Titel: | Verbesserungen an atmosphärischen Eisenbahnen, worauf sich James Nasmyth zu London am 29. April 1845 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. LIV., S. 249 |
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LIV.
Verbesserungen an atmosphärischen Eisenbahnen,
worauf sich James Nasmyth zu
London am 29. April 1845 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts, Sept. 1846, S.
79.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Nasmyth's Verbesserungen an atmosphärischen
Eisenbahnen.
Diese Verbesserungen beziehen sich vorzugsweise auf atmosphärische Eisenbahnen,
obschon einzelne Theile der Erfindung auch unabhängig von Eisenbahnen sich als
Bewegungskräfte für andere Zwecke benützen lassen.
Fig. 6 ist ein
Längendurchschnitt, senkrecht durch einen Theil einer Röhre A, A von beliebigem Kaliber. In dieser Röhre läßt sich ein Kolben durch
Luftdruck bewegen, um einen Wagenzug auf einer neben der Röhre hergestellten
Eisenbahn mit sich fortzuziehen. C, C ist eine lange
Kolbenstange, welche sich auf große Entfernung sowohl vor, als hinter dem Kolben
fortsetzt; wenn die Röhre A, A etwa eine (engl.) Meile
lang ist, so soll die Stange C, C eine Länge von zwei
Meilen haben. Nahe an jedem Ende der Röhre befindet sich ein Pfosten oder Träger D mit einer Oeffnung und Stopfbüchse a in der Mitte zum Durchgang der Kolbenstange c, und jenseits dieser Träger am äußersten Ende der
Röhre hängen ein paar Thüren, welche das Ende der Röhre vollkommen luftdicht
verschließen. In Fig. 7 sind diese Thüren mit der Röhre in einer Endansicht und Fig. 8 mit
einem Stück der Röhre im Grundrisse zu sehen. Wenn die Thüren E, E geschlossen sind, so wird in dem vor dem Kolben befindlichen Theile
der Röhre durch die gewöhnlichen Mittel, z.B. durch die Luftpumpe, Condensation des
eingeschlossenen Dampfes u.s.w. oder durch gewisse nachher als einen Theil der
Erfindung zu beschreibende Einrichtungen zur Gewinnung der Triebkraft, ein
luftleerer Raum erzeugt. Sobald der luftleere Raum in der Röhre vor dem Kolben
hergestellt ist, müssen die Thüren E, E hinter dem
Kolben geöffnet werden, um der atmosphärischen Luft freien Zutritt zu gestatten,
wodurch der Kolben längs des ausgepumpten Theiles der Röhre vorwärts getrieben
wird.
Zur Unterstützung der Kolbenstange C, C, während der
Fortbewegung des Kolbens, dient eine Reihe von Leitungsrollen F, Fig.
6, welche in geeigneten Abständen von einander im Inneren der Röhre
angeordnet sind. Jede dieser Leitungsrollen ist an eine auf dem oberen Ende eines
oscillirenden Pendelhebels G gelagerte Achse befestigt.
Die Pendelhebel hängen an Achsen b, welche durch die
Vertiefungen H am unteren Theile der Röhre gehen. An dem
unteren Ende jedes Pendels hängt mittelst des Armes e
ein Gewicht d, welches durch seine Schwere den Pendel
und somit die Rolle F unter der Kolbenstange aufrecht
erhält. Sowie aber der Kolben über eine dieser Leitungsrollen hingehen will, kommt
eine vorn am Kolben befindliche geneigte Fläche 6, Fig. 6, in Berührung mit
der Rolle F, welche dadurch sammt dem vibrirenden Pendel
in die Vertiefung H hinabgedrückt wird, wo sie so lange
bleibt, bis der Kolben über sie weggelaufen ist. Ist dieses geschehen, so wird der
Pendel durch die Schwere des Gewichts d wieder in seine
aufrechte Stellung
zurückgebracht, wobei die Leitrolle, wie vorher, unter die Kolbenstange gelangt, um
diese zu unterstützen.
Die Art wie die Pendelhebel in der Röhre angeordnet sind, läßt sich am deutlichsten
aus dem senkrechten Querdurchschnitt der Röhre Fig. 9 und aus der
Seitenansicht Fig.
10 eines Theils der Röhre entnehmen. Der Pendelhebel G bewegt sich, wie schön bemerkt, in der Röhre um eine
Achse b, deren Zapfen in den Seitenwänden der Vertiefung
H eingefügt sind. An dem einen durch die Seite der
Vertiefung hervorragenden Ende dieser Achse ist der Arm c mit dem angehängten Gewichte befestigt. An der Außenseite der Vertiefung
befindet sich eine Feder c¹; diese ist mit einer
kleinen Kerbe versehen, um einen an dem Arm c
befindlichen Stift erfassen und dadurch den Pendel G
fest und aufrecht erhalten zu können. Wenn der Kolben sich dem Ende der Röhre
nähert, so stoßen die von der Vorderseite des Kolbens ausgehenden horizontalen
Stangen f an die Thüren E, E
und öffnen sie. Ehe dieses aber geschieht, muß in den vor dem Kolben befindlichen
luftleeren Raum der Röhre eine Portion atmosphärische Luft eingelassen werden, was
durch Oeffnung eines am Ende der Röhre befindlichen Ventils mittelst eines
geeigneten durch den ankommenden Kolben oder die Kolbenstange in Thätigkeit
gesetzten Apparates geschehen kann.
Es wurde oben bemerkt, daß die Röhre A, A eine (engl.)
Meile lang seyn kann. Der Patentträger schlägt vor eine Reihe solcher Röhren längs
der Eisenbahn anzuordnen, je zwei Meilen von einander entfernt und vollkommen
unverbunden. Man braucht sich aber bei der Ausführung an keine bestimmte Länge der
Röhren zu binden, sondern nur das zu beobachten, daß die Zwischenräume zwischen den
Enden je zweier Röhren doppelt so groß als die Länge der Röhren selbst seyn
müssen.
Angenommen die Länge der Röhre betrage eine Meile, so beträgt die der Kolbenstange
C, C zwei Meilen, und in der Mitte, d.h. eine Meile
von jedem Ende der Kolbenstange entfernt, sitzt der Kolben. In Fig. 11 ist eines der
äußeren Enden der Kolbenstange C abgebildet. An diesem
Ende ist ein senkrechter Arm K befestigt; ein ähnlicher
Arm befindet sich an dem entgegengesetzten Ende der Stange, also in der Entfernung
von zwei Meilen. Am oberen Theile der Arme K sind die
Enden einer Stange L, die mit der Kolbenstange gleiche
Länge hat, befestigt. Diese Stange L wird durch eine
Reihe von Rollen M unterstützt, welche, wie die Figuren 6 und
9 zeigen,
in geeigneten Entfernungen längs der oberen Fläche der Röhre A angebracht sind. Man wird nun leicht einsehen, daß die Kolbenstange C, während der Kolben B
innerhalb der Röhre A hinläuft, in Folge ihrer Verbindung mit den Enden der
außerhalb der Röhre befindlichen parallelen Stange L,
letztere mit sich über die Rolle M, M hinzieht, und daß
die an die Stange L angehängten Eisenbahnwagen mit
derselben Geschwindigkeit auf den Schienen dahinrollen werden, womit der Kolben
durch die luftleere Röhre läuft.
Der Patentträger geht nun zur Beschreibung derjenigen Einrichtung über, wodurch der
über die Röhre hinausreichende Theil der Kolbenstange bevor und nachdem er die Röhre
passirt hat, unterstützt wird. Es ist zu diesem Zwecke eine Reihe von Leitungsrollen
in geeigneten Gestellen und in bestimmten Entfernungen von einander längs der Mitte
der Schienenlinie zunächst an und zwischen den einzelnen Röhren aufgestellt. Fig. 12 zeigt
die Einrichtung dieser Leitrollen und ihres Zugehörs in der vordem Ansicht; die
Kolbenstange C ist im Querschnitte dargestellt. N ist die Leitungsrolle, auf deren Brücken die
Kolbenstange hinläuft; sie ist an eine in den Trägern g,
g gelagerte Achse befestigt. Ueber ihr liegt eine andere Rolle P, welche die Kolbenstange in die Aushöhlung der Rolle
N hineindrückt. Die Achse h der Rolle P bildet einen horizontalen Hebel,
welcher in einer senkrechten auf dem Pfosten g stehenden
und durch den gebogenen Träger k gehaltenen Spindel i, i sich bewegt. Das äußere Ende des Arms oder Hebels
h liegt auf dem Träger l. Wenn nun der Kolben B durch die Röhre A läuft, so muß der aufrechte Arm k, Fig.
11, mit den daran befestigten Enden der horizontalen Stangen C und L, frei über die
Tragrollen N, Fig. 12, hinlaufen. Dazu
ist aber nöthig, daß die Rollen P, welche die
Kolbenstange auf die Leitrollen N aufdrücken sollen, für
den Augenblick, wo der Arm k darüber hinläuft, aus dem
Wege geschafft werden. Dieß geschieht eben durch den aufrechten Arm k, welcher gegen die Rolle P
anstoßend, diese mit ihrer Achse horizontal auf der senkrechten Spindel i umdreht. Sobald aber der aufrechte Arm vorbei ist, so
bringt eine doppelte an der Spindel i angebrachte
Spiralfeder unmittelbar darauf die Rolle P sammt ihrer
Achse in ihre vorige Stellung, wie Fig. 12 zeigt,
zurück.
Bis Hieher sind die langen parallelen Stangen C und L als feste Stangen beschrieben worden, was sie auch
seyn mögen; vielleicht wäre es noch besser, sie hohl zu machen, ähnlich den
Gasröhren. Der Patentträger glaubt sich aber nicht auf die Anwendung solcher Stangen
beschränken zu dürfen, da man anstatt dieser auch Drahtseile oder Ketten anwenden
kann. In diesem Fall wird das Drahtseil oder die Kette ein endloses Band bilden,
welches über zwei in der Entfernung von drei Meilen aufgestellte Rollen läuft, während die
luftleere Röhre nur eine Meile in der Mitte der Linie zwischen den zwei Rollen
einnimmt Da an dieses endlose Seil innerhalb der Röhre der Kolben, außerhalb der
Röhre aber die Eisenbahnwagen befestigt sind, so müssen die Wagen in einer dem Laufe
des Kolbens entgegengesetzten Richtung gezogen werden.
Bei der angegebenen Einrichtung braucht, wie erwähnt, die Länge der Röhre nicht eine
bestimmte zu seyn; aber mag die Länge seyn, welche sie will, eine Station oder ein
Anhaltsplatz muß am Anfange und am Ende jeder Röhre seyn, und eben so an den
Punkten, bis zu welchen sich die Enden der horizontalen Stangen C und L erstrecken.
Angenommen, es wäre von der ersten Station oder dem Abfahrtsplatze an bis zu dem
Anfang der Röhre A eine Meile Entfernung, so wird, wenn
der Kolben B an dieses Ende der Röhre gesetzt wird, das
Ende der Kolbenstange und der Stange L mit ihrem
Verbinbungsarm K an der genannten ersten Station sich
befinden. Werden nun die Eisenbahnwagen an dem unteren Ende der Stange L bei dem Verbindungsarm B
angehängt und in Bewegung gesetzt, so werden dieselben, wenn der Kolben das vordere
Ende der Röhre erreicht hat, eine Meile vorwärts gekommen seyn, d.h. bis zur zweiten Station oder dem Anfang der Röhre. Hier müssen
die Wagen von ihrer Verbindung mit der Stange losgemacht werden, worauf die Stange
mit dem Kolben mittelst Auspumpens der Luft in dem Theile der Röhre hinter dem
Kolben, durch den Luftdruck, wie bei andern atmosphärischen Eisenbahnen wieder
zurückgebracht wird. Ist dieß geschehen, so werden die Wagen an die Stange L befestigt, aber nun näher an ihrer Mitte, nämlich
gerade über dem Kolben. Darauf gelangen die Wagen, in Folge der Vorwärtsbewegung des
Kolbens, wieder eine Meile vorwärts, zur dritten Station am vordem Ende der Röhre
A. Hier werden die Wagen noch einmal losgemacht und
der Kolben wie vorher zurückgepumpt. Nachdem sie nun zum letztenmal an das vordere
Ende der Stange L am äußersten Ende der Röhre angehängt
worden sind, so gelangen sie durch den nächsten Zug des Kolbens wieder eine Meile
vorwärts, nämlich bis zur vierten Station: Die Wagen sind
nun auf dem Punkt der Bahnlinie angelangt, wo die Röhre und die Stangen aufhören auf
sie einzuwirken. Hier nimmt eine andere Röhre und ihr Zugehör, in Construction den
eben beschriebenen vollkommen ähnlich, die Wagen auf gleiche Art, wie schon
beschrieben, auf. Es stellt sich also hier der Unterschied von andern
atmosphärischen Eisenbahnen heraus, daß die Röhren, welche den Kolben enthalten,
wodurch der Train von Station zu Station fortgeführt wird, anstatt fortlaufend zu seyn,
hier bloß ein Drittheil der Bahnlänge einzunehmen brauchen, indem sie in
Zwischenräumen gelegt sind, deren Länge doppelt so groß als die der Röhren seyn
sollte.
Der Theil der Erfindung, welcher sich auf die Gewinnung einer Triebkraft bezieht, ist
nebst einem Theile der atmosphärischen Eisenbahn durch Fig. 11 dargestellt. Q, Fig. 11, stellt ein
großes Rad vor, welches sich vertical um eine Welle m
dreht. Auf seiner Peripherie liegt die Kolbenstange C,
die darüber hingeht und mittelst der durch die Berührung der zwei Flächen
hervorgebrachten Reibung das Rad Q umdreht. Zur
Vermehrung der Reibung wird die Kolbenstange gegen dieses Rad durch ein anderes an
einem zusammengesetzten Hebel n, n angebrachtes Rad R angedrückt. An dem Arm r des zusammengesetzten Hebels
befindet sich ein Gewicht g, welches das Rad mit
größerer Gewalt andrückt und dadurch die Reibung erhöht. Ein an der Welle dieses
Rades angebrachtes Getriebe s greift in die Zähne eines
andern Rades 8. Letzteres kann dazu benützt werden, mittelst einer an seiner Achse
befindlichen Kurbel oder einer andern Vorrichtung die zum Auspumpen der Röhre
aufgestellte Luftpumpe in Thätigkeit zu setzen, oder auch als Triebkraft für andere
Zwecke.
Wenn die Luftpumpen nicht in Bewegung seyn sollen, so kann die Reibung durch
Aufhebung des Rades R unterbrochen werden, was durch
Zurückziehen des Arms r auf den Ruhepunkt t geschieht.