Titel: | Ueber den Kaffee; von Payen. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LXI., S. 280 |
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LXI.
Ueber den Kaffee; von Payen.
Aus den Comptes rendus, Mai 1846, Nr. 18.
Payen, über den Kaffee.
Payssé, Chenevix, Cadet de
Vaux und Cadet de Gassicourt
untersuchten die Zusammensetzung des Kaffees, ohne einen
unmittelbaren Grundstoff aus demselben zu isoliren. Erst Runge entdeckte das Caffeïn
und Robiquet unterzog diese
stickstoffhaltige, krystallisirbare Substanz, welche sich in der
Hitze in weißen glänzenden Nadeln sublimirt, einer nähern
Untersuchung. Das Caffeïn ist identisch mit dem seitdem
in den Theeblättern entdeckten Theïn; nach Wöhler's und Liebig's Analysen enthält es 28 Proc. Stickstoff. Robiquet wies das Vorkommen zweier
Fettsubstanzen im Kaffee nach, deren eine ihm von harzartiger
Beschaffenheit zu seyn schien und scharfen Geschmack besaß, so
wie auch eine zuckerartige Substanz mit balsamischem Geruch.
Ein geschickter deutscher Chemiker, Hr. Rochleder, untersuchte im Jahre 1844 die
Fettsubstanzen des Kaffees, aus welchen er durch Verseifung
Palmitinsäure und Oelsäure erhielt; er zeigte ferner, daß der
Kaffee kein Harz enthält, dagegen eine stickstoffhaltige
Substanz, das Legumin; das der Auflösung widerstehende Gewebe
schien ihm gänzlich aus einer der von mir beschriebenen
Holzfasersubstanzen gebildet zu seyn.
Ungeachtet der Bemühungen der genannten Chemiker, waren die
chemischen Kenntnisse über diesen wichtigen Körper noch nicht
abgeschlossen; sie waren vielmehr unzureichend, um
die hauswirthschaftlichen Fragen über die Zusammensetzung des
Kaffeeaufgusses und seine ernährenden Eigenschaften sowohl für
sich als in seiner Verbindung mit Zucker und Milch zu
beantworten.
Man nahm mit Liebig sogar an, daß
dieser Aufguß aller ernährenden Eigenschaft ermangle, weil er
die stickstoffhaltige Substanz, das dem Alloran oder Taurin
ähnlich zusammengesetzte Caffeïn in äußerst geringer
Menge enthält.
Wenn ich mich nicht täusche, so blieb die durch ihr
Mengenverhältniß, ihre Eigenschaften und die Schwierigkeit ihrer
Gewinnung höchst interessante auflösliche Verbindung im Kaffee
noch zu entdecken übrig; ihr Vorhandenseyn that sich mir durch
die vielen Irrthümer kund, welche ihre so leicht eintretenden
Veränderungen bei meinen Analysen veranlaßten; die
hauptsächlichste Veränderung bestund in einer reichlich grünen
Färbung, deren Bedingungen und Ursache ich nachforschte und die
mir seitdem zum sichern Leitfaden bei der Ausscheidung der sie
veranlassenden Substanz diente. Es wird dieß wohl einleuchten,
wenn man steht, wie diese krystallinische Substanz, welche in
ihrem natürlichen Zustande im Eiweißkörper des Kaffees weiß ist,
einem 5000mal so großen Gewicht einer wässerigen oder
alkoholischen Flüssigkeit eine grüne Farbe ertheilt.
Durch einen einfachen Versuch kann man sich hievon überzeugen:
setzt man einer schwachen, beinahe ungefärbten Auflösung
normalen Kaffees einige Tropfen Ammoniak zu, so nimmt sie
augenblicklich eine gelbe Färbung an, die allmählich in ein
immer intensiveres, ins Blaue stechendes Grün übergeht; zuerst
geschieht dieß an der der Luft ausgesetzten Oberfläche und dann
setzt es sich immer weiter bis zum Boden des Gefäßes fort. Diese
merkwürdige Eigenschaft läßt sich vielleicht vortheilhaft zum
Färben von Flüssigkeiten und Eßwaaren anwenden, wodurch alle
Gefahren gewisser Farbstoffe beseitigt wären.
Ich werde in der zweiten (später erscheinenden) Abtheilung dieser
Abhandlung mehrere andere Färbungen dieser neuen Verbindung
unter dem Einfluß verschiedener Agentien beschreiben und ein
Verfahren zur directen Abscheidung des Caffeïns in
wenigstens eben so reinem Zustande als es je dargestellt wurde,
wobei es einen Stickstoffgehalt von 30 Proc. hat,
mittheilen.
Eine vorläufige Untersuchung unter dem Mikroskop gab folgendes zu
erkennen:
Die (der Auflösung) widerstehende Masse von hornartigem Ansehen,
welche den Eiweißkörper (périsperme, endosperme) dieser ihrer
Fruchthülle beraubten Samen bildet, bietet ein Gewebe
nebeneinanderliegender Zellen mit dichten Wandungen dar, in
welchem unter sich verbundene unregelmäßige Räume ausgehöhlt
sind, wodurch sich die Möglichkeit der Erschöpfung des bloß
zerstoßenen Kaffees und der Verlust erklären läßt, welchen ein
zufälliges Unterwasserkommen der Körner veranlassen kann.
Die aus ihrem Zusammenhang gebrachten dichten Wände nehmen durch
Jod jene, die Zellensubstanz bezeichnende, indigblaue Färbung an
und liefern sodann eine Dextrin enthaltende gummiartige
Auflösung. Die aneinander haftenden organischen
stickstoffhaltigen Körperchen, welche durch Jod orangeroth
gefärbt werden, enthalten 1) ein peripherisches Häutchen,
welches in allen ihren Falten die Oberflächen des Eiweißkörpers
(périsperme) bedeckt; 2)
schwammige Membranen, welche alle epidermischen Zellen ausfüllen
und ölige, gefärbte Stoffe enthalten; 3) in den mehr nach innen
gelegenen Zellen ähnliche körnige Körperchen, welche
Fettsubstanz enthalten; 4) endlich blättrige Membranen in den
Zellenzwischenräumen (méats
intercellulaires). Vor der Aufhebung des Zusammenhangs
der dichten Wandungen, der Zellen des Eiweißkörpers, gibt eine
eigenthümliche gelbe Farbe die Gegenwart einer das Zellgewebe
ausfüllenden (injectant)
stickstoffhaltigen Materie kund.
Um mich zu überzeugen, ob sich wirklich keine andere
stickstoffhaltige Substanz als das Caffeïn im
Kaffeedecoct befinde, versuchte ich die Mengenverhältnisse und
elementare Zusammensetzung der aus dem Kaffee im Normalzustande,
sowie nach einem mehr oder weniger weit vorangeschrittenen
Rösten (Brennen) desselben, mittelst kalten und siedenden
Wassers ausgezogenen Substanzen zu bestimmen.
Durch Austrocknen, Erschöpfen mit kaltem und dann mit siedendem
Wasser, lieferte mittelst der Feile zertheilter, normaler
Martinique-Kaffee 40 Proc. aufgelöste Substanzen, ll 1/2
Proc. hygroskopisches Wasser und 48 1/2 Proc. unlösliche
Materie.
Da die unaufgelöste Materie nichts enthält, als 4 Proc. farblosen
fetten Oeles, stickstoffhaltige organische Körper, ferner Spuren
von Cafeïn, Legumin und mineralischer Verbindungen, so
ist daraus zu ersehen, daß der größte Theil der in dem Gewebe
enthaltenen Substanzen in die Auflösung übergegangen war.
Um zu erfahren, ob sich die durch Filtriren siedenden Wassers
über gehörig gerösteten Kaffee erhaltene Flüssigkeit eben so
verhält, untersuchte ich den Einfluß des Röstens auf das Volum
und Gewicht des Kaffees, dann die
Elementar-Zusammensetzung der vom Wasser ausgezogenen
Theile im Vergleich mit jener der Decoct-Extracte.
Der bis zu einer schwach rothen Färbung geröstete Kaffee behält
am meisten Aroma und das größte Gewicht, entwickelt aber weniger
Farbstoff; 100 Gewichtstheile verlieren durch ein solches
Rösten 15, reduciren sich also auf 85; 100 Volumtheile erlangen
bei derselben Operation ein Volum = 130.
Ein weiter fortgesetztes Rösten erzeugt eine kastanienbraune
Farbe, nähert sich am meisten dem gewöhnlichen Grade der Röstung
und entspricht einem Gewichtsverlust von 20 Proc. – Die
Volumzunahme verhält sich dann wie 100 : 153. Diese bedeutende
Aufschwellung erklärt sich durch die Eigenschaft der zwischen
dem Gewebe eingeschlossenen stickstoffhaltigen Materien, sich in
der Hitze aufzublähen.
Wird der Kaffee noch weiter erhitzt, so daß er eine braune Farbe
und einen firnißartigen Ueberzug der Körner annimmt, so steigt
der Gewichtsverlust bis auf 25 Proc.
Der Einfluß dieses Gewichtsverlustes auf die Mengenverhältnisse
der stickstoffhaltigen Materien ist aus folgender Tabelle
ersichtlich:
Textabbildung Bd. 101, S. 282
Wasser;
Procente Asche, trocken;
Stickstoff in 100 Theilen; natürl. Zustand; ausgetrocknet;
organ. Materien; Stickstoff in 75 Theilen gerösteten
Kaffees. Kaffee; A. Bourbon; B. Martinique; C. Mokka; Gerösteter Kaffee
(welcher 25 Proc. verloren hatte).
Es ist aus dieser Tabelle zu ersehen daß, da 100 Theile normalen
Kaffees, welche 2,45 Stickstoff enthalten, 75 Theile braun
gerösteten Kaffees gaben, welcher nur 1,77 Stickstoff enthielt,
der Verlust an Stickstoff oder äquivalenten organischen Stoffen
= 0,68 ist.
Dieser Verlust an stickstoffhaltigen Substanzen beträgt also mehr
als ein Viertheil der ganzen Quantität. Um aber den wirklichen
Werth desselben zu ermitteln, mußte das Mengenverhältniß der im
siedenden Wasser bei jedem Grad der Röstung auflöslichen Theile
ermittelt werden.
100 Theile des braunen Kaffees ließen auflösen 39,25; 100 Theile
des kastanienbraunen 37,10; 100 Theile des rothen Kaffees
37,00.
Der Vorzug gebührte sonach dem Producte der schwächsten Röstung
indem der Verlust an auflöslicher Substanz so ziemlich gleich
seyn würde dem Gewichtsverlust = 25 : 15.
Doch erschien es zweckmäßig, die Vergleichung noch auf einem
andern Weg anzustellen. Gewöhnlich erschöpft man den Kaffee
nicht, um keine zu schwache Auflösung zu erhalten. Sonach wie
bei der gewöhnlichen Kaffee-Bereitung verfahrend,
filtrirte ich über 100 Gramme einer jeden gemahlenen Kaffeesorte
1 Liter siedenden Wassers und erhielt folgende Resultate.
Brauner Kaffee 16,15; kastanienbrauner 19; rother Kaffee 25.
Eine einzige Filtration extrahirt also aus dem rothen Kaffee um
die Hälfte mehr als aus dem braunen, und um ein Viertheil mehr
als der kastanienbraune auflösen läßt.
Die Unterschiede hinsichtlich des Mengenverhältnisses des
ätherischen Oels oder des Aromas verhalten sich eben so;
überdieß entwickelt das Rösten bis zur braunen Farbe, indem die
stickstoffhaltigen organischen Materien eine zu große
Veränderung dabei erleiden, empyreumatische, unangenehm
riechende Oele.
Es sind nun noch der wässerige Aufguß und die gebräuchlichen
Gemische hinsichtlich ihrer nährenden Eigenschaften zu
betrachten.
Folgendes sind die Resultate dieser Untersuchungen.
Textabbildung Bd. 101, S. 283
Art des
gerösteten Kaffees; Aequivalente der Extracte an Stickstoff
oder stickstoffhaltigen Substanzen; In 100 Th. trockenem
Extr.; mineralische Substz.; Stickstoff; stickstoffhaltige
Substanz.; Extract; Im Lit. d. Aufgusses; Stickstoff;
stickstoffhaltige Substanz; Brauner Kaffe; Kastanienbrauner
Kaffee
Man wird bemerken, daß die Extracte im Mittel ein Viertheil ihres
Gewichtes an stickstoffhaltigen Substanzen enthalten und das
Uebrige aus zur Ernährung nützlichen Salzen, zuckerartigen
Stoffen, Fettsubstanzen, einem bittern Princip und einem
aromatischen ätherischen Oel besteht; eine solche
Zusammensetzung kann unstreitig als nahrhaft betrachtet
werden.
Da das Mengenverhältniß mehrerer Bestandtheile im Aufguß des
mindest stark gerösteten Kaffees größer ist, so ist daraus zu
ersehen, daß sowohl in dieser Hinsicht, als in der noch
wichtigern des Aromas, der schwächern Röstung der Vorzug zu
geben ist.
Vergleichung der nährenden
Eigenschaften.Bei der Angabe der Eigenschaften einer der vorzüglichsten
im Aufguß vollkommen löslichen quaternären Verbindungen
werden wir deren wahrscheinliche Wirkungen erörtern.
Wenn der aus 100 Grammen Kaffee auf 1 Liter Wasser bereitete
Aufguß 20 Gramme nahrhafte Substanzen enthält, so entspräche er
dreimal so viel fester Substanz als ein Liter Flüssigkeit,
welche durch Infusion von 20 Grammen Thee (nach Peligot) erhalten wurde und mehr als
zweimal so viel stickstoffhaltiger Substanz. Es ist folglich
einleuchtend, daß der mit Wasser bereitete sogenannte schwarze Kaffee, welcher in Italien
und Aegypten so häufig genossen wird, von nährender Wirkung ist,
bei welcher noch die ausnehmend stimulirende Eigenschaft dieses
angenehmen Getränkes mithilft.
Stellen wir den Vergleich mit Berücksichtigung des Einflusses der
Milch an, welche man fast allgemein bei der Morgenmahlzeit dem
Kaffee zusetzt, gleiche Raumtheile Kaffee und Milch
vorausgesetzt, so erhalten wir.
Feste Substanz
Stickstoffhaltige
Substanz
Salzige
undFettsubstanzen und
Zucker
In 1/2 Liter
Kaffee
9,5
4,53
4,97
In 1/2 Liter
Milch
70,0
45,00
25,00
Zucker im Mittel
75,0
–
75,00
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
154,5
49,53
104,97
Diese nahrhafte Flüssigkeit würde sechsmal so viel feste und
dreimal so viel stickstoffhaltige Substanz repräsentiren als
Fleischbrühe.
Das Verhältniß würde sich hinsichtlich des Zuckers, wie man ihn
zum schwächern Kaffeeaufguß nimmt, nicht merklich ändern. Die
Einfuhr jedes Centners Kaffees in Frankreich hat demnach
wahrscheinlich die Consumtion von 150 Pfd. Zucker zur Folge.
Man kann ohne Zweifel annehmen, daß der Kaffee nährende
Eigenschaften besitzt; sein vorzüglichster Werth aber beruht auf
dem Geschmack, dem angenehmen Aroma und der stimulirenden
(reizenden) Kraft, welche er in seinem zwanzigfachen Gewicht
Flüssigkeit entwickeln und auf ein eben so
großes Volum fester nahrhafter, aber nicht sehr schmackhafter
Substanz übertragen kann.
Cichorien-Kaffee. – Die Cichorie, welche
anfangs angewandt wurde, weil man den Preis des ächten Kaffees
nicht zu zahlen vermochte und an welche sich die Consumenten nun
gewöhnt haben, steigerte die Ansprüche vieler Leute auf die
Intensität der Farbe des Kaffee-Aufgusses und veranlaßte
die üble Gewohnheit, den ächten Kaffee zu stark zu brennen und
ihn so zu erhitzen, daß er den größten Theil seines Aromas
verliert. Ein anderer, auf derselben Ursache beruhender Gebrauch
besteht im Zusetzen von Cichorie zum Kaffee, um die Farbe des
letztern dunkler zu machen; diese Beimengung hat nun aber
wirklich zur Folge, daß der Geschmack, um dessentwillen das
exotische Product ursprünglich so beliebt wurde, sehr darunter
leidet.
Wir wollten jedoch sehen, was sowohl das Extract, welches das
Wasser aus der gepulverten Cichorie erster und zweiter Qualität
aufnehmen kann, als auch das bloß hinsichtlich der Farbe mit dem
Kaffee vergleichbare Decoct an fester Substanz und
stickstoffhaltiger Substanz repräsentirt.
Hygroskopisches Wasser.
Rückstand der
Einäscherung.
Extract mittelstheißen
Wassers.
100 Theile gemahlener
Cichorie in Pakets, 1ster Qualität,
geben...
10,11
8,9
72,3
100 Theile gemahlener
Cichorie in Pakets, 2ter Qualität,
geben...
10,00
36,8
48,5
Die Verschiedenheit der Aschen beider Sorten beruht auf dem
starken Zusatz erdiger Substanzen zur ersten Sorte, um die
zweite daraus zu machen.Die zu diesen Gemengen verwendeten Rückstände sind sehr
verschieden; bald sind es die erdigen Abfälle beim
Mundiren der Wurzeln, bald ist es gepulverter Torf, oft
auch erschöpfter Sah vom ächten Kaffee.
Beide Sorten enthalten mehr auflösliches Extract als der Kaffee,
was den scharfen Geschmack und die Intensität der Farbe des
braunen Cichorien-Decocts erhöht.
Obwohl man die Cichorie ihrer auflöslichen Theile ganz erschöpfen
könnte (indem man hiebei nicht zu befürchten hätte, ihr Aroma zu
verlieren), glaubten wir doch wie gewöhnlich verfahren, und die
von 1 Liter siedenden Wassers, welches man durch 100 Gramme
Cichorie laufen ließ, aufgelösten Quantitäten bestimmen zu
müssen.
Extractin 1
Liter.
Stickstoff
indiesem Extract.
Aequivalentestickstoffhaltige
Substanz.
100 Gramme Cichorie
1ster Qualität
35
0,571
3,55
Das Decoct wurde hierauf hinsichtlich seiner Dichtigkeit und der
Intensität seiner Farbe mit den verschiedenen, ebenfalls
mittelst Hindurchfiltrirens eines Liters Wasser erhaltenen
Kaffee-Aufgüssen verglichen.
Grade nach
Baumé.
Intensität am
Colorimeter.
100 Gr.
Martinique-Kaffee (von brauner Farbe,
bei 25 Proc. Verlust)
1,25
108
100 Gr.
Martinique-Kaffee (von kastanienbrauner
Farbe, bei 20 Proc. Verlust)
1,50
100
100 Gr.
Martinique-Kaffe (von rother Farbe, bei
15 Proc. Verlust)
1,55
60
100 Gr. Cichorie 1ster
Sorte
2,50
150
Die Dichtigkeit und Färbung des letztern Decocts waren zu groß;
werden sie auf den Mittlern Betrag des kastanienbraun gerösteten
Kaffees reducirt, so erhält man folgende Zahlen.
Aräometer-
Grad.
Intensität
am Colorimet.
In 1 Literaufgelöste Substanz
Stickstoff
Aequivalentestickstoffhaltige Substanz
Cichorien-Decoct
von 1 Liter Wasser auf 66
Gramme
1,60
100
23,34
0,382
2,36
Bei gleicher Farbe und Dichtigkeit also würde die Auflösung von
Cichorie weniger stickstoffhaltige Substanz enthalten als der
Kaffee-Aufguß; zu diesem Umstand kommt aber noch der
bedeutende Unterschied, welcher zwischen dieser alles angenehmen
Geruchs und Geschmacks ermangelnden Flüssigkeit und dem
Kaffee-Aufguß obwaltet, dessen stimulirende
Eigenschaften, köstlicher Geschmack und Wohlgeruch seinen Werth
so sehr erhöhen; gerade das Aroma, welches in der Regel den
Instinct der Thiere der ihnen zuträglichen Nahrung zuführt,
behauptet nach meiner Ansicht einen der ersten Plätze unter den
Bedingungen eines angenehmen und gesunden Nahrungsmittels.
Da sich nun diese Vergleichung für unser inländisches Product so
ungünstig herausstellt, so muß sich jedem die Frage aufdrängen,
ob nicht das Interesse unserer Landwirthschaft hiefür einige
Ausgleichung darböte. Ich glaube aber nicht; denn der
Cichorien-Anbau gewährt kaum mehr Nutzen als der Ertrag
unter guten Umständen angebauter Luzerne oder Klees; denn weit
entfernt einen dem Werth ihrer Wurzeln gleichkommenden Dünger im
Boden zurückzulassen, wie diese, nehmen sie denselben vielmehr
offenbar mit fort. Unsere Landwirthe im Norden haben hieß ohne
Zweifel wohl eingesehen, indem sie den Belgiern und Deutschen
unsern innern Markt hinsichtlich dieses Artikels nicht streitig
zu machen suchen, wovon bei einem Eingangszoll von ungefähr 6
Proc. im Jahr 1844 nicht weniger als 786,000 Kilogr. eingeführt
wurden. Wahrscheinlich theilen sie unsere Ansicht, daß mit einem
ausgedehnten Gebrauch des Kaffees ein größerer Nutzen für sie
verknüpft ist, indem die Consumtion dieses Products nicht
zunehmen kann, ohne daß dadurch auch unsere Zuckerfabriken,
sowohl die des Mutterlandes als der Colonien, zu größerer
Entwickelung kommen.