Titel: | Ueber die Erzeugung und Anwendung der brennbaren Gase als Heizmaterial für industrielle Zwecke; von G. Michiels. |
Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. XLII., S. 190 |
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XLII.
Ueber die Erzeugung und Anwendung der brennbaren
Gase als Heizmaterial für industrielle Zwecke; von G. Michiels.
Aus dem Recueil de la Société polytechnique,
1846 No. 16 bis 21.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV und V.
(Fortsetzung von S. 142 des vorigen
Heftes.)
Michiel's, über die Erzeugung und Anwendung der brennbaren Gase als
Heizmaterial für industrielle Zwecke.
I. Anwendung der brennbaren Gase zum
Heizen der Wohnungen etc.
Die Erzeugung der brennbaren Gase zu diesem Zweck kann an irgend einem Punkte einer
Stadt ohne Nachtheil für die Nachbarschaft stattfinden; derselbe ist nach der
zweckmäßigsten Anlage der Röhrenleitungen zu wählen. Es kann in manchen Gegenden
sogar dahin kommen, daß man ein kolossales Etablissement im Mittelpunkt von
Steinkohlenlagern anlegt, um die Producte derselben im Gaszustande unter dem Drucke
mehrerer Atmosphären weithin fortzuleiten.
Das Gasgemenge kann in großen Reservoirs aufbewahrt und von da aus regelmäßig
vertheilt und den Consumenten zugeführt werden, wie gegenwärtig das Leuchtgas. Um
das neue Heizsystem auf einen offenen Herd anzuwenden, wird demselben eine Röhre
zugeführt, durch welche das Gasgemenge in eine Gruppe gußeiserner hohler Stabe
tritt, die mit einer Menge kleiner Löcher oder Spalten zum Auslassen des Gases
versehen sind; ein bequem für die Hand an der Röhre angebrachter Hahn gestattet den
Zutritt der Gase zu reguliren. Man braucht den austretenden Gasen nur einen
glühenden Körper, z.B. ein Zündhölzchen, darzubieten, damit das Feuer augenblicklich
in volle Thätigkeit kommt. Für einen geschlossenen Stubenofen benutzt man einen
runden Brenner; die Flamme streicht längs der Innenwände des Ofens hinauf und die
Verbrennungsproducte treten durch die gewöhnliche Leitung in den Kamin aus. Diese
Beispiele zeigen schon, daß die Anwendung dieses Brennmaterials keinerlei
Veränderung in den gegenwärtigen Heizapparaten der Privatwohnungen erheischt. Diese
Gase können auf angegebene Weise sowohl bei gemauerten als metallenen Küchenherden
benutzt werden, sowie auch unter Badewannen, wenn man letzteren einen doppelten
Boden gibt. Man kann in allen Fällen den die Vertheilung des Wärmestoffs
regulirenden Brennern die zur Erzielung des größten Nutzeffects geeignetste
Anordnung geben. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß bei diesem neuen
Heizverfahren keine Funkenbildung stattfinden kann, wodurch die meisten
Feuersbrünste mittelbar veranlaßt werden; daß ferner das leichte Anzünden dieses
Feuers ohne Beihülfe eines Dienstboten, das Nichtvorhandenseyn von Rauch und Staub
und die Schnelligkeit, mit welcher man es wieder auslöschen kann, in den
Haushaltungen eine bedeutende Ersparung an Arbeitslohn, eine leicht zu erhaltende
Reinlichkeit, eine viel längere Dauer der Tapeten, Teppiche, Möbel etc., endlich
eine bedeutende Ersparung an Kosten für Brennmaterial zur Folge haben muß. Bei der
allgemeinen Anwendung dieses Heizsystems würden die Rauchwolken verschwinden, welche
die volkreichen Städte beständig bedecken, was zu ihrer Gesundmachung bedeutend
beitragen würde.
II. Ueber ihre Anwendung in den
Gewerbszweigen, welche in den Städten betrieben werden, z.B. der Schlosserei,
Färberei, Bäckerei, Branntweinbrennerei etc.
Hiebei erfordert die Anwendung der Gase anstatt des natürlichen Brennmaterials andere
Einrichtungen. So bringe ich, um die Esse eines Hufschmieds, Nagelschmieds zu
speisen, oder sonst eines Arbeiters, der sich eines durch ein Gebläse angefachten
Feuers bedient, als Brenner einen gußeisernen Kasten im Mauerwerk des obern Theils
der Esse an. Dieser Kasten wird in hermetisch getrennte Theile abgetheilt, die
wechselweise mit der Gasleitung und der Leitung der eingeblasenen Luft communiciren.
Jede dieser Abtheilungen hat einen Schlitz, der einem bandförmigen Strom Gas oder
Luft den Durchgang gestattet, so daß die Mischung derselben in solchem
Mengenverhältniß geschieht, daß eine vollkommene Verbrennung stattfindet. Die Luft
liefert ein Blasebalg, welchen die Esse ohnedieß schon hatte und das Gasgemenge wird
dem Arbeiter zu einem nach dem Volum bestimmten Preis geliefert; seine Consumtion
wird durch einen Zähler registrirt. Diese Vorrichtung (welche in der Beschreibung
der Abbildungen näher erklärt ist) verschafft dem Arbeiter große Erleichterung; sein
Metall kömmt bald zur Schweißhitze und bleibt in der es umgebenden desoxydirenden
Flamme vollkommen rein. Die Schweißöfen der Kupferschmiede And Eisenblecharbeiter
können nach demselben Princip construirt werden.
Alle Industriezweige, welche sich der Schmelztiegel bedienen, vom Verfertiger des
Kupferloths bis zum Krystallglasfabrikant, werden durch Anwendung dieser neuen
Heizmethode an Brennstoff und Material sehr viel ersparen. Ein Glashafen, der sonst
selten 40 Tage aushält, dauert wenigstens noch einmal so lang; man brauchte nur den
Gasverbrennern eine den
angewandten Häfen entsprechende Gestalt zu geben und die Häfen sowie die sie
umhüllenden Gasverbrenner vor der umgebenden Luft zu schützen.
Alle Flammöfen könnten mit einem ihren Dimensionen angemessenen Verbrenner versehen
werden, welcher an die für den Herd, bestimmte Stelle käme (man sehe z.B. den
Röstofen in Fig.
12 und 13 Tab. V und die unten folgende Erklärung derselben).
Die Bäcker können von diesem neuen Heizverfahren großen Nutzen ziehen; sie brauchen
sich keinen Brennmaterial-Vorrath mehr zuhalten, dessen Placirung in großen
Städten kostspielig ist; es setzt sie in den Stand, jederzeit die Hitze ihrer
Backöfen zu reguliren, unausgesetzt zu backen, eine große Reinlichkeit bei ihrer
Arbeit zu unterhalten und ihr Feuer augenblicklich zu löschen.
Die Zuckerraffinerien, Runkelrüben- und Rohrzuckersiedereien, werden bei der
Einführung dieses neuen Heizverfahrens große Ersparungen machen. In der Beschreibung
der Abbildungen Fig.
1, 2
und 3 Tab. IV
und Fig. 5
Tab. V zeige ich die Anwendung, welche ich von meinem Verfahren zur Concentration
des Zuckersafts machte.
Eine ähnliche und dieselben Vortheile gewährende Anwendung läßt sich von den
brennbaren Gasen bei jeder Abdampfung und Concentrirung von Flüssigkeiten machen; so
werden die Destillateurs, die Fabrikanten chemischer Producte, die Münzanstalten
welche auf nassem Wege scheiden, nicht nur viel Brennmaterial ersparen, sondern ihre
Geräthschaften werden auch weniger abgenützt werden. Die in diesen Industriezweigen
gebräuchlichen Platingefäße werden keine ungleiche Ausdehnung mehr erfahren, beim
Heizen keine Stöße mehr erleiden oder durch die Einwirkung der Asche Löcher
bekommen, was lauter Ursachen ihrer baldigen Zerstörung sind.
Die Färbekunst darf ich nicht mit Stillschweigen übergehen; der Färber muß die
Temperatur seiner Kessel in der Gewalt haben, wozu ihn mein Verfahren vollkommen
befähigt. Seine Kessel werden eingesetzt wie in Fig. 1 und 3 Tab. IV bei J gezeigt ist.
Die Bleigießer, überhaupt alle Arbeiter, die sich eines beweglichen Feuerraums oder
des Löthrohrs bedienen, werden in den Fig. 6 und 7 Tab. V abgebildeten
Vorrichtungen eine hinlänglich intensive und leicht bewegliche Wärmequelle
finden.
Es lassen sich innerhalb der Gränzen dieser Abhandlung nicht alle Industriezweige
besprechen, welche sich mit Vortheil dieser neuen Anwendungsweise der Brennstoffe
bedienen würden; ich wähle die Zuckerfabrication, die Erzeugung des Wasserdampfs und
die Behandlung der Zinkerze, um durch diese Beispiele die Anwendung des neuen Heizsystems zu
erläutern.
III. Anwendung der brennbaren Gase zur
Fabrication des Rohr- und Runkelrübenzuckers und zur
Zuckerraffinerie.
Die Behandlung der Zuckergewächse hat zum Zweck, allen darin enthaltenen Zucker
auszuziehen; diese Arbeit unterliegt Schwierigkeiten, welche bisher noch nicht
vollständig besiegt wurden.
Die erste und wichtigste ist, die zuckerhaltige Flüssigkeit rasch auf den zu ihrer
Krystallisation erforderlichen Concentrationsgrad zu bringen unter Vermeidung von
Schwankungen in der Temperatur, wodurch der krystallisirbare Zucker leicht in
unkrystallisirbaren Zucker verwandelt wird. Dieses Gleichbleiben der Temperatur vom
ersten bis zum letzten Stadium der Fabrication und die Raschheit der Abdampfung
machen zum großen Theil die Kunst aus, das größtmögliche Ergebniß an krystallisirtem
Zucker zu erhalten und die Anwendung der brennbaren Gase entspricht diesen
Anforderungen auf eine eben so wirksame als ökonomische Weise.
Die gegenwärtige Zuckerfabrication auf den Colonien beruht auf einem groben Irrthum,
nämlich dem, die Verdampfung mittelst der im Zuckerrohr enthaltenen Holzfaser
bewerkstelligen zu wollen. Die gewöhnliche Zusammensetzung des Zuckerrohrs ist sehr
nahe
Zucker
18
Holzfaser
10
Wasser
72
––––
100
Um allen Zucker zu erhalten, müßten also 10 Kilogr. Holzfaser 72 Kilogr. Wasser in
Dampf verwandeln oder 46,800 Wärme-Einheiten entwickeln können. Nun wissen
wir aber, daß 1 Kilogr. an der Luft getrockneter Holzfaser, welche noch 20 Proc.
Wasser enthält, nur 2,945 Wärme-Einheiten entwickeln kann; folglich können
die 10 Kilogr. ausgepreßten Zuckerrohrs, welche aus Holzfaser bestehen, auch der
Theorie nach nur eine 29,450 Wärme-Einheiten oder 45 Kilogr. entsprechende
Quantität Wassers verdampfen, die ihren verhältnißmäßigen Antheil, nämlich 6 Kilogr.
Zuckers liefern werden. Anzunehmen, daß 29,450 Wärme-Einheiten ihren
theoretischen Nutzeffect hervorbringen, ist aber eine ganz willkürliche
Voraussetzung; denn wir sahen oben, daß derjenige Wärmeverlust in den gewöhnlichen
Oefen, welcher durch Einführung unnützer Luft verursacht wird, allein schon über 21/45.
der theoretischen Ziffer beträgt. Diese Thatsache auf das ausgepreßte Zuckerrohr
angewandt, ergibt als Anschlag des Verlustes 13,743 Wärme-Einheiten; sonach
bleiben uns als nutzbringend 15,707 Wärme-Einheiten übrig, die 24 Kilogr.
Wasser verdampfen könnten, wodurch 3,33 Kilogr. Zuckers erhalten würden. Nun ist
aber bekannt, daß die Pflanzer 5 bis 6 Kilogr. Zucker erhalten; sie haben demnach in
dem ausgepreßten Zuckerrohr noch andere Brennstoffe als die Holzfaser, welche 13,743
Wärme-Einheiten entsprechen; dieser Mehrbetrag kann nur das Product von
Kohlenwasserstoffen seyn, welche durch Zersetzung des Zuckers entstehen, der im
ausgepreßten Rohr zurückbleibt. Diese Betrachtungen zeigen klar, daß die Holzfaser
des Zuckerrohrs selbst nach der Theorie nur 29/46 des zur Behandlung des Saftes
nothwendigen Wärmestoffs zu liefern vermag. Von der größten Wichtigkeit ist daher
für die Colonien ein wohlfeiles Heizsystem, welches ich in der Anwendung der Gase
nach meiner Methode gefunden habe, denn die Kosten des Brennmaterials belaufen sich
bei demselben für das Kilogramm Zucker nur auf 3 Centimes.
Die zweite Schwierigkeit, welche sich bei der Behandlung der zuckerhaltigen Gewächse
ergibt, ist, allen Zucker auszuziehen, ohne daß er von stickstoffhaltigen Materien,
wie Caseïn und Albumin, oder von stickstofffreien, wie Cerasin, Pectin und
andern fremdartigen Körpern begleitet ist, welche außerdem von ihm durch die
sogenannte Läuterung getrennt werden müssen – eine Operation, die
unvermeidlich mit einem nicht unbeträchtlichen Zuckerverlust verbunden ist. Die
dritte Schwierigkeit, auf welche der Fabrikant sein Augenmerk haben muß, ist, die in
dem Organismus des Zuckerrohrs enthaltenen Wanzensäuren zu neutralisiren, ehe sie
noch auf den krystallisirbaren Zucker einwirken und seine Verwandlung in
Traubenzucker bewirken können.
Die unmittelbare Neutralisation der Säuren im Saft ist eine unerläßliche Bedingung
jeder rationellen Behandlung des Zuckerrohrs; wenn man in eine Lösung reinen Zuckers
eine äußerst kleine Quantität einer starken Säure, z.B. Schwefelsäure, bringt und
die Flüssigkeit erhitzt, wie dieß mit dem aus dem Rohr gezogenen Saft geschieht, so
verwandelt sich der aufgelöste krystallisirbare Zucker in Traubenzucker; nun
zersetzen bekanntlich die Wanzensäuren die schwefelsauren Salze; daraus können wir
folgern, daß in dem Organismus des Zuckerrohrs die Wanzensäuren eine von der
Zuckersubstanz getrennte Stelle einnehmen, und wir müssen also den Satz aufstellen,
daß jedes Fabricationsverfahren, wobei das Rohr zerquetscht, zerbrochen,
plattgeschlagen, oder auf irgend eine Weise zerrissen wird, ein unvollkommenes ist,
indem es die Veränderung
eines mehr oder weniger beträchtlichen Antheils krytallisirbaren Zuckers durch die
Ergießung der Pflanzensäuren veranlaßt.
Das von den Wanzensamen Gesagte gilt auch von den stickstoffhaltigen Materien; ihre
in den tropischen Gegenden rasche Zersetzung theilt sich dem krystallisirbaren
Zucker, diesem höchst unbeständigen Körper, mit, welcher unter dem Einfluß der
geringsten chemischen Kraft eine andere Anordnung der Molecule erfährt.
Die stickstofffreien nähern Bestandtheile des Zuckerrohrs müssen ebenfalls
ausgeschieden werden, wenn die Krystallisation des Zuckers durch ihre Klebrigkeit
nicht behindert werden soll.
Der Schluß, zu welchem ich durch diese Betrachtungen gelangte, wird durch eine
auffallende Thatsache bestätigt. Auf Lousiana befallen frühe Fröste manchmal den
letzten Theil der Ernte; dieß hat aber keinen Einfluß auf das Ergebniß, sofern es
gelingt, die Campagne vor dem Thauwetter zu beendigen; tritt hingegen während der
Fabrication eine Temperatur-Veränderung ein, so erleidet der Fabrikant
namhafte Verluste. Da nun die unmittelbare Einwirkung des Frostes ohne Einfluß auf
den Zucker bleibt, so muß die erwähnte Erscheinung ihre Erklärung in einem
mittelbaren Einfluß finden. Dieser besteht darin, daß das Wasser durch den Frost
sich ausdehnt; das die Zellen des faserigen Gefäßgewebes erfüllende Wasser nimmt bei
seiner Ausdehnung plötzlich einen größern Raum ein und bricht folglich die Zellen
durch, aus welchen das innere Gefüge des Zuckerrohrs besteht; so lange der feste
Zustand dieser Körper fortdauert, hat dieses Durchbrechen keine Folge; sobald aber
die Temperatur-Veränderung sie in ihren vorigen Zustand zurückversetzt,
findet sogleich eine Ergießung durch die desorganisirten Gewebe hindurch statt und
sofort beginnt die nachtheilige Veränderung des Zuckers, deren traurige Folgen der
Pflanzer erfahren muß. Die gegenwärtigen Fabricationsmethoden wirken aber gerade so
wie der Frost; sie vermengen, was die Natur sorgfältig trennte, sie machen
complicirt, was ursprünglich einfach ist; man kommt dabei auf den Ausgangspunkt, das
zuckerhaltige Wasser, erst dann zurück, wenn der größte Theil des Zuckers durch eine
Reihe übelverstandener Operationen schon zerstört ist. Wegen des Vorhandenseyns
dieser heterogenen Substanzen im Saft des Zuckerrohrs und der Runkelrübe glaubte man
einen kostspieligen Apparat anwenden, ein besser unterrichtetes, und folglich auch
zu größern Ansprüchen berechtigtes Personal unterhalten zu müssen; endlich haben
nach großen Opfern diese complicirten Siede-Einrichtungen den Pflanzer dahin
gebracht, daß er nicht die Hälfte des Zuckers gewinnt, welchen die Natur im
Zuckerrohr uns zu Gebote stellt.
Der Pflanzer kann mit seinen alten Geräthschaften dasselbe Product erhalten,
vorausgesetzt daß er dieselbe Sorgfalt dabei anwendet, welche die neuen Apparate
erheischen. Nach meiner Ueberzeugung sind eine Veränderung der Geräthschaften und
große Ausgaben nur dann zu rechtfertigen, wenn aller oder beinahe aller in der
Pflanze enthaltene Zucker dadurch gewonnen wird, dessen Quantität aber je nach der
Beschaffenheit des Bodens und der Sorgfalt, die der Cultur gewidmet wird,
verschieden ist.
Dieses wichtige Resultat kann aber nimmer durch die Verbesserung eines im Sinne der
gegenwärtigen Fabrication construirten Apparats erhalten werden, indem, wie ich oben
bewies, dieses Verfahren in seiner Wesenheit fehlerhaft ist. Ich hütete mich also
wohl, diesen Weg einzuschlagen; dagegen bemühe ich mich, den von der Natur
eingeführten Haushalt unter den nähern Bestandtheilen des Zuckerrohrs zu beachten;
ich lasse dieselben in ihren respectiven Lagerungen im Gefäßgewebe, wo ich sie
mittelst einer Wärme von 100° C. und Aetzkalks oder einer sehr kleinen Menge
basisch-essigsauren Bleies den Reactionen unterziehe, die erforderlich sind,
um alle, den Zucker im Rohr umlagernden fremdartigen Körper unauflöslich und
unwirksam zu machen. Die Anwendung des Kalks zu dieser Einwirkung nöthigt mich
später Knochenkohle zu benutzen, um die Flüssigkeit von dem Ueberschuß an dieser
Basis wieder zu befreien, während die Anwendung des basisch-essigsauren
Bleies, welche die gewünschten Wirkungen kräftiger und vollkommener hervorruft, die
nachherige Behandlung der Flüssigkeiten mit Schwefelwasserstoff erheischt, um sie
von dem in Ueberschuß zugesetzten Bleisalz zu reinigen. Diese vorgängige Einwirkung
auf äußerst dünne Rohrscheiben angewandt, läßt allen Zucker unversehrt zu meiner
Disposition, insofern ich das Rohr zertheilte, ohne es zu zerreißen oder zu
beschmutzen. Es bleibt nun nichts mehr zu thun übrig, als die Auflösung des Zuckers
durch jedes Mittel, welches seine Krystallisirbarkeit nicht aufhebt, zu
beschleunigen, dann die Abdampfung bis zur Kochprobe zu beschleunigen, um hierauf
die Syrupe einer regelmäßigen Krystallisation zu unterwerfen.
Der Zucker kann natürlich bei diesem Verfahren seine kleinen Behälter durch die
Wirkung der Endosmose und Erosmose nicht verlassen, weil jede Durchdringlichkeit und
Zusammenziehbarkeit der Gewebe durch den ersten Act der Fabrication, das Coaguliren
der fremdartigen näheren Bestandteile des Zuckerrohrs, paralysirt wird. Er kann
daher nicht anders ausgezogen werden, als auf dem Wege der Auflösung, wozu die
Zertheilung des Rohrs in möglichst dünne Scheiben vortheilhaft ist, indem dadurch das Eindringen des
Wassers in die zahlreichen in den Zellen hervorgebrachten Oeffnungen erleichtert
wird.
Ich habe noch zu bemerken, daß dieselben Verfahrungsweisen auch bei der Runkelrübe
anwendbar sind, um allen in ihr enthaltenen Zucker zu gewinnen.
Hiemit beschließe ich die Auseinandersetzung der mich leitenden Grundsätze und
verweise hinsichtlich der Details der Ausführung auf die am Schlusse folgende
Erklärung der Abbildungen.
IV. Anwendung der brennbaren Gase zur
Erzeugung von Wasserdampf für Dampfmaschinen mit Niederdruck oder
Hochdruck.
Drei Bedingungen müssen bei dem neuen System zur Erzeugung von Wasserdampf erfüllt
werden:
1) die 1,598 Wärme-Einheiten, welche sich aus 1,077 Kilogr. Kohlenstoff bei
seinem Uebergang in Kohlenoxyd entwickeln, müssen vom Wasser absorbirt werden;
2) das gebildete Kohlenoxydgas muß mittelst der erforderlichen Menge Luft, nämlich 2
Kubikmeter Sauerstoff und 7,615 Meter Stickstoff vollkommen verbrannt werden, so daß
die 6,150 Wärme-Einheiten, welche sich bei seiner Verwandlung in Kohlensäure
entwickeln, den größtmöglichen Nutzeffect auf das umgebende Wasser hervorbringen,
und
3) dürfen die Verbrennungsproducte nicht früher entweichen als bis sie die
Gebläseluft erwärmt haben.
Fig. 8, 9 und 10 auf Tab. V
zeigen die Einrichtung eines diesen Bedingungen entsprechenden Dampferzeugers.
Der Brennstoff kommt in den Beschickungstrichter A und
gelangt in den Körper des Dampferzeugers B hinab; der
Trichter communicirt mit diesem innern Raume durch ein Schiebersystem, welches in
der Erklärung der Abbildungen Fig. 4 Tab. IV und Fig. 11, 12 und 13 Tab. V
beschrieben ist. Das Brennmaterial ist bei seiner Ankunft in C der Einwirkung der durch die Formen einblasenen Luft ausgesetzt; es
verwandelt sich in Kohlenoxydgas und Wasserstoffgas, welche mit dem Stickstoff durch
den röhrenförmigen Canal D streichen, der sie in den
Körper des zweiten Theils des Dampferzeugers in E
überführt. Der Raum B kann Brennmaterial in jedem
Zustand der Feinheit aufnehmen; den Raum E aber darf man
nur mit Brennmaterial in großen Stücken und im verkohlten Zustand beschicken. Die
Stellung, welche die Röhre D bezüglich B und E einnimmt, hält sie
immer mit Brennmaterial gefüllt. Der Raum E erhält seine
Beschickung ebenfalls durch ein Schiebersystem. Das in E
ankommende Gasgemenge
ist von den Producten der trockenen Destillation des Brennmaterials in B schon gereinigt, weil dieselben auf ihrem Weg nach E in der weißglühenden Region C verbrannt wurden. Am obern Theil von E tritt
das Gemenge durch die Röhre F in den
Reinigungs-Apparat G über, welcher in der
Beschreibung der Abbildung Fig. 4 Tab. IV erklärt
ist; es macht sich hier von dem Kohlenstaub frei, welchen es mitgerissen hatte; von
da geht es durch H hinaus, um sich in die Verbrenner I zu begeben, wo das Kohlenoxyd – und
Wasserstoffgas durch ihre innige Vermengung mit eingeblasener warmer Luft einer
vollkommenen Verbrennung unterliegen.
Die durch die Röhren K austretenden Verbrennungsproducte
vereinigen sich in dem gemeinschaftlichen Kasten L, L,
wo sie durch die Tubulatur M einen Ausgang finden, um
durch einen Vorstoß (in der Zeichnung nicht angegeben) in eine Schlangenröhre N, N... N oder in sonst eine Leitung mit großer
Oberfläche geführt zu werden, welche zum Erwärmen eingeblasener Luft dienen
kann.
Die Reinigung kann mittelst der eingeschobenen Tubulaturen R,
R vorgenommen werden.
Die Verbrenner I erhalten die warme Luft durch die
Leitung J, das brennbare Gas durch die Leitung H, welche von dem Reinigungs-Apparat ausgeht;
ihre Construction ist auf das Princip der innigen Vermengung des Gases und der Luft
mittelst Zertheilung und ihres Austritts in dünnen Schichten basirt. Die Details
dieses Verbrenners sind in der Erklärung der Abbildungen Fig. 1, 2, 3 und 4 Tab. IV beschrieben. Das
Wasser der beiden verbundenen Dampferzeuger B und E communicirt frei im untern Theil von einem zum andern
(diese Communication ist in den Abbildungen nicht angedeutet) und durch die Röhren
O, O im obern Theil von E. Zwei Röhren Q, Q setzen die Wasserhülle des
Reinigers G in Communication mit derjenigen des
Dampferzeugers B.
Der beschriebene Apparat kann auf verschiedene Weise abgeändert werden, ohne deßwegen
den drei aufgestellten Bedingungen weniger zu entsprechen; so können die Röhren K horizontal in übereinanderliegenden Schichten
angebracht werden, welche unter sich durch verticale Röhrenverbindungen
communiciren; die Enden der horizontalen Röhren münden in die äußere Oberfläche des
Dampferzeugers aus und werden mit aufgeschraubten Deckeln verschlossen, damit man
die Röhren gut reinigen kann.
Der Reinigungs-Apparat G und die zweite Abtheilung
des Apparats E werden weggelassen, wenn man als
Brennmaterial einen kohlenstoffhaltigen Körper benutzt, welcher bei der trockenen Destillation
keine bituminösen Producte gibt, wie z.B. der Anthracit; in diesem Fall haben D und H direct miteinander
zu communiciren und der Apparat wäre auf seinen einfachsten Ausdruck reducirt.
Man begreift leicht, daß bei diesem Dampferzeuger der Brennstoff den größten
Nutzeffect hervorbringt; dieß geht schon daraus hervor, daß das Wasser die Media, in
welchen der Brennstoff unvermeidlich einer vollkommenen Verbrennung unterliegt, von
allen Seiten umhüllt, wozu noch die nützliche Anwendung der Verbrennungsproducte
kommt. Bekanntlich ist die mittelbare Heizung der Seitenwand der gewöhnlichen
Dampfkessel bei weitem nicht so wirksam als die unmittelbare Heizung durch die
strahlende Wärme des Feuerraums und die Berührung der Flamme; betrachtet man den von
mir vorgeschlagenen Apparat unter diesem Gesichtspunkte näher, so wird man finden,
daß die indirecte Heizung auf ihr Minimum reducirt ist, die directe hingegen ihr
Maximum erreicht.
Ich muß noch bemerken, daß das Erkalten durch die äußere Wand mittelst eines Mantels
von gestoßener Kohle, der von einer hölzernen Hülle gehalten wird, unmerklich
gemacht werden kann.
Die Verbrenner I dienen nach Art eines Rosts, um den
Apparat in Thätigkeit zu sehen.
V. Anwendung der brennbaren Gase zur
Behandlung gewisser Erze.
a) Zinkerze.
Jedermann kennt den Hohofen, worin die Eisenerze reducirt werden, um
geschmolzenes Roheisen zu erhalten. Wenn diese Erze Zink, sey es im oxydirten
oder im geschwefelten Zustand, enthalten, so kommt in das gewonnene Roheisen
keine Spur dieses Metalls, sondern das Zink wird verflüchtigt. Ein Theil
desselben zieht mit den gasförmigen Verbrennungsproducten durch die Gicht ab;
ein anderer Theil desselben verdichtet sich, durch die letzten Beschickungen
erkaltet, an den Ofenwänden, in der Höhe dieser Beschickung. Dieser zweite Theil
oxydirt sich an der Luft, seine ringförmigen Ablagerungen nehmen zu und würden,
wenn man sie nicht zu gehöriger Zeit entfernte, am Ende den Ofen verstopfen.
Diese Ablagerungen werden unter der Benennung Ofengalmei (zinkischer Ofenbruch)
in den Handel geliefert.
Nach Erwähnung dieser Thatsachen kann ich sogleich zur Beschreibung einer neuen
Behandlung der Zinkerze mittelst der brennbaren Gase schreiten, welche auf die
einfachste und wohlfeilste Weise das größtmögliche Ergebniß liefert. Bringt man
in den Hohofen Kohle, kohlensauren Kalk (Kalkstein) und solche Eisenerze, welche
Zinkoxyd und Schwefelzink mit sich führen, so liefert er durch seinen Herd
– Roheisen und Schlaken, und durch seine Gicht-Zinkdämpfe, die von
der umgebenden Luft fortgeführt und verdichtet werden, ferner Gase, welche
wenigstens noch 30 Proc. brennbarer Stoffe enthalten. Diese Producte entstehen
durch die Einwirkung des eingeblasenen Sauerstoffs auf den Kohlenstoff, des
Kohlenoxyds auf den Sauerstoff des Erzes und des Kalks, des Schwefels auf das
Calcium, und endlich des bei der Oxydation des Kohlenstoffs frei werdenden
Wärmestoffs, welcher bei allen diesen Reactionen energisch einwirkt. Die Erze
anbelangend, so haben die relativen Mengenverhältnisse des Zinkoxyds oder
Schwefelzinks und des Eisenerzes auf den Proceß im allgemeinen keinen Einfluß;
sie bedingen lediglich das Quantum des Roheisens auf dem Herde und der in die
Gicht aufsteigenden Zinkdämpfe. Wir können daher diese respectiven Quantitäten
bis auf ihre äußersten Gränzen abändern und den Hohofen mit einem Gemenge
beschicken, welches uns wenig Roheisen auf dem Herde, dagegen die größtmögliche
Menge Zinkdämpfe in die Gicht liefert.
Wenn es mir daher gelingt, diese Zinkdämpfe durch eine die Oxydation verhindernde
Anordnung direct in Platten oder Zainen aufzusammeln, so ist das Problem der
ununterbrochenen Destillation der Zinkerze mit unmittelbarer Gewinnung des
Metalls gelöst. – Nur ist die erste hiebei zu erfüllende Bedingung, die
Gicht durch ein Schiebersystem zu verschließen, welches die Beschickung
gestattet, ohne Gas austreten zu lassen. Ist diesem Erforderniß genügt, so hat
man zweitens zu verhindern, daß die Zinkdämpfe bis an die Region der neuen
Beschickungen gelangen, weil sie, wie gesagt, bei deren Berührung abgekühlt und
verdichtet würden, was bald eine so bedeutende Ablagerung derselben zur Folge
hätte, daß der Gang des Ofens gehemmt wäre. Diese Dämpfe müssen daher nothwendig
in den untern Theilen gesammelt werden; da es mir nun frei steht, die
Destillation des Zinks, die Schlackenbildung, das Schmelzen des Roheisens, die
Erzeugung der Kohlensäure und des Kohlenoxyds in den Regionen zwischen den
Formen und der obern Gränze der Rast zu concentriren, und es sogar von Nutzen
ist, wenn die Zinkdämpfe nicht in den Schacht gelangen, so ist es sachgemäß,
diesen Dämpfen da einen Ausgang zu verschaffen, wo die Rast aufhört und der
Schacht anfängt. Zu diesem Behufe verengere ich den Schacht an seinem unteren
Theil plötzlich in der Art, daß seine erste Steinschicht gegen die Rast
bedeutend hervorspringt. Die den Schacht anfüllenden Beschickungen werden folglich
auf ihrem Weg durch diese Verengung dichter zusammentreten und ihn hinreichend
verschließen, daß die Zinkdämpfe nicht hindurchtreten können; ferner bildet sich
durch diese Construction ein von Beschickung leerer Raum im obern Theile der
Rast, in welchem die Zinkdämpfe und brennbaren Gase sich um ihre
Austrittsöffnung herum ansammeln können. Sie sehen dann ihren Weg durch eine
gußeiserne Röhre fort, die mittelst eines Wasserstroms abgekühlt wird, welcher
so schwach gewählt werden kann, daß er das Zink nur auf den flüssigen Zustand
condensirt, so daß man den mit einem Abstichloch versehenen Recipient desselben
mit einer Zainform in Verbindung setzen kann.
Auf diese Weise erhalte ich direct Zink in metallischem Zustande. Die Gasproducte
begleiten das Zink bis in seinen Recipient, wo sie keinen andern Ausgang finden,
als eine Röhre, die sie in den Verbrenner eines Röstofens leitet. Die in dem
Verbrenner ankommenden brennbaren Gase dürfen nicht mit Zinkdämpfen beladen
seyn; sie müssen daher unter 360° C. abgekühlt worden seyn; im Verbrenner
zertheilen sie sich in dünne Gasschichten, deren jede eine Schicht eingeblasener
Luft erhält; es bildet sich ein inniges Gemenge, was eine vollständige
Verbrennung alles brennbaren Gases zur Folge hat.
Da das Quantum des von dem Apparat gelieferten Gases den Bedarf des Röstofens
weit übersteigt, so kann man einen Theil desselben ableiten, um damit einen
Dampfkessel zu heizen, wenn man keine Wasserkraft zu Gebote hat.
Der Röstofen und der Zinkofen müssen vor jeder Feuchtigkeit gesichert werden. Der
zu meinem Apparat gehörige Röstofen besteht aus vier Herden und einer
gußeisernen Platte; die Flamme und die Verbrennungsproducte erhitzen diese fünf
Flächen hinlänglich, ehe sie durch den Kamin entweichen; das Erz gelangt von der
einen zur andern in der umgekehrten Richtung, damit auch die letzten Antheile
von Schwefel noch ausgetrieben werden müssen.
Mit dem Zinkerz (Galmei oder Blende), welches in diesem Ofen gehörig geröstet
worden ist, setzt man eine Beschickung zusammen, welche besteht aus:
1) geröstetem Zinkerz;
2) so viel Eisenerz als erforderlich ist, um ein Einfach-Schwefeleisen mit
jenem Theil des Schwefels zu bilden, der nach dem Rösten im Erze vorhanden
ist;
3) den erforderlichen Quantitäten Kalksteins, Kieselerde und Thonerde, um ein
leicht schmelzbares Doppelsilicat zu bilden; dabei müssen die in den Erzen und den
Brennmaterialien schon enthaltenen erdigen Materien berücksichtigt werden;
4) ferner wird die erforderliche Menge Kalkstein zugesetzt, um wenigstens
theilweise das erwähnte Einfach-Schwefeleisen zu entschwefeln, damit man
im Herde eine bessere Qualität Roheisen erhält;
5) zwei Gewichtstheilen Kohlenstoff auf drei Gewichtstheile Erz; man nimmt hiezu
Kohks, Holzkohlen oder anthracitartige Steinkohlen.
Vorstehende Betrachtungen genügen, um die neue Behandlung, welche ich einzuführen
gedenke, verständlich zu machen. Durch die beigegebenen Abbildungen Fig. 11,
12
und 13
auf Tab. V, deren Erklärung am Schlusse dieser Abhandlung folgt, glaube ich
aller weiteren Erläuterungen enthoben zu seyn. Ich überlasse es bei diesem
Industriezweig Betheiligten Vergleiche zwischen dem alten
Fabrications-Verfahren und diesem anzustellen und beschränke mich auf
eine Bemerkung, welche mit der Chemie nicht vertrauten Hüttenmännern entgehen
könnte. Bei dem gegenwärtig gebräuchlichen Verfahren erhält man bei weitem nicht
alles Zink, welches das verarbeitete Erz enthält; erstens weil die Zinkdämpfe,
welche sich an der freien Luft verdichten, zum Theil in Oxyd übergehen, welches
bei feiner außerordentlichen Leichtigkeit sich in der Luft zerstreut; dann weil
bei den jetzigen Methoden nur das als freies Oxyd im gerösteten Erze enthaltene
Metall gewonnen wird, das als Zinksilicat vorhandene aber und das beim Rösten
nicht entschwefelte Metall in den erdigen Rückständen am Boden der Retorten
zurückbleiben. Der aus diesen zwei Ursachen entstehende bedeutende Verlust ist
bei meinem System vermieden.
b) Eisenerze.
Vor 10 Jahren wurde ich beauftragt, zwei Kohks-Hohöfen in großen
Dimensionen von 16,45 Meter (54 engl. Fuß) Höhe und 4,87 Meter (16 engl. Fuß)
innerm Durchmesser (am Anfang des Schachts gemessen) zu erbauen. Ich beobachtete
ihren Gang mehrere Jahre, wobei ich mich zum Ueberfluß überzeugte, daß die
Hohöfen ihren erlangten Ruf bei weitem nicht verdienen. Ich erwähne nur des
Verlustes in Folge der Entweichung des Brennstoffs im Gaszustand durch die
Gicht; man nimmt heutzutage diesen Verlust, je nach dem Gange des Ofens, zu
60–80 Procent an. Ich habe aber diesem Apparat noch andere Vorwürfe zu
machen, die nicht minder erheblich sind.
Erstens gibt er nur dann nervige Producte, wenn er mit Eisenerzen und Kohlenstoff
bester Qualität gespeist wird; da aber diese Erz- und Brennstoffsorten
nicht sehr verbreitet sind, und nur ausnahmsweise zugleich an demselben Ort
vorkommen, so kann das von den Hohöfen gelieferte Roheisen in der Regel nur von
mittelmäßiger Güte seyn.
Dieses unvortheilhafte Resultat ist unvermeidlich bei einem Apparat, welcher eine
unveränderliche Höhe hat, eine Rast mit fixer Neigung und einen constanten Wind,
so daß also das Erz, in welcher Verbindung sich auch das Eisenoxyd darin
befinden mag, denselben Raum in derselben Zeit durchläuft. Nun weiß man aber
sehr wohl, daß die Reduction eine Temperatur und Zeit erfordert, welche der
Verwandtschaft zwischen dem Eisen und den damit verbundenen, es vererzenden
Körpern proportional sind; es tritt daher unaufhörlich der Fall ein, daß von dem
eisenhaltigen Material ein Theil auf seinem Wege durch den Apparat sich zu früh,
und ein anderer zu spät reducirt, um sich hierauf gehörig mit Kohlenstoff
verbinden zu können; aus diesem Grunde erzeugt sich graues, halbirtes und weißes
Roheisen. Diese Producte sind geschwefelt, arsen- oder phosphorhaltig, je
nachdem eben einer oder der andere dieser Körper in die Zusammensetzung der
Beschickung einging; denn ein Hohofen bewerkstelligt nicht alle Reactionen, die
man gemeinschaftlich in der Absicht eintreten lassen will, um diese fremdartigen
Körper sämmtlich in die Schlacken übergehen zu machen. Der Hüttenmeister
verlangt vom Hohofen nichts, als daß er sich nicht verstopfen möge; er begnügt
sich mit dem aus dem Herde kommenden Roheisen, wenn es auch schlecht, d.h. ohne
Cohäsionskraft ist, falls sein Material Schwefel, Arsenik oder Phosphor enthält.
Diese Betrachtungen berechtigen mich, einen Hohofen für eine barbarische, sogar
unter geschickten Händen und ungeachtet des Opfers von 80 Proc. Kohlenstoff
völlig ungeeignete Vorrichtung zu betrachten.
Ich schlage eine ganz andere Eintheilung der Arbeit bei Behandlung der Eisenerze
vor. Ich setze voraus, daß die Eisenfabriken nicht etwa Roheisen, sondern rohe
Eisenerze erhalten; diese werden in einem mehrfach zusammengesetzten Apparat
behandelt, welcher aus einem Gaserzeuger besteht, wie sie schon beschrieben
wurden, und aus einem Calcinir- und Röstofen, welcher nach Art des in
Fig.
12 und 13 Tab. V
gezeichneten construirt ist, endlich aus einem Flammofen, dessen Herd mit Kohle
gefüttert ist. Alle diese Oefen müßten in entsprechender Anzahl vorhanden seyn;
jeder dient zur Behandlung von Eisenerzen von einer gewissen Zusammensetzung.
Der Gaserzeugungsapparat hätte die brennbaren Gase den Röstöfen, so wie den
jetzt schon üblichen Puddelöfen zu liefern, welche Gase unter Druck durch
eingeblasene Luft heiß darin verbrannt würden, indem die Gas und Luft
zuführenden Röhren durch die von den Flammöfen entweichenden
Verbrennungsproducte erhitzt würden. Auf diese Weise wäre der zur Erzeugung der Wärme dienende
Kohlenstoff von dem zur Reduction und Kohlenstoffung erforderlichen reinen
Kohlenstoff getrennt; demnach kann ich als Heizmittel irgend einen Brennstoff
ohne Rücksicht auf seine Beschaffenheit anwenden, und das bessere Brennmaterial
zur Reduction und Kohlung versparen. Der Hüttenmeister ist also bei der Wahl des
Brennmaterials durch die Natur und Menge der den Kohlenstoff begleitenden
fremdartigen Substanzen nicht mehr behindert; sondern gibt derjenigen Sorte den
Vorzug, die ihm für die geringsten Anschaffungskosten am meisten Wärmestoff
liefert. Das Vorkommen von Schwefel, selbst als Schwefelkies, im Brennmaterial,
ist auch kein Hinderniß mehr, denn die Beschickungen des Gaserzeugers brauchen
dann nur mit fein gepulvertem kohlensaurem Kalk bestreut zu werden, damit der
Schwefel als Schwefelcalcium in die Asche übergeht. Von reinem Kohlenstoff zur
Reduction und Kohlenstoffung braucht man aber so wenig, daß man sich denselben
leicht verschaffen kann, ohne auf die Marktpreise einzuwirken.
Ich komme nun an die Anwendung der beiden andern Oefen, an den Röstofen und den
Flammofen.
Die eisenhaltigen Körper werden nach ihrer Zusammensetzung eingetheilt, um das
Schmelzen des Eisens und eine schmelzbare Verbindung zwischen allen Substanzen
zu erhalten, welche das Erz chemisch gebunden oder bloß beigemengt enthält.
Diese Classification der Eisenerze nach den anzuwendenden Flüssen
(Schmelzmitteln) ist in der Metallurgie wohlbekannt; ich brauche daher nicht
näher darauf einzugehen. Die eisenhaltigen Körper werden zu einem unfühlbaren
Pulver gestoßen und kommen sodann in den Calcinir- und Röstofen; dieser
(nach den bezüglich Fig. 12 und 13 Tab. V
gegebenen Erläuterungen construirte) Ofen besteht aus einer Reihe großer
Muffeln, die übereinander aufgestellt werden. Diese Construction entspricht den
verschiedenen Zwecken, die man beim Calciniren und Rösten zu erreichen
beabsichtigt, wozu auch das Austreiben des chemisch gebundenen Wassers gehört;
der Luftzutritt findet dabei leicht statt, ohne brennbare Dämpfe, weil man die
Thätigkeit des Verbrenners zu reguliren, folglich die Gase mit Ueberschuß an
atmosphärischem Sauerstoff zu verbrennen im Stande ist; alle kleinsten Theilchen
(Molecüle) kommen nach und nach mit der atmosphärischen Luft in Berührung, weil
das Erz beständig umgerührt werden muß, damit es die verschiedenen Herde in der
umgekehrten Richtung der Verbrennungsproducte durchläuft; diese Construction
gestattet die Hitze am Anfang der Röstung nach Belieben zu sparen und in dem Maaße zu
erhöhen, als die Entwickelung von Dämpfen bei niederer Temperatur nachläßt.
Deßhalb eignet sie sich auch besonders zum Rösten der Schwefelmetalle; denn
nachdem aller Schwefel, welcher unter dem Einfluß einer allmählich bis zum
Rothglühen gesteigerten Temperatur verjagt werden kann, ausgetrieben ist, kann
die Schwefelsäure des entstandenen schwefelsauren Eisens durch Anwendung
kohlensauren Ammoniaks auf dem letzten Herd als schwefelsaures Ammoniak
ausgetrieben werden. Die ammoniakalischen Producte sind gegenwärtig im Handel so
verbreitet und so wohlfeil, daß man sich wundern muß daß dieses kräftige
Entschwefelungsmittel noch nicht angewandt worden ist. Auch eignet sich diese
Construction eben so gut zur Behandlung der Arsen- und
Schwefelarsenverbindungen, indem sie den Zusatz von Kohle in Pulverform behufs
der Reduction der arseniksauren Salze, die innige Vermengung des Kohlenpulvers
mit dem Erze, die darauffolgende Röstung, und endlich die Wiederholung aller
dieser Operationen erleichtert. Die so behandelten arsenhaltigen Erze können
eine gute Qualität Stab- und Roheisen liefern, während man in einem
Hohofen nur sehr mittelmäßiges Roheisen aus ihnen gewinnen kann, weil der
Arsenik im Hohofen gänzlich in das Roheisen übergeht, ohne daß Spuren davon in
den Schlacken zurückbleiben.
Nach dieser vorläufigen Behandlung versetzt man die Erze mit dem ihrer
Zusammensetzung entsprechenden Fluß (in Pulverform) und mit dem zur Reduction
des rothen Eisenoxyds erforderlichen Kohlenpulver. Diese wohlgemengten
Substanzen werden, in nacheinanderfolgender regelmäßiger Beschickung, in den
Flammofen gebracht, auf dessen mit Kohle gefütterten Herd sie durch einen in der
Kuppel angebrachten Trichter herabfallen. Das Eisenoxyd wird auf demselben durch
die Einwirkung der Kohle und der Hitze mittelst Cementation reducirt und die
fremdartigen Substanzen, mit welchen es chemisch verbunden oder bloß vermengt
ist, gehen mit den Flußmitteln eine schmelzbare Verbindung ein, weil man die zur
Erreichung dieses Zwecks dienlichste Mischung gewählt hat.
Hinsichtlich der Eisenerze, welche phosphorsaure Salze enthalten, muß ich
bemerken daß, da man keine Verstopfungen zu befürchten hat, dieses Verfahren die
Kieselerde des beschickten Erzes genau auf ihr Minimum zu beschränken gestattet;
man kann daher den alkalischen Basen, welche zur Schlackenbildung dienen, eine
sehr thätige Rolle zuwenden, damit sie sich aller Phosphorsäure bemächtigen, ehe
noch die Wirkung der Cementation einen Theil dieser Säure reducirt hat; sie geht
daher gänzlich in die Schlacken über und wird auf die Qualität des Eisens nicht den
geringsten nachtheiligen Einfluß ausüben – ein Resultat, welches in einem
Hohofen nicht erreicht werden kann.
Das Eisen wird in Luppen gesammelt und wenn es aus dem mit Kohlen gefütterten
Ofen kommt, der gewöhnlichen mechanischen Behandlung unterworfen. Will man
Roheisen erzeugen, welches sich zum Formenguß eignet, so verstärkt man das
Quantum des Kohlenstoffs in der Möllerung und setzt die Operation so lange fort,
bis die Kohlenstoffung unter dem doppelten Einfluß des Kohlengestiebes und des
beigemengten Kohlenstoffs vollkommen bewerkstelligt ist; hierauf läßt man das
Roheisen durch einen im Herd angebrachten Abzug auslaufen.
Ich weiß wohl daß man an verschiedenen Plätzen des Continents Untersuchungen über
die Anwendung der Gichtgase von mit Holzkohle oder Kohks betriebenen Hohofen
angestellt hat, sowie mit den Gasen welche aus den Kaminen der mit Steinkohlen
geheizten Puddelöfen entweichen; ich habe aber nirgends gelesen, daß man die
Unzweckmäßigkeit der Hohöfen zum Ausschmelzen der Eisenerze erkannt und ein dem
meinigen analoges Verfahren eingeschlagen hat.
c) Kupfererze.
Die Kupfererze können auf ähnliche Weise wie die Eisenerze vortheilhaft und mit
der Gewißheit, das größtmögliche Ergebniß zu erhalten, behandelt werden.
Die Reinigungs- und Reductionsmittel müssen der Zusammensetzung der
Gangart und der Verbindung, in welcher sich das Kupfer befindet, entsprechend
gewählt werden.
(Der Beschluß folgt im nächsten Heft.)