Titel: | Anleitung zur Analyse der gefärbten und gedruckten Zeuge, oder Verfahrungsarten um die Natur und Eigenschaften der auf den Stoffen befestigten Farben zu erkennen; von J. Persoz, Professor an der Universität zu Straßburg. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XCV., S. 449 |
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XCV.
Anleitung zur Analyse der
gefärbten und gedruckten Zeuge, oder Verfahrungsarten um die Natur
und Eigenschaften der auf den Stoffen befestigten Farben zu
erkennen; von J. Persoz, Professor an der
Universität zu Straßburg.
Bearbeitet nach dessen Traité théorique et pratique de l'Impression des Tissus. Bd. IV S. 522.
Persoz, Anleitung zur Analyse der gefärbten und
gedruckten Zeuge.
Wir wollen im Folgenden die Methoden angeben, wodurch man die
Natur der auf den Stoffen befestigten Farben erkennen kann; aus
den Eigenschaften derselben läßt sich dann auf den beim
Bedrucken der Zeuge befolgten Gang schließen. Wir beabsichtigen
keineswegs hiebei die Farben in ächte,
falsche etc. einzutheilen, denn eine Farbe kann nach
der Art wie sie aufgetragen und befestigt worden ist, mit der
Faser entweder eine innige Verbindung eingehen oder ihr nur
schwach adhäriren. Ein Beispiel hievon liefert das Campecheholz:
hat man violette Lacke dadurch gebildet, daß man den Zeug mit
einem Thonerdesalz beizte und ihn hierauf mit Campecheholz
färbte, so widersteht die Farbe dem Wasser, verändert sich aber
schnell an der Luft; bereitet man aus Campecheholz-Absud
und einem Zinnoxydsalz eine Tafeldruckfarbe, so widersteht der
Lack der Luft, wird aber großentheils durch kochendes Wasser
abgezogen; behandelt man hingegen den Zeug nach dem Aufdrucken
der Tafelfarbe mit doppelt-chromsaurem Kali, so sättigt
sich der Lack mit Sauerstoff und widersteht nicht nur dem
Wasser, sondern auch den atmosphärischen Agentien. Wie das
Campecheholz Pigment liefern auch andere Farbstoffe ächte oder
unächte etc. Farben, je nach den Methoden, welche man zu ihrer
Fixirung auf den Zeugen befolgt hat. Auf die Haltbarkeit der
Farben hat überdieß die Natur der Faser einen großen Einfluß,
denn eine Farbe, welche der Baumwolle nur schwach adhärirt,
verbindet sich oft innig mit der Wolle.
Bei der Analyse der gedruckten Zeuge, um die Natur der auf dem
Gewebe befestigten Farben zu erkennen, muß man wie bei jeder
analytischen Untersuchung nur eine kleine Anzahl von Agentien
anwenden, welche durch ihre bestimmten und constanten Reactionen
keinen Zweifel übrig lassen, in welche Abtheilung eine Farbe
gehört. Solche sind nach meiner vieljährigen Erfahrung
hauptsächlich folgende neun: die Wärme (Einäscherung des Zeugs), das gasförmige Chlor, die unterchlorige Säure
Die unterchlorige Säure erhält
man leicht nach dem von Ballard angegebenen Verfahren, welches darin
besteht, in eine Flasche aus weißem Glase von 1 bis 2
Liter Rauminhalt, welche mit Chlorgas gefüllt ist, 30
bis 50 Gramme Wasser zu schütten, worin fein gepulvertes
rothes Quecksilberoxyd suspendirt ist. Beim Schütteln
der Flasche wird das Chlor bald absorbirt und folglich
die grünlichgelbe Flasche farblos. Nachdem die
Absorption des Gases stattgefunden hat, leitet man auf
den Boden dieser Flasche einen Strom Chlorgas, welches
die Luft verdrängt; wenn man annehmen kann, daß die
Flasche voll Chlor ist, schüttelt man sie neuerdings und
fährt auf diese Weise fort bis das Quecksilberoxyd
vollständig verschwunden ist. Bei Bereitung dieses
Reagens operirt man am besten mit zwei Flaschen, damit,
während man die eine davon schüttelt, die andere sich
mit Chlorgas füllen kann. Nach drei oder vier
Sättigungen erhält man eine Flüssigkeit, welche außer
der unterchlorigen Säure eine gewisse Menge
Quecksilberchlorid enthält und endlich einen
Niederschlag von Oxyd-Chlorid, welches man durch
Decantiren absondern kann, oder
indem man das Ganze durch eine Schicht gestoßenen Glases
filtrirt. Das Quecksilberchlorid kann man in der
Flüssigkeit aufgelöst lassen, weil es bei den
Reactionen, wozu wir die unterchlorige Säure anwenden,
keinen Einfluß ausübt.Die unterchlorige Säure ist ein kräftiges
Entfärbungsmittel, denn sie zerstört die dauerhaftesten
Farben; das dunkelste Türkischroth z.B. verschwindet in
dem Augenblick, wo es in eine gesättigte Auflösung
dieser Säure getaucht wird: ein dunkel türkischroth
gefärbtes Zeugstückchen benutzen wir auch um uns zu
überzeugen, ob eine Auflösung von unterchloriger Säure
gesättigt ist oder nicht., die Salpetersäure,
Schwefelsäure, das Zinnchlorür
(salzsaure Zinnoxydul), das Zinnchlorid (salzsaure Zinnoxyd), Aetzkali-Auflösung, Kalkhydrat oder Kalkmilch.
Die Farben lassen sich in zwei große Kategorien eintheilen: in
organische Farben, welche durch
die Wärme (Einäschern), das Chlor und die unterchlorige Säure
zerstört werden, und in unorganische
Farben oder Metallfarben, welche
jenen Agentien widerstehen. Die organischen Farben zerfallen
wieder in zwei Abtheilungen, nämlich solche, welche sich an und
für sich mit den Geweben vereinigen und in solche, welche sich
nur mit Hülfe von Beizen (Metalloxyden) darauf befestigen
lassen, so daß man also drei Gruppen bilden kann:
1) Die organischen Farben, welche sich an und
für sich fixiren (Indigo, Safflor).
2) Die organischen Farben, welche sich nur mit
Hülfe einer Beize fixiren (Krapp, Rothholz, Gelbholz, Cochenille
etc.)
3) Die Metallfarben (Eisenoxyd,
Mangansuperoxyd, chromsaures Blei).
Wenn man einen mit den Farben der ersten Gruppe versehenen Zeug
in Berührung mit der Luft (auf einem Platinblech mittelst der
Flamme einer Weingeistlampe) einäschert, so erhält man als
Rückstand nur die Asche der Faser, worauf der Farbstoff
befestigt wurde. Behandelt man ihn mit einem entfärbenden Agens
(Chlor, unterchloriger Säure), so wird die Farbe zerstört und
die Faser entweder weiß oder nimmt die Nuance an, welche ihr das
zerstörende Agens selbst ertheilen würde.
Wenn man einen mit den Farben der zweiten Gruppe versehenen Zeug
einäschert, so verschwindet die Farbe ebenfalls, aber man findet
die zu ihrer Befestigung angewandte unorganische Beize
(Thonerde, Eisenoxyd, Zinnoxyd etc.) immer wieder in der Asche
der Faser. (Es versteht sich, daß die Chromsäure dabei
grünlichgraues Chromoxyd hinterläßt, welches man leicht erkennt,
wenn man die Asche vor dem Löthrohr in Boraxsäure schmilzt, die
dadurch grün gefärbt wird; um das Zinnoxyd vor dem Löthrohr zu
erkennen, versetzt man die Asche mit etwas Borax.) Die Lacke
dieser zweiten Gruppe verschwinden, wenn man den Zeug mit Chlor
oder unterchloriger Säure behandelt und hinterlassen
dabei als Rückstand auf dem Zeug die Beize (das Metalloxyd),
womit sie fixirt wurden. Von welcher Art letzteres ist, erkennt
man durch die im Folgenden angegebenen Methoden, oder durch eine
Färbe-Operation; hat man z.B. als Rückstand eine
Thonerdebeize, so wird der entfärbte Zeug in einem Cochenillebad
rosenroth werden; ist es eine Eisenbeize, so wird der entfärbte
Zeug sich in schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak schwarz, in
angesäuertem eisenblausaurem Kali hingegen blau und in
Campecheholz-Absud grau oder schwarz färben. Ist der
Rückstand ein Gemenge von Thonerde- und Eisenbeizen, so
nimmt er in einem Cochenille- oder Quercitronbad
complicirte Nüancen an, woraus man leicht auf seine Natur
schließen kann.
Wenn man Zeuge einäschert, welche mit Farben der dritten Gruppe
versehen sind, so findet man diese Farben stets unversehrt oder
mehr oder weniger modificirt (reducirt) in der Asche. Auch
widerstehen sie gewöhnlich dem Chlor, oder wenn sie davon
angegriffen (oxydirt) werden, so kann man über die Natur der
Producte nicht in Zweifel seyn.
Vom Blau.
Man wendet viererlei Arten Blau an: Indigblau, Berlinerblau,
Campecheholz- und Ultramarinblau.
Indigblau. Der Hauptcharakter dieses
Blau ist, daß es durch die Wärme (Einäschern) zerstört wird,
ohne einen Rückstand zu hinterlassen; ferner daß es durch Chlor,
unterchlorige Säure und Salpetersäure entfärbt wird; es zerfällt
wieder in:
a. Aechtblau, welches durch Aetzkali niemals verändert
wird und selbst wieder zerfällt in:
Küpenblau,
Fayenceblau und
ächtes Tafeldruckblau.
In chemischer Hinsicht sind die beiden ersteren identisch; sie
unterscheiden sich physisch dadurch, daß beim Fayenceblau der
Farbeton weniger schön und gleichförmig ist; dasselbe wird auch
meistens nur in isolirten, mehr oder weniger regelmäßigen
Dessins aufgedruckt. Fast jedes Fayenceblau läßt sich übrigens
von anderem Indigblau dadurch unterscheiden, daß es durch
Imprägniren mit Salpetersäure zerstört wird, wobei es sich
gelblich färbt. Das ächte Tafelblau läßt sich leicht erkennen,
wenn man den Zeug durch Chlor entfärbt und ihn hierauf in
Cochenille färbt; wegen des in der Druckfarbe enthaltenen Zinns
muß das Muster in irgend einer Nüance wieder zum Vorschein
kommen. Uebrigens wird das ächte Tafelblau
meistens nur zum Illuminiren (Eindrucken) vielfarbiger Muster
angewandt.
b. Sächsischblau, welches durch Aetzkali verschwindet,
das man aber mittelst einer Säure wieder herstellen kann.
Berlinerblau. Der Hauptcharakter
dieses Blau ist, daß es durch Hitze zerstört wird, indem es beim
Einäschern auf einem Platinblech Eisenoxyd hinterläßt, daß es
durch Chlor und unterchlorige Säure nicht angegriffen, aber
durch Aetzkali entfärbt wird. Es zerfällt wieder in
Unterabtheilungen, entweder nach der Art der Beize, womit es
erzeugt wurde: so enthält das sogenannte Französisch-Blau
immer Zinn, welches man leicht erkennt, wenn man die Asche vor
dem Löthrohr schmilzt, während das gewöhnliche Berlinerblau bloß
Eisen enthält; oder nach der Art seiner Fixirung, in welcher
Hinsicht man gefärbtes Blau, Dampfblau und Tafeldruckblau
unterscheidet. Ersteres erkennt man immer an seiner Nüance,
welche niemals so rein und lebhaft ist, wie die vom Dampfblau.
Das Tafeldruckblau unterscheidet sich von den vorhergehenden
durch die große Menge von Zinnverbindungen, deren es zu seiner
Auflösung und Fixirung bedarf.
Blau mittelst Campecheholz. Dieses
Blau ist ungemein empfindlich gegen Säuren, welche es sogleich
in Roth umändern; es wird übrigens durch Chlor entfärbt und
hinterläßt auf dem Zeug einen bräunlichen Rückstand von Thonerde
und Kupferoxyd. Letzteres gibt sich oft während des Einäscherns
durch die grüne Farbe, die es der Weingeiststamme ertheilt, zu
erkennen. Die Asche, in Salpetersäure aufgelöst, gibt eine
Flüssigkeit, welche durch Ammoniak blau gefärbt, durch gelbes
Blutlaugensalz braunroth und durch Schwefelwasserstoff
schwarzbraun gefällt wird. Hat man nur wenig Material zu seiner
Verfügung, so kann man sich mittelst des Löthrohrs überzeugen,
daß die Asche Kupfer enthält. Wenn man das Kupfer in den Farben
aufsucht, darf man nicht vergessen, daß es darin häufig als
Oxydul oder in einem besondern noch unbekannten Zustande
enthalten ist, und daß man es folglich nur mit Sicherheit
auffinden kann, wenn man den Lack, der es enthält, einäschert
und dessen Asche untersucht.
Das Ultramarinblau erkennt man an
seiner Nüance, an seiner Feuerständigkeit, welche so groß ist,
daß wenn man einen damit bedruckten Zeug verbrennt, man das Blau
unversehrt in der Asche wieder findet, endlich an seinem
Verhalten gegen Salzsäure, welche es mit Entwickelung von
Schwefelwasserstoff entfärbt. Bisweilen trifft es sich, daß es
durch den harzigen Firniß, welcher zu seiner Befestigung auf den
Zeugen angewandt wurdeDas Ultramannblau wird gewöhnlich mittelst Eiweiß aufgedruckt. Man
zertheilt das Eiweiß in ein wenig Gummiwasser und reibt
das Blau mit dem so erhaltenen Firniß gehörig an.
Nachdem die Farbe auf dem Baumwollenzeug aufgedruckt und
getrocknet ist, dämpft man die Stücke trocken und bei
einem nicht hohen Druck; das Eiweiß, indem es in den
Poren des Gewebes gerinnt, hält darin die Farbe zurück.
Außer dem Ultramarinblau hat man auch grünes Chromoxyd,
rothes Eisenoxyd und vorzüglich Bolus (Terre de Sienne) mittelst
Eiweiß auf Zeugen fixirt.Da die Anwendung von Eiweiß in großem Maaßstab dem
Fabrikanten bedeutende Kosten verursacht, so ersetzt man
es bisweilen durch eine Mischung von Hausenblase und
Traganth; wenn die mit derselben aufgedruckte Farbe
stark ausgetrocknet worden ist, wird sie vom Wasser
wenig angegriffen. Wir haben gefunden, daß abgerahmte
Milch, gekocht und eingedampft, mit Zusatz einer
gewissen Menge gelöschten Kalks ein vortreffliches
Bindungsmittel liefert, um Farben mechanisch auf Zeugen
zu befestigen., geschützt, von den Säuren nicht angegriffen wird; man
braucht aber nur den Firniß anzugreifen, indem man den Zeug mit
Aether befeuchtet, so wird die Säure, welche anfangs nicht
merklich auf das Blau wirkte, es augenblicklich zerstören.
Gemischtes Blau. Wollene Zeuge oder
halbwollene mit baumwollener Kette haben oft einen dunkelblauen
Grund (Boden), welcher durch eine Mischung von Berlinerblau und
Sächsischblau gebildet wird; mittelst Chlor oder Salpetersäure
wird das Sächsischblau zerstört, während das Berlinerblau
unverändert bleibt, wodurch man diese beiden Substanzen erkennen
kann.
Vom Gelb, Orange und Nankin.
Es gibt mehrere Arten von Gelb: das Gelb von Wau,
Quercitronrinde, Kreuzbeeren, Fisetholz, Curcuma, den
adstringirenden Substanzen, das Orangegelb von Orleans, das
Chromgelb und Chromorange, das Operment, das Nankin oder
Rostgelb.
Das Gelb von Quercitronrinde wird
durch Chlor und unterchlorige Säure zerstört, aber weder durch
Alkalien noch durch salzsaures oder schwefelsaures Zinnoxydul
beim Erwärmen merklich in Orange umgeändert; endlich nimmt es
mittelst Salpetersäure eine röthliche Catechufarbe an.
Das Gelb von Kreuzbeeren wird durch
Chlor und unterchlorige Säure zerstört; eine Auflösung von
Aetzkali ertheilt ihm die türkischgelbe Nüance und mit einer
gesättigten Auflösung von Zinnsalz erwärmt, geht es in Orange
über; mit Salpetersäure behandelt, nimmt es eine Staubfarbe
an.
Das Orange oder Nankin von Fisetholz
wird durch Schwefelsäure in Roth umgeändert, durch Aetzkali in
Catechubraun, hingegen durch Salpetersäure zerstört.
Das Gelb von Curcuma wird durch Chlor
und unterchlorige Säure entfärbt, durch die Alkalien in
Orangeroth umgeändert.
Das Gelb von Sumach wird durch
salzsaures Zinnoxydul heller gemacht, durch Salpetersäure
geröthet, durch Schwefelsäure aber nicht merklich verändert.
Das Orangegelb von Orleans wird wegen
seiner harzartigen Natur von Chlor und unterchloriger Säure nur
schwierig angegriffen; durch concentrirte Schwefelsäure wird es
grünlichblau, nimmt eine dunkle Farbe an und verschwindet dann
durch Salpetersäure.
Das Chromgelb (neutrale chromsaure
Blei) wird durch Hitze nicht zerstört, wenn man dabei jede
reducirende Einwirkung zu vermeiden weiß; von schwacher
Salzsäure wird es nicht angegriffen, hingegen durch concentrirte
Salzsäure immer zerstört. Mit Aetzkalilauge aufgelöst und
entfärbt, ändert es sich in Chromorange um, wann man es in
kochendes Kalkwasser taucht.
Das Chromorange (basisch chromsaure
Blei) hat dieselben Eigenschaften, nur wird es durch die Säuren
in Zeisiggelb umgeändert.
Das Gelb von Operment wird durch
Salzsäure nicht angegriffen und ist in Aetzkali auflöslich;
durch Salpetersäure wird es zerstört und gibt eine Auflösung,
welche mit Zink und Schwefelsäure zusammengebracht,
Arsenikwasserstoffgas liefert, welches beim Verbrennen nach der
Methode von Marsh reichliche
spiegelnde Flecken von metallischem Arsenik absetzt.
Das Nankin und Rostgelb liefern beim
Einäschern einen Rückstand von wasserfreiem Eisenoxyd, welches
natürlich eine etwas dunklere Farbe hat als das ursprünglich auf
dem Stoff vorhanden gewesene Oxydhydrat. Chlor und unterchlorige
Säure wirken nicht auf diese Farben; Salzsäure greift sie mehr
oder weniger an, je nach ihrer Intensität und der Art wie das
Rostgelb auf den Zeugen fixirt wurde; in allen Fällen reducirt
jedoch eine Mischung von gleichen Theilen Salzsäure und Zinnsalz
augenblicklich das dunkelste Rostgelb, so daß alle mit ihr
berührten Stellen weiß erscheinen. Auf jedem Rostgelb bringt
eine Mischung von Salzsäure und Blutlaugensalz sogleich
Berlinerblau hervor und ein Absud von Galläpfeln erzeugt Schwarz
oder Grau; taucht man einen rostgelb gefärbten Zeug in eine
Auflösung von schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak, so geht das
Eisen in schwarzes Schwefeleisen über; auch kann man ein rostgelbes Muster je nach seinem Eisengehalt in einem
Krappbade immer schwarz, violett oder lilas färben.
Vom Roth.
Jedes Roth, mit Ausnahme des Safflorroths (welches durch das
Chlor und Hitze zerstört wird, ohne einen Rückstand zu
hinterlassen, und durch die ätzenden Alkalien entfärbt wird)
gehört zu den Farben der zweiten Gruppe und wurde also durch
Vereinigung einer Thonerdebeize oder einer Beize von Thonerde
und Zinn mit einem Farbstoff, welcher Krapp, Cochenille,
Rothholz etc. seyn kann, hervorgebracht. Geübte Augen
verwechseln diese verschiedenen Farben niemals; dessen
ungeachtet muß man die Eigenschaften kennen, wodurch sie sich
von einander unterscheiden. Ihre allgemeinen Eigenschaften sind,
daß sie durch Chlor und unterchlorige Säure entfärbt werden und
beim Einäschern einen Rückstand von Thonerde oder mit Zinn
vermengte Thonerde hinterlassen; um zu ermitteln, ob die
Thonerde Zinn enthält, braucht man die Asche bloß vor dem
Löthrohr in Boraxsäure zu schmelzen. Ihre speciellen
Eigenschaften beruhen alle auf der Natur des Farbstoffs und in
dieser Hinsicht kann man die rothen Farben in zwei Gattungen
abtheilen:
a. solche, welche durch Krapp oder
Krappproducte, und
b. solche, die durch Cochenille und
Farbhölzer erzeugt wurden.
a. Roth,
Rosenroth etc. aus Krapp.
Mit Salzsäure behandelt, wird das Roth gelb oder orangegelb,
ohne in das Amaranthfarbige überzugehen, und wenn man sie so
verändert in Kalkmilch taucht, so werden alle von der Säure
berührten Stellen mehr oder weniger gleichförmig schön violett,
welche Nüance sich lange hält, die man aber durch Kochen des
Zeugs in einem Seifenbad wieder in Rosenroth überführen kann.
Das Roth und Rosenroth werden durch die Säuren um so weniger
angegriffen, je mehr sie mit Seife gesättigt und je höher die
Temperatur war, wobei sie avivirt worden sind; man begreift nun,
warum das Türkischroth mehr widersteht, als das gewöhnliche
Roth. Eben so braucht man auch hinsichtlich des letztern nur das
Roth und Rosenroth, wie man sie vor 15 bis 20 Jahren darstellte,
mit denjenigen zu vergleichen, welche man heutzutage macht, um
zu sehen, daß letztere, welche stark mit Seife gesättigt sind,
nur schwer die erwähnte Veränderung durch Einwirkung der Säuren
und hierauf des Kalks erleiden.
Die Modificationen des Krapproths zerfallen in mehrere Arten: das
Türkischroth und Türkischrosenroth, das gewöhnliche Krapproth
und Krapprosenroth, das ächte Tafelroth und Rosenroth des Hrn. Gastard und der HHrn. Girardin und Grelley
Man vergleiche über diese ächten Tafeldruckfarben, das
Garancin und Garanceux, Girardin's Technologie des Krapps im
polytechn. Journal Bd. XCI S. 55 u. 141., das Roth aus Garancin und Garanceux, endlich das
Tafelrosenroth aus Krapplack. Bei dem Türkischroth und
Türkischrosenroth bildet die Lebhaftigkeit der Farbe mit der
Eigenschaft, der Einwirkung der Säuren sehr zuwiderstehen, den
Hauptcharakter. Das gewöhnliche Krapproth läßt sich, wenn es gut
avivirt wurde, von dem ächten Tafelroth nicht unterscheiden,
weil es aus denselben Bestandtheilen besteht wie letzteres, und
nur auf andere Weise auf dem Zeuge fixirt worden ist; übrigens
widerstehen sie beide gleich gut der Luft und dem Licht und
hinterlassen, mit Chlor behandelt, Beizen, welche sich in einem
Cochenillebad auf denselben Ton färben. Man erkennt daher ihren
Ursprung nur an dem Zustand des weißen Bodens, welcher bei dem
ächten Tafelrosenroth immer weniger rein ist, weil die
vorbereiteten (vorher gebeizten) Zeuge durch das Dämpfen
gewöhnlich gelblich werden.
Das Rosenroth aus Garancin und Garanceux unterscheidet sich von
dem vorhergehenden Roth dadurch, daß es die Operation des
Avivirens mit Säuren und mit Alkalien nicht aushält; daß es
durch Behandlung mit Salzsäure sich in Orangeroth umändert,
indem es das weiße Papier in dieser Nüance färbt, und daß es so
modificirt durch Behandlung mit Kalk eine den gedörrten Pflaumen
ähnliche Farbe annimmt, welche nicht den bläulichen Reflex des
gewöhnlichen Rosenroth hat; von dem mit Krapplack dargestellten
Rosenroth, welches durch Salzsäure und Kalk sich kaum verändert,
unterscheidet es sich dadurch, daß es den schwachen Passagen in
Seife widersteht, welche hinreichen, um den Krapplack von dem
Gewebe abzuziehen. Der specifische Unterschied zwischen dem mit
Garancin und Garanceux gefärbten Rosenroth gründet sich darauf,
daß die Farbe des erstem immer mehr orangeroth ist als bei
letzterem; in Begleitung von Violett (welches gemeinschaftlich
mit dem Rosenroth gefärbt wurde) sind sie noch leichter zu
erkennen, weil das Garancin ein lebhaftes Violett liefert,
welches fast so schön ist wie das mit Krapp erzeugte, wogegen
das Violett aus Garanceux röthlichgrau ist.
b. Roth aus
Farbhölzern und Cochenille. Dieses Roth ändert sich
durch Salzsäure und salzsaures Zinnoxydul in die Farbe der
Johannisbeeren um; passirt man es im Kalk, so bildet es ein
Violett, welches so unbeständig ist, daß es im Seifenbad
verschwindet; das Krapproth erhält bei derselben
Behandlung im Seifenbad seinen ganzen Glanz wieder. Das Roth,
welches mit Cochenille gefärbt wurde und dasjenige von
Farbhölzern, unterscheiden sich durch den Glanz ihrer Farbe und
ihr Verhalten gegen concentrirte Schwefelsäure, welche ersteres
in ein lebhaftes Kirschroth und letztere in Orangegelb
umändert.
Vom Violett.
Es gibt fünf Arten von Violett:
1) mit Krapp gefärbtes Violett;
2) mit Campecheholz gefärbtes;
3) mit Campecheholz und Cochenille erzeugtes
Violett, welches durch Färben oder Dämpfen oder mittelst
Tafeldruck dargestellt seyn kann;
4) Violett aus Alkannawurzel; endlich
5) das complicirte Violett, welches durch
Uebereinanderdrucken von Blau auf Roth, oder umgekehrt, oder
durch Vermischen dieser beiden Farben vor ihrem Aufdrucken
entsteht.
Das mit Krapp gefärbte Violett hinterläßt beim Einäschern
Eisenoxyd; durch Chlor und unterchlorige Säure entfärbt,
hinterläßt es aus dem Zeug sein Eisenoxyd, welches man in den
verschiedenen Bädern färben kann, die seine Gegenwart darthun;
durch Behandlung mit Salzsäure ändert es sich in ein schmutziges
Orangegelb um. Passirt man es nach der Behandlung mit Salzsäure
in Kalkmilch, so nehmen alle mit Salzsäure behandelten Stellen
eine violette Farbe an, welche außerordentlich glänzend ist und
die sie sogar in einem kochenden Seifenbad beibehalten, dem die
andern violetten Farben nicht widerstehen.
Violett mit Campecheholz. Dieses
Violett hinterläßt beim Einäschern als Rückstand eine weiße
Asche, welche aus Thonerde besteht. Durch unterchlorige Säure
wird es zerstört; mit Salzsäure behandelt, ändert es sich in
Roth um; durch Passiren in Kalkmilch und hierauf in einem
Seifenbad, wird es graulich und verschwindet endlich.
Violett mit Cochenille. Es
unterscheidet sich von den vorhergehenden durch seine Nüance und
die Natur der Beizen, welche es beim Einäschern hinterläßt und
welche immer Eisen zur Basis haben.
Violett aus Alkannawurzel. Dieses
Violett wird wegen der harzartigen Natur seines Farbstoffs durch
Chlor und concentrirte Schwefelsäure nur wenig angegriffen; es
wird weder durch Salzsäure noch durch Salpetersäure in Roth
umgeändert, wohl aber durch Kali in Blau und hinterläßt beim
Einäschern Thonerde.
Violett durch Uebereinanderfallen von Blau
und Roth. Wenn Blau das Roth bedeckt, erkennt man das
erzeugte Violett an den Eigenschaften der beiden Farben, woraus
es entstand.
Violette Farben, welche durch Mischungen
erhalten wurden. Sie entstanden immer durch Mischung
von Indigo mit Cochenillerosenroth oder Krapprosenroth, oder
durch Mischung von Berlinerblau mit denselben Farbstoffen und
denjenigen der Hölzer, oder auch einem Krappviolett mit
Berlinerblau. Im ersteren Fall überfährt man behufs der
Untersuchung das Violett mit Salpetersäure, welche den Indigo
zerstört, so daß das Rosenroth zum Vorschein kommt; letzteres
geschieht entweder unmittelbar, oder wenn man den Zeug über ein
mit Ammoniak gefülltes Fläschchen hält, dessen Dämpfe die Säure
sättigen. Im zweiten Fall behandelt man den Zeug mit
unterchloriger Säure oder setzt ihn dem Chlorgas aus, welche das
Roth zerstören, ohne das Blau anzugreifen; man behandelt ihn mit
Aetzkali, welches das Blau auflöst und das Roth in ein mehr oder
weniger dunkles Carmesinroth umändert. Im dritten Falle endlich
behandelt man den Zeug mit Salzsäure, welche das Violett in Grün
umändert und mit unterchloriger Säure, welche es in Blau
verwandelt.
Vom Orange.
Das Orange entsteht entweder durch Mischung von Roth und Gelb, in
welchem Falle man die respectiven Eigenschaften seiner
Elementarfarben zu Rath ziehen muß, oder aus einzelnen
Farbstoffen. Unter letztere gehört das mit Orleans erzeugte
Orange; ferner das Chromorange, worauf wir nicht zurückzukommen
brauchen; endlich das aus Schwefelantimon bestehende Orange,
welches durch concentrirte Salzsäure und durch Chlor zerstört
wird, worauf man es mittelst Schwefelwasserstoff, der das
Antimonoxyd in ein Sulfurid verwandelt, immer wieder herstellen
kann; das Orange aus Granatapfelschalen, welches durch
Salpetersäure schwärzlich gefärbt wird; das Orange aus
Quercitronrinde, welches durch Salpetersäure geschwächt, aber
nicht zerstört wird.
Vom Grün.
Das Grün zerfällt in vier Gattungen:
Grün mit Indigo als
Basis.
Küpengrün.Fayencegrün.Pinselgrün.Grün
aus chromsaurem Blei und Indigo.Aechtes
Tafelgrün.Pistaziengrün.
Grün mit Berlinerblau
als Basis.
Berlinerblau mit chromsaurem
Blei.Berlinerblau mit vegetabilischem Gelb.
Grün mit anderen als
den vorhergehenden vegetabilischen
Farbstoffen als Basis.
Capecheholz mit verschiedenen
gelben
Pflanzenpigmenten.Solanumbeeren mit verschiedenen
gelben Pflanzenpigmenten.
Grün mit metallischer
Basis.
Grün mit arsenigsaurem
Kupferoxyd.Grün mit arseniksaurem Chromoxyd.
Grüne Farben mit Indigo als Basis.
Der gemeinschaftliche Charakter dieser grünen Farben ist, daß
sie durch die Hitze zerstört werden, wobei kein anderer
Rückstand bleibt, als das Gelb für sich allein geben würde; daß
sie durch Chlor und unterchlorige Säure zerstört werden mit
Hinterlassung des Gelb, wenn letzteres diesen Agentien
widersteht, oder bloß der Beize dieser Farbe, wenn sie wie das
Blau davon angegriffen wird.
Küpengrün. Von diesem Grün, welches
gewöhnlich zu Böden angewandt wird, gibt es so viele Arten, als
man gelbe Farbstoffe zu seiner Darstellung anwendet: wenn es
mittelst Rostgelb erzeugt wurde, so hat es eine Myrthenfarbe und
wird durch Behandlung mit einer Mischung von Salzsäure und
salzsaurem Zinnoxydul, welche das Eisenoxyd auflöst, in Blau
umgeändert, durch Behandlung mit Salpetersäure aber in Rostgelb;
wurde es durch ein gelbes Pflanzenpigment, z.B. Kreuzbeeren,
hervorgebracht, so wird es durch Aetzkali nicht merklich
verändert, sondern nimmt höchstens eine dunklere oder bräunliche
Farbe an, wenn das gelbe Pflanzenpigment durch die Alkalien
verändert werden kann; endlich geht es durch Behandlung mit
Salpetersäure in ein Gelb über, dessen Nüance nach derjenigen
des angewandten gelben Pflanzenpigments verschieden ist.
Fayencegrün. Es wird durch Chlor und
unterchlorige Säure entfärbt, durch Salpetersäure in ein
schmutziges Gelb (Rostgelb) umgeändert und hinterläßt beim
Einäschern Zinnoxyd, welches man mittelst des Löthrohrs oder
durch eine Färbeoperation erkennen kann. Uebrigens wird es weder
durch Aetzkali noch durch Salzsäure angegriffen.
Pinselgrün (Schildergrün,
Kastengrün). Dasselbe wird ebenfalls durch Chlor und
unterchlorige Säure entfärbt und hinterläßt beim Einäschern
reine Thonerde; es wird weder durch Aetzkali noch durch
Salzsäure angegriffen.
Grün mit chromsaurem Blei. Es wird
durch dieselben Agentien entfärbt wie die vorhergehenden, wobei
als Rückstand Chromgelb bleibt; durch Aetzkali wird es zum Theil
zerstört, indem es in Blau übergeführt wird; durch concentrirte
Salzsäure wird es vollkommen verändert,
indem diese die Chromsäure zersetzt und Chlor entbindet, welches
indirect die Zerstörung des Indigos veranlaßt.
Aechtes Tafelgrün. Dieses Grün
besitzt die wesentlichen Eigenschaften des vorhergehenden; es
geht nämlich durch Aetzkali in Blau über und wird durch
concentrirte Salzsäure zerstört.
Pistaziengrün. Es hat mit den
vorhergehenden grünen Farben die Eigenschaft gemein, durch Chlor
entfärbt zu werden; durch Aetzkali wird es zerstört und in Gelb
oder Olivengelb verwandelt, je nach der Art des gelben
Pflanzenpigments, welches man mit dem Indigocarmin verbunden
hat.
Vom Grün mittelst Campecheholz und
Solanumbeeren.
Diese grünen Farben werden durch Chlor zerstört und hinterlassen
dabei als Rückstand eine Thonerdebeize, welche beim
Campecheholz-Grün stets etwas Kupfer enthält.
Das Campecheholz-Grün wird
durch Säuren stark geröthet und verwandelt sich, in der Wärme
mit chromsaurem Kali behandelt, in ein sehr beständiges
Schwarz.
Das Solanumbeeren-Grün wird
durch Säuren violett und durch Alkalien gelb.
Grün aus Berlinerblau.
Grün mit Chromgelb als Basis. Es wird
durch gasförmiges Chlor, Salpetersäure und unterchlorige Säure
nicht verändert, hingegen durch Aetzkali angegriffen, welches
das Gelb und das Blau zum Verschwinden bringt.
Grün mit gelbem Pflanzenpigment als
Basis. Dieses Grün wird durch Chlor und unterchlorige
Säure verändert, welche es in Blau überführen; auch wird es
durch Aetzkali angegriffen, welches das Blau abzieht und das
Pflanzengelb in einer mehr oder weniger olivenfarbigen Nüance
zurückläßt.
Grün mit arsenigsaurem Kupferoxyd.
Man erkennt dieses Grün an seiner Eigenschaft durch Salzsäure
gelb zu werden und durch Ammoniak in Blau überzugehen; übrigens
ist es leicht den Arsenik darin nachzuweisen, wozu man nur ein
Stückchen von dem damit bedruckten Zeug in den Marsh'schen Apparat zu bringen
braucht.
Chromgrün. Beim Einäschern gibt
dieses Grün eine Asche von der Farbe des Chromoxyds; übrigens
wird es durch Chlor, die schwachen Säuren und die Alkalien nicht
verändert, wenn es auf dem Zeug gut befestigt
wurde. Um zu erfahren, ob es Arsenik enthält oder nicht, bringt
man es in den Marsh'schen
Apparat.
Von den Olivenfarben.
Die Olivenfarben bestehen gewöhnlich aus gelben Farbstoffen,
womit man Eisen und Thonerdebeizen gefärbt hat, oder aus
Chrombeize, was sich durch das Einäschern leicht ermitteln läßt.
Alle werden durch Chlor und unterchlorige Säure zerstört; alle
widerstehen auch dem Aetzkali; und alle diejenigen, welche Eisen
zur Basis haben, gehen durch Zinnsalz, welches das Eisen wegätzt
und verschwinden macht, in Gelb über.
Vom Braun, der Holzfarbe oder den
gemischten Farben.
Sie werden gebildet durch:
Catechu.
Mangansuperoxyd.
Schwefelantimon, welches durch Kupfer-
und Bleisalze gefärbt ist.
Mischungen von Beizen, welche durch
verschiedene Farbstoffe gefärbt sind.
Uebereinanderbringen von Küpenblau auf
Krapproth oder Krappbraun.
Catechubraun. Man erkennt eine
Catechufarbe leicht an ihrer Eigenschaft in einer Mischung aus
Zinnsalz und Salzsäure Heller zu werden, ohne eine andere Nüance
anzunehmen. Wenn man einen damit bedruckten Zeug einäschert,
enthält die Asche entweder Chromoxyd, wenn nämlich das Catechu
mittelst Chrom fixirt wurde, oder Kupferoxyd, Manganoxyd oder
Eisenoxyd, wenn die Farbe mit einem Präparat versetzt wurde,
welches eines dieser Oxyde zur Basis hat; ferner enthalten diese
Farben viel Kalk, wenn man essigsauren Kalk angewandt oder die
Farbe durch Kalkmilch fixirt hat. Das Catechu entfärbt sich erst
nach langer Zeit durch Chlor und unterchlorige Säure, wobei die
Oxyde, mittelst deren es fixirt worden ist, zurückbleiben.
Braun oder Bistre mittelst
Mangansuperoxyd. Dieser Farbstoff ist sehr leicht zu
erkennen; durch Chlor und unterchlorige Säure wird er nicht
angegriffen, aber durch Zinnsalz sogleich zerstört, weil dieses
das Mangansuperoxyd reducirt und in Weiß überführt.
Weinsteinsäure und Kleesäure, sowie schweflige Säure machen ihn
auch verschwinden.
Braun mittelst Schwefelantimon.
Dieses Braun wird durch Chlor angegriffen und hierauf durch
Schwefelwasserstoff wieder in Orange übergeführt.
Braun, welches man durch Färben erzielt
hat. Solcher braunen Farben, welche durch Mischungen
von rothen und gelben Farbstoffen hervorgebracht werden, gibt es
eine große Anzahl; ihre gemeinschaftlichen Eigenschaften sind:
durch die Hitze, das Chlor und die unterchlorige Säure zerstört
zu werden, wobei sie die einfache oder zusammengesetzte Beize,
mittelst deren sie erzeugt wurden, als Rückstand lassen; ferner
durch Zinnsalz angegriffen zu werden, welches, indem es das
Eisen reducirt und es dem Lack entzieht, letzteren entweder in
Orangeroth umändert (wenn nämlich der rothe Farbstoff vorwaltet)
oder in Orangegelb (im entgegengesetzten Fall). Die rothe
Substanz in diesen braunen Farben ist entweder Krapp oder
Garancin oder Garanceux; in diesem Fall geht das Braun (Püce, Zimmetbraun etc.) durch Salzsäure in Orangegelb
oder auch in Holzfarbe über und alsdann reicht die bloße
Berührung der Säure hin, um ihnen eine lebhafte Orangefarbe zu
geben, selbst wenn sie wegen eines großen Gehalts von Gelb eine
helle zimmtbraune Nüance haben sollten. Beim Einäschern
hinterlassen sie eine durch Eisenoxyd mehr oder weniger gefärbte
Thonerdebeize, und man hat die nöthigen Daten, um die
Constitution der Farbe zu erkennen: wenn sie
Campecheholz-Pigment enthalten, werden sie durch Zinnsalz
roth und der mit diesem Salz berührte Theil, auf ein weißes
Papier aufgedrückt, färbt es nicht mehr kirschroth, sondern
bläulichroth oder lilas.
Braun, welches Schwarz zur Basis hat.
Wenn man Küpenblau auf gefärbte Farben, z.B. Püce, Krapproth
oder Cochenilleroth aufsetzt, erhält man braune Farben, welche
dem Aetzkali und den Säuren widerstehen. Um sie zu erkennen,
tränkt man sie mit Salpetersäure, welche den Indigo zerstört; es
erscheint dann sogleich ein mehr oder weniger dunkles Orange, je
nach der Natur der mit dem Küpenblau vereinigten Farbe.
Vom Schwarz.
Es gibt mehrere Arten von Schwarz:
Schwarz, welches mit Krapp, Garancin oder
Garanceux gefärbt wurde.
Schwarz von Cochenille.
Schwarz von Campecheholz.
Schwarz, welches durch adstringirende
Substanzen erzeugt wurde. Dampfschwarz.
Gewöhnliches Tafelschwarz.
Tafelschwarz, welches in Kalkmilch fixirt
wurde.
Schwarz, welches durch Ueberdrucken von
Küpen- und Berlinerblau mit Roth erzeugt wurde.
Schwarz, welches durch Ueberdrucken von Bistre
(Manganbraun) mit Blau hervorgebracht wurde.
Schwarz, welches mit Krapp, Garancin
etc. erzeugt wurde. Alles
Krappschwarz liefert beim Einäschern Eisenoxyd und wird durch
Chlor und unterchlorige Säure entfärbt, wobei Eisenoxyd
zurückbleibt. Mit Salzsäure behandelt, werden diese schwarzen
Farben nicht roth, sondern gehen allmählich in ein schmutziges
Orange über; durch Zinnsalz ändern sie sich in ein bräunliches
Rostgelb um, aber ohne abzuschmutzen und ohne das weiße Papier
hochroth zu färben.
Schwarz mittelst Cochenille. Dasselbe
hat wie das Krappschwarz immer eine Eisenbeize zur Basis; es
gibt daher beim Einäschern eine hauptsächlich aus Eisenoxyd
bestehende Asche und hinterläßt, wenn man es durch Chlor oder
unterchlorige Säure entfärbt, dasselbe Oxyd; es unterscheidet
sich aber von dem Krappschwarz durch seinen mehr silberartigen
Ton, durch die Eigenschaft mittelst Salzsäure orangeroth zu
werden; endlich dadurch, daß es in Berührung mit Zinnsalz in ein
zartes Kirschroth übergeht und das Papier färbt.
Schwarz mittelst Campecheholz. Dieses
Schwarz hat entweder bloße Eisenbeizen, oder Eisenbeizen in
Verbindung mit Thonerdebeizen, oder ziemlich reine
Thonerdebeizen zur Basis. Im erstem Falle liefert es beim
Einäschern eine dunkel rostgelbe Asche; im zweiten eine Asche,
deren Rostgelb durch die beigemengte Thonerde heller gemacht
ist; im dritten Fall eine ziemlich weiße Asche, weil die
verhältnißmäßig kleine Menge Eisen, welche man dabei anwandte,
auf das Milchweiß der Thonerde nur von geringem Einfluß ist.
Alles Campecheholz-Schwarz wird durch Chlor und
unterchlorige Säure mit Hinterlassung der Beize entfärbt, worin
das Eisen immer mehr weniger oxydirt ist; man kann aber aus der
rostgelben Farbe der Beize, welche nach der Behandlung des Zeugs
mit Chlor zurückbleibt, keinen richtigen Schluß auf die
angewandte Menge Eisenbeize ziehen. Durch Salzsäure und Zinnsalz
werden diese Farben stark geröthet; drückt man die durch
Salzsäure gerötheten Stellen auf weißes Papier auf, so färben
sie es schön kirschroth, während die mit Zinnsalz behandelten
Stellen es mehr oder weniger veilchenblau färben.
Schwarz, welches durch Galläpfel und
andere adstringirende Substanzen hervorgebracht wurde.
Man erkennt diese schwarzen Farben leicht an ihrem
olivenfarbigen Ton; sie haben alle eine Eisenbeize zur Basis,
welche man findet, wenn man sie entweder einäschert
oder mittelst Chlor oder unterchloriger Säure entfärbt. Durch
Salzsäure gehen sie in ein helles schmutziges Orangegelb über;
Zinnsalz entzieht ihnen die Eisenbeize großentheils und die an
deren Stelle tretende Thonerdebeize macht sie olivenfarbig oder
gelb mit einem Stich in Olivenfarben. Das Schwarz aus
Granatapfelschalen wird durch Salzsäure gelb, durch Zinnsalz
dunkelgrau und durch Salpetersäure braun.
Gewöhnliches Tafelschwarz. Dieses
Schwarz, welches man durch Vermischung von Campecheholzabsud mit
Eisensalzen erhält, zeigt dieselben Eigenschaften wie das
Schwarz, welches durch Färben der Eisenbeizen mittelst
Campecheholz erzeugt wurde; so hinterläßt es Eisenoxyd, wenn man
den damit bedruckten Zeug entweder einäschert oder durch Chlor
und unterchlorige Säure entfärbt, und wird auch durch Salzsäure
und Zinnsalz geröthet. Die Eigenschaften, welche es von dem
gefärbten Schwarz unterscheiden, sind, daß es sich im Wasser von
dem Zeug immer mehr oder weniger abreiben läßt, so wie der Zeug
auch in kochendem Wasser, besonders beim Zusetzen von etwas
Seife, von seiner Farbe verliert.
Dampfschwarz. Es besitzt dieselben
chemischen Eigenschaften wie das mit Campecheholz gefärbte
Schwarz und das Tafelschwarz; da der Lack durch Dämpfen fixirt
wurde, so gibt der Zeug in heißem Wasser wenig oder gar nichts
ab. Wenn man der Druckfarbe viel Wallfischthran, Talg,
Terpenthinöl etc. zugesetzt hat, erkennt man dieß dadurch, daß
sie sich nur sehr schwer netzen und durch Chlor angreifen läßt,
so wie an der Flamme, welche sie beim Verbrennen gibt.
Tafelschwarz in Kalkmilch fixirt. Da
dieses Schwarz eine Eisenbeize zur Basis hat, so gibt es beim
Einäschern des damit bedruckten Zeugs oder beim Entfärben
desselben durch Chlor und unterchlorige Säure als Rückstand
Eisenoxyd. Es unterscheidet sich von den vorhergehenden dadurch,
daß es mit Salzsäure behandelt einen Lack gibt, welcher das
Papier ziegelroth färbt und mit Zinnsalz einen Lack, welcher ihm
eine weinhefenartige Malvenfarbe ertheilt.
Schwarz in doppelt-chromsaurem Kali
fixirt. Dieses Schwarz ist sehr leicht daran zu
erkennen, daß es dem Chlorkalk widersteht, welcher es in
Kastanienbraun umändert, anstatt es zu zerstören, wie alles
andere mit Campecheholz erzeugte Schwarz. Beim Einäschern
hinterläßt es grünes Chromoxyd, ebenfalls eine charakteristische
Eigenschaft.
Schwarz durch Ueberdecken von Krapproth
mit Küpenblau erzeugt. Durch Einäschern und Entfärben
desselben mittelst Chlor oder unterchloriger Säure erhält
man Thonerde als graulichweißen Rückstand; durch Salzsäure wird
es nicht geröthet und auch nicht merklich verändert.
Salpetersäure zerstört das Blau auf allen Stellen die sie
berührt und ändert dieselben in ein reines Orange um, welches
durch darauffolgende Behandlung mit Kalk, Alkali oder Seife, in
Violett oder Roth umgeändert wird.
Schwarz durch Ueberdecken von Krapproth
mit Berlinerblau erzeugt. Dieses Schwarz hinterläßt
beim Einäschern so viel Eisenoxyd als seinem Gehalt an
Berlinerblau entspricht. Mit Chlor oder unterchloriger Säure
behandelt geht es in Blau über; wenn man es mit Aetzkali
behandelt, dann in Wasser spült, hierauf mit Säure behandelt und
wieder in Wasser spült, wird es roth, mehr oder weniger in
Violett stechend.
Schwarz durch Ueberdecken von Bistre
(Manganbraun) mit Küpenblau
erzeugt. Die charakteristischen Eigenschaften dieses
Schwarz sind, daß es durch Salzsäure weiß und durch Zinnsalz
blau wird; Aetzkali greift es nicht an; Salpetersäure zerstört
das Blau, worauf einige Augenblicke das Bistre erscheint,
welches dann ebenfalls verschwindet.
Dieß sind in Kürze die Reactionen der verschiedenen Farben. Bei
der Analyse eines Zeugmusters muß man natürlich zuerst seine
Aufmerksamkeit auf die Natur der verschiedenen Fasern richten,
welche an ihren chemischen Eigenschaften leicht zu erkennen
sind. Der vegetabilische Faserstoff (Baumwolle, Leinen, Hanf
etc.) widersteht bekanntlich der Einwirkung ätzender
Kali- und Natronlauge, während der thierische Faserstoff
(Seide und Wolle) sich mittelst der Wärme in denselben leicht
auflösen läßt. Der vegetabilische Faserstoff verbrennt leicht
ohne zu schmelzen und ohne einen Geruch zu entwickeln; der
thierische Faserstoff hingegen schmilzt und verbrennt schwer,
einen starken brenzlichen Geruch verbreitend, wobei die der
Flamme zunächst befindlichen Theile schmelzen und sich
verkohlen. Wolle und Seide lassen sich durch ihre physischen
Eigenschaften mittelst des Mikroskops leicht unterscheiden.
(Der Verfasser gibt in seinem Werke schließlich noch für eine
Reihe von Zeugmustern den speciellen Gang der Analyse gemäß
obiger Anleitung an. E. D.).