Titel: | Verfahren Gase zum Heizen und zur Beleuchtung mittelst Anthracit zu erzeugen, worauf sich John Constable zu London, in Folge einer Mittheilung am 24. Mai 1845 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. LXII., S. 289 |
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LXII.
Verfahren Gase zum Heizen und zur Beleuchtung
mittelst Anthracit zu erzeugen, worauf sich John Constable zu London, in Folge einer
MittheilungDiese Mittheilung ist, wie die vorhergehende Abhandlung beweist, von Michiels; wir reihen letzterer diese
Patentbeschreibung der Vollständigkeit wegen an.A. d. R. am 24. Mai 1845 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts, Sept. 1846, S.
129.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Constable's Verfahren Gase zum Heizen und zur Beleuchtung mit
Anthracit zu erzeugen.
Die Erfindung besteht darin, daß man Kohlenoxydgas erzeugt, indem man Anthracit in
einem Schachtofen durch eingepreßte Luft verbrennt, außer welcher noch Wasserdampf
hineingeleitet wird; ferner besteht sie darin, mit dem Anthracit zugleich Potasche
anzuwenden, um verkäufliche Nebenproducte zu erhalten und folglich das Gas
wohlfeiler zu produciren.
Der Ofen zur Erzeugung des Gases ist einem gewöhnlichen Hohofen ähnlich und in Fig. 28 im
senkrechten Durchschnitt abgebildet. Am oberen Theil des Ofens ist eine Platte a befestigt, welche in ihrer Mitte ein Loch hat, gerade unter
dem Trichter b; durch diesen Trichter gibt man die
Beschickung hinein und er wird dann durch ein Ventil oder einen Schieber c geschlossen. Der Ofen ist bei d, gerade über der Rast zusammengezogen und unter dieser Zusammenziehung
ist ein Austrittscanal e, an welchem ein Rohr befestigt
ist, um das Gas in dem Maaße als es erzeugt wird, aus dem Ofen zu leiten. Da das Gas
feinen Kohlenstaub und Asche mit sich reißt, so läßt man es durch mehrere fein
durchlöcherte Metallflächen streichen, die in gewissen Entfernungen von einander
angebracht sind, wodurch der Staub zurückgehalten wird; das Gas streicht dann durch
eine Röhre in einen Gasometer und wird aus demselben zu den Brennern geleitet, um
zur Beleuchtung oder Heizung verwendet zu werden. f ist
ein Rohr, durch welches man heiße Luft unter einem Druck von drei bis vier Unzen auf
den Zoll in den Ofen blast. g ist ein Rohr, um
Wasserdampf hineinzuleiten: man darf jedoch nur so viel Dampf hineinleiten, daß der
Ofen nicht unter die sehr helle Rothglühhitze abgekühlt wird; auch muß der Dampf
vorher gerade so wie der Wind auf beiläufig 600° F. (252° R.) erhitzt
werden.
Will man nur Kohlenoxydgas erzeugen, so bringt man bloß Anthracit in den Ofen; dann
besteht die Operation einfach darin, daß man die Beschickung nachfüllt in dem Maaße
als sie verzehrt wird, ferner in Zwischenräumen das Einströmen von Wind und Dampf
unterbricht, und die Asche am Boden des Ofens herausschafft, nämlich durch eine mit
einer Eisenplatte bedeckte Oeffnung, welche, so lange der Ofen in Gang ist,
geschlossen und lutirt ist. Wenn man 96 Gewichtstheilen Anthracit 6 Theile Potasche
zusetzt und mit diesem Gemenge den Vergasungsofen beschickt, kann man aus der Asche
Nebenproducte von Werth erhalten; die Operation wird wie oben beschrieben
ausgeführt, und wenn sich der untere Theil des Ofens mit Asche gefüllt hat, zieht
man dieselbe heraus. Diese Asche ist als Dünger sehr schätzbar oder man kann daraus
Cyankalium darstellen, indem man sie wiederholt mit Wasser auswascht und diese
Auflösungen abdampft. Anstatt die Asche, welche das Cyankalium enthält,
herauszunehmen, kann man auch ammoniakalische Producte erzeugen, indem man
Wasserdampf durch die Asche leitet, nachdem das Gebläse außer Thätigkeit gesetzt
worden ist; in diesem Falle wird die Röhre, welche zum Gasometer führt, abgesperrt
und dann eine andere (mit dem Auslaßcanal e verbundene)
Röhre geöffnet, welche das erzeugte Ammoniak ableitet und mit verdünnter
Schwefelsäure in Berührung bringt. Der Arbeiter kann sich leicht überzeugen, ob die
Ammoniakbildung aufgehört hat, indem er ein Loch in der das Gas aus dem Ofen führenden Röhre (durch
Herausziehen des Pfropfs) öffnet; wenn sich kein Ammoniakgas mehr entwickelt, wird
der Wasserdampf abgesperrt, die Asche beseitigt und die Thüre geschlossen und
lutirt; dann läßt man wieder Luft und Dampf in den Ofen strömen und der Proceß geht
fort wie zuvor.
Soll das Kohlenoxydgas zur Beleuchtung angewandt werden, so läßt man es zuerst durch
Terpenthinöl strömen, um es mit Kohlenwasserstoff zu schwängern. Soll hingegen das
Kohlenoxydgas zum Heizen benutzt werden, so vermischt man es mit atmosphärischer
Luft, welche sich in einem besondern Gasometer befindet, ähnlich demjenigen welcher
das Gas enthält, so daß die Luft und das Gas dem Brenner in gleichen Quantitäten und
unter demselben Druck zugeführt werden, sich aber erst nahe an dem Brenner mit
einander vermischen.