Titel: | Beschreibung einer Maschine mittelst welcher durch Druck thönerne Wasserleitungsröhren geformt werden können; von Hrn. Reichenecker in Ollwiller (Oberrhein). |
Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XXXVIII., S. 170 |
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XXXVIII.
Beschreibung einer Maschine mittelst welcher
durch Druck thönerne Wasserleitungsröhren geformt werden können; von Hrn. Reichenecker in
Ollwiller (Oberrhein).
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Febr. 1847, S. 69.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Reichenecker's Maschine zum Verfertigen thönerner
Röhren.
Diese Maschine besteht: 1) aus einer hydraulischen Presse mit ihrem Zubehör, die sich
auf einem Gestell befindet und einen Druck von oben nach unten ausübt. 2) Aus zwei
hohlen gußeisernen Cylindern, welche auf einem beweglichen Rahmen oder Schlitten
neben einander angebracht sind, so daß beide abwechslungsweise unter den Kolben der
Presse gebracht werden können. Diese Cylinder, in welche die zu bearbeitende Masse
gebracht wird, und in welchen dieselbe einem sehr starken Druck unterworfen wird,
müssen vollkommen genau ausgebohrt und inwendig sehr glatt seyn. Auf ihrem Grunde
sind die Röhrenformen befestigt. 3) Aus einer Anzahl conischer Formen, welche unten
in die Cylinder passen und die man, je nach dem Gegenstande, welchen man machen
will, auswechseln kann. Durch diese Formen wird die Masse gedrückt und gezogen, und
in Röhren oder sonstige Körper, je nachdem eben die Form ist, verwandelt. Die so durch Druck
gebildeten Körper werden mittelst eines Eisendrahts auf die gewünschte Länge
abgeschnitten. Die Abbildungen stellen die Maschine, welche besonders zur
Fabrication thönerner Wasserleitungsröhren bestimmt ist, in verschiedenen Ansichten
dar.
Fig. 1 Aufriß
der vollständigen Maschine.
Fig. 2
verticaler Durchschnitt durch dieselbe.
Fig. 3 die
beiden Cylinder, das Gestell und die Pumpe im Grundriß gesehen, wobei das Gestell
nach der Linie AB, Fig. 2, durchschnitten
ist.
Fig. 4
Grundriß des oberen Gestelltheils nach der Linie CD.
In allen Ansichten bezeichnen dieselben Buchstaben denselben Gegenstand.
A Gestell der Maschine. B
Querbalken auf welchen der bewegliche Rahmen aufliegt. C,
D obere Querbalken.
a Doppelpumpe für die hydraulische Presse. Durch
dieselbe wird der Presse beständig Wasser zugeführt. b
kupferne Röhre, durch welche das Wasser in den Arbeitscylinder geführt wird. c Arbeits- oder Preßcylinder. Er hat gerade die
verkehrte Lage wie bei den gewöhnlichen hydraulischen Pressen. d Oeffnung in dem oberen Theil des Cylinders, durch
welche man willkürlich Luft einlassen kann; sie ist durch eine Schraube mit
Lederunterlage verschlossen. e Preßkolben, welcher in
den Cylinder o paßt. f, f
Stangen, welche an dem Kolben befestigt sind, mit deren Hülfe derselbe wieder
gehoben wird, wenn er seine tiefste Lage erreicht hat. Diese oben mit Gewinden
versehenen Stangen gehen durch das Querstück g, und über
dem Querstück sind Muttern auf dieselben geschraubt.
Mitten auf dem Querstück ist ein Bügel h befestigt, in
welchem eine Seilrolle i liegt, über die ein Seil
geschlungen ist, dessen Ende an dem Haken j befestigt
ist. Das Seil geht noch über eine zweite Rolle k, welche
an dem Querstück D angebracht ist, und wickelt sich dann
um eine Trommel l, deren Achse ein gezahntes Rad m trägt, das mit einem durch eine Kurbel bewegten
Getriebe n im Eingriff ist. Es versteht sich von selbst,
daß während der Kolben durch den Druck in dem Cylinder c
abwärts bewegt wird, das Seil nachgelassen werden muß, und daß man, um den Kolben zu
heben, nur die Kurbel drehen darf.
o, o' hohle gut ausgebohrte gußeiserne Cylinder, in
welche die Masse gebracht wird; unten in diesen Cylindern liegen conische Formen p, die eine kreisrunde Mündung haben und zum Formen der
Röhren dienen.
q gußeiserner conischer Kern, welcher durch eine Stange
r in der Mitte der Formmündung aufgehängt ist und
daselbst erhalten wird. Die Stange r geht durch ein oben
abgeschärftes Querstück s, das mit der Form aus einem
Stück gegossen ist. t, t Schlitten oder Rahmen, auf
welchem die Cylinder o, o' gut befestigt sind; er ist
unten mit zwei abgehobelten gußeisernen Sohlen u, u,
Fig. 2,
versehen, die auf zwei ebenfalls gußeisernen Schienen v,
v laufen, welche auf dem Querbalken B befestigt
sind. x Zahnstange, welche an die drei Querriegel y, y, y,
Fig. 3, des
Rahmens angeschraubt ist. z Hebel, durch welchen der
Rahmen bewegt wird, um einen oder den anderen der Cylinder o,
o' unter den Kolben zu bringen.
Verrichtungen der Maschine.
Nachdem die Masse sorgfältig zubereitet und nach und nach auf den gehörigen Grad von
Consistenz und Gleichmäßigkeit gebracht ist, um sie pressen zu können, wird sie in
großen Stücken auf die in der Nähe der Cylinder o, o'
und des Bodens E befindlichen Tische gelegt. Zwei
Arbeiter sind damit beschäftigt die Cylinder zu füllen. Der eine nimmt ein Stück
Thon, und nachdem er es auf dem Tisch geschlagen und abgerundet hat, wirft er es in
den Cylinder o', welcher außerhalb des Maschinengestells
steht. Sein Gehülfe ist mit einem abgerundeten Stößer versehen und stampft die Masse
in den Cylinder ein, jedoch so daß sie am Rande etwas höher als in der Mitte steht.
Auf diese Weise fahren die Arbeiter fort bis der Cylinder gefüllt ist, und sind
sorgfältig darauf bedacht daß nicht der geringste leere Raum oder ein Luftbläschen
in der Masse sich vorfindet. Man bedeckt hierauf die Masse mit einer Lederscheibe,
welche genau in den Cylinder paßt, und bringt letzteren dann unter den Kolben, und
zwar mittelst des Hebelgetriebes z und der Zahnstange
x. Da nun hiedurch der Cylinder o vor das Maschinengestell gekommen ist, so wird dieser,
während der erste der Wirkung der Presse ausgesetzt ist, auf die nämliche Weise
gefüllt.
In dem unteren Raum F sind zwei Arbeiter damit
beschäftigt die Pumpe in Bewegung zu setzen. Ein dritter, welcher bei der Form
steht, nimmt auf einem Ringe von gebranntem Thon und einem hölzernen Dorn die Röhre
auf welche aus der Form austritt. Er hält sie und leitet sie in dem Maaße als sie
sich verlängert. Hat sie die gewünschte Länge, so wird sie mittelst eines
Eisendrahts abgeschnitten, welcher über einen verschiebbaren Rahmen gespannt
ist.
Die so geformten oder gleichsam gezogenen Röhren werben nun weggetragen und in ein
Local nahe an dem Brennofen gebracht. Nach Verlauf einiger Stunden, während welcher
sie die gehörige Festigkeit bekommen haben, bringt man sie auf eine Drehbank, um
beide Enden rechtwinkelig abzustechen und sie vollkommen gleich lang zu machen.
Hierauf werden sie in den Trockenraum gebracht. Große Stücke werden aufrecht
gestellt, die kleineren aber auf Gestelle gelegt. Sind sie dann bis auf den
gehörigen Grad getrocknet, so werden sie innen mit einer salzhaltigen Glasur
bestrichen. Das Brennen geschieht hierauf in verticalen Oefen.
Der Erfinder versichert, daß die so fabricirten Röhren den Druck einer Wassersäule
von 50 Meter Höhe ohne zu zerspringen auszuhalten im Stande sind.Diese thönernen Wasserleitungsröhren werden beim Legen mit ihren Enden
aneinandergebracht und durch ein Cement verbunden welches aus einem Drittel
Kalk, einem Drittel Cement von gebrannter Erde und einem Drittel Cement von
Pouilly besteht, worauf man die Fugen mit einem Muff aus gebranntem Thon
umgibt. Diese Vereinigung ist so stark, daß man nach kurzer Zeit den Muff
durchsägen müßte um ihn von den Röhren zu trennen. In dem Boden braucht man
nur unter den Muff einen Backstein zu legen; unten und an den Seiten umgibt
man die Röhren mit weicher Erde und füllt dann auf gewöhnliche Weise mit
Erde aufVon den Röhren welche 32 Millimeter im Durchmesser haben kostet der laufende
Meter, wenn sie innen nicht glasirt sind, 75 Centimes, und wenn sie innen
glasirt sind 1 Fr. Für Röhren von 6 Centimeter Durchmesser ist der Preis des
laufenden Meters respective 2 Fr. 90 Cent. und 3 Fr. 60 Cent.Die Société d'Encouragement
ertheilte Hrn. Reichenecker für seine Maschine die goldene Preismedaille; die thönernen Wasserleitungsröhren, welche
seine Fabrik zu Ottweiler liefert, sind in Frankreich und der Schweiz schon
sehr verbreitet.