Titel: | Ueber die chemische Zusammensetzung der Weine des Departements der obern Garonne; von Dr. Filhol, Professor der Chemie zu Toulouse. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LXII., S. 288 |
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LXII.
Ueber die chemische
Zusammensetzung der Weine des Departements der obern Garonne; von
Dr. Filhol, Professor der Chemie zu
Toulouse.
Aus dem Journal de Chimie médicale, April 1846, S.
351.
Filhol, über die chemische Zusammensetzung der
Weine.
Die vorliegende Arbeit wird ungeachtet meiner Bemühungen in
wissenschaftlicher Hinsicht noch manches zu wünschen übrig
lassen, vom
praktischen Gesichtspunkt aus dürfte
sie aber ihrem Zweck entsprechen. Bei jedem Bestandtheil des
Weins, zu dessen quantitativer Bestimmung man bis jetzt kein
bewährtes analytisches Verfahren hat, das, wenn auch zu keinem
absolut richtigen, doch befriedigenden Resultate führt,
unterließ ich die quantitative Bestimmung, weil ich es für
besser halte, keine Zahlen zu geben, als unsichere Resultate,
welche durch spätere Analysen nach bessern Methoden leicht
wieder ungültig werden könnten; dieß geschah hinsichtlich des
gelben und blauen Farbstoffs, des Gerbestoffs, der Aepfelsäure
und der Substanz, welcher die Weine ihr Bouquet (ihre Blume)
verdanken. Ich werde im Laufe dieser Arbeit die Vorzüge und
Mängel der gewöhnlichen Verfahrungsweisen, um die verschiedenen
Bestandtheile des Weins qualitativ und quantitativ zu ermitteln,
deren ich mich in Ermangelung besserer bediente, erörtern.
Uebrigens sind die Irrthümer, zu welchen sie führen können,
nicht so groß, daß uns dieß beunruhigen dürfte, um so weniger in
vorliegendem Falle, wo die Analysen, wenn sie auch bei
Vergleichen zur Norm dienen sollen, doch in ihren Resultaten
nicht als unwandelbar gelten können, weil ein Wein von ein und
derselben Lage in zwei verschiedenen Jahrgängen solche
Abweichungen darbieten kann, daß der Unterschied von einem Jahre
zum andern mehr beträgt, als der durch das analytische Verfahren
entstandene Fehler.
Die chemische Zusammensetzung der Weine ist unstreitig in jedem
Jahr etwas abweichend; manchmal aber ist sie es mehr als
gewöhnlich; so findet man z.B. in regnerischen und kalten
Jahrgängen, wo die Traube nicht zu ihrer vollen Reife kömmt,
etwas weniger Alkohol; doch fand ich den Unterschied nie 1 Proc.
betragend. Man kann sich sonach mit der Analyse des Weins von
einer einzigen Ernte begnügen, wenn diese nicht gerade unter
ausnahmsweisen Umständen statt fand.
Ich befolgte in der Hauptsache Lassaigne's Verfahren (polytechn. Journal Bd. XCVI S.
230), jedoch mit Modificationen, welche ich an ihrer Stelle
angeben werde.
Dichtigkeit der Weine.
Die Dichtigkeit der Weine variirt zwischen sehr engen Gränzen.
Das Maximum war bei meinen Untersuchungen 0,998, das Minimum
0,991. Die von Hrn. Fauré
hinsichtlich der Weine des Departements der Gironde erhaltenen
Resultate weichen von den meinigen wenig ab. – Mein
Verfahren die Dichtigkeit der Weine zu bestimmen, besteht darin,
ein Fläschchen zuerst leer, dann mit destillirtem Wasser, und
zuletzt mit Wein gefällt, zu wägen; alle meine Versuche wurden
ziemlich bei gleicher Temperatur angestellt;
meine Wage zeigte noch 1/4 Milligramm an und jede Wägung wurde
zweimal vorgenommen.
Folgende Tabelle enthält die Dichtigkeit mehrerer Weine:
Wein von
Jahrgang.
Dichtigkeit bei 12°
R.
Villandrie
1841
0,992
deßgl.
1844
0,993
Villemur
„
0,991
Fronton
„
0,995
Lardène
„
0,993
Cornebarieu
„
0,994
Leguevin
„
0,992
Portet
„
0,995
Saint-Gaudens
„
0,996
deßgl.
1842
0,993
deßgl.
„
0,996
deßgl.
„
0,997
Martres
1843
0,991
Verfeil
1844
0,994
Grenade
„
0,993
Levignac
„
0,992
Avignonet
„
0,992
Revel
„
0,994
deßgl.
„
0,994
deßgl.
„
0,995
Merville
„
0,998
deßgl.
1841
0,996
Farbe der Weine.
Die Weine enthalten einen gelben und einen blauen Farbstoff und
ihre Farbe ist, je nachdem der eine oder andere derselben
vorherrscht, verschieden. Manche Weine haben eine offenbar
violette Färbung, andere eine orangerothe Farbe. Vorzüglich
deutlich können diese Farben wahrgenommen werden mittelst des
Collardeau'schen Colorimeters
(Farbenmessers) mit doppeltem Glase, dessen ich mich zu meinen
Versuchen auch bediente, indem die Resultate mit demselben
verlässiger zu seyn scheinen, als diejenigen mittelst einer
Lösung von Chlor oder eines unterchlorigsauren Salzes, deren
Wirkung sich vielleicht nicht auf die Zerstörung des Farbstoffs
beschränkt und daher zu unsichern Schlüssen führt. Die Weine, in
welchen der blaue Farbstoff vorherrscht, sind seltener als
diejenigen von reinrother oder etwas gelblichrother Farbe. Ich
maß die Intensität der Farbe verschiedener Weine immer bei
solchen von demselben Jahrgang, weil das Vergleichen zweier
Weine aus verschiedenen Lagen, wovon einer älter wäre als der
andere, offenbar nichts nutzen würde, indem der ältere Wein
schwächer an Farbe seyn konnte, obgleich er ursprünglich stärker
gefärbt war.
Vor der Hand erstreckten sich meine Versuche nur auf Weine vom
letzten Jahrgang.
Der Wein, welcher mir als vergleichende Einheit diente, war von
Villandrie (von dem Gute des Hrn. Hofraths Cazès zu Toulouse). Besser wäre es allerdings,
sich auf eine unwandelbare Einheit beziehen zu können, die z.B.
durch Auflösen einer bestimmten Menge eines rothen Farbstoffs in
einer gewissen Menge Wassers gegeben würde; man könnte damit die
Weine aller Lagen unter einander vergleichen. Ich behalte mir
dieß mit Anwendung des Farbstoffs vom Wein selbst zur Bereitung
der Normalflüssigkeit vor. Aus dem nachfolgenden Verzeichniß
wird man ersehen, daß die Intensität der Färbung des Weins
innerhalb sehr ausgedehnter Gränzen variirt.
Tabelle über die Intensitäten der Färbung
der Weine vom J. 1844.
Villandrie
1
Grenade
0,71
Villemur
1,02
Portet
0,70
Lardène
1,01
Montastruc
0,64
Fronton
1
Blagnac
0,63
Levignac
0,87
Leguevin
0,60
Sugnaux
0,77
Revel
0,56
Ders.
0,38
Caraman
0,23
Ders.
0,38
Villefranche
0,21
Verfeil
0,37
Vieille-Toulouse
0,21
Carbone
0,31
Saint-Gaudens
0,21
Avignonet
0,28
Untersuchung des Farbstoffs.
Es wurden schon mehrere Methoden angegeben, um den Farbstoff der
natürlichen Weine von den ihnen etwa betrüglicherweise
zugesetzten Färbestoffen zu unterscheiden; jedes dieser
Verfahren hat seinen positiven Nutzen und ihre gemeinschaftliche
Anwendung dürfte wohl genügen, um dem Vorhandenseyn eines
fremden Farbstoffs in einem Weine stets auf die Spur zu kommen.
Doch kann ich nicht umhin, ein neues anzugeben, dessen ich mich
oft mit Vortheil bediente und welches, in Verbindung mit den
schon bekannten, von Nutzen seyn kann.
Schüttet man in irgend einen natürlichen Wein etwas Ammoniak, (so
viel jedoch, daß nach dem Vermischen der Ammoniak-Geruch
erkenntlich ist), setzt hierauf einige Tropfen einer
concentrirten Auflösung von schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak
zu und bringt dann alles auf ein Filter,
so besitzt die durchlaufende Flüssigkeit eine grüne Farbe ohne
Beimischung von Blau oder Roth. Enthielte der Wein einen
fremdartigen Farbstoff, so besäße die filtrirte Flüssigkeit eine
deutlich hervortretende Nüance von Blau, Roth oder Violett.
Dieses Verfahren läßt jedoch die Natur des zugesetzten Farbstoffs
nicht erkennen, welche erst durch die gewöhnlichen Mittel
ermittelt werden muß. Die Farbstoffe, womit ich Versuche
anstellte und die ich meinen Weinen absichtlich zusetzte, waren
der Saft der Maulbeeren, Attichbeeren, Hollunderbeeren,
Hartriegelbeeren, Lackmusfarbe, Aufguß von Campecheholz,
Brasilien- (Fernambuk-) Holz und
Feldmohnblüthen.
Bestimmung des Alkohols.
Hiezu bediente ich mich der Gay-Lussac'schen Destillirgeräthschaft und
seines Alkoholometers. Die Bestimmung geschah immer bei
12° R. oder wurde durch Berechnung auf diese Temperatur
reducirt. Im Vorbeigehen muß ich einer Quelle für freilich sehr
kleine Irrthümer bei diesem Verfahren erwähnen, die ich nicht
vermeiden konnte. Das Gay-Lussac'sche Verfahren besteht bekanntlich
darin, in die durch Destillation des Weins erhaltene Flüssigkeit
einen Alkoholometer zu senken, welcher je nachdem sie mehr oder
weniger Alkohol enthält, mehr oder weniger tief einsinkt. Da nun
aber der Alkoholometer mittelst Mischungen von destillirtem
Wasser und reinem Alkohol graduirt wurde, so sind seine Angaben
zwar richtig, wenn er in eine nur Wasser und Alkohol enthaltende
Flüssigkeit gesenkt wird; allein wenn man dieses Instrument in
das Product der Destillation des Weins bringt, so setzt man es
in eine Mischung von Wasser, Alkohol und Essigsäure. Man kann
sich von dem oft bedeutenden Säuregehalt dieser Flüssigkeit
leicht überzeugen. Das Destillations-Product eines Liters
Wein würde nach dem Mittel von 30 Versuchen 0, 4 Gramme
wasserfreien kohlensauren Natrons sättigen. Ich stellte mit dem
Destillationsproducte mehrerer Weinproben und Bleioxyd eine
kleine Menge krystallisirten essigsauren Bleies dar. Die
Essigsäure muß aber nothwendig die Dichtigkeit des Gemisches
etwas verändern und die Angaben des Alkoholometers sind daher
nicht mehr absolut richtig. – Ich versuchte mehreremale
den Wein erst, nachdem ich ihn mit Kali oder Natron gesättigt
hatte, zu destilliren; allein dieses geht nicht an; der
neutralisirte Wein destillirt nicht so leicht über, wird zäher
und bildet einen Schaum, welcher in die Höhe steigt und die
Flüssigkeit leicht in die Vorlage überführt. Durch große
Vorsicht gelang es mir zwar, den zuvor gesättigten Wein zu
destilliren; ich fand aber zwischen den Resultaten nach diesem
Verfahren und denjenigen nach der gewöhnlichen
Methode einen so geringen Unterschied, daß ich bei der letztern
bleiben zu müssen glaubte.
Die alkoholreichsten Weine des Depart. der obern Garonne
enthalten 12,58 Proc. wasserfreien Alkohol; die ärmsten 7,60
Proc., und zwar enthalten diejenigen aus der Umgegend von
Villefranche dieses Minimum; doch muß ich bemerken, daß
letzteres Arrondissement nur sehr wenig Wein in den Handel
liefert, die von Toulouse und Muret hingegen am meisten.
Tabelle des Alkoholgehalts von 34
Weinproben aus dem Depart. der obern Garonne.
Arrondissement von Toulouse.
Wein von
Jahrgang.
Alkohol bei 12° R.
Wein von
Jahrgang.
Alkohol bei 12° R.
Villandrie
1842
12,58
Villemur
1844
12,35
ebend.
1844
11,10
Grenade
„
10,33
Fronton, rother
1842
12,03
ebend.
„
10,37
ebend.
weißer
„
11,25
Merville
1841
10,
60
ebend.
1844
10,65
ebend.
1844
9,46
Saint-Paul
„
10,30
Cornebarieu
„
10
Levignac
„
10,33
Lardène
„
8,80
Montastruc
„
10,10
ebend.
„
8,66
Verfeil
„
9,13
Blagnac
„
9,50
Vieille-Toulouse
„
8,14
Leguevin
„
10,66
Portet
1843
10
Arrondissement von Muret.
Wein von
Jahrgang.
Alkohol bei 12° R.
Martres
1843
11,16
Carbone
1844
8,70
ebend.
„
10,25
Arrondissement von
Saint-Gaudens.
Wein von
Jahrgang.
Alkohol bei 12° R.
Wein von
Jahrgang.
Alkohol bei 12° R.
Saint-Gaudens
1842
10,10
Saint-Gaudens
1842
8,66
ebend.
„
10
ebend.
„
8,60
Arrondissement von Villefranche.
Wein von
Jahrgang.
Alkohol bei 12° R.
Wein von
Jahrgang.
Alkohol bei 12° R.
Caramon
1844
8,50
Revel
1844
8,63
Villefranche
„
7,60
ebend.
„
8,35
Avignonet
1833
10,34
ebend.
„
8,25
Im Mittel beträgt also der Alkoholgehalt dieser Weine 10 Proc.
und das Arrondissement Toulouse liefert die edelsten.
Bestimmung des
Weinsteingehalts.
Der Weinsteingehalt jedes Weins wurde auf die gewöhnliche Weise
bestimmt; 500 Gramme Wein wurden bis zur
Extract-Consistenz abgedampft, das Extract mit Alkohol
von 80 Volumsprocenten ausgewaschen und der unauflösliche
Rückstand im Platintiegelchen eingeäschert; die mit siedendem
Wasser erschöpfte Asche gab eine Auflösung, welche filtrirt und
mit verdünnter Salpetersäure gesättigt wurde. Die Säure wurde
aus einem in Kubikcentimeter abgetheilten Cylindergläschen
zugegossen; die Anzahl der zur Sättigung erforderlichen
Kubikcentimeter Flüssigkeit diente zur Berechnung der Quantität
des Weinsteins; jeder Kubikcentimeter nämlich repräsentirte 83
Milligramme krystallisirten Weinsteins. Die Sättigungscapacität
der sauren Flüssigkeit wurde auf folgende Weise bestimmt: 5
Gramme sehr reinen krystallisirten Weinsteins wurden in einem
Platintiegel eingeäschert und die im Wasser aufgelöste Asche mit
verdünnter Säure gesättigt; da die alkalische Lösung zu ihrer
Sättigung 60 Kubikcentimeter saurer Flüssigkeit bedurfte, so
folgt daraus, daß ein Gramm Weinstein davon 12 erforderte und
daß jeder Kubikcentimeter Flüssigkeit 1/12 oder 0,083 Gramm
Weinstein entsprach.
Bestimmung der übrigen salzigen
Bestandtheile. – In Wasser auflösliche
Salze.
Die zur Bestimmung des Weinsteingehalts verwendete Auflösung
enthielt auch die in Alkohol unauflöslichen, im Wasser aber
auflöslichen Salze; mit einem kleinen Ueberschuß von
Salpetersäure verseht, wurde sie mit salpetersaurem Baryt
vermischt; der entstandene weiße Niederschlag, ausgewaschen,
getrocknet und sorgfältig gewogen, diente zur Bestimmung der
auflöslichen schwefelsauren Salze. Der in der Flüssigkeit
enthaltene Baryt-Ueberschuß wurde mittelst verdünnter
Schwefelsäure gefällt. Die wiederholt filtrirte Flüssigkeit gab
mit Ammoniak einen schwachen Niederschlag von phosphorsaurem
Kalk, welcher auf einem Filter gesammelt und mit dem unten
erwähnten vereinigt wurde.
Bei allen meinen Analysen fand ich etwas phosphorsauren Kalk
unter den in Wasser auflöslichen Bestandtheilen. Ob er sich
durch Vermittlung des kohlensauren Kali's auflöst, vermag ich
nicht zu behaupten. Jedenfalls ist der Gehalt an phosphorsauren
Salzen, da der phosphorsaure Kalk unter den auflöslichen Salzen
bisher nie angegeben wurde, in den meisten Weinanalysen
wahrscheinlich etwas zu gering angegeben; doch ist dieser Fehler
von keinem Belang.
Die durch Filtriren vom phosphorsauren Kalk abgetrennte
Flüssigkeit wurde zur Trockne abgedampft; der Rückstand, im
vorher taxirten Platintiegel bis zum Rothglühen erhitzt, gab mir
das Gewicht des schwefelsauren Kali's; da man das Gewicht der
Schwefelsäure schon kannte, so controlirten sich diese beiden
Versuche gegenseitig.
In Alkohol auflösliche Salze.
Der vom Alkohol aufgelöste Antheil des Weinextracts wurde
eingeäschert, die Asche in Wasser aufgelöst und die Flüssigkeit
nach dem Filtriren mit salpetersaurem Silber versetzt. Der mit
verdünnter Salpetersäure und dann mit reinem Wasser
ausgewaschene Niederschlag, sorgfältig gesammelt, gab das
Gewicht des Chlors. Der abfiltrirten Flüssigkeit wurde etwas
Salzsäure behufs der Zersetzung des überschüssigen
salpetersauren Silbers zugesetzt; vom gefällten Chlorsilber
abfiltrirt, wurde sie zur Trockne abgedampft und der Rückstand
geglüht; nach dem Erkalten wieder in Wasser aufgelöst, gab er
eine kleine Menge eines unauflöslichen weißen Pulvers, welches
leicht als Magnesia zu erkennen war. Der auflösliche Theil
enthielt Chlorkalium, etwas Chlornatrium und beinahe immer auch
etwas Chlorcalcium. Das Chlormagnesium und Chlorcalcium fanden
sich immer in so kleinen Mengen vor, daß ich ihre quantitative
Bestimmung unterließ.
In Alkohol und Wasser unauflösliche
Salze.
Die Ueberchlorsäure diente mir zur Bestimmung des Kali's und
folglich auch des Chlorkaliums. Der in Wasser unauflösliche
Rückstand der Asche, welche zur Bestimmung des Weinsteins
gedient hatte, wurde sodann mit kochender verdünnter
Salpetersäure behandelt und der filtrirten Auflösung ein
Ueberschuß von Ammoniak zugesetzt, wo sie dann einen
gallertartigen, weißen oder gelblichen Niederschlag gab, der aus
phosphorsaurem Kalk, einer kleinen Menge Thonerde und zuweilen
auch etwas Eisenoxyd bestund, welche auf bekannte Weise
quantitativ bestimmt wurden.
So oft ich diesen Niederschlag durch Ammoniak erzeugte, legte
sich an den Wänden des Glases ein Niederschlag an, welcher allem
Anschein nach phosphorsaure Ammoniak-Magnesia war, wonach
die Weine auch phosphorsaure Magnesia, jedoch nur in sehr
geringer Menge, enthalten.
Die von dem gallertartigen Niederschlag getrennte Flüssigkeit,
mit dem obenerwähnten Waschwasser vereinigt, wurde mit
Salpetersäure gesättigt und mit Chlorbaryum gefällt und auf
diese Weise die vom schwefelsauren Kalk herrührende
Schwefelsäure bestimmt. Einige Weine gaben hiebei nur
unbedeutende Niederschläge, andere wieder große.
Die vom überflüssigen Baryt durch Zusatz von Schwefelsäure
befreite Flüssigkeit wurde concentrirt, mit Ammoniak gesättigt
und mittelst oxalsauren Ammoniaks ihr Kalkgehalt bestimmt. Da
sich immer etwas mehr Kalk ergab, als zur Sättigung der
gefundenen Schwefelsäure erforderlich gewesen wäre, so wurde
dieser Ueberschuß als von etwas zersetztem weinsteinsaurem Kalk
herrührend betrachtet.
Die in den Weinen der obern Garonne gefundenen Salze waren
folglich:
die weinsteinsauren Salze von Kali, Kalk, Thonerde und
Eisenoxyd;
Chlorkalium, -Natrium, -Calcium und
-Magnesium;
schwefelsaures Kali und schwefelsaurer Kalk;
phosphorsaurer Kalk, phosphorsaure Thonerde und phosphorsaure
Magnesia.
Folgende Tabelle gibt die Quantitäten eines jeden dieser Salze
an, welche ich in allen Weinen fand.Zu bedauern ist, bemerkt die Redaction des Journal de Chimie
médicale, daß Hr. Filhol nicht auch den in den Weinen
enthaltenen Extractivstoff quantitativ bestimmte, daher
auch die Menge des in den unverfälschten Weinen
enthaltenen Wassers unbekannt blieb.
Textabbildung Bd. 101, S. 296
Wein von;
Jahrgang; Weinsteinsaures Kali; Weinsteinsaurer Kalk;
Weinsteinsaure Thonerde; Weinsteinsaures Eisen; Chlorkalium;
Chlornatrium; Chlorcalcium; Chlormagnesium; Schwefelsaures
Kali; Schwefelsaurer Kalk; Phosphorsaurer Kalk;
Phosphorsaure Magnesia; Villandrie; ebend.; Fronton;
Villemur; Grenade; Merville; ebend.; Saint-Paul;
Lévignac; Mantastruc; Verfeil;
Vieille-Toulouse; Portet; ebend.; Cornebarieu;
Lardène; Cugnaux; Blagnac; Leguevin; Martres;
Carbone; Saint-Gaudens; ebend.; Caraman;
Villefranche; Avignonet
Ich weiß wohl, was die von mir befolgte analytische Methode zu
wünschen übrig läßt; es werden durch dieselbe weder die
äpfelsauren noch die essigsauren Salze, welche in den Weinen
enthalten seyn können, bestimmt. Wenn man den Wein zur
Extract-Consistenz abgedampft und den Rückstand mit
Alkohol von 80 Proc. ausgezogen hat (siehe die Bestimmung des
Weinsteingehalts), so liefert das alkoholische Extract nach dem
Einäschern eine manchmal sehr alkalische Asche, in Folge der
Zersetzung von Salzen mit organischen Säuren, welche der Alkohol
aufgelöst hatte. Die essigsauren Salze bilden wahrscheinlich den
größten Theil derselben.
Ein anderer Fehler dieses Verfahrens ist, daß es nicht gestattet,
das Gewicht der phosphorsauren Thonerde anzugeben, welche doch
in kleiner Menge in beinahe allen Weinen der obern Garonne
vorhanden ist. Wenn man den aus phosphorsaurem Kalk,
phosphorsaurer Thonerde und phosphorsaurem Eisenoxyd bestehenden
gallertartigen Niederschlag mit Aetzkalilösung behandelt, so
löst diese die freie und die phosphorsaure Thonerde auf; die
Quantitäten beider aber sind so gering und das Verfahren zu
ihrer Bestimmung ist so schwierig, daß ich, keine genauen
Resultate erwartend, ihre Trennung unterließ. Wahrscheinlich ist
also die in einigen Weinen gefundene Quantität weinsteinsaurer
Thonerde, jedoch nur um ein unbedeutendes, zu groß.