Titel: | Versuche über die Verdampfungskraft der Dampfkessel mit und ohne Siederöhren; von Cavé. |
Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. XXXVI., S. 187 |
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XXXVI.
Versuche über die Verdampfungskraft der
Dampfkessel mit und ohne Siederöhren; von Cavé.
Im Auszug aus Armengaud's
Publication industrielle
durch das Practical Mechanics
Magazine, 1846 Bd. V, S. 105.
Mit Abbildungen.
Cavé's Versuche über die Verdampfungskraft der Dampfkessel
mit und ohne Siederöhren.
Folgende Versuche wurden von dem geschickten und erfahrenen Ingenieur Cavé im Junius 1843 begonnen
und im März 1844 beendigt; da sie mit der größten Sorgfalt angestellt wurden, so
dienen sie als sichere Anhaltspunkte in allen ähnlichen Fällen. Sie beziehen sich
nur auf cylindrische Kessel mit kugelförmigen Enden, sowohl mit als ohne
zurückkehrende Züge und separirte Siederöhren.
Erster Versuch.
Der Kessel, womit derselbe angestellt wurde, ist mit seinem Ofen in Fig. 1 und 2
abgebildet, welche horizontale und Querdurchschnitte der Kessel und Feuerzüge nach
zwei verschiedenen Anordnungen vorstellen. Die Länge dieses Kessels A ist 26 Fuß und sein Durchmesser 3 Fuß. Er ist in
seinem Ofen durch eine centrale Mauer von Backsteinen unterstützt, welche zwei
besondere Bodenzüge bildet. Der Feuerraum ist am Ende des Kessels angebracht,
welches im Grundriß mit a bezeichnet ist, und die Flamme
und erhitzte Luft streichen von der Feuerstelle längs der ganzen Bodenfläche des
Kessels auf einer Länge von beiläufig 3 Fuß fort; hierauf längs des Zugs B um das vordere Ende des Kessels herum und kehren längs
des andern Zugs C zurück, wie es durch die Pfeile
angedeutet ist. Bei D ist ein Dämpfer angebracht, um den
Zug von diesem Canal zum centralen E, welcher direct zum
Kamin F führt, reguliren zu können. In letzterem
centralen Canal ist eine
Röhre C von 1 Fuß Durchmesser und beiläufig 26 Fuß Länge
angebracht. In diese Röhre wird das kalte Speisewasser aus der Druckpumpe
aufgenommen, so daß es erhitzt wird, ehe es in den Kessel gepumpt wird. Diese
Anordnung der Züge etc. wurde sowohl mit Roststangen von gewöhnlicher Construction
und von verschiedenen Dimensionen als mit Schodet's verbesserten Roststangen versucht; letztere sind in Fig. 3 und 4 in
größerem Maaßstab als unter dem Kessel in Fig. 1
abgebildet.
Fig. 1., Bd. 102, S. 188
Fig. 2., Bd. 102, S. 188
Diese Stangen sind sehr breit gegossen; in vorliegendem Falle
haben sie 8 3/4 Zoll Breite; ihre Flächen neigen sich aufwärts und bilden längs des
Centrums jeder Stange einen stumpfen Winkel, so daß durch die Verbindung jedes
Stangenpaars entsprechende Vertiefungen entstehen. Um den Durchzug der Luft durch
dieselben zu begünstigen, ist eine Reihe länglicher Oeffnungen von beiläufig 1/2
Zoll Weite längs des Centrums jeder Stange in geringer Entfernung von einander
gegossen.
Die gewöhnlichen Röste, welche bei diesen Versuchen angewandt wurden, bestehen aus 21
Stangen von beiläufig 3 Fuß 7 Zoll Länge auf 2 Fuß 6 Zoll Breite, welche 5/8 Zoll
von einander entfernt waren, und zieht man 2 Zoll an jedem Ende der Stangen, wo sie
einander berühren, ab, so hat man für die Gesammtfläche der Durchzüge für die Luft 2
Fuß 4 Zoll, während die ganze Oberfläche des Rosts 8 Fuß 11 Zoll ist; der Raum für
den Durchzug der Luft beträgt daher über 1/4 der ganzen oberen Fläche des Rosts.
Eine weitere Reihe von Versuchen wurde mit einem Rost von gewöhnlicher Construction
angestellt, welcher aber die doppelte Oberfläche des vorhergehenden hatte. Dieß
wurde bewirkt, ohne daß man die Breite des Ofens änderte, indem man eine andere
ähnliche Reihe von Stangen innerhalb des Ofens in einer Linie mit der erwähnten
anbrachte. Die gesammte Heizfläche dieses Kessels war 133 Quadratfuß.
Fig. 3., Bd. 102, S. 189
Fig. 4., Bd. 102, S. 189
Mit Bezug auf die Construction der in Fig. 3 und 4 abgebildeten Schodet'schen Stangen wird man bemerken, daß der Betrag des Raums für den
Durchgang der Luft zwischen ihnen viel geringer als bei gewöhnlichen Rösten ist;
denn er beträgt nur 1/7 von der Oberfläche der Stangen und doch wurden in manchen
Fällen bessere Resultate damit erhalten.
Die Schicht des auf den verbesserten Rösten verzehrten Brennmaterials war 3 bis 4
Zoll dick, von der Spitze der Stangen gemessen. Es ist klar, daß bei Feuern von
dieser Dicke die Luft, während sie durch das Brennmaterial streicht, viel besser in
Stand gesetzt ist die Verbrennung zu unterhalten als bei einer dünnen Schicht; es
ist aber auch eine viel größere Sorgfalt nöthig, um ein regelmäßiges Feuer zu
unterhalten, besonders bei kleinen Kesseln. Die Resultate, welche man mit diesem
Kessel bei eilf Versuchen erhielt, sind in folgender Tabelle zusammengestellt:
VerzehrteSteinkohlen
in Pfunden.
Verdampftes Wasser
in Pfunden.
VerdampftesWasser in
Pfd. per
Pfd. Steinkohlen.
Dimensionen und Beschaffenheit des Rostes.
1040
8240
7,9
Gewöhnlicher Rost, 4' 11'' × 3' 7''.
963
8340
8,6
deßgl. 2' 6'' × 3' 7''.
1040
8710
8,4
deßgl. deßgl.
930
8610
9,3
Schodet's verbesserter
Rost.
1040
7920
7,6
Gewöhnlicher Rost.
864
7480
8,7
Verbesserter Rost, die Breite auf 2' 9''
vermindert.
1040
8250
7,9
Gewöhnlicher Rost.
845
6750
8,0
deßgl., die Breite auf 2' 9'' vermindert.
1040
7250
7,2
Verbesserter Rost, deßgl.
1016
7650
7,5
deßgl. 3' 7'' × 2' 6''.
987
7590
7,6
Gewöhnlicher Rost, deßgl.
Kessel mit separirten Siederöhren. – In denselben
Figuren 1 und 2
ist auch ein zweiter Kessel H abgebildet, welcher auf
ähnliche Weise eingemauert und mit separirten Siederöhren (Wasserröhren) versehen
ist. Die Länge dieses Kessels ist 27 Fuß 3 Zoll, sein Durchmesser aber wie im
vorhergehenden Fall; von den zwei Siederöhren I, I hat
jede 16 Zoll im Durchmesser und beiläufig 27 Fuß in der Länge, abgesehen von
demjenigen Theil, welcher am Ende des Canals durch das Mauerwerk geht. Jede der
Röhren communicirt mit dem Kessel durch zwei Verbindungsröhren, die in einer Linie
mit den gemauerten Abtheilungen bei J, J angebracht
sind, welche mit denen bei K, K den Bodencanal unter dem
Kessel von den zwei obern Zügen trennen. Bei dieser Anordnung streicht die Flamme
vom Ofen längs des Bodencanals L, indem sie auf
beiläufig drei Viertel von der Oberfläche der Röhren I,
I so wie auch auf denjenigen Theil des Kesselbodens wirkt, welcher zwischen
den zwei gemauerten Abtheilungen eingeschlossen ist. Am hintern Ende des Kessels
mündet dieser Canal in die zwei obern zurückkehrenden Züge M,
M, längs welcher die Flamme und erhitzte Luft durch den
Dämpfer-Canal N in den Centralcanal E fortziehen, welcher letztere zu dem Schornstein F führt.
Die gesammte Heizfläche war bei diesem Kessel gleich 344 Quadratfuß, also über 2 1/2
mal so viel als bei dem gewöhnlichen Kessel; aber ungeachtet dieses Vortheils finden
wir, daß letzterer die bessern Resultate gab. Durchschnittlich verdampfte nämlich bei eilf
Versuchen durch den gewöhnlichen Kessel 1 Pfd. Steinkohlen, 8,2 Pfd. Wasser, während
bei zwei Versuchen mit dem Kessel, welcher noch mit Siederöhren versehen war, nur
7,9 Pfd. verdampft wurden.
Verzehrte Kohlenin
Pfunden.
Verdampftes Wasser
in Pfunden.
VerdampftesWasser
in Pfunden per Pfund
Kohle.
Dimensionen und Beschaffenheit des Rostes.
1040
7840
7,5
Gewöhnlicher Rost, 4' 11'' × 3' 7''.
1096
9060
8,3
Deßgl.
Bei einer spätem Reihe von Versuchen mit einem Rost von gewöhnlicher Construction,
der viel kleiner war als die bei den vorhergehenden Versuchen angewandten, wurden
8,4 Pfd. Wasser durch 1 Pfd. Kohlen bei dem ersten Kessel, und 7,5 Pfd. bei dem
zweiten verdampft.
Viele Ingenieure haben beobachtet, daß Kessel, welche mit sehr langen Zügen versehen
sind, so daß die Flamme und die erhitzte Luft eine Anzahl Windungen machen müssen,
hinsichtlich der Dampferzeugung nicht so ökonomisch sind als diejenigen, worin die
Flamme einen mehr directen Weg macht: sie fanden nämlich, daß in vielen Fällen der
Kessel durch den Zug der Gase längs der letzten Abtheilung der Feuercanäle
entschieden abgekühlt wurde. Bei den Beispielen, welche uns vorliegen, hat jedoch
dieser Einwurf kein Gewicht, da z.B. bei dem Kessel A
die erhitzte Luft nur zwei Touren macht, bevor sie in den Schornstein gelangt, und
kein Grund vorhanden ist, eine beträchtliche Abkühlung in den Zügen des Kessels
anzunehmen, weil die Temperatur am Fuß des Kamins viel beträchtlicher als die des
Kessels selbst ist.
Um daher die schwache Verdampfungskraft des letztern Kessels zu erklären, muß man
vielmehr annehmen, daß die separaten Siederöhren nicht so viel Dampf erzeugen, als
man bei ihrer großen Heizfläche in Verbindung mit ihrer Lage im Feuercanal erwarten
sollte. Da sie ganz voll Wasser sind, so fragt es sich, ob das Wasser unter diesen
Umständen so leicht verdampft wird, als in einem angemessenen Dampfraum, oder ob der
Querschnitt der communicirenden Röhren (da dieselben zugleich voll Wasser sind)
hinreichend ist, um ein freies Entweichen des Dampfs in den obern Theil des Kessels
zu gestatten. Nach allen
Umständen scheint es wahrscheinlich, daß sich der Dampf schwieriger aus dem Wasser
entwickelt und daß das Wasser mit einer Dampfschicht umgeben wird, ohne zu
verdampfen. Diese Frage verdient übrigens noch genauer untersucht zu werden.
Aus der ersten Tabelle ersieht man, daß durch 1 Pfd. Kohlen in einem gewöhnlichen
Kessel und mit einem gewöhnlichen Rost 8,6 Pfd. Wasser verdampft werden; ersetzt man
aber den gewöhnlichen Rost durch einen gleich großen nach Schodet's Princip construirten, so findet man,
daß die Menge des verdampften Wassers auf 9,3 Pfd. steigt, was 0,7 Pfd. zu Gunsten
des letztem ergibt. Die nun folgenden Versuche beweisen auch die Vorzüglichkeit
dieses Rostes, aber seine Vortheile vermindern sich so ziemlich im Verhältniß seiner
Größe. Die zwei letzten Versuche ergeben, daß wenn man das Feuer so gut als möglich
unterhält, die gewöhnlichen Roste besser als die verbesserten von Schodet sind, wahrscheinlich ist jedoch dieses Resultat
der Beschaffenheit des angewandten Brennmaterials zuzuschreiben.
Zweiter Versuch.
Gewöhnlicher Kessel. – Der bei diesem Versuch
angewandte Kessel hatte dieselben Dimensionen wie der in Fig. 1 und 2 mit A bezeichnete und war auf dieselbe Weise eingemauert, mit der Ausnahme,
daß er mit keinem zurückkehrenden Feuerzug versehen war, indem die Flamme und
erhitzte Luft unmittelbar unter dem Boden des Kessels in den Kamin abzogen. Bei
dieser Anordnung beabsichtigte man nämlich den relativen Werth verschiedenartiger
Feuercanäle, sowie denjenigen verschieden großer Röste zu bestimmen. Aus folgender
Tabelle sind die dabei erhaltenen Resultate ersichtlich.
Verzehrte Kohlenin
Pfunden.
Verdampftes Wasser
in Pfunden.
VerdampftesWasser in Pfd.per Pfd. Kohle.
Dimensionen und Art des Rostes.
1537
10290
6,7
Gewöhnlicher Rost, 2' 6'' × 3' 7''
1742
13180
7,5
Deßgl.
Kessel mit separirten Siederöhren. – Ein zweiter
Kessel von kleinern Dimensionen wurde parallel mit dem vorher beschriebenen
eingemauert und mit zwei Siederöhren versehen, wie Fig.
1 zeigt. Seine
Länge war 19 Fuß 3 Zoll und sein Durchmesser 2 Fuß 7 Zoll; die Siederöhren waren 19
Fuß 3 Zoll lang und hatten 16 Zoll im Durchmesser. Die ganze Bodenfläche des Kessels
sowie der Röhren war vollständig der Hitze ausgesetzt und die Flamme etc. zog
unmittelbar in den Schornstein ab wie zuvor. Die ganze der Hitze ausgesetzte
Oberfläche betrug 228 Quadratfuß; der Fassungsraum des Kessels war gleich 248
Gallons, wovon 165 mit Wasser gefüllt und die übrigen als Dampfraum gelassen
wurden.
Verzehrte Kohlenin
Pfunden.
Verdampftes Wasser
in Pfunden.
VerdampftesWasser in Pfd.per Pfd. Kohle.
Dimensionen und Art des Rostes.
1500
12670
8,4
Gewöhnlicher Rost, 3' 7'' × 4' 11''.
1269
9500
7,4
Deßgl. 2'
6'' × 3' 7''.
Diese Versuche zeigen, daß bei der hier befolgten Anordnung der Kessel mit
Siederöhren eine viel höhere Verdampfungskraft besitzt, als der nicht mit solchen
Röhren versehene, man mag große oder kleine Roste anwenden; es ist ferner aus diesen
Versuchen ersichtlich, daß dieser Vortheil nicht eine Folge der vergrößerten
Heizfläche ist, welche man durch die Anwendung der Siederöhren gewinnt, sondern der
Veränderung in der Anordnung der Feuerzüge.
Dritter Versuch.
Die bei den letzten Versuchen benutzten Kessel wurden wieder gerade so angeordnet wie
beim ersten Versuch, mit dem Unterschied, daß der Canal von dem zurückkehrenden Zug
des gewöhnlichen Kessels in den centralen, welcher die Heizröhre enthält, beiläufig
3 Fuß weiter von der Feuerstelle entfernt wurde. Die Resultate dieser letzten
Versuche sind wieder den Kesseln von gewöhnlicher Construction ohne Siederöhren
günstig, indem der Unterschied des verdampften Wassers höchstens 1 Pfd. per Pfund Kohle beträgt.
Gewöhnlicher Kessel.
Verzehrte Kohlenin
Pfunden.
Verdampftes Wasser
in Pfunden.
VerdampftesWasser in Pfd.per Pfd. Kohle.
Dimensionen und Art des Rostes.
1742
14520
8,3
Gewöhnlicher Rost, 4' 11'' × 3' 7''.
1742
13990
8,0
Deßgl.
Kessel mit separirten Siederöhren.
1742
13720
7,8
Deßgl.
1742
12930
7,4
Deßgl.