Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. , S. 73 |
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Miscellen.
Miscellen
Ueber elektrische Telegraphen für
Eisenbahnen.
Hr. Breguet theilt in Folgendem die
Resultate der mit dem elektrischen Telegraphen zwischen Paris
und Rouen in neuester Zeit angestellten Versuche mit.
1) Hr. Foy, Generaldirector der
telegraphischen Linien in Frankreich, hatte behauptet, daß wenn
man mehrere Drähte zwischen zwei Stationen ziehe, es dadurch
möglich werde, zu gleicher Zeit zwei Depeschen in
entgegengesetzter Richtung abzufertigen, oder in demselben
Augenblick den Apparat von Paris nach Rouen, und von Rouen nach
Paris in Wirksamkeit zu setzen. Die betreffenden Versuche wurden
angestellt und gelangen auf das vollkommenste, obschon Physiker
mit Unrecht vorhersagten, daß die beiden Ströme sich hiebei
neutralisiren würden. Hierüber findet also kein Zweifel mehr
statt.
2) Es war behauptet worden, daß weil bei einem kupfernen
Leitungsdraht eine Batterie von zehn Elementen erforderlich ist,
bei eisernen Drähten wegen der respectiven Leitungsfähigkeit
eine achtmal so große Batterie, also eine von 80 Elementen,
nöthig wäre, die geringern Kosten der Eisendrähte folglich
dadurch wieder aufgewogen würden. Man stellte daher mit Drähten
von dem einen und dem andern Metall Versuche an. Bei einem
Versuche beschränkte sich Hr. Breguet
auf 6 Elemente und die Wirkung des Apparats war ganz
vortrefflich. Sogar mit 4 Elementen glaubt er, erhielte man noch
befriedigende Resultate. Bei einem andern Versuch, wo man den
Apparat mit Kupferdraht in Gang setzte, wurden die Signale von
Rouen nach Paris mittelst der von einem einzigen Element
gelieferten Elektricität gegeben. Das auf der Rouener Linie
angenommene Isolirungssystem ist sonach vollkommen genügend,
weil sogar die geringe Menge Elektricität eines einzigen
Bunsen'schen Elements dabei nicht verloren ging. Die bisher
angewandte Batterie von 10 Elementen ist folglich als Luxus zu
betrachten.
3) Die Nordeisenbahn gestattet nunmehr ebenfalls die Errichtung
eines elektrischen Telegraphen auf der 100 Lieues langen Strecke
von Paris nach Lille. Es handelte sich nun darum, zu wissen, ob
auf dieser Strecke, welche dreimal so lang als die Bahn von
Paris nach Rouen ist, dieselben Resultate ohne bedeutend größern
Aufwand von Elektricität zu erzielen sind. Hievon hat sich Hr.
Breguet durch Versuche überzeugt.
Der elektrische Telegraph zu Rouen hat nämlich drei
Leitungsdrähte; er knüpfte nun in Rouen das Ende des einen
Drahts an das des zweiten, sodann das andere Ende des zweiten
Drahts in Paris an dasjenige des dritten und erhielt auf diese
Weise am Ende des dritten Drahts (zu Rouen) die Signale; der
elektrische Strom hatte also einen dreimal so großen Weg
gemacht, oder beinahe 100 Lieues zurückgelegt. Die Batterie
brauchte dazu nicht verstärkt zu werden. Der elektrische
Telegraph von Paris nach Lille kann somit ohne Zwischenstationen
und ohne sonstige große Vermehrung der Kosten errichtet werden.
(Echo du monde savant, Mai 1846,
Nr. 36.)
E. Hodgkinson's
Versuche über die rückwirkende Festigkeit steinerner
Säulen.
Hodgkinson hat seine Versuche,
worüber er der British Association
eine vorläufige Notiz mittheilte, mit Steinen von prismatischer
Gestalt angestellt. Die Prismen hatten quadratische Querschnitte
von 1 oder 1 3/4 Zoll Seite, die Länge betrug 1–40 Zoll;
die Versuche ergaben, daß sich der Widerstand mit zunehmender
Länge verminderte; ist aber die Länge der Säule nur das
Zwölffache von der Seite der Grundfläche, so ist diese
Verminderung so gering, daß man im Durchschnitt die Festigkeit
als gleich, nämlich 10,000 Pfd. per
Quadratzoll, annehmen konnte.
Bei den Säulen von kleinerem Querschnitt zeigte sich für eine
Länge, die das 15fache der Seite der Basis betrug, eine geringe
Verminderung; war die Höhe das 24fache, so stand die
Verminderung im Verhältniß wie 138 : 96, bei der 30fachen Länge
wie 138 : 75, bei der Machen aber wie 138 : 52, so daß im
letzteren Falle die Festigkeit fast auf 1/3 reducirt wurde.
Bei allen Säulen, bei denen die Länge weniger betrug als das
30fache der Quadratseite der Grundfläche, trat der Bruch in der
Nähe des einen Endes ein, woraus sich ergibt, daß die Enden der
schwächste Theil der Säule sind und es scheint auch der
geringere Widerstand längerer Säulen im Vergleich mit kürzeren
darin seinen Grund zu haben, daß die ersteren sich stärker
abbeugen und daher der zerdrückenden Kraft einen geringeren
Theil der Auflagerungsfläche darbieten.
Die Ursache der Trennung ist in dem Umstande zu suchen, daß sich
unmittelbar von der Fläche aus, durch welche der Druck
übertragen wird, in dem Körper ein keilförmiger, scharf
zugespitzter Theil bildet, der in die benachbarten Massentheile
eindringt und ein Bestreben hat, dieselben aufzuspalten. Eine
solche keilförmige Absonderung war bei allen gesprengten Säulen
zu bemerken.
Um die Ausbeugung der längeren Säulen zu verhindern, würde es
zwei Mittel geben; entweder man müßte der obern und untern
Auflagerungfläche eine größere Ausdehnung geben und dadurch
gewissermaßen die schwächeren Enden angemessen erstärken, oder
man müßte die Säule in der Mitte stärker machen als an den
Enden.
Nach Hodgkinson's Versuchen kommt
zugleich sehr viel auf die Lage der Spaltungsrichtung des
Steines gegen die daraus hergestellte Säule an und es gibt
dieselbe nach dieser Spaltungsrichtung am leichtesten nach. (Civil Eng. and Arch. Journal.)
Ueber das Gefrierenlassen des Wassers
unter der Luftpumpe, ohne Beihülfe von Schwefelsäure.
Das Wasser läßt sich unter der Luftpumpe durch seine eigene
Verdampfung leicht zum Gefrieren bringen, wenn es von dem
Gefäße, worin es sich befindet, keine Wärme empfangen kann. Rumford beobachtete zuerst, daß das
Wasser eine berußte Fläche nicht benetzt, sondern wie
Quecksilber Kügelchen darauf bildet. Zwei bis drei Tropfen
Wasser gefroren auf einem berußten Uhrglase unter der Luftpumpe
in 2–3 Minuten; der Versuch schlägt aber fehl, wenn die
Wasserkügelchen das Glas auf einem nicht mit Ruß überzogenen
Punkt berühren. – Man mache in dem Ende eines großen
Korks eine seichte Vertiefung und brenne diese über einer Lampe
an, so daß sie sich mit Ruß überzieht; werden nun drei Tropfen
Wasser in dieser Höhlung unter einen Recipient der Luftpumpe
(dessen Hohlraum 20 Unzen Wasser beträgt) gebracht, so erstarrt
das Wasser in 1 1/2 Minuten; 20 Gran Wasser gefroren, obwohl bei
18° R. eingebracht, in 2 3/4 Minuten. Bringt man solche
Korke über ein Schälchen mit Schwefelsäure, so findet derselbe
Erfolg noch schneller statt. Eine flache Porzellanschale wurde
über einer Lampe mit Ruß überzogen; nachdem sie ein wenig
abgekühlt war, wurde etwas Terpenthinöl sorgfältig auf den Rand
derselben gegossen, über die ganze Oberfläche verbreitet, und
das Gefäß dann erwärmt, um das überflüssige Terpenthinöl zu
verjagen; dieses Ueberziehen mit Ruß und hieraus mit
Terpenthinöl wurde dreimal nach einander wiederholt und zuletzt
noch eine Rußschicht gegeben. In dieser Schale wurden zwei Unzen
Wasser unter den Recipient gebracht und die Pumpe 1 Minute lang
in Gang gesetzt; nach 6 Minuten andauernder Ruhe war die
Oberfläche gefroren. Dieser Versuch und ähnliche waren von
starkem Aufbrausen der Flüssigkeit (in Folge der schnellen
Dampfbildung an ihrer unteren Fläche) begleitet, wodurch Wasser
gegen die Wände des Recipienten geschleudert wurde. L. Smith. (Silliman's
american Journal, März 1846.)
Verfahren um aus dem schwefelsauren
Bleioxyd metallisches Blei zu gewinnen.
Trommsdorf der Sohn und K. Herrmann, Kaufmann in Erfurt, ließen
sich am 19. Mai 1844 ein solches Verfahren auf 8 Jahre für
Bayern patentiren, welches im Kunst- und Gewerbeblatt,
Maiheft 1846, S. 330 veröffentlicht ist. Ihre Methode beruht auf
der Thatsache, daß aus dem schwefelsauren Bleioxyd bei Gegenwart
gewisser Salze, z.B. Chlornatrium (Kochsalz), das Blei durch
Zink auf kaltem Wege und sehr schnell metallisch ausgefällt
wird. Das Verfahren selbst ist folgendes:
„Man bereitet aus 100 Gewichtstheilen schwefelsauren
Bleies (welches man in den Färbereien und Kattundruckereien
bei der Darstellung von essigsaurer Thonerde etc. als
Nebenproduct erhält), 10 Gewichtstheilen Kochsalz und Wasser
einen Brei und stellt in denselben Platten oder Blöcke von
metallischem Zink, oder man bringt den Brei zollhoch auf
horizontalliegende Zinkplatten. Nach kurzer Zeit ist der
weiße Brei in eine schwarze Masse verwandelt, bestehend aus
feinzertheiltem metallischem Blei, von einer Lösung von
Zinkvitriol und Kochsalz durchdrungen. Das reducirte Blei
kann leicht eingeschmolzen werden und gibt ein fast chemisch
reines Blei; besonders vortheilhaft verwendet man dasselbe
zur Bleizucker- und Bleiweißfabrication. Denn da es
in einem außerordentlich feinzertheilten Zustande erhalten
wird, so oxydirt es sich äußerst schnell ohne künstliche
Wärme – an der Luft, wodurch es nicht nur zur
Bleizuckerfabrication geschickt wird, sondern es läßt sich
auch äußerst schnell in Bleiweiß verwandeln, wenn es auf
bekannte Weise, unter Mitwirkung essigsauren Bleioxyds,
einer an Kohlensäure reichen Luft ausgesetzt, oder in Form
von Platten, den gegossenen Platten bei der holländischen
Bleiweißfabrication substituirt wird.
Behufs dieser Verarbeitungen des reducirten Bleies laugt man
dasselbe vorher mit Wasser aus, und benutzt die erhaltene
Salzlauge auf Zinkvitriol, oder man fügt noch so viel
Kochsalz hinzu, daß gleiche Atome schwefelsaures Zinkoxyd
und Kochsalz in der Flüssigkeit enthalten sind, und läßt im
Winter Glaubersalz herauskrystallisiren, die Mutterlauge zu
Zinkpräparaten benutzend.“
Ueber C. Hanewald's Achsenpatentformen für die
Zuckerfabriken.
Unter den vielen praktischen Verbesserungen, welche im Lauf des
letzten Jahrzehents in der Zuckerfabrication aufgetaucht sind,
verdient unstreitig die Einführung der Hanewald'schen Achsenpatentformen einer vorzugsweisen
Erwähnung.
Diese Formen, groß genug um den Inhalt von 16 Melishüten zu
fassen, erzeugen ein regelmäßigeres und gedrungeneres Korn als
die kleinen bisher gebräuchlichen Kone, und da sie mit
Luftsaugern in Verbindung stehen, erhält man in unglaublich kurzer Frist eine wunderschöne gleiche und blendendweiße
Krystallisation, die auch dem Raffineur gar nichts mehr zu
wünschen übrig läßt. Ein Hauptvortheil dieser neuen höchst
einfachen gußeisernen Formen stellt sich jedoch beim Decken
heraus, wobei gegen früher fast über die Hälfte des Klärsels
erspart wird. Die in solchen Formen gebildeten Würfel werden
nach Belieben und je nach Bedürfniß des Detailverkaufs in
kleinen Tafeln von 1/4 bis zu 12 Pfd. zerschnitten, was äußerst
rasch von statten geht und für das kaufende Publicum
mannichfache Bequemlichkeiten darbietet. Demnach dürfen wir
unsere Ueberzeugung dahin aussprechen, daß diese Einfüllmethode
sich binnen kurzem durch ganz Deutschland über alle rationell
geleiteten Raffinerien und Rübenzuckerfabriken ausbreiten
werde.
Dr. St.
Ueber die Reinigung des geläuterten
Runkelrübensaftes mit Kalk.
Sollten einige Zuckerfabrikanten am Anfang der nächsten Campagne
oder noch früher Versuche mit der kleesauren Thonerde, nämlich
mit Saft von Runkelrüben, welche durch Austrocknen conservirt
wurden, anstellen wollen, so halte ich es für nützlich, ihnen
einige Nachweise für die Bereitung dieses Salzes zu geben. Am
vortheilhaftesten bereitet man dasselbe auf dem Wege der
doppelten Zersetzung, indem man ein neutrales kleesaures Alkali
mit einem möglichst neutralen Thonerdesalz, beide in Wasser
aufgelöst, behandelt.
Zu diesem Behuf löst man das im Handel vorkommende Kleesalz
(doppelt-kleesaure Kali) in heißem Wasser auf und
neutralisirt die Flüssigkeit noch warm mit einer Auflösung von
Soda oder Ammoniak.Wollte man den flüssigen Rückstand von der Bereitung der
kleesauren Thonerde benutzen, so müßte man mit Potasche
neutralisiren, um bloß schwefelsaures Kali zu haben, und
nicht ein Gemisch von zwei schwefelsauren Salzen. Nach beendigter Neutralisation löst man schwefelsaure
Thonerde oder Alaun auf und gießt die zwei Flüssigkeiten in
einander, wodurch ein Niederschlag von kleesaurer Thonerde
entsteht, welchen man auf ein Filter gibt und auswascht, bis er
kein schwefelsaures Salz mehr enthält.
Nach der Theorie muß man, um 1 Kilogramm kleesaurer Thonerde zu
erhalten, 1300 Gramme Kleesalz anwenden.
Mit 1 Kilogramm kleesaurer Thonerde kann man 530 Gramme
wasserfreien Kalk absorbiren; nun hat man gefunden, daß
beiläufig 125 Gramme Kalk in einem Hektoliter geläuterten Safts
zurückbleiben; bekanntlich wendet man durchschnittlich 500
Gramme Kalk zum Läutern eines Hektoliters Saft an.
Wenn in den Zuckerfabriken die Fällung des Kalks mittelst
Kleesäure in Aufnahme käme, so wäre anstatt der kleesauren
Thonerde die Einführung des kleesauren Natrons oder Ammoniaks zu
empfehlen. Schon durch die Substitution des Natrons- oder
Ammoniaks dem Kali gegenüber würde die Bereitung des
auflöslichen kleesauren Salzes merklich wohlfeiler kommen. Das
kleesaure Ammoniak würde den Vortheil gewähren, daß der
Rückstand von der Bereitung der kleesauren Thonerde eine
neutrale Auflösung von schwefelsaurem Ammoniak ist, welche die
Zuckerfabriken sehr gut als Dünger benutzen könnten.
Für 1 Kilogramm krystallisirtes kleesaures Ammoniak erhielte man
beiläufig 725 Gramme kleesaure Thonerde, und 1 Kilogramm
Kleesäure muß 1550 Gr. kleesaures Ammoniak liefern.
Gegenwärtig erhält man in Frankreich im Großen das Kilogramm
Kleesäure zu 3 Frcs. 75 Cent. bis 4 Fr.; das Kleesalz kostet 1
Fr. mehr. Um 5 Hektolitern geläuterten Safts allen Kalk zu
entziehen, müßte man im günstigsten Falle also für wenigstens 5
Fr. kleesaurer Producte, nämlich für 1 Fr. per Hektoliter anwenden, so daß also
bis jetzt von einer technischen Einführung dieses Verfahrens
noch keine Rede seyn kann. A. Mallet
(Moniteur industriel, Mai 1846,
Nr. 1030.)
Ueber verschiedene Mittel den geläuterten
Runkelrübensaft von Kalk zu reinigen.
Hr. Mialhe hat vor einiger Zeit
vorgeschlagen (polytechn. Journal Bd. XCIX S. 482 und Bd. C S.
78) den im geläuterten Rübensaft enthaltenen Kalk mittelst
kleesaurer Thonerde zu absorbiren, welche ihn zugleich entfärbt,
so daß die Knochenkohle erspart wird. Die Kohle, welche
gewöhnlich zum Entfärben des Safts benutzt wird, absorbirt auch
einen Theil des Kalks, ertheilt aber wenigstens wenn sie frisch
ist, dem Saft und Syrup einen schlechten Geschmack, welcher ihm
erst durch das Raffiniren entzogen wird, und schon deßwegen wäre
es nach meiner Meinung wünschenswerth, wenn man die Knochenkohle
umgehen könnte.
Die kleesaure Thonerde ist jedoch wenigstens gegenwärtig noch zu
theuer, als daß man sie bei der Zuckerfabrication benutzen
könnte.
Gegen das Ende des Jahres 1844 schlugen die HHrn. Acar und Guérault zu Ham vor, den fraglichen Kalk
mittelst Pectinsäure niederzuschlagen, die sie wahrscheinlich
nach dem Verfahren von Braconnot
bereiten (polytechn. Journal Bd. C S. 245). Welche Resultate
dieses jedenfalls sinnreiche Verfahren geliefert hat, ist mir
nicht bekannt.
Ein wohlfeileres Mittel als die kleesaure Thonerde, welches sich
wahrscheinlich mit Erfolg anwenden ließe, ist die weinsteinsaure Thonerde. Da dieses
Salz leicht auflöslich ist, so könnte man es leichter mit dem
geläuterten Saft vermischen als die kleesaure Thonerde, welche
in gallertartigem Zustande ist; aus demselben Grunde könnte man
es aber auch dem geläuterten Saft ohne Nachtheil für die
folgenden Operationen nicht in Ueberschuß zusetzen.
Um 100 Theile Kalk zu absorbiren, braucht man 233 wasserfreie
Weinsteinsäure, also 264 käufliche Säure. Für dieselbe Menge
Kalk sind zwar nur 127 wasserfreie Kleesäure erforderlich, diese
entsprechen aber 282 käuflicher Kleesäure; nun kostet 1
Kilogramm Weinsteinsäure nur 3 Fr., die Kleesäure dagegen 4 Fr.
Wahrscheinlich könnte man aus dem Niederschlag von
weinsteinsaurem Kalk, welcher auch Thonerde und Farbstoff
enthalten dürfte, die Weinsteinsäure wieder gewinnen, während
sich der kleesaure Kalk nicht benutzen läßt.
Um die weinsteinsaure Thonerde zu bereiten, welche in Zukunft
eine wichtige Rolle in der Zuckerfabrication spielen dürfte,
sättigt man eine heiße Auflösung von Weinsteinsäure mit reiner
Thonerde, die man aus Alaun mittelst Ammoniak niedergeschlagen
hat (das nach der Fällung der Thonerde in der Flüssigkeit
zurückbleibende schwefelsaure Ammoniak ließe sich als Dünger
benutzen).
Schon vor 10 Jahren schlug Hr. Descroizilles vor, die Weinsteinsäure zu benutzen, um
das Kali zu absorbiren, welches in beträchtlicher Menge in den
letzten Producten der Zuckerfabriken enthalten ist. Er
behandelte zuerst die Syrupe mit einem Ueberschuß von
Weinsteinsäure, wobei er einen Niederschlag von
doppelt-weinsteinsaurem Kali erhielt; die überschüssige
Säure wurde hierauf mit Kreide gesättigt, wodurch sich ein
Niederschlag von weinsteinsaurem Kalk bildete und aus den beiden
erhaltenen Niederschlägen wurde dann die Weinsteinsäure wieder
abgeschieden. Nach einigen Versuchen verfolgte Hr. Descroizilles sein Verfahren nicht
weiter.Wahrscheinlich weil er fand, daß durch freie
Weinsteinsäure der krystallisirbare Zucker leicht in
amorphen (Melasse) umgewandelt wird.E. D. So viel ist gewiß, daß die Runkelrüben und auch die
Syrupe Kali nebst Natron enthalten, und ohne Zweifel wird durch
den Einfluß des Kalks ein Theil des Kalis nach der Läuterung im
ätzenden Zustande zurückbleiben; es wäre daher für die
Rübenzuckerfabriken sehr wünschenswerth, ein einfaches und
wohlfeiles Verfahren zu besitzen, um das Kali zu absorbiren, welches im Verlauf der Operationen
eine nachtheilige Wirkung hervorbringen muß. A. Mallet. (Moniteur industriel, Jun. 1846, Nr. 1038.)
Ueber die Selbstentzündung fetter
Baumwolle.
In einem Berichte, welchen Hr. Eugen Ehrmann der Société industrielle zu Mülhausen
erstattete, sagt derselbe, daß bis jetzt noch keine
befriedigende Lösung der von dieser Gesellschaft
ausgeschriebenen Preisfrage über die Ursache der
Selbstentzündung und die Mittel sie zu verhüten, eingelaufen
sey. Ein Bewerber bemerkte, daß das einzige Mittel sie zu
verhüten nur das seyn könne, dem Medium, worin sich die
Baumwolle befindet, so viel Sauerstoff als möglich zu entziehen,
und nur die Flamme selbst sey im Stande dieß zu bewerkstelligen,
zu welchem Zweck man folgendermaßen verfahren solle: man nimmt
einen Kasten von Eisenblech, setzt ein Ofenrohr in seine Mitte
und füllt den Kasten zu 9/10 seines Rauminhalts mit fetter
Baumwolle an, stellt sodann in das Rohr eine Davy'sche Lampe oder ein Gefäß mit
Phosphor und setzt hierauf den Deckel auf, welchen man, so wie
den ganzen Kasten, hermetisch verkittet; ist dieß geschehen, so
kann die Lampe nicht früher erlöschen, als bis der Sauerstoff
absorbirt ist und dann kann keine Entzündung mehr eintreten.
Es ist jedoch einleuchtend, daß dieß kein sehr praktisches
Verfahren ist, um die Fabriken vor dieser Gefahr zu schützen.
Von größerm Interesse ist eine Mittheilung der HHrn. Leduc, Mougel und Comp. zu la Bresse
(Vogesen) über einen Vorfall, der sehr traurige Folgen hätte
haben können. Diese Herren bedienen sich nämlich zum Firnissen
ihres Webegeschirres einer Mischung aus Terpenthinöl und Leinöl,
welche mit Zwiebeln und Silberglätte gekocht wird. Ein Arbeiter,
welcher aus Unachtsamkeit etwas von dieser Mischung verschüttet
hatte, nahm eine Handvoll roher Baumwolle, um sie aufzutrocknen
und warf hierauf die Baumwolle in einen Winkel, wo sie sich eilf
Stunden später von selbst entzündete. Man entdeckte bald die
wahre Ursache dieses Vorfalls und tränkte, zur Bestätigung der
Thatsache, noch eine Portion Baumwolle mit demselben Firniß, die
sich nach 15 Stunden eben so entzündete. Vielfältige derartige
Versuche, wobei man die Quantitäten der Baumwolle und des Oels
abänderte und die an mehr oder weniger trockenen und warmen
Orten angestellt wurden, führten alle zum selben Resultat,
ausgenommen, wenn die Kälte zu groß war oder die Hitze so hoch,
daß der Firniß rasch ausfließen konnte.
Die größte Vorsicht ist daher bei Baumwolle nothwendig, womit
Oel, oder was noch gefährlicher ist, Maschinenschmiere
aufgetrocknet wurde. (Moniteur
industriel 1845, No.
978.)
Giraud's Verfahren die Kapseln zum
Einhüllen von Arzneistoffen zu verfertigen.
Man lasse vom Dreher kleine Oliven aus Eisen machen, die mit
einem am Punkte, wo er ansitzt, sehr dünnen Stiele endigen. Nun
bereite man eine Flüssigkeit aus folgenden Bestandtheilen:
durchsichtige
Gallerte
24 Theile
syrupartige
Gummiauflösung
4
„
Zuckersyrup
6
„
gewöhnliches Wasser,
ungefähr
20
„
Man läßt im Wasserbad auflösen, nimmt das sich bildende
Schaumhäutchen ab, taucht die vorher mit etwas Süßmandelöl
schwach befeuchteten Formen in die Flüssigkeit, steckt sie
mittelst des Stiels auf ein mit Löchern versehenes Gestell und
zieht, wenn der Ueberzug consistent genug geworden ist, die
ganze Kapsel mit einer raschen Bewegung umgekehrt herab. Die
Elasticität der Masse ist so groß, daß die Kapsel nach der
Ausdehnung ihre Form ganz wie sie war wieder annimmt; man hat
nun bloß noch das über die Kapsel in Form eines Trichters
überflüssig Hinausstehende wegzuschneiden. Um die Oeffnung zu
verschließen, braucht man nur einen Tropfen der Auflösung
hinzubringen und mit einem erwärmten Spatel zu poliren. –
Auch die Gummi- (sogen. Brustbeeren-)Paste dürfte
sich hiezu eignen durch gehöriges Trocknenlassen des Ueberzugs
in einem geheizten Raum. (Journal de
Pharmacie, Mai 1846, S. 354.)
Verfahren weißen Mohnölfirniß ohne Feuer
zu bereiten.
16 Loth
Mohnöl,
8 „
Bleizucker,
4 „
feingeriebene Silberglätte.
Den Bleizucker löst man in 2 Pfd. Wasser, das man in einem neuen,
mehr weiten als hohen irdenen Topf auf Kohlenfeuer heiß gemacht
hat, auf und setzt dieser Lösung die Silberglätte unter Umrühren
zu. Hiedurch bildet sich eine weiße Farbe, die sich am Boden des
Gefäßes niedersetzt. Man erhält die Mischung ungefähr eine
Stunde lang unter öfterem Umrühren im Kochen, setzt dann das
Gefäß weg, sondert die Farbe nach einiger Ruhe von der über ihr
stehenden klaren Flüssigkeit, trocknet sie gelinde, gießt das
Oel auf die Farbe im Topfe, vermengt beide gehörig und läßt nun
die Mischung unter mehrmaligem Umrühren so lange und zwar am
besten in der Sonne stehen, bis das Oel weiß ist, um es sofort
als Firniß zu verwenden.
Bei diesem Verfahren ist ein möglichstes Feinreiben der
Silberglätte sehr zu empfehlen, weil, wenn sich gröbere
Theilchen derselben nicht auflösen sollten, das Oel, anstatt
sich zu bleichen, durch solche geröthet würde. Weiter muß man
beim Trocknen der weißen Farbe die Vorsicht gebrauchen, daß
dieselbe nicht fest auftrocknet, sondern noch etwas Feuchtigkeit
behält, da sie im ersten Falle vom Boden des Geschirres nur
schwer oder gar nicht loszubringen wäre.
Man kann auch das Mohnöl bleichen, wenn man gleiche Theile
reines, sehr fein geriebenes Bleiweiß mit dem Oele vermischt,
die Masse auf einem flachen porzellanenen Teller oder besser auf
einer großen flachen porzellanenen Schüssel ausbreitet und
6–8 Tage an den warmen Ofen oder besser einige Stunden an
die Sonne stellt. Hiezu kann man sich auch eines blechernen
Kastens von ungefähr 18 Zoll Länge, 12 Zoll Breite und
2–4 Zoll Höhe bedienen. Das Oel darf nur ungefähr einen
Messerrücken hoch auf dem Bleiweiß stehen, weßhalb denn auch
gleiche Theile angegeben sind. Man erhält, falls man sich eines
großen Gefäßes bedient, eine ziemliche Quantität auf einmal und
ungefähr die Hälfte des verwendeten Oeles. Das Bleiweiß reibt
man zuerst mit etwas von der vorgeschriebenen Quantität Mohnöl
ab und vermischt es alsdann mit dem Reste des Oels.
Das nach vorstehenden Angaben gebleichte Oel eignet sich zu
weißen Anstrichen, zur Anfertigung von durchsichtigem Papier, so
wie zum Abreiben weißer und Heller Malerfarben. (Freudenvoll's Firnißfabrication.)
Oeffentliche Bad- und Waschhäuser
für die arbeitenden Classen in England.
Vor kaum mehr als einem Jahre erließ einer der edlen Männer,
welche sich in England ein Geschäft daraus machen, alle
möglichen Verbesserungen in dem Zustand der untern Classen
aufzusuchen, einen Aufruf an die öffentliche Wohlthätigkeit, zu
London auf dem Wege der freiwilligen Subscription öffentliche
unentgeltliche Bad- und Waschanstalten zu errichten, um
den bedürftigen Familien nicht nur die Mittel zu verschaffen,
für die Reinlichkeit des Körpers, welche zur Erhaltung der
Gesundheit so nöthig ist, zu sorgen, sondern auch ihre durch die
Arbeit etc. beschmutzten Kleider waschen zu können. Mittelst
einer sinnreichen Benutzung des Dampfs wird das Wasser für die
Bäder und zum Waschen auf dem geeigneten Wärmegrad erhalten und
der Arme braucht nur für eine Kleinigkeit Seife mitzubringen,
damit seine Kleider eben so rein gemacht werden als seine
Person. Während er sich im Bad befindet, werden seine Kleider in
Trockenstuben, welche der Dampf auf verschiedene Grade heizt, in
einigen Minuten trocken und warm gemacht. In einem Bericht,
welcher an die Subscribenten erlassen wurde, ist bemerkt, daß in
den ersten zehn Wochen, seit der Gründung der Anstalt, die
Anzahl der Bäder und das Waschen von Kleidungsstücken wider
Erwarten so zunahm, daß der Erfolg des Instituts schon gesichert
schien. Die Bäder für 6800 Personen und das Waschen ihrer
Kleider hatten der Gesellschaft nur 55 Pfd. St.
laufende Kosten verursacht, so daß es für jede Person nur 1
Penny betrug. Als dieses Resultat bekannter wurde, vermehrten
sich die Subscribenten zu diesem Zweck; das gute Beispiel,
welches die City von London gegeben hatte, wurde in andern
Quartieren und in andern Städten nachgeahmt und dehnt sich auch
bereits auf andere Theile Englands, in Schottland und in Irland
aus; überdieß haben die Gründer der Badanstalten und Waschhäuser
(Baths and washing houses for the
labouring classes) jetzt auch besondere Zimmer
eröffnet, worin jede Hausfrau für den mäßigen Beitrag von 1
Penny für zwei Stunden Zeit ihre Wäsche sowie diejenige ihrer
Kinder waschen kann, was ebenfalls eine große Wohlthat für die
Familien der Armen ist. (Moniteur
industriel, 1846, Nr. 1005.)
Schutz der Ulmen- und Apfelbäume
gegen die ihnen schädlichen Insecten.
Es gehen immer sehr viele Ulmen-, Aepfel- und
andere Bäume zu Grunde; ich fand, daß hieran der Umstand Schuld
ist, daß der absteigende Saft durch die Larven verschiedener
Arten von Borkenkäfern aufgehalten wird, nämlich des Scolytus destructor, subarmatus und
multistriatus, denen sich bei
den Ulmen noch Cossus ligniperda
(die Weidenraupe) zugesellt; ferner des Scolytus pruni in Begleitung des Callidium bei den Cyderäpfelbäumen,
des Hyglesinus crenatus bei der
gemeinen Esche etc., welche sämmtlich die tieferen und lebenden
Schichten der Rinde bis zum Absterben des Baumes zu
desorganisiren streben. Die Borkenkäfer-Larven drohen bei
großer Verbreitung ganze Pflanzungen zu zerstören. Die der
Weidenraupe werfen sich nur auf den holzigen Theil, welchem sie
sehr stark zusetzen, ohne jedoch das Leben des Baumes zu
gefährden. – Das bloße Abnehmen der alten Rinde bis zur
neuen, wo das Uebel seinen Sitz hat (den Bast muß man zu
erhalten suchen), in parallelen Längenstreifen auf dem Stamm und
den großen Zweigen – man macht solcher Streifen je nach
der Dicke des Baums zwei bis sechs – war hinreichend, die
Bäume von diesen Larven zu befreien, durch Regeneration sowohl
des auf dem Grunde der Einschnitte gelassenen noch kranken
Rindengewebes, als auch der von dem Schneidinstrumente nicht
berührten, zwischen den Einschnitten befindlichen Rinde. Die
Erfahrung lehrte mich, daß die Bäume, namentlich aber die Ulmen,
über den ganzen Stamm ihrer alten Rinde beraubt, sehr große
Kälte und Trockene aushalten können, ohne daß man sie mit
Baumsalbe oder dergleichen überziehen müßte, und ich gebe
deßwegen diesem Verfahren auch den Vorzug, da es rationeller,
einfacher, reiner, eben so schnell und überdieß wohlfeiler ist,
indem die alte Rinde, welche man in großer Menge dabei erhält,
Werth als Brennmaterial hat und wohl auch der Eichenrinde behufs
der Gerberei zugesetzt werden könnte. Dessenungeachtet spare ich
die Einschnitte für die großen Aeste auf, und mache dieselben so
hoch als möglich bis gegen die Quellen des absteigenden Saftes.
– Abgesehen von den Larven, hat das Schälen der
Baumstämme bei im Wachsthum stehen bleibenden verkrüppelten
Bäumen, wie Ulmen, Eichen, noch den Vortheil, die Holzbildung
sehr zu vermehren, so daß die Holzschicht jährlich um 3–4
Millimeter zunimmt. Auch scheint die Fruchtbarkeit alter
Obstbäume dadurch erhöht zu werden. E. Robert. (Comptes rendus,
Febr. 1846, Nr. 6.)