Titel: | Verbesserungen an Ventilirapparaten, worauf sich Alexander Haig, Ingenieur zu London, am 4. Sept. 1845 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. XXXVI., S. 161 |
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XXXVI.
Verbesserungen an Ventilirapparaten, worauf sich
Alexander Haig,
Ingenieur zu London, am 4. Sept. 1845 ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts, Sept. 1846, S.
121.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Haig's Verbesserungen an Ventilirapparaten.
Diese Erfindung besteht in der Construction und Anordnung von Apparaten, wodurch
Oefen, Bergwerke, und andere mit brennbaren, schädlichen oder ungesunden Gasarten
und Dünsten erfüllte Räume ventilirt und mit gesunder Luft versehen werden
können.
Fig. 23 ist
ein senkrechter Durchschnitt, Fig. 24 ein
Querdurchschnitt eines Centrifugalgebläses, wovon man die innere Kammer sieht, in
welcher 3 einen rotirenden Ventilator mit einem oder zwei Flügeln vorstellt. b, b sind Oeffnungen, durch welche die Luft oder die zu
entfernenden Gase von den mit den seitlichen Kammern h,
h in Verbindung stehenden Röhren c, c aus in
die mittlere Kammer gelangt. d ist die Abzugsröhre,
welche von der Centralkammer ausgeht, und wie Fig. 25 und 25 zeigen,
sich verzweigend in den Aschenraum o, o des Ofens
endigt. e ist eine horizontale Welle, an welcher der
Ventilator a, a sitzt; sie kann mittelst einer Kurbel
f aus freier Hand getrieben werden; außen steht
diese mittelst des Getriebes 2 mit dem Stirnrad 1 in Verbindung. Am
entgegengesetzten Ende der Welle ist eine Rolle, welche, anstatt wie eben
beschrieben, durch Hände, mittelst eines Bandes oder Riemens von einer Maschine
gedreht werden kann. Die zwei Kammern h, h communiciren
mit der Röhre j, welche zur Regulirung des Volumens der
in die senkrechte Röhre eindringenden atmosphärischen Luft mit einem Schieber oder
Hahn k versehen ist. Das Volumen der Luft vertheilt sich
durch einen Zugspalt bei z, gelangt in die Kammern h, h und mischt sich mit der aus dem Ofen gezogenen Luft oder Gasarten,
worauf die so vereinigten Luftsorten durch die Röhren d,
d in den Aschenraum geleitet werden (Fig. 25 und 26). Das Ende
jeder dieser Röhren besitzt eine Klappe n, welche sich
in dem Aschenraum 0,0 durch die Stangen m, m schließen
lassen, wenn die Oefen mit Holz versehen oder die Roststabe gereinigt werden sollen,
wobei die Ofenthüren geöffnet werden müssen. Indem nun die Seitenkammern die durch
die Röhren c, c herbeigesaugten Gase in Empfang nehmen,
verbinden sich diese Gase mit einer gewissen Portion atmosphärischer Luft, welche
durch die Röhre j eindringt (und durch die Schiebklappe
k in ihrem Volumen regulirt wird); so Passiren sie
vereinigt durch die Oeffnungen b, b und entweichen durch
die Röhren d in den Aschenraum 0. Die äußeren Wände des
Gebläses setzen sich unter dem Cylinder fort, und dienen so als Träger des Apparats;
die hervorragenden Flanschen gestatten dieselbe in jede beliebige Lage
festzuschrauben, wie z.B. auf Dampfschiffsverdecken u.s.w.
Fig. 25 ist
der horizontale Durchschnitt eines Dampfkessels, wobei sechs Oefen neben einander
angeordnet sind; Fig. 26 ist ein senkrechter Durchschnitt desselben. s, s bedeutet den Rost, 0,0 die Aschenbehälter und
Rauchfänge; r, r die Feuerbrücken; n die Ventile der Abzugsröhren und m die Oeffnungs- und Schlußstangen derselben. t, t sind Röhren, welche von den Aschenbehältern aus die
nicht entzündbaren Gase nach der Röhre q, q führen,
wodurch sie abgeleitet werden. w ist eine
Abdampfungspfanne, in welche die glühenden Kohlen, Asche etc. fallen; sie werden
unmittelbar durch darin enthaltenes Wasser, welches zugleich zur Verhütung einer
schnellen Zerstörung der Roststäbe dient, abgekühlt.
In Fig. 26
sieht man das Centrifugalgebläse über der Abzugsröhre des Kessels und zwar befestigt
an die Dampfbüchse c²; in dieser Stellung sammelt
das Gebläse alle aus dem Ofen entwickelten gasartigen Producte, die sonst in den
Kamin und den Schornstein entweichen, durch die Röhren c,
c; während die atmosphärische Luft, wie Fig. 23 und 24 zeigen,
durch die Röhre j und Regulirungsklappe k eindringt. Dieses Gebläse kann ebensowohl bei
Land- als bei Schiffsdampfkesseln, oder überhaupt bei jeder Ofenabzugsröhre
in irgend passender Stellung angebracht werden. x ist
die Achse der Treibrollen y, y, durch welche mittelst
des Frictionsbandes i dem Ventilator die erforderliche
Schnelligkeit verliehen werden kann.
Der erste Zweck dieser Verbesserungen ist, durch die vereinte Operation der
Aussaugung und Verdichtung eine Ventilation in geschlossenen Windöfen und eine
Verbrennung der brennbaren Gase in denselben zu bewerkstelligen, wobei die verbrauchten
Verbrennungsproducte durch den und aus dem Aschenbehälter entweichen. Der
Saugungsproceß der Ventilation sammelt die aus dem Brennmaterial sich entwickelnden
brennbaren und nicht brennbaren Gase in dem Gehäuse des Gebläses; von hier wird das
Gemenge von gasförmigen Producten und atmosphärischer Luft durch das Gebläse in den
Aschenbehälter getrieben, wo die nicht entzündbaren Gase durch eine, mit einem
Regulator oder einer Klappe versehene Röhre entweichen, wobei alle anderen äußeren
Oeffnungen von der atmosphärischen Luft abgeschlossen sind. Die nicht brennbaren
Producte aus dem Aschenbehälter können in einer beliebigen Höhe, an Bord eines
Schiffes entweder am Steuerbackbord oder auf beiden Seiten, oder am Stern des
Schiffes abgeleitet werden, was von der Anzahl und Lage der Kessel und Oefen
abhängt. Da die Schnelligkeit des durch die beschriebenen Einrichtungen
bewerkstelligten Abzugs diejenige bei einem Schornstein übertrifft, so kann ein
solcher Schornstein damit ganz erspart werden.
Der fortwährende Proceß des Aussaugens und Verdichtens ist es, welcher hier die
Ventilation eines geschlossenen Ofens und die Verbrennung der entzündbaren Gase
bewirkt; auf diese Art ist die Entstehung von Rauch in der Atmosphäre verhindert,
und eben so die Nothwendigkeit eines Schornsteins zur Erzielung des nöthigen Zugs
erspart. Da die Temperatur der vereinigten Gase, welche in den Aschenbehälter
gelangen, beträchtlich seyn wird, so möchte diese Hitze, wenn man die durch die
Kohlen, welche durch den Rost fallen, hervorgebrachte, nebst der hohen Temperatur
auf der Oberfläche des Rostes dazu rechnet, wirklich nachtheilig wirken; diesem
Uebelstand soll durch das in den Boden solcher Aschenbehälter gebrachte Wasser,
indem es verdampft und die glühenden Kohlen löscht, abgeholfen werden. Die in den
Abbildungen dargestellte Einrichtung zur Ventilation geschlossener Oefen kann mit
geringer Modification zu verschiedenen andern nützlichen Zwecken, wo es sich darum
handelt Luft oder gasartige Producte fortzuleiten und dafür eine gleiche Menge guter
Luft oder Gase herzuschaffen, benützt werden.
Soll die frische herzuleitende Luft oder das Gas, welches an die Stelle des
weggeleiteten treten soll, sich mit dem weggeschafften nicht vermischen, wie z.B.
bei der Ventilation eines Kohlenbergwerks, oder eines Schiffskielraums, so bedarf es
der Röhre j mit ihrer Klappe oben auf dem Gebläse nicht;
die Saugröhren c, c müssen dann in den mit verdorbener
Luft oder schädlichen Gasen und Dünsten erfüllten Raum geleitet werden; durch die
Umdrehungen des Ventilators gelangen diese Gase in die Kammern h,
von wo sie durch die Röhren d in die Atmosphäre
ausströmen oder in sonst einen passenden Raum geleitet werden, während ein gleiches
Volumen reiner Luft entweder durch die natürlichen Oeffnungen oder durch eine, in
den von schädlichen Dünsten etc. gesäuberten Raum gelegte Röhre, in den so
ventilirten Raum eindringt. Der Röhren j, j mit ihrer
Klappe etc. bedarf es in solchen Fällen zwar nicht zur Ventilation, aber diese
Oeffnungen können anstatt der Röhren c, c beibehalten
werden, wofür man die letztern weglassen kann. Die Saugröhren c, c können mit verschiedenen Röhren von kleinerm Kaliber, welche zu dem
Haupterzeugungsort schädlicher Dünste (Schiffsräume etc.) gehen, in Verbindung
gesetzt werden.