Titel: | Bericht des Hrn. Bussy über den „Gazogen“ genannten Apparat des Hrn. Briet, zur Bereitung kohlensäurehaltigen Wassers. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LXXVII., S. 364 |
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LXXVII.
Bericht des Hrn. Bussy über den „Gazogen“ genannten Apparat des Hrn. Briet, zur Bereitung kohlensäurehaltigen Wassers.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Mai und Jun. 1846.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Bussy, über den Apparat des Hrn. Briet zur
Bereitung kohlensäurehaltigen Wassers.
Dieser Apparat dient zur täglichen Bereitung kohlengesäuerten
Wassers. Er besteht aus zwei Glasgefäßen, deren oberes die mit
Gas zu sättigende Flüssigkeit enthält, und das untere die
Mischung zur Erzeugung der Kohlensäure; beide können auf
einander geschraubt werden.
Die Kohlensäure wird aus einem Gemenge von Weinsteinsäure und
gepulvertem doppelt-kohlensaurem Natron entwickelt,
welches zusammengesetzt ist aus:
Weinsteinsäure
18 Theilen
doppelt-kohlensaurem Natron
15 „
Man bringt in das untere Gefäß das Gemenge dieser beiden Pulver
und verschließt es dann mit einem Metallstöpsel, auf dessen
Construction die ganze Einrichtung des Apparats beruht. Er ist
nämlich ein hohler Cylinder vom feinem Zinn, durch den eine
Röhre von demselben Metall geht, welche ungefähr 20 Centimeter
über die Mündung des untern Gefäßes hinauf – und in
demselben auf 2 bis 3 Centimeter Entfernung vom Boden
hinabreicht.
Ist das untere Gefäß wieder verschlossen, so füllt man das obere
Gefäß mit Wasser an, stürzt das untere darüber und schraubt es
so fest als möglich darauf.
In dieser Stellung verhindert der Stöpsel die Vermischung des
Pulvers mit dem Wasser und es entwickelt sich kein Gas. Bringt
man den Apparat wieder in der gehörigen Richtung auf das
Gestell, so fließt eine Quantität der oberen Flüssigkeit durch
die Röhre in das untere Gefäß aus; die Zersetzung des
kohlensauren Salzes erfolgt nun unter starkem Aufbrausen; das
erzeugte Gas wird durch den hohlen Cylinder gesiebt, welcher zu
diesem Behuf mit einer silbernen Scheibe bedeckt ist, die mit
einer Menge haarfeiner Löchlein versehen ist. Das Gas streicht
durch das Wasser und löst sich darin auf. Der Antheil desselben,
welcher sich nicht auflösen kann, vereinigt sich mit dem obern
Antheil und übt einen Druck aus, der die Auflösung einer neuen
Quantität Kohlensäure befördert; ihre Auflösung wird durch
sachtes Umschütteln sehr begünstigt, welches daher, wenn
die Flüssigkeit bald gesättigt seyn soll, nicht unterlassen
werden darf.
Das gesättigte Wasser wird hierauf durch einen besonders
construirten Hahn abgelassen, mittelst dessen der Druck regulirt
und beliebig viel Flüssigkeit ausgelassen werden kann.
Mit diesem Apparat kann das für mehrere Personen erforderliche
Gaswasser während der Mahlzeit selbst bereitet werden; er ist
leicht transportabel und macht das Ankaufen von Gaswasser oder
das Aufbewahren eines Vorraths davon überflüssig.
Der Sättigungsgrad des Wassers läßt sich aus folgenden Angaben
approximativ ermessen: der Rauminhalt des oberen Gefäßes, in
welchem die Sättigung erfolgt, ist etwa 1,3 Liter, der des
untern Gefäßes 0,4 Liter; wenn der Apparat im Gang ist, fließen
ungefähr 2 Deciliter Wasser aus dem obern Gefäß auf das Pulver
hinab. Das zu sättigende Wasser ist daher zu 1 Liter
anzuschlagen. Nun werden 18 Gramme Natron-Bicarbonat
angewandt, welche 9,317 Gramme oderodor 4,720 Liter Kohlensäure enthalten. Könnte nun
angenommen werden, daß alles Gas sich auflöst, so würde das
Wasser sein 4 1/2faches Volum Gas enthalten, was sehr bedeutend
wäre; dieß ist aber nicht ganz der Fall. Mittelst eines den
innern Druck messenden Manometers findet man, daß nach dem
Vermischen und vor dem Schütteln der Druck sich rasch erhöht und
in 5–6 Minuten sein Maximum erreicht, welches bei der
vorgeschriebenen Menge Bicarbonat, wenn man Wasser von
12° R. anwendet, etwa 5 Atmosphären beträgt. Je mehr man
aber schüttelt, desto mehr Gas löst sich auf. Der Druck läßt
nach und reducirt sich schnell auf ungefähr 2 1/2 Atmosphären,
so daß das Wasser wohl nicht über sein doppeltes Volum Gas
enthält.
Die gewöhnlichen Gaswasser haben allerdings bei der
Vollkommenheit der jetzigen Apparate, namentlich hinsichtlich
der Verpfropfung, einen Druck von 5, 6, 7 und selbst 8
Atmosphären, dessen Gränze nur der unzureichende Widerstand der
Flaschen und Apparate ist; man würde sich aber sehr irren, wenn
man annähme, daß diese so schnell, durch Schütteln unter so
starkem Druck, dargestellten Wasser eine dem Druck während ihrer
Bereitung entsprechende Gasmenge enthalten. Dieselbe ist viel
geringer und einige Tage nach der Bereitung des Wassers beträgt
der innere Druck der Flaschen selten über 3 Atmosphären.
Jedenfalls verliert das Wasser beim Entpfropfen der Flaschen
augenblicklich den größten Theil seiner Kohlensäure und nach
sehr kurzer Zeit enthält es nicht mehr davon als es beim Druck
der Atmosphäre auflösen kann. Uebrigens findet diese
Gasentbindung doch nicht so schnell
statt, daß man bei einiger Uebung nicht ein unter 7–8
Atmosphären Druck bereitetes Wasser von einem unter 2–3
Atmosphären Druck bereiteten unterscheiden könnte. Das mit dem
Gazogen bereitete Wasser hat einen sehr angenehmen
Geschmack.
Dieser Apparat eignet sich auch zur Bereitung der
Gas-Limonade und in den Apotheken zur Bereitung von
Tisanen, Salzlösungen und andern Arzneigetränken, welchen man,
wie der Bittersalzlösung, durch Kohlensäure einen angenehmen
Geschmack geben will.
Gefahr ist bei der Bereitung und dem Füllen auf Flaschen des so
bereiteten Wassers keine. Um jedoch im Fall eines unbeobachtet
gebliebenen Sprungs jeden Unfall zu vermeiden, wurde der Apparat
mit einem durchsichtigen Binsengeflecht überzogen, welches beim
Zersprengen desselben das Umherschleudern des Glases unmöglich
macht.
Was wir vom Druck sagten bezieht sich auf das angeführte
Mengenverhältniß der beiden Pulver. Folgendes ist der Druck bei
größeren Quantitäten
WeinsteinsäureDoppelt-kohlensaures
Natron
20
Gramme24
„
geben einen Druckvon 6
Atmosphären im Maximum, welcher
sich durch Umschütteln auf 3,6
Atmosphären reducirt.
Weinsteinsäuredoppelt-kohlensaures
Natron
30
„36
„
geben einen Druckvon 7
Atmosphären im Maximum, welcher
sich durch Umschütteln auf 4,5
Atmosphären reducirt.
Weinsteinsäuredoppelt-kohlensaures
Natron
45
Gramme54
„
geben einen Druckvon 9
Atmosphären im Maximum, welcher
sich durch Umschütteln auf 5,5
Atmosphären reducirt.
Hieraus ergibt sich daß der erzeugte Druck nicht genau mit der
angewandten Menge Bicarbonat im Verhältniß steht, woran
zweierlei Schuld ist: 1) daß der zunehmende Druck der Zersetzung
des doppeltkohlensauren Salzes Widerstand entgegenseht; 2) daß
die zum Auflösen des erzeugten Salzes vorhandene Quantität
Wasser sich gleich bleibt, während die Menge des Salzes zunimmt,
wodurch die Auflösung dieses letztern schwieriger von statten
geht und die Zersetzung des doppeltkohlensauren Natrons ein
neues Hinderniß erfährt. Ungeachtet dieser den Druck
verringernden Umstände ist es rathsam, nur die Normaldosis von
18 und 15 Grammen anzuwenden, wobei der Apparat ohne alle Gefahr
anzuwenden ist.
Beschreibung des Apparats. Fig. 23 ist ein senkrechter Durchschnitt des ganzen
Apparats. Fig.
24 ist ein Querdurchschnitt der
eintauchenden Röhre. Fig.
25 ist ein Grundriß des hohlen Stöpsels. Fig. 26 zeigt den Trichter im Durchschnitt und im
Grundriß. Fig.
27 und 28
zeigen den Hahn im Quer- und horizontalen Durchschnitt.
A, Fig.
23, ist das obere gläserne Gefäß, das die Flüssigkeit
enthält, welche mit Gas gesättigt werden soll; in dem unteren
Glasgefäß B wird die Mischung
gemacht, welche das kohlensaure Gas erzeugt. Diese beiden Gefäße
sind mittelst einer metallenen Fassung C auf einander geschraubt und das Ganze ruht auf einem
Fuß D.
In den Apparat taucht eine zinnerne Röhre E, durch welche man die zwei Recipienten mit einander
communiciren macht. Das Gefäß B ist
durch einen hohlen Stöpsel F
geschlossen, der mit einer durchlöcherten silbernen Scheibe G bedeckt ist.
Soll der Apparat gebraucht werden, so füllt man das Gefäß A, welches man vorher losgeschraubt
hat, mit Wasser; man bringt das Pulver in den Raum B mittelst des Trichters H und steckt dann die Röhre in die
metallene Fassung C, nachdem man den
Hahn I verschlossen hat. Hierauf
schraubt man das Gefäß B auf den
Raum A und kehrt den Apparat um,
damit er in die Fig.
23 gezeichnete Lage kommt. Die zum Auflösen der Pulver
erforderliche Wassermenge steigt dann durch die Röhre E bis zum Niveau dieser Röhre hinab
und dringt durch den kleinen durchlöcherten Cylinder a. Man läßt den Apparat während
15–20 Minuten in diesem Zustand, indem man ihn von Zeit
zu Zeit schüttelt, damit sich das Wasser hinreichend mit
kohlensaurem Gas sättigt, welches durch den hohlen Stöpsel F und das Sieb G in die Flüssigkeit dringt;
letztere zieht man hierauf ohne Gasverlust ab, indem man den
Hahn öffnet.
Der Schlüssel K des Hahns I besteht aus einem kegelförmigen
Stück b, dessen Ende in eine mit
einem dicken Leder versehene Höhlung c tritt; das andere Ende des Schlüssels ist mit
einigen Schraubengängen versehen, die sich in einer Mutter d drehen, wodurch man im Stande ist
den Druck zu reguliren und nur die erforderliche Menge
Flüssigkeit entweichen zu lassen.
Ein solcher Apparat, welcher den Hohlraum von zwei Boutheillen
hat, kostet bei Hrn. Briet (boulevard Bonne-Nouvelle, No.
40, prés le theatre du
Gymnase in Paris) 28 Frcs.; von den Pulvern kosten
hundert Packete 15 Frcs.