Titel: | Ueber die Natur der im Tabak enthaltenen Säuren; von E. Goupil. |
Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. XLVII., S. 244 |
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XLVII.
Ueber die Natur der im Tabak enthaltenen Säuren;
von E.
Goupil.
Aus den Comptes rendus, Jul. 1846, Nr.
1.
Goupil, über die Natur der im Tabak enthaltenen Säuren.
Da in neuester Zeit die Richtigkeit der Versuche Vauquelin's über den Tabak in Zweifel gezogen wurde, benützte ich meine
Stellung als Eleve der Pariser Tabak-Manufactur zu deren Wiederholung. Unter
der Anleitung des Hrn. Frémy, unseres Professors, erhielt ich folgende
Resultate.
Die Aepfelsäure ist im Tabak vorhanden, wie von Vauquelin
angegeben wurde; denn durch folgendes Verfahren kann zweifach-äpfelsaures
Ammoniak daraus gewonnen werden. Man behandelt den Tabaksaft mit neutralem
essigsaurem Blei im Ueberschuß, wascht den Niederschlag sorgfältig aus und zersetzt
ihn mittelst Schwefelsäure; man sättigt die Hälfte der Flüssigkeit mit Ammoniak,
nachdem man sie durch Filtriren vom schwefelsauren Blei befreit hatte und vereinigt
sie sodann, um sie zur
Syrup-Konsistenz abzudampfen; nach 24 Stunden setzt sie Krystalle ab, welche
man mittelst thierischer Kohle und durch Umkrystallisiren reinigt. Mit dem so
erhaltenen zweifach-äpfelsauren Salze wiederholte ich alle von Hrn. Pelouze in feiner Abhandlung über
die Destillation der Aepfelsäure beschriebenen Versuche.
Es lassen sich, wo bedeutende Tabaks-Cultur stattfindet, aus der bei
80° R. getrockneten Pflanze leicht 3,5 bis 4 Proc. dieses Salzes gewinnen,
aus welchem die Aepfelsäure und deren Salze gewonnen werden könnten, welche jetzt
noch so selten und hoch im Preise sind.
Das äpfelsaure Blei anbelangend, muß ich bemerken daß, während behauptet wird, dieses
Salz nehme nach seiner Fällung nach einigen Stunden die Gestalt in Büscheln
gruppirter krystallinischer Nadeln an, dieß nur bei einem sauren äpfelsauren Salze
richtig ist; hat man ein neutrales Salz, so krystallisirt der Niederschlag selbst
nach einigen Wochen nicht; jedoch nach einigen Stunden, wenn man ein paar Tropfen
Essig- oder Salpetersäure zusetzt. Der saure Zusatz scheint in diesem Falle
als ein die Krystallisation beförderndes Auflösungsmittel zu wirken.
Außer der Aepfelsäure enthält der Tabak eine kleine Menge Citronensäure; behandelt
man den Tabaksaft, oder vielmehr die Mutterlauge von dem zweifach-äpfelsauren
Ammoniak, mit essigsaurem Blei und zersetzt den Niederschlag mit
Schwefelwasserstoff, so erhält man eine Flüssigkeit, welche Krystalle von
Citronensäure gibt. Jedoch ist die Darstellung derselben langwierig; die
Krystallisation erfolgt wegen der vorhandenen zerfließlichen Säuren, der Aepfelsäure
und Phosphorsäure, nur langsam. Ich erkannte die Citronensäure an den Krystallen und
durch ihre Destillation, wobei man Aconitsäure erhält. Die Analyse des
citronensauren Bleies ergab Hrn. Frémy eine der theoretischen sehr nahe kommende
Elementar-Zusammensetzung.
Andere Säuren konnte ich im Tabak nicht finden.