Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. , S. 398 |
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Miscellen.
Miscellen
Vorrichtung um das Austreten der Waggons
aus den Eisenbahnschienen zu verhüten; von Classen.
Das von Hrn. Classen erfundene, von
Hrn. Delessert der franz. Akademie
der Wissenschaften vorgelegte Verfahren, die durch das Austreten
der Wägen aus den Schienen und durch den Bruch der Räder und
Achsen veranlaßten Unglücksfälle zu verhüten, besteht darin, die
ganze Bahn entlang eine dritte, mittlere, hölzerne Schiene von
20 Centimeter Dicke und 30 Centimeter Breite zu legen, welche
auf den Querschwellen gut befestigt wird. Die obere Seite dieser
Holzschiene muß sich ungefähr 45 Centimeter hoch über dem Niveau
der andern Schienen befinden. Man befestigt unterhalb, vor und
hinter der Locomotive und jedes Waggons ein Eisenstück, eine Art
Reitbank, welches über die Holzschiene zu stehen kömmt, ohne sie
jedoch zu berühren. Die Spitze und die beiden Seiten dieses
Beschlags sind mit sich drehenden kleinen Rollen versehen, wovon
die obere horizontal ist, diejenigen an den Seiten aber
senkrecht. Diese Stücke berühren also die Schiene nicht, so
lange der Zug in Ordnung geht; sobald aber irgend eine Störung
eintritt, ein Hinderniß auf dem Wege begegnet, Balken in der
Quere, Steine, Sand daliegen, oder ein Rad- oder
Achsenbruch stattfindet, so erfüllt die Holzschiene ihre
Bestimmung; sie erhält nämlich den Zug in gerader Linie, die
Waggons stützen sich alsdann auf die Röllchen und verhindern
jedes Ablaufen aus den Schienen so lange, bis sie wieder auf die
zwei Seitenschienen gelangt sind; dann hört die Holzschiene zu
wirken auf, die Rotten drehen sich nicht mehr und der Zug geht
seinen gewöhnlichen Gang fort. – Diese Vorrichtung
gewährt zugleich den Vortheil, daß man Curven mit kleinem Radius
anwenden kann, weil die Mittelschiene der Centrifugalkraft
großen Widerstand entgegensetzt. – Die Kosten einer
solchen Sicherheitsschiene mit den Vorrichtungen an den Wägen
können zu 12 bis 15000 Francs per
Kilometer angeschlagen werden, welcher Aufwand aber dadurch zum
Theil ausgeglichen wird, daß die sechsräderigen Wägen
entbehrlich werden. – Es wäre sehr zu wünschen, daß
dieses einfache und vielversprechende Verfahren geprüft würde.
(Moniteur industriel, 1846 No. 1035.)
Ueber den Anthracit und die Steinkohllager
in China; von Richard Taylor.
Ich beabsichtige keineswegs die Einträglichkeit eines
chinesischen Marktes für unsern amerikanischen Anthracit zu
erörtern. Da mir aber während meines Sammelns statistischer
Notizen zu einem von mir beabsichtigten Werk „die
geologische und geographische Vertheilung der Steinkohle und
anderer mineralischer Brennmaterialien“
The Geological and Geographical
Distribution of Coal and other Mineral Combustibles
by Mr. R. C. Taylor. einige interessante Notizen über die chinesischen
Steinkohlenlager zukamen, welche nur wenigen zugänglich sind, so
halte ich es für geeignet jetzt, wo der Verkehr mit China im
Zunehmen ist, dieselben mitzutheilen. Ich erlaube mir hier sogar
die Angabe meiner Gewährsmänner zu unterlassen, sie dem
erwähnten Werke aufsparend. Doch muß ich vorausschicken, daß den
Jesuiten und französischen Missionären, welchen der Aufenthalt
in Peking während des achtzehnten und früherer Jahrhunderte
gestattet war, Details vom höchsten Interesse, nicht nur
hierüber, sondern auch über viele andere
naturwissenschaftliche Gegenstände in dieser wenig bekannten
Gegend der Erde zu verdanken sind.
Es ist wahrscheinlich, daß die Steinkohle in China, lange ehe man
sie in der westlichen Welt kannte, entdeckt wurde und in
allgemeinen Gebrauch kam. Einem Reisenden des dreizehnten
Jahrhunderts zufolge soll es durch die ganze Provinz Cathay, von
welcher Peking die Hauptstadt ist, Steinkohlen in großer Menge
geben, „wo gewisse schwarze Steine aus den Bergen
gegraben werden, die angezündet brennen und lange Zeit in
Gluth bleiben und trotz dem Reichthum an Holz, von vielen
Leuten gebraucht werden.“
Die Missionäre, welche die nach Peking gelieferten Steinkohlen
beschreiben, bauten einen Ofen, in welchem sie über die
Eigenschaften dieses Brennmaterials Versuche anstellten,
namentlich hinsichtlich des gewöhnlichen Hausgebrauchs, zur
Zimmerheizung etc.
Die Einwohner von Peking gebrauchen dreierlei Arten
Steinkohlen:
1) die der Grobschmiede. Diese gibt mehr Flamme als die andern
Arten; sie brennt lebhafter, verknistert aber im Feuer, aus
welchem Grund wahrscheinlich die Grobschmiede sie klein
zerstoßen anwenden.
2) Eine härtere und festere Kohle zum Küchengebrauch, welche eine
größere Flamme gibt, als die andern Sorten; sie verbrennt minder
schnell und hinterläßt eine graue Asche. Von dieser gibt es
mehrere Abstufungen. Die erste ist schwer zerbrechlich,
feinkörnig, von tief schwarzer Farbe und beschmutzt die Hände
weniger als die andern; sie ist manchmal so kieselhaltig, daß
sie mit dem Stahl Feuer gibt. Eine andere Sorte ist sehr
grobkörnig, bricht leicht, und gibt ein glänzendes Feuer, eine
röthliche Asche hinterlassend. Wieder eine andere Art knistert,
wenn sie auf das Feuer kömmt und zerfällt beinahe gänzlich in
Splitter, welche den Durchgang der Luft versperren und das Feuer
ersticken.
3) Eine zarte schwach brennende Kohle, welche geringere Hitze
gibt, als die zweite Classe; sie verbrennt schneller, zerbricht
leichter und ist gewöhnlich von noch tieferem Schwarz als die
oben erwähnten Sorten. Gewöhnlich ist es diese Sorte, welche mit
Steinkohlenstaub und einem Viertel Thon vermengt, zur
Verfertigung eines künstlichen und
wohlfeilen Brennmaterials dient, das zu Backsteinen und Kugeln
geformt in den Peking'schen Kaufläden verkauft wird. Ganze
Wagenladungen Kohlenstaubs werden zu diesem Zweck in diese Stadt
gebracht.
Die Steinkohlenverkäufer haben noch eine zwischen den Classen
zwei und drei stehende Qualität.
Sogar die neue Methode, die Zimmer unserer Wohnungen zu erwärmen,
welche wir als das Ergebniß höherer praktischer und
wissenschaftlicher Forschung betrachten, war mit geringer
Abweichung schon vor Jahrhunderten bei den Chinesen in Gebrauch.
Manches in Europa oder Amerika in der letzten Zeit versuchte
künstliche Brennmaterial ist in China wenigstens schon 1000
Jahre in Gebrauch.
4) Anthracit. – Eine andere Steinkohle, welche etwa 60
Meilen von Peking in Menge vorkommt, aber damals nicht in so
allgemeinem Gebrauch war, wie die andern Arten, wird von den
Chinesen Che-tan genannt.
Unter Che verstehen sie Stein, und
Tan ist ihre Benennung der
Holzkohle. Demnach bedeutet dieses zusammengesetzte Wort, dem
Genius der chinesischen Sprache entsprechend, eine Substanz, die
dem Stein und der Holzkohle gleicht oder ihre Eigenschaften
zusammen besitzt; daran ist die Kohlenart zu erkennen, welche
wir Anthracit nennen, ein zusammengesetztes Wort derselben
Bedeutung.
Der chinesischen Glanzkohle gebührt
unter den orientalischen Steinkohlen, neuern Autoritäten
zufolge, der erste Rang hinsichtlich ihrer Reinheit im
verkohksten Zustande, obwohl sie in Betreff des specifischen
Gewichts dem Pennsylvanischen oder Walliser Brennmaterial nicht
gleich kömmt; auch hat sie das schwammige Gefüge nicht, welches
zur glühenden Verbrennung der letztern so viel beiträgt.
Erst im Jahr 1840 beschrieb ein russischer Officier die
Kohlenformationen im Innern, welche die westliche Gebirgskette
China's einnimmt; er sagt daß man keine halbe Meile reisen kann,
ohne reiche Lager anzutreffen.
Die Kunst des Grubenbaues ist unter den Chinesen noch in ihrer
Kindheit; dennoch soll die Steinkohle in der Hauptstadt einen
mäßigen Preis haben. Der Anthracit bricht in der westlichen
Gebirgskette nur eine Tagreise oder 30 engl. Meilen von Peking;
es kommen mächtige Kohlenlager in ihr vor. Dieselben scheinen
von verschiedener Güte zu seyn. Einige dieser in
Schieferthonlagern vorkommenden Steinkohlen sind sonderbar
zersetzt und ihre Theile haben so wenig Zusammenhang, daß sie
beinahe zu Pulver zerfallen. Unter diesen
Kohlenschiefer-Lagern befinden sich Lager von
eisenhaltigem Sandstein und unter letzteren trifft man eine
andere Reihe, die aus weit reicheren Kohlenflößen besteht als
die obern Gruppen.
In dieser Bergkette findet man auch sowohl horizontale als
verticale Lager von Konglomeraten, von Kohlenflößen begleitet,
welche das Conglomerat als Dach, und Diorit oder Grünstein zur
Unterlage haben. Wie zu erwarten, gleicht diese Kohle sehr dem
Anthracit. Sie ist glänzend, von compactem Gefüge, schwer zu
entzünden, brennt nicht mit Flamme und gibt keinen Rauch. Sie
ist durchaus homogen und ihre Beschaffenheit macht es sehr
wahrscheinlich, daß zur Zeit ihrer Bildung oder nach derselben
eine große Wärmeentwickelung stattgefunden hat. Die horizontalen
Kohlenlager sind die bedeutendsten und werthvollsten und werden
die großen benannt; über 3 1/2 Fuß dick aber soll keines
vorkommen. Die Grobschmiede und Kupferarbeiter ziehen diese
Kohle, wegen der intensiven Hitze, welche sie gibt, anderen vor.
Diese ganze Gebirgskette entlang kann man beständig das
Ausbeißen (zu Tage gehen) dieses Brennmaterials sehen, wo es bis
jetzt noch niemals von Menschenhand berührt wurde.
In jenen Theilen von China, wo das Holz sehr theuer ist, wird für
den Markt zu Peking in großem Maaßstab auf Steinkohle gebaut,
aber den Grubenbau versteht dieses Volk sehr wenig, welches sich
hingegen in der Bereitung der Holzkohle auszeichnet.
Steinkohlen in anderen Theilen
China's – Die Missionäre und andere Reisende
berichten uns, daß die Steinkohle in jeder Provinz China's so
reichlich vorhanden ist, wie vielleicht in keinem Land der Welt
Aus den Kais zu Nanking ist die schönste Steinkohle in großer
Menge aufgehäuft. Ein Theil der aus der Gegend von Peking an die
Küste des Golfs von Pe-tchee-lee
hinuntergebrachten Steinkohle war Anthracit, der einigermaßen
den Charakter des Graphits besaß. Eine allem Anschein nach der
Braunkohlen-Species angehörende Kohle breitet sich in
großen Strecken in der Richtung von Canton aus, während alle an
dem Yang-tse-kiang-Flusse südlich von
Nanking gefundenen Kohlen der Cannelkohle gleichen. Näher gegen
Canton besitzt sie den Charakter der Braunkohle. Sie wurde in
den verschiedenen Städten, durch welche den Lord Amherst seine
Sendung führte, zwischen dem Po-yang-how und
Canton, in großer Menge zum Verkauf angeboten und die Dampfboote
reichlich damit versehen; sie wird mittelst eines Baues ähnlich
den Ziehbrunnen gewonnen, und wie fast bei allen
Braunkohlenlagern, werden die Lager horizontal und nicht sehr
tief liegen. Auch eine geschwefelte Kohle, mit
dazwischenliegendem Schiefer, in der Nähe von rothem Sandstein
vorkommend, ist gegen Canton zu häufig zu finden.
Verfahren beim
Steinkohlengruben-Bau in China. – Man
sollte glauben daß in China, wo die meisten technischen Künste
seit undenklicher Zeit mit aller Beharrlichkeit eines so
industriösen Volks betrieben wurden, der Steinkohlengrubenbau
hinsichtlich des Absinkens, Trockenlegens und Ausbeutens auf
einigermaßen wissenschaftliche Weise geleitet würde. Wir können
jedoch auf gute Autorität hin versichern, daß namentlich in der
Umgegend von Peking das Verfahren noch ein sehr unvollkommenes
ist. Maschinen, um die Arbeiten zu erleichtern, sind hier
unbekannt. Die Chinesen haben nicht einmal eine Idee von den zum
Abziehen des Wassers unentbehrlichen Pumpen. Lassen es die
Umstände zu, so schneiden sie Ableitungsgräben ein; wo nicht, so
verlassen sie das Werk, sobald die Ueberschwemmung zu weit um
sich gegriffen hat. Die Hacke und die Schaufel, die Pike und der
Hammer sind in der That die einzigen Instrumente, deren sich die
Chinesen beim Steinkohlengrubenbau bedienen. Das Wasser in der
Grube wird durch das langwierige Verfahren, kleine Fässer damit
anzufüllen, ausgeleert, welche mittelst Händearbeit an die
Oberfläche geschafft werden Senkrechte Schachte sind nicht
gebräuchlich. Beim Bau horizontaler Flöße kömmt das Zimmerwerk
hoch zu stehen und das Material kostet zwei Kopeken per Pud = 8,5 Dollars per Tonne,
indem das englische Holz in China dem Gewicht nach verkauft
wird. Die Steinkohle, wenn sie gegraben, kömmt in Körbe und wird
auf Schleifen mit den Händen an die Oberfläche gezogen. Jeder
Korb enthält 3 Puds Steinkohle und ein Mann kann täglich etwa 8
Körbe aufziehen) dieß entspricht 1032 russischen Pfunden oder
12 englischen Centnern per Tag. Der Lohn der Grubenleute beträgt
30 Kopeken per Korb oder 46 Cents per Tag.
Preise zu Peking. – An der
Mündung der Grube wird diese Steinkohle zu 60 Kopeken per Pud = 4,63 Dollars per Tonne bezahlt. Sie wird sodann
auf dem Rücken von Mauleseln durch die Gebirge, und dann auf
Kameelen nach Peking gebracht, wo der Preis derselben 1 1/2
Rubel = 29 Cents per Pud ist; was, wenn unsere Rechnung richtig,
gleich kömmt 11,60 Dollars, oder 2 Pfd. St. 8 Shilling 3 Pence
per Tonne von 2240 englischen
Pfunden. Man sieht also, daß das beste Brennmaterial zu Peking
theuer zu stehen kömmt, was zu den künstlichen Compositionen und
Surrogaten, deren wir oben erwähnten, Veranlassung gab.
Es wird jedoch eine Sorte Steinkohle in dieser Stadt zu einem
weit geringeren Preise verkauft, namentlich wenn sie mit der
Hälfte Kohlenstaub vermengt ist. Diese Kohle wurde im Jahr 1840
mit 1 Rubel per Pfd. bezahlt, was
7,75 Dollars = 1 Pfd. St. 12 Shil. 3 Pence per Tonne beträgt. Sie ist aber von
sehr mittelmäßiger Güte, gibt nur wenig Hitze, und verzehrt sich
schnell.
Das zusammengesetzte Brennmaterial, welches aus Kohlenstaub und
Thon besteht, wird noch immer auf die von den Missionären im
letzten Jahrhundert beschriebene Weise bereitet; sein Gebrauch
beschränkt sich aber nur auf die dürftigen Classen.
Steinkohlengas-Beleuchtung in
China. – Ob und in welcher Ausdehnung die
Chinesen aus Steinkohle Leuchtgas künstlich bereiten, ist
ungewiß. Thatsache aber ist es, daß durch das Bohren in
Kohlenlagern freiwillig entsteigende Gasströme vor Jahrhunderten
brennend waren und zu diesem und andern häuslichen Zwecken
verwendet wurden. Wenn die Chinesen daher auch keine Gasbereiter
sind, so sind sie doch nichtsdestoweniger Gasconsumenten, wenden
das Gas im Großen an, und thaten dieß offenbar ganze Zeitalter
hindurch vor den Europäern. Es werden sehr oft Steinkohlenlager
auf Salzwasser durchbohrt und das brennbare Gas in 20–30
Fuß hohen Strahlen in die Höhe getrieben. Aus diesen
Springquellen wurde der Dampf in Röhren in die Salzwerke
geleitet und hier zum Kochen und Abdampfen des Salzes benutzt;
andere Röhren leiten das zur Beleuchtung der Straße, der größern
Zimmer und Küchen bestimmte Gas. Da das Gas mehr beträgt als
erforderlich ist, wird der Ueberschuß über die Gränzen der
Salzwerke hinausgeleitet, und bildet hier besondere Kamine oder
Flammensäulen.
Man kann über das merkwürdige Seitenstück zu dieser Anwendung des
natürlichen Gases, welches man täglich in dem
Kenhava-Thal in Virginien sehen kann, nur staunen. Der
geologische Ursprung des Gases, das Verfahren seiner Erzeugung,
die Anwendung zu allen Operationen bei der Salzbereitung und die
Verwendung des Ueberschusses zu Beleuchtungszwecken an so
entfernten Punkten wie China und die Vereinigten Staaten, sind
merkwürdig ähnlich.
Hinsichtlich der chinesischen Steinkohlen und Brennmaterialien
müßte, abgesehen von Verbesserungen des Grubenbaues, ein Eisenbahnsystem von unberechenbarem
Nutzen seyn. Wenn je auf einem Punkt alle diesem System
besonders und unzweifelhaft günstigen Umstände sich vereinigen
und gebieterisch solche Verbesserungen verlangen, so ist dieß in
der Stadt Peking der Fall. Sie liegt mit ihrer Bevölkerung von
1,500,000 Seelen nur eine Tagreise – zu 30 engl. Meilen
gerechnet – von einer an Steinkohlen ungemein reichen
Gegend entfernt, und doch können ihre Einwohner die, von den
Gebirgen auf den Rücken von Mauleseln und Kameelen hergeschaffte
beste Qualität davon nicht unter 11 6/10 Dollars, und die
schlechteste nicht unter 7 7/10 Dollars per Tonne kaufen. Eine Eisenbahn zu Peking, mit den
Kohlenminen in Verbindung gesetzt, wäre gewiß eine bei weitem
gewinnbringendere Unternehmung, als der Transport amerikanischer
Steinkohlen nach China.
Uebrigens kam Borneo, die größte Insel der Welt, welche nur 20
Grade südlich von Canton liegt, kürzlich in Ruf wegen ihres
Reichthums an Steinkohlen, die nicht nur den Schiffen längs der
Küste zugänglich sind, sondern sich auch in großer Menge in den
Gebirgen im Innern finden. Es wurden darüber von den Eingebornen
viele Erkundigungen eingezogen und die bisher erhobenen
Thatsachen werden für die Dampfschifffahrt auf den chinesischen
Seen als sehr wichtig erachtet. (Philosophical Magazine, März 1846, S. 204.)
Production und Consumtion mineralischer
Brennstoffe in Frankreich.
Die Anzahl der gegenwärtig concessionirten Steinkohlengruben ist
407; 252 davon wurden schon im J. 1844 ausgebeutet. Sämmtlicher
concessionirter Flächenraum beträgt 450,546 Hektaren. Zum
Fördern der Brennstoffe und Ausschöpfen des Wassers werden 131
Dampfmaschinen von 10,606 Pferdekräften verwendet. Im Jahr 1844
wurden in den Steinkohlenbergwerken 29,554 Arbeiter
beschäftigt.
Die Production mineralischer Brennstoffe hat sich gegen das Jahr
1843 um 901,999 metr. Centner, bis zum Betrag von 37,827,395
metr. Cntr. vermehrt, die sich wie folgt eintheilen:
Anthracit
5,799,240 metr.
Cntr.
Harte Steinkohle mit
kurzer Flamme
2,290,433 „
Fettkohle für
Schmiede
3,755,624 „
„ mit
langer Flamme
19,617,330 „
Magere Kohle mit langer
Flamme
4,883,997 „
Braunkohle
1,480,771 „
–––––––––––––––––––
37,827,395 metr. Cntr.
Die Consumtion mineralischer Brennstoffe hat in den letzten 15
Jahren in einer noch schnellern Progression zugenommen als die
Production, indem in dieser Zeit die ausländischen Gruben den
französischen Fabriken etc. mehr Kohlen lieferten. Wie in den
vorhergehenden Jahren nämlich geschah diese Einfuhr von Seite
Belgiens, Großbritanniens, der preußischen und bayerischen
Rheinprovinzen.
Die Quantität der aus Großbritannien eingeführten Steinkohlen hat
sich seit dem Jahr 1831 zum erstenmal im J. 1843 vermindert.
Dieses Resultat scheint der Erhöhung des Ausfuhrzolls seit dem
J. 1842 in Großbritannien zugeschrieben werden zu müssen; seit
dem 9. Julius jenes Jahres wurde nämlich der Zoll, welcher
früher ein bloßes Wagegeld war, auf 26 Centimes per 100 Kilogr. erhöht. Da er aber
am Anfang des Jahres 1845 wieder aufgehoben wurde, so wird die
Einfuhr von Steinkohlen aus Großbritannien wahrscheinlich wieder
in der bis zum J. 1843 stattgefundenen Progression zunehmen.
Folgendes ist ein Verzeichniß der von 1832 bis 1844 aus
Großbritannien eingeführten Steinkohlen:
1832
375,301 metr.
Cntr.
1833
426,407 „
1834
489,438 „
1835
981,595 „
1836
1,695,093 „
1837
2,226,057 „
1838
3,046,844 „
1839
3,205,279 „
1840
3,807,739 „
1841
4,299,499 „
1842
4,907,382 „
1843
4,556,662 „
1844
4,276,936 „
Die Consumtion mineralischer Brennstoffe in Frankreich stieg im
Jahr 1844 auf 54,868,501 metr. Cntr. Die Gruben, welche die
consumirten Kohlen lieferten, enthält folgendes Verzeichniß:
Production in Frankreich selbst.
Steinkohlenlager der
Loire
12,348,438 metr. Cntr.
„
von Valenciennes
9,271,763 „
„
von Alais
3,696,990 „
„
von Creuzot und Blanzy
2,250,000 „
„
von Aubin
1,520,894 „
58 andere
Kohlenlager
8,739,310 „
–––––––––––––––––––
37,827,395 metr. Cntr.
Einfuhr auswärtiger Kohlen.
Aus Belgien
11,157,949 metr. Cntr.
„
Großbritannien
4,276,936 „
„ den
Rheinprovinzen
2,090,367 „
„ verschiedenen
Ländern
33,607 „
–––––––––––––––––––
Summe
17,558,859 metr. Cntr.
Ausfuhr französischer Kohlen.
Nach Belgien
125,766 metr. Cntr.
„
der Schweiz
117,427 „
„
Algier
88,635 „
„
Spanien
62,406 „
„
Sardinien
62,243 „
„
den deutschen Staaten
24,932 „
„
beiden Sicilien
6,541 „
„
den französischen Colonien
6,934 „
„
verschiedenen Ländern
22,866 „
––––––––––––––––
Summe
517,750 metr Cntr.
Die Differenz ergibt die Consumtion in Frankreich = 54,868,501
metr. Cntr. wie oben. (Moniteur
industriel 1846, No.
1034.)
Verfahren Lack, Schellack etc. aufzulösen
und Zeuge wasserdicht zu machen, von Alph. de Normandy.
Zum Auflösen des Lacks gibt der
Erfinder dieser am 22. April 1845 in England patentirten
Verfahrungsarten zweierlei Methoden an. Nach der einen kocht man
100 Pfd. Lack in einem Kessel mit 1120 Pfd. Wasser und
40–42 Pfd. wasserfreier Soda so lange, bis der Lack
aufgelöst ist; dann seiht man die Flüssigkeit durch ein grobes
Tuch, um die Unreinigkeiten abzusondern; hierauf übersättigt man
sie mit Schwefelsäure, um den Lack als eine halb-klebrige
oder weiche plastische Masse aus der Auflösung niederzuschlagen.
Diese Masse kann man über einem Feuer schmelzen und dann auf
jeder Fläche ausbreiten, welche wasserdicht gemacht werden soll;
oder man kann damit Stücke von Holz, Stein, Metall etc.
zusammenkitten.
Die zweite Methode besteht darin, den Gummilack in der
erforderlichen Menge Fuselöl (welches bekanntlich während der
Destillation des Kartoffel- oder Kornbranntweins
übergeht) aufzulösen.
Um Zeuge wasserdicht zu machen, trägt man die erwähnte plastische
Masse in geschmolzenem Zustande auf, oder benutzt eine Auflösung
derselben in Fuselöl.
Die plastische Masse ist auch in Alkohol und Steinöl vollkommen
auflöslich. (London Journal of arts,
Aug. 1846, S. 36.)
Fabrication von Ale, Porter und anderen
Vieren nach Maugham und Dunlop.
Die Erfindung, welche sich dieselben am 27. Nov. 1845 in England
patentiren ließen, besteht im Erhitzen des Ale, Porter etc.
(nachdem diese Flüssigkeiten den Proceß der geistigen Gährung
durchgemacht haben) auf eine solche Temperatur, daß der weitere
Fortschritt der geistigen Gährung aufgehalten wird, damit die
Flüssigkeiten unter Druck und mit Zusatz von kohlensaurem Gas
auf Flaschen gezogen werden können.
Man bringt das Ale, den Porter oder die sonstige gegohrene
Flüssigkeit in ein Faß, welches ein zinnernes Schlangenrohr
enthält und erhitzt sie auf 52–57° R., indem man
Dampf durch das Rohr leitet. Während dieses Erhitzens steckt man
den Spund in das Spundloch des Fasses (aber nur so dicht, daß
man ihn ohne besondere Anstrengung herausziehen kann), damit die
Flüssigkeit der äußeren Atmosphäre nicht ausgesetzt ist; sobald
die erforderliche Temperatur erreicht ist, verschließt man das
Faß sicher und läßt dann die Flüssigkeit auf die Temperatur der
Atmosphäre abkühlen, indem man kaltes Wasser durch das Rohr
leitet. Nachdem das Ale oder der Porter auf diese Weise erhitzt
und wieder abgekühlt worden ist, lassen die Patentträger die
Flüssigkeit, anstatt die gewöhnlichen Schönungsmittel
(Hausenblase etc.) anzuwenden, um sie klar zu erhalten, durch
ein Filter laufen, indem sie dafür sorgen, daß so wenig Luft als
möglich zur Flüssigkeit zugelassen wird. Zu diesem Zweck wird
das Faß, welches das Bier enthält, mit dem oberen Theil eines
geschlossenen Filters verbunden, wovon man die Luft ausgepumpt
hat, worauf man das Bier aus dem Faß durch das Filter in einen
Behälter ablaufen läßt; damit dieses stattfindet, muß man eine
hinreichende Menge Luft in das Faß zulassen. Das Bier wird dann
mit kohlensaurem Gas imprägnirt und auf Flaschen gezogen. (Chemical Gazette, Jul. 1846 Nr.
90.)
Ueber den Einfluß geistiger Getränke auf
die Gesundheit; von Bouchardat.
Wirkung alkoholischer Flüssigkeiten auf
die verschiedenen Thierarten. – Wenn Alkohol in
den Strom des circulirenden Blutes gelangt, übt der Sauerstoff
seine verbrennende Einwirkung (Oxydation) vorzüglich auf ihn
aus; die Blutkügelchen, des Einflusses dieses belebenden
Princips beraubt, nehmen kein so lebhaftes Roth mehr an,
verlieren ihre Lebenskraft und das Thier stirbt, als hätte man
es in eine ihres Sauerstoffs beraubte Luft gebracht. Die
fleischfressenden Thiere, wie z.B. der Hund, deren Magen im
Verhältniß zum übrigen Verdauungsapparat groß ist, sind sehr
empfindlich für die Wirkung des Alkohols, und können schon durch
eine mäßige Dosis desselben getödtet werden; denn dieselbe wird
schnell absorbirt, ohne über den Zwölffingerdarm hinaus zu
kommen. Die grasfressenden Nagethiere, wie die Kaninchen, werden
ebenfalls durch eine kleine Menge Alkohol schon getödtet, denn
die Aufsaugung im Magen erfolgt sehr schnell und man findet
keinen Alkohol in den Gedärmen vor. Die körnerfressenden Vögel,
wie die Hühner, können verhältnißmäßig größere Portionen Alkohol
vertragen; der Hohlraum ihres Magens ist beschränkt, es ist
dieses Organ mit kräftigen Muskeln versehen; der in dasselbe
gebrachte Alkohol verweilt nicht darin; man findet ihn in allen
Gedärmen; er wird dann durch die Pfortader zur Leber übergeführt
und gelangt so nur viel langsamer in den großen
Circulations-Apparat. Die Fische können bei 4° R.
Temperatur in Wasser, welches 1/2 Proc. Alkohol enthält,
leben.
Einfluß der alkoholischen Flüssigkeiten
auf die Harnabsonderung. – Meine Versuche
ergaben, daß beim Genusse von viel Alkohol die Menge des
innerhalb 24 Stunden sich absondernden Urins abnimmt; eben so
verhält es sich mit der absoluten Quantität des Harnstoffs;
Harnsäure hingegen wird in größerer Menge abgeschieden. (Moniteur industriel 1846, No. 1035)
Ueber die Zusammensetzung der Luft in
verschiedenen Höhen eines verschlossenen Saales, worin eine
große Anzahl Personen athmete; von Hrn. Lassaigne.
Die von Hrn. Lassaigne angestellten
Versuche führten zu folgenden Schlüssen:
1) In Räumen mit eingesperrter Luft, welche eine Zeit lang zur
Respiration diente ohne erneuert zu werden,
befindet sich die ausgeathmete Kohlensäure nicht, wie häufig
behauptet wird, ausschließlich in den untern Regionen;
2) den Gesetzen der Physik entsprechend, wie es die Erfahrung
auch bestätigt, ist die Kohlensäure in der ganzen eingesperrten
Luft, welche einer gewissen Anzahl Menschen zur Respiration
diente, ziemlich gleichmäßig verbreitet;
3) geringe in dieser Hinsicht beobachtete Abweichungen möchten
eher annehmen lassen, daß die Menge der Kohlensäure in den
höhern Regionen eines eingeschlossenen Luftvolums etwas größer
sey, sofern diese Verschiedenheiten nicht möglichen Irrthümern
in der Volumbestimmung der gasförmigen Elemente der
atmosphärischen Luft zuzuschreiben sind;
4) hinsichtlich der Ventilationsmittel muß nach Lassaigne's Versuchen an Orten, wo
sich viele Menschen versammeln, die ganze Luftmasse erneuert
werden, um die beim Athmungsproceß erzeugte und im ganzen Raum
verbreitete verdorbene Luft zu
beseitigen;
5) die (in mehreren Gebäuden zu Paris gegenwärtig errichteten)
großen Ventilir- und Heizvorrichtungen wirken sonach
durch mehr oder weniger schnelle Bewerkstelligung der Erneuerung
der ganzen eingeschlossenen Luftmasse, und nicht durch bloßes
Entziehen der verdorbenen Luft, wovon man früher glaubte, daß
sie sich in den kalten untern Regionen sammle;
6) das Mißbehagen, welches man beim Einathmen der mehr oder
weniger warmen Luft empfindet, welche in schlecht ventilirten
Schauspielhäusern die obern Regionen erfüllt, ist mehr der
Verdünnung der Luft als ihrer Zusammensetzung zuzuschreiben;
denn letztere ist so ziemlich dieselbe wie bei der Luft in den
untern Regionen; es werden aber unter solchen Umständen die
Respirations-Bewegungen rascher und erzeugen andere
physiologische Erscheinungen als in Luft von gewöhnlicher
Temperatur. (Moniteur industriel,
1846 No. 1051.)
Ueber die Haltbarkeit des
Maschinenpapiers; von Joh. Oechelhäuser, Papierfabrikant in Siegen.
Das Maschinenpapier hatte bekanntlich anfangs sehr geringe
Festigkeit und dadurch, so wie die ersten Papiermaschinen sehr
unsicher arbeiteten, kam diese Maschine nur langsam in Aufnahme,
bedurfte fast ein halbes Jahrhundert zu ihrer Ausbildung. In
dieser langen Zeit wurde dieselbe aber so weit ausgebildet, daß
der Betrieb sicherer wie der an der Bütte ist, und daß die
schönsten Pappen in beliebiger Stärke damit gefertigt werden
können. Es zeigt sich auch, daß der Mangel an Festigkeit des
Maschinenpapiers durchaus nicht der Maschine zuzuschreiben ist,
und deßhalb wurden im letzten Decennium außerordentlich viele
neue Maschinen angelegt.
Obgleich diese Maschine also schon feste Wurzel gefaßt hatte,
tauchten doch vor einiger Zeit einzelne Stimmen gegen das
Maschinenpapier wegen geringerer Festigkeit desselben auf,
wurden aber, besonders durch Hrn. Karmarsch, genügend widerlegt. Jetzt hat indeß eine
Regierung, die großherzoglich badische, den Gebrauch des
Maschinenpapiers „wegen geringer Dauer und leichter
Zerstörbarkeit“ für Urkunden verboten, und da
wird eine gründliche Untersuchung: ob die Papiermaschine oder
irgend andere Ursachen diesen Fehler veranlassen,
erforderlich.
Auf der einen Seite wäre es nämlich unverantwortlich, wenn das
Publicum nicht vor dem Gebrauch eines Papiers – besonders
für Urkunden – gewarnt würde, was diese Hauptfehler
besitzt; auf der andern kann es aber nur nachtheilige Folgen
haben, wenn eine der wichtigsten Erfindungen unserer Zeit ohne
Grund verdächtigt würde. – In dem Fall werden z.B. die
Consumenten bei dem Verbrauch des Maschinenpapiers besorgt, was
nachtheilig auf dessen Preis wirkt, und die Fabrikanten, welche
die kostspielige Anlage einer Papiermaschine scheuen, werden zum
eignen Nachtheil im Zweifel erhalten, weil gegen solche
Neuerungen ohnehin häufig Vorurtheil besteht und weil Jeder
leicht glaubt, was er gern glaubt.
Daher ist es denn rühmend anzuerkennen, daß das Curatorium für
die geheime Registratur des k. preuß. Kriegsministeriums eine
Untersuchung veranlaßte, den Verein für
Gewerbfleiß in Preußen zu einem Gutachten aufgefordert hat. Die
vom Verein erwählte Commission von Sachverständigen stimmt nun
dem Urtheil des Hrn. Karmarsch bei,
daß geringe Dauer und leichte Zerstörbarkeit dem Maschinenpapier
nicht zuzuschreiben sey. Dieses Urtheil theile auch ich
vollkommen, und halte dafür, daß die Anforderungen, welche jetzt
an Papier gemacht werden: Schönheit und Weiße auf Kosten der
Festigkeit, beim Maschinenpapier, wie beim Handpapier gleich
sind.
Dagegen weicht meine Ansicht von der dieser Herren zunächst in
zwei Punkten ab: ich gebe zu daß mehr Maschinenpapier, als
Handpapier, mit geringerer Festigkeit in den Handel kommt,
glaube aber daß der verschiedene Leim, nicht die Maschine, am
meisten Schuld daran hat.
Mit der Papiermaschine wurden nämlich fast gleichzeitig die
Chlorbleiche und die Zeugreinigungsvorrichtung erfunden. Anfangs
wendete man die Chlorbleiche fast nur bei der Maschine, und
häufig zu stark an. Es wurde nicht rein ausgewaschen, und das
Antichlor kannte man damals noch gar nicht. Dadurch entstand ein
mürbes, brüchiges Papier, welches durch die nicht ausgewaschene,
oder nicht neutralisirte Säure noch auf dem Lager und in den
Registraturen verdarb Ein solches Fabricat verkauft sich nicht
leicht, und da immer noch viele Fabrikanten das Bleichen nicht
hinreichend kennen, oder gleichgültig dabei sind; da viele, weit
mehr als die Fabrikanten von Handpapier, mehr auf
„Menge“ als auf „gute
Qualität“ fabriciren, so kommen wirklich immer
noch weit mehr brüchige Maschinen-, als Handpapiere in
den Handel.
Die Zeugreinigungsvorrichtungen vermehren diesen Nachtheil. Auch
sie waren Anfangs sehr unvollkommen, und sind es eigentlich
immer noch. Der Zeug mußte zu klein gemahlen werden, damit sie
ihn durchlassen konnten. Nicht selten vereinigt sich damit
Unkenntniß oder Unaufmerksamkeit beim Waschen und Mahlen. Der
beste Zeug wird weggewaschen, und ein zu röscher, alles
Bindemittels beraubter Stoff erzeugt ein mürbes, brüchiges
Papier. Diese Vorrichtung wird bei allen Maschinen, aber nur
ausnahmsweise bei den Bütten angewendet, und trägt deßhalb bei,
daß mehr brüchige Maschinen- wie Handpapiere zum Verkauf
kommen.
Werden aber Bleiche und Knotenreimger beim Maschinenpapier weit
häufiger als beim Handpapier angewendet, so wird noch weit mehr
bei ersterem Harzleim, bei letzterem Thierleim gebraucht, und
dadurch das Maschinenpapier im Mißcredit hinsichtlich der
Festigkeit erhalten. Nie kann ein Harz- oder Wachsleim
den Thierleim hinsichtlich der dem Papier zu gebenden Festigkeit
ersetzen. Im getrockneten Zustand ist ersterer eine bröckelnde
Masse, der letztere aber kaum zerbrechbar, sie können also nicht
gleiche bindende Eigenschaften haben.
Diese Ansicht theilen auch bereits viele Fabrikanten; auf vielen
Preiscouranten figurirt schon „mit Thierleim geleimtes
Maschinenpapier.“ Die HHrn. Gebr. Ebart haben ein Patent auf Anwendung
dieses Leims in der Masse erhalten. Insbesondere wenden die
Engländer ihn bei allen Papieren an, wobei er Werth hat und
bezahlt wird. Sie haben verschiedene Vorrichtungen, wodurch das
Papier theils ganz, theils halb getrocknet, von der Maschine ab
durch Leimwasser geleitet wird. Einige leiten es sogar zweimal
durch ein solches, und trocknen es theils auf gewöhnlichen
Trockencylindern, theils durch sehr complicirte Vorrichtungen,
theils an der Luft. Das Verfahren der HHrn. Gebrüder Ebart ist mir nicht bekannt, allein
mir scheint auch ein Durchleiten des Papiers durch Leimwasser
und nachmaliges Naßpressen weit besser, als das Zutheilen des
Thierleims in der Masse zu seyn. Demnächst fürchte ich daß, wenn
es möglich ist, dem Thierleim das Trocknen durch Hitze
unschädlich zu machen, dieß ohne Zerstörung der bindenden
Eigenschaft der Gallerte nicht werde geschehen können. Aus
demselben Grunde dürfte die englische Methode, das durch
Thierleim gezogene Papier auf Dampfcylindern zu trocknen, vieles
gegen sich haben, und die Nachtheile einer complicirten
Trockenvorrichtung, so wie der Lufttrocknung, sind gewiß nicht
unbedeutend.
Sicher aber ist die bequeme Anwendung des Harzleims nur bei den
Sorten, bei welchen Wohlfeilheit ein Haupterforderniß ist,
nützlich, dagegen bei Papieren für Zeichnungen, Bücher u.s.w.
und besonders für Urkunden als Pfuscherei zu betrachten. Sicher
würde der Papierfabrication die größte Verbesserung zugeführt,
wenn entweder das Trocknen durch Hitze für den Thierleim ganz
unschädlich gemacht, oder wenn ein bequemerer Trockenapparat,
als Trockenböden und Trockenstuben erfunden würde. Erst
dann werden die sonst augenfälligen Vorzüge der Papiermaschine
vollen Werth erhalten und der Büttenbetrieb gänzlich aufhören.
Diesem bleibt dann kein Vorzug, als die Wasserzeichen, welche
aber ebenfalls auf der Maschine gemacht, oder durch Stempel
ersetzt werden können.
So ist also hier, wo von geleimten Papieren für Urkunden die Rede
ist, nicht das Maschinenpapier, sondern der Leim die Ursache
geringerer Festigkeit. Es besteht gar kein Hinderniß, das
Maschinenpapier als Wasserpapier zu machen, und auf gewöhnliche
Art mit Thierleim zu leimen, und wenn deßhalb der Zweck, ein
festes Papier für Urkunden zu erhalten, erreicht werden soll,
dann muß nicht das Maschinenpapier, sondern das mit anderem als
Thierleim geleimte verboten werden.
Zur Vergleichung der Festigkeit des Maschinen- und
Handpapiers kann übrigens nur ungeleimtes dienen, und da
beweisen die Gründe der Commission von Sachverständigen, daß das
Maschinenpapier nicht im Nachtheil steht. Der Erfahrung gemäß
beweist es aber noch sicherer das ungeleimte Papier für den
Buchdruck, wo sich überall, bei gleichem Stoff und gleicher
Behandlung, das Maschinenpapier fester als das Handpapier zeigt.
(Verhandl. des Vereins zur Beförd. des Gewerbfl. in Preußen,
1846 2te Lief.)
Die Abdeckerei zu Aubervilliers und
Desinfection mittelst des Coutaret'schen Verfahrens.
Auf die Empfehlung des verstorbenen Parent
du Chatelet wurde folgendes Verfahren des Abdeckens
gefallener Pferde etc., welches vorher nur von
Privatunternehmern betrieben wurde, in der großen Abdeckerei im
Dorfe Aubervilliers-les-Vertus für das ganze
Seine-Departement eingeführt. Eine Gesellschaft hat das
Privilegium zu diesem Unternehmen für eine gewisse Zeit von der
Präfectur in Pacht erhalten. Die Stadt Paris übernahm einen
Theil der Kosten zur Errichtung dieser Anstalt, wird hingegen
nach Ablauf des Pachts einzige Besitzerin derselben.
Jeder Eigenthümer eines todten oder lebenden Pferdes kann
dasselbe dahin bringen und an die bei der Anstalt Angestellten
abliefern, welche unter Ueberwachung eines besondern Agenten der
Polizei-Präfectur den Leichnam desselben den unten zu
beschreibenden Operationen unterzieht und die Producte dem
Eigenthümer wieder zustellt.
Nach diesem Verfahren, dessen Ausbildung man hauptsächlich Hrn.
Payen und dem verstorbenen Combacérès zu verdanken
hat, wird dem getödteten Thier die Haut abgezogen und das Blut
abgelassen, dann wird es auf einem mit Steinplatten belegten
Fußboden zerstückt, wobei das Blut in einem Trog gesammelt
werden kann; die Eingeweide, die Lunge und alles was zum
sogenannten Klein gehört, werden bei Seite gelegt; aus den
Eingeweiden werden die noch darin enthaltenen Pflanzenstoffe
ausgezogen, welche man auf einem besonderen Raum aufhäuft, wohin
sie eine gewisse Menge Blut und schleimige Bestandtheile mit
fortreißen, die so leicht in Gährung übergehen. Während der
größte Theil des gestockten Bluts in dem erwähnten Trog
zurückbleibt, fließt eine große Quantität bluthaltiger und
eiteriger Flüssigkeit durch gußeiserne Canäle in eine steinerne
Rinne außerhalb der Abdeckerei ab, von da ergießt sie sich in
eine von Paris hergeleitete offene Cloake, welche in den Canal
von Saint-Denis mündet.
Alle übrigen Theile des Pferdes, Muskeln, Flechsen, Knochen,
werden in ungeheure Kessel geworfen, die man hermetisch
verschließt und in welche, unter dem Druck von mehr als einer
Atmosphäre, der in einem Central-Dampfkessel erzeugte
Dampf durch Röhren geleitet wird.
Dieses Kochen, welches 12–24 Stunden andauert, trennt die
Muskeln und Flechsen vollkommen von den ganz weiß werdenden
Knochen. Die fetten Theile der Füße, die Knorpel etc. geben
Oele, welche wegen ihrer Leichtigkeit sich über der
gallerthaltigen Fleischbrühe sammeln, unterhalb welcher sich
eine Blutschicht befindet.
Wenn nach dem Erkalten des Kessels und dem Oeffnen seiner Deckel
die erstarrte Fettschicht und die flüssig gebliebene
gallerthaltige Schicht herausgenommen worden sind, werden
mittelst Gabeln die Knochen mit dem Blut, und die durch das
Kochen unendlich fein zertheilten Ueberreste der Muskeln
herausgezogen.
Das Blut und die Ueberreste des Muskelfleisches werden in einem
besondern Kessel einer hohen Temperatur ausgesetzt, in welcher
sie austrocknen, wo sie dann nur noch in Pulver verwandelt zu
werden brauchen, um zur Bereitung von Berlinerblau oder als
Dünger für die Colonien verkäuflich zu seyn.
Die Knochen werden zur Fabrication von Kohle für die
Zuckerraffinerien verwendet; das Oel und Fett geht in jene
Gemenge ein, welche unter dem Namen Ochsenklauenfett zum
Schmieren von Maschinentheilen so vortheilhaft verkauft werden.
(Der Werth dieses Fetts macht die Eigenthümer der Pferde oft
ungerecht, welche verlangen, daß das Kochen länger fortgesetzt
werden soll, damit sie mehr solches Klauenfett erhalten, was
aber die Gesellschaft wegen zu großen Aufwands an Brennmaterial
in Nachtheil setzen würde. Vorzüglich sind es die alten Abdecker
oder Schinder, welche aus Speculation die alten Thiere todt oder
lebendig kaufen, um an diesen Producten großen Gewinn zu
machen.)
Nur einen Uebelstand hatte diese Anstalt noch bis vor kurzer
Zeit: nämlich die Verpestung der Luft des Dorfs durch die
Flüssigkeiten aus den Leichnamen, die mit dem Waschwasser und
den Fleischüberresten und weichen Theilen vermengt durch die
Rinne abflossen, und mit dem Koth aus den Gedärmen einen
furchtbaren Gestank verbreiteten. Hr. Hardy, der neue Director der Anstalt, wollte sich zur
Desinficirung nicht ausschließlich des Chlorkalks bedienen,
welcher hiezu ganz unzureichend ist, ebenso verwarf er auch die
Thierkohle, welche unverfälscht viel zu theuer kömmt. Das Coutaret'sche privilegirte Verfahren
zur Desinfection der Abtrittgruben etc., welches durch eine
Gesellschaft ausgebeutet wird und bereits in einer Menge Paläste
und großer Gebäude mit dem besten Erfolg angewandt wurde,
verhieß hier die besten Dienste und wirklich versetzten Coutaret's Agenten in kürzester Zeit
die Anstalt und das Dorf in den gesundesten Zustand. Auf
folgende Weise wurde dabei verfahren. Der Fußboden von
Steinplatten, die Tröge, die gußeisernen Röhrenleitungen, die
Rinnen wurden mit Kreosotwasser und dann mit holzsaurem Eisen
gewaschen. Sodann wurde auf den Boden einer Grube, durch welche
die zu desinficirenden Flüssigkeiten liefen, und an die Stelle,
wo sie ihren Lauf beginnen, eine Schicht eines hauptsächlich aus
essigsaurem Eisen und Kreosot bestehenden Pulvers gelegt. Den
hindurchlaufenden Flüssigkeiten wurde dadurch nicht nur ihr
Geruch, sondern auch ihre Gährungsfähigkeit benommen. Die die
Miststätten und Rinnen etc. umgebenden Wände waren bisher von
Würmern überzogen, welche, so wie die Unzahl von Schmeißfliegen
augenblicklich verschwanden. Von Zeit zu Zeit werden die
Fußböden und Wände frisch besprengt, jedoch mit viel geringen
Quantitäten. Von dem desinficirenden Pulver genügen 50 Kilogr.
auf 8 Tage.
Ist das Coutaret'sche Verfahren je
nach dem vorkommenden Fall auch in anderer Weise und Stärke
anzuwenden, so besteht es doch im Wesentlichen immer darin,
zuerst die Masse mephitischer Gase, welche den Zutritt zu den zu
desinficirenden Stellen unmöglich machen, in gesunde Luft zu
verwandeln, dann alle weitere Zersetzung gährender Substanzen
durch Gerinnenmachen des Eiweißstoffes mittelst kräftiger
Agentien aufzuhalten, und endlich die Wände bis auf den Grund
rein zu waschen und der Nachhaltigkeit der Desinfection wegen
eine Schicht des aus absorbirenden Körpern bestehenden Pulvers
darauf zurück zu lassen. (Moniteur
industriel, 1846 Nr. 1050.)