Titel: | Ueber die Erzeugung und Anwendung der brennbaren Gase als Heizmaterial für industrielle Zwecke; von G. Michiels. |
Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. XXXIII., S. 134 |
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XXXIII.
Ueber die Erzeugung und Anwendung der brennbaren
Gase als Heizmaterial für industrielle Zwecke; von G. Michiels.
Aus dem Recueil de la Société polytechnique,
1846 No. 16 bis 21.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV und V.
Michiels, über die Erzeugung und Anwendung der brennbaren
Gase.
Anwendung der Gase, welche aus mineralischen und
vegetabilischen Brennstoffen, durch Zersetzung derselben in ihre nähern
Bestandtheile und die unvollkommene Oxydation ihres Kohlenstoffs erzeugt
werden.
Der Hauptzweck hiebei ist, die sehr trockenen, schwer zu verbrennenden Brennstoffe,
welche die untere Schicht der großen Kohlenformation bilden, sowie die Braunkohlen,
Erdharze und den Torf der tertiären Gebirge und gleichzeitigen Formationen
vortheilhaft zu benutzen. Die gegenwärtige Art die Brennstoffe anzuwenden, ist
fehlerhaft, weil man dabei nur einen Theil ihres Nutzeffects erzielt. Der Verlust an
Wärmestoff in den bestersonnenen Apparaten ist sehr groß, und noch weit größer bei
ihrer gewöhnlichen Benutzung. Dieser Wärmeverlust wird bei ihrer Anwendung zu
häuslichen und industriellen Zwecken so lange stattfinden, als man sich begnügt, die
Brennmaterialien, so wie sie die Natur liefert, zu verwenden, weil ihre normale
Verbrennung eine technische Unmöglichkeit ist; denn wenn ihnen nur so viel Luft zugeführt wird, als
zur Verbrennung streng erfordert wird, so entweichen die entstandenen gasförmigen
Producte, ehe sie noch ihre höchste Oxydation erreicht haben; man ist daher
genöthigt diesen Uebelstand dadurch zu vermeiden, daß man eine größere Menge Luft
zuläßt, welche in der Regel 2 1/2 mal so viel beträgt, als die nach der Berechnung
erforderliche, diese nimmt aber die Temperatur der Flamme an und führt einen
bedeutenden Theil des entwickelten Wärmestoffs mit fort.
Wir wollen diese Betrachtungen in Ziffern erörtern und als Beispiel eine
Dampfmaschine nach dem Watt'schen System, von niederem
Druck mit Condensation wählen. Bekanntlich verbraucht diese Maschine, wenn die
Kraft, wofür sie construirt ist, unausgesetzt in Anspruch genommen wird, 0,033 Meter
bei 1 Atmosphäre Spannung verdampften Wassers per
Pferdekraft und per Stunde. Auch ist bekannt, daß ihre mittlere Consumtion, wenn sie
von gewöhnlichen Heizern bedient wird, 6 Kilogr. Steinkohlen per Pferdekraft und per Stunde beträgt.
Gehen wir von diesen beiden Thatsachen aus, so können wir daraus schließen, daß 6
Kilogr. Steinkohlen mittlerer Güte in einem guten Feuerraum 0,033 Kubikmeter Wasser
bei obenerwähnter Spannung verdampfen. Nun findet bei diesen Maschinen die
Condensation statt, um im Cylinder einen Gegendruck von 0,040 Meter zu hinterlassen,
was einer Temperatur von 35° C. für das Condensationswasser entspricht; die
Speisepumpe liefert sonach dem Kessel Wasser von 35° C.
Diese Angaben sind hinreichend, um die in einem guten Feuerraum zu nutze gemachten
und zu Verlust gehenden Wärmemengen zu berechnen.
Von 35° auf 100° C. übergehend absorbirt
jedes von diesen 33 Kilogr. Wasser 65 Wärme-Einheiten,
also
33 × 65 =
2145 Wärme-Einheiten
für die Verdampfung
33 × 550 =
18150 deßgl.
––––––––––––––––––
Nutzbringende
Consumtion
20295 Wärme-Einheiten.
Berechnen wir nun die Anzahl Wärme-Einheiten, welche 6 Kilogr. Kohle
hervorbringen können, so haben wir dann nur noch eine Subtraction zu machen, um die
Zahl für den Verlust zu erhalten. Wir können für die unter diesem Dampfkessel
angewandte Kohle folgende Zusammensetzung annehmen:
Kohlenstoff
87,96
Wasserstoff
5,24
Sauerstoff und Stickstoff
5,41
Asche
1,40
––––––
100,00.
Wir haben daher zu verwenden:
6 × 0,8795 =
5,270 Kilogr. Kohlenstoff
6 × 0,0524 =
0,310
„ Wasserstoff.
Die 5,270 Kilogr. Kohlenstoff erfordern, um
in Kohlensäure überzugehen
13,860 Kil. Sauerstoff
Die 0,310 Kilogr. Wasserstoff absorbiren,
um vollkommen zu verbrennen
2,480
„
„
–––––––––––––––––
Sauerstoff-Consumtion
16,340 Kil.
welche von 71 Kilogr. oder 54,690 Kubikmeter Luft geliefert
werden. Während ihres Durchzugs entwickelt
der Kohlenstoff
38451 Wärme-Einheiten
der Wasserstoff
6858
deßgl.
–––––––––––––––––––
Summa
45309 Wärme-Einheiten.
Obige nutzbringende Konsumtion
20295
deßgl.
–––––––––––––––––––
Verlust:
25014 Wärme-Einheiten.
Diese Zahl, welche den Verlust an Wärmestoff in einem der testen bekannten Apparate
bis zur Evidenz nachweist, berechtigt uns zu der Annahme, daß im Allgemeinen nicht
20 Proc. der angewandten Brennstoffe zunutze gemacht werden.
Suchen wir uns nun einen klaren Begriff von der Zerstreuung dieser verlorengehenden
25,014 Wärme-Einheiten zu machen. Ich sagte oben, daß der Act der Verbrennung
in den Feuerräumen mit Rost sich zwischen zwei Klippen befinde – dem Verlust
eines großen Theils des zur chemischen Zusammensetzung gehörigen Wasserstoffs und
des gebildeten Kohlenoxyds, oder der Einführung einer größern Menge Luft, als zu
einer vollkommenen Verbrennung gerade erforderlich ist. Nun entwickelt der
Kohlenstoff bei seiner Verwandlung in Kohlenoxyd nur 1598 Wärme-Einheiten,
während bei seiner Verwandlung in Kohlensäure diese Zahl sich auf 7858 erhöht; es
ist daher von Wichtigkeit, die möglich größte Menge Kohlensäure zu erhalten und man
entschließt sich aus diesem Grunde zu einem Verlust anderer Art, der aber von
geringerm Belang ist, nämlich der Erkältung des Feuerraums durch die Zuführung einer
größern Luftmasse.
Ich sagte oben, daß diese eingelassene Luft im Mittel 2 1/2 mal so viel beträgt als
die genau erforderliche; in dem zu unserer Berechnung gewählten Beispiel also wurden
die 71 Kilogr. verwendeter Luft von ungefähr 100 weitern Kilogrammen Luft begleitet,
welche nur dazu dienten,
den Verlust an Kohlenoxyd und Wasserstoff zu vermindern. Diese 100 Kilogr. bei
10° C. eingetretener Luft verlassen den Feuerraum, nachdem sie sich ins
Gleichgewicht der Temperatur gesetzt haben; sie nehmen eine Wärmemenge mit sich
fort, welche für das dunkle Rothglühen angeschlagen werden kann =
100 Kilogr. × 790° × 0,2669 = 21085
Wärme-Einheiten.
0,2669 ist die nach den Versuchen von Delaroche und Bérard zuletzt als verläßlich angenommene Zahl für
die specifische Wärme der Luft im Verhältniß zum Wasser.
Wir finden folglich, daß die Erkaltung durch Einführung unnützer Luft 21/25 des oben
berechneten Gesammtverlustes und 21/45 der Wärme beträgt, welche der Brennstoff
entwickeln kann.
Diese numerischen Resultate beweisen, daß die gegenwärtige Art die Brennstoffe zu
benützen, mit mehreren davon unzertrennlichen Veranlassungen von Verlust behaftet
ist; derselbe könnte wohl durch eine sehr umständliche Sorgfalt vermindert werden,
niemals aber wird dieß in befriedigendem Grade der Fall seyn, so lange man die
unmittelbare Anwendung der Brennstoffe, wie sie die Natur liefert, beibehält. Es
müssen also neue Vorrichtungen erdacht werden, die den Verbrennungs-Proceß
vollkommen machen und unabhängig von der Form und Größe des Feuerraums, der
Feuercanäle und des Kamins. Die vortheilhaften Resultate, welche ich erhielt,
gestatten mir mit Bestimmtheit zu erklären, daß die bedeutendste Ersparung, welche
wir zu erzielen im Stande sind und durch die wir uns der theoretischen Berechnung
sehr nähern, durch Abtheilen der Verbrennung in zwei besondere Operationen erreicht
wird; hienach zerfällt die Verbrennung erstens in die Umwandlung der Brennstoffe in
ihre nähern, oder bloß auf den niedrigsten Oxydationsgrad gebrachten Bestandtheile,
und zweitens in die vollkommene Verbrennung oder höchste Oxydation dieser
gasförmigen Producte. Letztere kann entweder durch freies Zulassen der
atmosphärischen Luft zu den Gasen, oder vortheilhafter, in verschlossenen Gefäßen
oder Oefen, durch Einblasen kalter oder warmer Luft in dem zur vollkommenen
Oxydation dieser gasförmigen Producte erforderlichen Verhältniß bewerkstelligt
werden.
Man kann die gasförmigen Producte von dem Vergasungs-Apparate aus direct nach
der Stelle ihrer Consumtion leiten (wohin sie die vom ersten Oxydationsgrad des
Kohlenstoffs entwickelte Wärme mitnehmen und wo sie in großen Reservoirs, wie das
Leuchtgas, vorräthig gehalten werden), um dann von ihnen nach Maaßgabe des Bedarfs
und unter dem erforderlichen Druck Gebrauch zu
machen.
Der mit diesem Vorräthighalten der Gase verbundene Wärmeverlust ist von geringem
Belange im Verhältniß zu den daraus entspringenden Vortheilen. Ich habe mich durch
einen in sehr großem Maaßstab angestellten Versuch überzeugt, daß der durch diese
gasförmigen Producte mitgerissene Wärmestoff zur Erwärmung des
Vergasungs-Apparats verwendet werden könnte, wodurch dieser Verlust zu einem
höchst unbedeutenden vermindert würde. Ich komme hierauf später zurück.
Von der Umwandlung der Brennstoffe mineralischen und
vegetabilischen Ursprungs in brennbare Gase.
Bei dieser Umwandlung nimmt das Kohlenoxydgas die erste Stelle ein. Um dieses Gas in
unbegränzter Menge zu erzeugen, wenn es auf seine Reinheit nicht ankommt, benutzt
man die Verwandtschaft des Sauerstoffs zum Kohlenstoff in der Rothglühhitze. Man
füllt eine Röhre mit Kohle, zündet letztere an einem Ende an, setzt dieses Ende in
Verbindung mit einem Handblasebalg und die am andern Ende austretenden gasförmigen
Producte sind dann verbrennungsfähig; es sind die mit dem Stickstoff der Luft
vermengten brennbaren Gase. Während des Einblasens von Luft bildet der Sauerstoff
derselben mit dem Kohlenstoff der ersten, im glühenden Zustand befindlichen
Kohlenschichten Kohlensäure, CO² diese, durch
neue Schichten Kohlenstoffs streichend, wird zu Kohlenoxydgas C² O² = CO + CO, d.h. ein neues Aequivalent
Kohlenstoff verbindet sich mit dem Aequivalent der gebildeten Säure. Das
Kohlenoxydgas ist aber nicht der einzige Brennstoff in diesem Gasgemenge, sondern
man findet in demselben auch Wasserstoff, welcher durch Zersetzung des in der
eingeblasenen Luft enthaltenen Wasserdampfes entsteht.
Die Vorgänge bei diesem Experimente sind unabhängig von den Dimensionen der Röhre,
wenn nur beständig Kohle nachgefüllt wird. Man kann daher, wenn man eine große
Quantität brennbarer Gase erzeugen will, besagte Röhre in der Länge und Weite
beliebig vergrößern, um dann im Verhältniß der Kohlenstoffmasse Luft einzublasen;
man kann ferner der Röhre eine beliebige Neigung von 0° bis 90° geben,
und folglich diejenige wählen, bei welcher das Einfüllen am leichtesten zu
bewerkstelligen ist.
Seit 4 Jahren habe ich dieses Verfahren mit Ausdauer verfolgt und es zur Behandlung
des Zuckerrohrs behufs der Zuckerfabrication seit dem J. 1841 in den tropischen
Ländern angewandt. Ich construirte einen 7 Meter großen Apparat in Form eines
Kamins; derselbe ist oben mit einer gußeisernen Platte gedeckt, die einen weiten,
unten mit einer Klappe
versehenen Trichter zum Einfüllen der rohen Brennmaterialien trägt. Am Fuße des
Mauerwerks, 1/2 Meter vom Boden entfernt, ließ ich eine Oeffnung für die
Blasebalgröhre, und auf einer andern Seite einen Austritt für die Asche. Der innere,
horizontale Durchschnitt dieses Vergasungsapparats ist ein Viereck von 0,60
Meter.
Ich beschickte diesen Apparat mit kohlenstoffhaltigen Körpern verschiedenen
Ursprungs, erhielt ihn bis zu verschiedenen Höhen angefüllt, wechselte mit dem Volum
und der Spannung der eingeblasenen Luft und mit dem Durchmesser der Blasebalgröhre,
wobei ich nie etwas anderes als brennbare Gase erhielt; dieß berechtigt mich zu der
Behauptung, daß die Verwandlung der rohen Brennmaterialien in Gase mit der größten
Leichtigkeit zu bewerkstelligen ist.
Um ein größeres Quantum Kohlenstoff vorräthig zu halten, construirte ich einen andern
Apparat von gleicher Höhe, dessen oberer Theil aus einem unten sich verengenden
Schacht bestand, welcher die Region, worin der erwähnte Proceß vor sich geht,
nachfüllend speiste. Ich fand nämlich, daß der Vergasungsproceß innerhalb einer
einen Meter großen Zone von dem Niveau der Windformen ausgehend stattfindet, und
kann daher die Oeffnung zum Austritt des Gases unmittelbar über dieser Gränze
anbringen. Diese Anordnung vermindert bedeutend den Kraftaufwand, welcher für die
Ventilation erforderlich wäre, wenn die Gase die ganze Säule des Brennmaterials
durchstreichen müßten, um endlich in ihre Ableitungsröhre am obern Ende des Schachts
zu gelangen, wie dieß bei den Hohöfen der Fall ist. Eine Folge dieser Einrichtung
ist auch, daß der Theer und die andern verdichtbaren Producte, welche bei der
trockenen Destillation gewisser Brennstoffe in den obern Zonen entstehen, auf ihrem
Wege durch die untere Zone, wo der Austritt (der Gase) stattfindet, verbrennen; denn
diese Zone ist wenigstens dunkelrothglühend. Dieser Bedingung muß entsprochen
werden, wenn man nicht Gefahr laufen will, daß sich die Leitungsröhren und
Verbrennungsröhren in Folge der Verdichtung dieser Substanzen verstopfen, welche
kostspielige Erfahrung ich zu machen hatte. Um die Gasentwickelung zu befördern und
das Absetzen der Kohlenstückchen und des größten Theils des Kohlenstaubs, welche mit
den Gasen fortgerissen werden, zu bewirken, ließ ich einen verhältnißmäßig großen
Raum für sie, welcher kreisförmig um die Rast in der Höhe des Gasaustritts
herumläuft. Zu diesem Behuf verengerte ich den Schacht unten durch eine
Steinschicht, welche einen hervorstehenden Mauerkranz über der Rast bildet. Die
Brennstoffbeschickung erweitert und öffnet sich von dieser Verengung aus und läßt
einen leeren ringförmigen Raum unterhalb des Vorsprungs. Hier vereinigen sich die Gase und verlassen ihre
aufsteigende Richtung, um diesen horizontalen Weg einzuschlagen, welcher sie an die
Austritts-Mündung führt.
Wir ersehen aus diesen Betrachtungen, daß die Höhe des Apparats ohne Einfluß auf die
Gaserzeugung ist und der Schacht nur als Magazin für den Brennstoff dient.
Hinsichtlich der Details des Gaserzeugers verweise ich auf die Erklärung der
Abbildungen.
Nachdem ich mich hinreichend überzeugt habe, daß der ununterbrochenen Erzeugung
brennbarer Gase in einem Vergasungs-Apparat, der noch kolossaler ist als die
größten Hohöfen, nichts im Wege steht, beabsichtige ich bei meiner Zurückkunft nach
Europa einen Apparat herzustellen, der eine Beschickung von 100,000 Kilogr.
Kohlenstoff aufnimmt und in 24 Stunden das Zehnfache dieser Quantität
verbraucht.
Zu diesem Behufe wird der Apparat 398,154 Kubikmeter Sauerstoff durch Einblasen von
1,915,012 Kubikmeter Luft erhalten. Auch wird in ihn Wasserdampf geleitet werden
(gemäß der Erklärung der Abbildungen); das Volum dieses Dampfs, auf die Spannung von
760 Millimeter reducirt, beträgt 957,506 Kubikmeter.
Unter diesen Umständen wird der Vergasungs-Apparat (die Volume auf 0°
Temperatur und 760 Millimet. Druck berechnet) liefern:
auf Rechnung des eingeblasenen
Sauerstoffs
797,028
Kubikm. Kohlenoxyd
auf Rechnung des Sauerstoffs von der
Zersetzung desWasserdampfs
957,506
deßgl.
––––––––––––––––––
Gesammt-Volum des Kohlenoxyds
1,754,534
Kubikm.
Durch Zersetzung des Wasserdampfs erzeugter
Wasserstoff
957,506
Kubikm.
Auf Rechnung der eingeblasenen Luft an
Stickstoff
1,516,498
„
Verwandeln wir diese Volume in Gewichte, so erhalten wir folgende Quantitäten:
1,754,534
Kubikmet.
Kohlenoxyd
wiegen
2,181,061
Kilogr.
957,506
„
Wasserstoff
„
85,636
„
1,516,498
„
Stickstoff
„
1,922,161
„
Wir wollen nun mit Hülfe dieser Daten und der Wärme-Capacitäten der Gase die
Quantität des für diese Art von Vergasung aufgeopferten Wärmestoffs zu ermitteln
suchen.
Ein Kubikmeter Kohlenstoffdampf entwickelt bekanntlich, wenn er sich mit einem
Kubikmeter Sauerstoff verbindet, 1,598 Wärme-Einheiten; wir können demnach
die Summe des im Apparat abgesetzten Wärmestoffs berechnen. Wir werden dann auch
seinen Verbrauch bestimmen.
Der Gaserzeugungs-Apparat erhielt:
durch die Bildung von Kohlenoxyd
1754534/100
× 1598
= 1,401,872,666
Wärme-Einheiten,
durch das Einführen von Wasserdampf
366,925,000
Summa des in 24 Stunden
erhaltenenWärmestoffs
1,768,797,666.
Der Wärmeverbrauch kann
durchAufstellung folgender Verhältnisse,welche sich auf die
specifische Wärmeder verschiedenen Gase und auf dieTemperatur des
Ofens gründen, welcheletztere wenigstens 800°C. betragen
muß,festgestellt werden.
2,181,061 Kil. × 0,2884 ×
800° = dem vonder Kohlensäure fortgeführten Wärmestoff
= 503,214,392
85,636 Kil.
× 3,2936 × 800° = dem vondem Wasserstoff
fortgeführten Wärmestoff
= 225,640,577
1,922,161 Kil. × 0,2734 ×
800° = dem vomStickstoff fortgeführten Wärmestoff
= 420,415,053
––––––––––––––
Summa des durch die
Gasentwickelungverbrauchten Wärmestoffs
1,149,270,022
–––––––––––––
DifferenzDer auf Tab. IV und V abgebildete Gaserzeugungs-Apparat
besteht aus einer äußern starken Mauer, einem Rauhschacht von
feuerbeständigen Backsteinen, einem Herd mit einer Rast und einem
hervorspringenden Mauerkranz von Puddingstein darüber; ich muß aber
bemerken, daß ich überall, wo ich heißes Wasser oder Wasserdampf zu
Bade-Etablissements, Dampfmaschinen und andern Zwecken
verwenden könnte, ich den Gaserzeuger von Eisenblechtafeln
construiren würde, welche wie Hochdruckdampfkessel zusammengefügt
und genietet würden. Bei dieser Construction würden der Herd, die
Rast und der innere Rauhschacht von einer Eisenblechwand gebildet
werden; eben so die äußere Mauer. Der zwischen diesen beiden Wänden
enthaltene Raum würde vom Wasser und dessen Dampf eingenommen. Auf
diese Weise könnte der Verlust an Wärmestoff durch Berührung und
Strahlung auf einen ganz unmerklichen reducirt werden.
619,527,644
Nehmen wir an, daß diese Differenz von 619,527,644 Wärme-Einh. nebenbei zur
Deckung des sehr kleinen Verlustes an Wärmestoff diene, welchen der Apparat durch
Ausstrahlung oder Berührung erleidet, daß sie aber vorzüglich den bei der
Verwandlung des Wassers in Dampf latent werdenden Wärmestoff liefere) nehmen wir
ferner an, daß die 1,149,270,022 Wärme-Einheiten, welche von dem brennbaren
Gemenge fortgeführt werden, nur zur Erzeugung des Wasserdampfs dienen können,
welcher bei der Gasbildung und durch die Triebkraft des Gebläses consumirt wurde, so
daß der einzige Nutzeffect der Operation der wäre, in das Reservoir ein brennbares
Gemenge von 0° Temperatur zu liefern. Bei dieser Sachlage, welche als die
ungünstigste betrachtet werden kann, die eintreten könnte, finden wir, daß wir
924,552 Kilogr. Kohlenstoff verwendet haben, um
2,181,061
Kilogr.
Kohlenoxyd
und
85,636
„
Wasserstoff
zu erhalten.
Untersuchen wir nun einmal, was diese Menge Kohlenstoff bei dem gegenwärtigen System
der Verbrennung zu erzeugen vermag; und ermitteln wir auch den Nutzeffect, der von
unserm Gasgemenge hervorgebracht werden kann; diese Vergleichung wird uns eine
richtige Vorstellung von dem relativen Werth beider Systeme verschaffen.
Ich zeigte oben, daß die Notwendigkeit, unnütze Luft in unsere gegenwärtigen
Feuerräume einzuführen, einen Verlust von 21/45 der Wärme verursacht, welche der
Brennstoff zu entwickeln vermag.
Die Anwendung dieses Erfahrungssatzes auf
die
924,552
Kilogr.
Kohlenstoff, mit welchen wir es zu thun
haben,ergibt einen Verlust von
431,457
deßgl.
–––––––––––––––––––
Bleiben nutzbringend übrig
493,095
welche an Wärme-Einheiten geben
können
3,597,716,341
Das andere System aber gibt uns:
von 2,181,061 Kilogr. Kohlenoxyd
eineQuantität Wärme-Einheiten, welche bestimmtwird durch
1,754,534 Kubikmeter × 3130 =
5,491,691,420
von 85,636 Kilogr. Wasserstoff eine
Quantitätvon 85,636 × 555 =
2,959,151,980
––––––––––––––
Summa
8,450,843,400 Wärme-Einh.
Hievon ist der von dem Stickstoff des
Gemengesunnütz absorbirte Antheil abzuziehen; diese
Quantitätergibt sich gleich 1,922,161 Kil. × 0,2734 × 790
=
414,369,220
––––––––––––––
bleiben nutzbringend übrig
8,036,474,180 Wärme-Einh.
Nach dieser Erörterung muß man anerkennen, daß der durch das unmittelbare Verbrennen
der Brennstoffe, wie sie die Natur liefert, erhaltene Nutzeffect zu demjenigen beim
neuen System sich verhält wie 36 zu 80.
Zu dieser Ersparung von mehr als 50 Proc. an Brennmaterial kommt aber bei dem neuen
System noch der Vortheil, daß wir durch dasselbe in Stand gesetzt sind, den schwer
zu verbrennenden Anthracit und mehrere Brennstoffe von geringem Werth vortheilhaft
zu verwenden.
Ich werde mich zunächst beschäftigen mit der Anwendung des neuen Systems:
a) zum Heizen der Wohnungen und zu häuslichen Zwecken
überhaupt;
b) in den Gewerbszweigen, welche in Städten betrieben
werden, z.B. in der Schlosserei, Färberei, Bäckerei, Branntweinbrennerei etc.;
c) zur Fabrication und zum Raffiniren des Zuckers aus
dem Zuckerrohr und den Runkelrüben;
d) zur Erzeugung von Wasserdampf als Triebkraft für
stationäre und Schiffs-Dampfmaschinen;
e) zur Behandlung mehrerer Erze;
f) endlich zur Beleuchtung von Privathäusern,
öffentlichen Gebäuden und Straßen und überhaupt zur Erzeugung von Licht.
(Die Fortsetzung folgt im nächsten
Heft.)