Titel: | Goubaud's Apparat zur Bereitung von Eis und gefrorenen Sorbets. |
Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. XL., S. 223 |
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XL.
Goubaud's Apparat zur
Bereitung von Eis und gefrorenen Sorbets.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, August 1846, S. 459.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Goubaud's Apparat zur Bereitung von Eis und gefrorenen
Sorbets.
Ein Apparat, um auf eine schnelle, wohlfeile und einfache Weise das Wasser gefrieren
machen zu können, ist ein längst gefühltes Bedürfniß, da der Verbrauch von Eis nicht
nur für den Luxus der Tafel, sondern auch zum Conserviren der Nahrungsmittel und für
ärztliche Zwecke in beständigem Zunehmen und dasselbe ein unentbehrlicher Artikel
geworden ist. Die Société d'Encouragement
in Paris ermangelte daher nicht, einen solchen Apparat zum Gegenstand einer
Preisaufgabe zu machen, wobei sie mit Recht als Bedingungen vorschrieb, daß das Eis
damit nicht nur wohlfeil und leicht zu bereiten seyn muß, sondern daß auch keine
Säuren oder andere Substanzen angewandt werden dürfen, welche in den Händen
unwissender und sorgloser Dienstboten gefährlich werden könnten.
Allen diesen Bedingungen entspricht der Apparat des Hrn. Goubaub (boulevard
Poissonnière, No. 12 in Paris), welchen ein Ausschuß der Société d'Encouragement geprüft hat,
vollkommen, und er dürfte daher nicht nur in Privatwohnungen, sondern auch an Bord
der Schiffe vielfach in Gebrauch kommen und selbst in den Koffern der Touristen bald
nicht mehr fehlen.
Fig. 54 ist
ein senkrechter Durchschnitt des Apparats um das Wasser gefrieren zu machen; der
Apparat befindet sich in einem hölzernen Eimer und ist vollständig
zusammengesetzt.
Fig. 55 ist
ein horizontaler Durchschnitt desselben auf der Linie AB.
Fig. 56 zeigt
den Apparat besonders im Aufriß und Fig. 57 ist eine obere
Ansicht desselben.
a Gefäß aus reinem, sehr dünnem Zinn, welches aus
schwach kegelförmigen, unten geschlossenen Röhren besteht; diese Röhren sind oben
mit einer cylindrischen Kammer b verbunden, so daß man
sie alle zugleich und schnell füllen kann; die Kammer verschließt man mittelst eines
einzuschraubenden Deckels, welcher mit einer Oeffnung d
versehen ist, durch die man das Wasser eingießt, worauf man sie verpfropft.
Auf dem Apparat befindet sich eine eiserne Stange e,
woran man eine Kurbel mit Griff f befestigt, die man von
Hand dreht; diese Stange geht durch den Deckel eines hölzernen Eimers mit dicken Wänden. Der
Röhren-Apparat ist unten mit einem kleinen eisernen Zapfen h versehen, der in eine Höhlung im Centrum des
Eimerbodens paßt. Auch ist der Röhrenapparat mit einem spiralförmigen Blech i umgeben, welches dazu dient, das Wasser, womit man den
Eimer füllt, in einer beständigen Bewegung zu erhalten, damit sich das Salz nicht
absetzen kann; in dieses Wasser, welches so kühl als möglich seyn muß, taucht man
die vorher mit reinem Wasser gefüllten Röhren, nachdem man den Deckel auf dieselben
dicht aufgeschraubt hat. Nachdem man den Zapfen des Röhren-Apparats im
Centrum des Eimers eingelassen hat, schüttet man in das umgebende Wasser ein
bestimmtes Maaß von einem Gemenge gewisser AmmoniaksalzeWie dieses Gemenge von Ammoniaksalzen bereitet und wie viel davon angewandt
wird, verschweigt der Bericht; wahrscheinlich besteht es aus salpetersaurem
Ammoniak und Salmiak. Man weiß, daß 1 Theil Wasser beim Auflösen von 1 Th.
salpetersaurem Ammoniak eine Temperatur-Erniedrigung von + 8°
R. auf – 12° R. hervorbringt; ferner 1 Theil Wasser mit 5/16
Salmiak und 5/16 Salpeter von + 8° R. auf – 9° R. A. d.
R., welche bei ihrer Auflösung eine beträchtliche
Temperatur-Erniedrigung hervorbringen; man setzt den Deckel auf und dreht die
Kurbel. Nach beiläufig fünfzehn Minuten ist das in den Röhren enthaltene Wasser
gefroren; dann nimmt man den Apparat heraus und taucht ihn in ein Gefäß mit Wasser,
damit sich das Eis leichter ablöst; man schraubt den Deckel ab, kehrt den Apparat
über einem Teller um, schüttelt ihn und es fällt eine Masse gefrorenen Wassers in
Form leicht zu handhabender und zu zerbrechender Cylinder heraus.
Fig. 58 ist
der senkrechte Durchschnitt eines Apparats um gefrorene Sorbets zu bereiten. Fig. 59 zeigt denselben
einzeln. Fig.
60 ist ein kleines Schwungrad, womit man diesen Apparat umdreht, welcher
sich von dem vorhergehenden dadurch unterscheidet, daß er aus einem cylindrischen
zinnernen Gefäß besteht. Die andern Theile des Apparats sind dieselben und mit
gleichen Buchstaben bezeichnet.
k kleines horizontales Schwungrad, auf das Gefäß a geschraubt. l Rührkrücke
oder Spatel, deren Achse durch das Schwungrad geht und die dazu bestimmt ist, das
Gemisch von Syrupen, welches man in das Gefäß gegossen hat, um es in Sorbets zu
verwandeln, von den Wänden des Gefäßes loszureißen und zu verhindern, daß dieses
Gemisch zu einer krystallinischen Masse erstarrt.
Da bei diesen Apparaten die Abkühlung des Wassers, worin sich die zinnernen Röhren
befinden, durch das Auflösen der Ammoniaksalze verursacht wird, so darf das Wasser, welches man in den
hölzernen Eimer schüttet, nicht bereits Ammoniaksalze enthalten. Das Wasser aus
Brunnen oder Cisternen, welche sich in der Nähe von Pferdeställen oder Abtrittgruben
befinden, ist daher nicht anwendbar.
Um die verbrauchten Ammoniaksalze zu neuen Operationen wieder benutzen zu können,
braucht man das Wasser, worin man sie aufgelöst hat, nur abzudampfen.