Titel: | Ueber das Bleichen der wollenen und halbwollenen Zeuge; von J. Persoz. |
Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. LVI., S. 282 |
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LVI.
Ueber das Bleichen der wollenen und halbwollenen
Zeuge; von J.
Persoz.
Aus dessen Traité théorique et pratique de l'Impression
des Tissus, Paris 1846, Bd. II S. 86.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Persoz, über das Bleichen der wollenen und halbwollenen
Zeuge.
Die Operationen beim Bleichen der Wollenzeuge zerfallen in zwei Classen; die einen
haben nämlich zum Zweck die Fasern von den fetten, harzartigen oder wachsartigen
Substanzen, womit sie verbunden sind, zu befreien; und durch die anderen
beabsichtigt man den Farbstoff dieser Fasern so zu verändern, daß sie so viel als
möglich gebleicht werden.
Entfetten. – Um die Wolle von dem Fett, ferner der
wachsartigen und harzartigen Substanz zu reinigen, womit sie theils von Natur,
theils in Folge ihrer Verarbeitung zu Geweben verbunden ist, kann man natürlich
nicht wie beim Bleichen der baumwollenen und leinenen Zeuge verfahren. So z.B. kann
man diese fetten Körper nicht durch ätzende Alkalien verseifen, weil diese Alkalien
entweder zugleich die Faser dieser thierischen Gewebe auflösen (wie das Kali und
Natron), oder es unfähig machen die Farbstoffe anzuziehen (wie der Kalk). Um die
fetten Substanzen abzuziehen, verwendet man immer das kohlensaure Natron (Soda); da
dasselbe aber nicht alles Fett zu verseifen oder aufzulösen vermag, so muß man noch
die Seife zu Hülfe nehmen, welche theils die Verseifung der fetten Körper
begünstigt) theils durch ihre schätzbare Eigenschaft wirkt, sich im Wasser zu
zersetzen, wo dann die fetten Säuren, welche sie enthält, Substanzen mit dem Wasser
vermischbar machen, die an und für sich weder in bloßem Wasser noch in Sodaauflösung
löslich sind.Die Seife zersetzt sich im Wasser in ein basisches und in ein saures Salz;
ihre fetten Säuren, welche mit Fetten oder Körpern von derselben Natur in
Berührung kommen, verbinden sich damit, heben deren Zusammenhang auf und
ziehen sie durch ihren auflöslichen Bestandtheil, welcher alkalisch ist, ab.
Diese Auflösungskraft der Seifen wird zur Verseifung der fetten Körper
angewandt, welche immer um so schneller und vollkommener angegriffen werden,
je besser ihnen vorher eine gewisse Menge Seife einverleibt worden ist. Es ist kein Zweifel, daß beim Bleichen der Wollenzeuge die Seife diese
beiden Rollen spielt und daß man folglich ihr das Verschwinden des Fetts der
WolleWie Hr. Chevreul
gezeigt hat, enthält die rohe Wolle ein festes
und ein flüssiges Fett. Das feste Fett ist
krystallisirbar, erweicht bei einer Temperatur von 36° R.
und wird bei 48° R. vollkommen flüssig; in Kali- und
Natronlauge erhitzt, verseift es sich nicht, erleidet keine Veränderung und
bildet bloß eine Emulsion; das flüssige Fett unterscheidet sich von dem
festen nur dadurch, daß es bei einer Temperatur von 12° R. die
flüssige Form annimmt und unkrystallisirbar ist. Man vergl. Chevreul's Untersuchung im
polytechn. Journal Bd. LXXVII S.
128. verdankt. Auch muß man das Alkali und die Seife auf ganz andere Art anwenden, als beim Bleichen
der vegetabilischen Faser; denn anstatt das Laugen bei der hohen Temperatur
vorzunehmen, wo sich die fette Substanz am besten verseift, ist man genöthigt, es
bei einer Temperatur zwischen 48 und 52° R. zu bewerkstelligen, um das Gewebe
zu schonen, welches durch das Alkali geschwächt wird und sich um so mehr
zusammenzieht und verfilzt, je höher die Wärme ist, welcher es ausgesetzt wird. Die
Apparate mittelst deren man die Wollenzeuge mechanisch entfettet, sind ebenfalls von
denjenigen verschieden, welche man zum Bleichen der Kattune anwendet. Die
Wollenstoffe müssen beim Passiren durch eine warme alkalische Auflösung gespannt
seyn, sonst ziehen sie sich ungleich zusammen, und die Versackungen, welche dadurch
in verschiedenen Richtungen entstehen, schaden der Güte und Schönheit des Gewebes.
Um die Wollenzeuge mit der Auflösung von Alkali oder alkalischer Seife zu
imprägniren, benutzt man gewöhnlich die Grundir- oder Klotzmaschine. Jedes
Stück passirt ein- oder mehreremale durch einen mit Lauge gefüllten Trog und
wird, wenn es aus demselben herauskommt, durch zwei Walzen ausgedrückt, von welchen
die überschüssige Lauge in den Trog zurückgelangt; das Stück rollt sich endlich auf
bewegliche hölzerne Walzen auf.
a, a, Fig. 27, Gestell der
Maschine aus Holz. C Kasten welcher das Wasser oder die
Lauge enthält. n, n, n, n, n hölzerne Walzen (Rollen) in
messingenen Lagern, mittelst deren man die Stücke in der Flüssigkeit eine Zeit lang
circuliren läßt.
D, D zwei messingene Walzen, welche zugleich als
Zug- und Auspreßwalzen dienen und die man mit einigen Metern Kattun
umwickelt, damit sie die aus dem Bade kommenden Wollenzeuge besser ausdrücken; die
obere Walze ist mit einem Hebel E und einem Gegengewicht
versehen, so daß man den Druck nach Belieben verstärken kann. F bewegliche hölzerne Walze, welche in einem Schlitz gleitet; um sie
rollen sich die Wollenzeuge auf, und sie hat den Zweck dieselben zu spannen, indem
sie sie mehr oder weniger preßt, je nachdem man das Gewicht am Ende des Hebels i, welcher mit ihr in Communication ist, wirken läßt.
(Gewöhnlich benutzt man den Hebel i bei den
Seifepassagen nicht.)
H Stab mit divergirenden Nuthen, um das Gewebe
auszuspannen, ehe es auf die Walzen gelangt, und dadurch Falten zu vermeiden.
Wenn die Stücke lange genug mit der Lauge in Berührung waren, legt man die Walzen
oder Docken, auf welche sie zu vier oder sechs, je nach ihrer Länge, aufgerollt
sind, in die Zapfenlager r, befestigt sie darauf und
setzt dann die Maschine in Gang. Diese Stücke, deren vorderes Ende man mit den
Zugwalzen D, D in Communication bringt, dringen in den
mit heißem Wasser gefüllten Kasten, circuliren darin eine Zeit lang und kommen
endlich an den Auspreßwalzen D, D an, um sich auf die
Walze F aufzurollen, von welcher man sie abnimmt,
entweder um sie zum zweitenmal zu waschen oder neuerdings zu laugen, je nach dem
Grad von Weiße, welchen sie erlangt haben.
Es ist einleuchtend, daß mehrere Passagen in bloßem kohlensaurem Natron und hierauf
in mit Seife versetztem kohlensaurem Natron erforderlich sind, um alle fetten
Substanzen abzuziehen, welche sich auf der Wolle befinden; erst nachdem man letztere
oft genug gelaugt, und dabei jedesmal in warmem Wasser ausgewaschen hat, schreitet
man zu den Operationen des Bleichens.
Bleichen. – Wenn die Wollenzeuge so viel als
möglich von den fetten, harzigen oder wachsartigen Substanzen gereinigt sind, setzt
man sie der Einwirkung von schwefliger Säure aus, welche sie bleicht; dieses Agens
wirkt aber nicht wie das Chlor, welches bekanntlich die Farbstoffe in andere mehr
oder weniger gefärbte Producte verwandelt, die das Gewebe nicht mehr zurückhält;
sondern die schweflige Säure vereinigt sich bloß mit dem Farbstoff der Wollenzeuge
und bildet mit ihm eine innige farblose Verbindung, welche auf der Faser haften
bleibt.
Man wendet die schweflige Säure in gasförmigem Zustand oder in Wasser aufgelöst
an.
Bleichen mit gasförmiger schwefliger Säure. –
Diese Operation, das sogenannte Schwefeln, ist sehr einfach; man braucht bloß in
eine Kammer aus Holz, welche luftdicht geschlossen ist und worin man die Zeuge
ausbreitet, ein Gefäß mit Schwefel zu bringen, den man anzündet. Die schweflige
Säure, das Product dieser Verbrennung, bleicht dann die Zeuge, womit sie in
Berührung kommt, vorausgesetzt daß man dieselben befeuchtet hat. Es kommt im
wesentlichen darauf an, die günstigste Einrichtung für eine gute Vertheilung der
Gewebe zu treffen, und außerdem zu einer solchen Verbrennung des Schwefels, daß
keine schweflige Säure verloren geht und die Zeuge keinen Schaden leiden können,
auch die schweflige Säure mit möglichst wenig Verlust benutzt wird.
Die Apparate zum Schwefeln sind von zweierlei Art: in den einen geschieht die
Verbrennung auf Kosten des Sauerstoffs der Kammer; in den andern durch Einlassen
einer gewissen Menge äußerer Luft.
Fig. 28 ist
der senkrechte Durchschnitt einer Kammer von beiläufig 5 Meter Breite, gleicher
Länge und 6 Meter Höhe. Ihre Thür schließt luftdicht und an den obern Ecken A, A befinden sich Oeffnungen, die mit Klappen versehen
sind, mittelst deren man die Luft erneuern kann. An den untern Ecken B, B befinden sich zwei andere Oeffnungen, welche man
mit Ziegeln verschließt und durch die man ein Gefäß mit brennendem Schwefel
einführen kann. Im Innern dieser Kammer, deren Boden mit Steinplatten belegt ist,
befestigt man 16 Balken P, P, welche zwei zu zwei in
vier Stockwerken angeordnet sind. Auf jeden dieser Balken und in ihrer ganzen Länge
sind hölzerne Bolzen oder Pflöcke V, V, von 2 Zoll 7
Linien bis 3 Zoll Länge, 1 1/2 bis 2 Zoll von einander entfernt befestigt, welche an
ihrem Ende mit einer Verstärkung versehen sind, und da sie schwach divergiren, die
Stücke von einem Balken zum andern zu spannen gestatten, ohne daß sie herabgleiten,
oder fallen können. Fig. 29 ist der horizontale Durchschnitt von einem dieser vier
Stockwerke; P, P, P, P sind die Balken und V, V, V, V die Bolzen zum Spannen. Man näht die Stücke,
welche man schwefeln will, zusammen, befestigt eines ihrer Enden an dem Bolzen,
welcher sich an einem Eck des Balkens vom obern Stockwerk befindet und fährt dann
mit dem Zeug zu dem ersten Bolzen des Rechens, welcher diesem Balken entspricht und
dessen Verzahnung in entgegengesetzter Richtung divergirt. Man führt den Zeug zum
zweiten Bolzen des ersten Rechens zurück, von diesem zum zweiten Bolzen des zweiten
Rechens und so fort, bis die durch die vier Balken gebildeten Rechen vollständig
behängt sind. Nachdem man dieselbe Operation auch in den untern Stockwerken
wiederholt hat, schließt man die Kammer luftdicht, und bringt durch die Oeffnungen
B, B die Schalen hinein, worin sich der angezündete
Schwefel befindet. Man verschließt diese Oeffnungen sogleich wieder und der Schwefel
verbrennt auf Kosten des Sauerstoffs, während die entstandene schweflige Säure sich
in dem Wasser auflöst, womit der Zeug getränkt ist, in die Poren des Gewebes
eindringt und es bleicht.
Diese Operation ist nicht so ökonomisch, als sie einfach ist; denn es läßt sich dabei
ein großer Verlust von schwefliger Säure gar nicht vermeiden. Der Schwefel dehnt bei
seiner Verbrennung die Luft der Kammer aus und zwingt sie, durch die Spalten, welche immer
in größerer oder geringerer Anzahl vorhanden sind (trotz aller Vorsicht beim
Verstopfen derselben), nach außen zu entweichen. Diese Luft reißt eine gewisse Menge
Säure mechanisch mit sich und die schweflige Säure welche nach der Operation in der
Kammer zurückbleibt, ist ebenfalls verloren, weil man sie hinauslassen muß, damit
die Arbeiter ohne Gefahr die geschwefelten Stücke abnehmen und eine neue Operation
beginnen können. Eine Fabrik, welche nicht wenigstens zwei solche Kammern zu ihrer
Verfügung hat, muß daher auch bei Anwendung dieses Verfahrens ihre Arbeiten öfters
unterbrechen. Dazu kommt noch, daß die Verbrennung des Schwefels, welchen man am
Boden der Kammer anzündet, oft erstickt wird, und die schweflige Säure, welche
dichter als die Luft ist, sich nicht gleichförmig in allen Theilen des Locals
verbreitet.
Um in dieser Hinsicht bessere Resultate zu erzielen, brauchte man nach meiner Ansicht
nur über der Kammer, außerhalb derselben, einen Herd mit Feuerraum anzubringen, über
welchen ein gekrümmtes irdenes Rohr geht, dessen einer Schenkel bis in die Mitte der
Kammer herabreicht, der andere aber an der Decke in der Kammer aufhört. Da die
Verbrennung des Schwefels im Local erfolgt, so müßte nothwendig ein Luftzug
stattfinden und die schweflige Säure würde sich über die Stücke des höchsten
Stockwerks in das untere Stockwerk ziehen, während die Luft, welche die mittlere
Region einnimmt, beständig zum Schwefelofen gelangen und ihn speisen müßte.
Die zwei folgenden Figuren stellen den Apparat zum Schwefeln dar, welcher in der
Fabrik des Hrn. D. Köchlin
angewandt wird. Er besteht aus zwei mit einander verbundenen Kammern von ungleicher
Größe.
Fig. 30 zeigt
sowohl den Aufriß von einer der Kammern, als den senkrechten Durchschnitt der
kleinern.
Fig. 31 ist
der horizontale Durchschnitt der zwei Kammern in der Höhe des ersten Stockwerks,
wohin man durch die Stiege H und durch die Thüren,
welche sich einander gegenüber befinden, gelangt.
a, a Feuerraum aus Backsteinen, worüber sich ein
Rauchrohr i befindet, welches mit der äußern Luft
communicirt. Dieser Feuerraum dient die Luft der Kammern zu erwärmen.
b Schieber, damit man die heiße Luft in das Innere der
Kammer gelangen lassen kann; man schließt ihn, sobald man den Schwefel verbrennen
will.
c Register aus Eisenblech, um von außen die Einführung
warmer Luft in die Schwefelkammer reguliren zu können.
d, d Kamine an den Ecken der Kammer, worin die
Verbrennung des Schwefels stattfindet.
e, e Thüren, durch welche man die mit Schwefel gefüllten
Schalen in die Kamine einführt.
f, f, f, f Balken, welche in den Wänden befestigt sind;
auf ihnen ruhen die hölzernen Stangen g, g, g, welche
zum Aufhängen der Stücke dienen.
h Stiege, welche zum obern Stockwerk führt.
Wenn die Stücke in diesen Kammern aufgehängt und die Thüren derselben gut
verschlossen worden sind, läßt man heiße Luft einströmen, bis die Temperatur darin
auf 20 bis 24° R. erhöht ist; man schließt dann das Register c und steckt die Schwefelschalen durch die Oeffnungen
e, e hinein; das schwefligsaure Gas, welches sich in
der Luft verbreitet, verbindet sich sowohl mit dem Wasser, womit die Zeuge getränkt
sind, als mit demjenigen, welches die Luft in gasförmigem Zustande enthält.
Einige von den Uebelständen, welche wir bei dem vorhergehenden Apparat bezeichnet
haben, finden auch bei diesem statt; man verliert ebenfalls schweflige Säure, so oft
man die Stücke aus der Kammer nehmen muß. Obgleich er aber kostspieliger
herzustellen ist, so ist er doch dem ersteren vorzuziehen, weil die Behandlung der
Stücke erleichtert ist, die Anwendung warmer Luft die Wirkung der schwefligen Säure
begünstigt und der zwischen beiden Kammern angebrachte Ofen nöthigenfalls zum
Ventiliren benutzt werden kann, wenn man die Luft in den Kammern erneuern will um
sich hineinbegeben zu können.
Beim Schwefeln mit schwefligsaurem Gas muß man die Stücke immer gehörig von dem
Feuerraum, wo sich die schweflige Säure bildet, mittelst schwach befeuchteter
Packtücher isoliren. Es würden sich sonst die Uneinigkeiten, welche der Schwefel
enthält, auf den zunächst befindlichen Zeugen ablagern und sie mehr oder weniger
beschädigen.
Bleichen mit flüssiger schwefliger Säure. –
Offenbar könnte das allgemein gebräuchliche Verfahren die Wollenzeuge zu schwefeln,
durch ein anderes ersetzt werden, welches bloß darin bestünde, daß man diese Stoffe
in Wasser taucht, worin schweflige Säure aufgelöst ist. Um nach letzterm Verfahren
genügende Resultate zu erhalten, müßte man aber das Bad auf eine Temperatur von 23
bis 25° R. bringen und darin nur so viel schwefligsaures Gas auflösen, daß
die angegebene Wärme kein Gas daraus entbindet,Diese schwer zu erfüllende Bedingung ist wohl die Ursache, weßhalb die
wenigen Fabrikanten, welche das Bleichen mit flüssiger schwefliger Säure
einführten, es bald wieder aufgaben. weil sonst nicht nur schwefligsaures Gas rein verloren ginge, sondern auch die
Arbeiter belästigt würden. Um den geeigneten Sättigungsgrad zu erreichen, muß der
Fabrikant zuerst eine Portion Wasser bei der gewöhnlichen Temperatur mit Gas
sättigen und dann ermitteln, in welchem Verhältniß diese Auflösung mit gewöhnlichem
Wasser verdünnt werden kann, ohne schweflige Säure zu entbinden, wenn man die Zeuge
bei der angegebenen Temperatur hineintaucht.
Das wohlfeilste, leichteste und bequemste Verfahren zur Bereitung des schwefligsauren Gases besteht darin, ein Gemenge von
entwässertem Eisenvitriol (oder schwefelsaurem Eisenoxyd, wo man solches besitzt)
mit Schwefel zu calciniren. Man kann dazu gußeiserne Cylinder benutzen, wie man sie
zur Fabrication der Salpetersäure anwendet, mit dem Unterschied daß man sie etwas
länger macht; am besten wäre es an dem vorderen Theil derselben, nämlich an dem Ende
wo das Gas austritt, eine 7 bis 11 Zoll lange Schicht entwässerten Eisenvitriols
hineinzubringen und den übrigen Raum dann mit einem Gemenge von 24 Theilen dieses
Salzes und 10 Theilen Schwefel auszufüllen, dessen Zersetzung schon unter der
dunkeln Rothglühhitze erfolgt. Die Cylinder müßten so erhitzt werden, daß der Theil,
wo sich der Eisenvitriol befindet, zuerst der Einwirkung des Feuers ausgesetzt ist,
damit in dem Maaße als die Hitze das Gemenge erreicht, der sich verflüchtigende
Schwefel eine Schicht heißen Eisenvitriols vorfindet und dadurch in schweflige Säure
verwandelt wird. Das aus dem Cylinder kommende Gas müßte man zu seiner Reinigung auf
den Boden einer Kufe leiten, welche mit befeuchtetem Stroh oder Moos gefüllt ist und
dann erst in einen Kasten mit Wasser, welcher mit einer Rührvorrichtung versehen
ist. Wasser von gewöhnlicher Temperatur absorbirt sein 43faches Volum
schwefligsauren Gases.
Wenn die Zeuge gehörig entfettet und mittelst schwefliger Säure entfärbt worden sind,
gibt man ihnen immer, besonders den halbwollenen (mit
baumwollener Kette), eine Bläuung, welche den Zweck hat das Weiß derselben zu
erhöhen, oder vielmehr die gelbliche Farbe, welche sie gewöhnlich beibehalten, zu
verdecken. Vor einigen Jahren gab man ihnen diese blaue Färbung mittelst eines
Präparats, dessen Basis Kupfer war; dieses Verfahren zu bläuen wurde aber
aufgegeben, weil man fand, daß so behandelte Zeuge, die mit aller möglichen Sorgfalt
gedruckt worden waren, nach dem Dämpfen auf den reservirten Stellen des Gewebes
öfters mehr oder weniger dunkle Flecken bekamen, die wie Hr. Chevreul gezeigt hat, von Kupfer
herrührten.Polytechn. Journal Bd. LXII S. 157
und Bd. XCIV S. 205. Heutzutage benutzt man zum Bläuen Indigocarmin oder essigsauren Indigo,
entweder rein oder mit Thonerde vermengt.
Wir wollen nun einige Verfahrungsarten zum Bleichen der Wollenzeuge, welche man im
Großen in den Fabriken anwendet, zusammenstellen.
Erstes Verfahren.
Angenommen man habe 40 Stücke, jedes von 45 Meter Länge, gesengt und im Fluß
gewaschen, sodann je 4 auf zehn Walzen aufgerollt, so kommen nun diese Stücke:
1) Dreimal durch ein Bad aus 11 Kilogr. krystallisirter Soda und 2
8/10 Kilogr. Seife, welches auf 32° R. erwärmt ist und dem man 300 Gramme (10
Unzen) Seife nach dem ersten Passiren jeder Walze zusetzt.
2) Zweimal durch ein auf 32° R. erwärmtes Wasser.
3) Dreimal durch ein BadDa der oben beschriebene Kasten 250–300 Liter
(Kilogramme) Wasser enthält, so enthält das Bad 4 1/2 bis 5 Gewichtstheile
Salz auf 100 Theile Wasser. von 11 Kilogr. krystallisirter Soda, welches auf 40° R. erwärmt ist,
und dem man, damit es seine Stärke behält, 300 Gramme (10 Unzen) krystalisirte Soda
nach dem ersten Passiren jeder Walze zusetzt.
4) Zwölf Stunden lang in die Schwefelkammer, worin man 250 Gramme
(8 1/4 Unzen) Schwefel per Stück oder 11 Kilogr. zum
Bleichen von 40 Stücken verbrennt.
5) Dreimal durch ein Bad, welches 13 1/2 Kilogr. krystallisirte
Soda enthält, auf 40° R. erwärmt ist und dem man 300 Gramme (10 Unzen)
krystallisirte Soda nach dem ersten Passiren jeder Walze zusetzt.
6) Ein zweitesmal durch die Schwefelkammer, wie bei Nr. 4.
7) Dreimal durch ein Sodabad von 40° R. wie bei Nr. 5.Anstatt die Seife und die krystallisirte Soda, welche man während der
Operation zusetzen muß, abzuwiegen und aufzulösen, hat man Auflösungen
dieser Substanzen vorräthig, damit man nur den Gewichten entsprechende
Raumtheile abzumessen braucht; man löst nämlich auf:In100 19 1/2Kilogr. heißen WassersKilogr.
krystallisirte Sodaum das Sodabad zu haben.Und in100 18Kilogr. kochenden WassersKilogr.
Marseiller Seifeum das Seifenbad zu haben.
8) Zweimal durch Wasser, welches auf 32° R. erwärmt
ist.
9) Zum drittenmal zwölf Stunden lang in die Schwefelkammer.
10) Zweimal in lauwarmes Wasser und sodann in kaltes Wasser.
11) Zum Bläuen, indem man sie durch Wasser passirt, welches mit
Indigocarmin oder essigsaurem Indigo gefärbt ist.
Zweites Verfahren.
Wenn die Stücke gesengt und in lauwarmem Wasser gereinigt worden sind, kommen
sie:
1) Zehn bis zwanzig Minuten lang in ein auf 40° R.
erwärmtes Bad, welchem man 6 Liter Sodabad für jede Walze von 4 Stücken zusetzt.
2) Fünfzehn bis zwanzig Minuten lang in ein auf 40° R.
erwärmtes Seifenbad, welchem man 6 Liter Seifenbad für jede Walze von 4 Stücken
zusetzt.
3) Acht bis zehn Stunden lang in die Schwefelkammer, worin man
beiläufig 7 Kilogr. Schwefel auf 40 Stücke verbrennt.
4) Zehn Minuten lang in ein auf 36° R. erwärmtes Sodabad,
welchem man 1 Liter Sodabad für jede Walze von 4 Stücken zusetzt.
5) Zwanzig Minuten in ein auf 40° R. erwärmtes Seifenbad,
welches mit 4 Litern Seifenbad für jede Walze unterhalten wird.
6) In einen Kasten mit Walzen, welcher mit lauwarmem Wasser
gefüllt ist, um sie gut zu reinigen.
7) Acht bis zehn Stunden lang in die Schwefelkammer wie bei Nr.
3.
8) Zehn Minuten lang in ein Sodabad wie bei Nr. 4.
9) Zwanzig Minuten lang in ein Seifenbad wie bei Nr. 5.
10) In ein Bad von lauwarmem Wasser, um sie gut zu reinigen.
11) Zum drittenmal in die Schwefelkammer wie bei Nr. 3.
12) Zwanzig Minuten lang in ein Sodabad wie bei Nr. 4.
13) In eine Kufe mit Walzen, welche mit lauwarmem Wasser gefüllt
ist.
14) Behufs des Bläuens in ein Bad, welches aus Thonerdehydrat und
Indigocarmin besteht, die in Wasser suspendirt sind, worin ein wenig Seife aufgelöst
ist.
Bei den zwei so eben beschriebenen Verfahrungsarten sind die Operationen zum
Entfetten nicht ausreichend, um dem Gewebe bis zu der Zeit, wo man es dem
schwefligsauren Gas aussetzt, alles Fett zu entziehen; das Schwefeln ist daher auch
nicht wirksam genug und es entstehen beim Färben der Zeuge, besonders in zarten
Farben, nicht selten Flecken. Diese Uebelstände finden bei folgendem Verfahren nicht
mehr statt.
Drittes Verfahren.
Nachdem man die rohen Gewebe gesengt und in Wasser gewaschen hat, muß man sie:
1) Zweimal in einem alkalischen Seifenbad Passiren, welches aus 20
Kilogr. krystallisirter Soda und 4 Kilogr. Seife besteht und auf
48–52° R. erwärmt ist.
2) In heißem Wasser reinigen.
3) Zweimal in einem auf 48–52° R. erwärmten Bad von
10 Kilogr. krystallisirter Soda passiren.
4) In heißem Wasser reinigen.
5) Zehn Stunden lang in die Schwefelkammer bringen, worin man 10
Kilogr. Schwefel oder 250 Gramme (8 1/4 Unzen) per Stück
verbrennt.
6) Sie in heißem Wasser reinigen.
7) Zweimal in einem auf 48–52° R. erwärmten Bad
passiren, welches 7 Kilogr. krystallisirte Soda enthält.
8) Zweimal in einem auf 48–52° R. erwärmten Bad
passiren, welches 5 1/2 Kilogr. krystallisirte Soda enthält.
9) In heißem Wasser reinigen.
10) In die Schwefelkammer bringen, worin man 7 Kilogr. Schwefel
oder 175 Gramme (5 4/5 Unzen) per Stück verbrennt.
11) In lauwarmem Wasser passiren.
12) In einem Indigocarmin-Bad passiren, um sie zu
bläuen.
Sollen die zu bleichenden Zeuge in dunkelfarbigen Böden, einzeln stehenden Bouquets
etc. bedruckt werden, so kann man mit der sechsten Operation (Reinigen der Stücke in
warmem Wasser) aufhören und sie bläuen. Sollen hingegen die Zeuge hellfarbige Böden
erhalten, so ist es unumgänglich nöthig die ganze Reihe der angegebenen Operationen
mit ihnen durchzumachen, um die (S. 289) erwähnten Flecken zu vermeiden.
Die Hauptbedingungen beim Bleichen der wollenen und halbwollenen Zeuge sind also:
1) das Gewebe gut zu entfetten, wozu man dadurch gelangt, daß man es gleich von
Anfang an mit Seife behandelt, hierauf mit kohlensaurem Natron, und es häufig in
warmem Wasser auswascht;
2) das Gewebe während des Schwefelns gegen die directe Einwirkung des schwefligsauren
Gases zu verwahren, damit dessen Unreinigkeiten nicht den Zeug beschädigen oder
wenigstens Flecken darauf hervorbringen können;
3) die Zeuge nach dem Schwefeln in einem nicht zu heißen Wasser auszuwaschen, damit
die Verbindung der schwefligen Säure mit dem Farbstoff nicht zum Theil zerstört
wird.