Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. , S. 153 |
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Miscellen.
Miscellen.
Payerne's Verfahren die schlagenden Wetter in den
Steinkohlengruben für die Arbeiter unschädlich zu machen.
Dr. Payerne theilte der Société d'Encouragement über sein
Verfahren hiezu folgendes mit: „Ich schlage vor den Platinschwamm (welcher
in den Döbereiner'schen Lampen angewandt wird) zum
Verbrennen des in den Steinkohlengängen sich entwickelnden Gases zu benutzen,
welches täglich noch so viele Opfer dahinrafft, abgesehen von der Notwendigkeit,
in welche es die Grubenleute versetzt, sich stets Davy'scher Sicherheitslampen
zu bedienen. Diese Lampe aber verbreitet in Folge des auf dem Metallgewebe sich
absetzenden Kohlenstoffs bald nur noch ein schwach dämmerndes Licht, bei welchem
der Grubenbau nicht gehörig beschleunigt werden kann.
Ich habe nun einen Apparat ersonnen, welcher einerseits die Arbeit sehr erleichtert,
indem durch ihn den Grubenleuten möglich gemacht wird, sich gewöhnlicher Lampen zu
bedienen, welche ihr Leuchtvermögen behalten, und andererseits sie vor allen
Unglücksfällen durch Schwaden schützt, welche dieser Apparat, so wie sie sich
entwickeln, zerstört, im Widerspruch mit Dr. Ure, welcher behauptet, daß der Platinschwamm auf die
Kohlenwasserstoffe ohne Einwirkung sey, welcher Behauptung die von Hrn. Nanteuil in meinem Auftrag zu Firmini dirigirten
entscheidenden Versuche widersprechen. Ich verfahre folgendermaßen: die unreine Luft
wird in dem mit mephytischen Gasen am meisten angefüllten Theile der Grube mittelst
eines mächtigen Blasebalgs und einer Röhre geschöpft, welche letztere in ein mit
Kalilösung gefülltes Reservoir taucht. Durch den Druck des Blasebalgs gezwungen
durch die Flüssigkeit zu streichen, läßt die Luft die allenfalls in ihr enthaltene
Kohlensäure nebst dem Schwefelwasserstoff zurück. An die Oberfläche der Flüssigkeit
gelangt, tritt die Luft in einen an dem Deckel des Reservoirs angebrachten Canal,
und hier findet sie eine Reihe in die Quere gehender Scheidewände, in welchen ihre
Reinigung vollständig bewirkt wird. Die ersten beiden Wände bestehen aus Moos
zwischen Multon-Wollenzeug) Wänden; die drei folgenden aus Platinschwamm und
die letzte aus trocknem Moose. Der Canal, welcher die Form eines umgekehrten Hebers
() hat, geht über die letzte Scheidewand hinaus und erstreckt sich in ein
zweites Wasser enthaltendes Reservoir. Die beiden ersten Scheidewände von Moos und
Multon halten das Wasser, welches der Strom mit sich fortreißen konnte, auf, welches
Wasser sonst die folgenden Wände aus Platinschwamm feucht gemacht hätte. Dieser
Platinschwamm benimmt, indem er auf den Kohlenwasserstoff wirkt, der Luft die
Fähigkeit sich zu entzünden und zu detoniren. Er verhindert das Zurücktreten des
Wassers, welches aus dem zweiten Reservoir zurückspringen könnte, in den Canal;
endlich hat das in eben diesem Reservoir befindliche Wasser, in dem selten
eintretenden Fall, daß das zu reichlich vorhandene Kohlenwasserstoffgas bei seinem
Durchgang durch den Platinschwamm sich entzündete, die Bestimmung das Feuer zu
löschen, indem die Luft beim Austritt aus dem Canal durch das Wasser treten muß.
Hr. Péligot sprach die Befürchtung aus, daß die
Luft, wenn sie durch den Platinschwamm getreten, oft nicht mehr zum Athmen tauglich
seyn möchte, weil in Folge der Einwirkung des Platinschwamms ein Theil des
Sauerstoffs von dem Kohlenwasserstoff absorbirt werde. Da Hr. Payerne nicht zugegen war, konnte er diesem Einwurf nicht begegnen.
Bei den HHrn. Enfer und Doremus, Blasbalg-Fabrikanten in Paris, ist ein großer derartiger
Apparat zu sehen; ein dritter wird für die Kohlengrube zu New-castle in
England versendet. (Moniteur industriel, 1846 Nr.
1070.)
Schutzmittel gegen die Seekrankheit; von Jobard.
Wenn man, gleichviel ob stehend oder sitzend, durch eine abwechselnde Bewegung in die
Höhe gehoben und wieder herabgelassen wird, so tritt die Krisis stets während des
Niedersinkens, und niemals während des Aufsteigens, ein. Daraus folgt, daß sie von
dem Gehobenwerden der Eingeweidemasse herrührt, welche das Zwerchfell aufregt und
die brechenerregende Bewegung desselben bewirkt. Zugleich wird die Leber comprimirt
und die Gallenblase ergießt ihren Inhalt in die Gedärme, welche in Folge einer
antiperistaltischen Bewegung die Galle in den Magen zurückführen, der sie bald
auswirft; bei der entgegengesetzten Bewegung des Schiffs drücken die Gedärme gegen
die Unterleibshöhle und entfernen sich vom Zwerchfell. Um dem Uebel zu begegnen, muß
man daher die Bewegung der Eingeweidemasse gegen den obern Theil des Unterleibs zu
verhüten suchen und dazu braucht man sie nur mittelst eines Gürtels unter der Brust
zusammenzuhalten. Die Erfahrung lehrte, daß der Magen, damit dieser Gürtel seine
Wirkung vollkommen thue, nicht ebenfalls von demselben umschlossen seyn dürfe. Aus
denselben Gründen ist beim Niederlegen am Bord der Schiffe als Regel zu beobachten,
daß man den Kopf stets gegen den Vordertheil des Schiffs lege, damit, während der
Körper sich in der Richtung des Schiffs mitbewegt, der Druck der Eingeweide auf die
Unterleibshöhle ausgeübt wird.
Hr. Arago empfiehlt folgendes, von Wollaston erprobte Mittel. Nach demselben ist die Brechluft Folge einer
momentanen Congestion nach dem Gehirn, welche während des Abwärtsganges des Schiffs
von einem übergroßen Druck des Bluts nach dem Gehirn herrührt. Man soll daher,
während das Schiff von dem Rücken einer Welle in die Tiefe hinabfährt, tief
einathmen; es gelingt dieses Mittel gewöhnlich, nach einiger Zeit aber wird es so
ermüdend, daß man sich entschließt darauf zu verzichten; dann tritt aber der
Brechreiz auch augenblicklich ein. (Comptes rendus, Oct.
1846 Nr. 16.)
Dehnbares Neusilber zur Verfertigung von Blanchets etc.
Der Fabriken-Commissionsrath Hr. Wedding hatte von
einer Reise nach England ein aus Neusilber gefertigtes Blanchet aus Sheffield
mitgebracht, welches sich durch eine große Elasticität auszeichnete; derselbe
übergab mir eine Probe von dieser Legirung zur chemischen Analyse. Die Resultate
derselben ergaben sich, wie folgt:
Kupfer
57,4
Zink
25,0
Nicke
13,0
Eisen
3,0
––––
98,4
Werden mit der Zusammensetzung dieses Neusilbers die Analysen von Packfong und
anderen Neusilbersorten verglichen, so ergibt sich, daß die untersuchte Probe sich
durch einen verhältnißmäßig großen Kupfergehalt gegen den Gehalt an Zink
auszeichnete, worin Wohl auch der Grund ihrer bedeutenden Elasticität zu suchen ist.
Folgende Zusammensetzungen werden dieß bekunden:
Packfong, von Engström analysirt.
Neusilber
nach Frick.
Kupfer
40,6
Kupfer
55,5
Zink
43,7
Zink
29,1
Nickel
15,6
Nickel
17,5
Ein verhältnißmäßig noch größerer Kupfergehalt ergab sich, nach der Analyse von Meurer, in der unter dem Namen Chinasilber vorkommenden
Legirung; dieselbe ist eigentlich ein kupferreiches Neusilber, stark galvanisch
versilbert. Meurer fand:
Silber
2,05
Kupfer
65,24
Zink
19,52
Nickel
13,00
Kobalt, Eisen
0,12
–––––
99,93
Die Anwendung eines recht dehnbaren Neusilbers zur Verfertigung von Blanchets, statt
solcher aus, Stahl, ist gewiß sehr der Beachtung werth, da die
Stahl-Blanchets bekanntlich sehr bald rosten und dann sehr leicht zerbrechen.
Dr. Elsner. (Verhandl. des preuß. Gewerbevereins,
1846, 5te Liefer.)
Vortheilhafte Methode das Osmium-Iridium zu zersetzen;
von J. Fritzsche.
Man schmilzt in einem sehr geräumigen Porzellantiegel über einer Weingeistlampe
gleiche Theile Aetzkali und chromsaures Kali zusammen und trägt in die geschmolzene
Masse ungefähr das Dreifache ihres Gewichts an Osmium-Iridium in seinem
natürlichen Zustande ein, d.h. ohne es vorher zu verkleinern. Mit dem Erhitzen
fortfahrend, gelangt man bald zu dem Punkt, bei welchem die Sauerstoffentwickelung
aus dem chromsauren Kali anfängt, und mit dieser beginnt auch sogleich die
Einwirkung der geschmolzenen Masse auf das Osmium-Iridium, welche sich durch
eine gelbbraune Färbung derselben zu erkennen gibt. Die Masse fängt nun bei einer
verhältnißmäßig nur wenig erhöhteren Temperatur so stark an zu schäumen und zu
steigen, daß man das Feuer mäßigen muß, und wird dabei, während sie anfangs so
dünnflüssig war, daß alles Osmium-Iridium auf dem Boden lag, immer
dickflüssiger, so daß sehr bald, wie man sich durch Umrühren mit einem Platinspatel
überzeugen kann, alles Osmium-Iridium in der durch die Sauerstoffentwickelung
große Blasen werfenden Masse schwebend erhalten und dadurch der Einwirkung um vieles
zugänglicher wird. Hat man diesen Punkt erreicht, so bedarf man, bei beträchtlichen
Mengen wenigstens, der weiteren Erhitzung fast gar nicht mehr; die Einwirkung geht
energisch weiter fort, die Masse nimmt eine fast schwarze Farbe an und die Operation
nähert sich bald ihrem Ende welches eingetreten ist, sobald das Schäumen aufhört und
die Masse fest wird. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sich während der ganzen Operation
keine Spur von Osmiumsäuredämpfen gebildet, allein mit dem Festwerden der Masse
beginnt eine geringe Entwickelung derselben, welche sich beim weiteren Erhitzen der
Masse noch vermehrt; dieses weitere Erhitzen jedoch, welches die Masse in einen
leichter in Wasser löslichen Zustand versetzt, bedarf man nicht nothwendig, und man
hat daher bei dieser Aufschließung von der unangenehmen und schädlichen Osmiumsäure
so gut als nichts zu leiden.
Man kann mit Bequemlichkeit in einem Porzellantiegel von 2 Pfd. Inhalt über der
Weingeistlampe 100 Gramme Aetzkali mit 100 Grammen chlorsaurem Kali und 600 Grammen
Osmium-Iridium zusammenschmelzen, und in höchstens einer halben Stunde ist
die ganze Operation vollendet, bei welcher, selbst bei Anwendung grobkörniger
Substanz, wenigstens 50 Gramme aufgeschlossen werden – ein Resultat, welches
man durch Glühen mit Kochsalz und Chlor nur mit einem ungleich größeren Aufwande von
Mühe und Zeit und wohl schwerlich mit geringeren Kosten erlangen kann.
Bei der Behandlung der nach der neuen Methode erhaltenen geschmolzenen Masse mit
Wasser bekommt man eine orangegelbe, Osmium und Ruthenium enthaltende Lösung und
einen schwarzblauen Niederschlag, welcher sich von dem überschüssigen
Osmium-Iridium durch Schlämmen sehr leicht trennen läßt. (Bulletin de St. Petersbourg.)
Ueber die Verwandlung des Ammoniaks in Salpetersäure, von Dumas.
Wenn man bei ungefähr 80° R. einen Strom mit Ammoniak vermischter feuchter
Luft über Kreide leitet, welche mit einer Kaliauflösung befeuchtet ist, so entsteht
nach einigen Tagen eine beträchtliche Menge salpetersaures Kali. Dieser Versuch ist
mit den Untersuchungen des Hrn. Kuhlmann über die
Salpeterbildung ganz übereinstimmend. (Comptes rendus,
Nov. 1846 Nr. 22.)
Reaction des Farbstoffs der Kornrade und mehrerer anderer
Pflanzen auf Säuren und Alkalien.
In dem Farbstoff der Blumenblätter der Kornrade (Agrostemma
Githago oder Lychnis G.) entdeckte Hr. Malapert ein empfindliches Reagens auf Säuren, besonders
aber auf Alkalien. Viele andere Pflanzentheile, vorzüglich solche, welche, wie jene
Saponin enthalten, besitzen dieselbe Eigenschaft; es sind dieß die Blüthen der
Karthäusernelke, der Roßkastanie, des rothen und blauen Gauchheils (Anagallis), die Samenlappen der Kornrade, die Blätter
und Stengel der überhängenden und der gemeinen Silene (Silene
nutans und inflata), die Blätter, Stengel und
Wurzeln des officinellen Seifenkrautes; unter den kein Saponin enthaltenden: die
Eibischwurzel und Blumenblätter der rothen Rose etc. Aus den Blättern der Kornrade
wird zu diesem Zweck eine Tinctur bereitet aus 1 Theil der Blätter, die man zerstößt
und mit 2 Theilen Wasser anrührt, worauf man 2 Theile wasserfreien Alkohol zusetzt
und 2 Tage lang maceriren läßt; man seiht durch und drückt durch ein reines Tuch aus
und filtrirt. Ein Tropfen der wohlverstopft aufbewahrten Tinctur, in 2 Grammen
Wasser gebracht, welches 1/160,000 Kali enthält, erzeugt eine deutliche gelbe
Färbung. Die Färbungen sind leichter wahrnehmbar im reflectirten als im
durchfallenden Licht; auch ist ein Porzellannäpfchen einem gewöhnlichen Probirglas
hiezu vorzuziehen. Zu Reactionen auf Säuren ersetzen diese Reagentien das Lackmus
nicht; für Alkalien hingegen übertreffen sie es, weil das Lackmus für dieselben erst
mit Säuren geröthet werden muß und seine Empfindlichkeit von deren Menge abhängt.
Abgesehen von der Ermittelung des sauren oder alkalischen Charakters einer
Flüssigkeit eignen sich diese Stoffe auch umgekehrt durch Zusatz von Alkalien, um
die gute oder schlechte Beschaffenheit von gewissen Pflanzenpräparaten, z.B. des
Rosenhonigs, zu erkennen. (Journal de Pharmacie, Nov.
1846 S. 339.)
Verfahren Ameisensäure, Aldehyd und Essigsäure mittelst
doppelt-chromsauren Kalis zu bereiten, von W. B. Rogers und R. E. Rogers.
I. Verfahren für
Ameisensäure.
Seit der wichtigen Entdeckung Döbereiner's, daß eine
Mischung von Weinsteinsäure, Braunstein und Schwefelsäure beim Destilliren
Ameisensäure liefert, bereitet man in den Laboratorien letztere Säure durch
Destillation einer Mischung von Braunstein, verdünnter Schwefelsäure und Stärke
oder Zucker. Nach diesem Verfahren erhält man aber verhältnißmäßig nur wenig
Ameisensäure, welche überdieß mit anderen Producten, namentlich schwefliger
Säure verunreinigt ist. Folgende Methode liefert beiläufig neunmal so viel Ameisensäure als das bisherige Verfahren.
Wenn man doppelt-chromsaures Kali, verdünnte Schwefelsäure und Zucker in
den geeigneten Verhältnissen und auf zweckmäßige Weise vermischt, entwickelt
sich sehr viel
Ameisensäure, wovon ein Theil während der ersten heftigen Reaction übergeht und
das übrige bei gelindem Erwärmen. Wir bringen in eine Retorte, welche beiläufig
1 Quart faßt, 800 Gran doppelt-chromsaures Kali mit 10 Kubikzoll Wasser
und erhitzen die Mischung gelinde, so daß sich der größere Theil des chromsauren
Salzes auflöst. Dann setzen wir 300 Gran gepulverten weißen Zucker zu und
bringen an der Tubulatur einen durchbohrten Kork und eine Pipette mit einem
Kautschuksack zum allmählichen Einlassen von Schwefelsäure an; zuerst lassen wir
langsam beiläufig einen Kubikzoll derselben auf die Mischung einströmen. Wenn
man das Zusetzen von Säure regulirt und gelegentlich den schwachen Strom
unterbricht, kann keine heftige Reaction und folglich kein bedeutendes
Aufsteigen der Mischung eintreten. Während dieses Stadiums der Operation gehen
wenigstens 2 Kubikzoll einer klaren aber nur schwach sauren Flüssigkeit in die
Vorlage über. Nachdem die Wirkung größtentheils nachgelassen hat, setzen wir
noch 5 Kubikzoll Wasser zu und erhitzen gelinde mittelst der Weingeistlampe,
indem wir mit dem Zusetzen von Säure fortfahren, welche wir so lange
tropfenweise aus der Pipette fallen lassen, bis wieder ein Kubikzoll
hineingebracht ist. Die Flüssigkeit welche nun übergeht, enthält viel mehr
Ameisensäure und man kann die Operation, ohne die Reinheit des Products zu
beeinträchtigen, fortsetzen bis die Vorlage beiläufig 7 Kubikzoll enthält. Setzt
man sie viel länger fort, so entbindet sich auch schweflige Säure.
100 Gran der so erhaltenen Flüssigkeit sättigen beiläufig 7 Gr. wasserfreies
kohlensaures Natron.
Die charakteristischen Reactionen der Ameisensäure sind, daß sie
1) in einer Auflösung von salpetersaurem Silber, welche vorher mit Ammoniak
gefällt wurde, beim Erwärmen das Silber schnell reducirt, mit lebhaftem
Aufbrausen von Kohlensäure;
2) in einer Auflösung von Quecksilber-Sublimat beim Erwärmen einen
Niederschlag von Calomel erzeugt, während Salzsäure und Kohlensäure frei
werden;
3) mit Natron ein Salz liefert, welches mit einer Auflösung von salpetersaurem
Silber oder Quecksilber erhitzt das Metall mit Entbindung von Kohlensäure
niederschlägt.
II. Bereitung von Aldehyd (zur
Reduktion der Silbersalze etc.) und Essigsäure
mittelst doppelt-chromsauren Kalis.
Setzt man Alkohol zu einer starken Auflösung von Chromsäure in einer Retorte, so
erfolgt eine lebhafte Einwirkung und bei gelindem Erwärmen geht eine klare
Flüssigkeit über, welche eine beträchtliche Menge Aldehyd mit einer Spur von
Essigsäure und wahrscheinlich auch Ameisensäure enthält. Nimmt man statt der
Chromsäure bei diesem Versuch eine Mischung von doppelt-chromsaurem Kali
und Schwefelsäure und versetzt sie mit gewöhnlichem Alkohol, so erfolgt eine
sehr heftige Reaction, es entbindet sich viel kohlensaures Gas und die
überdestillirende Flüssigkeit enthält außer anderen Producten viel Aldehyd und Essigsäure. Wird der Alkohol nur in geringer Menge auf einmal der Mischung
von chromsaurem Kali und Schwefelsäure zugesetzt, so ist das Destillat fast reine Essigsäure; wenn man aber Schwefelsäure langsam in eine Mischung des Salzes und Alkohols tropfen läßt, so enthält die übergehende Flüssigkeit
fast bloß Aldehyd.
Bereitung des Aldehyds. Man bringt gleiche
Gewichtstheile gepulvertes doppelt-chromsaures Kali und Alkohol von 0,842
spec. Gew. in eine geräumige Retorte, die mit einer Vorlage versehen ist, welche
abgekühlt wird; durch die Tubulatur der Retorte steckt man eine mit
Schwefelsäure gefüllte Pipette, deren Stiel beinahe bis auf die Oberfläche der
Flüssigkeit hinabreicht, während das obere Ende der Pipette mit einem starken
Kautschuksack versehen ist, um die Säure in die unten befindliche Mischung
gelangen lassen zu können. Wir setzen nun die Säure langsam zu, damit keine
heftige Reaction eintritt, indem wir sie zeitweise bloß freiwillig aus der
Pipette abtropfen lassen und wenn die Wirkung nachläßt, ihr Ausfließen durch
Druck beschleunigen. In dieser Periode der Operation ist die in der Retorte
entbundene Hitze stark genug um ein beträchtliches Volum
Aldehyd-Flüssigkeit in die Vorlage überzuführen; da sich zugleich viel
Kohlensäure entwickelt, so sollte die Tubulatur der Vorlage nur lose
geschlossen werden. Nachdem wir so nach und nach etwa 1 1/2 mal so viel
Schwefelsäure zugesetzt haben als das Gewicht des Bichromats beträgt, erwärmen
wir die Retorte mit einer Weingeistlampe gelinde und setzen die Destillation so
lang fort als noch Aldehyd-Flüssigkeit übergeht. Wenn die Einwirkung am
stärksten ist, entwickeln sich dichte weiße Dämpfe, welche eine klare,
hauptsächlich aus Aldehyd bestehende Flüssigkeit bilden.
Nach diesem Verfahren erhält man aus 1500 Gran doppelt-chromsaurem Kali
und eben so viel Alkohol beiläufig 8 Kubikzoll einer klaren Flüssigkeit, welche
nur schwache Spuren von Essigsäure etc. enthält und alle Eigenschaften einer
fast reinen Mischung aus Aldehyd und Wasser besitzt.
Setzt man einige Tropfen dieser Flüssigkeit zu einer Auflösung von salpetersaurem
Silber, welche vorher durch Ammoniak gefällt wurde, so
verwandelt sie das Silberoxyd schon bei gewöhnlicher Temperatur schnell in
metallisches Silber, welches sich als glänzender Ueberzug an das Glas
anhängt.
Mit der Flüssigkeit in der Vorlage kann man unmittelbar Aldehyd-Ammoniak
bereiten, indem man sie mit ihrem halben Volum Schwefeläther versetzt und einen
Strom Ammoniak in die Mischung leitet. Sobald der Aldehyd gesättigt wird, fällt
die fragliche Verbindung in reichlicher Menge nieder als glänzende durchsichtige
rhombische Krystalle. Aus diesen kann man bekanntlich mit verdünnter
Schwefelsäure vollkommen reinen Aldehyd darstellen.
Die Empfindlichkeit des Aldehyds als Reagens auf Silberoxyd zeigen folgende Versuche:
1) Erwärmt man eine Auflösung von 1 Theil salpetersaurem Silber in 1000 Theilen
destillirten Wassers gelinde in einer Glasröhre, so entsteht auf der inneren
Oberfläche des Glases ein glänzendes metallisches Häutchen.
2) Eine Auflösung von 1 Theil Silbersalz in 2000 Theilen Wasser lieferte
ebenfalls noch das Häutchen, aber nicht mehr zusammenhängend. Zugleich wurde die
Flüssigkeit satt grünlich-purpurn gefärbt, offenbar von fein zertheiltem
metallischem Silber.
3) Eine Auflösung von 1 Theil Silbersalz in 10,000 Theilen Wasser gab kein
anhängendes Häutchen, als man aber die Flüssigkeit 2–3 Minuten lang
erwärmte, färbte sie sich dunkel und zeigte im durchgehenden Licht eine
grünlich-purpurne, im reflectirten Licht aber eine trübe Olivenfarbe.
4) Sogar eine Auflösung welche nur 1/40,000 salpetersaures Silber enthielt, wurde
noch deutlich grünlich-purpurn, als man sie einige Zeit mit
Aldehyd-Ammoniak erwärmte.
Bereitung von Essigsäure. Hiezu vermischt man zuerst
das gepulverte doppelt-chromsaure Kali und die Schwefelsäure im
Verhältniß von beiläufig 2 zu 3 in der Retorte, um viel Chromsäure frei zu
machen. Der Alkohol wird dann wie im vorigen Fall und mit gleicher Vorsicht aus
der Pipette hineingelassen. Während der heftigen Einwirkung welche erfolgt, geht
viel Essigsäure über, ohne daß man die Retorte äußerlich erwärmt. Nachdem
beiläufig das doppelte Gewicht des angewandten Bichromats an Alkohol zugesetzt
worden ist und die Einwirkung aufgehört hat, erwärmt man die Retorte mit der
Weingeistlampe gelinde und erhält dann noch viel Essigsäure. Dieselbe ist frei
von schwefliger Säure und enthält nur eine Spur Ameisensäure und Aldehyd. (Silliman's Journal, Jul.
1846.)
Mercer's Verbesserungen im Entschweißen und Reinigen der
Wolle und Wollenfabricate, ferner im Bleichen und Reinigen seidener, baumwollener
und leinener Fabricate.
Diese Verbesserungen welche sich John Mercer,
Kattundrucker zu Oakenshaw in Lancashire, am 2. Mai 1846 für England Patentiren
ließ, bestehen darin, daß man das kohlensaure Kali und Natron (die Potasche und
Soda), das Ammoniak, die Seife und den Urin, welche Materialien man gewöhnlich zu
dem genannten Zweck anwendet, noch mit phosphorsaurem und arseniksaurem Kali oder Natron versetzt.
Am geeignetsten ist basisch-phosphorsaures oder basisch-arseniksaures
Natron. Um diese Salze zu bereiten, löst man gleiche Gewichtstheile phosphorsaures
Natron und calcinirte Soda oder arseniksaures Natron und calcinirte Soda in heißem
Wasser auf und dampft die klare Auflösung zur Trockne ab. Ein Gewichtstheil von
diesen Salzen wird bei der Anwendung einem, zwei bis drei Theilen Seife, Soda oder
sonstigem Material zugesetzt und das Verfahren dann wie gewöhnlich durchgeführt.
(London Journal of arts, Dec. 1846 S. 336.)
Anwendung des Extracts der gebrannten Cichorie zum Färben des
Bieres in Frankreich.
Dieses syrupartige Extract ward von den Gebrüdern Laurent
von Arras der Société d'Encouragement
eingereicht und als zum Färben des Bieres, Branntweines etc. anwendbar empfohlen.
Nur zum Bier wurde dessen Anwendung genehmigt. Man bereitet dieses Extract in der
Kälte mittelst des Verdrängungs-Verfahrens und dampft dann die Flüssigkeit
mittelst Kochens rasch ein. In seiner Zusammensetzung und seinem schwach
bitterlichen Geschmack ist es der Bierwürze ähnlicher als andere färbende
Substanzen, namentlich als der gebrannte Zucker. Eine noch nicht näher untersuchte
organische Materie, welche dieser Syrup enthält, erzeugt in den geistigen
Flüssigkeiten, namentlich dem Bier, einen voluminösen flockigen Niederschlag,
welcher sich allmählich zusammensetzt und eine wahrhafte Klärung bewirkt. (Moniteur industriel 1846, Nr. 1069.)
Ueber vorzügliche Stiefelwichsen.
Bei der allgemeinen Verbreitung der Stiefelwichse würde es überflüssig seyn eine
große Anzahl von Recepten für solche hier anzuführen, um so mehr, da manche Arten
derselben sich nur durch Beimengung unwesentlicher Nebenbestandtheile unterscheiden,
und fast alle, in Beziehung auf ihre Erfindung, mehr oder weniger zufällig gefundene
Resultate willkürlich eingeleiteter Mischungen sind. Einige wenige indessen, die als
vorzüglicher anerkannt sind, mögen hier näher angedeutet werden.
Sechs Theile feines Beinschwarz, 28 Theile Syrup, 4 Theile Runkelrübenzucker, 3
Theile Fischthran oder Leinöl und 1 Theil Schwefelsäure werden innig mit einander
gemengt und 8 Stunden lang der Ruhe überlassen, worauf man 4 Theile einer
Lohabkochung und eben so viel Eisenbrühe, 18 Theile Beinschwarz und 3 Theile
Schwefelsäure zusetzt und nochmals durch fleißiges Umrühren mengt. Die Masse wird
nun in hölzerne Schachteln gegossen. Nicht selten setzt man ihr vorher auch etwa 2
Theile Berlinerblau zu.
Eine andere Wichse wird auf folgende Art bereitet. Zwei Loth blausaures Eisenkali
werden in 8 Maaß Wasser aufgelöst und dann mit 1/2 Loth Salpetersäure versetzt,
worauf man so lange salpetersaures Eisen zusetzt, bis kein fernerer Niederschlag
erfolgt, welchen man mit Wasser auswäscht. Nachdem man in einem Gefäße 8 Pfd.
Beinschwarz mit 1 1/2 Pfd. Thran und 4 Pfd. Syrup zusammengerieben hat, gibt man 4
Pfd. von obigem Niederschlag dazu, und indem man mit dem Umrühren fortfährt, gießt
man 4 Pfund Wasser und dann tropfenweise noch 1 1/4 Pfd. Schwefelsäure zu. Nachdem
die Masse sehr innig gemengt ist, wird sie in kleine Schachteln gegossen.
Eine vorzügliche, von Lewy in Prag angegebene
Stiefelwichse, bei welcher die dem Leder nachtheilige Schwefelsäure gänzlich
entbehrt wird, wird auf folgende Art bereitet. In 12 Maaß weißem Weinessig läßt man 1 Pfund
Galläpfel und 1 Loth Blauholzextract eine halbe Stunde lang kochen, seiht die
Flüssigkeit durch ein Tuch, setzt ihr 8 Loth Eisenvitriol zu und läßt sie 24 Stunden
stehen. Am folgenden Tag wird die Flüssigkeit, so weit sie klar ist, in ein zweites
Gefäß übergegossen, welches man auf einen warmen Ofen stellt und so lange dort läßt,
bis 8 Loth gepulvertes arabisches Gummi, 3 Pfd. kleingestoßener Kandiszucker und 2
Pfd. Syrup, welche man dazu gibt, vollkommen aufgelöst sind. Man filtrirt nun die
Flüssigkeit neuerdings und gibt 1 Maaß Weingeist, 1/2 Seidel (etwa 12 Loth) einer
geistigen Schellackauflösung, 1 Loth fein gepulverten Indigo und 4 Loth
Gallusextract hinzu. Die Masse ist nun schon zum Auftragen geeignet und wird in
Flaschen aufbewahrt oder versendet. (Prechtl's technolog.
Encyklop. Bd. XV.)
Flüssiger Pflanzendünger.
Im Kanton Zürich bedient man sich seit kurzer Zeit eines flüssigen Pflanzendüngers,
durch welchen alle Arten von Gewächsen auf das Trefflichste gedeihen, derselbe wird
folgendermaßen bereitet. Man nimmt 4–600 Pfd. Kräuter, Unkraut, Laub aller
Art etc. und wirft sie in Haufen an einem bedeckten Ort. Nach 5 bis 8 Tagen wendet
man die Masse um, so daß was innen war, herauskömmt; sie kommt stark in Gährung und
in weitern 8 Tagen ist ihre grüne Farbe beinahe ganz in eine gelbe umgewandelt.
Andererseits wird in einer Grube daneben eine Flüssigkeit aus 2 Pfd. Schwefelsäure,
2 Pfd. Salzgeist und 12,000 Pfd. Wasser bereitet, in dieselbe wird obige
Pflanzenmasse geworfen und stark umgerührt, was etwa dreimal in der Woche geschieht;
nach 2–4 Wochen ist der flüssige Dünger fertig. Sotten trockene Substanzen,
wie Sägemehl, Torfstaub, Gestrüppe etc. in Dünger verwandelt werden, so braucht man
diese nur, ehe man sie in Haufen bringt, mit flüssigem Dünger zu befeuchten, und zu
obiger Flüssigkeit mehr Säure zu nehmen. Wenn man die Pflanzenkörper vorher
zerkleinert, so tritt die Gährung viel gleichförmiger ein. Auf 36 Ares Wiesen werden
300 Hektoliter dieser Flüssigkeit genommen, und vorzüglich gerne bedient man sich
dieses flüssigen Düngers, nachdem das Grummet gemäht ist. Nach zahlreichen
Beobachtungen glaubt man, daß er besser auf den Boden wirkt, wenn man ihn
ausbreitet, wann der Mond der Erde am nächsten ist (im Perigäum). (Agriculteur-praticien, Jul. 1846 S. 363.)