Titel: | Beschreibung des Verfahrens zur Anfertigung und Benutzung der elastischen Radirungsplatten; von Hrn. Furchau, k. preuß. Regierungs- und Schulrathe zu Stralsund. |
Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. XL. LI. , S. 172 |
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XL.
LI.
Beschreibung des Verfahrens zur Anfertigung und
Benutzung der elastischen Radirungsplatten; von Hrn. Furchau, k. preuß. Regierungs- und Schulrathe
zu Stralsund.
Aus den Verhandlungen des preuß. Gewerbevereins
1846, 5te Lief.
Furchau, über Anfertigung und Benutzung der elastischen
Radirungsplatten.
Einleitung.
Bereits im Jahre 1826, als ich in Bezug auf die Gründung einer
Provinzial-Gewerb-Schule Hieselbst Veranlassung hatte, mich mit
technischen Dingen zu beschäftigen, kam ich auf den Gedanken, ob es angehe, in
elastischen Platten zu radiren, und von diesen Abdrücke zu machen, wiewohl man
bisher nur harte Flächen: Metalle, Stein, Holz angewendet hat. Da ein elastischer
Körper wiederholt längere Reibungen und stärkeren Druck aushält als ein fester, so
lag in diesem Naturgesetze die Möglichkeit der Ausführung.
Ich stellte mir also die Aufgabe, elastische Platten hervorzubringen, welche indeß
die nachfolgenden Bedingungen erfüllen mußten:
1) Leichtes, angenehmes Arbeiten in denselben (Radiren).
2) Reine Striche in jeder Abtönung.
3) Gutes Sehen bei der Arbeit.
4) Leichtigkeit beim Abdruck.
5) Sehr bedeutende Größe der Platten, als eigenthümliche
Hauptsache.
6) Gehörige Haltbarkeit (genügende Zahl der Abdrücke).
7) Wohlfeilheit der Hervorbringung.
Die vielfältigsten, indeß oft unterbrochenen Versuche und Mißlingungen zeigten Jahre
lang große Schwierigkeiten, aber ließen dennoch wiederholt die Möglichkeit der
Erreichung sehen. Endlich ist es mir gelungen, meinen Vorsatz, und zwar in seiner
ganzen Ausdehnung, auszuführen.
Es liegen elastische Platten vor, welche die nachfolgenden Eigenschaften
besitzen.
1) Es läßt sich in denselben, besonders in großem und größtem Maaßstabe mit
Leichtigkeit und selbst mit mehr Sicherheit radiren, als man auf dem Papiere große Zeichnungen mit Bleistift oder Feder genau
ausführt, indem ein gewisses leichtes Gebundenseyn auf der Platte beim Radiren
gerade größere Festigkeit und Haltung gewährt. Auch ist um sofort Abdrücke zu
machen, weder vor noch nach dem Radiren etwas weiteres zu beschaffen, und je rascher und fester
man radirt, desto besser wird die Arbeit.
2) Die Platten geben reine Striche in jeder beliebigen Stärke (Dicke und Tiefe),
welche eigenthümlich erscheinen.
3) Man kann beim Arbeiten alle Striche gut sehen, man kann gehörig vorzeichnen,
selbst mit breiten, getuschten Lagen, auch nach den Probeabdrücken, wo man, wie
schon vorher, die Zeichnung und Haltung auf der Platte recht gut beurtheilt,
nacharbeiten und corrigiren.
4) Der Abdruck ist in jedem Maaßstabe, auch in dem größten, mittelst einer accuraten
Presse leicht zu bewerkstelligen; jeder Arbeiter ist dazu bald einzuüben.
5) Es läßt sich diesen Platten ohne Schwierigkeit eine viel ausgedehntere Größe,
besonders auch eine viel bedeutendere Länge geben, als dieses bei anderem Material
bisher möglich gewesen ist.
6) Es sind bereits über 2000 Abdrücke von einer Platte genommen, und wenn dieselben
gehörige Glätte und Dicke haben, und besonders wenn recht tief gearbeitet ist, wird
sich eine noch größere Zahl guter Abdrücke herstellen lassen.
7) Die Platten sind sehr wohlfeil, und werden je älter, desto besser.
Abgesehen von dem wesentlichen Gebrauche zu leichter angelegten und weniger
ausgeführten Handzeichnungen wird es möglich seyn, eine eigenthümliche und
großartige Kunstanwendung von diesen Platten zu machen, besonders zu großen,
historischen, namentlich zu kirchlichen Bildern, sowie vornehmlich auch zu großen
Vorhängeblättern mit Abbildungen naturhistorischer und anderer Gegenstände, sowie
auch aus der biblischen Geschichte für Schulen, nach Art der großen Wandkarten, zu
sonstigen naturhistorischen und architektonischen Darstellungen in jeder Größe, zu
Rissen, zu großen Planen und Landkarten, zu Schrift aller Art. Es werden sich
getreue Nachbildungen der berühmtesten Meisterwerke in der Größe der Originale,
Bildnisse in Lebensgröße und ganzer Gestalt, und alle diese Gegenstände mit sehr
viel wenigeren äußeren Hindernissen und Kosten, als es bisher hat geschehen können,
herstellen lassen.
Nachdem die Erfindung von allen Seiten geprüft und eine Anzahl tauglicher Platten
unter meiner Anleitung angefertigt worden, übergebe ich die nachstehende genaue
Beschreibung des Verfahrens bei Bereitung und Benutzung der elastischen
Radirungsplatten der Oeffentlichkeit.
Möge ein ausgedehnter Gebrauch derselben der Kunst, der Wissenschaft und den Gewerben
recht vielfältige Dienste leisten.
Beschreibung des Verfahrens bei Bereitung und Benutzung der
elastischen Radirungsplatten.
1. Erforderliche
Localität.
Nöthig ist:
a) Ein kleineres (im Winter heizbares) Zimmer, recht
hell.
b) Ein größeres heizbares Zimmer.
c) Im Sommer ist sehr zu empfehlen ein Trockenboden,
in welchem scharfe Zugluft durch bewegliche Jalousien hervorzubringen ist.
Die Größe der Localitäten, besonders der unter b und
c ist nach der größeren oder geringeren Zahl der
Platten einzurichten, welche man zu gleicher Zeit zu bereiten beabsichtigt.
d) In dem einen Zimmer (am besten in dem größeren)
muß ein Trockenschrank vorhanden seyn, d.h. ein kleiner viereckiger, eiserner
Ofen mit einem Abzugsrohr, um welchen ein größerer oder kleinerer Verschlag von
Brettern mit einer Flügelthüre gemacht ist; die Bretter müssen gut in einander
gefalzt und doppelt gelegt, auch in dem zwischen den doppelten Brettern
befindlichen Raume mit Lohe ausgeschüttet seyn, welches das Hinausdringen der
Hitze noch mehr verhindert; zur Sicherheit ist ein Flechtwerk von dickem Drahte
oberhalb des Ofens anzubringen, und nahe über demselben quer durch den
Trockenschrank zu ziehen. Sehr gut ist es, wenn der Trockenschrank sich in einem
eigenen dritten kleinen Zimmer befindet, in welchem es nicht nöthig ist Zugluft
hervorzubringen.
Auch kann man statt des Trockenschrankes einen recht geräumigen Trockenofen von
gebrannten Steinen und Kacheln benutzen; jedoch darf in dem innern, zum Trocknen
bestimmten Raume des Ofens durchaus keine eiserne Platte oder dergleichen
befindlich seyn, indem dieses leicht ein Sengen statt Trocknen hervorbringen
kann.
e) In dem zuerst genannten kleineren Zimmer muß ein
ganz einfacher, langer gerader Tisch vorhanden seyn, und für jeden Arbeiter ein
emporgerichtetes langes, breites und ebenes Streichbrett.
f) Außerdem ist nöthig eine Anzahl dünner
viereckiger Stäbe von gehöriger, unten näher zu bezeichnender Länge, welche an
der einen der vier Seiten längs mit 6 bis 8 kleinen glatten Häkchen versehen
sind.
2. Ingredienzien.
Die anzuwendenden Ingredienzien sind sehr einfach und wohlfeil; sie bestehen aus
dünnem gut gekochtem Leinölfirniß, so wie man ihn im Handel bekömmt, das Quart zu
9 bis 10 Sgr., und aus geschlämmter Kreide, wovon der Centner in größeren
Quantitäten 20 Sgr. kostet. Auf das genaue Verhältniß der Theile zu einander
kömmt sehr viel an; man mischt zu jedem Pfunde Leinölfirniß der genannten Art
ein Pfund geschlämmter Kreide; sicherer und leichter verfährt man aber, wenn man
ohne sich auf das Abwiegen einzulassen, zu jedem Quart Leinölfirniß ein Quart
geschlämmter Kreide nimmt, indem man in das für die Kreide bestimmte Quartmaaß
dieselbe hineinschüttet, sie aber nicht hineindrückt, sondern nur durch leichtes
zwei- bis dreimaliges Schlagen mit einem Stäbchen an dem Rande des
Quartmaaßes das gleichmäßige Hineinfallen der Kreide bewirkt; vor dem
Hineinschütten muß man die in der geschlämmten Kreide vielleicht noch
befindlichen festeren Stücke mit einer breiten Kelle leicht zerdrücken.
Thut man von dem einen oder dem anderen Theile mehr oder weniger hinzu, so erhält
man Platten, auf welchen sich nicht gut radiren läßt, welche keine guten und
deutlichen Striche geben oder welche den Dienst ganz versagen. Der Leinölfirniß
oder die geschlämmte Kreide werden so fein als möglich zusammengerieben. Dieses
geht auf einem gewöhnlichen Reibstein allerdings langsam, indeß am besten von
statten; wenn man aber eine Reibmaschine anwendet, in welcher ein runder fein eingekerbter Stein über einer Steinfläche
mittelst einer Handhabe umgetrieben wird, so gewinnt man in kurzer Zeit einen
großen Theil geriebener Masse; man hat nur nöthig die Kreide, zu welcher man
nach und nach immer mehr Leinölfirniß hinzugießt, sechs- bis achtmal
durch die Maschine gehen zu lassen; ein Zeichen der gehörigen Vermischung der
Kreide mit dem Firniß besteht in einem leichten Schäumen der Masse. Auf die
Güte, namentlich auf das Alter, und besonders auf das leichte und schnelle
Trocknen des Leinölfirnisses kömmt sehr viel an.
3. Zubereitung der
Platten.
Die Zubereitung der Platten bedarf eines recht sorgfältigen Verfahrens.
a) Der Zeugstoff. Von der
rechten Wahl desselben hängt sehr viel ab. Man kann gebleichten oder
ungebleichten (aber ungefärbten) Kattun (Baumwollenzeug) nehmen, welcher der
wohlfeilste Stoff, häufig aber uneben und mürbe ist, oder auch
Flachs-Leinwand; bei weitem am besten und allein mit völliger Sicherheit,
auch der Haltbarkeit wegen anwendbar, ist Hanf-Leinwand, gebleichte aber auch ungebleichte; am
allerbesten und stärksten ist halbgebleichte russische Hanf-Leinwand,
wovon die Elle 4–5 Sgr. kostet, und welche man auch in bedeutender Breite haben kann;
sie ist je stärker desto besser, muß aber, was unerläßliche Bedingung ist,
möglichst eben seyn, indem es vorzüglich auf die Ebenheit und selbst Glätte der
zu bearbeitenden Fläche ankommt; deßwegen müssen alle Einbiegungen und Einkniffe
der Leinwand vorher durch Plätten oder dergleichen Hülfsmittel möglichst
beseitigt werden, sowie man auch gut thut, hervorragende Knötchen oder Fasern
des Zeuges vorher möglichst abzureiben und abzuschneiden; auch kann man
allenfalls, besonders zu kleineren und feineren Platten, sogenannte Calicots anwenden; nur muß man überhaupt überzeugt
seyn daß, wenn man gebleichten Stoff wählt, dieser nicht stark mit Chlor
gebleicht sey, weil derselbe sonst im Laufe der Zubereitung zu mürbe wird.
Zweckmäßig ist im allgemeinen, auch schon wegen der dunkleren Farbe, ein
ungebleichter Stoff, nur ist dieser häufig unebner. Maschinenleinwand verdient
wegen der Gleichmäßigkeit ihres Gewebes unbedingt den Vorzug.
Versucht ist es schon und geht recht gut, um Flächen von sehr großer und größerer
Breite zu gewinnen als das gewählte Zeug darbietet, dasselbe in der Breite fest
und fein aneinander zu heften; die feingemachten Näthe verschwinden bei der
Zubereitung immer mehr; in der Länge ist man dagegen ganz unbeschränkt.
Uebrigens kann es im Verhältniß zu dem künftigen, vielfältigen und ausgedehnten
Gebrauche nicht darauf ankommen, ob die Elle des gewählten Stoffes einige
Silbergroschen mehr oder weniger kosten würde. Auch auf recht starkes Papier und
sehr glatte Pappe kann man die beschriebene Masse streichen; indeß sind die auf
diese Weise hervorgebrachten Platten weniger biegsam und haltbar, und können
sich beim Drucken leicht krümmen; Platten von kleinerem Umfange dieser Art sind
aber recht gut anwendbar.
b) Von dem gewählten Zeugstoffe schneidet man, nach
der verschiedenen Absicht oder den Bedingungen der Localität, zwei, vier bis
sechs Ellen ab, legt dieses abgeschnittene Stück recht glatt auf den Tisch,
nimmt einen der oben erwähnten viereckigen, mit Häkchen versehenen Stäbe, die
etwas länger seyn müssen, als die Breite des Zeuges beträgt, hakt dasselbe an
dem einen Ende in der Breite gleichmäßig an diesen Stab und hängt es an der
obern Kante eines gerade aufgerichteten Streichbrettes in der Art fest, daß die
beiden hervorstehenden Enden des Stabes hinter zwei, auf jedem Ende der obern
Kante des Streichbrettes in passendem Abstande eingeschlagenen großen Nägeln
Haltung und Festigkeit bekommen, so daß die Leinwand ganz eben und glatt an dem
Streichbrette hinabhängt; alsdann streicht man das Zeug mittelst eines
gewöhnlichen, aber ziemlich großen Borstenpinsels, den man vorbinden kann, wenn
die Haare zu lang sind, oder noch besser, wenigstens bei den letzten Anstrichen, mit einem
breiten und starken Fischpinsel, das erstemal nicht zu dünn, sehr ebenmäßig mit
der zusammengeriebenen Masse, immer von oben nach unten gehend. Ist dieses
geschehen, so hängt man das bestrichene Zeug, indem man es mit einer langen
Gabel, welche zwei eiserne Griffe hat, von hinten bei dem Stabe anfaßt, in dem
größeren Zimmer, in welchem es genügt eine erforderliche Anzahl von Stricken in
dem nöthigen Abstande neben einander längs gezogen zu haben, und zwar zwischen
zwei Stricken – besser aber noch zwischen zwei hölzernen Leisten –
zum Trocknen auf; die Platten können ziemlich nahe neben einander hängen. Das
Streichen der Platten an einem ausrechtstehenden breiten befestigten Brette wird
ebener und geht leichter von statten, als wenn man die Leinwand auf den Tisch
hinlegt und so streicht. Sollten bei dem ersten und zweiten Streichen der
Platten diese nicht recht glatt an dem Streichbrette
liegen, so ist es jedenfalls rathsam, mit kleinen Nägeln an beiden Enden sie
recht straff gezogen zu befestigen; bei späteren Anstrichen wird dieß nicht
nöthig seyn.
Hat man einen eigenen, mit Zugluft versehenen Trockenboden, so geschieht das
Aufhängen in diesem und das Trocknen erfolgt schneller; benutzt man aber bloß
das Zimmer, so müssen die Fenster oder Lucken und die Thüren in demselben
geöffnet seyn, so daß man Zugluft hervorbringt; im Winter muß das größere
Zimmer, in welchem alsdann die Trocknung sehr gut vorgenommen wird, jedoch etwas
langsam erfolgt, stark geheizt werden.
c) Sobald der erste in das Zeug überall
eingedrungene Anstrich getrocknet ist, worauf je nach der Verschiedenheit der
Witterung fünf oder acht Tage zu vergehen Pflegen, wird auf gleiche Weise ein
zweiter Anstrich gemacht, welcher möglichst dünn aufzutragen ist, und in der
Regel schon schneller trocknet. Ob die Anstriche gehörig getrocknet sind, prüft
man dadurch, daß man die Hand eine Zeit lang anlegt; wenn der Anstrich nicht
mehr an der warmen Hand klebt, ist er trocken genug. Ist dieser zweite Anstrich
so beschaffen, so hängt man ihn in den oben beschriebenen Trockenschrank,
welcher so geheizt werden muß, daß in demselben fortdauernd 35 bis 45°
(C.?) Hitze vorhanden sind. Das Trocknen in dem geheizten Schranke erfolgt
übrigens besser und gleichmäßiger, als in einem sehr geräumigen Trockenofen. Das
Aufhängen in dem Trockenschrank geschieht, indem man in der Höhe desselben eine
Anzahl von starken hölzernen Stangen hat machen lassen, über welche die
gestrichenen und in der Luft getrockneten Platten, ähnlich wie Wäsche, über
einem Strick aufgehängt werden, so hat eine große Zahl von Platten über einander und
neben einander Raum. Man kann aber auch zwei oder mehrere größere Platten
zusammenrollen und in dem Trockenschranke neben einander aufstellen, und um das
Zusammenfallen derselben zu verhindern, ein langes Brett in gehöriger Breite
anfertigen lassen, auf welchem eine Anzahl runder fester Stäbe emporstehen, auf
welche man die zusammengerollten Platten steckt und sie alsdann mit dem Brette
auf einer Vorrichtung in den Schrank schiebt. In der Regel müssen die Platten 24
Stunden in dem Schranke bleiben. Wenn die Platten nach dem zweiten Anstriche aus
dem Trockenschranke kommen, müssen sie, ehe man zum dritten Anstrich schreitet,
indem man sie auf dem Tische ohne weitere Unterlage glatt ausbreitet, mit einem
Messer oder einem Instrumente, welches die Gestalt eines dreieckigen scharfen
Schabers hat, sorgfältig abgerieben werden, um dadurch die noch vorhandenen
einzelnen Erhöhungen und Fasern u.s.w. wegzunehmen, welches jedoch nach dem
Trocknen leicht und rasch geschieht, und worin gewöhnliche Arbeiter eben so wie
bei dem Anstreichen bald eine genügende Uebung gewinnen. Alsdann sind die
Platten zu ferneren Anstrichen fertig, welche auf gleiche Weise wie die ersten
gemacht werden und rascher trocknen. So oft es nöthig erscheint, müssen die
Platten noch nach jedem Anstriche leicht abgerieben werden, um eine immer
ebenere Fläche zu erhalten, wobei es auf die Beschaffenheit des angewendeten
Zeugstoffes sehr ankommt. Immer aber müssen die Anstriche möglichst dünn und
gleichmäßig gemacht werden. Das Trocknen in dem Schranke nach jedem Anstriche
ist die wesentlichste und wichtigste Maaßregel bei dem ganzen Verfahren und
hängt davon hauptsächlich das Gelingen ab. Man hat es besonders durch die
Anwendung des Trocknens in dem Schranke in seiner Gewalt, die Platten weicher
oder härter zu machen. Trocknen sie zu wenig, so werden sie zähe und stellen
Hindernisse beim Radiren und beim Abdrucke entgegen; trocknen sie zu sehr und
werden sie deßhalb zu hart, so ist die Folge davon, daß die Nadeln und sonstigen
Instrumente beim Radiren nicht leicht und tief genug eindringen können, daß aber
auch die gemachten Striche, eben wegen der zu großen Härte der Platte, sich zu
schnell abreiben und abnutzen und zu wenige Abdrücke geben, indem eben der
rechte Grad der Weichheit bewirkt, daß die gemachten Striche der Reibung beim
Drucke sehr lange widerstehen. Dagegen kann man durch das richtige Verhalten
beim Trocknen im Schranke (aber auch in der Luft), ohne der Brauchbarkeit der
Platten im allgemeinen zu schaden, dahin gelangen, zu bewirken, daß die Striche
beim Radiren, wie man es vielleicht zu verschiedenen Zwecken beabsichtigt, im
Abdrucke sich weicher oder schärfer darstellen. – Wenn auch im allgemeinen
eine Trocknung von vierundzwanzig Stunden im Schranke hinreicht, so kommt doch
hiebei auch manches auf die verschiedenen Umstände an, namentlich auf das
vorangegangene bessere oder geringere Trocknen an der Luft, auf das geschehene
dünnere oder dickere Streichen, so daß man zuweilen mit einer geringeren Zeit
des Trocknens im Schranke auskommen kann, zuweilen aber etwas längere Zeit dazu
gebraucht; man muß sich dabei gewisse Anzeichen merken, die man durch Erfahrung
genauer kennen lernt. Diese bestehen in der Farbe der Platten, welche allmählich
etwas dunkler wird; in der größeren oder geringeren Beweglichkeit der Platten,
wofür man nach einiger Zeit ein unmittelbares Gefühl bekommt und in Versuchen
mit der Nadel auf den noch nicht fertigen Platten, wobei sowohl die mehr oder
weniger weiße Farbe der gemachten Striche, als auch die größere oder geringere
Leichtigkeit, mit welcher man sie vollführt, wesentliche Anzeichen abgeben. Man
hat es freilich in seiner Hand, durch einen größeren Hitzegrad in dem
Trockenschranke auf Förderung und verschiedene Beschaffenheit der Platten
sogleich während der fortgehenden Bearbeitung derselben hinzuwirken; aber dieses
mit Sicherheit thun zu können, erfordert schon mehr Erfahrung in der
Zubereitung.
Durch Wiederholung des Anstrichs kann man die Platten so dick machen als man
will, jedenfalls sind aber 8 bis 10 Anstriche nöthig; geht man über 12 hinaus,
so gewinnt man schon eine bedeutende Dicke der Platten für sehr große und stark
hervortretende Zeichnungen. – Wiewohl das schnellere oder langsamere
Trocknen der verschiedenen Anstriche an der Luft, wie schon erwähnt, von
mannichfaltigen Umständen, namentlich von der Witterung und von der Schärfe des
Luftzuges, den man anwenden kann, abhängt, so kann man indeß durchschnittlich
für jeden Anstrich mit 4 bis 6 Tagen ausreichen, also für 12 Anstriche mit etwa
zwei Monaten, wozu noch wenigstens 12 Tage für den Trockenschrank kommen. Jedoch
werden die Platten desto besser, je langer man sie im freien Hängen trocknen
läßt, welches besonders in den Wintermonaten zu empfehlen ist.
d) Hat man den letzten Anstrich gemacht und die
letzte Trocknung im Schranke vorgenommen, so erfolgt die schließliche
Behandlung. Man legt jede Platte einzeln auf eine recht weiche Unterlage von
mehreren gehörig langen Enden wollenen Zeuges und reibt mit einem großen Stück
Bimsstein, welches unten ganz eben ist und an den Seiten keine scharfen Kanten
hat, indem man es zuweilen in Wasser taucht und die Platte selbst etwas naß
erhält, dieselbe völlig glatt, was ohne große Mühe geschieht, besonders
wenn der Zeugstoff nicht zu rauh gewesen und wenn man sie zuvor zu öfternmalen
auf die oben beschriebene Weise abgerieben hat. Noch besser als mit Wasser kann
man die Platte zuletzt mit jedem beliebigen Oel glatt reiben; dieses würde aber
kostbarer werden. Zu der letzten Politur gehört eine etwas geübtere und
sorgfältigere Hand, doch werden auch gewöhnliche Arbeiter bei einigem Geschicke
sich für die letzte Handhabung bald brauchbar machen können. Nöthigenfalls kann
man die Platten, wenn sie recht glatt werden sollen, oder die rauhere
Beschaffenheit des angewendeten Stoffes es verlangt, zu verschiedenenmalen
während des fortgesetzten Anstreichens und Trocknens auf die beschriebene Art
mit Bimsstein abreiben und ihnen zuletzt ohne Abreibung noch einen recht
sorgfältigen Anstrich geben und sie bann in den Trockenschrank hängen, damit
ihre glatte Oberfläche noch etwas fester wird. Wie schon oben bemerkt wurde,
kann man auch auf dickem Papier oder recht glatter Pappe die Ueberzüge und ganz
in der beschriebenen Weise machen; diese Platten haben aber besonders den Mangel
einer beschränkteren Größe; dazu kömmt, daß sie sich beim Abdruck krümmen, oder
daß sie zerbrechen können. Das Antrocknen in der Luft läßt sich auch auf einem
freien Platze, auf einem Hofe oder in einem Garten vornehmen; dieses Trocknen
geht, wenn auch nicht rascher als auf dem Trockenboden, doch vielleicht etwas
schneller als im Zimmer von statten; aber ein sehr großes Hinderniß ist, daß
häufig durch Insecten, durch herbeigewehten Staub und dergleichen sich auf dem
Anstriche fremdartige Gegenstände festsetzen; auch wird anhaltender Regen sowie
starker Thau hinderlich und kann den Platten schaden.
Wenn es darauf ankömmt Platten recht schnell
herzustellen (wobei es sich indeß noch zeigen muß, ob dieses nicht andern
Nachtheil mit sich bringt), so kann man dieselben allenfalls auch sofort, sobald
sie gestrichen sind, in den Trockenschrank oder den Ofen, aber so weitläufig
neben einander hängen, daß sie sich nicht berühren; es wird alsdann aber ihre
Oberfläche man aussehend. Will man sie etwas glänzend haben, so muß man sie bei
dem letzten Anstreichen in der Luft trocknen und sie darauf in den
Trockenschrank oder den Ofen bringen.
Wenn bei der letzten Glättung der Platten einige Stellen derselben man bleiben,
so kann man die Platten mit Leinöl abreiben, sowie es rathsam ist, dieselben
unmittelbar vor oder nach dem Radiren mit Leinöl recht glatt zu Poliren, indem
alsdann sogleich das erste Abdrucken leichter und reiner erfolgt.
4) Besondere Vorsichtsmaaßregeln bei
der Zubereitung der Platten.
Es ist nicht rathsam, eine sehr große Quantität der beschriebenen Masse zu den
Anstrichen im voraus anzufertigen; man muß nicht mehr zusammen reiben lassen,
als man etwa in 10 bis 12 Tagen zu verbrauchen meint, indem sonst ein zu starkes
Antrocknen der Masse in den Gefäßen erfolgt.
Man thut am besten, den Vorrath der zusammengeriebenen Ingredienzien in gehörig
großen überdeckten Töpfen zu bewahren und aus diesen sie allmählich, wie man sie
gebraucht, in größere breite Schüsseln zu gießen, aus denen man das Streichen
vornimmt; doch muß man dieselben immer bedeckt halten.
Häufig muß man den Vorrath, sowohl in den Töpfen als auch in den Schüsseln,
umgießen oder auch nur umrühren, indem sonst die schwerere Kreide zu Boden
sinkt; geschieht dieses nicht und achtet man nicht darauf auch während des
fortgesetzten Anstrichs, so kann man leicht Platten erhalten, auf denen sich gar nicht oder sehr schwer radiren läßt, auf denen
man die radirten Striche nicht gut sieht, oder welche unreine Abdrücke geben und
sich leicht abnutzen.
Man ist in dieser Hinsicht sehr im Vortheil, wenn man eine größere Anzahl, und
überhaupt wenn man größere Platten anfertigt, bei deren Bereitung man
fortwährend im Gange bleibt und nicht nöthig hat, längere Zeit mit dem
Verbrauche zu warten. Ueberhaupt geht es mit der Zubereitung in auch nur etwas
ausgedehntem Umfange rascher und sicherer als im Kleinen.
Die Gefäße und Pinsel müssen von Zeit zu Zeit gereinigt werden, welches mit ein
wenig Terpenthinöl leicht geschieht; auch ist es rathsam, den Leinölfirniß vor
dem Gebrauche durch ein Tuch laufen zu lassen, um ihn dadurch bestens zu
reinigen.
In Ansehung der anzuwendenden geschlämmten Kreide ist eine besondere Vorsicht zu
beobachten; man muß diese unmittelbar aus der Schlämmfabrik und in der ersten
Verpackung in Tonnen zu beziehen suchen, indem bei häufigem Umpacken in
verschiedenen Tonnen es leicht geschieht, daß Holzfäserchen und Stückchen sich
mit der sonst gut geschlämmten Kreide vermischen, welche nicht immer leicht zu
unterscheiden sind und welche, besonders wenn auf der Reibmaschine gerieben
wird, in der Folge beim Abdrucke der Platten schwarze Fleckchen auf dem Papier
hervorbringen können. Man thut deßhalb gut, um die größte Vorsicht anzuwenden,
die Kreide vor dem Gebrauche mit Wasser vermengt durch ein Tuch laufen zu lassen,
auf welchem alle etwa vorhandenen fremdartigen Theilchen zurückbleiben; die
Kreide muß dann aber wieder gut getrocknet werden. Wenigstens ist es zweckmäßig,
die Kreide vor der Anwendung durch ein feines Sieb gehen zu lassen, wodurch
gleichfalls das Zurückbleiben ungehöriger Körper bewirkt wird.
Bisher ist die geschlämmte Kreide von der Insel Rügen angewendet; eine längere
Erfahrung wird lehren, ob der Gebrauch der dänischen oder englischen Kreide
Vortheile gewährt. Ueberhaupt ist es sehr rathsam, ja nöthig, die letzten zwei
bis drei Anstriche, welche ganz besonders sorgfältig und gleichmäßig gemacht
werden müssen, mit einer solchen Masse vorzunehmen, die nicht auf der
Reibmaschine, sondern auf dem Reibsteine gerieben
ist, indem diese immer feiner und reiner wird; man sichert sich dadurch völlig,
daß nicht ungehörige Theilchen in die Platten kommen; daher ist es gut, wenn man
die auf der Reibmaschine geriebene Farbe vor dem Gebrauche noch einmal auf dem
Reibsteine durchreiben läßt.
Man hat es ganz in seiner Gewalt, den Platten, auch wenn sie sonst schon ganz
fertig sind, noch durch nachträgliches Aufhängen im Trockenschranke oder in dem
Ofen nach Befinden noch eine größere Festigkeit zu geben; jedoch darf die Hitze
nicht mit einemmale zu stark, auch nicht länger als 24, höchstens 48 Stunden
hintereinander angewendet werden, überhaupt nicht so lange und so stark, daß die
Platten eine dunkelbraune Farbe erhalten.
Bei dem Aufhängen in dem Trockenschranke oder in dem innern Raume des
Trockenofens, werden die Platten ganz besonders glatt, worauf es wegen des
leichteren und sicheren Radirens vornehmlich ankommt, wenn man so vielen und
besonders so hohen Platz in demselben hat, daß sie einzeln und frei dicht neben
einander von oben bis unten herunter hängen können, ohne daß man nöthig hat sie
doppelt oder vielfältig übereinander zu legen, oder sie zusammenzurollen,
weßwegen man darauf zu sehen hat, einen möglichst geräumigen Trockenschrank,
oder einen recht breiten, tiefen und besonders hohen Trockenofen zu
gewinnen.
Wegen des Dunstes, der sich bei dem Trocknen vieler Platten erzeugt, ist es
besonders im Winter gut, wenn das Streichen der Platten in einem abgesonderten
kleineren Zimmer vorgenommen wird, aus welchem sie mittelst der Gabel in das
große Trockenzimmer getragen und eben so dort aufgehängt werden.
Bei dem Herausnehmen der Platten aus dem Trockenschrank oder Ofen muß man
vorsichtig seyn, indem sie alsdann, wenn sie einen größeren Hitzegrad noch in sich
tragen, gegen jede Biegung bei plötzlicher Abwechselung der Temperatur
empfindlich sind.
Bei dem Aufhängen, oder noch mehr bei dem festen Zusammenrollen der Platten zum
Trocknen in dem Trockenschranke kann es geschehen, daß einzelne Platten, welche
noch nicht gehörig getrocknet sind, sehr fest aneinander kleben; dieses muß man
zu vermeiden suchen; dagegen schadet es nicht, wenn die Platten sich nur so
leicht aneinander geheftet haben, daß sie sich ohne Gewalt von einander nehmen
lassen.
Es ist von Interesse, wenn man schon bei der Zubereitung der Platten eine Presse
zur Hand hat, mit welcher man kleine, auf den noch in der Arbeit begriffenen
Platten gemachte Proberadirungen abdruckt, um sich von dem guten Fortgange zu
überzeugen; sonst ist es rathsam, die vollendeten Platten einige Tage liegen zu
lassen, ehe man auf ihnen radirt.
5) Verfahren beim
Radiren.
Auf die Platten kann man die nöthigen Vorzeichnungen machen, indem man sie mit
Bleistift, oder noch besser mit Rothstift etwa so entwirft, wie dieses auf
Pergament geschehen würde, oder indem man sie in gewöhnlicher Weise auf der
Platte durchpauset, oder indem man die auf Papier mit Bleistift entworfene
Zeichnung einige Stunden zwischen angefeuchteten Papierblättern beschwert liegen
läßt, sie dann verkehrt auf die Platte legt und sie mit dieser unter ziemlich
starkem Drucke durch die Presse gehen läßt, worauf die Zeichnung ganz deutlich
umgekehrt auf der Platte erscheint, ohne sich alsdann leicht verwischen zu
lassen.
Zum Radiren bedient man sich dünnerer oder dickerer runder oder dreieckiger
Nadeln, Grabstichel und dergleichen. Diese Instrumente müssen aber beständig recht scharf seyn, und wird der Zeichner sie sich
selbst zu öfterenmalen vorschleifen, oder überhaupt sie nach seiner
Bequemlichkeit, seiner Hand und besondern Absicht selbst einrichten müssen.
– Eine Hauptsache ist, daß man recht dreist und
recht tief in die Platten hineinradirt, welches bei einiger Uebung
leicht und ohne besonderes Hinderniß geschieht; zu flache Striche geben nicht
genug Abdrücke. Je dicker die Platten sind, desto tiefer schneidet man
unwillkürlich und ohne Anstrengung hinein und gewinnt dabei bald eine freie
Bewegung. Bei Zeichnungen von allergrößtem Umfange, für welche die elastischen
Platten besonders ein ganz neues Mittel darbieten, ist namentlich ein recht
tiefes Hineingehen, vorzüglich mit den dreieckigen Nadeln nöthig; man kann
dadurch ganz leicht Striche hervorbringen, welche beim Abdrucke die größte
Stärke zeigen und bewahren. Ueberhaupt genügt zu den effectvollsten Darstellungen Uebung im
guten, festen und dreisten Zeichnen. Weitere Versuche und Erfahrungen werden
ergeben, inwieweit andere Mittel, z.B. das Roulet, das Schaben, das Zeichnen mit
chemischen Mitteln anzuwenden sind, und welche wesentliche Vortheile die
Erfindung für Landkarten, für Risse und militärische Plane, für naturhistorische
und anatomische Darstellungen, Musterzeichnungen, für Schrift und Noten und
selbst für manche Fabricationen im größten Maaßstabe
gewähren wird.
Eine Hauptregel ist, daß man beim Zeichnen die Nadel oder die sonst anzuwendenden
Instrumente möglichst senkrecht hält, indem sie
alsdann tiefer und leichter eindringen und der Zug nicht wieder von der Seite
her durch den Druck geschlossen wird. Auch legt man beim Arbeiten unter die
Hand, namentlich unter die linke Hand, wo sie auf der Platte liegt, ein Stück
von dickem doppelten Papier oder dünner Pappe, weil sonst durch die Wärme der
Hand an den Stellen, wo sie auf der Platte länger gelegen hat, diese etwas
weicher und zum Zeichnen weniger geschickt gemacht wird. Nicht gar zu tiefe
Striche, namentlich bei den ersten Umrissen, kann man recht gut und so, daß sie
gar nicht abdrucken, mit angefeuchtetem Bimsstein, ähnlich wie auf Papier
Bleistiftstriche mit Gummi elasticum, wieder wegnehmen, und auf diese Weise
Correcturen machen, ohne daß die dadurch auf den Platten hervorgebrachten leisen
Vertiefungen beim ferneren Radiren oder beim Abdrucken hinderlich werden.
Beim Radiren ist es vortheilhaft, wenigstens die dünneren und kleineren Platten,
damit sie fest liegen bleiben, aufzukleben oder sie doch auf einem kleineren
oder größeren Zeichnenbrette mit Stiften festzuhalten. Das Aufkleben auf einem
größeren Stücke von gewöhnlicher grundirter Malerleinwand oder dickem Wachstuch
oder dergleichen mittelst gewöhnlichen Heftpflasters ist bisher aber auch
deßwegen beibehalten, damit die an sich weichen und beweglichen Platten für die
Manipulation des Abdrucks etwas steifer werden; jedoch führt allerdings das
Aufkleben mannichfaltige Unbequemlichkeiten mit sich, und ist ganz unnöthig,
wenn man zu der Grundlage der Platten recht starke und ebene Hanfleinwand genommen hat; auch kann man die Platten
allenfalls auf der Rückseite mit einigen Anstrichen versehen, die ihnen eine
größere Steifheit geben.
Die mit den Radirungs-Instrumenten auf den Platten gemachten Striche
erscheinen weißlich. Um besonders bei großen
ausgeführteren Zeichnungen zu bewirken, daß diese Striche sich noch
deutlicher von der gelbbräunlichen Platte unterscheiden und besser gesehen
werden können, sind
die Platten vor dem Radiren von den Zeichnern gewöhnlich mit Kienruß und Wasser
und dergleichen etwas angeschwärzt, wo sie dann graugelb oder graubraun
erscheinen. Man muß sich aber hüten, daß diese schwärzliche Farbe während des
Radirens sich nicht verwischt, indem alsdann zuweilen einzelne Theile der sonst
hell erscheinenden Radirung verdunkelt werden und sich gegen das Ganze unrichtig
ausnehmen. Man kann deßhalb auch ein anderes Auskunftmittel wählen, indem man
bei der Bereitung der Platten zu den Ingredienzien der beiden letzten Anstriche,
und am besten wenn die letzte Glättung schon geschehen ist, ganz wenig Kienruß, oder auch ein Weniges einen ganz
feinen und leichten dunkelgrünen oder blauen Farbstoffe sehr ein gerieben
hinzumischt, wodurch die obere Fläche eine dunklere und selbst angenehmere
Färbung erhält, auf welcher die Weißen Striche der Radirung noch deutlicher
hervortreten. Wenn man die Platten vor dem Radiren nicht mit dem gedachten
dunkleren Ueberzuge versieht, kann man die Radirung während der Arbeit
theilweise mit nicht trocknendem Oele einreiben, wozu
man etwas Kienruß gemischt hat; die radirten Striche erscheinen hiedurch
schwarz, ganz so wie beim Abdrucke. Einzelheiten kann man noch während des
Druckes sehr gut verbessern.
Auch ist zu bemerken, daß die Striche beim Radiren etwas breiter erscheinen als
beim Abdruck; den rauhen Grat, welcher beim Radiren erscheint, nimmt man mit
einem Stückchen weicher Leinwand oder einem Pinsel leicht ab.
6. Verfahren beim
Abdrucken.
Das Abdrucken der Radirungen kann augenblicklich nach der Vollendung derselben
ohne weitere Zubereitungen vorgenommen werden und geschieht auf einer
gewöhnlichen Kupferdruckpresse mit ziemlich harter und besonders gleichmäßiger
Unterlage von zwei bis vier sehr ebenen Platten und mit zwei bis drei
Drucktüchern über einander. Der durch die Anspannung der Walzen bewirkte Druck
darf nur mäßig seyn, und wird man auch deßwegen sehr
lange Walzen anwenden können, welche an beiden Enden vollkommene Wirkung des
Druckes haben werden, um Abdrücke von Zeichnungen in einer Größe
hervorzubringen, wie sie bisher noch nicht haben beschafft werden können.
Sollten einzelne kleinere Stellen der radirten Platte nicht gleichmäßig
abdrucken, weil sie vielleicht an solchen Stellen etwas dünner ist, so klebe man
dort ein dünneres oder dickeres Stück Papier auf die Rückseite der Platte. Es
ist nicht gut, wenn im Winter das Zimmer, in welchem man druckt, ganz kalt ist.
Um Abdrücke von der allergrößten, und zwar von einer solchen Breite zu bewirken,
welche die Walzen nicht darzubieten vermögen, würde man eine besondere
Vorrichtung an der Presse machen können, um die eingeschwärzte Platte theilweise
abzudrucken, indem man die eine Seite mit dem darauf gelegten Papier aufrollt
und allmählich, sowie man weiter drucken will, auch den vorher aufgerollten
Theil durch die Presse gehen läßt und abdruckt. Die Schwärze, deren man sich zum
Abdruck bedient, muß nur dünn seyn; am besten ist es, gute, nicht zu starke
lithographische Schwärze zu nehmen und sie mit gut trocknendem Leinölfirniß
ziemlich stark zu verdünnen (die gewöhnliche Kupferdruckschwärze ist gar nicht
brauchbar). Diese dünne Schwärze läßt sich mit einem nicht zu harten
Leinwandballen oder mit einer Walze, am besten aber mit bloß fest
zusammengelegter Leinwand leicht auf die Platte tragen und sich mit Leinwand
schnell wieder wegnehmen, besonders wenn die Platte nach mehrmaligem Abdrucken
schon glätter geworden ist; es bleibt jedoch auf der Platte ein graulicher Ton,
diesen wischt man mit einem Stück Leinwand, welches ein
wenig mit beliebigem Oele oder Leinölfirniß angefeuchtet ist, sehr
leicht ab. Es saugt sich nämlich die dünne Schwärze nach drei bis vier Abdrücken
begierig und zwar bald so fest in die Radirung ein, daß sie sich aus den
Strichen nur schwer wegreiben läßt, weßwegen jeder gewöhnliche Arbeiter, welcher
nur nicht eine gar zu schwere Hand hat, sehr bald vollständig gute Abdrücke
macht. – Auch kann man Schrift, Noten und dergleichen zwischen zwei
Platten wegen der Nachgiebigkeit und Elasticität derselben auf beiden Seiten
zugleich abdrucken. Deßgleichen ist es möglich, je nachdem man mehr verdünnte
Schwärze anwendet, auch mehr oder weniger weiche und der Federzeichnung
ähnlichere Abdrücke hervorzubringen.
Die beim Abdruck angewandte Schwärze und das Oel erfrischen und glätten
fortwährend die Platten; dieselben werden während des Einreibens und Abdruckens
aber auch etwas weicher, welches gerade bewirkt, daß sie der Friction beim
Einschwärzen und Abwischen desto mehr widerstehen, weßwegen es vortheilhaft und
zum Theil nothwendig ist, wenigstens bei ausgeführteren Sachen, eine größere
Anzahl von Abdrücken in ununterbrochener Reihefolge zu machen. Will man jedoch
während des Druckes noch Verbesserungen in der Radirung anbringen, oder einzelne
Stellen noch mehr ausführen, was man recht gut kann, so ist es besser ein wenig
zu warten, bis die Platte wieder etwas härter geworden ist. Auch ist es rathsam,
etwa nach 300 bis 400 Abdrücken immer eine Pause etwa von 24 Stunden zu
machen.
Von einer gehörig dicken und tief genug radirten Platte kann man auf diese Weise
mehrere Tausend gute Abdrücke gewinnen. Will man aber eine längere
Unterbrechung von mehreren Tagen im Drucke eintreten lassen, so kann man die
radirten Platten ähnlich wie Kupferplatten ohne ihnen zu schaden mit
Terpenthinöl vorsichtig recht gut reinigen. Man kann endlich kleine Einrisse,
die sich durch ein in der Schwärze vielleicht vorhandenes scharfes Sandkorn oder
dergleichen auf dem weißen Grunde des Papiers während des Abdruckes bilden
könnten, mit Bimsstein und Wasser sehr leicht von der Platte wegnehmen, sowie es
möglich ist, nach Vollendung der Radirung einzelne Theile der Zeichnung, z.B.
Hintergründe und dergleichen, welche vielleicht im Abdruck zu stark erscheinen,
durch sehr leises Reiben mit dem feuchten feinen Bimsstein beliebig
abzudämpfen.
Die vorstehende Beschreibung enthält eine vollständige Anweisung zur Bereitung
und zum Gebrauch der elastischen Radirungsplatten; im Ganzen möchte sich
wesentlich nichts mehr daran verändern lassen; einzelne Verbesserungen aber zur
Bewirkung größerer Sicherheit und Schnelligkeit bei der Anfertigung und dem
Gebrauche der Platten werden sich allerdings wohl durch vermehrte Erfahrung in
der Folge noch herausstellen. Zu bemerken ist noch, daß man auch Abdrücke mit
verschiedenen Farben machen kann, welche mit Gummi bereitet sind, und welche,
besonders wenn die Radirung recht tief ist, deutlich und stark angeben, auch
sich von der glatten Platte leicht abwischen lassen, so daß auch Versuche mit
Kattundruck zu machen wären. Eben so sind die Platten für lithographische Kreide
empfänglich, wobei sie so wie der Stein behandelt werden können. Besonders bei
Abdrücken von großem Umfange wird es wünschenswerth, dieselben mit einem
durchsichtigen Ueberzuge zu versehen, der sie gegen Staub schützt und zu Zeiten
das Abwaschen und Reinigen zuläßt. Einen solchen Ueberzug, welcher biegsam ist,
nicht glänzt und bricht und sich sehr wohlfeil herstellen läßt, gewinnt man,
wenn man Pergamentleim (oder auch andern weißen guten Leim) mit warmem Wasser so
dünn auflöst, wie er etwa bei recht starkem Planiren gebraucht wird; mit diesem
Leime überzieht man mittelst eines breiten Pinsels den Abdruck zwei- bis
dreimal; wenn derselbe getrocknet ist, nimmt man etwa 2 Loth Alaun, löset diesen
in einem Quart Wasser aus und überzieht mit dieser Auflösung mittelst eines
andern Pinsels den Leimanstrich zwei- bis dreimal, wodurch der letztere
so fest gebunden wird, daß man den Abdruck wiederholt abwaschen und reinigen
kann.