Titel: | Ueber die Verfertigung der Madrastücher; von D. Gonfreville. |
Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. XXVIII., S. 132 |
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XXVIII.
Ueber die Verfertigung der Madrastücher; von
D.
Gonfreville.
Aus dem Technologiste, Jul. 1846, S.
438.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
(Schluß von S. 70 des vorigen Heftes.)
Gonfreville, über die Verfertigung der Madrastücher.
Gelb.Fünfte Abtheilung.
Es gibt verschiedene Verfahrungsarten für die verschiedenen Nüancen des ächten
Gelb der Madrastücher; man bedient sich dazu der Capilapodie, des MyrobolanMan begann im Jahr 1829 die Anwendung des Atch-root zum Gelb-, Roth- und
Orangefärben; man erhält damit dauerhafte Farben. für dunkles Gelb, der Noona und Cassa für die Mittlern und hellen
Nüancen, und des indischen oder falschen Safrans (curcuma
longa oder rotunda) für ein unächtes Gelb,
welches den Säuren widersteht, und zwar manchmal für sich allein, gewöhnlich
aber um das ächte Gelb zu beleben.
Das Färben muß mit der Baumwolle in Strähnen vorgenommen werden und nicht in
Stücken wie bei den Guineas. Bei den Madrastüchern wird vor dem Weben schon
gefärbt und nach dem Weben noch einmal und dann ein angesäuertes Bad gegeben,
welches für alle diese Farben paßt, sie erhöht und lebhafter macht.Ein Kaufmann von Pondichery, Hr. Fondclair,
bereitete während meines Aufenthalts in Indien ein Cassa-Extract
für gutfärbiges Gelb, welches unter dem Namen gelber Indigo in den Handel kommen soll; obwohl die damit
angestellten Proben nicht allen Erwartungen entsprachen, verdient dieses
Product doch Beachtung. Mit Mühe gelang es mir, auf Seide, Baumwolle und
Wolle hübsche und dauerhafte Nüancen damit hervorzubringen, die aber
kostspielig waren, weil es nichts als ein mit Thonerde
niedergeschlagener Lack war; es ist aber nicht zu bezweifeln, daß bei
seiner Bereitung mittelst Dampf-Apparaten und der zu Puteaux
gebräuchlichen Verfahrungsweisen, um die Färbestoffe aus den
Farbsubstanzen auszuziehen, auch das Cassa-Elley-Extract
noch recht gute Anwendung finden wird.Das Verfahren beim Madura-Rothfärben will ich in einer spätern
Abhandlung beschreiben. Man bedient sich dieses Roth für Turbans, eines
bedeutenden Handelsartikels im Orient, und in der Regel für sehr feine
Musselins.
Man sammelt eine gehörige Quantität
Cassa-Elley-Blätter; für 5 Kilogr. Baumwolle sind
10–15 Kilogr. trockener Blätter erforderlich; man macht mit siedendem
Wasser ein Decoct von denselben, wie bei uns vom Wau, im Verhältniß von
20–30 Liter eingeengten Bades auf 5 Kilogr. Baumwollsträhne. Dieß alles läßt
man in großen irdenen, auf Oefen gesetzten Gefäßen (jarres) kochen, wie sie Fig. 66 zeigt;
zweistündiges Kochen ist hinreichend, um allen gelben Farbstoff der Cassa
auszuziehen; man läßt das Bad durch ein feines aber starkes Tuch laufen, um alle
Blätter und Aestchen davon abzusondern, und erwärmt es zum Gebrauch. Jeder Weber
färbt das Garn, welches er in dieser Farbe und noch einigen andern braucht,
selbst, das Rothfärben aber mit Chaya-Ver und das Blaufärben mit Indigo
wird in der Regel in den besondern Färbereien verrichtet.
Erstes Verfahren.
1) Auslaugen (débouilli) der Baumwolle. Man
legt die Baumwolle in Wasser, welchem zuweilen etwas KarumbadDas Karum wird aus 8 Körben, jeden zu 36 Pfd, oder 288 Pfd. Ollamunoo
und 1/2 Korb oder 18 Pfd. Muschelkalk bereitet. 12 Krüge (panelles) Wasser gaben nur 10 Krüge
Karum. zugesetzt wird, wovon in der Abhandlung über die Guineas die Rede
war; man taucht die Baumwolle ein, preßt und pritscht sie, bis sie sich
leicht ansaugt und ihre Rauhigkeit verloren hat. Diese Operation geht jeder
Färbung voraus; es wird ihrer daher nicht mehr erwähnt werden; nur manchmal
wird das Bad angesäuert oder wohl auch alkalisirt, je nach der Beize oder Farbe, die es
erhalten soll. Für feine Baumwollen von den besten Sorten, welche schwerer
abzulaugen sind, wird warmes, sogar siedendes Wasser genommen und die
Operation zwei- bis dreimal wiederholt, wobei man sie nach jedem
Laugen einige Tage auf der Wiese läßt.
2) Beize. Ist die Baumwolle einmal recht rein und
halbweiß, so gibt man ihr ein lauwarmes Bad von Alaunauflösung im Verhältniß
von 1/2 Liter auf 1 Kilogr. Baumwolle und 2 1/2 Grammen Alaun. Die
Behandlung, um die Beize zu appliciren, ist verschieden von der unsrigen und
viel länger; man bearbeitet die Strähne darin mit Anwendung von möglichst
wenig Bad, so daß man keine sogenannten Vorschüsse hat; bei jeder Operation muß das für jeden Strähn
bestimmte Bad davon absorbirt werden und bei der Art und Weise des
Ausringens und Behandelns bleibt alles im Strähn zurück. Man läßt die
Strähne lange Zeit, 1–2 Wochen, in ihrer Beize. Man bringt sie dann
in Gefäße (jarres), welche bedeckt und
hermetisch verschlossen werden, um ihr Austrocknen zu verhindern; dazwischen
wird eine gleiche Behandlung im Karum vorgenommen. Dieses Karumbad wird
ebenfalls zu
1/10 angewandt; man zieht die Baumwolle kalt durch und wäscht dann aus.
Nachdem so die Baumwolle mehrere Tage in den Krügen geblieben ist, nimmt man
sie heraus, windet sie mit der Hand aus und pritscht sie, um sie gleich zu
machen; das vom Auswinden zurückbleibende Bad hebt man für eine weitere
Beize auf (Vorschüsse)Es ist zu bemerken, daß das Wort Vorschüsse (avances) in
zweierlei Fällen angewandt wird, 1) für das bleibende Bad selbst
etc. und 2) für das bloß zur Behandlung von 1–2 Pfd.
Baumwolle auf einmal dienende Bad. In beiden Fällen wird das ganze
Bad, welches nach einer Operation mit einer großen Partie Baumwolle
im ersten Fall, oder nach bloßem Passiren eines oder zweier Stränge
(tors), im zweiten Fall
zurückbleibt, in den Werkstätten Vorschüsse (avances)
genannt.; man wäscht und trocknet die Baumwolle, zieht sie durch das Karum
und läßt sie noch einige Tage in den Gefäßen in diesem Bad. Bei diesen zwei
Operationen schwimmt die Baumwolle nicht in ihrer Beize, sondern wird nur in
gehörigem Grade davon befeuchtet. Das Karum, eine Art Alkali oder vielmehr
kohlensauren Alkali's, welches nach der Alaunbeize angewandt wird, bindet
einen großen Theil, wo nicht alle Schwefelsäure des mit der Baumwolle
verbunden gebliebenen Alauns und bildet damit ein auflösliches Salz, welches
durch das Auswaschen entfernt wird; nach gehörigem Waschen und Pritschen
soll mit der Baumwolle nur die reine Thonerde verbunden bleiben, die
höchstens nur eine kleine Menge ihres frühern Auflösungsmittels noch in sich
einschließt.
Ich hielt mich absichtlich bei dieser Beize länger auf, weil sie viele
Anwendung, und immer bei derselben Behandlung, findet und weil dieser,
obgleich gute und vernunftgemäße Gang in unsern Werkstätten wegen seiner
Langwierigkeit nicht befolgt wird.
Die dunklern Farben und Töne anbelangend, wiederholt man das Passiren und
wechselseitige Einlegen in die Alaunbeize, dann in das Karumbad, um in der
Baumwolle eine größere Menge Thonerde gleichförmig anzuhäufen und mit ihr zu
verbinden, damit sie nachher auch eine größere Menge Farbstoff absorbiren
kann. Die zweckmäßigen Quantitäten scheint man hier dem eigenen Ermessen
freistellen zu müssen, denn die Sättigung mit Thonerde kann nach der
verschiedenen Güte der Baumwolle eine verschiedene seyn; daher auch die
Unmöglichkeit, einige schlechte Baumwollsorten in reichen, vollkommen
satten, dunkeln Farben auszufärben. Vor dem Passiren durch das eigentliche
Färbebad muß die Baumwolle immer gut ausgewaschen und gepritscht werden, um
sie von aller nicht innig mit ihr verbundenen Beize zu reinigen, durch
welche sonst ein
Theil oder alle färbende Substanz absorbirt und niederschlagen würde, also
rein verloren ginge. (Uebrigens dürfen einige Zinnbeizen je nach den
Proportionen nicht ausgewaschen werden, und wenn man sie ein wenig im
Färbebad abspült, erhöhen sie im Gegentheil die Intensität und den Glanz der
Farbe.)
3) Färben. Die Capilapodie wird mit ihrem gleichen
Gewicht Appla-Karum behandelt, welches sie auflöst und mittelst der
BylaimbyBylaimby, Averrhoa, nach Linné, Carambolkirsche. Diese
Säure dient zum Aetzen der Flecken, welche während der Behandlung
der Zitze etc. gemacht wurden. abgezogen. Nachdem die Baumwolle gut gewaschen, geprescht, gespült,
abgetropft ist, ringt man aus und schreitet zum Färben. Behufs einer
intensiven Nüance läßt man sie sogar vorher trocknen und passirt sie
mehreremale durch einen lauwarmen möglichst concentrirten Absud von Cassa;
nach jeder Behandlung läßt man trocknen wie beim Guinea-Blau und
zuletzt gibt man ihr, wenn man einen in Orange stechenden Ton haben will,
ein schwach alkalisches, für eine mehr rein gelbe Farbe aber ein saures
Bad.
Für mittlere Nüancen braucht die aus ihrer Beize gewundene Baumwolle nur
etwas lange in dem lauwarmen Absud der Cassa behandelt zu werden, wobei man,
je dunkler die Farbe wird, immer mehr heizt. Man kann damit ohne Gefahr bis
zum Kochen steigen, denn die Farbe der Cassa hat den Uebelstand nicht, beim
Kochen man zu werden, wie die der Quercitronrinde, welche in diesem Fall
eine fahlgelbe Farbe erzeugt, die durch Zusatz von Leim nicht immer
vermieden werden kann; überdieß kann man die Quercitronrinde auch bei einem
siedenden Krappbad nicht anwenden. Die Verfahrungsweisen der Inder sind in
der Regel sehr langwierig, und hier sowohl wie in andern Fällen legen sie
ein großes Gewicht auf die Dauer der Operationen; doch scheinen mir diese in
ihrem System wohl begründet zu seyn, indem die Luft beinahe bei allen
Färbe-Processen mehr oder weniger merklich mitwirkt, und sie unsere
Mittel, deren stets langsame Wirkung zu ersetzen, noch nicht kennen. So
behandeln sie behufs dunkler Nüancen die Baumwolle zuerst mehrere Stunden
lang in einem kalten oder lauwarmen Bad von Cassa-Elley, dann in
einem zweiten Bad derselben unter Erwärmen und zuletzt noch in einem dritten
Bad, welches allmählich bis zum Sieden erhitzt wird; es ist einleuchtend,
daß es ihnen durch diese Handgriffe gelingt, sehr intensive und vollkommen
gesättigte Bäder zu erhalten, in welchen später gar keine Reaction der
sauren oder alkalischen Beize auf den mit der Baumwolle
verbundenen Farbstoff mehr stattfinden kann, und die große Beständigkeit
ihrer Farben ist ihrer außerordentlichen Sorgfalt zuzuschreiben, alle
wesentlichen Bedingungen für ein vollkommenes Product zu erfüllen. Das
Cassabad bleibt nach jeder Passage völlig erschöpft zurück; manchmal setzt
man ihm ein wenig Karum zu. Die Baumwolle wird erst nach dem Erkalten des
Bades herausgenommen; man wäscht sie hierauf aus und schönt sie entweder in
einem sehr schwachen pflanzensauren Bad (gewöhnlich bedient man sich hiezu
des Citronensafts), oder mittelst frischen Wassers, dem man etwas Karum
(etwa 1 Liter Karum von 1° und 100 Liter Wasser auf 5 Kilogr.
Baumwolle) zusetzt, und wäscht sie in diesem schwach alkalischen Wasser
gleichsam nur ein zweites Mal aus; zuweilen, besonders wenn die Baumwolle
für die Kette bestimmt ist, setzt man dem Karum etwas Gengely-Oel
zu.
Zweites Verfahren.
Alles Gesagte muß der Arbeiter wohl inne haben, um es auch in ähnlichen
Fällen in Anwendung zu bringen; wo in der Folge das Alaunen ohne besondere
Bemerkungen vorgeschrieben ist, verstehe ich darunter obige Behandlung. Das
durch etwas Curcuma erhöhte Cassagelb ist das schönste. Man erhält ein
ächtes Gelb, wenn man der reinen und trockenen halbgebleichten Baumwolle ein
schwaches Bad vom Decoct der Myrobolan, Cadoucaie-Sorte gibt; 1 Kilogr. Cadoucaie mit 5 Liter Wasser
genügt für 5 Kilogr. Baumwolle; man infundirt 36–48 Stunden lang
feingepulverte Cadoucaie, Kerne und MarkStatt der Messer von Eisen oder Stahl müßte man zum Zermalmen der Chaya-Ver, Noona-Ver,
Cassa-Elley, Jong-Ctoutong, Mungiez,
Atch-root, Camwood, Myrobolan etc. bei uns
Mühlsteine, Raspeln, oder vielmehr schwere Stampfen mit großen
Köpfen und Tröge von Marmor oder Granit anwenden. mit lauwarmem Wasser und tränkt die Baumwolle ein- oder
zweimal damit, ringt sie jedesmal stark aus, pritscht sie und trocknet sie
scharf; denn wenn man sie nicht ausringt, auflockert und scharf trocknet,
wirkt die Luft derart darauf ein, daß stellenweise kleine braune Flecken
darauf entstehen, von welchem Augenblick an die Färbung als fehlgeschlagen
und verdorben betrachtet werden kann. Wenn nun nach zweckmäßiger Behandlung
die gelbliche Hauptfarbe der Baumwolle recht rein und gleich gegeben ist, so
erhöht und belebt man sie durch Passiren in schwacher und lauwarmer
Alaunlösung (von der Wärme des an der Sonne stehenden Wassers); die erste
Farbe wird durch dieses schwach saure Bad noch gelber; man ringt
die Baumwolle aus, pritscht und trocknet sie, ohne auszuwaschen.
Dieses Gelb hat einen schwachen Ton, hebt aber die intensiven blauen, rothen
und dunkelgrünen Farben, welche in den Dessins der Madrastücher mit
Geschmack angebracht sind, und setzt sie in Harmonie; dieses Fahlgelb ist
sehr fix. Das durch dieses Verfahren erhaltene mittlere Gelb gleicht sehr
dem auf Baumwolle durch 1) einen Sumach-Grund, 2) Trocknen und 3)
Passiren durch Alaunlösung erzeugten; letzteres Gelb ist aber nicht so
beständig.
Drittes Verfahren.
Mit der Capilapodie wird auch ein Orangegelb für einige Artikel erzeugt; da
aber diese Substanz vorzüglich zum ächten Auroraroth und Capucinerbraun auf
Seide dientAuch die Chepuda (Artocarpus integrifolia) liefert ein ächtes Gelb, welches
manchmal bei diesem Verfahren benutzt wird., so behalte ich mir die betreffende Behandlung für meine Abhandlung
über die indische Seidenfärberei vor. Die Capilapodie gibt ein sehr
dauerhaftes Goldgelb.Die Capilapodie verliert beim Sieben ungefähr ein Viertel ihres
ursprünglichen Gewichts durch die Samenkörner und Blatttrümmer,
welche dieses braune Pulver enthält und die nicht nur unnütz,
sondern beim Färben sogar schädlich sind, weßhalb sie sorgfältig
davon getrennt werden. Für 1 Pagode, = 8 Fr. 40 Cent., erhält man in
Madras 5–6 Pfd. davon; zum Färben von 370 Grammen Seide in 24
kleinen Strähnchen in ächter schöner Aurora-Nüance braucht
man 500 Gramme Capilapodie. Den europäischen Landwirthen und Kaufleuten ist die reichliche
Herbeischaffung dieses schätzbaren Färbematerials nicht genug
anzuempfehlen.
Wie gesagt, werden diese verschiedenen, den Strähnen ertheilten gelben Farben
noch durch ein zweites Ausfärben der Stücke in einem Curcumabad erhöht und
gleichsam geschönt. Einige Schettys geben einen Grund mit 2 Theilen Sidaimom
und 3 Theilen Curcuma auf 5 Theile Baumwolle. Die AïvahnéDie frischen gestoßenen Aïvahné-Blätter färben
Haut und Nägel roth. dient bei diesem Verfahren mit der vorausgehenden Beize und
Avivirung als Probe; der von Pegu bezogene Sidaimom ist sehr geschätzt.
Zu manchen Tönen gibt man das Nankinggelb in einem schwachen Catechubad. Das
Gelb von Cassa-Elley dient in der Madrasrothfärberei als Grund. Seine
Haltbarkeit gestattet, es mit dem Roth der Chaya-ver zu verbinden.
Auch dient es zum ächten Grün. Dieses Farbmaterial verdient weit mehr im
Großen angebaut zu werden, als die nur unächtes Gelb liefernde Curcuma.
Die Kosten des Materials und der übrigen Ausgaben zum Gelbfärben berechnen
sich zusammen für das Kilogramm Baumwolle auf 1 Fr. 10 Cent.
Grün.Sechste Abtheilung.
Nach dem in den beiden vorhergehenden Abtheilungen Gesagten lassen sich alle zum
Grünfärben erforderlichen Operationen voraussehen, weil diese Farbe bis jetzt in
Indien nicht anders erzeugt werden kann, als durch die Verbindung von Blau und
Gelb, und nicht direct durch eine einzige Farbsubstanz, wie dieß in Frankreich
jetzt mehrere Mineralsubstanzen möglich machen.Das Grün, welches aus arsenigsaurem Kupfer besteht, wird durch ein
Alkali, gewöhnlich Kalk belebt; das Blau von schwefelsaurem, salzsaurem,
salpetersaurem und essigsaurem Kupfer wird durch Ammoniak entwickelt,
dunkler und lebhafter.
§. 1. Absieden (decreusage).
Die Strähne werden wie gewöhnlich abgesotten, wenn man satt dunkelgrün färben
will; die für Helles und lebhaftes Grün bestimmten werden gebleicht. In der
Regel bedient man sich bei den Madrastüchern weit mehr eines sehr dunkeln
als eines hellen Grüns.
§. 2. Erstes
Blaufärben.
Man färbt hierauf blau, welches bei den Tüchern in der Regel nicht über ein
dunkles Himmelblau hinausgeht; die Nüance darf nur um sehr weniges auf
einmal in sehr schwachen Küpen nach und nach gesteigert werden, mit
jedesmaligem Trocknen dazwischen, wie bei den Guinea-Tüchern. Wenn
gleich die erforderliche Nüance durch ein einziges Passiren in einer
mittleren Küpe erreicht werden könnte, darf dieß doch nicht geschehen, weil
sonst das erzeugte Blau im darauffolgenden gelben Bade Flecken bekommen
könnte, während in 4–6 schwachen Küpen gefärbt und nach jeder
getrocknet, der Faden von der blauen Farbe weit besser durchdrungen ist, und
die Farbe gleich, intensiv, satt, vollendet und frisch ist und im gelben Bad
keine Flecken bekömmt.
§. 3. Reinigung.
Die Baumwolle muß man jedesmal, so wie auch das letztemal, trocknen, dann
wird sie ausgewaschen, in Wasser gelegt und stark gepritscht; aus diesem Grunde muß
auch der Ton anfangs etwas stärker gehalten werden, als nöthig ist, weil
dieses Auswaschen etc. ihn nachher auf die bestimmte, genau erforderliche
Nüance bringen muß. Es sollen, wenn alles richtig vor sich ging, keine
Weißen oder hellblauen Punkte oder Streifchen bemerkbar seyn.
§. 4. Zweites Färben oder
Grund.
Ist die Baumwolle an der Luft wohl getrocknet und von Hand geschüttelt und
ausgeschlagen worden, um sie zu öffnen und alle Fäden zu trennen, dann
erhält sie den Grund mit Myrobolan, Cadoucaie-Poo, Myrobolanblüthen,
wovon man am liebsten mehrere Tage lang einen Aufguß oder einen Absud in
zwei Stunden macht, um das Bad zu erhalten. Man nimmt hiezu 5 Liter auf 5
Kilogr. Baumwolle und etwa 750 Gramme Cadoucaie-PooDie Körner des Cadoucaie-Poo dienen zum Röthen der Zähne., mehr oder weniger, je nach der Intensität des Grüns, das man
erhalten will. Man arbeitet die Baumwolle anfangs tüchtig durch, man
passirt, windet, öffnet sie und drückt sie wieder nieder, kurz, es wird die
ganze erste Behandlung wiederholt. Es ist zu bemerken, daß die
Beschaffenheit der von Hand gesponnenen Strähne die Anwendung der Ringpfähle
nicht gestattet, welche sonst so gute Dienste leisten; der Schetty ersetzt
dieselben, freilich unvollkommen, durch seine Geduld und verrichtet mit
jedem einzelnen Bund alle diese Arbeiten. Man läßt diesen Grund vom
Myrobolan-Blüthenbad mit der beim Gelb anempfohlenen Sorgfalt
trocknen, wobei man während des Trocknens, welches übrigens sehr schnell vor
sich geht, beständig an der Trockenstange schüttelt. Die Baumwolle aus
diesem Bad trocknet viel schneller als nach dem Blaufärben, wo sie in Folge
der Bestandtheile der Indigküpe fetter und schleimiger ist.
§. 5. Beize.
Man beizt nun die Baumwolle wie für Gelb, gibt eine oder zwei schwache
Alaunbäder und nimmt nach jedem eine Reinigung in einer sehr schwachen Lauge
von Olla-Munnoo oder Karum vor; man trocknet, wäscht, pritscht und
die Baumwolle ist dann fertig, um in das Cassa-Elley-BadSonnerat spricht von einem grünen Indigo,
Dinaxang, dessen man sich in den
indischen Färbereien bediene. Trotz meiner weit und breit
angestellten Nachforschungen gelang es mir nicht, irgend einen
befriedigenden Aufschluß über diesen Artikel zu erhalten; ich glaube
daher, daß ein grüner Indigo entweder nicht existirt, oder daß die
Angaben über ihn falsch waren. überzugehen; so angefärbt ist sie schon grün, aber noch nicht
intensiv.
§. 6. Ausfärben.
Es ist überflüssig, dieses Ausfärben hier wieder zu beschreiben, weil es
gerade so vorgenommen wird, wie das Gelbfärben; oft bringt man gelb und grün
zu färbendes Garn mit einander in dasselbe Bad, wobei jedoch immer
vorausgesetzt werden muß, daß das Blau ganz rein abgeschwemmt ist etc.,
damit es die für reines, lebhaftes Gelb bestimmte Baumwolle nicht
beschmutzen kann. Die Mengenverhältnisse des Bades sind dieselben. Es wird
auch etwas Curcuma zugesetzt, wie dieß auch beim
Chaya-ver-Roth geschieht, um den Tüchern den letzten Glanz zu
geben; dieses Bad wird ihnen aber erst dann gegeben, wenn sie außerdem
fertig sind, gleichsam als letzter Appret. Er ertheilt den Tüchern den
eigenthümlichen Geruch der Curcuma, welcher auch ein Schutzmittel gegen die
Insecten ist.
Es werden mehrere, immer concentrirtere Cassa-Bäder gegeben, und
dieses Verfahren, nach jedem Färben wieder zu trocknen, wie beim Blau, trägt
außerordentlich viel zur innigen Verbindung, Intensität und Beständigkeit
der Farben bei, abgesehen von der fixen Natur der Farbstoffe, welche die
Indier anwenden, und der Beizen, die sie sättigen und immer mit Sorgfalt entsäuern oder desalkalisiren, je nach den Eigenschaften des angewandten
Färbestoffs.
Es ist ein von den Schettys und Moutchys wohl gekannter und befolgter
Grundsatz in der Färberei und Kattundruckerei, die Farbbäder in der Regel zu
neutralisiren und die Basis des zur Beize dienenden Salzes wohl
abzuscheiden, um die Verbindung mit der Faser zu begünstigen. Das
gypshaltige Wasser, welchem sie für einige Chaya-ver-Nüancen
den Vorzug geben, ist wirklich von Nutzen, insofern es den etwas sauren
Charakter dieser Wurzel zu neutralisiren beiträgt (!).
Auch der Farbstoff der Cassa ist saurer Natur, wie derjenige der
Chaya-ver; überhaupt kann, wie ich glaube, dieser saure Charakter
chemisch allen primitiven rothen, gelben und blauen Farben zugeschrieben
werden, so wie ein alkalischer den violetten, purpurrothen, karmoisinrothen,
orangerothen und grünen Farben etc.; wenigstens scheint diese Ansicht einige
Begründung darin zu haben, daß das lebhafte Roth der Chaya-ver, wie
das des Krapps; das Gelb der Cassa, wie das der Quercitronrinde; das
Scharlachroth der Cochenille, wie das des Sidaimom; das Blau des Indigs, wie das des blausauren EisensZwar sind 1) das Violettblau der Lackmustinctur und 2) der Veilchen
alkalischer Natur; man bedenke aber, daß sie keine einfachen Farben
sind und daß im allgemeinen die violetten Farben durch die Alkalien
belebt werden und die Säuren das Gegentheil bewirken. sich in
ihrer ganzen Vollkommenheit nur durch den bloßen Einfluß einer Säure
entwickeln können, wohingegen die binären Farben, das Violett von denselben
Substanzen, dem Chaya-ver und dem Krapp, das Purpurroth, das
Karmoisinroth der Cochenille und des Lack-Dve, das Orange des
doppeltchromsauren Bleies und das Grün des arsenigsauren Kupfers, ihre volle
Intensität nur durch Einwirkung von Alkalien und Seife erlangen können.Von ähnlichen unstichhaltigen theoretischen Betrachtungen des
Verfassers haben wir mehrere gestrichen. A. d. R. Der Praktiker muß daher die eigenthümliche Beschaffenheit jedes
Farbstoffs berücksichtigen; so führt ein Alkali die durch die Säure eines
Zinnsalzes modificirte lebhaft rothe Farbe ins Purpurrothe über; das saure
Gelb der Quercitronrinde bräunt es bis zum Oliven; es zerstört das saure
Blau vom blausauren Eisen oder macht es wenigstens violett. Eine Säure
verändert den Purpurton der Cochenille und das prächtige Lilas des
Chaya-ver; sie verändert dieselben, ohne sie jedoch zu zerstören;
denn ein Alkali stellt sogleich die ursprüngliche Farbe wieder her.
Man beachte, daß der Farbstoff, z.B. des Chaya-ver, saurer Natur ist
und sie daher einer alkalischen Beize bedarf; daß hingegen derjenige der
Cochenille alkalischer Natur ist, und daher ihre Beize sauer seyn muß; daß
die Neutralität, welche aus der entgegengesetzten Natur des Farbstoffs und
der Beizen hervorgeht, in der Regel unerläßlich ist, damit die
Verwandtschaften des Zeugs, der Basis von der Beize und des Farbstoffs sich
bethätigen können.
Das Grünfärben der Baumwolle berechnet sich mit dem Arbeitslohn auf 1 Fr. 40
Cent. per Kilogr. Baumwolle.
Rosa.Siebente Abtheilung.
Zum Rosenroth-Färben nimmt man die Baumwolle nach dem ersten
EntfettenDas Illipe-, Sesam- und Gengely-Oel werden ebenfalls
zu verschiedenen Beizen etc. angewandt.; man gibt ihr eine Alaunbeize in zwei Operationen, dann ein
verhältnißmäßig schwaches Karumbad und wascht sie gut aus. Zum Ausfärben braucht
man aber statt 3 1/2 Theilen nur 1 1/2 Theile gute Chaya-ver zu nehmenDas Mahlen und Pulvern der Chaya-ver ist sehr schwer ohne Verlust
zu bewerkstelligen. Ihr Staub ist außerordentlich leicht und würde sich
ohne Vorsichtsmaßregeln fast unsichtbar in die Luft verlieren. Ich ließ
im J. 1835 6200 Kilogr. dieser Wurzel in der gut eingerichteten Anstalt
des Hrn. M. Fessard bei Rouen präpariren; das
ganze Gestell der Tröge, in welchen die xförmigen blanken und geölten Messer arbeiteten, wurde mit
Wachsleinwand eingehüllt; alle Fugen des Holzes in der Decke und am
Boden wurden kalfatert. Die Arbeit wurde des Nachts verrichtet und die
Werkstätte dabei wohl verschlossen; von Zeit zu Zeit wurde mit Wasser
ein wenig besprengt und zuletzt etwas Oel in die Tröge gebracht, wie es
auch die Schettys machen. Der Abgang betrug dann nicht mehr als
gewöhnlich. Beim Sieben mußte zuweilen etwas Wasser zugesetzt werden.
Hierauf ließ man das Pulver vor dem Abliefern an die Färber etc. in
einem Trockenapparat vollkommen austrocknen; man theilte es in Säcke von
50 Kilogr. Die Kosten dieser Arbeit betrugen 7 Fr. für 100 Kilogr. 196
Kilogr. Chaya-ver erlitten 21 Kilogr. Abgang.Das Pulver der Chaya-ver muß immer scharf ausgetrocknet erhalten
werden, weil es sonst in Gährung übergeht, sich erhitzt und seine
Eigenschaften verändert. und der Gleichheit wegen färbt man in zwei Operationen aus, zuerst kalt,
dann kochend, ohne weder Cassa noch Noona-ver zuzusetzen; Beize und
Färbebad erhält man gehörig alkalisch. Das Rosa ist anfänglich nicht sehr
lebhaft, aber gehörig avivirt und auf recht weißer vorbereiteter Baumwolle
erzeugt, sticht es mit Dunkelroth sehr gut ab, hebt dasselbe und setzt es in
Harmonie. (Für die geringern Sorten der Sacktücher bedient man sich des falschen
Rosa's von Saffran, mit dem Appla-Karum genannten Alkali und Citronensaft
behandelt.) Die Ceylan'sche Chaya-ver wird für das Rosa sehr
geschätzt.
Das Kilogramm Baumwolle rosa zu färben kömmt mit den Arbeitskosten auf 2 Fr. 57
Cent. zu stehen.
Rostgelb.Achte Abtheilung.
Der Vollständigkeit wegen ist hier unter den Farben der schönen Madrastücher auch
das Rostgelb zu erwähnen, welches übrigens keine Schwierigkeiten darbietet.
Der indische Schetty bereitet eine Art essigsauren Eisens, welches er Kalicum nennt, indem er ein unreines Eisenerz, Chiton genannt, in einer Art Essig aus dem
Cocusfruchtsaft, Calou genannt, auflöst; man passirt
die Baumwolle durch anfangs schwache und dann immer stärkere Bäder bis zur
gewünschten Nüance und gibt dazwischen ein schwaches Karum-Bad von
Olla-Munoo.
Es gibt eine Sorte Baumwolle und Baumwollenzeug von natürlicher Nankingfarbe,
welche Ysery vom Norden genannt wird.
Um 1) die Farben recht gleich zu erhalten, 2) eine recht dunkle Nüance zu
erzielen, und 3) ihr ihre volle Beständigkeit zu geben, müssen die schwachen
Karumbäder und Eisenbäder auf angegebene Weise mit einander abwechseln. Nach
jeder Entgrünung wascht und trocknet man die Baumwolle und gibt ihr 2–6
Passagen für helle und mittlere, und 10–12 für dunkle Nüancen. Auch wird
mittelst dieses Verfahrens gelegenheitlich der Baumwolle von natürlicher
Nankingfarbe eine dunklere Farbe ertheilt und diese doppelte Färbung, eine
natürliche und eine künstliche, ist so zu sagen unzerstörbar.
Zusammensetzung des Kalicums für Schwarz.
Man bringt in einen Krug (panelle) 20 Maaß Calouhefe
(lie de calou), 22 Chiton-Calou
(Eisenerz) und 11 Eisen. Die beiden letztern Ingredienzien werden als nichts
kostend betrachtet, so lange thun sie Dienste; es löst sich nur sehr wenig davon
auf, und sie machen das Calou schwarz wie Tinte. Den Krug setzt man eine Woche
lang alle Tage der Sonne aus und bedient sich dann der Komposition.
Man erhält mit Kalicum und Myrobolan (welches die besten schwarzen Galläpfel
übertrifft) Schwarz und die Nüancen von Grau. Diese Nüancen passirt man durch
ein Chaya-ver-Bad behufs ihrer Vollendung, damit sie Körper
bekommen und haltbar werden; man bedient sich derselben auch zu andern Artikeln,
aber nicht bei den Madrastüchern.
Das Färben in Rostgelb, Fahlgelb und ihren Nüancen kommt für 50 Kilogr. Baumwolle
auf 12 Fr. 15 Cent., das Kilogramm also kömmt auf 24,3 Centimes zu stehen.
Drittes Capitel. Das Weben.Es werden zu Madras auch schöne abgenähte
Bettdecken, Palampours genannt, verfertigt; sie
bilden einen Luxusartikel, und bestehen aus einem besondern, mit einer
schönen Einfassung versehenen Dessin, beinahe wie die Cachemires. Von den
dazu dienenden Farben werde ich in meiner Abhandlung über die indische
Zitzfabrication sprechen.
Neunte Abtheilung.Das Abhaspeln des Fadens für die Kette.
Das Abhaspeln ist nicht immer nothwendig, weil man Strähne hat, die gerade die
Länge der Kette für acht Tücher haben; die andern haspelt man auf Garnwinden von
der Form eines Zuckerhutes (Fig. 58) ab, welche
0,50 Meter lang sind, 0,15 bis 0,20 Meter im Durchmesser, und einen ungefähr 1 Meter
langen Stiel haben, der ihre Achse bildet und auch durch zwei kleine Kreuze
geht, um die Spitze des Kegels zu erreichen, womit er in Verbindung steht. Die
Garnwinderinnen drehen sie mit solcher Leichtigkeit in ihren Händen um, daß man
glauben möchte sie berühren sie kaum, indem sie dabei in jeder Tour zweimal die
Länge des Strähns durchlaufend, gehen und evolutioniren, so daß sie im Ganzen 2
× 400 = 800mal die Länge von 4,50 Meter = 3600 Meter durchlaufen, um
einen einzigen Strähn abzuwinden. Dieses Verfahren muß Jeden befremden, welcher
unsere mechanischen Vorkehrungen sieht, womit diese Arbeit mit einigen hundert
Fäden auf einmal, in einigen Minuten auf demselben Haspel durch ein kleines
Mädchen regelmäßiger und bequemer verrichtet wird.
Zehnte Abtheilung.Abwinden des Garns zum Verspinnen.
Hiezu bedient man sich kleiner Röhren von Schilf oder von feiner Pappe, und ein
Rädchen wie in unsern Fabriken genügt, um den zum Einschlag bestimmten Faden auf
Spulen zu wickeln. Es wird nicht mehr auf einmal abgewunden als der Weber
bestellt und der Faden wird befeuchtet, um ihn so von der Garnwinde abzuwickeln,
auf welche er vorher abgewunden worden seyn muß, denn die langen Strähne mit
Kreuzverschlingungen können nicht direct auf kleine Röhrchen für den Einschlag
gewickelt werden. Er muß daher zweimal abgewunden werden, was beim Kettenfaden
nicht der Fall ist.
Der Faden muß, wenn er einige Zeit lang nicht verwoben wird, vor dem Verweben
noch einmal auf dem Röhrchen benetzt werden, unter gleichzeitiger Befeuchtung
von ein paar Metern der Kette. Er erhält dadurch Kraft und eine gewisse
Spannung, so daß dichter und fester gewoben werden kann.
Eilfte Abtheilung.Zetteln der Kette.Man hat berechnet, daß beim Zetteln eines
einzigen Stückes Madrastücher von 40 Conjons nach dem indischen
Verfahren die Zettlerin 48 Kilometer durchläuft, nämlich 40 × 120
= 4800 Kettenfäden. 4800 × 16 Schritte, die gewöhnliche Länge
eines Stückes Sacktücher dieser Sorte, = 76,800 Schritte = 48,000 Meter,
da 16 Schritte = 10 Meter. 4 Kilometer per
Meile, macht dieß 12 Meilen.
In Fig. 60
ist die Vorrichtung für die Arbeit des Webers abgebildet; man steckt in die Erde
eine Reihe von Pfählen, 0,40 Meter von einander entfernt, auf eine Länge von 8–9
Metern für 8 Schnupftücher, die ein Stück Madraszeug ausmachen.Statt der zwei großen eisernen Pflöcke 5, 5, Fig. 62 und
63, bedient man sich hiezu gewöhnlich zweier
Palmenstöcke. Eigenthümlich ist, daß der Weber sein Dessin und sein
Farben-Assortiment nicht zusammensetzt oder in Muster aussetzt, wie dieß
bei uns sogleich an der Zettelmühle geschieht etc.; jede Farbe wird besonders
gezettelt, A, B, C, D, E, F,
Fig. 57,
und das Zusammensetzen des Dessins geschieht erst beim Befestigen der Fäden an
dem Geschirr und beim Einlegen in den Kamm. Man vereinigt alle dunkeln Farben,
um sie zu schlichten; die hellen Farben aber und einige Farben für kostspielige
Artikel, welche die gewöhnliche saure Beschaffenheit der Schlichte mehr oder
weniger verändern kann, werden getrennt und mit besonderer Sorgfalt
geschlichtet; solche sind einige helle Nüancen von Himmelblau, Rosa, Hortensia,
Lilas, Zeisiggelb, Pistaciengrün und einige gelbliche helle gemischte
Farben.
Zwölfte Abtheilung.Schlichten.
Das gezettelte Garn spannt man horizontal über zwei xförmige Gestelle oder Böcke aus Weiden (Fig. 62) von ungefähr
1 Meter Breite, mit den Pfählen oder vielmehr Stöcken, welche zum Zetteln
dienten, die man verdoppelt und eingeflochten läßt. Dieses Garn, oder vielmehr
diese Kette wird mittelst eines zu einer Schleife geknüpften Stricks an jedem
Ende gespannt, und dieser Strick an die eisernen Pfähle mit großen Köpfen (Fig. 61,
61)
befestigt, welche Pfähle so tief in die Erde gesteckt werden, daß sie
unbeweglich sind, widrigenfalls die Fäden oft brechen würden. Alles dieß
geschieht im Freien, aber unter dicht belaubten Bäumen. In Weber-Aldeen
oder -Dörfern gibt es immer hiezu bestimmte Baumgänge (buttea frondosa, porasum) vor den Argamassen.
Zubereitung der Schlichte.
Die Schlichte wird aus grünem Reis, Patchey-Arecky, bereitet; man
seht diese Körner mit so viel Wasser auf das Feuer, daß sie sich zu einem
Brei kochen, seiht durch ein Tuch, preßt mit den Händen stark aus, unter
Aufschütten von kaltem Wasser, damit er beim Durchlaufen nicht zu dünn wird;
man nimmt dazu 750 Gramme Reis und 10 Kilogr. Wasser. Dieses Wasser von
grünem Reis, oder diese Schlichte soll die Consistenz von Kuhmilch haben
und man bedient sich derselben erst am andern Tag, nachdem sie gut gegohren
hat und etwas sauer geworden ist. Sie ist in solchem Grade sauer, daß sie
das Waugelb und -Grün entfärbt. Als man nämlich mit Wau gefärbtes
blaues und gelbes Garn damit schlichtete, wurde das Grün blau und das Gelb
weiß; die Waufarbe war verschwunden wie durch eine Aetzbeize; als das Garn
aber durch ein schwaches Karumbad gezogen wurde, kamen das Grün und das Gelb
zur großen Verwunderung der Schettys intensiver und lebhafter wieder zum
Vorschein. Das Cassa-Gelb zeigte dieses Verhalten nicht.
Verfahren die Schlichte auf die Kettenfäden
aufzutragen.
Wenn das Garn, wie am Anfange dieser Abtheilung angegeben wurde, an seine
Stelle gebracht und ausgespannt ist, so nehmen die Weber einen Sack aus
grober, dünner Leinwand, welchen sie mit Schlichte anfüllen, und tragen ihn,
zu zwei Mann, schnell von einem Ende der Kette zum andern, damit die
Schlichte möglichst gleichförmig durch die Leinwand auf alle Fäden
herabfließt, bis letztere vollkommen damit getränkt sind. Dieser Sack muß
etwas länger seyn als die Kette breit ist. Da man, um die Kette auf diese
Weise zu tränken, viel mehr Schlichte braucht, als zum Schlichten derselben
im gehörigen Grabe behufs des Verwebens eigentlich nothwendig ist, so
beseitigen die Schettys das Ueberflüssige dadurch wieder, daß sie die Kette
in kleinen Portionen von einem Ende bis zum andern unter gehörigem Drücken
durch die Hände ziehen; hierauf bedienen sie sich einer BürsteLawpon-ver ist in Malabar der Name
der Pflanze, deren Wurzel zur Verfertigung dieser Bürsten dient.
Eine solche Bürste blieb 25 Jahre lang brauchbar., welche so lang als die Kette des Gewebes breit ist, nämlich über 1
Meter lang und 10–12 Centimeter dick (Fig. 67), und
bürsten von einem Ende zum andern, immer in derselben Richtung und mehrere
Stunden unausgesetzt fort, bis zuletzt alle Fäden recht glasirt, wohl von
einander getrennt, gut geschlichtet und recht trocken sind. Zur Beförderung
dieses Zweckes bewegen sie die Stöcke sorgfältig und verändern deren Plätze,
damit die Fäden beim Trocknen nicht zusammenpappen; hierauf tragen sie eine
dünne Schicht Cocusnußöl mittelst der Glättbürste auf, um die Fäden
möglichst frisch und geschmeidig zu erhalten. Diese Operation wiederholen
sich zweimal; wenn das Austrocknen zu schnell vor sich geht, so schlichten
sie, statt die ganze Länge des zu Schürzen (pagnes) etc. bestimmten stimmten Stücks, nur die Hälfte, das Drittel, oder
gar nur das Viertel auf einmal. Ist das alles vorüber, so sammeln sie jede
Farbe besonders in kleinen Bündeln oder Packeten, um dann alle Fäden, einen
an den andern, an ihr Geschirr (lame) zu
bringen, und dann erst setzen sie das Muster, welches sie machen, oder
vielmehr copiren wollen; denn sie haben dann ihr Modell oder Muster für die
Sacktücher, welches auf Pappen in einer Art Album genau gezeichnet und
colorirt ist. Auf Bourbon und Isle de France, wo die Konsumtion solcher
Sacktücher ungeheuer ist, hat man sie größtentheils mit gleichen, ungefähr 2
Centimeter breiten verschobenen Vierecken von grüner oder rosa Farbe auf
blauem, gelbem oder grünem Grund. Die Ecken der Tücher sind große
verschobene Vierecke, in deren Mitte sich ein kleines, 7–8 Centimeter
großes, von einer dieser drei Farben befindet.
Dreizehnte Abtheilung.Weben.
Der Madras'sche Strähn (conjon) hat 120 Fäden auf
90–92 Centimeter im Riet, was sie der Nummer 36 nach Rouener Nummerirung
gleichstellt. Die Nummer des von Hand gesponnenen Fadens kann indessen nicht so
genau angegeben werden, wie die des mechanisch gesponnenen; sie läßt sich wegen
seiner Unregelmäßigkeit nur approximativ angeben; bei außerordentlich feinen
Fäden jedoch ist, wie schon gesagt, diese Verschiedenheit nicht mehr merklich.
Die Fäden des Einschlags sind immer von derselben Qualität und Nummer wie die
Kettenfäden, mit Ausnahme des ersten und letzten Sacktuchs von jedem Stücke, wo
der Einschlag, um den Käufer zu täuschen, viel feiner genommen wird. Ich habe
viele dieser Fäden nummerirt und fand in einem und demselben Strähn die Nummern
40,000 und 50,000 Meter.
Die Nietkämme sind sehr ungleich abgetheilt, daher in jenen Vierecken der
Sacktücher, deren Kette andere Farben hat als der Einschlag, Streifen,
Schattirungen oder mehr oder weniger dunkle Nüancen wahrzunehmen sind.Der Arbeitslohn des Webers für 5 Stück Pondichery-Tücher ist 12
Rupien oder 18 Fr. 80 Cent, für 40 Sacktücher, wozu 2 Stück von 22
Conjons, 2 Stück von 24 Conjons und 1 Stück von 30 Conjons erforderlich
sind.
Der Webestuhl ist lediglich der alte mit einem einzigen Schiffchen, wie er in
Europa vor 100 Jahren angewandt wurde, jedoch mit einem Unterschied in der Art
ihn aufzustellen, welcher durch die außerordentliche Trockenheit des Klima's
bedingt wird. Der Weber sitzt auf dem Boden; seine Beine und die Fußtritte oder
Pedale befinden sich in einem Loch von gehöriger Größe und die Kette des Stücks
ist immer horizontal gespannt, und zwar sehr nahe über dem Boden, so daß wenn
der Boden etwas feucht erhalten wird, dieß ausreicht, um den Kettenfaden
geschmeidig genug zu machen, um mit Leichtigkeit dicht zu weben.
Man kann daher wohl behaupten daß, um die Madrastücher in Bezug auf ihr Gespinnst
und Gewebe vollkommen nachzuahmen, die Fabriken wohl daran thäten, etwas weniger
gut zu arbeiten; dagegen ist deren Nachahmung hinsichtlich der Farben eine sehr
schwierige Sache.
Der Einschuß wird auf den schon erwähnten Garnwinden abgehaspelt; man legt ihn in
WasserMan bedient sich hiezu auch einer kleinen Pumpe oder vielmehr Spritze,
wobei das Tränken durch Ansaugen geschieht., damit der Faden sich ganz ansaugt und verwebt ihn so benetzt. Die Folge
davon ist, daß der Flaum des so benetzten Garns beim Hindurchgehen durch die
zusammengedrückten Finger der Eintragerin sich niederlegt und in das starke und
dichte Gewebe eingeschlossen wird, daß also diese Sacktücher nicht haarig werden
und daher nicht gesengt zu werden brauchen.Um die Madrastücher vollkommen nachzuahmen, wenn dieß mit dem Garn und
den Farben schon gelungen ist, wäre es vielleicht gut, die ihnen eigenen
Fehler ebenfalls beizubehalten; so kommen bei ihnen hie und da große
Fäden, Därme (boyaux) vor und kurze Unterbrechungen des Gewebes, Plättchen (planchettes) genannt; längs der Sahlleiste hin bleiben auch
kleine Löcher zurück, die nur dadurch beibehalten werden könnten, daß
man an jedem Ende des Spannstocks zwei große 2 Centimeter von einander
entfernte Spitzen oder Zähne anbrächte. Ferner hat der Weber auf seinem Stuhl einen kleinen Pinsel von Palmholz,
womit er ungefähr 3–4 Centimeter Kette auf einmal benetzt, um stets
feucht zu weben, durch welche doppelte Benetzung auch der Flaum der Kette ganz
in das Gewebe eingeschlossen wird und ihm später, nachdem der Appret gegeben
ist, eine Gleichheit und einen Seidenglanz verleiht, woran es ein geübtes Auge
von den bei uns nachgemachten Madrastüchern unterscheidet.Gehalt der Madrastücher an Strähnen.Im Durchschnitt sind die Madrastücher 34 Zoll breit.Multiplicirt man daher die Anzahl der mit dem 1/4 Zoll breiten
Fadenzähler (Vergrößerungsglas) gezählten Fäden mit dem Vierfachen von
34 oder 136, so hat man die Anzahl der Fäden, wonach man dann die Anzahl
oder den Gehalt an Strähnen berechnen kann; z.B.15 × 136 = 2040/120 = 17 Strähne.25 × 136 = 3400/120 = 18 1/3 „15FädengebendemnachdieZahl2040oder17Strähne16 „ „ „ „ „2176 „18 „17 „ „ „ „ „2312 „19 1/4 „
Einige oben schon genannte sehr delicate Farben erfordern hinsichtlich des
Einschlags bei dieser Operation mehr Vorsicht; man benetzt sie nur sehr schwach
auf einmal vor dem Einschlagen, weil sie sich sonst verändern könnten; auch muß
das Einschlagen sogleich geschehen, wegen der Trockenheit der Luft in diesem
Lande, wo der Webestuhl in der Regel vor dem Hause oder unter Gängen angebracht
ist.Des Schinirens, welches bei einigen Sacktüchern stattfindet, muß hier
erwähnt werden; das Verfahren ist je nach den Artikeln, Garn oder
Geweben, verschieden; ersteres wird, wo man das Weiß erhalten will,
stark geknüpft; man bediente sich desselben Verfahrens lange in
Frankreich; allein durch die Maschinen wird das Schiniren nun viel
leichter, regelmäßiger und schneller bewerkstelligt. Die
Geschicklichkeit der indischen Arbeiterinnen zeigt sich auch darin; auf
gewissen Turbans z.B. werden Tupfen, Sterne, Kreise etc. angebracht;
durch kleine Falten und Knöpfe gelingt dieß den Arbeiterinnen mit
bewunderungswürdiger Gleichheit; doch können sie, was unsere Formen und
Walzen dem Kattundrucker leisten, unmöglich erreichen.
Die Weber der Madrastücher gebrauchen, um die Käufer zu täuschen, einen
Handgriff, oder vielmehr eine List; sie weben nämlich das erste oder das letzte
Tuch eines Stückes viel dichter und stärker als die andern und bedienen sich
dazu eines feinern und auch schöner gefärbten Einschlags; das Roth z.B.
anbelangend, nehmen sie kein zu Madras selbst gefärbtes, sondern beziehen hiezu
ein viel besseres von der Aldee Valley-Paleom.Dieses Roth von Vatley-Paleom, von dem Färber Vangayon-Noul, wird zu 1 Pagode die 60
Strähne verkauft und ist das schönste, welches in Madras verwebt wird,
und zwar, wie gesagt, nur zum Einschlag für das letzte Sacktuch; auch
Trichinapally, sechs Tagereisen von Madura, ist wegen seiner schönen
Farben berühmt. Die sieben andern Sacktücher werden aus einem an Feinheit und Farbe
geringeren Garn gewoben. In der Abhandlung über das Maduraroth werde ich die
Verfahrungsarten um in einer Farbe, aber von verschiedener Haltbarkeit zu
färben, beschreiben.Das Maduraroth wird höher geschätzt als das Madrasroth. Es ist
einleuchtend, daß die Farben für Turbans sehr dauerhaft seyn müssen,
weil sie weit mehr als die Sacktücher der Einwirkung der Sonne
ausgesetzt sind. Das Maduraroth wird ebenfalls mit Chaya-ver,
aber mittelst eines etwas verschiedenen Verfahrens gefärbt und hat einen
feurigern Ton. Ich habe bei den Guinea-Zeugen auf dieselbe Art von Betrug
aufmerksam gemacht.
Gezeichnet werden die Stücke mit einer Kalekai
Das Kalekai ist concentrirtes und sauer
gewordenes Reiswasser mit etwas Areca-(Catechu-)Saft,
welchen man über Eisenfeilspänen stehen ließ; man bezeichnet damit die
Ecken der weißen Stücke, und diese Zeichen durch Kalkwasser gezogen,
werden schwarz und unauslöschlich.Kalekai nennt man den aus dem
Cuttay-Bibo gewonnenen Saft, dessen man sich zum Zeichnen der
Wäsche bedient, und der ein ordinäres Puce (Flohbraun) gibt, welches
nicht nur der Luft, Seife, Lauge, sondern auch dem Kalk und dem Bylimby,
der gewöhnlichen Beize der Mouchys, widersteht. genannten Mischung.
Ein Stück Madraszeug, 8 Schnupftücher betragend, vollkommen appretirt, wiegt 470
bis 480 Gramme. Die Courge von 20 assortirten Stücken wiegt 9–9 1/2
Kilogr. und wurde im J. 1830 um 40–45 Pagoden oder 336–378 Fr., in
28 Strähnen; und zu 35–40 Pagoden oder 294 bis 336 Fr., in 22 Strähnen,
verkauft. Die assortirte Courge von 40 Conjons wurde um 55–60 Pagoden, =
462–504 Fr. und die 160 Sacktücher von 50–60 Conjons, welche
selten sind, um 1000 Fr. und darüber verkauft.
Viertes Capitel. Appret.
Vierzehnte Abtheilung.
Klopfen oder Ausschlagen. Das Stück von acht
Sacktüchern wird, wenn es aus dem Webestuhl kömmt, auf einem geraden, der Länge
nach entzweigeschnittenen Cylinder von Tamarindenholz ausgeschlagen; dieses Holz
wird jedem andern wegen seiner Härte und Elasticität vorgezogen. Zu diesem
Behufe legt der Arbeiter das Stück, zuerst doppelt, dann 4, 8 und 16fach
zusammengelegt auf und klopft es mit einem großen, runden Stück rothen Holzes,
einer Art eiförmigen Schlegels, Cotta poully genannt.
Dieses Klopfen geschieht nur auf den Seiten, so daß bloß das äußere Sacktuch
geschlagen wird. Er hebt hierauf die Ecke jedes Sacktuchs auf, klopft sie und
legt sie in 32 Falten und zuletzt in der andern, dieser kreuzenden Richtung
dreifach zusammen; es liegt sonach, wenn das Stück fertig ist, das Gewebe 96fach
übereinander. In diesem Zustande werden die Madrastücher courgenweise oder zu 20
assortirten Stücken in den Handel geliefert, zum Theil ganz roth, zum Theil roth
mit andern Farben, welches Roth mit Chaya-ver erzeugt ist und immer als
die beste und theuerste Qualität betrachtet wird; zum Theil roth, grün, gelb und
blau etc.; eine kaufrechte Courge soll die Hälfte ganz in Chaya-ver
gefärbte, 1/4 Chaya-ver mit Blau, Gelb, Grün etc. und 1/4 ohne Roth
enthalten.
Geruch. Die Madrastücher sind alle an einem
eigenthümlichen Geruch zu erkennen, weßhalb einige Details hierüber von
Interesse seyn dürften. Es wurde schon bemerkt, daß den in Chaya-ver
gefärbten Tüchern ein Curcuma-Bad gegeben wird, wenn sie von dem
Webestuhl kommen, und zwar nicht wegen des bessern Ansehens beim Verkaufe,
sondern des von dieser Wurzel mitgetheilten Geruchs wegen, welcher dazu
beiträgt, daß die Insecten davon abgehalten werden. Uebrigens verleiht jede
Farbe dem Garn einen eigenthümlichen Geruch, so daß der Geübte mit geschlossenen
Augen schon sagen kann, welche Farbe man ihm vorlegt; außerdem aber ertheilt man ihnen noch
besonders einen Geruch für den Verkauf, wobei man wie folgt verfährt. Man legt
zwischen die Falten der Stücke und selbst jedes Sacktuchs, verschiedene
Pflanzen, und legt solche noch in die weißblechenen oder andern Büchsen, in
welchen sie versandt werden. Viele Weber lassen diese wohlriechenden Substanzen
in demselben Wasser mitkochen, in welchem der Reis zum Schlichten gekocht wird;
durch letzteres Verfahren wird der Geruch viel besser mitgetheilt, ist weit
durchdringender und erhält sich viel länger im Gewebe, so daß zwei- bis
dreimal mit Seife gewaschene und dann gespülte Madrastücher noch durch den
Geruch von Rouener Tüchern unterschieden werden konnten; der durch das Färben
hervorgebrachte Geruch ist von beinahe unbegränzter Dauer.Den Besitzern von Madrastüchern empfehle ich, sie nach dem Waschen mit
Seife durch ein schwaches Curcuma-Wasser zu ziehen, wodurch sie
wieder wie neu werden. Folgende Pflanzen dienen zu diesem Zweck: Nr. 1 die Vety-ver,
Wurzel; Nr. 2 Patchey-Elley, Blätter; Nr. 3 Kichedy-Kelongue,
Wurzel; Nr. 4 Arronda-Elley, Rautenblätter; Nr. 5 Caroun-chirgon,
schwarzer Anis; Nr. 6 Valon-Molongon (langer Pfeffer).
Tabelle über die approximativen
Kosten der Madrastücher.
Textabbildung Bd. 102, S. 151
Die von Hand gesponnene Baumwolle zu 24 Conjons entspricht der auf der
Maschine gesponnenen Nr. 60 engl.
1) Preis verschiedener
Qualitäten Baumwolle; Von 16 Conjons das Kilogramm; Rup.; Fan.; oder; Fr.;
Cent.; Pagod; 2) Kosten verschiedener Farben; Roth das Kilogramm; Blau;
Gelb; Grün; Rosa; Rostgelb; 3) Preis eines Stückes von 8 Sacktüchern in 22
Conjons; Gram; Roth zu; das Kil; Weiß; Arbeitslohn, Schlichte etc; 4) Preis
eines Stuckes mit rothem Grund, 50 Conjons; Weiß; Preis für 8 Sacktücher
Fr
Textabbildung Bd. 102, S. 152
Es ist beinahe allgemein der Brauch, im Detail nur 2 Stücke
Chaya-ver-Rothgrund in die Courge von 20 Stücken zu legen;
allein die Käufer von erster Hand, welche direct mit den Webern handeln,
erhalten hierin Vortheile und bis zu 10 Stück auf die Courge; sie kaufen
dann andere, ganz geringe und setzen wieder Courgen zusammen, um sie so
den ausführenden Capitäns zu verkaufen.
5) Preis eines Stückes mit
blauem Grund, 16 Conjons; Gram; Fr; Cent; Blau zu; Gelb; Rosa; Arbeitslohn;
6) Preis eines Stückes mit Rosa-Grund, 28 Conjons; das Kil; Grün;
Hellrostgelb; Pagod; 7) Preis einer assortirten Courge; Stücke Roth; Conj.;
Stücke Blaugrund; Stücke Grüngrund; Benefice; Wird verkauft zu; Pag; 8)
Preis einer Courge, Conj, Sacktücher; Stück Roth; Stück Blaugrund; Stück
Gelb
Beschreibung der Abbildungen auf Tab. I
.
Fig. 57,
Verfahren beim Zetteln der Madrastücher. Es wird zu gleicher Zeit und auf
denselben Pfählen F, F, F das Garn für mehrere
Stücke, und alle Farben besonders, gezettelt und zwar in folgender Ordnung,
Rostgelb und Flohbraun E, Blau D, Roth C, Grün und Gelb
B, und Gelb und Weiß A.
Fig. 58
Garnwinde, womit man vorher das Garn auf die Kette abhaspelte.
Fig. 59
Haken, um den Faden zu leiten und zwischen die Pfähle zu flechten; die
Arbeiterin hält die Garnwinde in der rechten und den Haken in der linken
Hand.
Fig. 60
Schlegel, um die Eisenpfähle 61, 61 in die Erde zu schlagen.
Fig. 61
eiserne Pfähle.
Fig. 62
eine Kette für mehrere Stücke, ausgespannt, um die Schlichte aufzutragen, und
auf Böcke gezogen.
Fig. 63
dünne Stäbe, um das Garn offen zu halten, damit es während des Trocknens der
Schlichte nicht zusammenpappt; zu dieser Arbeit sind zwei Schettys
erforderlich.
Fig. 64
Abhaspeln eines Strähns auf der Garnwinde (die Pfähle x,
x werden mittelst Thonklumpen y, y
zweckmäßig festgehalten); es gibt aber große Strähne, von der Länge sogar eines
Stückes zu acht Tüchern, die nicht auf diese Art nach dem Färben abgewickelt,
sondern nur mit Stäben versehen zu werden brauchen, um sie zu schlichten.
Fig. 65
Saal zur Bereitung des Cassa-Elley-Absuds.
Fig. 66
Werkstätte mit 10 Gefäßen (Küpen, jarres) oder
großen Krügen (panelles) zum Färben. a Karumtopf zu Proben und Röhre, um einige Tropfen
des Färbebads in verschiedenen Stadien der Operationen zu untersuchen, welche
der Paniken auf die Mitte seiner flachen Hand bringt.
Fig. 67
Schlichtbürste.
Fig. 68
Granitmörser, welcher in zwei Stücke auseinander geht und keinen Boden hat, zum
Pulvern der Chaya-ver; man stellt ihn auf eine Granitplatte, die in der
Mitte eine dem Mörser ohne Boden entsprechende Concavität hat. Das Pistill ist
ein hölzerner Stiel, der in ein abgerundetes Stück Granit eingepaßt ist.
Fig. 69
Rahmen mit 30 Stiftchen zum Abwinden.