Titel: | Ueber die gegenwärtig gebräuchlichen Verfahrungsarten um die Baumwollenzeuge türkischroth zu färben. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XLV., S. 205 |
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XLV.
Ueber die gegenwärtig
gebräuchlichen Verfahrungsarten um die Baumwollenzeuge türkischroth
zu färben.
Aus dem Traité théorique et pratique de lImpression des tissus', par J. Persoz. Paris 1846.
Ueber Verfahrungsarten um die Baumwollenzeuge
türkischroth zu färben.
A.Verfahren der französischen (Elsasser) Fabriken.
Auf 2000 Pfd. Baumwolle nimmt man:
1170 bis 1300 Pfd. (schleimiges) Olivenöl;
3000 Pfd. Wasser, worin 18 bis 30 Pfd.
kohlensaures Kali (Potasche) aufgelöst sind.
Das Oel, das Wasser und die Potasche werden in diesen
Verhältnissen in drei gleiche Theile getheilt, wovon man nach
einander und in dem Maaße als man ihrer bedarf, drei Theile
Weiß- oder Oelbad bildet, indem man nach und nach dem Oel
die zur Erzeugung einer Emulsion erforderliche Menge
Potascheauflösung einverleibt. Im ersten Theil dieses Weißbads
grundirt man das Drittel der zu ölenden Stücke; nach dieser
Operation bringt man sie in Haufen an einen kühlen Ort, wo man
sie 10-12 Stunden lang läßt, und sodann in einer
geheizten Hänge bei 48° Reaumur Temperatur trocknet.
Während dieses Trocknens beginnt man dieselben Operationen mit
dem zweiten Drittel und hierauf mit dem Rest der Stücke: auf
diese Weise kann die Arbeit beständig fortgehen; denn während
frisch grundirte Stücke in Haufen liegen, befinden sich andere
in der Hänge und wieder andere werden neuerdings grundirt.
Nach jedem Grundiren im Weißbad, worauf ein Liegenlassen und ein
Austrocknen folgt, kommen die Stücke wieder in ihr respectives
Weißbad und werden darin neuerdings grundirt. Sobald es an Bad
fehlt, setzt man entweder etwas lauwarmes Wasser, oder altes
Weißbad vom Entfetten (Einweichen der Stücke in
Potascheauflösung) zu und wiederholt die Operation mehrmals, je
nach der Menge Oel, welche man auf dem Stoff zu befestigen
wünscht.
Die Anzahl der Weißbäder, welche immer auf dieselbe Weise gegeben
werden, nämlich so, daß darauf ein Liegenlassen und Trocknen
(Rösten) in geheizten Räumen folgt, ist gewöhnlich 7 oder 8,
worauf man zum Entfetten schreitet, indem man die Stücke
zweimal, jedesmal 24 Stunden lang, in eine Potascheauflösung von
2° Baumé einweicht. Die Flüssigkeit, welche man
durch nachheriges Auspressen daraus erhält, ist
das sogenannte alte Weißbad, welches
man wieder zum Oelen benutzt. Nachdem die Stücke dann gut
gespült worden sind, kann man sie galliren.
Galliren oder Beizen. Diese Operation
wird auf zweimal gegeben: einmal vor dem ersten Krappen und dann
vor dem letzten Krappen.
Man erschöpft 20 Pfd. gestoßener Galläpfel in Sorten durch
Wasser, indem man sie mehrmals damit abkocht; diese Absüde
versetzt man mit soviel Wasser, daß man im Ganzen 300 Maaß1 Maaß gleich dem Raum, welchen 2 Pfd. Wasser
einnehmen. Flüssigkeit erhält, worin man heiß 32 Pfd. Alaun
auflöst; diese heiße Flüssigkeit bringt man in den Trog der
Grundirmaschine und erhält sie auf beiläufig 56° R.
Temperatur während der ganzen Zeit, wo man Stücke
hindurchpassirt. Mit der angegebenen Menge Flüssigkeit kann man
fast die Hälfte der in Arbeit genommenen Stücke, nämlich 1000
Pfd. Baumwolle beizen. Die aus der Grundirmaschine kommenden
Stücke hängt man zwei Tage in einer auf 36° R. geheizten
Trockenstube auf und nimmt sie dann durch ein starkes und heißes
Kreidebad (in dem hiezu gebräuchlichen mit Walzen versehenen und
durch Dampf geheizten Kasten). Da sich auf den Zeugen ziemlich
viel unzersetzter Alaun befindet, so müssen dieselben ganz
gleichförmig in dieses Bad gelangen, weil sonst ein
stellenweises Austreten der Beize und in Folge hievon
Ungleichheiten der Farbe entstehen würden. Nachdem durch die
Kreide der Mordant befestigt ist, werden die Stücke
ausgewaschen.
Färben. Man färbt 10 Stücke
miteinander und nimmt dazu je nach der Breite und Länge der
Stücke 12, 14, 16–18 Pfd. Krapp. Wie bei dem
vorhergehenden Verfahren theilt man den Krapp in zwei gleiche
Portionen. Den zum ersten Krappen bestimmten rührt man mit der
erforderlichen Menge Wasser an, nämlich 1500-1800 Maaß
und fährt mit den 10 Stücken in dieses lauwarme Bad ein, worin
man sie drei Stunden lang herumhaspelt, indem man im Verlauf von
2 3/4 Stunden die Temperatur nach und nach bis zum Sieden
treibt, welches man nicht über eine Viertelstunde fortsetzen
darf. Die aus dem Bad kommenden Stücke werden ausgewaschen, in
der Walke oder den Waschrädern gereinigt, gespült und
getrocknet.
Zweites Galliren oder Alaunen. Nach
dem ersten Krappen grundirt man die Stücke neuerdings mit der
Beitze aus Galläpfeln und Alaun; man trocknet sie dann und nimmt
sie durch Kreide, wie es vorher beschrieben wurde.
Zweites Färben. Es wird geradeso wie
das erste Färben mit dem Rest des Krapps vorgenommen, jedoch
ohne Zusatz von Kreide, wovon die Stücke ziemlich viel
zurückbehalten.
Erstes Aviviren. Es wird so wie die
folgenden Avivagen im geschlossenen Kessel vorgenommen, welcher
zu zwei Drittel mit Wasser gefüllt ist, worin man aufgelöst
hat:
12 Pfd. Seife,
3 Pfd. Potasche.
Man muß acht Stunden lang im Kochen erhalten.
Zweites Aviviren. Es geschieht
mit:
13 Pfd. Seife, und
25 Loth Zinnsalz.
Drittes Aviviren. Es geschieht gerade
so wie das vorhergehende.
Nach diesem dritten Aviviren, welches man nur bei einem starken
und lebhaften Roth vornimmt, setzt man die Stücke einige Zeit
der Luft aus, oder gibt ihnen sogar vorher noch ein Kleienbad,
wodurch ihre Farbe reiner und lebhafter wird. Das Türkischroth
ist dann fertig.
B. Verfahren
der Schweizer Fabrikanten.
Seit beiläufig zwanzig Jahren bringen die Schweizer Fabrikanten
türkischrothe Zeuge und Garne in den Handel, welche sich eben so
sehr durch die Schönheit der Farbe als den billigen Preis
auszeichnen. Während man früher zum Färben eines schönen Roth an
Oel wenigstens die Hälfte des Gewichts der Baumwolle und
wenigstens das doppelte Gewicht derselben an Krapp anwandte,
verbraucht man heut zu Tage in der Schweiz an Oel nur den
vierten Theil vom Gewicht der Baumwolle; hinsichtlich des Krapps
nehmen manche Fabrikanten bloß 100 Pfd. um 100 Pfd. Baumwolle zu
färben, ohne daß ihr Roth etwas zu wünschen übrig läßt.
Man gibt die Weißbäder bei 22–24° R. Temperatur,
indem man dem Oel und der Potasche noch Kühkoth im Zustand der
Gährung hinzusetzt.
Um eine Partie von 400 Pfd. Baumwolle zu behandeln, verwendet
man:
26 7/10 Pfd. Olivenöl,
250 Maaß Potascheauflösung von 2 1/2°
Baumé,
62 Maaß gegohrenen Kühkoth,
welcher mit Urin (von Kühen) in breiartigen Zustand versetzt
ist.
Man rührt den Kühkoth mit 230 Maaß Wasser an, welches auf
29-30° R. erwärmt ist, rührt das Oel hinein und
bildet hierauf die Emulsion, indem man dem Ganzen nach und nach
20 Maaß Potascheauflösung von 25° Baumé zusetzt.
Nachdem dann die Temperatur der Flüssigkeit auf den
erforderlichen Grad gesunken ist, schreitet man zum Grundiren
der Stücke in dieser Mischung (mittelst der Grundirmaschine).
Die Stücke werden sodann in eine Art Kasten aus Tannenholz
gebracht, worin man sie 12–18 Stunden liegen läßt, um
eine Gährung zu veranlassen, welche sich oft in solchem Grade
einstellt, daß man nicht selten Myriaden von Würmern in diesem
kurzen Zeitraum sich entwickeln sehen kann; man trocknet die
Stücke dann in freier Luft und hängt sie hierauf 8–10
Stunden in eine auf 50° R. geheizte Trockenstube.
Nach diesem ersten Bad gibt man ein zweites, drittes und viertes,
welche immer frisch bereitet werden, indem man dem Rückstand von
jedem derselben die oben angegebenen Quantitäten von Oel,
Potascheauflösung und Kühkoth zuseht, so daß nach den vier
Oelbädern, die 400 Pfd. Baumwolle verzehrt haben:
106 8/10 Pfd. Oel,
1000 Maaß Potascheauflösung,
248 Maaß Kühkoth;
und nach jedem solchen Bad trocknet man
die Stücke zuerst in freier Luft und hierauf bei 50° R.
Temperatur in der Trockenstube.
Auf diese vier Oelbäder folgen vier andere, welche gerade so
gegeben werden, aber bloß mit lauwarmem Wasser, worin die
Rückstände von den vier ersten Weißbädern und die alten Bäder
vom Einweichen (Degraissiren) suspendirt sind. Nach jedem
solchen Bad trocknet man an freier Luft und hierauf in der
geheizten Trockenstube, gerade so wie bei den ersten vier
Weißbädern, nur dürfen die Trockenstuben keine so hohe
Temperatur haben, nämlich 48° R. nach der fünften und
sechsten Passage und 45° R. nach der siebenten und
achten, womit man die Operation beendigt.
Man schreitet sodann zum Degraissiren (Einweichen in
Potaschelauge) auf die Seite 205 angegebene Weise, sammelt das
alte Bad und reinigt die Stücke in Waschrädern, worauf man sie
ausringt und bei 40° R. Temperatur in der Trockenstube
trocknet.
Galliren. Das Galliren geschieht auf
zweimal; das erstemal, wo man keinen Alaun zusetzt, kocht man
eine Stunde lang in 200 Maaß Wasser:
14 8/10 Pfd. Galläpfel in Sorten
12 8/10 Pfd. sicilianischen Sumach.
Diesen Absud läßt man durch ein Sieb laufen und damit er klar
wird, 24 Stunden lang stehen; hierauf decantirt man ihn, erwärmt
ihn auf 35° R. und grundirt damit die Stücke, welche man
dann in freier Luft trocknet und hierauf in eine auf 40°
R. geheizte Trockenstube bringt.
Das zweite Galliren geschieht gerade so wie das erste, nur läßt
man den Sumach, weg und seht Alaun zu.
In 220 Maaß Wasser, welches auf 37° R. erwärmt ist, löst
man auf:
42 Pfd. 23 Loth gereinigten Alaun, welchen man
sättigt mit
7 Pfd. Potascheauflösung von
25° Baumé.
Nachdem man die Stücke durch dieses Bad passirt hat, ringt man
sie aus, läßt sie sechs Stunden in einem Haufen aufeinander
liegen und bringt sie dann in eine auf 22° R. geheizte
Trockenstube (ohne Luftstrom), um sie auszutrocknen; hierauf
hängt man sie drei Tage im Luftrechen auf und bringt sie wieder
in die auf 40° R. geheizte Trockenstube. Alsdann werden
sie, weil der Alaun nur zum Theil gesättigt ist, durch ein
Kreidebad von 40° R. Temperatur genommen, indem man auf
40 Pfd. Zeug 5 Pfd. 6 Loth Kreide anwendet. Die aus diesem Bad
kommenden Stücke werden gespült und getrocknet, wo sie dann
gefärbt werden können.
Man färbt auf einmal, indem man auf 40 Pfd. Zeuge anwendet:
40 bis 60 Pfd. Palud-Krapp,
5 Pfd. 17 Loth Sumach,
1 Maaß Ochsenblut.
Man erhöht die Temperatur des Bads während zwei Stunden
allmählich und läßt es dann eine halbe Stunde lang kochen; die
Stücke werden hierauf gespült und zweimal in geschlossenem
Kessel avivirt, worin man sie sechs Stunden lang kochen läßt,
nämlich:
das erstemal mit 10 Pfd. Seife,
6 Pfd. Potasche,
13 3/10 Loth Zinnsalz;
das zweitemal mit 10 Pfd. Seife,
13 3/10 Loth Zinnsalz,
8 2/5 Loth Salpetersäure.
Nach diesen Avivagen legt man sie zwei bis drei Tage auf der
Wiese aus und passirt sie dann durch ein kochendes
Kleienbad.
Dieses Verfahren unterscheidet sich wesentlich von dem
vorhergehenden, weil alle Operationen darauf abzielen, zwischen
den verschiedenen zusammengebrachten Bestandtheilen eine
Gährung hervorzurufen und dadurch die Metamorphose des fetten
Körpers zu veranlassen. Der Erfinder desselben, indem er die
Nothwendigkeit anerkannte, einen gewissen Wärmegrad zu
erreichen, sah wohl ein, wie wichtig es ist, die Wirkung der
Luft dabei zu begünstigen. Die Luft wirkt aber auf die nach
angegebener Weise behandelte Baumwolle um so besser ein, da
dieses Gewebe eine gewisse Menge Wasser zurückhält, während ein
zu schnelles Austrocknen die Zeuge gerade dem Einfluß desjenigen
Agens entzieht, welches die Hauptrolle bei der Operation zu
spielen hat. Es geschieht ohne Zweifel aus diesem Grunde, daß
man die Stücke vor dem Rösten in den geheizten Trockenstuben
immer an der Luft aufhängt, was nur ein langsames Trocknen
bewirken kann.
C. Verfahren
des Hrn. Steiner.
Seit einigen Jahren wendet Hr. Steiner
in England und in seiner Fabrik zu Riebeauvillé
(Oberrhein) ein von ihm erfundenes Verfahren an, welches sich in
dreifacher Beziehung auszeichnet; die Stücke werden nämlich
nicht nur viel wohlfeiler gefärbt, sondern das Roth wird auch
sehr lebhaft und die Fabrication sehr regelmäßig.
(Hr. Persoz theilt ein Muster von dem
Türkischroth des Hrn. Steiner mit,
beschreibt aber dessen Verfahren nicht näher.)
D. Verfahren
des Hrn. Gastard.
Das folgende Verfahren liefert auch ein sehr schönes Roth,
obgleich es sich im Grund von den vorhergehenden nur durch die
Anwendung von Salpetersäure bei den Operationen des Oelens
unterscheidet; man verdankt es Hrn. Gastard, welcher bekanntlich zuerst den rothen
Farbstoff des Krapps zur Darstellung ächter Tafelfarben
benutzte; derselbe hat mich ermächtigt, es bekannt zu
machen.
Vorbereitung der Zeuge. Nachdem man
die Stücke vierundzwanzig Stunden lang in einem auf
16–20° R. erwärmten Wasser liegen ließ, walkt man
sie, kocht sie dann vier Stunden lang in einem Wasser, welches
300–320 Maaß altes Weißbad enthält und läßt sie in dem
Kessel selbst bis zum andern Tag liegen; man walkt sie dann
neuerdings, spült sie zweimal und trocknet sie.
Das Weißbad besteht für 60 Baumwollenstücke, welche 212 bis 218
Pfd. wiegen, aus:
7 Pfd. Olivenöl,
12 Maaß Schafkoth oder Kühkoth.
Oelen. In diese Substanzen rührt man
nach und nach eine Potascheauflösung von 4° Baumé,
um eine vollkommene Emulsion hervorzubringen, womit man
sämmtliche 60 Stücke imprägniren kann. Man grundirt die Stücke
in dieser Emulsion und trocknet sie dann an der Luft, an der
Sonne, wenn die Witterung es gestattet; außerdem aber in der
Hänge. Wenn sie fast vollkommen ausgetrocknet sind, bringt man
sie vier bis fünf Stunden in die auf 52–56° R.
geheizte Trockenstube; wenn sie aus derselben kommen, grundirt
man sie zweimal in einem mit Salpetersäure gesäuerten Wasser,
welches 1 1/2° Baumé zeigt und trocknet sie dann
an der freien Luft, aber nicht mehr in der geheizten
Trockenstube, worin sie unvermeidlich morsch würden; man gibt
ihnen dann:
1) ein zweites Weißbad ähnlich dem ersten,
worauf ein Trocknen in freier Luft und in der geheizten
Trockenstube folgt;
2) eine zweite Passage in Salpetersäure von
1° Baumé, worauf ein Trocknen in der freien
Luft folgt;
3) ein drittes Weißbad, ähnlich dem ersten,
worauf ebenfalls ein Trocknen in freier Luft und in der
geheizten Trockenstube folgt;
4) eine dritte Passage in Salpetersäure von 1
1/2° Baumé, worauf ein Trocknen in freier Luft
folgt;
5) ein viertes Weißbad ähnlich dem ersten,
worauf ein Trocknen an freier Luft und Rösten in der
Trockenstube bei 52–56° R. folgt;
endlich
6) eine vierte und letzte Passage in
Salpetersäure, worauf ein Trocknen an freier Luft
folgt.
Für die zwei letzten Oelungen kann man den Küh- oder
Schafkoth weglassen.
Entfetten. Nach allen diesen
Operationen passirt man die Stücke in einer Potascheauflösung
von 4 1/2° Baumé; man ringt sie aus und sammelt
das alte Weißbad auf, trocknet sie an freier Luft, läßt sie dann
zwei Stunden lang in Wasser weichen, spült sie hierauf und
trocknet sie wiederholt.
Galliren. Man gallirt auf zweimal:
das erstemal in einem vollkommen klaren Absud von 30 Pfund
sicilianischem Sumach, das zweitemal in einem
Galläpfelabsud.
Nach jeder dieser Passagen, welche warm gegeben werden, trocknet
man die Stücke.
Erstes Alaunen. Man löst in der zum
Imprägniren dieser 218 Pfd. Baumwolle erforderlichen Menge
Wasser auf:
24 Pfd. 13 Loth Alaun und setzt zu:
1 Pfd. 17 Loth Bleizucker,
20 Maaß Potascheauflösung von 4°
Baumé.
Nachdem sich die Flüssigkeit durch Stehen geklärt hat, wo sie
dann 4° Baumé zeigen muß, grundirt man die Stücke
fast kalt und läßt sie dann zwölf bis fünfzehn Stunden lang in
einem Haufen liegen; man trocknet sie nun, läßt sie hierauf vier
Stunden lang in Wasser weichen und spült sie zweimal im
Flußwasser aus.
Erstes Krappen. Um den sechsten Theil
des angegebenen Quantums Baumwollenstücke, beiläufig 10 Stücke,
zu krappen, nimmt man:
34 Pfd. Krapp,
10–12 Maaß Ochsenblut,
4–7 Pfd. Sumach
und färbt, indem man in drei Stunden das
Bad bis zum Kochen treibt.
Die gefärbten Stücke werden gewaschen, gereinigt und
getrocknet.
Zweites Alaunen. Es ist dem ersten
ähnlich und man behandelt die Stücke auf dieselbe Weise: nur
werden sie, nachdem sie getrocknet sind, bei 40° R.
Temperatur in einem mit Kreide versetzten Kühkothbad passirt,
worauf man sie spült.
Zweites Krappen. Es ist dem ersten
ähnlich.
Erstes Aviviren. Auf 30 Stücke oder
106 bis 110 Pfd. in Arbeit befindlicher Baumwollgewebe gießt man
in einen Kessel, welcher zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist,
10–12 Pfd. Potasche und 300–320 Maaß altes
Weißbad; man kocht vier bis fünf Stunden lang und läßt die
Stücke bis zum andern Tag im Kessel; dann nimmt man sie heraus,
um sie zu spülen, zu pritschen, und vier bis fünf Tage lang auf
der Wiese auszulegen.
Zweites Aviviren Man gießt in den
Avivirkessel mit der geeigneten Menge Wasser den Absud von 2
Pfd. Kleie; wenn die Flüssigkeit in vollem Kochen ist, gießt man
eine Auflösung von 15 Pfd. weißer Marseillerseife hinein und
hierauf allmählich in kleinern Portionen und unter Umrühren eine
Auflösung von 1 Pfd. Zinnsalz in 4 Maaß Wasser, welches mit 17
Loth Salzsäure und 3–4 Loth Salpetersäure versetzt ist,
je nachdem man dem Zeug eine mehr oder weniger in Scharlachroth
stechende Farbe geben will. In diesem Augenblick bringt man die
vorher befeuchteten Stücke in Kessel; man kocht sie darin eine
Stunde lang und läßt sie bis zum andern Tag darin.
Daß unter den Substanzen, welche bei diesem Verfahren angewandt
werden, die Kreide fast gar nicht vorkommt, ist ohne Zweifel dem
Umstand zuzuschreiben, daß Hr. Gastard ein sehr kalkreiches Wasser benutzte.
Uebrigens ist der Oelverbrauch bei seinem Verfahren sehr
vermindert, indem 28 Pfd. Oel zum Beizen von 218 Pfd. Baumwolle
hinreichen, während das erzeugte Türkischroth mit jedem andern
den Vergleich aushält.
E. Allgemeine
Bemerkungen.
Es ist allgemein anerkannt, daß sich während des Oelens die fette
Substanz verändert und um so besser befestigt, je länger die mit
noch feuchter Oelbeize imprägnirten Gewebe der Luft ausgesetzt
bleiben (jedoch gegen Regen und zu starke Einwirkung der
Sonnenstrahlen geschützt) und je besser man den geeigneten
Temperaturgrad für das heiße Trocknen (Rösten) zu treffen weiß.
Es scheint vortheilhafter zu seyn, die Faser nur auf ihrer
Oberfläche zu imprägniren: das Roth wird sonst zu dunkel und es
ist schwer es zu aviviren, ohne seine Lebhaftigkeit zu
vermindern. Wenn man nämlich in die schönsten türkischrothen
Baumwollenzeuge Einschnitte macht, so bemerkt man im Schnitt
weiße Theile, ein Beweis daß das Oel und die Thonerdebeize nur
unvollkommen in die Mitte des Gewebes eingedrungen sind; dadurch
daß die Farbe auf der Oberfläche des Gewebes angebracht wird,
erhält der Lack Glanz; denn die farblose oder wenig gefärbte
Schicht, welche sich in der Mitte desselben befindet, macht ihn
natürlich Heller und durchscheinender.
Beim Oelen der Stücke muß man große Sorgfalt darauf verwenden,
daß man sowohl die langsame Verbrennung als die Selbstentzündung
des fetten Körpers, womit der Stoff imprägnirt ist, verhindert;
im ersten Fall wird das Gewebe immer mehr oder weniger
geschwächt; im zweiten kommt die Fabrik in Gefahr, weil Feuer
ausbrechen kann.
Die langsame Verbrennung, wie die Selbstentzündung, rührt daher,
daß das Gewebe entweder mit zuviel Oel imprägnirt ist, oder mit
zu wenig Kali-Bicarbonat, welches das Oel sättigen muß.
Die langsame Verbrennung wird veranlaßt, wenn man die Stücke auf
der Wiese zu starker Sonnenhitze aussetzt oder durch die Wärme,
welche sich in Folge zu langen Liegens der Stücke in Haufen
entwickelt; die Selbstentzündung aber durch das freie Oel, womit
die Stücke in der geheizten Trockenstube auf ihrer Oberfläche
überzogen sind. Nur aus letzterem Grunde kann man beim
Türkischrothfärben keine trocknenden Oele anwenden.
Da durch Boussingault's Versuche
erwiesen ist, daß der Urin der Kühe viel
Alkali-Bicarbonat enthält, so wäre es möglich daß er sich
mit Vortheil zum Oelen der Zeuge verwenden ließe; da dieser Urin
außerdem Substanzen enthält, welche leicht in Gährung übergehen,
so wäre er ohne Zweifel geeigneter die Rolle eines Ferments zu
erfüllen, als das alkalihaltige Wasser welches man anwendet.
Uebrigens ist es möglich daß der Kühkoth auch durch die in ihm
enthaltene fette Substanz wirkt und daß auch das Futter der Kühe
nicht ohne Einfluß bei den Operationen ist, wozu man Kühkoth
benutzt, weil die in letzterem enthaltene fette Substanz nach
den Arten und dem Alter der Gräser verschieden seyn kann.
Schon Hr. Daniel Köchlin hat gezeigt,
daß das Galliren unnütz ist und daß das Roth ebenso lebhaft
wird, wenn man diese Operation unterläßt, vorausgesetzt daß man
vorher den Alaun abstumpft, weil man ohne diese
Vorsichtsmaßregel sich der Gefahr aussetzen würde die Thonerde
nicht vollständig zu fixiren (ihre Fixirung würde nämlich dann
bloß durch das Kreidebad bewerkstelligt).
Auch verdient untersucht zu werden, ob Heinr. Schlumberger's Versuche über das
Färben mit Krapp für gewöhnliche Zwecke (polytechn. Journal Bd.
LVII S. 454) nicht auch in den Türkischrothfärbereien zur
Ersparung an Krapp ohne Nachtheil für die Lebhaftigkeit und
Reinheit des Roth führen könnten.
Die Avivagen betreffend, könnte man bei der ersten die Anwendung
von Seife unterlassen; sie ließe sich füglich durch kohlensaures
Kali bei einem Druck von einer halben Atmosphäre ersetzen:
dieses Salz, welches das Gewebe gar nicht schwächt, liefert sehr
schöne Resultate. – Ed. Schwartz hat gefunden, daß wenn man ein Stückchen
türkischrothen Zeugs, so wie er aus dem Krappbad kommt, mit
einer concentrirten Chlorkalkauflösung behandelt, man ein in
Orange stechendes Roth erhält, das keine Analogie mit demjenigen
hat, welches die gewöhnlichen Avivagen liefern; während ein
ähnliches Stückchen, in der Wärme in derselben Auflösung
behandelt, die vorher durch kohlensaures Natron zersetzt worden
ist, ein eben so schönes Roth liefert als das mit Seife avivirte
ist. Aus dieser Beobachtung ließe sich vielleicht in den
Türkischrothfärbereien Nutzen ziehen.
Bei dem Schönen von gewöhnlichem Krapproth (um
Krapp-Rosenroth zu erzeugen) hat man gefunden, daß die
Seifenpassagen über eine gewisse Gränze hinaus keinen Nutzen
mehr gewähren, weil der Lack mit fetter Substanz übersättigt
ist; um sie wirksamer zu machen, muß man die Luft oder die
Säuren interveniren lassen: das Roth auf geöltem Zeug ist aber
in dem Augenblick, wo es avivirt werden muß, ganz in demselben
Zustand von Uebersättigung; sollte man folglich die Stücke nach
dem Krappen nicht unmittelbar mit Säuren behandeln und erst
zuletzt Seife darauf einwirken lassen? Vielleicht sind auch
einer derartigen Ursache die Vortheile zuzuschreiben, welche einige
Fabrikanten dadurch erzielten, daß sie die geölten Stücke mit
Salpetersäure imprägnirten.
Wenn das Roth nach den Avivir-Operationen eine rosenrothe
Nüance annimmt, so ist dieß ein Beweis, daß die Baumwolle nicht
hinreichend mit Oel gesättigt wurde, oder daß dieses Oel nicht von der geeigneten
Beschaffenheit war,Im polytechn. Journal Bd. C
S. 78 sind Verfahrungsarten mitgetheilt, um junges
Olivenöl zu den Oelbeizen vollkommen geeignet zu
machen. oder daß die Weißbäder nicht unter den erforderlichen
Umständen gegeben wurden, oder endlich daß man beim Austrocknen
(Rösten) die zum Modificiren der fetten Substanz erforderlichen
Temperaturgrade nicht getroffen hat.
F. Hirn's
Verfahren auf geölten Zeugen topisches Türkischroth zu
erzeugen.
„Meine Untersuchungen hatten zum Hauptzweck, weiße
oder reservirte Stellen auf türkischrothem Grunde zu
erhalten, ohne letztern nach dem Färben und Aviviren ätzen
zu müssen, wie es in der Regel bisher geschah. Das bisherige
Verfahren in dieser Hinsicht war eine offenbare
Verschwendung an Krapp, weil man das ganze Stück
türkischroth färben mußte, um dann die Hälfte oder drei
Viertel des Bodens wieder wegzuätzen. Ich glaube nun ein
Verfahren gefunden zu haben, wobei man nicht nur viel Krapp
erspart, sondern welches auch gestattet, das Roth mit
Kupferplatten oder auf der Walzendruckmaschine zu drucken,
ohne daß es hinsichtlich der Lebhaftigkeit der Farbe etwas
zu wünschen übrig läßt.
Zum Oelen der Stücke habe ich mich theils des alten
Verfahrens, theils des mit Salpetersäure behandelten
Olivenöls bedient. Um mit letzterem sehr schnell zu fast
eben so guten Resultaten zu gelangen, wie nach dem alten
Verfahren, muß man folgenden Gang einschlagen.
Es kommt darauf an, das Oel vollkommen auflöslich in der
Lauge zu machen. Hiezu erhitzt man vier Theile gutes Oel und
einen Theil reiner Salpetersäure von 40° Baumé
in einem geräumigen Topf von Steinzeug im Wasserbad. Man
rührt die Mischung um, bis die Reaction beginnt; wenn die
Einwirkung beendigt ist, erhält man das Wasserbad wenigstens acht Stunden lang im
Kochen. Die erkaltete Masse muß sehr dick und rothbraun
seyn: diese Bedingung ist wesentlich.
Um das Oel aufzulösen, bedient man sich einer schwachen und
vollkommen kaustischen Sodalauge, welche man erhält, wenn
man 1 Pfd. gebrannten Kalk in eine kochende
Auflösung von 4 Pfd. krystallisirter Soda in 80 Pfd. Wasser
wirft. Nachdem sich die Lauge in der Ruhe geklärt hat,
vermischt man 15 Theile davon mit 1 Theil Oel und erwärmt
die trübe Mischung nur so lange, bis die Flüssigkeit klar
und durchsichtig wird – eine Eigenschaft die sie dann
immer bei 16° R. Temperatur behalten muß.
Die Stücke werden in dieser lauwarmen Oelauflösung grundirt
und vier und zwanzig Stunden lang in eine auf 40° R.
geheizte Trockenstube gebracht, oder was viel besser ist,
fünf bis sechs Stunden auf der Wiese der Sonne ausgesetzt,
wobei man sie aber einmal umkehren muß. Zwei so
bewerkstelligte Oelungen sind vollkommen hinreichend. Man
hängt die Stücke in das Wasser, um sie zu reinigen und
pritscht sie gut.
1) Man grundirt mit essigsaurer Thonerde von 5°
Baumé, trocknet die Stücke wie gewöhnlich und druckt
dann eine sehr starke saure Aetzbeize auf, um die Thonerde
wegzuätzen, welche viel stärker zurückgehalten wird, als auf
einem nicht geölten Zeug. Nach dem Aufdrucken der Aetzbeize
passirt man die Stücke durch ein Bad von 60° R.
Temperatur, welches viel Kreide und Kühkoth oder was noch
besser ist, ganz neutrales
arseniksaures Kali enthält.
2) Anstatt die Stücke mit essigsaurer Thonerde zu grundiren,
kann man letztere auch wie gewöhnlich mit Handformen oder
Walzen aufdrucken, nur muß die Farbe dabei in den Stoff
stark eindringen. Nachdem die Stücke lange genug hängen
geblieben, passirt man sie durch neutrales arseniksaures
Kali bei 48° R. Temperatur.
Das Färben in Krapp geschieht wie gewöhnlich; das Garancin
gibt ebenfalls sehr gute Resultate. Obgleich die Stellen des
Zeugs, welche keine Thonerdebeize erhielten, stark
einfärben, so braucht man doch um so weniger Krapp, je mehr
diese Theile vorwalten.
Nach dem Färben seift man ein- oder zweimal kochend
und passirt dann die Stücke durch eine
saure Avivage, welche aus 1 Theil
salpetersalzsaurer Zinnauflösung und 2 Theilen Seife
besteht; man erwärmt dieselbe nach und nach auf
35–40° R. Grad. Uebrigens lernt man die Dauer
des Avivirens und die geeignete Temperatur des Bads nur
durch eine gewisse Erfahrung richtig bestimmen; dieses
Aviviren ist unumgänglich nöthig, um Weiß zu erhalten,
obgleich es scheinbar wenig auf die eingefärbten Stellen des
Bodens wirkt.
Nach dem Aviviren reinigt man die Stücke und legt sie auf die
Wiese aus: im Sommer sind ein bis zwei Tage hinreichend, bei
schlechter Witterung braucht man mehrere. Auch muß man die
Stücke öfters umwenden. Es ist
merkwürdig, daß die Sonne so wie die saure Avivage die Farbe
der eingefärbten Stellen nicht merklich verändert, sondern
bloß den Farbstoff disponirt sich durch die folgende
Operation leichter abziehen zu lassen.
Nachdem man die Stücke von der Wiese weggenommen hat, avivirt
man sie im geschlossenen Kessel in einem Bad, welches aus 4
Theilen Seife, 2 Theilen kohlensaurem Natron (Soda) und 1
Theil gewöhnlichem Zinnsalz besteht. Wenn alle Operationen
gut ausgeführt wurden, ist eine einzige Avivage
ausreichend.“