Titel: | Ueber die Anwendung der Ammoniaksalze zum Düngen; von Ch. H. Schattenmann, Bergwerks-Director zu Buchsweiler. |
Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XLVIII., S. 213 |
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XLVIII.
Ueber die Anwendung der Ammoniaksalze zum Düngen;
von Ch. H.
Schattenmann, Bergwerks-Director zu Buchsweiler.
Aus dem Moniteur industriel, 1847 Nr.
1120.
Schattenmann, über die Anwendung der Ammoniaksalze zum
Düngen.
Im Jahr 1843 übergab ich der (franz.) Akademie der Wissenschaften in ihrer Sitzung am
13. Nov. eine Abhandlung über einige Versuche bezüglich der Anwendung der
Ammoniaksalze als Düngmittel.
Schon damals war die fruchtbarmachende Kraft der Ammoniaksalze für verschiedene
Culturgewächse dem Principe nach außer Zweifel; ihre praktische Anwendung aber und
der Grad ihrer Nützlichkeit noch durch Versuche zu ermitteln. Die damals
mitgetheilten Versuche wurden mit Ammoniaksalzen angestellt, welche in einer großen
Menge Wassers (2 Kil. in 100 Kil. Wasser) aufgelöst waren. Dieses Verfahren war
kostspielig und schwierig auszuführen, selbst wenn auf den Feldern Wasser zu haben
war. Um die Ausbreitung dieses flüssigen Düngers zu erleichtern, benutzte ich im J.
1844 Karren mit Fässern, die mit Gießröhren versehen waren, und eine Pumpe, um das
erforderliche Wasser an Ort und Stelle zu haben. Ungeachtet dieser Anordnungen blieb
die Anwendung dieser aufgelösten Ammoniaksalze immer kostspielig und schwierig.
Im J. 1845 versuchte ich die gesiebten Ammoniaksalze mit der Hand zu verbreiten.
Dieses Verfahren gelang vollkommen und läßt nichts zu wünschen übrig; denn es ist so
leicht als wohlfeil auszuführen. Man muß darauf Acht geben, daß man dieses Salz nur
zu einer Zeit verbreitet, wo die Pflanzen nicht naß sind, damit es nicht an ihnen
hangen bleiben und ihnen nachtheilig werden kann. Durch eine im Säen geübte Hand
ausgestreut, wird dieses Salz recht gleichförmig auf dem Boden verbreitet und ist
dann von gleichmäßigerer Wirkung als der flüssige Dünger, welcher rascher ausfließt
wenn das Faß voll ist als wenn es auf die Neige geht, auch auf der Seite, auf welche
sich der Karren sehr oft hinüberneigt, in reichlicherm Maaße ausläuft.
Die im J. 1845 auf diese Weise angestellten Versuche überraschten die Landwirthe in
ihren Wirkungen, und da alle Schwierigkeiten beseitigt waren, zögerten sie nicht
mehr auf ihren Feldern die nämlichen Versuche anzustellen, welche in der Regel gut
ausfielen. Nachdem hiemit der erste Impuls gegeben war, wurden im J. 1846 Versuche
von ziemlicher Ausdehnung mit dem neuen Düngsalz gemacht und die Resultate waren so
befriedigend, daß gegenwärtig nicht mehr der geringste Zweifel über die ungeheuren Vortheile
obwalten kann, weiche der Landwirth aus diesem neuen, die Fruchtbarkeit befördernden
Mittel ziehen kann, welches ein wohlfeiles Ersatzmittel des Stalldüngers ist und
dadurch gestattet den Viehstand eines Gutes nach der Menge des verfügbaren Futters
einzurichten. Die Anwendung der ammoniakalischen Salze als Dünger löst also eines
der allerschwierigsten landwirthschaftlichen Probleme, nämlich nur eine solche
Anzahl Vieh zu halten, wie man sie leicht ernähren kann und einen zur Ergänzung
dienenden Dünger aufzufinden, den man sich überall wohlfeil verschaffen kann, wo
kein zahlreicher Viehstand gehalten werden kann. Ein Boden in abgelegenen Gegenden,
der gegenwärtig einen nur unbedeutenden Ertrag liefert, kann in Zukunft vermittelst
schwefelsauren Ammoniaks mit gutem Erfolg cultivirt werden.
So groß jedoch die Vortheile seyn mögen, welche die Ammoniaksalze als Dünger
gewähren, so bin ich weit entfernt sie ausschließlich angewandt sehen zu wollen; im
Gegentheil würde ich es für einen großen Fehler halten, den Stalldünger, welchen
man, ohne sich zu große Lasten aufzulegen, sich verschaffen kann, zu
vernachlässigen. Dieser Dünger ist – namentlich wenn man das Ammoniak in
demselben in schwefelsaures oder salzsaures Ammoniak verwandelt, welche nicht so
flüchtig sind wie das in ihm enthaltene kohlensaure AmmoniakMan vergleiche meine Anleitung hiezu in der vorhergehenden Abhandlung. – eine schätzbare Quelle für die Pflanzenernährung, die nicht
vernachlässigt wurden darf und den Vorzug besitzt, daß durch sie der Erde beständig
die Stoffe wieder ersetzt werden, welche ihr durch die Vegetation entzogen wurden.
Anders zu verfahren, wäre gegen die natürliche Ordnung des Feldbaues; denn ein
Erdreich, dem die Stoffe nicht wieder ersetzt würden welche die Pflanzen in sich
aufnahmen, müßte seine Fruchtbarkeit verlieren und bald erschöpft seyn.
Vergangenen Herbst besäete ich denselben Boden schon zum viertenmal mit Weizen und
habe nicht gefunden, daß die drei vorausgehenden Ernten schwächer ausgefallen wären
im Vergleich mit derjenigen der benachbarten Feldstücke, die erst zum ersten-
und zweitenmal mit Weizen besäet worden waren. Ich werde diesen wichtigen Versuch
fortsetzen, um zu sehen wie oft dasselbe Feld bei Anwendung von Ammoniaksalz mit
Weizen bebaut werden darf.
Das Resultat meiner frühern Versuche, daß sich die Ammoniaksalze als Dünger
vorzüglich für die Getreidearten eignen, bestätigt sich durch meine spätern Versuche;
die Anwendung desselben für Wiesen gewährt bei weitem keinen so großen Nutzen.
Ich fand, daß ausgelaugte Holzasche und die Rückstände mit Kali geglühter thierischer
Substanzen von der Blutlaugensalzfabrication für Wiesen ein wirksamerer und
vortheilhafterer Dünger sind. Es rührt dieß daher, daß das Ammoniak nur auf die
Gramineen (Gräser) kräftig einwirkt, das Wachsthum des Klees aber und der
Leguminosen (Hülsenfrüchte) überhaupt nicht befördert, während die kalihaltige
ausgelaugte Asche ein guter Dünger für die letztem, aber auch für die Gramineen von
Nutzen ist.
Im verwichenen Sommer gediehen die Cerealien durch das Ammoniaksalz trotz des beinahe
beständigen Mangels an Regen. Die mit schwefelsaurem Ammoniak gedüngten Wiesen
litten weit mehr durch die Trockne; denn in sehr trockenem Erdreich hatte das Gras
zwar eine sehr dunkle Farbe, entwickelte sich aber nicht sehr stark.
Ich werde weiter unten die nähere Anleitung zur Anwendung der Ammoniaksalze geben,
wovon 50 bis 100 Kilogr. per Hektare, je nach dem
Zustand des Bodens und der Art der angebauten Frucht hinreichen, um eine und sogar
zwei Ernten ertragreich zu machen.
Mein Verfahren ist höchst einfach, und eine Menge Landwirthe im Elsaß und Lothringen,
welchen ich große Quantitäten schwefelsauren Ammoniaks zugeschickt hatte, schrieben
mir die günstigsten Berichte über die von ihnen erhaltenen Resultate.
Die Nachfrage nach diesem Salze hat auch schon sehr zugenommen, so daß es gegenwärtig
schon als bereits in die Praxis übergegangen betrachtet werden darf.
Ich glaube hier einige der auffallendsten Resultate, die erhalten und mir brieflich
mitgetheilt wurden, auszugsweise mittheilen zu sollen.
Versuche des Hrn. Baron v. GailHr. Baron v. G. bewirthschaftet ein großes, von ihm sehr verbessertes
Gut; derselbe erhielt am 27. Dec. 1846 von der niederrhein. Gesellschaft
für Wissensch., Ackerbau etc. den Preis von 500 Fr. für die
bestgehaltene Landwirthschaft und den Preis von 100 Fr. für Kalkdünger.
Er verwendete im J. 1846 über 3000 Kilogr. schwefelsauren Ammoniaks., Gutsbesitzers und Maire zu Mülhausen, Bezirk Buchsweiler, über die
Anwendung des schwefelsauren Ammoniaks als Dünger.
Der gute Erfolg, welchen ich im J. 1845 vom schwefelsauren Ammoniak auf den Wiesen
hatte, veranlaßte mich diese Versuche im Jahr 1846 in größerm Maaßstabe fortzusetzen und auf Cerealien
auszudehnen.
Wiesen.
Ich wählte zu diesem Versuche eine am Fuße eines Hügels gelegene Wiese mit thonigem
Erdreich, die kein anderes als Regenwasser hat. Sie mißt im Ganzen 144 Ares. Ich
theilte sie in 8 Theile von je 18 Ares ab, deren gerade Nummern per Are 1 Kil. schwefelsauren Ammoniaks erhielten,
welches am 16. April 1846 mit der Hand ausgestreut wurde. Die Ernte fand am
darauffolgenden 20. Junius statt und gab folgende Resultate:
Textabbildung Bd. 104, S. 216
Nummer der Abtheilungen; Inhalt;
Ares; Schwefels. Ammoniak angewandt; Ertrag; Heu; Kil.; per Are Kil.; an Geld zu
6 Fr. per 100 Kil.; ohne Dünger; mit Dünger; Preis der 72 Kil. schwefels. Ammon;
Product ohne Düngung; Mehrertrag durch 72 Kil. schwefels. Ammoniak; 1278 Werth
des Heues 6 Fr. per 100 Kil. Preis von 72 Kil. schwefelsauren Ammoniaks; Reiner
Gewinn durch Anwendung des schwefelsauren Ammoniaks abgesehen von seiner
Nachwirkung; Durchschnittlicher Ertrag per Are der gedüngten Abtheilungen;
Kilogr. Heu im Geldwerth von; Durchschnittl.; Mehrertrag 18 Kilogr. Heu, an
Geld
Nach diesen Berechnungen war der Ertrag an Heu:
Auf der gedüngten Hektare
5,500 Kil.
Heu im Geldwerth von
265 Fr.
„ nicht
gedüngten
3,700 „
deßgl.
223 „
––––––––
––––––
Mehrbetrag an Heu
1800
und des Geldwerths
42 Fr.
Ich verwendete auf 25 Ares einer Wiese von sehr magerm Thonboden 50 Kilogr.
schwefelsauren Ammoniaks, welche ich auf zweimal, nämlich am 16. und 30. April dort
verbreiten ließ. Ich fuhr wohl dabei, indem diese Wiese, welche früher nur 20
Kilogr. Heu per Are gab, nun 60 Kilogr. gab, und die
Kosten also reichlich gedeckt wurden; jedoch ist der Ertrag des doppelten Quantums
schwefelsauren Ammoniaks dem des gewöhnlichen von 1 Kilogr. per Are, welches in obigem Versuche 55 Kilogr. Heu per Are ergab, nicht proportional. Ich glaube daher daß man bei 1 Kilogr.
als Maximum stehen bleiben sollte, welches ich, es sey denn in Ausnahmsfällen, nicht
überschreiten werde.
Weizen.
Am 15. April ließ ich auf einem mit Weizen angesäeten eisenhaltigen Thonboden per Are 1 Kilogr. schwefelsauren Ammoniaks verbreiten.
Dieser Boden, sonst von schlechter Beschaffenheit und schwierig anzubauen, war durch
Kalkzusatz und fleißige Bearbeitung verbessert worden.
Textabbildung Bd. 104, S. 217
Nummern der Abtheilungen; Gehalt an
Ares; Dünger; Ertrag; Weizen; Liter; Kil.; Das Hektol. zu 20 F.; Stroh; Kil.;
100 Kil zu 4 Fr.; Gesammt-Product; 16 Kubikmet. Stalldünger zu 5 Fr.
Fahren u. Ausbr. 1 F.; 16 Kil. schwefels. Ammon., 100 Kilogr. zu 65 Fr.;
Unterschiede; Mehrbetrag der Kosten des Stalldüngers; Bleibt ein Unterschied zu
Gunsten des schwefels. Ammoniaks
Der Ertrag an Weizen stellt sich nach obiger Berechnung:
Für die Hektare mit
Stalldünger:
2,500 Liter Weizen v.
1,950 Gew. u.
7,500 Kil. Stroh; Werth
200 Fr.
Für die Hekt. mitschwefels.
Ammon.
2,075
„
1,618 „
6,250
„ „
200 „
–––––
–––––––
––––––
––––––
Unterschiede:
425 Liter Weizen v.
332 Gew. u.
1,250 Kil. Stroh; Werth
400 Fr.
Um die Nachwirkung des
Stalldüngers auszugleichen, müssen drei
Jahre Düngung
mit 100 Kil. schwefels. Ammoniaks per Hektare,
also
300 Kilogr.
dieses Salzes, 100 Kil. zu 65 Fr., in Abzug gebracht werden mit
195 „
–––––
Reiner Nutzen per Hektare, ohne die Nachwirkung des Ammoniaks
in
Rechnung zu
bringen
205 Fr.
Es ist nicht zu verwundern, daß eine reichliche Düngung mit Stalldünger im Herbst
besser wirkte, als die mit 1 Kilogr. schwefelsauren Ammoniaks per Are, erst am 15. April verbreitete. Dessenungeachtet fällt der
Anschlag in Geld noch zu Gunsten des Ammoniaksalzes aus. Da nämlich bei 16 Ares der
Mehrertrag des Products über die Unkosten 64 Fr. betrug, so würde dieser Betrag
hinreichen, um denselben Flächenraum noch weitere sechs Jahre mit schwefelsaurem
Ammoniak zu düngen, wenn man diesem Salze auch nur Wirkung auf das gegebene Jahr
zuschreiben will; über 3–4 Jahre hinaus kann auch der Stalldünger nicht
wirksam seyn.
Textabbildung Bd. 104, S. 218
Nummer der Abtheil.; Gehalt an
Ares; Dünger; Ertrag; Weizen; Stroh; Lit.; Kil.; das Hektol.;
Gesammt-Product; 24 Kil. schwefels. Ammon. zu 65 Fr. per 100 Kil.;
Keiner; Unterschiede; Kosten des schwefelsauren Ammoniaks; Reiner Gewinn auf der
mit schwefelsaurem Ammoniak gedüngten Abtheilung
Der Ertrag an Weizen stellt sich also nach obiger Berechnung wie folgt:
Die mit 100 Kilogr. schwefelsauren
Ammoniaks gedüngte Hektare gab
1,666 Lit. Weizen v. 1,300 Kil. Gewicht u. 5,066 Kil.
Stroh;
Werth 471 Fr. – Ct.
Die nicht
gedüngte Hektare
1,041 „
770 „ 3,333 341 „ 66 „
Mehrbetrag p.
–––––
–––––– –––––– ––––––––––
Hektare:
625 Liter
von 530
Kil. Gewicht u. 1,733 K. St. = 129 Fr. 34 Ct.
Die Bemerkung dürfte nicht überflüssig seyn, daß das Hektoliter unter Mitwirkung des
schwefelsauren Ammoniaks erzeugten Weizens 78 Kilogr. wiegt, während der ohne
Düngung erzeugte Weizen nur 74 Kil. wiegt. Das Ammoniaksalz verbessert sonach den
Weizen und gibt ihm größern Werth.
Roggen.
Ein Bezirk von 256 Ares eines eisenhaltigen thonigen Sandbodens mit
undurchdringlichem Unterboden, der bei nassem Wetter morastig wird und in der
Sonnenhitze stark austrocknet, wurde mit Roggen angesäet. Am 31. März wurde per Are 1 Kilogr. schwefels. Ammoniaks mit der Hand
verbreitet, mit Ausnahme eines einzigen Stücks von 12 Ares in der Mitte des Bezirks.
Der Ertrag dieses Stücks sowie zweier daneben liegender Abtheilungen ergab sich wie
folgt:
Textabbildung Bd. 104, S. 219
Nummern der Abtheil.; Gehalt an
Ares; Dünger; Ertrag; Roggen; Lit.; Kil.; das Hektol.; Stroh;
Gesammt-Product; schwef. Am.; Beide Abtheilung. zusammen; Durchschnittsz.
für eine Abth.; Kein Dünger; Unterschiede; Kosten der 12 Kil. schwefels.
Ammoniaks für die Abtheilung; Reiner Gewinn an der Abtheil. von 12 Ares durch
die Anwendung des schwefelsauren Ammoniaks
Der Ertrag des gedüngten Roggens stellt sich sehr günstig.
Es wurden nämlich erhalten:
Von der mit 100 Kilogr. dieses
Salzes gedüngten Hektare
3 308 Lit. Roggen von
2,475 Kil. Gewicht und
11,900 Kil. Stroh;
Werth 841 F. 08 Ct.
Von der nicht gedüngten Hektare
2,333
1,750
8,000
623 „ 33 „
–––––
–––––
––––––
––––––––––
Mehrbetrag der Hektare
975 Liter
von
725 Kil. Gewicht und
3,900 Kil. Stroh;
Werth 217 Fr. 55 Ct.
Hafer.
Ein Bezirk von 160 Ares eines eisenhaltigen Thonbodens mit undurchdringlichem
Unterboden, der früherhin schwierig anzubauen, durch Kalkzusatz aber und fleißige
Bearbeitung verbessert worden war, wurde mit Hafer angesäet. Am 29. Mai 1846 wurde
per Are 1 Kil. schwefelsauren Ammoniaks mit der Hand
verbreitet, mit Ausnahme eines Stücks von 15 Ares in der Mitte des Bezirks. Der
Ertrag dieses Stücks, sowie zweier daneben liegenden, ergab sich wie folgt:
Textabbildung Bd. 104, S. 220
Nummern der Abtheil.; Gehalt an
Ares; Dünger; Ertrag; Hafer; Lit.; Kil.; das Hektol.; Stroh;
Gesammt-Product; schwef. Am.; Beide Abtheil. zusammen; Durchschnittsz.
für eine Abth.; Kein Dünger; Unterschiede; Kosten der 15 Kil. schwefelsauren
Ammoniaks für die Abtheilung; Reiner Gewinn an der Abtheilung von 15 Ares durch
die Anwendung des schwefelsauren Ammoniaks
Der Hafer ist von der besten Qualität, denn er wiegt 50 Kil. per Hektoliter.
Der Ertrag an Hafer bei Ammoniak-Düngung stellt sich günstig; denn obige
Berechnungen ergeben:
Von der mit 100 Kil. schwefelsauren
Ammoniaks gedüngten Hektare
5,480 Liter Hafer von
2,740 Kil. Gewicht und
4,700 Kil. Stroh; Werth
459 Fr. 80 Ct.
Von der nicht gedüngten Hektare
4,200
2,100
3,600
402 „
– „
–––––
–––––
–––––––––––
Mehrbetrag
1,280 Liter Hafer von
640
1,100
57 Fr. 80 Ct.
Der Mangel eindringenden und wirksamen Regens vom 20. Mai 1846 an bis zum Herbst that
der Ernte bedeutenden Eintrag, sonst wären obige verschiedenen Kulturen noch viel
reichlicher ausgefallen.
Mülhausen, 20. Dec. 1846.
v. Gail.
Versuche welche vom Pfarrer L. Heydenreich zu Sulz unter dem
Walde, Niederrhein, angestellt wurden.
Hr. Heydenreich konnte ein
Stück Land von 93 Ares der fünften Classe, d.h. von der schlechtesten Qualität des
Ortsgebiets, welches vom langen Anbau ohne Düngung völlig erschöpft war, wie dieß
gegen das Ende auf lange Zeit abgeschlossener Pachtverträge gewöhnlich der Fall ist,
zu keinem anständigen Preis verpachten, und entschloß sich daher es selbst anzubauen
und in Ermangelung von Stalldünger schwefelsaures Ammoniak anzuwenden. Die
Landwirthe von Sulz, seine Pfarrkinder, suchten ihn davon abzubringen und
versicherten ihn, daß die Ernte die Kosten des Anbaues nicht lohnen würde. Hr.
Heydenreich aber bestand
auf seinem Entschluß und zwar mit dem besten Erfolge. Das genannte Stück Land von 93
Ares war in zehn Stücke abgetheilt, deren neun von 87 Ares Gehalt im Monat April mit
Hafer angesäet wurden. Eine Abtheilung erhielt gar keinen Dünger, eine andere 1
Kilogr. schwefelsauren Ammoniaks per Are, und die sieben
übrigen nur 1/2 Kil. per Are. Trotz der ungünstigen
Witterung (der großen Trockne) gedieh der mit schwefelsaurem Ammoniak gedüngte Hafer
vortrefflich. Der Hafer der mit 1 Kil. per Are gedüngten
Abtheilung erreichte eine Höhe von 60 Centimeter, der mit 1/2 Kil. gedüngte eine
Höhe von 40 bis 50 Centimet., während der gar nicht gedüngte kaum 30 Centimet. hoch
wurde und wenig Halme trieb, wovon ein Theil nicht die Kraft hatte Aehren zu
erzeugen.
Die Landwirthe verfolgten aufmerksam die Fortschritte des kräftigen Wachsthums des
gedüngten Hafers.
Hr. Heydenreich zeichnete die
Resultate dieses Feldbaues nicht genau auf; aber aus seinen beiden Briefen vom 3.
und 18. Septbr. ist ersichtlich, daß er auf den 87 Ares Land erntete: 14 Hektol. 72
Liter Hafer von 773 Kilogr. Gewicht. Dieser Hafer ist von vortrefflicher Qualität,
indem das Hektoliter desselben 52 1/2 Kil. wiegt. Das Product der nicht gedüngten
Abtheilung nimmt Hr. Heydenreich zu einem Drittheil an Garben und zu einer
verhältnißmäßig noch geringern Quantität Hafers an.
Hr. Carl, Gutsbesitzer und
Maire zu Molsheim, verbrauchte im J. 1846 sehr viel schwefelsaures Ammoniak. Er
zeichnete zwar das Ergebniß seiner Ernten nicht genau auf, allein seine Resultate
waren in der Regel vortrefflich.
60 Ares Roggen, auf welche er 1 1/2 Kilogr. schwefelsaures Ammoniak per Are verbreiten ließ, wuchsen so kräftig daß alle
Landwirthe darauf aufmerksam wurden.
Eine Hektare Hafer von kiesigem, mit Alluvialsand gemischtem, mit 1/2 Kil.
schwefelsaurem Ammoniak per Are gedüngtem Boden, gab
trotz der Trockne 8 Hektol. Hafer mehr als gewöhnlich.
16 Hektare Wiesen, die Hälfte kiesiger, mit Alluvialsand gemischter, die andere
Hälfte ein schwerer Boden, mit 1 Kil. schwefelsaurem Ammoniak per Are gedüngt, gaben eine doppelte Ernte. Auch der Rübsamen (Colza) gedieh vortrefflich durch diesen Dünger.
Versuche des Hrn. Ph. Erckmann zu Pflazburg
(Meurthe).
Hr. Erckmann säete auf seinem
Gut zu Ruhling ein Stück Land von 64 Ares, welches wegen seiner Abgelegenheit noch
nie gedüngt worden war, mit Weizen an. Nachdem es in acht Stücke abgetheilt war,
erhielt jedes Stück im April 1846 5 Kil. schwefels. Ammoniaks, nur eines derselben
wurde gar nicht gedüngt.
Die mit schwefelsaurem Ammoniak gedüngten Theile gaben
22 Garben und
121 Liter Weizen
Die nicht gedüngten Theile nur
16 „
und
81 „
––
–––––
Unterschied im Theil von 8 Ares
6 Garben und
40 Liter Weizen
Producte der gedüngten Hektare
1512 Liter Weizen
„ der
nicht gedüngten Hektare
1012 „
–––––
Mehrbetrag per
Hektare
500 Liter Weizen.
Der geerntete Weizen ist von ausgezeichneter Güte, denn das Hektoliter wiegt 78
Kil.
Hr. Erckmann glaubt daß die
geringen Kosten des schwefelsauren Ammoniaks schon durch den Mehrbetrag an Stroh
gedeckt wurden.
Hr. Erckmann, welcher das
schwefelsaure Ammoniak auch auf einer trockenen Wiese anwandte, fand hier keine
andere Wirkung als daß das Gras grüner wurde.
Ich bin überzeugt daß der Grund des auch von andern Landeigenthümern beobachteten
Mangels an Wirkung in diesem Falle nur in der fehlenden Feuchtigkeit zu suchen ist,
durch welche das Wachsthum des Grases aufgehalten wurde trotz des schwefels.
Ammoniaks, welches ihm jedoch mehr Kraft gab. Es muß hier überhaupt bemerkt werden
daß die Trockne das Wachsthum der Cerealien nicht aufhält, die mit Ammoniaksalz
gedüngt, ungeachtet einer außerordentlichen Trockne, wie der vorjährigen, gedeihen
und Frucht tragen.
Mein Gut, auf welchem ich Weizen baue, litt voriges Jahr sehr viel durch die starken
Regengüsse im April, wodurch ich verhindert bin vergleichende Versuche meiner
Weizenernte zu geben. Hingegen will ich die merkwürdigen Wirkungen mittheilen, die
ich auf einem Theil dieses Gutes, einer trockenen nicht bewässerbaren Wiese,
beobachtete.
35 Ares Wiese, die mit 40 Hektolitern Thierkohle von der
Blutlaugensalz-Fabrication, das Hektoliter zu 50 Centimes, gedüngt worden
waren, gaben 2330 Kilogr. Heu von vorzüglicher Güte, unter welchem sich gelb-
und weißblüthiger Wiesenklee befand.
Die Hektare gibt sonach
6657 Kil. Heu, 100 Kil. zu 6 Fr.
399 Fr. 42 Ct.
Product der danebenliegenden,in gutem
Zustand erhaltenen Hekt.
3264 „
„ „
195 „
66 „
––––
–––––––––––––
Mehrbetrag
3393 Kil.
203 Fr. 76 Ct.
40 Hektoliter Thierkohle zu
0,50 Cent. Ankauf
Fuhrlohn und Verbreitung
0,20
–––––
0,70 per Hektoliter
28
Fr. – Ct.
–––––––––––––
Nutzen
per Hektare
175 Fr. 76 C. (?)
Dieses auch von andern Landbesitzern bestätigte merkwürdige Resultat überzeugte mich,
daß Holz- und Pflanzenasche, sowie die Asche thierischer Substanzen für die
Wiesen sich weit besser eignen als die Ammoniaksalze, und daß daher überall, wo man
sich dergleichen Aschen zu einem billigen Preis verschaffen kann, ihnen der Vorzug
zu geben ist. Das Ammoniaksalz wirkt, wie oben schon gesagt, auf Klee und Luzerne sehr wenig, so
daß seine Wirkung auf Wiesen sich auf die Gräser beschränktDoch beobachtete ich eine gute Einwirkung des schwefelsauren Ammoniaks auf
den Weißkohl, den rothen Kohl, die Kohlrabe und den Blumenkohl; mehr noch
wirkt es auf den Spinat., während die verschiedenen Aschen auf die Gräser und Hülsenfrüchte zugleich
wirken.
Es ist allgemein bekannt, daß besagte Aschen auf Wiesen verbreitet, auf welchen keine
Spur von Klee war, selben in einem einzigen Jahrgang in großer Menge
hervorbringen.
Doch fehlt es nicht an Beispielen, daß auch Ammoniaksalze auf Wiesen sehr gute
Wirkung thun, wie obige Resultate des Hrn. v. Gail darthun. Ein noch überraschenderes
Beispiel ist die ungeheure Menge Heues, welche die Wittwe Wiber in einem Obstgarten zu Buchsweiler erhielt, dessen Boden Wiesengrund
ist.
16 Ares dieses Obstgartens wurden
im März 1846 mit 15
Kilogr. schwefels.
Ammoniaks gedüngt und gaben 1,180 Kilogr.
Heu; derselbe Grund
hatte im J. 1845 nur 654 Kil. Heu gegeben.
per Hektare
7,375 Kil. Heu, 100 Kil. zu 6 Fr.
= 442 Fr. 50 Ct.
„ im
J. 1845
4,087 „ „ „
=
245 „ 22 „
––––
––––––––––––
Mehrbetrag
3,288 „ „ „
= 197 Fr. 28 Ct.
Werth von 93 3/4 Kil.
schwefels. Ammoniaks, 100 Kilogr. 65 Fr.
= 61 Fr. 06 Ct.
––––––––––––
Nutzen per Hektare
136 Fr. 22 Ct.
Dieser Erfolg ist leicht zu erklären, indem auf Wiesen von vielen Gräsern das
Ammoniaksalz nothwendig große Wirkung thun muß, während auf solchen, wo Klee und
Hülsenfrüchte vorwalten, das Ammoniak von geringer, hingegen Kali enthaltende Asche
von größerer Wirkung ist.
Das Ammoniak ist in Folge seines großen Stickstoffgehalts ein die Fruchtbarkeit
wesentlich beförderndes Element. Wenige Pflanzen können es entbehren, und nur im
Klee und den Hülsenfrüchten fand ich bisher eine Ausnahme. Es ist sonach einer
großen Anwendung fähig; doch dürfte seine Wirkung geringer seyn, wo der Boden mit
den zum Gedeihen der Pflanzen ebenfalls nothwendigen mineralischen Salzen nicht mehr
versehen oder daran verarmt ist. In solchen Fällen ist für diese zu sorgen; so haben
vielfache Erfahrungen schon bewiesen, daß bei einem Erdreich, dem es an Kalk
gebricht, das Kalken außerordentlich gute Wirkung hat.
Die Erzeugung von Cerealien und Kräutern auf einem gegebenen Flächenraum hat ihre
Gränzen, und es wäre ein großer Fehler, wenn man durch Anwendung eines Uebermaaßes
von Dünger die Production über ihre natürlichen Gränzen hinaus treiben wollte. Der
im Uebermaaß angewandte Dünger überreizt die Vegetation, das Getreide legt sich um,
gibt viel Stroh und wenig Körner, und das Gras der Wiesen fault schon vor seiner
Reife. Auf diese Weise würden ausdauernde Pflanzen und der Wiesenwachs nicht durch
die Natur des Düngers, sondern durch seine übermäßige Anwendung getödtet. Dieß gilt
aber nicht nur von den Ammoniaksalzen, sondern auch von in Uebermaaß angewandtem
Stalldünger.
Meine neuern Versuche ergaben, daß die Anwendung von 100 Kil. schwefelsauren
Ammoniaks für die Hektare Felder oder Wiesen ein nicht zu überschreitendes Maximum
ist. Bei gut gehaltenen Getreidefeldern möchte ich sogar die Verminderung dieses
Quantums auf 50 Kilogr. empfehlen, um sich nicht, namentlich in feuchten Jahren, der
Gefahr auszusetzen daß sich das Getreide umlege. Dieß geschah mir im Jahr 1845; die
Trockne des Jahres 1846 aber gestattete nicht daß dieser Umstand sich wiederholte.
Auf Wiesen können ohne Anstand 100 Kil. genommen werden.
Die Ammoniaksalze müssen immer im Frühjahr verbreitet werden, sobald die Vegetation
in Thätigkeit tritt, weil es von Wichtigkeit ist daß die Pflanzen die größtmögliche
Entwickelung nehmen, ehe eine höhere Temperatur die Blüthenstengel in die Höhe
treibt. Diese Stengel sind dann um so zahlreicher und kräftiger je besser der Stock
der Pflanze sich entwickelt hat.
Auch fand ich es von Vortheil, das halbe Quantum der Ammoniaksalze auf der Herbstsaat
zu verbreiten, sobald diese aufgegangen ist, weil der Stickstoff der ersten
Entwickelung der Samenkörner sehr förderlich, ja unentbehrlich ist. Das Wachsthum
der Cerealien muß auf diese Weise erstärkt und entwickelt werden, damit sie den
Witterungs-Einflüssen des Winters Widerstand leisten und im Frühjahr kräftig
treiben können.