Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. , S. 477 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen
Ueber die Kraft, welche erforderlich ist,
um die Trägheit der Eisenbahnzüge und den Widerstand der Luft
gegen die Bewegung von Eisenbahnzügen bei großen
Geschwindigkeiten zu überwinden; von P. Barlow.
Der Verfasser übergab der Royal
Society einen Bericht über seine Untersuchungen um den
Widerstand, welchen die Luft der Bewegung von Locomotiven bei
großen Geschwindigkeiten entgegenseht, zu bestimmen, sowie den
Kraftverlust in Folge vermehrten Gegendrucks und der
unvollkommenen Wirkung des Dampfs. Zu diesem Zweck vergleicht er
die wirklich von Eisenbahnzügen erlangten Geschwindigkeiten mit
denjenigen, welche sie nach der Theorie der beschleunigten
Bewegung haben sollten; er stellte seine Versuche nicht nur bei
Zügen an, welche durch eine Locomotive fortgeschafft wurden,
sondern auch bei Zügen auf einer atmosphärischen Bahn, welche
letztere schätzbare Resultate liefert, weil die Zugkraft nicht
durch die Verluste influencirt wird, welche bei Lokomotiven im
Falle großer Geschwindigkeiten nothwendig vorkommen. Eine
Tabelle enthält die theoretischen Geschwindigkeiten, wie sie die
Berechnung nach dem dynamischen Gesetz constant beschleunigender
Kräfte für Züge von verschiedenen Gewichten ergibt, welche
durch verschiedene Zugkräfte vom Zustand der Ruhe aus in
Bewegung gesetzt werden; darauf folgt eine andere Tabelle über
die bei Stephenson's Versuch auf der
Dalkey-Eisenbahn beobachteten Geschwindigkeiten; das
Resultat der Vergleichung ist, daß für eine Entfernung von 1 1/4
engl. Meile der Verlust an Geschwindigkeit beiläufig die Hälfte
der beobachteten Geschwindigkeiten beträgt.
Er theilt dann eine Reihe von Versuchen auf gewöhnlichen
Eisenbahnen mit; die Vergleichung ist aber nicht so genügend wie
im vorhergehenden Falle, weil die Zugkraft nicht so genau
geschätzt werden kann; sie ist jedoch hinreichend, um die
Thatsache festzustellen, daß der Kraftverlust der Locomotive bei
Geschwindigkeiten unter 30 engl. Meilen per Stunde ein kaum bemerklicher ist, und daß die Zeit
und Kraft, welche absorbirt werden, um einen Eisenbahnzug in
Bewegung zu setzen, fast gänzlich zur Ueberwindung der Trägheit
des Zugs erforderlich sind, keineswegs aber von irgend einem
Verlust oder einer Unvollkommenheit der Locomotive herrühren.
Aus diesen Versuchen geht hervor, daß über ein Fünftel der
ganzen ausgeübten Kraft verzehrt wird, um den Zug bei der
beobachteten Geschwindigkeit in Bewegung zu setzen. Der
Verfasser geht dann auf allgemeine Bemerkungen über die Folgen
dieser Quelle von Kraftverlust über. Er findet, daß bei der
atmosphärischen Eisenbahn die Zugkraft einer Röhre von 15 Zoll
Durchmesser so gering ist (sie ist nämlich nicht halb so groß
als diejenige einer Locomotivmaschine), daß die zur
Ueberwältigung der Trägheit erforderliche Zeit den möglichen
Verkehr auf einer einfachen Bahn beschränken muß, besonders bei
zahlreichen Stationen. Nach erlangter großer Geschwindigkeit ist
die Zugkraft der Locomotive sehr vermindert, weßhalb auf einer
atmosphärischen Eisenbahn eine viel größere Geschwindigkeit
erreicht werden kann. Die Untersuchungen des Verfassers über die
Größe des Widerstandes, welchen die Luft auf Eisenbahnzüge
ausübt, führen ihn zu dem Schluß, daß bei der atmosphärischen
Eisenbahn der Verlust an Zugkraft wegen der Reibung des Kolbens
etc. sehr unbeträchtlich ist; und daß der Widerstand der Luft
geringer ist als er bisher geschätzt wurde, indem er
durchschnittlich nicht über 10 Pfd. per Tonne vom Gewicht der Züge beträgt.
Der Verf. stellt dann die Resultate der Versuche, welche die British Association anstellen ließ,
im Vergleich mit seinen eigenen auf der Croydon atmosphärischen
Bahn zusammen. Die Hauptfolgerung seiner Untersuchung ist, daß
der Widerstand der im Zustand der Ruhe befindlichen Luft
geringer ist als er früher geschätzt wurde, und daß der
gewöhnliche atmosphärische Widerstand bei Eisenbahnfahrten daher
rührt, daß die Luft meistens selbst in Bewegung ist und sie,
weil die Richtung des Stroms fast immer eine schiefe ist,
vermehrte Reibung in den Wagen selbst erzeugt. Diese Art von
Widerstand nimmt nicht wie das Quadrat der Geschwindigkeit zu;
und da er der bedeutendste ist, so folgt, daß der Widerstand
gegen Eisenbahnzüge in einem nicht viel größeren Verhältniß als
die Geschwindigkeit zunimmt und daß die praktische Gränze für
die Geschwindigkeit von Eisenbahnfahrten nicht durch die Kraft,
sondern durch die Sicherheit bedingt ist. (Philosophical Magazine, Jul. 1846,
S. 51.)
Der elektrische Telegraph auf der
Taunus-Eisenbahn.
Bei der Einrichtung dieses Telegraphen stellte man sich die
Aufgabe, Zweckdienlichkeit mit möglichst geringen Kosten zu
erzielen.
Die in England zuerst angelegten Telegraphen für den Dienst der
Eisenbahnen haben mehr als eine
Drahtleitung, für jede einzelne Station nämlich einen besondern
Leitungsdraht, welcher durch die ganze Länge der
Telegraphenlinie geführt wird. Hiedurch werden die Anlagskosten
natürlich sehr vergrößert, und jeder einzelne Telegraph kann, da
er bloß aus einer, auf einer Achse sich bewegenden Magnetnadel
besteht, nur eine geringe Anzahl von Zeichen geben.
Bei Eisenbahnen liegt nun zum Oeftern das Bedürfniß vor, eine
ausführliche Nachricht von einer Station nach einer andern
beliebigen mit dem geringsten Zeitverlust gelangen zu lassen,
sowohl um die verschiedenen Geschäfte schneller befördern zu
können, wie auch Aufenthalt und Collisionen zu vermeiden; dieß
muß nun auf eine so einfache Weise geschehen können, daß jeder
Bahnbeamte mit leichter Mühe und in kurzer Zeit mit dem
Telegraph umzugehen lernen kann, und es daher nicht nöthig wird,
ein besonderes Personal zu diesem Behuf anzustellen.
Das Signalisiren mit Buchstaben eignet sich daher für den
Eisenbahngebrauch wohl am besten, und auf welche Weise dieß bei
nur einer Drahtleitung und vielen Zwischenstationen bezweckt
wird, geht aus dem Folgenden hervor.
An jeder Station, welche eine Nachricht empfangen soll, ist ein
Apparat aufgestellt, welcher mit der Drahtleitung der ganzen
Linie in Verbindung steht, so daß eine nach irgend einer
beliebigen Station gegebene Nachricht gleichzeitig an allen
übrigen Stationen erscheint. Die Anfangsbuchstaben sowohl der
gebenden wie der empfangenden Station zeigen zugleich auf allen
Stationen an, welche zwei mit einander in Correspondenz treten
sollen. Z.B. man wollte von Castel nach Hattersheim eine
Nachricht geben, so gibt der Wärter in Castel die Buchstaben C. H. an, welches bedeutet, daß eine
Nachricht von Castel nach Hattersheim gehen soll. Bei dieser
Operation bewegen sich nun, durch die Schnelligkeit der
elektrischen Wirkung, alle Telegraphen, welche in der Linie
eingeschlossen sind, in dem nämlichen Moment, und zeigen die
nämlichen Buchstaben an, wobei auch gleichzeitig an jeder
Station eine Glocke fortwährend schlägt, um die Aufmerksamkeit
des Wärters zu erregen; aber nur der Wärter in Hattersheim gibt
eine Antwort zurück, indem er den Buchstaben H. andeutet, was dann dem Wärter in
Castel (wie auch an allen andern Stationen) anzeigt, daß man ihn
in Hattersheim verstanden hat, und er gewärtig ist, die weitere
Nachricht zu empfangen.
Auf gleiche Weise können nun auch die übrigen Stationen jeden
Augenblick mit einander in Correspondenz treten. Hiebei kann nun
allerdings das gleichzeitige Zusammentreffen zweier
Nachrichtgeber eine kleine Störung verursachen, aber dieß
ereignet sich, wie die Erfahrung gelehrt hat, nur selten, und da
die Ursache gleich erkannt wird, so bedarf es nur einer kleinen
Pause, um alles wieder in gehörige Ordnung zu bringen.
Die Buchstaben werden entweder bloß durch einen Zeiger
angedeutet, der sich, wie aus dem Zifferblatte einer Uhr, in dem
Mittelpunkt einer Scheibe bewegt, worauf die Buchstaben im
Kreise verzeichnet sind, nach der ursprünglichen vom Prof. Wheatstone eingeführten Methode, oder
die Nachricht erscheint auf Papier mit gewöhnlichen Buchstaben
abgedruckt und braucht dann nur abgelesen zu werden. So schön
und zweckmäßig nun auch die letztere Einrichtung an sich ist
(denn hiedurch wird die Aufmerksamkeit und Gegenwart des
Empfängers nicht unbedingt zur Nothwendigkeit und jede Nachricht
kann auch besser controlirt werden), so erfordert doch die etwas
complicirtere Einrichtung der Apparate mehr Aufmerksamkeit, als
man von einem jeden Bahnbeamten erwarten dürfte, und aus diesem
Grunde allein hat man sich auf der Taunusbahn bewogen gefunden,
vorläufig nur von den einfachen Apparaten Gebrauch zu
machen.
Meine Apparate bewegen sich mit so großer Leichtigkeit und
Schnelligkeit, daß eine sehr geringe elektrische Kraft
hinreicht, um sie in Bewegung zu setzen; sollen nur ein oder
zwei Apparate gleichzeitig gehen, so genügt hiezu, auf der
Entfernung von Castel nach Wiesbaden, ein einziges
Batterieelement, oder auch, was dasselbe thut, eine Zink-
und eine Kupferplatte an den beiden Endpunkten der Linie in die
Erde vergraben, wie dieß bei dem sinnreichen Telegraphen des
Hrn. Bain zuerst in Anwendung
gebracht wurde.
Hierin insbesondere, so wie auch in der Art, wie die elektrischen
Verbindungen von selbst geschlossen und geöffnet werden, und die
Signalglocken eingerichtet und angebracht sind, besteht die
Eigenthümlichkeit dieses ganzen Systems, welches zuerst hier
ausgeführt wurde.
Auch hat man mit einem transportablen Apparat, welcher auf dem
Zuge mitgeführt werden soll, Versuche gemacht, um unterwegs von
jeder beliebigen dazu vorbereiteten wie auch nicht vorbereiteten
Stelle längs der Linie nach verschiedenen Stationen hin
Nachrichten geben und von beliebigen Stationen solche empfangen
zu können.
Es zeigte sich, daß auch dieß mit Erfolg in Ausführung gebracht
werden kann, und es soll daher diese Einrichtung bei der weitern
Ausführung des Telegraphen nach Frankfurt in Anwendung
kommen.
Einige kurze Bemerkungen über die Anlage der Drahtverbindung auf
der Taunuseisenbahn dürften hier an ihrem Platz erscheinen, da
dieselbe in Bezug auf den Kostenpunkt von bedeutendem Einfluß
ist. Der Draht ist von Kupfer, ungefähr 1 1/2 Millimeter dick,
und wird von etwa 40 Meter entfernt stehenden Pfosten von circa 12 Fuß Höhe getragen.
Es war zwar vor kurzem in öffentlichen Blättern die Rede von
einem elektrischen Telegraphen mit unterirdischer Leitung, aber
eine solche könnte nur von der Ausführung eines Telegraphen
abschrecken; denn, abgesehen davon, daß allenfallsige
Beschädigungen nur mit Zeitverlust und Mühe entdeckt und
ausgebessert werden können, und die Isolirung von der Erde nie
vollkommen seyn kann, so sind überdieß die Kosten einer
unterirdisch geführten Leitung so bedeutend, daß schwerlich ein
Eisenbahncomité sich dazu verstehen wird.
Die Pfosten sind oben mit einem runden Loch durchbohrt, das oben
einen Sägeschnitt hat, worein der Draht gelegt und mit einem
runden Keil befestigt wird, worauf dann die Bedachung von
Eisenblech aufgenagelt, und so die Auflagsstelle vor
Feuchtigkeit geschützt wird. Der obere und untere Theil der
Pfosten ist mit Jeffery's Marineleim
überzogen, und die Isolirung ist vollkommen gut, so daß auf der
bestehenden Strecke von Castel nach Wiesbaden, auch bei dem
anhaltendsten Regenwetter, keine beachtungswerthe Abweichung
einer empfindlichen Galvanometernadel erfolgt, wenn am
entgegengesetzten Ende der Linie der Kreis geöffnet ist. Die
Drahtenden sind in die Erde geleitet, um auf diese Weise die
galvanische Kette zu schließen, was bei allen elektrischen
Stromwirkungen unbedingt nöthig ist.
Diese einfache und wenig kostspielige Drahtführung ist nach der
Angabe des Hrn. Meller, preußischen
Ingenieurhauptmanns a. D. und technischen Inspectors der
dortigen Eisenbahn, und wohl hat derselbe hiebei berücksichtigt,
daß unnöthige Kosten die Sachen Wohl allenfalls verschönern,
aber nicht immer zweckmäßiger machen dürften.
Die seit einem Jahr zwischen Castet, Bieberich und Wiesbaden
bestehende Einrichtung hat sich vorzüglich bewährt, und die
Weiterführung nach diesem System auf der ganzen Bahnstrecke von
Castel nach Frankfurt in directer Linie ist gegenwärtig in
vollem Angriff, so daß binnen einigen Monaten, wenn die
Witterung die Arbeiten nicht unterbricht, die ganze Bahnstrecke
in telegraphischer Verbindung stehen wird.
Die Kosten für eine solche elektrische Telegraphenanlage
betragen, nach dem Bericht des Hrn. Meller, circa 405 fl. pro deutsche Wegstunde, während die
ersten Anlagen dieser Art in England circa 9000 fl. betrugen,
welche Summe jetzt noch sich kaum auf die Hälfte reducirt hat,
also immerhin noch das Zehnfache ist von den Kosten, welche die
Herstellung meines Telegraphen verursacht.
Das Eigenthümliche meines Eisenbahn-Telegraphen ist die
Ausführung desselben mit nur einer Drahtleitung, wobei viele
Zwischenstationen auf einfache Weise durch Buchstaben mit
einander correspondiren können, entweder bloß angezeigt oder
gedruckt, was auch von dem Wagenzug aus geschehen kann, an jeder
beliebigen Stelle. Dieß ist die Aufgabe für einen
Eisenbahn-Telegraphen, wenn er allgemein eingeführt
werden soll, und dieß kann nur durch die äußerste Leichtigkeit
der Bewegung, welche ich durch einen eigenthümlichen Mechanismus
erlangt habe, so wie durch einige andere, mir eigenthümliche
Einrichtungen, erreicht werden. Der Druckapparat eignet sich
aber wegen der nothwendig complicirteren Einrichtung besser für
Endstationen, (z.B.) für Regierungen, und war meines Wissens der
erste Drucktelegraph mit Buchstaben
und nur einer Drahtleitung, welcher ausgeführt wurde, oder doch
gleichzeitig mit dem von Bain,
welcher eine andere Einrichtung hat. W. Fardely. (Mannheimer Gewerbvereins-Blatt, 1846
Nr. 4.)
Das Thermometer als Hülfswerkzeug für
Seefahrer; von Dr. M. A. F. Prestel in Emden.
Schon seit längerer Zeit haben hin und wieder strebsame,
nachdenkende Seefahrer der Temperatur des Meeres ihre
Aufmerksamkeit zugewendet und auch von dem Thermometer für die
Schifffahrt Nutzen zu ziehen gesucht. Indeß ist letzteres Instrument als nautisches Hülfswerkzeug weder gehörig
gewürdigt noch so allgemein bei der großen Schifffahrt
eingeführt, als es verdient; noch weniger hat man von ihm die
umfassende Anwendung gemacht die es gestattet. Der Grund hievon
lag allein darin, daß die Reihe der meteorologischen und
hydrographischen Beobachtungen, auf welche allein sich die
Anwendung des Thermometers zu dem genannten Zweck gründen muß,
theils zu mangelhaft, theils von der Meteorologie und
Hydrographie nicht gehörig verarbeitet waren. Eine Vergleichung
der constanten Verhältnisse der Temperatur des Meeres und der
Seeströmungen unter sich und zu der Atmosphäre, welche aus der
großen Anzahl von numerischen Beobachtungen über Richtung,
Schnelligkeit und Temperatur der Strömungen im atlantischen
Ocean, die der berühmte Geograph Rennell in einem Zeitraum von mehr als dreißig Jahren
gesammelt und zusammengestellt hat, aus den Beobachtungen und
Erfahrungen, welche von Krusenstern,
von den Capitäns der Schiffe der preußischen Seehandlung und
vielen andern über die physikalischen Verhältnisse des Meers
gemacht wordens besonders aber aus dem unschätzbaren Material,
welches A. v. Humboldt auf seinen
vielen Seereisen über denselben Gegenstand gesammelt und nebst
den Erfahrungen anderer Forscher verarbeitet hat, hervorgehen,
zeigen, daß von dem Thermometer eine weit ausgedehntere und
tiefer eingreifende Anwendung auf die Schifffahrt gemacht werden
kann als bisher. Ausführlich hat dieses Dr. Prestel in seiner
Schrift: das Thermometer als Hülfswerkzeug
für Seefahrer und die Meeresströmungen aus nautischen
Gesichtspunkten, nachgewiesen.
Das Thermometer dient dem Seefahrer um ihm
1) das Herannahen des Landes anzuzeigen;
2) Untiefen, und ebenso die gefahrdrohenden schwimmenden
Eisinseln, auf welche der Curs eines Schiffes gerichtet ist,
anzudeuten, bevor letzteres ins Bereich derselben gekommen
ist;
3) gibt es den Ort an, wo ein Schiff in die größeren
Meeresströmungen eintritt, so wie den, wo es dieselben wieder
verläßt;
4) durch letzteres dienen seine Angaben um die gemeine
Schiffsrechnung gehörig corrigiren zu können.
Das Nähere hierüber ist aus der eben genannten Schrift zu
ersehen.
Eisenblech mit Blei überzogen.
Hr. Boulard, Director der Hammerwerke
zu Audincourt, hat daselbst einen neuen Industriezweig, das
Verbleien des Eisenblechs eingeführt. Solches Blech ist für
viele Zwecke sehr schätzbar; wegen seiner großen Dimensionen
lassen sich daraus verschiedene Gegenstände vortheilhafter und
überdieß dauerhafter als aus Weißblech verfertigen; namentlich
eignet es sich aus diesem Grunde, dann weil es gegen Oxydation
geschützt und fast so weich und hämmerbar ist wie Blei, als
Ersatzmittel des Zinks zum Dachdecken.
Das glänzende Weißblech oxydirt sich bekanntlich, aber das matte
Weißblech, welches man zum Dachdecken benutzt, hat sich zu
diesem Zweck als so dauerhaft erwiesen, daß es das Zink hiezu
ohne Zweifel bereits verdrängt hätte, wenn man es in größeren
Dimensionen beziehen und folglich an Handarbeit und Kosten
ersparen könnte; auf einer Menge Häuser, welche seit sechzig bis
achtzig Jahren mit mattem Weißblech gedeckt sind, hat sich
dasselbe vollkommen erhalten. Der Grund, weßhalb das matte
Weißblech widersteht, wo sich das glänzende Weißblech oxydiren
würde, ist der, daß beim ersteren das Zinn mit viel Blei
versetzt, beim letzteren aber reines Zinn angewandt wird.
Bei den verbleiten Blechen von Audincourt kommt aber in Betracht,
daß man sie in größeren Dimensionen als sogar das Zinkblech
haben kann, welches bekanntlich spröde ist. (Moniteur industriel, 1846 No. 1062.)
Ueber den Extractgehalt der Weine.
In der Tabelle über die Zusammensetzung der Weine nach den
Analysen von Dr. Filhol, S. 296 in diesem Bande des
polytechn. Journals, ist der Extractgehalt derselben nicht
angegeben. Der Verf. hatte denselben jedoch sorgfältig bestimmt
und theilt ihn nachträglich im Journal de
Chimie médicale, Jul. 1846, S. 436 mit.
Folgende Tabelle enthält die Menge Extrat (von
Pillen-Consistenz), welche ein Liter Wein lieferte. Der
in Alkohol auflösliche und unauflösliche Theil des Extracts
wurde nicht besonders bestimmt.
Weine von
Jahrgangder Ernte.
Extractmenge
Gramme.
Villandric
1842
23,42
dto.
1844
24
Fronton
1842
25
Villemur
1844
28
Grenade
dto.
22,30
Merville
1844
24,60
dto.
1841
21,30
Saint-Paul
1844
23,50
Lévignac
dto.
23
Montastruc
dto.
23,32
Verfeil
dto.
21,20
Vieille-Toulouse
dto.
21
Portet
1843
43,50
dto.
1844
24,20
Cornebarieu
dto.
22
Lardène
dto.
25
Cugnaux
dto.
25
Blagnac
dto.
25,05
Leguevin
dto.
25
Martres
1843
24
Carbonne
1844
22,50
Saint-Gaudens
1842
18,90
dto.
dto.
20
dto.
dto.
22
dto.
1844
24
Caraman
dto.
19
Vittefranche
dto.
19,05
Avignonet
dto.
21
Die in oben erwähnter Tabelle enthaltenen Ziffern bezüglich des
Gehalts eines Liter Wein an verschiedenen Salzen drücken Gramme
und Bruchtheile derselben aus.
Verfahrungsarten um die Verdünnung der
Weine mit Wasser auszumitteln, von Bouchardat.
Die Hauptverfälschung der Weine besteht darin, daß man sie in
Städten, wo sie besteuert sind, mit Alkohol versetzt einführt
und dann mit Wasser verdünnt. Um diesen Betrug auszumitteln,
verfahre ich folgendermaßen: ich bestimme genau die Menge des
festen Rückstands welchen der unverfälschte Wein hinterläßt;
durchschnittlich erhält man von einem Liter 22 Gramme trockenen
Rückstand; die mit Wasser Verdünnten Weine, welche ich
untersucht habe, hinterließen nur 14–16 Gramme.
Ich entfärbe durch Chlor ein Muster des normalen und ein Muster
des verdächtigen Weins, versetze beide Flüssigkeiten mit
kleesaurem Ammoniak in Ueberschuß und bestimme die Menge des
niedergeschlagenen kleesauren Kalks. Diese Probe halte ich für
sehr wichtig: die natürlichen trinkbaren Weine nämlich, welche
ohne allen Zusatz wenigstens zwei Jahre lang aufbewahrt wurden,
haben durch den entstandenen Bodensatz
und das öftere Abziehen den größten Theil der Kalksalze
verloren, welche sie enthielten, die sich als weinsteinsaurer
Kalk niederschlugen, und geben daher mit kleesaurem Ammoniak
einen sehr schwachen Niederschlag. Zum Strecken der Weine
verwenden aber die Händler meistens Brunnenwasser, weil sie
Verdacht zu erregen befürchten, wenn sie Massen von Flußwasser
zu sich bringen ließen. Solche frisch verdünnte Weine enthalten
noch alle Kalksalze welche mit dem Wasser hineinkamen und werden
durch kleesaures Ammoniak reichlich gefällt. Durch diese
Versuche zusammengenommen, war ich immer im Stande ein richtiges
Urtheil zu fällen. (Comptes rendus,
Jul. 1846 Nr. 4.)
Klärung der Weine mit verdorbenen
Eiern.
Bei der Auswahl der Substanzen zum Klären der Flüssigkeiten
verfährt man nicht immer mit der nöthigen Vorsicht. Klärt man
Zucker mit dem Serum (Wasser) von Blut, welches bereits anfing
in Fäulniß überzugehen, so behält der Zucker nach dem Raffiniren
einen faulen Geschmack, welcher sehr merklich ist, wenn man Zuckerwasser mit solchem Zucker
bereitet.
Unlängst hatte ein Weinhändler zu Paris neue Fässer Wein, jedes
von 160 bis 180 Frcs. Werth, zu klären und verwendete hiezu der
Wohlfeilheit wegen zerbrochene Eier; diese hatten jedoch bereits
angefangen eine Zersetzung zu erleiden und ertheilten dem Wein
einen Geruch und Geschmack, die ihn unverkäuflich machten; alle
Versuche, diesem Wein seinen faulen Geruch zu benehmen, waren
erfolglos. (Journal de Chimie
médicale, Jul. 1846, S. 457.)
Verfahren wasserfreien Alkohol
darzustellen.
Hr. Casoria empfiehlt zur
vollständigen Entwässerung des Alkohols den wasserfreien
Kupfervitriol, durch welchen man auch erkennen kann, ob dem
Alkohol alles Wasser entzogen ist. Er verfuhr folgendermaßen: er
sättigte Weingeist von 89° an Gay-Lussac's Alkoholometer mit geschmolzenem
salzsaurem Kalk; er destillirte bei 16° R. den dritten
Theil der Flüssigkeit über und brachte dieselbe dann mit
wasserfreiem Kupfervitriol, wovon er 32 Centigramme auf 500
Gramme Alkohol nahm, in eine Flasche, welche er wohl verstopft
stehen ließ, aber von Zeit zu Zeit schüttelte. Das Salz nimmt,
indem es sich das im Alkohol enthaltene Wasser aneignet, seine
blaue Farbe wieder an und man wiederholt die Behandlung des
Alkohols mit einer neuen Dosis entwässerten Kupfervitriols, bis
sich die blaue Farbe bei dem Salze nicht mehr einstellt. Endlich
destillirt man und die destillirte Flüssigkeit kann als chemisch
reiner Alkohol betrachtet werden.
Um auszumitteln, ob ein Alkohol wasserfrei ist, bringt man
entwässerten Kupfervitriol auf den Boden einer reinen Glasröhre
und gießt Alkohol darüber; wenn das Salz seine Farbe nicht
verändert, ist der Alkohol wasserfrei. Bei diesem Versuch muß
man aber die Röhre geschlossen halten, weil die Feuchtigkeit der
Luft das Resultat ungenau machen würde. (Journal de Chimie médicale, Jul. 1846, S.
466.)
Verfahren die Lampenöle zu
reinigen.
Man behauptet, daß die Brennöle vollkommen gereinigt werden, wenn
man sie durch eine pulverförmige Schicht filtrirt, welche aus
Kiesel, Kohle und Gyps besteht.
Der Kiesel wirkt ohne Zweifel auf die Art, daß er die Substanzen
oder Unreinigkeiten zurückhält, welche in der öligen Flüssigkeit
suspendirt sind; die Kohle dient zu ihrer Entfärbung und der
Gyps entzieht dem Oel das darin enthaltene Wasser. (Journal de Chimie médicale,
Jul. 1846, S. 456.)
Reinigung des Holzes von altem
Oelfarbenanstrich.
Man überstreiche den zu reinigenden Gegenstand mit reiner
Schmierseife. Von einem seit vielen Jahren angestrichenen, so
behandelten Brett löste sich die Farbe, nachdem die Seife 15
Stunden darauf gestanden hatte, ganz auf und konnte mit kaltem
Wasser zugleich mit der Seife abgewaschen werden, während es bei
einer alten, vor mehreren Jahren mehrmals angestrichenen
Fensterrahme etwas längere Zeit erforderte. (Hessische
Gew.-Verh.)
Page's Tapeten in Oelfarben.
In einer der letzten Sitzungen der Society
of arts zu London zeigte Hr. Page eine große Anzahl schöner Tapeten von 4 Meter
Länge auf 1 Meter Breite zum Verzieren der Zimmerwände etc. vor,
welche das Holz, den Marmor, Bildhauerarbeiten etc. nachahmen.
Er nennt diese Malerei skin-paint (Haut-Malerei) und sie
gewährt nach ihm mehrere Vortheile im Vergleich mit der
gewöhnlichen Malerei. Er beschrieb die Fabrication dieser
Tapeten folgendermaßen:
Man nimmt ein Blatt starkes Papier, etwas größer als die
verlangte Tapete oder Haut und präparirt seine Oberfläche, aber
nur auf einer Seite, mit einer Mischung von arabischen Gummi,
Melasse und Wasser, auf welche man, wenn sie trocken ist, eine
Schicht Oelfarbe, aus gekochtem Leinöl und Bleiweiß bestehend,
aufträgt. Wann diese Schicht trocken ist, wird die Operation
wiederholt, bis die Haut die geeignete Dicke erlangt hat; in der
Regel sind aber zwei Schichten hinreichend. Um diese Haut vom
Papier zu trennen, legt man es, die Malerei nach unten, auf eine
ganz reine Tafel; man befeuchtet alsdann dieses Papier auf der
Rückseite mit reinem Wasser; nach einigen Minuten kann man die
Haut ohne Schwierigkeit abnehmen und ohne befürchten zu müssen
sie zu zerreißen. Dasselbe Papier läßt sich dreißig- bis
vierzigmal anwenden, wenn man es jedesmal auf angegebene Weise
präparirt. Die abgenommene Malerei wird mit einem Schwamm
sorgfältig abgetrocknet und dann mit einem weichen Fell
gerieben, um alle Spuren des Präparats, welche ihr noch anhängen
könnten, abzutrennen. In diesem Zustande wird die Malerei
zusammengelegt und aufbewahrt, bis man sie braucht. Um diese
Haut auf einer Wand etc. zu befestigen, muß man die Oberfläche
der letztern zuerst abreiben, und wenn sie vollkommen rein ist,
mit einer Mischung aus heißem Oel und Knochenleim überziehen,
wovon eine einzige Schicht hinreicht; alsdann breitet man die
Haut auf dieser Fläche mit einer feinen Leinwand aus, wie man
für die Papiertapeten verfährt. (Moniteur
industriel, 1846 No.
1038.)
Gonfreville's Werk über
Baumwollenfärberei.
Hr. D. Gonfreville, welcher die
Färbekunst lange Zeit studirt und ausgeübt hat, derselbe,
welcher von der französischen Regierung (wie den Lesern des
polytechn. Journals bekannt ist) nach Indien geschickt wurde, um
daselbst die indische Färberei zu studiren, beabsichtigt ein von
ihm ausgearbeitetes Werk über die gesammte Baumwollenfärberei
unter dem Titel „Art de la
teinture en coton“ herauszugeben; es
soll aber erst unter die Presse kommen, wenn sich 200
Subscribenten gemeldet haben. Dieses Werk wird dann in vier
Bänden in groß 4° mit Zeugmustern und einem Atlas von 25
Tafeln erscheinen. Preis 100 Francs. Man subscribirt, ohne etwas
voraus zu bezahlen, bei dem Verfasser, boulevart Mont parnasse, No. 34 in Paris, oder bei dem
Buchhändler Roret daselbst.