Titel: | Verfahren das Ergebniß des Rohzuckers und anderer zuckerhaltiger Substanzen an reinem Zucker zu berechnen; von Clerget. |
Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. LX., S. 311 |
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LX.
Verfahren das Ergebniß des Rohzuckers und anderer
zuckerhaltiger Substanzen an reinem Zucker zu berechnen; von Clerget.
Aus den Comptes rendus, Septbr. 1846, Nr.
10.
Clerget's Verfahren das Ergebniß des Rohzuckers zu
berechnen.
Meine mit dem neuen Soleil'schen
Polarisations-Apparat angestellten Beobachtungen beweisen, daß die Melasse in
der Regel noch die beträchtliche Quantität von 36–50 Procent wirklichen
Zuckers enthält, die man aufgibt, weil man sie nicht mehr zum Krystallisiren bringen
kann, oder wenigstens keinen Nutzen daraus zu ziehen vermag, ohne solche Unkosten,
die den Gewinn mindestens aufzehren würden. Die Unmöglichkeit der Gewinnung
desselben wurde schon längst wissenschaftlich erklärt, ohne daß man Methoden besaß,
um die Menge dieses Zuckers leicht zu bestimmen.
Da es aber gegenwärtig so leicht ist, die in Zuckerlösungen enthaltene Menge
wirklichen Zuckers zu erkennen, so schlage ich vor, durch Nebeneinanderstellung und
Vergleichung dieser Quantität mit jener der fremdartigen Substanzen, deren
Vorhandenseyn in denselben Lösungen durch ihre Dichtigkeit angegeben wird, den Grad
der Schwierigkeit, oder die Unmöglichkeit der Abscheidung dieses Zuckers zu
bestimmen, oder doch wenigstens annähernd zu ermitteln.
Um den Nutzen dieser Nebeneinanderstellung einleuchtender zu machen, brauche ich nur
folgendes Beispiel anzuführen:
Eine nach meiner Methode analysirte Melasse ergab 47 Proc. als Gehalt an wirklichem
Zucker, und ihre sowohl mittelst des Aräometers als der Wage bestimmte Dichtigkeit
wurde gefunden
145
Ein reiner Syrup, d.h. eine Mischung von
Zucker und Wasser,mit ebenfalls 47 Proc. Zuckergehalt, hat eine
Dichtigkeit von
121
––––
Unterschied
24
Wenn also die Melasse keinen Zucker mehr zu geben vermag, die Gewinnung des Zuckers
aus dem Syrup hingegen eine vollständige seyn kann – und das kann sie auch
– so muß die Schwierigkeit, den Zucker auszuziehen, für alle vorkommenden
Gemenge durch die relativen Verschiedenheiten ausgedrückt werden können, welche man
in eben diesen Gemengen zwischen dem Verhältniß des Zuckergehalts und der
Dichtigkeit findet. Eine Tabelle hierüber wird die Anwendung dieses Princips sehr
erleichtern und ich werde eine solche bald veröffentlichen.
Das eben Gesagte bezieht sich auf Flüssigkeiten; den Rohzucker anbelangend, ist das
Verfahren, sein Ergebniß zu berechnen, noch einfacher, denn bei diesem Zucker
braucht nicht einmal die Dichtigkeit seiner Lösungen ermittelt zu werden. Die
Berechnung gründet sich hiebei auf folgende Betrachtung:
Die Rohrzucker-Melasse enthält durchschnittlich 40 Proc. wirklichen Zuckers
und 20 Proc. Wasser; demnach sind 40 Proc. verschiedener fester Substanzen mit einer
gleichen Menge Zucker darin vereinigt. Es muß daher einleuchten, daß alle
fremdartigen festen Bestandtheile des Rohzuckers (außer dem Zucker selbst) zu
Melasse concentrirt, eine ihrem eigenen Gewichte gleiche Quantität wirklichen
Zuckers enthalten werden.
Es habe z.B. ein Rohzucker folgende Zusammensetzung:Dieses Beispiel entspricht einer guten vierten Sorte.
Wirklicher Zucker
88
Feste Substanzen außer dem Zucker
9
Wasser
3
––––
100
Offenbar werden, wenn er raffinirt wird, die 9 Proc. anderer Substanzen (als Zucker)
sich in der Melasse (dem letzten Product der Operation) befinden und man wird in
dieser Melasse auch 9 Procent wirklichen Zuckers antreffen. Der Rohzucker dieser
Qualität kann also, angenommen auch, daß gar kein materieller Verlust stattfinde,
nicht mehr als 79 Proc. raffinirten Zuckers liefern.
Hätte der Rohzucker einen größern Gehalt gehabt, z.B. den ziemlich häufig
vorkommenden von 94 Proc., so wäre der wenigstens mögliche Verlust, den Wassergehalt
als constant angenommen, nicht über 3 Proc. gegangen. Ein solcher Rohzucker würde
dann 90 Proc. reinen Zucker liefern.
Hieraus ist also zu ersehen, daß der Coefficient des Ergebnisses im Verhältniß mit
dem Zuckergehalt wächst oder abnimmt und daß man ihn nach einer sehr
wahrscheinlichen Voraussetzung, wenn auch nicht mit absoluter Genauigkeit, doch dem
Minimum nach, ermitteln kann.