Titel: | Neues Verfahren zur quantitativen Bestimmung des Goldes auf nassem Wege (zur Untersuchung vergoldeter Artikel sowie der Flüssigkeiten vor und nach der galvanischen Vergoldung); von O. Henry. |
Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. LXXXII., S. 365 |
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LXXXII.
Neues Verfahren zur quantitativen Bestimmung des
Goldes auf nassem Wege (zur Untersuchung vergoldeter Artikel sowie der Flüssigkeiten vor
und nach der galvanischen Vergoldung); von O. Henry.
Aus dem Journal de Pharmacie, Jan. 1847, S.
5.
Henry's Verfahren zur quantitativen Bestimmung des Goldes auf
nassem Wege.
Hr. Barral hat in seiner schätzbaren Abhandlung über die
Fällung des Goldes (polytechn. Journal Bd. CII S.
30) den Hergang bei der sogenannten Vergoldung durch Eintauchen nach Elkington's Methode auf eine sehr sinnreiche Weise
erklärt. Das Dreifachchlorgold Cl³Au²,
welches mit Kalibicarbonat vermischt ist, verwandelt sich in Berührung mit Kupfer
entweder in Einfachchlorgold ClAu² oder in
Zweifachchlorgold Cl²Au² und wird dann immer mehr zersetzt, wobei auf dem zu
vergoldenden Gegenstand das Gold Au² fixirt wird,
während zwei Aequivalente Kupfer Cu² sich mit dem
Chlor Cl oder Cl²
verbinden, um Kupferchlorür oder Chlorid zu bilden. Das Kali entzieht alsdann
entweder Cl² im ersten Fall, oder Cl im zweiten und bildet eines oder zwei Aequivalente,
welche aus Chlorkalium, unterchlorigsaurem und chlorsaurem Kali bestehen. Die
ausgeschiedene Kohlensäure entbindet sich und da sie die entstandene Vergoldung gar
nicht angreifen kann, so setzt sich die Operation ohne Schwierigkeit fort.
Es ist wahrscheinlich, daß der Zusatz eines alkalischen Salzes oder auch eines leicht
zersetzbaren Salzes, dessen Säure nicht auf das im Dreifachchlorgold enthaltene Gold
wirken kann, die Fällung dieses Metalls auf das Kupfer begünstigen würde, indem sie dem
ausgeschiedenen Chlor die zu seiner Sättigung erforderliche Basis liefern würde. Die
geeignete Wahl dieser Salze läßt sich nur durch zahlreiche Versuche treffen, weil
das Bad durch dieselben auch auf die geeignete Dichtigkeit gebracht werden muß.
So viel ist aber durch Barral's Untersuchung erwiesen, daß
wenn man Dreifachchlorgold mit einem basischen Salz und Kupfer vermengt, eine dem
abgeschiedenen Gold entsprechende Menge Kupfer sich auflöst, das Gold mag nun in
Pulverform niedergeschlagen oder auf einem zu vergoldenden Artikel befestigt worden
seyn. Wenn man also die Menge des aufgelösten Kupfers sehr genau bestimmt, so läßt
sich daraus der anfängliche Goldgehalt der Flüssigkeit berechnen.
Darauf beruht das analytische Verfahren, welches ich vorschlage, um die Quantität des
auf einem vergoldeten Gegenstand befestigten Goldes oder den Goldgehalt einer
Legirung oder einer Vergoldungsflüssigkeit zu bestimmen. Ich hatte seit zwei Jahren
in Gesellschaft der HHrn. Chevallier und Barral eine Menge Artikel zu probiren, welche nach dem
Verfahren von Elkington und Ruolz auf nassem Wege vergoldet worden waren und auch viele Flüssigkeiten,
welche zu dieser Vergoldung gedient hatten, wobei wir uns überzeugten, daß es eben
so zeitraubend als schwierig ist, sehr kleine Mengen von Gold durch Wägen und
vermittelst der Kupellation zu bestimmen. Ich bemühte mich daher, das Gold indirect
und auf nassem Wege mittelst Probeflüssigkeiten von bekanntem Gehalt zu bestimmen,
wie es in der neuesten Zeit auch bei anderen Metallen geschieht.
Verfahren. Um das Gold zu bestimmen, welches den Ueberzug
eines vergoldeten Gegenstandes bildet oder welches in einer Flüssigkeit enthalten
ist, die zum Vergolden benutzt wurde oder dazu dienen soll, verfährt man auf
folgende Weise:
1) Der sorgfältig gewogene Schmuck wird in der Wärme mit reiner Salpetersäure
behandelt; nachdem das Kupfer, welches seine Grundlage bildet, aufgelöst ist,
verdünnt man die Flüssigkeit mit destillirtem Wasser und das Gold setzt sich dann
bald auf dem Boden des Gefäßes in kleinen glänzenden Blättchen ab.Bisweilen behält das abgesonderte Goldblatt die Form des Artikels bei,
besonders wenn die Vergoldung dick genug ist.
Diese Blättchen werden durch Decantiren ausgewaschen und dann in Königswasser
aufgelöst; nachdem ihre Auflösung bewerkstelligt ist, dampft man sie fast bis zur
Trockniß ab, aber mit großer Vorsicht, so daß man einen rubinrothen, in Wasser
vollständig auflöslichen Rückstand erhält. Dieses Product ist das Dreifachchlorgold,
mit ein wenig Säure verbunden. Man löst dasselbe in destillirtem Wasser auf und
vermischt es mit seinem fünf- bis sechsfachen Gewicht reinem Kali-
oder Natron-Bicarbonat, welches in destillirtem Wasser aufgelöst ist; man
erhitzt die Mischung, bringt sie in ein Glas mit eingeriebenem Stöpsel und setzt
eine mehr als hinreichende Menge sehr fein zertheilten Kupfers zu, welches vorher in
Wasserstoffgas ausgeglüht worden ist; man schüttelt einige Zeit lang wiederholt um
und nach einstündiger Berührung schreitet man zum Probiren der Flüssigkeit. Man
versetzt eine kleine Menge der Flüssigkeit auf einem Uhrglas mit schwefelsaurem
Eisenoxydul; wenn dadurch kein schwarzer oder grauer Niederschlag entsteht, ist es
ein Zeichen, daß die Auflösung kein Gold mehr enthält; im entgegengesetzten Fall
setzt man etwas Kupfer zu und schüttelt neuerdings. Nachdem alles Gold auf das
Kupfer niedergeschlagen ist, sättigt man die Flüssigkeit sorgfältig mit reiner
Schwefelsäure und so, daß sie sehr schwach sauer reagirt. Dadurch wird alles Kupfer
aufgelöst, welches als kohlensaures Salz gefällt ist, aber weder Gold noch metallisches Kupfer; man filtrirt und gießt in die
Flüssigkeit vorsichtig und fast tropfenweise eine Auflösung von reinem eisenblausaurem Kali, welche man vorher auf 40°
GehaltUm eine Auflösung von eisenblausaurem Kali zu erhalten, welche 40°
Gehalt hat, löst man 1 Gramm dieses Salzes in 10 Grammen Wasser auf und
setzt dann so viel Wasser zu, daß die Flüssigkeit 40 Gramme beträgt. Diese
Auflösung muß kurz vor dem Gebrauch bereitet und
in einem Glas mit eingeriebenem Stöpsel aufbewahrt werden. gebracht hat, wozu man Dupasquier's
SulfhydrometerDas Sulfhydrometer von Dupasquier (polytechn.
Journal Bd. LXXVIII S. 136) besteht
in einer graduirten Röhre, deren unteres Ende in eine Capillarröhre
ausgezogen ist; die obere Oeffnung wird durch einen eingeriebenen
Glasstöpsel verschlossen; wenn man den Stöpsel der gefüllten Röhre lüftet,
läuft die Flüssigkeit Tropfen für Tropfen aus. Das Instrument, welches ich
zu dieser Fällung anwende, ist eine gerade Glasröhre, die auf einen Hahn aus
Krystall geschmolzen ist und sich in eine ausgezogene gläserne Spitze
endigt; dabei kann man das Reagens gegen das Ende der Operation leicht
tropfenweise zusetzen.Man läßt die Flüssigkeit sich absetzen oder was besser ist, man filtrirt sie;
auch thut man gut ihr vorher etwas reines Kochsalz zuzusetzen, damit sich
das eisenblausaure Kupfer schneller niederschlägt.Auch kann man bei meiner Probe den Kupfergehalt der Flüssigkeit nach der
Methode von Pelouze bestimmen; das eisenblausaure
Kali ist aber noch empfindlicher, weßhalb ich es vorzog. benutzen kann; oder man setzt davon genau so lange zu, bis kein Niederschlag mehr entsteht.
Man bemerkt sich, wie viele Abtheilungen des Instruments angewandt wurden, um sehr genau alles Kupfer niederzuschlagen und erfährt dadurch, welche
Quantität dieses Metalls in der Flüssigkeit aufgelöst war.
100 Maaße dieser Flüssigkeit von 40°
Gehalt entsprechenbei dem beschriebenen Instrument an Kupfer
0,360
Grammen.
Dasselbe entspricht an Gold
0,146
„
Folglich repräsentirt 1 Grad: an Kupfer 0,0036 und an metallischem Gold 0,00146
Gramme.
2) Wenn man eine Flüssigkeit Probiren will, welche zum Vergolden dienen soll oder
schon dazu benutzt worden ist, empfehle ich das verdünnte und nicht alkalische Bad durch einen Strom Schwefelwasserstoffgas zu fällen,
den Niederschlag zu sammeln und ihn nach dem Auswaschen stark auszuglühen. Da das
Schwefelgold hiebei zu Metall reducirt wird, so braucht man den geglühten
Niederschlag nur in Salpetersäure aufzunehmen und dann das unangegriffen gebliebene Gold in Königswasser aufzulösen. Im Uebrigen
verfährt man wie vorher.
Eine Legirung muß man fast immer ebenfalls zuerst mit
Salpetersäure behandeln und dann mit Königswasser etc.
Die Anwendung des eisenblausauren Kalis um das Kupfer zu bestimmen, welches das ursprünglich in einer Verbindung enthalten gewesene Gold repräsentirt, beruht auf der Thatsache, daß dieses
Reagens noch sehr empfindlich ist, wenn das schwefelwasserstoffsaure Natron fast
nicht mehr reagirt. 0,001 Gr. bis 0,0005 Gr. Kupfer werden aus einer Auflösung durch
eisenblausaures Kali noch niedergeschlagen, wenn das Schwefelnatrium nur noch eine
schwache braune Färbung darin hervorbringt. Um die Fällung des eisenblausauren
Kupfers zu beschleunigen, versetze ich, wie gesagt, die kupferhaltige Flüssigkeit
mit einer kleinen Menge gereinigten Kochsalzes.
Versuche, welche die Genauigkeit des Verfahrens
beweisen.
a) Kupferproben. 2 Gramme reinen Kupfers wurden in reiner Salpetersäure aufgelöst,
abgedampft, um die überschüssige Säure zu verjagen und sodann in destillirtem Wasser
wieder aufgenommen; sie lieferten eine vollständige Auflösung, welche mit viel
destillirtem Wasser verdünnt und dann mit eisenblausaurem Kali von 40°
gefällt wurde; dabei erforderten:
a) 0,2 Kupfer im Mittel 79,2 Maaße eisenblausaures
Kali;
b) 0,05 Kupfer 19,8 Maaße,
b) Goldproben. Ich löste 2
Gramme gewalztes Feingold in Königswasser auf, dampfte es gehörig ein, um so viel
als möglich die überschüssige Säure zu verjagen und verdünnte die Auflösung mit sehr viel
destillirtem Wasser.
Von dieser Auflösung nahm man drei Portionen A, B, C; von
diesen enthielt A 0,250 Gr. metallisches Gold; B enthielt 0,150 Gr. Gold; C
enthielt 0,100 Gr. Gold.
Man behandelte jede Portion auf oben angegebene Weise mit Kali-Bicarbonat und
sehr zertheiltem reinem Kupfer; nach schnellem Filtriren der schwach angesäuerten
Flüssigkeit probirte man sie mit der Auflösung des eisenblausauren Kalis von
40°, welche man aus dem Sulfhydrometer zusetzte.
A
erforderte im Mittel an Maaßen Probeflüssigkeit
31,3
welche an Gold entsprechen
0,2510
B
erforderte im Mittel Maaße
18,7
welche an Gold entsprechen
0,1503
C
erforderte im Mittel Maaße
12,5
welche an Gold entsprechen
0,1004
Das Verfahren zum Bestimmen des Goldes auf nassem Wege ist folglich genau und wegen
seiner schnellen und leichten Ausführbarkeit auch vortheilhaft.
100 Maaße Probeflüssigkeit von 40° zeigen 0,8045 metallisches Gold an; hat man
also z.B. 25 Maaße davon bei einer Probe gebraucht, so findet man die entsprechende
Menge Gold durch die Proportion 100 : 0,8045 = 25 : x =
0,2011.
Die Bedingungen für das Gelingen der Probe sind:
1) daß man nur solches zertheiltes Kupfer anwendet, welches ganz frei von Oxyd
ist;
2) daß man sich überzeugt, ob nach der Einwirkung des Kupfers kein Gold mehr in der
Flüssigkeit aufgelöst bleibt;
3) daß man die Mischung, nachdem die Einwirkung des Kupfers stattgefunden hat, genau
mit reiner Schwefelsäure sättigt;
4) daß man die Auflösung des Dreifachchlorgolds sowohl mit dem Kupfer als mit dem
überschüssigen Bicarbonat schnell genug und bei gelinder Wärme in Berührung
bringt;
5) daß man die Probeflüssigkeit von 40° kurz vor der Anwendung bereitet, mit
Vorsicht zusetzt und sogar bloß tropfenweise, wenn nur noch ein schwacher
ziegelrother oder kastanienbrauner Niederschlag entsteht.