Titel: | Ueber die Auflösungsmittel des phosphorsauren Kalks bei seiner Anwendung als Dünger etc.; von Dumas. |
Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. L., S. 232 |
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L.
Ueber die Auflösungsmittel des phosphorsauren
Kalks bei seiner Anwendung als Dünger etc.; von Dumas.
Aus dem Comptes rendus, Nov. 1846, No.
22.
Dumas, über die Auflösungsmittel des phosphorsauren
Kalks.
Der phosphorsaure Kalk ist in Wasser unauflöslich; doch dringt er in die Pflanzen ein
und setzt sich in ihren Geweben ab. Die ihn enthaltenden Knochen zerfallen nach und nach auf dem Boden
und verschwinden bald unter dem Einfluß des Regenwassers.
Einestheils wird dieses Auflösen des phosphorsauren Kalks durch Salmiak
bewerkstelligt; bekanntlich löst der Salmiak eine beträchtliche Menge phosphorsauren
Kalk auf, er kommt aber im Flußwasser nur in so geringer Menge vor, daß dessen
Wirkung auf die Knochen nicht bedeutend seyn kann. Das eigentliche Auflösungsmittel
des phosphorsauren Kalks ist die Kohlensäure; mit Kohlensäure gesättigtes Wasser
löst viel phosphorsauren Kalk auf, wie Berzelius bei seiner Untersuchung der
Karlsbader Mineralwasser gezeigt hat.
Ich brachte Elfenbeinplatten in Flaschen mit Setter Wasser; sie erweichten sich darin
in 24 Stunden gerade so wie in verdünnter Salzsäure; das Selter-Wasser hatte
allen in diesen Elfenbeinstücken enthaltenen phosphorsauren Kalk aufgelöst. Es ist
möglich daß diese Eigenschaft des kohlensauren Wassers eine technische Anwendung
gestattet um die thierische Substanz der Knochen in ganz reinem Zustand zur
Leimbereitung oder zur directen Anwendung als Nahrungsmittel abzuscheiden.
Die Auflöslichkeit des phosphorsauren Kalks in kohlensaurem Wasser erklärt uns seine
Uebertragung in die Pflanzen; man sollte versuchen Pflanzen dadurch aufzuziehen, daß
man sie mit Wasser begießt, welches phosphorsauren Kalk in Kohlensäure aufgelöst
enthält.Bekanntlich enthält der Torf keine phosphorsauren
Salze, obgleich die Pflanzen, woraus er sich gebildet hat, eine nicht
unbeträchtliche Menge phosphorsaurer Erden enthielten. Der Grund davon ist,
daß die Kohlensäure, welche nebst Essigsaure etc. bei der Fäulniß der
Pflanzen entsteht, den phosphorsauren Kalk etc. auflöslich macht, so daß er
von dem in den Torfboden eindringenden Wasser abgeführt werden kann und aus
dem Torf verschwindet. Die HHrn. Moride und Bobierre haben sich davon durch einen directen
Versuch überzeugt) sie ließen ein Gemenge verschiedener Pflanzen aus den
Gattungen Carex, Myriophyllum, Potamogeton,
Chara, welche sie mit einer Quantität phosphorsauren Kalks versetzt
hatten, in einem Gefäß in Fäulniß übergehen, wobei der eingemengte
phosphorsaure Kalk vollkommen auflöslich wurde. Comptes rendus, Dec. 1846, Nr. 25.) Sie erklärt uns, warum die Knochen zerfallen und sich auflösen, wenn man sie
auf dem Boden liegen und folglich lange dem kohlensäurehaltigen Regenwasser
ausgesetzt läßt. Das Email der Zähne schützt durch den flußsauren Kalk welchen es
enthält, die Knochensubstanz derselben gegen die Kohlensäure welche sich aus der
Lunge entbindet. Wahrscheinlich wird bei Gries und Harnsteinen, welche aus
phosphorsaurem Kalk bestehen, das Selter-Wasser als gewöhnliches Getränk von
einigem Nutzen seyn.
(Hr. Prof. v. Liebig hat in der 5ten Auflage seiner
Agriculturchemie den Uebergang des phosphorsauren Kalks in die Pflanzen auf dieselbe
Art erklärt wie vorstehend Hr. Dumas. „Die Art
und Weise (sagt er S. 158), in welcher phosphorsaure Erdsalze und namentlich der
phosphorsaure Kalk die Fähigkeit erlangen, von den Wurzeln der Pflanzen
aufgenommen zu werden, läßt sich durch sehr einfache Versuche darthun. Der
phosphorsaure Kalk ist nämlich in reinem Wasser nicht löslich, aber er löst sich
leicht in einem Wasser, welches Kochsalz oder ein Ammoniaksalz enthält. In
Wasser, welches schwefelsaures Ammoniak enthält, löst er sich so leicht auf wie
Gyps. Der phosphorsaure Kalk wird ferner mit Leichtigkeit von Wasser
aufgenommen, welches Kohlensäure enthält, er verhält sich gegen dieses
Lösungsmittel ähnlich wie der Kohlensäure Kalk.“ Hiezu bemerkt er. in
seinen Annalen der Chemie und Pharmacie (Januarheft 1847), daß 1 Liter mit
Kohlensäure gesättigtes Wasser im Ganzen 0,6626 Gram. Knochenerde löst, von welchen
sich beim Sieden 0,50 Gram. abscheiden, während 0,1626 Gram. nach dem Erkalten
gelöst bleiben.)