Titel: | Von einem Verfahren, Gefäße aus Kupfer, Messing und Eisen so zu lackiren, daß in demselben gekocht werden kann und auf diese Weise das Verzinnen der Gefäße nicht nothwendig ist; von L. Knauer. |
Autor: | L. Knauer |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XLIX., S. 233 |
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XLIX.
Von einem Verfahren, Gefäße
aus Kupfer, Messing und Eisen so zu lackiren, daß in demselben
gekocht werden kann und auf diese Weise das Verzinnen der Gefäße
nicht nothwendig ist; von L. Knauer.
Verfahren Gefäße aus Kupfer, Messing und Eisen
zu lackiren etc.
Vorerst schmelzt man in einem irdenen gut glasirten Topfe
ungefähr 8 Loth Copalgummi auf einem gelinden Kohlenfeuer, wobei
das Gefäß gut zugedeckt werden muß. Wenn der Copalgummi so
geschmolzen ist, daß er beim Eintauchen eines hölzernen Spatels
an diesem so leicht wie Wasser herunterläuft, so wird das Gefäß
vom Feuer heruntergenommen und zu dem geschmolzenen Copal nach
seinem Erkalten 16 Loth Terpenthinöl zugesetzt. Hierauf wird das
Gefäß wieder zugedeckt, nochmals auf ein gelindes Kohlenfeuer
gebracht und die Composition gekocht, um eine innige Verbindung
des Terpenthinöls mit dem Copalgummi zu bewirken. Bei dieser
Operation ist es jedoch nöthig, daß der Arbeiter die größte
Vorsicht anwendet, denn wird der Topf zu tief in die Kohlen
eingesetzt, so entzünden sich die aus dem Terpenthinöl
aufsteigenden Dünste. Während die Masse sich noch im erhitzten
Zustande befindet, setzt man derselben zu gleichen Theilen
kochenden Leinölfirniß zu, der so viel wie möglich dick gekocht
seyn muß. Unter wiederholtem Umrühren läßt man die Masse noch
einigemal aufwallen und seiht dann den Lackfirniß durch ein
reines leinenes Tuch.
Soll von dem auf die hier angegebene Art und Weise bereiteten
Lackfirniß Gebrauch gemacht werden, so wird der metallene
Gegenstand gelind erwärmt und man trägt dann auf denselben eine
gleichförmige Schicht von diesem Lack auf. Wenn diese Schicht
trocken geworden ist, so läßt man eine zweite und je nach dem
Erforderniß eine dritte und vierte folgen, wobei jedoch zu
bemerken ist, daß vor dem Auftragen einer neuen Schicht die
vorhergehende vollkommen trocken seyn muß.
Nach dem Auftragen der letzten Schicht wird der lackirte
Gegenstand bis zu einem solchen Grad erhitzt, daß der Lack zu
rauchen anfängt, nicht mehr klebt und ganz braun wird, in Folge
dessen der Lacküberzug eine solche Festigkeit und Dauer erhält,
daß er allen Reibungen und andern Einflüssen widersteht.
Das Verfahren kann auch, je nachdem der Ueberzug mehr oder
weniger dauerhaft seyn soll, wiederholt werden; es ist jedoch
hiebei zu bemerken, daß man im Anfang keine zu starke Hitze
wirken lassen darf, weil sonst Blasen entstehen und der
Lack nicht dauerhaft wird. In einem mit diesem Lacküberzug
versehenen Gefäß kann Salpetersäure, Essig, Spiritus etc. selbst
im heißesten Zustand aufbewahrt werden, ohne daß diese
Flüssigkeiten im Stande sind den Lacküberzug nur im geringsten
anzugreifen.
Entstehen in Folge von einem zu langen Gebrauch schadhafte
Stellen, so überzieht man diese mit eben demselben Lackfirniß
und behandelt sie auf angegebene Art und Weise.
Von der Anfertigung eines Lackfirnisses zu
Gefäßen von Kupfer, Eisen und Blech, die ins Feuer gebracht
werden.
Zur Zusammensetzung dieses Lackfirnisses bedarf man eine Drachme
Judenpech, 1/2 Unze Mennige, 1 Unze Silberglätte, 1 Unze
calcinirten Vitriol und eben so viel weißen Vitriol, die alle
sein pulverisirt und mit 1 Pfd. Leinöl in einen neuen gut
glasirten Topf gebracht werden, der groß genug seyn muß, um eine
doppelte Menge der hier angegebenen Ingredienzien aufnehmen zu
können, damit diese beim Aufsteigen nicht so leicht überlaufen.
Das Kochen des Leinöls und Auflösen der Ingredienzien in
demselben muß an einem nicht feuergefährlichen Ort, am besten im
Freien bei windstiller Witterung vorgenommen werden. Die
Operation beginnt man damit, daß das Leinöl im Gefäß gehörig
erhitzt wird, worauf man demselben, die oben erwähnten
Ingredienzen, welche im gepulverten Zustand sich befinden,
zuseht. Hierauf verstärkt man das Feuer etwas und läßt die
Komposition so lange ruhig auf demselben stehen, bis daß sie
aufzusteigen anfängt, wo dann das Gefäß vom Feuer gezogen und
die Composition mit einem eisernen Stab umgerührt wird. Das
Gefäß wird aufs neue aufs Feuer gebracht und beim Aufsteigen der
Composition verfährt man auf dieselbe Weise, wie ich schon
angegeben habe, nur rührt man etwas länger und stärker die
Mischung um, damit sich ein Schaum auf der Oberfläche bildet.
Sobald man zu rühren aufhört, wird der Schaum von dem Firniß
abgenommen und wenn sich der Firniß gehörig gefetzt hat, so
seiht man ihn durch ein reines leinenes Tuch.
Ist diese Operation beendet, so wird 1 Pfd. Bernstein in einen
eisernen Tiegel gebracht, der mit einem gut schließenden Deckel
versehen seyn muß, in dessen Mitte ein Loch sich befindet, durch
das ein Stab gesteckt wird, um später den geschmolzenen
Bernstein umrühren zu können. Der mit dem Bernstein angefüllte
Tiegel wird auf ein Kohlenfeuer gebracht, dessen Flamme nicht in
die Höhe schlagen darf, um ein Entzünden der Ingredienzien zu
vermeiden und man rührt den Bernstein so lange um, bis er zu
schmelzen anfängt. Nachdem der Bernstein in vollkommenen
flüssigem Zustande sich befindet, so hebt man das Gefäß vom
Feuer weg und läßt den Bernstein etwas erkalten, um ihm dann
durch die im Deckel befindliche Oeffnung des Tiegels 1 Maaß von
der oben erwähnten Composition zuzusetzen. Der Tiegel wird
alsdann wieder aufs Feuer gebracht, wo er unter beständigem
Umrühren der Composition so lange bleibt, bis eine innige
Vereinigung sämmtlicher Ingredienzien erfolgt ist. Nach diesem
nimmt man das Gefäß vom Feuer, läßt die Composition etwas
setzen, gießt derselben 2 Pfd. Terpenthinöl zu und bringt sie
wieder auf ein gelindes Kohlenfeuer, wo man sie unter
beständigem Umrühren so lange verweilen läßt, bis die Masse dick
zu werden beginnt. Wenn dieses der Fall ist, so wird das Gefäß
vom Feuer gehoben, der Deckel von demselben entfernt und man
setzt der Composition noch 2 Pfd. Terpenthinöl, den Rest des
Leinölfirnisses und 2 Unzen calcinirte und pulverisirte
Umbraerde zu, worauf der Tiegel nochmals, jedoch ohne mit dem
Deckel versehen zu seyn, aufs Kohlenfeuer gebracht und die Masse
so lange durch einander gerührt wird, bis daß sie beinahe so
dick wie Syrup geworden ist.
Um die Güte des Lackfirnisses zu Probiren, läßt man einige
Tropfen von demselben auf polirtes Eisen oder Kupfer fallen, wo
er dann nicht fließen, sondern sich in Faden ausziehen lassen
muß, wenn die Operation gelungen seyn soll.
Den so bereiteten Lackfirniß braucht man nicht zu seihen, wenn
der Bernstein sich gut aufgelöst und man geschmolzenen Bernstein
dazu verwendet hat. Wendet man aber rohen Bernstein an, so muß
der gefertigte Lackfirniß durch dichte Leinwand gepreßt
werden.
Der Lackfirniß ist jedoch zu consistent, um mit dem Pinsel
aufgetragen werden zu können, weßhalb man immer diejenige Menge,
welche verbraucht werden soll, mit so viel Terpenthinöl
verdünnt, daß man ihn mit dem Pinsel auf den Gegenstand
streichen kann. Am haltbarsten wird jedoch der Lacküberzug, wenn
der Lackfirniß nicht verdünnt, sondern sowohl dieser als wie
auch das Gefäß vor dem Auftragen des Lackfirnisses erwärmt
werden. Soll ein Gefäß von Blech oder Kupfer einen derartigen
Lacküberzug erhalten, so polirt man erst dessen Oberfläche mit
klarem feinem Bimsstein und etwas Wasser und reibt sie hernach
mit trockenem Trippel und Bimsstein wieder ab.
Bei diesem Poliren darf der Gegenstand nicht mit bloßen Händen
angegriffen werden, weil Stellen, die von Fett oder Schweiß
beschmutzt worden sind, den Lack nicht gut annehmen. Nachdem die
erste Schicht des Lackfirnisses getrocknet ist, was am besten im
Ofen geschieht, so läßt man eine zweite Schicht folgen, wobei
die Pinselstriche immer nach einer und
derselben Richtung geführt werden müssen. Je nach den Umständen
läßt man noch mehr Anstriche folgen, wobei jedoch die Regel zu
beobachten ist, daß stets die vorhergehende Schicht vollkommen
trocken seyn muß, ehe man eine zweite aufträgt. Soll die
Lackirung polirt werden, so taucht man ein Stück Filz in fein
gestoßenen Bimsstein und reibt mit diesem und Wasser das Gefäß
gut ab, worauf man es noch auf gleiche Weise mit Trippel
behandelt.
Sollte auf diese Weise die Polirung nicht fein und glänzend genug
ausgefallen seyn, so rührt man Zinnkalk und Baumöl durcheinander
und reibt mit dieser Mischung und einem Stück weichen Leders das
Gefäß ab, wobei man immer derselben Richtung folgt, welche die
Pinselstriche haben. Um das Baumöl von der Oberfläche des
Gegenstandes zu entfernen, pulverisirt man Stärke und reibt
dieses Pulver mit der flachen Hand auf die Oberfläche des
Gefäßes.