Titel: | Verbesserungen an Chronometern und Taschenuhren, worauf sich Charles Hanson, Uhrmacher zu Islington in der Grafschaft Middlesex, am 10. Octbr. 1845 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LXXXVIII., S. 431 |
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LXXXVIII.
Verbesserungen an
Chronometern und Taschenuhren, worauf sich Charles Hanson, Uhrmacher zu Islington in der
Grafschaft Middlesex, am 10. Octbr. 1845 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts, Mai 1846, S. 258.
Mit Abbildungen auf Tab. VI.
Hanson's Verbesserungen an Chronometern und
Taschenuhren.
Vorliegende Verbesserungen haben insbesondere auf diejenige
Classe von Chronometern Bezug, welche für astronomische und
nautische Zwecke die größte Genauigkeit verlangen; sie lassen
sich indessen auch auf gewöhnliche Taschenuhren mit Vortheil
anwenden.
Die Verbesserungen bestehen 1) in einer neuen Construction des
Einfalles zum Anhalten der Zähne der Hemmungsräder; 2) in einer
modificirten Construction des Einfalles zu demselben Zweck; 3)
in einer Methode, den Impuls des Hemmungsrades gleichförmig zu
machen, so daß die Hauptfeder sowohl bei ihrer größten
Expansion, als auch bei ihrer kleinsten Contraction der Unruhe
stets einen gleichmäßigen Impuls ertheilt.
Die neue Construction des Einfalls (detent), die den ersten Theil der in Rede stehenden
Erfindung bildet, ist Fig.
24 im Aufrisse, Fig.
25 in der unteren Ansicht und Fig.
26 im Durchschnitte nach der punktirten Linie Fig. 24 dargestellt. Der Einfall ist vertical
zwischen den oberen und unteren Platten des Chronometers
gelagert und zu dem Ende oben und unten mit Zapfen a, a versehen. Er besteht aus einem
Stahlstück, das zu einem genauen Cylinder abgedreht ist. Bei b ist ein Theil der Achse auf
ungefähr 2/3 ihres Durchmessers weggeschnitten, und bildet daher
eine ebene Fläche für den weiter unten zu beschreibenden Zweck. Der untere Theil des Einfalls ist bis zu einem
geringeren Durchmesser abgedreht und nimmt einen Arm oder Hebel
c auf, der an ihn befestigt ist.
Unter diesem Hebel ist die Spindel ungefähr bis zur Hälfte ihres
Durchmessers abgeschnitten und bietet dem Ende einer an die
Bodenplatte des Chronometers befestigten Feder e eine glatte Fläche d dar. Der Winkel, den die Flächen
b und d mit einander bilden, ist aus Fig.
25 zu entnehmen. Die Feder e hat den Zweck, dem Einfall das Bestreben zu einer
eigenthümlichen Stellung zu ertheilen, so daß der Einfall,
nachdem die Unruhspindel ihm die Bewegung ertheilt hat, rasch
wieder in seine ruhende Lage zurückkehrt, während zugleich das
Ende des Arms c nach der Mitte der
Unruhspindel gerichtet ist.
Fig. 27 stellt die Unruhspindel mit der Unruhe f im Aufrisse dar. Unmittelbar unter
der Unruhe f befindet sich an
derselben Spindel das Röllchen oder der Flügel (impulse-roller or pallet) g. Dieser Flügel hat den Zweck, die
fortschreitende Bewegung der Zähne des Hemmungsrades zu
unterbrechen, während dieses Rad durch die Wirkung der
Hauptfeder vorwärts gedrängt wird. h
ist ein kleinerer unter dem Flügel g
angebrachter Cylinder, an dessen Umfang ein Stift i hervorragt, welcher auf die nun zu
erläuternde Weise auf das Ende des Hebels c des Einfalls wirkt. Mit Bezug auf Fig.
28 und 29
wird die Wirkungsweise dieses Theils des Chronometers deutlich
erhellen. Fig.
28 stellt die Unruhespindel, den Einfall und das
Hemmungsrad im Aufrisse und Fig.
29 im Grundrisse dar; in der letzteren Figur ist der
klareren Anschauung wegen die Unruhe punktirt, der Einfall aber
im Durchschnitte dargestellt. Angenommen, er kehre in der
Richtung des Pfeils Fig.
29 zurück und der Zahn 1 und 2 des Hemmungsrades
befinde sich in der bezeichneten Lage, so kommt der Stift i des Cylinders h mit dem Ende des Hebels c in Berührung und treibt den
Einfall in einem Bogen herum. Der Rand der Fläche b des Einfalles wird daher um den
Zahn 2 des Hemmungsrades herumgeführt, bis er die Spitze dieses
Zahnes verläßt und ihm somit die Fortbewegung gestattet. Sobald
die Hemmung auf diese Weise frei geworden ist, fällt der Zahn 1
auf den Einschnitt in dem Flügel g
und ertheilt der Unruhe einen Impuls. Dadurch wird der Flügel
g veranlaßt sich herumzubewegen,
bis der Zahn 1 den Einschnitt des Flügels verlassen hat, worauf
die (in der Abbildung nicht sichtbare) regulirende Feder die
Bewegung der Unruhspindel rückgängig macht und den Stift i des Cylinders h wieder mit dem Hebel c in Berührung bringt. Dieser Hebel
wurde, unmittelbar nachdem er von der vorhergehenden Einwirkung
dieses Stiftes i frei geworden war,
durch die auf die Fläche d
drückende stationäre Feder e in
seine ruhende Lage gebracht. Die zurückkehrende Unruhe treibt
vermittelst des Stiftes i den
Einfallhebel in eine Richtung, die derjenigen entgegengesetzt
ist, welche er vorher einschlug, als er durch den Stift i bewegt wurde, und gestattet auf
diese Weise dem Stifte i
vorüberzugehen und eine Lage auf der andern Seite des Hebels c einzunehmen, wo er unmittelbar
nach dem Wechsel der Bewegung der Unruhe bereit ist, gegen den
Einfallhebel anzuschlagen und den nächstfolgenden Zahn der
Hemmung, wie oben, auszulösen. Die ferner erfolgende Thätigkeit
der Hemmung ist lediglich eine Wiederholung der bereits
beschriebenen Bewegungen.
Die verbesserte Construction des Einfalls, welche den zweiten
Theil der vorliegenden Erfindung bildet, ist Fig.
30 dargestellt. Dieser Einfall besteht aus einer
flachen Stahlplatte, die oben und unten mit Zapfen a und a¹ versehen ist, womit sie in dem Chronometer
gelagert ist. In der Mitte befindet sich ein Einschnitt b. Fig.
31 stellt den Einfall, die Unruhspindel und das
Hemmungsrad im Aufrisse und Fig.
32 im Grundrisse dar. Die Zapfen des Einfalles sind
dergestalt gelagert, daß derselbe einer kleinen Oscillation
fähig ist und sich in bestimmten Intervallen heben und senken
kann. Auf das untere Ende des Zapfens a¹ drückt eine Feder c mit dem Bestreben den Einfall in seiner höchsten
Lage zu erhalten. An der Unruhspindel, die mit dem Flügel g versehen ist, befindet sich ein
kleiner Cylinder d, welcher an
seiner unteren Fläche eine geneigte Ebene e (Fig.
33) enthält. An den Zapfen a¹ ist ein Arm f
befestigt. Das Hemmungsrad ist so angeordnet daß, wenn der
Einfall in seiner tiefsten Lage sich befindet, die Zähne dieses
Rades frei durch den Einschnitt b
gehen können; wird aber der Einschnitt durch den Druck der Feder
c gehoben, so stößt der nächste
Zahn des Rades gegen die untere Kante des Einschnittes, und
veranlaßt dadurch den Einfall, sich flach gegen die Seite des
Zahns zu legen. Folgendes ist das Spiel des Apparates.
Angenommen, der Einfall befinde sich in der durch Punktirungen
angedeuteten Lage Fig.
31, d.h. in hemmender Lage, und die Unruhspindel in
der Richtung des Pfeils Fig.
32, so kommt die geneigte Ebene e mit dem Arm f in
Berührung, drückt den Einfall nieder und löst den Zahn 1 aus,
der nun frei durch den Einschnitt b
gehen kann. Der Zahn 2 ertheilt hierauf dem Flügel g einen Impuls und tritt aus dem
Einschnitte dieses Flügels. Ehe jedoch der Zahn 1 Zeit hat an
dem Flügel vorüberzugehen, hat bereits die Feder c den Einfall in die Höhe gedrückt
und den nächstfolgenden Zahn 3 gehemmt, so daß dieser gegen den
unteren Rand des Einschnittes b
anschlägt. Um zu verhüten, daß der Arm f nach einer Seite gleite und dadurch der
Einwirkung der geneigten Ebene e
entgehe, ist ein von der Bodenplatte des Chronometers sich
erhebender Anhaltstift angeordnet, welcher den Arm f in der geeigneten Lage erhält. Auf
diese Weise geht das Spiel der Hemmung rasch und einfach vor
sich.
Den dritten Theil der vorliegenden Erfindung bildet die Anwendung
einer eigenthümlich gestalteten Feder anstatt des Flügels g. Diese Feder ist Fig.
34 in der Randansicht und Fig.
35 in der Seitenansicht dargestellt. Zur besseren
Erläuterung ihrer Wirkung ist sie Fig.
36 in Anwendung auf den zuerst beschriebenen Einfall
dargestellt. An die Unruhspindel A
ist die Feder g so befestigt, daß
sie den Schwingungen der Unruhe folgt. Das Ende g¹ dieser Feder ist nach
Innen geneigt und lehnt sich, wie man sieht, gegen die
Unruhspindel. Angenommen nun, der Zahn 1 des Hemmungsrades sey
so eben von dem Einfall ausgelöst worden, so kommt der Zahn 3
mit dem Ende der Feder g in
Berührung, treibt sie vorwärts und ertheilt auf diese Weise der
Unruhe einen Impuls von stets gleicher Kraft. Sobald das Ende
der Feder an dem Zahn 3 des Hemmungsrades vorüber gegangen ist,
fliegt sie wieder in ihre ursprüngliche Lage zurück, wobei sie
sich gegen die Unruhspindel lehnt, und bei erfolgender Rückkehr
der Unruhe befindet sich das Ende g
¹wieder an seinem Platze, um den Impuls des
nächstfolgenden Zahns zu empfangen. In Folge der Anwendung
dieser Feder g anstatt des
unnachgiebigen Flügels kann man eine kräftigere Hauptfeder als
die gewöhnliche anwenden, welche die Steifheit und Zähigkeit des
durch große Kälte afficirten Oels überwältigt und dabei der
Unruhe immer noch einen constanten Impuls ertheilt.