Titel: | Ueber die Expansionsvorrichtungen für feststehende Dampfmaschinen und Locomotiven. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LIII., S. 252 |
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LIII.
Ueber die
Expansionsvorrichtungen für feststehende Dampfmaschinen und
Locomotiven.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1846, S. 165.
Mit Abbildungen auf Tab. IV.
(Beschluß der Abhandlung S.
180 im vorhergehenden Heft des polytechn. Journals.)
Ueber die Expansionsvorrichtungen für
feststehende Dampfmaschinen und Locomotiven.
4) Expansionsvorrichtung der HHrn. Legavriand und Degnoy in
Lille.
Diese Maschinenbaumeister nahmen für verschiedene Abänderungen,
welche sie beim Dampfmaschinenbau anwandten, am 17. Jan. 1842
ein Erfindungspatent auf fünf Jahre. Die Abänderungen bestehen
hauptsächlich in Schiebern, welche sie auf dem durch ein
Excentricum bewegten Schieberventile anbrachten. Mitten auf dem
Schieberventil und auf der Seite, wo sich die kleinen Schieber
bewegen, ist ein Ansatz angebracht, durch welchen die Stange
geht, auf der die kleinen Schieber sich befinden. Diese Stange
ist mit einem rechten und einem linken Gewinde versehen, welche
beide durch einen Ansatz an der Stange getrennt sind. Nur wenn
der Ansatz an der Stange auf den Ansatz am Schieberventile
trifft, bewegt sich dieses, und sobald die Stange die Richtung
ihrer Bewegung ändert, trennen sich beide Ansätze wieder von
einander. Das Schieberventil bekommt auf diese Weise eine
unterbrochene Bewegung. Es geht eine Zeitlang in einer Richtung,
bleibt dann stehen, geht wieder zurück und steht wieder stille.
Die kleinen Schieber sind nichts anderes, als rechtwinkelige
massive Platten, von denen jede ein Ohr hat, in welches die
gemeinschaftliche Schieberstange direct eingeschraubt ist. Dreht
man die Schieberstange nach der einen oder anderen Richtung um
ihre Achse, so nähert man die Schieber einander, oder entfernt
sie von einander, und vermehrt oder verändert dadurch den Grad
der Expansion, weil man früher oder später die correspondirenden
Oeffnungen auf dem Schieberventil verschließt und folglich den
Dampfzufluß in den Cylinder absperrt.
5) Veränderliche
Expansion des Hrn. Meyer.
Die Locomotiven des Hrn. Meyer in
Mülhausen sind mit einem Apparat versehen, für welchen derselbe
am 23. April 1842 ein Erfindungspatent auf 15 Jahre nahm. Dieser
Apparat gestattet dem Maschinenführer die Dauer der Expansion
veränderlich zu machen, d.h. die Dauer
der Kolbenbewegung, während welcher Dampf in den Cylinder
zugelassen wird. Um diesen Zweck zu erreichen, vergrößert er die
Ränder des Vertheilungsschiebers, oder des gewöhnlichen
Schieberventils so, daß sie niemals die Dampfzuführungscanäle
verlassen, und der Dampf wird dann durch rechtwinkelige
Oeffnungen zugelassen, die in den Rändern des Schiebventils
angebracht sind, wenn diese Oeffnungen mit den
Dampfcanalmündungen zusammenfallen.
Fig. 1 ist ein verticaler Durchschnitt der Platte,
worin die Dampfcanäle, welche zu den beiden Enden des Cylinders
führen, und der Dampfablaßcanal angebracht sind. Auf diese
Platte ist das Schieberventil oder der Vertheilungsschieber mit
seinen breiten Rändern, durch welche die Dampfzulaßöffnungen
gehen, aufgelegt, und ebenfalls in verticalem Durchschnitt zu
sehen.
a ist die Oeffnung, durch welche der
Dampf entweicht. b, b' sind die
Canäle, welche an beiden Enden in den Cylinder einmünden. c, c' die rechtwinkeligen Oeffnungen
in den Schieberrändern, durch welche der Dampf in die Canäle
einströmt. Das Schieberventil ist einem gewöhnlichen ähnlich,
welches, wenn es seine mittlere Stellung hat, die Dampfcanäle
b, b' durch die massiven Theite
d, d' verdeckt. Die Theile d, d' sind breiter als die
Oeffnungen, und zwar stehen sie nach innen um 0,0005 Met. und
nach außen um 0,003 Met. über die Oeffnungen vor. Dieses
Uebergreifen über die Oeffnungen beträgt bei weitem. weniger,
als bei den Expansionsmaschinen von Sharp und Roberts Der
Vergleichung wegen wurde in Fig. 2
ein verticaler Durchschnitt eines Schieberventils nach dem
System letzterer abgebildet: dabei stehen die Schieberränder
außerhalb um 0,0335 Met. vor, wenn der Schieber seine mittlere
Stellung hat.
Das Schieberventil wird bei den Locomotiven des Hrn. Meyer durch ein gewöhnliches
Excentricum O, Fig.
4, bewegt, das auf die Achse der Treibräder so aufgekeilt
ist, daß es ein klein wenig voreilt, d.h. daß der Dampf schon
zum Kolben gelassen wird, ehe er noch seinen Lauf ganz vollendet
hat, so daß er sich noch einige Millimeter weit gegen den
einströmenden Dampf bewegen muß.
Um mit Expansion zu arbeiten, oder um den Dampfzufluß in den
Cylinder plötzlich zu unterbrechen, wenn der Kolben einen
gewissen Theil seines ganzen Hubes gemacht hat, brachte Hr. Meyer zwei Platten oder kleine
Schieber e, e' an, die mit den
Ansätzen f, f' versehen sind, welch
letztere auf eine und dieselbe Stange A aufgepaßt sind. Diese Platten verschieben sich auf
dem Rücken des Schieberventils und verschließen zur gehörigen
Zeit abwechslungsweise die rechtwinkeligen Oeffnungen
c, c' Die Stange A ist da, wo sich die Ansähe f, f' befinden, zur Hälfte mit einem
rechten, zur Hälfte mit einem linken Gewinde versehen, und die
Ansätze sind so ausgebohrt, daß der eine die Mutter für das
rechte, der andere für das linke Gewinde bildet. Aus dieser
Anordnung geht hervor daß, wenn man die Stange A um ihre Achse dreht, die Ansätze
f, f' mit den Platten e, e' sich der Länge nach auf der
Stange verschieben müssen, weil sie sich nicht mit der Stange
drehen können, und da auf der Stange sich ein linkes und ein
rechtes Gewinde befindet, so nähern sich die beiden Platten oder
entfernen sich von einander, je nachdem die Stange in der einen
oder anderen Richtung gedreht wird. Die Ansätze f, f' können so nahe zusammengerückt
werden, daß sie sich berühren, und entfernen können sie sich,
bis sie an den Ringen g, g', die auf
der Stange befestigt sind, anstoßen. Fig. 1
zeigt die Platten in ihrer größten, und Fig. 3
in ihrer kleinsten Entfernung.
Die Stange geht durch die beiden Wände der Dampfbüchse B, Fig.
4. Das Ende derselben, welches gegen die Treibachse der
Locomotive zu liegt, ist durch einen Ring C, der eine Kugel umgibt, mit einer Zugstange K verbunden. Diese Zugstange erhält
ihre Bewegung von der Stange E des
Dampfkolbens L und zwar durch
Vermittelung eines kleinen, ungleichartigen Hebels. Die Bewegung
der Zugstange theilt sich der Schieberstange A mit den daran befindlichen zwei
kleinen Schiebern f, f' mit, und
zwar ist diese Bewegung immer der Kolbenbewegung
entgegengesetzt, die Maschine mag vorwärts oder rückwärts
gehen.
Auf demjenigen Ende der Stange A,
welches durch die Rauchkammer durchgeht, befindet sich ein
gezahntes Rad F, das durch einen
Rahmen G, Fig.
6, getragen wird, welcher an die äußere Wand der
Rauchkammer angeschraubt ist. Dieses Rad wird durch eine endlose
Kette H in Bewegung gesetzt, welche
zum Theil die Peripherie eines anderen Rades umgibt, das der
Maschinenführer vermittelst einer langen Achse, auf welcher sich
eine Kurbel befindet, drehen kann, wenn er während des Gangs der
Maschine die Entfernung der Schieber, und dadurch den Grad der
Expansion verändern will. Die Größe der Expansion wird durch
einen Zeiger angezeigt, welcher sich auf einem Gradbogen bewegt,
auf dessen Fläche die Zahlen 6, 5, 4, 3, 2, 2/3 eingravirt sind.
Diese Zahlen geben an, daß die Schieber so gestellt sind, daß
der Dampf während 1/6, 1/5, 1/4, 1/3, 1/2, 2/3 des. ganzen
Kolbenhubes einströmen kann. Auf der Zeigerachse ist ein
gezahntes Rad befestigt, welches durch eine endlose Schraube
bewegt wird, die sich auf der langen Achse
befindet, welche der Maschinenführer dreht, um die Expansion zu
verändern. Ein und derselbe Mechanismus und die nämliche endlose
Kette wirken auf die Schieber in beiden Dampfkästen.
Die Fig.
4, 5 und
6
stellen die wesentlichen Theile der so eben beschriebenen
Vorrichtung dar.
Fig. 4 ist ein verticaler Durchschnitt durch einen
Cylinder, dessen Dampfkasten, und durch die darin befindlichen
Schieber. I, I' sind die beiden
Steuerungsgabeln zum Vorwärts- und Rückwärtsfahren. Sie
bewegen das eigentliche Schieberventil. D ist der kleine Hebel, welcher die Bewegung der
Kolbenstange der Schieberstange A
mittelst der Zugstange K, die durch
das Kugelgelenk C mit ihr verbunden
ist, mittheilt. In Fig. 4
ist der Kolben L am Ende seiner
rückwärtsgehenden Bewegung.
Fig. 5 ist eine anderer verticaler Durchschnitt eines
Cylinders mit der Dampfbüchse, wobei der Schieber M eben seine geradlinige Bewegung
beginnt. Die Stange A ist in der
Mitte ihrer Bewegung, und die Platte f' hat die Oeffnung c'
bereits bedeckt, so daß kein Dampf mehr in den Cylinder
einströmen kann.
Fig. 6 ist eine horizontale Ansicht, aus welcher die
Lage der beiden Cylinder und der endlosen Kette, die zu gleicher
Zeit die beiden gezahnten Räder und mit denselben die Stangen
A in Bewegung setzt, ersichtlich
ist. N ist die Achse, mittelst
welcher der Maschinenführer die endlose Kette in Bewegung
setzt.
Wenn der Kolben seine geradlinige Bewegung beginnt, ist das
Schiebventil M schon etwas über
seine mittlere Stellung hinausgerückt, und die Schieber e, e' sind am Ende ihres Laufs und
beginnen die rückwärtsgehende Bewegung. Die Oeffnung b ist durch den Rand des
Schiebventils nicht mehr ganz bedeckt, und die Oeffnungen b und c
fallen demnach schon zum Theil zusammen. Was die Oeffnung b betrifft, so kommt diese unter die
Höhlung des Schiebventils M, und
folglich kann, während der Dampf in den hinteren Cylinderraum
tritt, um den Kolben vorwärts zu treiben, der Dampf, welcher im
vorderen Cylinderraum gewirkt hat, durch den Canal b' zur Abzugsröhre gelangen. Da der
Kolben und das Schiebventil M sich
vorwärts bewegen, während die Stange A sich in entgegengesetzter Richtung bewegt, so nähern
sich die Oeffnung c und der Schieber
e einander. Die Oeffnung c wird auf diese Weise durch den
Schieber e verdeckt, und der
Dampfzufluß unterbrochen, nachdem der Kolben einen Theil seines
Wegs zurückgelegt hat, welch letzterer um so kleiner wird, je
weiter der Schieber f auf der Stange
A nach rückwärts gestellt ist,
oder je weiter die Schieber f und f' von einander
entfernt sind. Die Zeitdauer der Expansion wird demnach durch
die Entfernung der Schieber von einander vergrößert.
Aus den Versuchen, welche von Hrn. Combes mit einer Locomotive des Hrn. Meyer auf der Eisenbahn von Paris
nach Versailles angestellt wurden, geht hervor, daß das
veränderliche Expansionssystem, welches Hr. Meyer erfunden hat, allen Bedingungen
einer guten Dampfvertheilung für alle Grade von Expansion
entspricht, und daß es geeignet ist alle Modificationen
anzunehmen, die für nützlich erachtet werden sollten, wie z.B.
das Voreilen des Schiebers beim Ablassen wie bei dem Zulassen
des Dampfs etc. Diese Modificationen werden gerade so wie bei
Maschinen mit gewöhnlichem einfachen Schieberventile
hervorgebracht.
6) Veränderliche
Expansionsvorrichtung des Hrn. Gunzenbach.
Dieser Ingenieur, welcher den Bau der Locomotiven bei Hrn. Meyer studirte, nahm am 18. Febr.
1843 ein Erfindungspatent auf 5 Jahre für eine veränderliche
Expansionsvorrichtung an Locomotiven. Der Erfinder gibt dem
Vertheilungsschieber so breite Ränder, und läßt denselben so
vereilen, als es für eine erste, constante Expansion nothwendig
ist. Die Dampfbüchse ist durch eine horizontale, mit Oeffnungen
versehene Platte in zwei Abtheilungen getheilt, von denen die
zweite einen Schieber, nämlich den Expansionsschieber enthält.
Dieser besteht aus einer Art rechtwinkeligem Nahmen, dessen
Boden mit zwei Oeffnungen versehen ist, welche die Verbindung
zwischen der Dampfzuleitungsröhre und dem eigentlichen
Schieberkasten herstellen, wenn eine dieser Oeffnungen mit einer
Oeffnung in dem Zwischenboden der Dampfbüchse zusammentrifft. Es
ist nun leicht einzusehen daß, wenn man dem Expansionsschieber
eine hin- und widerkehrende Bewegung gibt, dieser die
Oeffnungen in dem Zwischenboden nach und nach frei machen, und
sie wieder bedecken wird. Wenn man nun diese Bewegung verändert,
so wird man früher oder später die Verbindung unterbrechen und
folglich die Expansion länger oder kürzer dauern lassen können.
Hr. Gunzenbach kann diese Bewegung,
während die Maschine im Gang ist, verändern, indem er die
Expansionsschieber beider Cylinder durch die Zugstangen der
freien Excentrica bewegen läßt, d.h. diejenigen, welche zum
Rückwärtsfahren gebraucht werden, wenn nämlich die Maschine
vorwärts geht, oder umgekehrt. Der Hebel, welcher die Bewegung
der Zugstange dem Expansionsschieber mittheilt, ist mit einem
Schlitz versehen, so daß man seine wirksame Länge nach
Belieben verändern kann, und folglich auch die Größe der
Bewegung des Expansionsschiebers. Will der Maschinenführer den
Grad der Expansion verändern, so reicht es hin, einen Handgriff
zu bewegen, welcher am Platz des Führers angebracht und durch
eine lange Stange mit dem geschlitzten Hebel in Verbindung ist.
Durch die Bewegung des Handgriffs wird der Vereinigungspunkt des
Hebels mit der Excentricumstange entweder näher zum
Drehungspunkt desselben gebracht, oder von demselben entfernt,
und die Bewegung des Expansionsschiebers entweder vergrößert
oder verkleinert.
Der metallene Vertheilungsschieber a,
Fig.
7, ist den gewöhnlich gebräuchlichen ganz ähnlich. Ein
zweiter Schieber b, welcher
ebenfalls von Bronze ist, liegt über dem ersten, und gleitet auf
der Platte c, welche die Dampfbüchse
in zwei Abtheilungen scheidet, und mit zwei Oeffnungen versehen
ist, die zusammen eine Quadratfläche haben, welche ebenso groß
ist als die Quadratfläche einer der Mündungen d und d', welche zu dem Cylinder führen. Der Querschnitt der
Oeffnungen in dem Schieber b ist
etwas größer, als der Querschnitt der Oeffnungen in der Platte
c, und zwar wegen der
Contraction des Dampfs. Es ist nun leicht einzusehen daß, wenn
man dem Schieber b eine abwechselnde
Bewegung gibt, er nach und nach die Oeffnungen in der Platte c frei machen und dieselben wieder
verschließen wird, und daß, wenn diese Bewegung verändert wird,
der Dampfzufluß früher oder später unterbrochen und folglich der
Grad der Expansion ein anderer wird.
7) Veränderliche
Expansionsvorrichtung des Hrn. Delpeche.
Die von Hrn. Delpeche erfundene und
von Hrn. Cavé angewandte
Expansionsvorrichtung besteht, wie das oben angeführte System,
aus zwei zum Theil von einander abhängigen Schiebern, die aber
auf eine andere Weise in Bewegung gesetzt werden. Der Erfinder
wendet zu diesem Zweck ein besonderes Excentricum a, Fig.
8, an, dessen Ring b mit einer
kurzen Zugstange c vereinigt ist,
deren Ende in einen geschlitzten Hebel d eingreift, welcher um den Punkt e oscillirt und mit einer Stange g verbunden ist. Diese Stange bewegt
die Expansionsschieberstange, welche durch eine Stopfbüchse
geht, und noch eine sonstige Führung hat. Die Gränzen, zwischen
welchen die Expansion verändert werden kann, liegen zwischen 1/5
und 3/4 des Kolbenhubes. Will man keine Expansion stattfinden
lassen, so läßt man den Finger oder Zapfen i
an
der Excentricumstange sich in einer Art Ovale bewegen, das an
dem geschlitzten Hebel d angebracht
ist. Dadurch daß man den Zapfen i
dem Drehungspunkt des Hebels d
nähert, oder von demselben entfernt, wird die Bewegung des
Expansionsschiebers größer oder kleiner, und die Größe der
Expansion verändert. Das Verschieben des Zapfens i in dem Schlitz d geschieht durch eine lange Stange
k, die auf einen Winkelhebel l wirkt, der durch das Lenkstück m mit dem Ende der
Excentricumsstange c verbunden
ist.
8) Veränderliche
Expansionsvorrichtung der HHrn. A. Köchlin.
Am 15. März 1843 nahmen die HHrn. A. Köchlin in Mülhausen ein Erfindungspatent auf 15 Jahre
für eine veränderliche Expansionsvorrichtung an Locomotiven. Wie
wir gesehen haben, werden bei dem System des Hrn. Meyer die Veränderungen in der
Expansion des Dampfs durch zwei auf einander bewegliche Schieber
hervorgebracht, welche beide in einer und derselben Dampfbüchse
liegen. Bei dem System von Köchlin
sind aber zwei besondere Dampfbüchsen angebracht, von denen jede
mit einem Schiebventil versehen ist. Die Vertheilungsdampfbüchse
a, Fig.
9, liegt an der Seite des Cylinders, so daß der
Vertheilungsschieber vertical steht, und die Dampfbüchse für den
Expansionsschieber b bedeckt die
obere Fläche der ersten, so daß der darin befindliche Schieber
horizontal liegt. Der Dampf gelangt direct zum
Expansionsschieber und geht von da durch zwei rechtwinkelige,
gleich große Oeffnungen zum Vertheilungsschieber. Er wird
während 3/4 des Kolbenlaufs in den Cylinder gelassen, so daß 1/4
der Kolbenbewegung durch Expansion geschieht.
Der Expansionsschieber ist mit zwei Oeffnungen versehen, welche
größer sind als die Verbindungsöffnungen der beiden
Dampfbüchsen. Wenn der Expansionsschieber seine kleinste
Bewegung macht, so läßt er die Verbindungsöffnungen zwischen den
beiden Dampfbüchsen beständig offen; der Dampf kann also
ungehindert zum Vertheilungsschieber kommen und durch diesen
wird nur 1/4 Expansion hervorgebracht.
Bei der größten Bewegung des Expansionsschiebers werden die
Oeffnungen bedeckt, wenn der Kolben 1/4 seines Wegs zurückgelegt
hat; er bewegt sich demnach noch 3/4 seines Wegs durch
Expansion.
Die Excentricumstangen c, c, Fig. 10, theilen ihre Bewegung unmittelbar den
Vertheilungsschiebern a, a mit. Die
beiden Gabeln d, d fassen einen
Zapfen an einem Prisma e, das sich
in einer an dem inneren Maschinenrahmen befestigten
Bahn bewegt und mit der Stange des Vertheilungsschiebers
vereinigt ist.
Die Gabel zum Vorwärtsfahren faßt den Zapfen von oben, die zum
Rückwärtsfahren hingegen von unten.
Jede Excentricumstange trägt an einem Punkt ihrer Länge eine
zweite Gabel g, deren Richtung der
Richtung der ersten Gabel entgegengesetzt ist, die also, während
die ersten einander entgegen sehen, von einander absehen, so daß
wenn die eine Gabel gefaßt hat, die andere frei ist, und
umgekehrt. Diese Gabeln bewegen den Expansionsschieber. Jede
derselben kann einen Finger an einem doppelten, mit einem
Schlitz versehenen Hebel h fassen,
welcher an dem innern Maschinenrahmen einen festen Drehungspunkt
hat. Die Finger oder Zapfen, welche die Gabeln fassen, sind in
gleicher Entfernung vom Drehungspunkt des Hebels. Dieser
schwingende Hebel setzt die Zugstange i des Expansionsschiebers in Bewegung, und der
Vereinigungspunkt dieser Zugstange mit dem Hebel kann in Folge
des Schlitzes in dem Hebel eine andere Lage erhalten. Durch
diese Anordnung wird auch die Bewegung der
Expansionsschieberstange veränderlich; denn sie wird größer,
wenn der Verbindungspunkt derselben mit dem Hebel weiter vom
Drehungspunkt des letzteren hinweggerückt wird.
Der Mechanismus dieser Theile ist so daß, wenn die Steuerung zum
Vorwärtsfahren eingerückt ist, die Gabel der zweiten
Excentricumstange (nämlich der zum Rückwärtsfahren) den Finger
am oscillirenden Hebel faßt und so das Expansionsschiebventil
bewegt, und daß, wenn man rückwärts fährt, die Excentricumstange
zum Vorwärtsfahren dem Expansionsschieber seine Bewegung
ertheilt.
Die Veränderung des Vereinigungspunkts der
Expansionsschieberstange mit dem geschlitzten Hebel geschieht
dadurch, daß der Maschinenführer einen Handgriff, der an seinem
Platz angebracht ist, bewegt.
Die Handhabung des Apparats bietet gar keine Schwierigkeit dar.
Der Schieber läßt sich sehr leicht bewegen und seine Reibung
wird noch durch gehöriges Eingießen von Oel in die
Schieberbüchse verringert.