.
Verfahren das Blei auf nassem
Wege quantitativ zu bestimmen; von Fl. Dumonté.
Aus dem Comptes rendus, Mai 1846, No. 20.
Dumonté's Verfahren das Blei auf nassem
Wege quantitativ zu bestimmen.
Folgendes Verfahren hiezu ist einfach und sehr genau; man braucht
nämlich bloß das Blei in einer Säure aufzulösen, die Flüssigkeit
mit überschüssigem Aetzkali zu behandeln und daraus das Blei als
Schwefelblei mittelst einer Auflösung von Schwefelnatrium
niederzuschlagen. Wie man sieht, ist dieses Verfahren analog
demjenigen, welches Pelouze
unlängst zur Bestimmung des KupfersPolytechn. Journal Bd. XCIX S. 458. in Vorschlag brachte, das er aus seiner ammoniakalischen
Auflösung durch Schwefelnatrium niederschlägt.
Bereitung der Probeflüssigkeit
(Schwefelnatrium-Auflösung).
Hr. Pelouze bereitet seine Probeflüssigkeit für Kupfer, indem er
das Schwefelnatrium in so viel Wasser auflöst, daß beiläufig 30
Kubikcentimeter dieser Flüssigkeit 1 Gramm Kupfer
niederschlagen. Ich wende dasselbe Reagens an, nur verdünne ich
die Flüssigkeit stärker, weil das Aequivalent des Bleies dreimal
so groß als das des Kupfers ist, daher auch nur ein Drittel des
Schwefelnatriums zu seiner Fällung erforderlich ist. Ein Volum
der Flüssigkeit des Hrn. Pelouze
versetze ich folglich mit drei Volumen Wasser; so erhalte ich
für die Bleiproben eine correspondirende Flüssigkeit und man
kann nun für Blei und Kupfer dieselbe Probeflüssigkeit
benutzen.
Um den Gehalt des Schwefelnatriums zu bestimmen, mache ich eine
Probe mit reinem Metall, wie Hr. Pelouze für das Kupfer verfahrt. Ich wiege 1 Gramm
Blei, bringe ihn in einen Kolben von 150 bis 200 Kubikcentimeter
Rauminhalt, setze 7–8 Gramme Salpetersäure zu und erhitze
schwach. Ich verdünne mit ein wenig Wasser; wenn das Metall
vollkommen aufgelöst ist, behandle ich die Flüssigkeit mit einer
Auflösung von Aetzkali, welche das Bleioxyd niederschlägt und
wieder auflöst. Ich halte die Flüssigkeit dann auf einer dem
Siedepunkt nahen Temperatur und versetze sie allmählich mit
Probeflüssigkeit, welche ich vorher in ein Maaßgläschen (burette) gebracht habe. Auf jeden
Zusatz von Flüssigkeit entsteht ein schwarzer Niederschlag von
Schwefelblei; von Zeit zu Zeit bringe ich die Flüssigkeit zum
Kochen; sie klärt sich und ich beobachte sorgfältig den Punkt,
wo ein Tropfen Reagens keinen Niederschlag mehr hervorbringt.
Wenn derselbe eingetreten und folglich die Sättigung erreicht
ist, lese ich auf dem Maaßgläschen die angewandte Flüssigkeit
ab, welche 40 Kubikcentimeter betragen muß, die also 1 Gramm
Blei entsprechen.
Diese Probe erfordert nicht mehr Zeit als eine Kupferprobe und
läßt sich ohne besondere Uebung in 20 Minuten ausführen, so daß
man den Bleigehalt auf wenigstens 1 Procent genau bestimmt.
Anwendungen des Verfahrens.
Das Blei, welches probirt werden soll, ist nur selten rein,
sondern enthält fast immer fremdartige Metalle, wie Zinn,
Antimon, Arsenik, Eisen, Kupfer etc. Unter den Handelsproducten
enthalten bloß das Bleiweiß und das holzsaure Blei kein anderes
Metall als Blei. Ich will nun die verschiedenen
Vorsichtsmaaßregeln angeben, welche man bei den Proben zu
beobachten hat.
Zinn, Antimon und Arsenik stören den Gang des Verfahrens nicht,
weil sie in einem großen Ueberschuß von Kali aufgelöst, durch
Schwefelnatrium nicht niedergeschlagen werden. Man könnte, wenn
man wollte, die Oxyde von Zinn und Antimon, welche in
Salpetersäure unauflöslich sind, so wie die arsenige Säure,
welche von dem Zinnoxyd vollkommen zurückgehalten wird (man
vergleiche die vorhergehende Abhandlung), durch Filtriren
absondern; aber diese Vorsichtsmaaßregel ist ganz unnütz und es
ist einfacher die Probe zu machen ohne zu filtriren.
Das Eisen, Nickel und Kobalt kommen gewöhnlich nicht mit dem Blei
vor; dessenungeachtet habe ich mich überzeugt, daß sie keinen
schädlichen Einfluß ausüben.
Dasselbe gilt vom Zink (welches sich wie Hr. Pelouze bewiesen hat, nach dem Blei
niederschlägt, dessen Sulfurid aber weiß ist). Die Gegenwart des
Zinks ist eher nützlich als schädlich, weil man den Punkt, wo
die Fällung des Bleies beendigt ist, um so leichter durch den
entstehenden weißen Niederschlag erkennen kann.
Wenn das Blei Kupfer enthält, so ist das Probirverfahren
ebenfalls noch anwendbar, nur ist es etwas complicirter. Ich
stelle in diesem Falle zwei Versuche an; bei dem ersten bestimme
ich das Kupfer nach der Methode von Pelouze; hierauf mache ich eine synthetische Probe mit
einem Gemenge, welches aus so viel Kupfer, als ich durch den
Versuch gefunden habe und 1 Gramm Blei besteht. Diese Probe
zeigt mir an, wie viele Abtheilungen ich von meiner
Probeflüssigkeit (für Bleiauflösungen) abziehen muß, wenn ich
die Legirung Probiren will. Ihre Anzahl ist nämlich die
Differenz zwischen den Zahlen der Probe reinen Bleies (1 Gramm),
und der Probe von 1 Gramm Blei, welches mit Kupfer versetzt ist.
Hierauf Probire ich meine Legirung auf gewöhnliche Weise.
Angenommen man habe es mit einer Legirung zu thun, worin die
Analyse 10 Proc. Kupfer anzeigt. Um eine solche Legirung zu
probiren, macht man eine synthetische Operation mit 1 Gramm Blei
und 1 Decigramm Kupfer und hierauf die gewöhnliche Operation mit
1 Gramm der Legirung. Die Synthese gibt an,
wie viele Abtheilungen des Maaßgläschens 1 Decigramm Kupfer
verbraucht; diese Zahl, abgezogen von der Gesammtzahl, welche
man bei der Operation erhielt und die die Summe der zwei Metalle
repräsentirt, gibt als Differenz die Anzahl von Abtheilungen,
welche zur Fällung des Bleies verwendet wurden und folglich die
Menge des Bleies.
Ich habe gefunden, daß die Probe besonders genau ist, wenn das
Kupfer wenigstens 1 Zehntel der Legirung beträgt. Wenn man das
Quantum an Kupfer kennt, so kann man an reinem Metall leicht das
Fehlende zusetzen, um den Gehalt auf 1 Zehntel zu bringen.
Das Wismuth ließe sich bei dieser Methode allerdings nicht vom
Blei trennen; dasselbe ist übrigens so theuer, daß eine
Verfälschung des Bleies damit nicht anzunehmen ist.
Das Bleiweiß und holzsaure Blei sind nach meiner Methode sehr
leicht zu Probiren, und gerade für diese zwei Handelsproducte
dürfte sie von Wichtigkeit seyn, weil sie am meisten verfälscht
werden.
Die neue Methode eignet sich auch recht gut zum Probiren des
Bleiglanzes; in dieser Hinsicht ist sie aber von keinem
besondern Werth, weil das natürliche Schwefelblei meistens auch
auf seinen Silbergehalt untersucht werden muß und durch meine
Methode nur der Bleigehalt ermittelt wird.