Titel: | Ueber den Kaffee; von Payen. |
Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. XLV., S. 236 |
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XLV.
Ueber den Kaffee; von Payen.
Aus den Comptes rendus, Aug. 1846, Nr.
5.
Payen, über den Kaffee.
Dritte Abhandlung.Die früheren Abhandlungen wurden im vorhergehenden Band des polytechn.
Journals S. 279 und 391 mitgetheilt. A. d. R.
Unter den Eigenschaften, wodurch sich unsere Nahrungsmittel von einander
unterscheiden, wurde eine der wichtigsten bisher bei physiologischen Versuchen und
wissenschaftlichen Erörterungen wenig berücksichtigt und dessenungeachtet spielt
diese Eigenschaft, nämlich der Geruch (das Aroma), welchen die Nahrungsmittel von sich geben,
eine große Rolle bei den Erscheinungen, welche den Acten der Ernährung vorausgehen
oder sie begleiten; so flüchtig und verschiedenartiger Natur er auch seyn mag, so
hinterläßt er uns doch eine Erinnerung, welche uns in den Stand setzt, unter
mehreren Nahrungsmitteln unsere Wahl zu treffen.
Es wäre in wissenschaftlicher und technischer Hinsicht sehr wünschenswerth, die
Substanzen welche den Nahrungsmitteln den Geruch ertheilen, isolirt darstellen zu
können; indem ich mit den aromatischen Bestandtheilen des Kaffees beginne, hoffe ich
wenigstens die Bahn zu eröffnen, welche zu vollkommenern, auf die verschiedenen
Nahrungsmittel anwendbaren Verfahrungsweisen führen kann. In einem besondern Bericht
hat Hr. Chevreul schon
gezeigt, wie sehr der Geruch und der Geschmack der Fleischbrühe zu beachten ist und
durch welche Mittel sie entwickelt werden können.
Wie man gegenwärtig weiß, werden die Gerüche, insbesondere das den Nahrungsmitteln
eigene Aroma, durch flüchtige Säuren, ätherartige und alkoholische Verbindungen,
verschiedene von Wasser oder Ammoniakdämpfen mitgerissene Substanzen, noch häufiger
aber durch ätherische Oele verursacht.
Der Kaffee enthält aromatische ätherische Oele, welche mit dem fetten Oel, das man
durch die früher beschriebenen Verfahrungsweisen erhält, innig verbunden sind und
deren Eigenschaften schon durch ein schwaches Brennen (Rösten) des Kaffees
modificirt werden.
In diesem letztern Zustand war es, vorzüglich hinsichtlich ihrer Anwendungen von
Interesse, diese geruchverbreitenden Körper auszuziehen, zu studiren und ihr Gewicht
zu bestimmen. Bis jetzt hatte man sich bekanntlich vergebens bemüht, den
aromatischen Bestandtheil des Kaffees zu isoliren, und ich hatte dargethan, daß die
uneigentlich „Kaffeeessenz“ genannten Producte viel weniger
Aroma enthalten, als der Kaffee selbst. Um den beabsichtigten Zweck zu erreichen,
stellte ich eine Menge Destillationen mit mehreren Kaffeesorten an, welche in
Glasapparaten in verschiedenem Grade geröstet worden waren, wobei die
Destillationsproducte gebrochen aufgefangen wurden; diese Producte wurden bei
verschiedenen Temperaturen von + 72° R. bis einige Grade unter 0 verdichtet;
die dabei erhaltenen Resultate theile ich hier mit, ohne in die Details der
Operationen einzugehen.
Der durch Filtriren heißen Wassers über gepulverten Kaffee (1 Liter Wasser auf 100
Gramme Kaffee) erhaltene Aufguß wurde in den ersten Ballon des Destillirapparats
gebracht; nach Verlauf von 2 Stunden hatte er wenig angenehmen Geruch mehr; die erste Vorlage,
deren Temperatur durch die vorsichtig geleitete Verdichtung des Dampfs allmählich
von 20 bis auf 72° R. gestiegen war, enthielt ein destillirtes Wasser,
welches ungefähr 0,1 vom Volum des Aufgusses einnahm. Auf diesem schwach gelblich
gefärbten Wasser schwammen einige Tropfen eines weißen festen Oels; dieses Oel
hatte, so wie die destillirte Flüssigkeit, fast gänzlich das angenehme Aroma
verloren, dessen Spuren mit dem Geruch übereinstimmten, welchen mehrere animalische
Substanzen entwickeln, wenn sie durch Kochen eine Veränderung erlitten.
Die zweite Vorlage, welche auf einer Temperatur von 20–24° R. erhalten
wurde, enthielt 0,01 vom Volum des Aufgusses als eine Flüssigkeit, die übergangen
war, als man die Temperatur der ersten Vorlage bis auf 72° N. hatte steigen
lassen. Diese Flüssigkeit, auf welcher unbedeutende Mengen eines festen Oels
schwammen, hatte einen aromatischen angenehmen Geruch, welcher an den des
angewandten Kaffees erinnerte und so intensiv war, daß einige Tropfen dieses Wassers
hinreichten, um einer Tasse Milch oder einer geruchlosen Flüssigkeit den angenehmen
Geruch des Kaffees zu ertheilen.
Ich überzeugte mich, daß nicht die festen Oeltheilchen die Ursache dieses Aroma's
waren; herausgenommen und ausgewaschen hatten sie keinen merklichen Geruch mehr;
folglich war die aromatische Substanz im Wasser vollkommen auflöslich.
Die dritte Vorlage, welche auf einige Grade unter 0 abgekühlt worden war, verdichtete
nur einige Tropfen eines Wassers, welches den gemischten Geruch des Kaffees und
brenzlicher Kohlenstoff-Verbindungen (carbures)
von sich gab; letzterer Geruch zeigte sich vorzüglich auch in der vierten Vorlage,
welche eben so weit abgekühlt wurde, deren Wände aber nur Spuren von Feuchtigkeit
verdichtet hatten; endlich war derselbe brenzliche Geruch noch vorherrschender in
den aus der vierten Vorlage entweichenden luftförmigen Producten. Das Vorkommen
einer Kohlenstoff-Verbindung in diesen Gasen zeigte sich, als man sie durch
eine Röhre streichen ließ, deren Kugeln mit concentrirter Schwefelsäure gefüllt
waren; diese Säure wurde intensiv braun und beim Verdünnen der Säure mit Wasser
entstand ein Bodensatz von einer kohligen Substanz.
Man kann sich sogar von der Gegenwart und dem Mengenverhältniß des Kohlenstoffs in
diesen Gasen dadurch überzeugen, haß man sie durch eine mit Kupferoxyd gefüllte
Röhre, wie man sie zu Elementar-Analysen benutzt, streichen läßt und die sich
bildende Kohlensäure auffängt.
Das Mengenverhältniß der sehr flüchtigen brenzlichen Kohlenstoff-Verbindungen
mit unangenehmem Geruch steigerte sich immer mehr, wenn das Rösten des Kaffees von
dem Grabe, welcher einem Gewichtsverlust von 18 Proc. entspricht, bis zu einem
solchen von 25 Proc. und darüber fortgesetzt wurde.
Man ersieht hieraus, daß in dem erwähnten Apparat der Rückstand und die Producte
eines Kaffeeaufgusses in der Art von einander getrennt werden können, daß der größte
Theil der aromatischen Bestandtheile, auf ein sehr kleines Volum von etwa 1/100
reducirt, in einem der mittleren Gefäße erhalten wird. Diese aromatischen
Bestandtheile sind noch complicirt; es können zweierlei wohlriechende Oele daraus
gezogen werden, zu welchem Behuf das sie enthaltende destillirte Wasser nur mit 20
Proc. seines Volums Aether geschüttelt zu werden braucht, woraus man es 15 Minuten
stehen läßt und die obenaufschwimmende ätherische Flüssigkeit mittelst eines
Tropfhebers abnimmt. Man wiederholt diese Operation viermal, worauf bei Verdampfung
des Aethers ein orangegelb gefärbtes Oel zurückbleibt, dessen sehr starker Geruch an
einen Theil des in allen Kaffeesorten mehr oder weniger vorherrschenden Aroma's
erinnert. 10 Gramme von Mokka-Kaffee abdestillirten Wassers gaben 1
Centigramm dieses Oels, wenn man den Verlust bei Verdampfung des Aethers in Rechnung
zieht, welcher Verlust durch nochmaliges Auflösen dieses Oels in Aether und Wägen
desselben nach einer zweiten Verdampfung ermittelt werden kann. Dieses ätherische
Oel hat zweierlei Bestandtheile, wovon einer, der weniger flüchtige und weniger
flüssige, durch eine Veränderung des mit dem angenehmsten aromatischen Geruch
begabten Oels zu entstehen scheint. In dem mit Aether geschüttelten Wasser blieb
eine ätherische Auflösung des zweiten Oels zurück, welche einen sehr lieblichen
aromatischen Geruch besaß; das Mengenverhältniß dieses Oels, welches in den
geringern Kaffeesorten gering, im Mokka-Kaffee aber bedeutend ist, begründet
den vorzüglichsten Unterschied der im Handel vorkommenden Kaffeesorten. Man gewinnt
dieses Oel leichter, wenn man Stücke von Chlorcalcium in die beiden ersten
Recipienten bringt; die Chlorcalcium-Auflösung steigert die Temperatur in
diesen Gefäßen in dem Maaße, als der Dampf sich darin verdichtet. Eine dritte
Vorlage, auf welche man eine mit Chlorcalcium gefüllte Röhre steckt, wird nur auf 16
bis 24°R. abgekühlt; sie hält nebst der wässerigen
Chlorcalcium-Auflösung, beinahe alles durch den Aether ausgezogene
aromatische Oel zurück. Das Gesammtgewicht des so erhaltenen Oels beträgt höchstens
2/10'000 vom Gewicht des Kaffees, was auch leicht zu begreifen ist, da ein Tropfen
dieses Oels in einer
ganzen Stube einen starken Kaffeegeruch verbreitet.
Wir theilen schließlich einige praktische Folgerungen aus unsern frühern und den oben
erwähnten Versuchen mit.
Die wandelbaren Eigenschaften, welche schon seit langer Zeit an den verschiedenen im
Handel vorkommenden Kaffeesorten beobachtet wurden, haben ihren Grund ohne Zweifel
großentheils in den cultivirten Sorten und in den gewöhnlichen oder zufälligen
Umständen der Vegetation, welche der Boden, das Erdreich, die Lage und Pflege, die
Düngung und die atmosphärischen Einflüsse darbieten. Es wäre von großem Interesse,
die Einflüsse dieser verschiedenen Ursachen auf die Verschiedenheit des Products zu
erforschen. In dieser Hinsicht wäre es zur Zeit vielleicht das Schwierigste,
zuverlässige Proben und Aufschlüsse zu erhalten.
In der Hoffnung, daß mir noch die Gelegenheit werde, eine Arbeit dieser Art zu
unternehmen, bemühte ich mich einstweilen die vorzüglichsten Verschiedenheiten
zweier Handelssorten zu ermitteln, über deren Ursprung mir nicht der mindeste
Zweifel geblieben war, nämlich des Martinique- und des
Mokka-Kaffees.
Ersterer besteht in der Regel aus großen Körnern mit plattgedrückter Vorderseite;
einige zu Ellipsoiden gerollte Körner rühren von Früchten her, deren Eyerchen nicht
zur Reife gelangten; andere, noch seltener vorkommende Körner haben eine etwas
eckige Form, die von dem Vorhandenseyn und dem wechselseitigen Druck dreier Eyerchen
in einer und derselben Frucht herrühren.
Der Mokka-Kaffee unterscheidet sich von dem vorigen dadurch, daß seine Körner
von gelblich-grauer Farbe sind; sie sind nicht so groß, ihre Gestalt ist
nicht so regelmäßig, und in den meisten Fällen auf derjenigen Seite abgeplattet,
welche sich einem in jeder Frucht vorhandenen zweiten Korn gegenüber befand; nur hie
und da ist ein Korn abgerundet, weil es sich in einer Frucht, deren einer Kern nicht
zur Reife gelangte, isolirt entwickelte.
Bei meinen Versuchen entdeckte ich mehrere Merkmale, welche diese Kaffeesorte von
allen andern unterscheiden. Die etwas reichlicher vorhandene Fettsubstanz nämlich
betrug 13 Proc. des ganzen Gewichts; sie war von gelblicher Farbe und von
flüssigerer Beschaffenheit; ich konnte sie nur in zwei Substanzen von verschiedenem,
aber schwer zu bestimmendem Schmelzpunkt zerlegen. Sie hielt einen Theil des
aromatischen wesentlichen Oels kräftiger zurück; letzteres war übrigens auch
lieblicher und in merklich größerer Quantität vorhanden.
Die Fettsubstanz des Martinique-Kaffees, auf dieselbe Weise ausgezogen und
durch kochendes Wasser erschöpft, ist brauner und minder flüssig; man kann sie in
vier Substanzen zerlegen, deren Schmelzpunkte ungefähr 4, 16, 40 und 72° R.
sind; letztere Substanz gleicht dem Wachs der Blätter.
Das Vorhandenseyn einer wachsartigen Materie und die grüne Farbe der Körner könnten
von der Zeit der Ernte und dem Augenblick abhängen, wo die Abschälung vorgenommen
wird. Es versteht sich, daß wenn man das Mark der Frucht wegnimmt, wann es von Saft
erfüllt ist, der ganz feuchte Eiweißkörper beim Zutritt der Luft durch deren
Sauerstoff etwas influencirt werden muß, daß also das chlorogensaure Salz eine grüne
Färbung annimmt, die Fettsubstanzen eine Veränderung erleiden, auch das minder
reichlich secernirte wesentliche Oel sich verändern und zum Theil verflüchtigen
könnte.
Diese mit den Resultaten der Analyse übereinstimmenden Hypothesen brachten mich auf
den Gedanken, daß die Qualität gewisser Kaffeesorten dadurch verbessert werden
könnte, daß man sie vor dem Entschälen besser reifen, ja sogar austrocknen ließe.
Vielleicht würde man, wenn man einen Theil der Ernte so reifen und austrocknen
ließe, und sie dann dem übrigen beimengte, eine jenen Gemengen von Mokka mit grünem
Kaffee ähnliche Sorte erhalten, deren gemischten Geruch viele Leute dem, obgleich
feinern, Geruch des reinen Mokka vorziehen. Jedenfalls wäre dieß noch ein Gegenstand
interessanter Beobachtungen in den französischen Colonien und weiterer Versuche, die
in Frankreich zu Ende geführt werden könnten.
Der Einfluß der Erntezeit und eines besondern Verfahrens beim Entschälen scheint sich
auch bei einer ganz besonderen Kaffeesorte, dem Kaffee von den Yungas in Bolivia, zu
zeigen. Dieser Kaffee besteht aus großen regelmäßigen Körnern von
gelblich-grauer Farbe. In denselben bemerkt man bloß eine leichte Hülle,
worin sich ein Eiweißkörper von gleicher Form befindet, der eine ähnliche Furche
hat, durch die Austrocknung aber stärker eingeschrumpft und daher viel kleiner ist,
als die gewöhnlichen Kaffeekörner. Es ist mir sehr wahrscheinlich daß, um diese
Sorte Kaffee zu erhalten, er ziemlich lange vor seiner Reife geerntet und entschält
werden muß; es ist dieß ein Luxus-Kaffee, welchen die Bolivier vorziehen,
wahrscheinlich aus bloßer Gewohnheit und obwohl er das angenehme Aroma, welches den
Mokka und mehrere allgemein geschätzte Sorten auszeichnet, in sehr geringem Grad
entwickelt.
Nach meinen analytischen Resultaten hat der Kaffee im Normalzustände annähernd
folgende Zusammensetzung:
Zellensubstanz
34
hygroskopisches Wasser
12
Fettsubstanzen
10 –
13
Traubenzucker, Dextrin, unbestimmte
Pflanzensäure
15,5
Legumin, Casein
10
chlorogensaures
Caffeïn-Kali
3,5 –
5
stickstoffhaltiges organisches
Gebilde
3
freies Caffeïn
0,8
festes unauflösliches wesentliches
Oel
0,001
flüssiges aromatisches wesentliches Oel mit
lieblichem Geruch undweniger auflösliches, scharfes, aromatisches,
wesentliches Oel
0,002
mineralische Substanzen: Kali, Kalk,
Talkerde, Phosphor-, Schwefel-,Kieselsäure und Spuren von
Chlor
6,697
–––––––––
100,000
Nach vorstehenden Thatsachen kann man die vorzüglichsten Wirkungen des gerösteten und
infundirten Kaffees erklären.
Um den möglichsten Nutzeffect zu erreichen, muß die Temperatur in der ganzen Masse so
schnell und so gleichmäßig als möglich auf den gehörigen Grad, nämlich ungefähr auf
200° R. getrieben werden; unter dem Einfluß der Temperatur und des
Wasserdampfs, welcher sich während der ganzen Operation entwickelt, schwillt sodann
das chlorogensaure Doppelsalz auf, wird roth gefärbt, bläht sich, hebt den
Zusammenhang der Gewebe des Eiweißkörpers auf und setzt einen Theil des von ihm
gebundenen Caffeïns in Freiheit.
Die Zellensubstanz und die ihr verwandten Substanzen liefern beim schwachen Rösten
brenzliche, saure und färbende Producte.
Die fetten Oele verbreiten sich in der porös gewordenen Masse, die etwas modificirten
wesentlichen Oele mitreißend und an sich haltend.
Diese fixen und flüchtigen Oele zeigen sich nun bei der Einwirkung des Wassers auf
sehr großen Oberflächen.
Hört man dann mit dem Rösten auf, so besitzen die Körner eine nicht sehr intensive
braune Farbe; sie sind hinlänglich zerreiblich geworden, um leicht gepulvert werden
zu können; während ihres Erkaltens zwischen zwei Schalen entwickeln sie nur eine
kleine Menge Dampf, welcher sich zu einem schwach säuerlichen Wasser verdichtet. Der
Gewichtsverlust wird kaum über 18 Proc. betragen.
Wurde die Rüstung weiter, bis zu einer mehr oder weniger dunkelbraunen Farbe
fortgesetzt, so findet man einen Theil der Körner mit dem violett irisirenden Firniß
überzogen, welchen die sich verkohlende Chlorogensäure erzeugt; eine bedeutende
Menge brenzlicher Kohlenstoffverbindungen, welche sich aus den stickstoffhaltigen
Materien und den Fettsubstanzen erzeugen, substituirt sich den entwickelten aromatischen Oelen;
endlich setzen sich während des Erkaltens einige Tröpfchen dieser Oele und
empyreumatischen Stoffe an den Schalen ab.
In dem durch heißes Filtriren erhaltenen und ohne Verzug genossenen Aufguß erkennt
man das Aroma wieder, welches so viel beiträgt den Geschmack angenehm zu machen und
vorzüglich von dem auflöslichern wesentlichen Oel herrührt; ein zweites
Durchfiltriren heißen Wassers kann zwar eine ebenso stark gefärbte Flüssigkeit
liefern, deren Aroma aber, welches bei gewissen Kaffeesorten sehr verschieden ist,
der Geschmack des Satzes charakterisirt, welcher von dem weniger auflöslichen und
weniger flüchtigen wesentlichen Oel herrührt.
Es wäre gewiß von hohem Interesse, die speciellen Wirkungen der durch eigentümliche
Charaktere sich auszeichnenden Bestandtheile des Kaffees kennen zu lernen, welche
sich in keinem der als Surrogate für den Kaffee vorgeschlagenen Körper wiederfinden.
Welche Wirkung hat das so wenig veränderliche Caffeïn, das im Schlund schwach
bitterliche, in Berührung mit Sauerstoff so wenig beständige chlorogensaure
Doppelsalz, worin besteht diejenige der aromatischen wesentlichen Oele? Möchten uns
darüber die Aerzte aufklären.
So viel weiß man übrigens schon, und die tägliche Erfahrung bestätigt es, daß der
Kaffee, ganz verschieden von den geistigen Getränken und narkotischen Dünsten,
welche berauschen und die Sinne betäuben, die Fähigkeiten unseres Geistes, statt sie
zu unterdrücken, fortwährend anregt.
Angenommen auch, daß die vorzüglichste Ursache der speciellen Wirkungen des Kaffees
nicht in dem so lieblichen, sich so leicht verbreitenden Aroma liege, so ist doch
wenigstens nicht zu bezweifeln, daß diese Eigenschaft eine charakteristische und
beliebte sey, und daher großen Einfluß auf seinen commerciellen Werth habe; denn
dieser Werth bestimmt sich nach der größern oder geringern Stärke und Lieblichkeit
des Aroma's jeder Sorte; wollte man nun der Gewichtsmenge des wesentlichen Oels,
welches die Quelle desselben zu seyn scheint, nur zwei Drittel ihres Werths
zuschreiben, so würde sich der Preis des vorzüglichem wesentlichen Oels im Kaffee
auf die ungeheure Summe von 10000 Frcs. per Kilogr.
berechnen.
Solche Betrachtungen erklären uns den bedeutenden Werthunterschied scheinbar
ähnlicher Substanzen; sie sind sehr zu berücksichtigen, wenn man ein Nahrungsmittel
durch ein anderes von ähnlicher Zusammensetzung zu ersetzen suchen will.