Titel: | Neuer Saccharimeter (Zuckergehaltsmesser) des Hrn. Soleil, Opticus in Paris. |
Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. LXI., S. 276 |
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LXI.
Neuer Saccharimeter (Zuckergehaltsmesser) des
Hrn. Soleil, Opticus in
Paris.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Oct. 1846, S. 543.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Soleil's Saccharimeter.
Die Gesetze, auf welchen die Construction dieses neuen Saccharimeters beruht, sind
mehrfache; wir müssen daher nothwendig die Wirkungsweise eines jeden seiner
Bestandtheile besonders erklären.
Bekanntlich besitzt ein Lichtstrahl, wenn er polarisirt wurde, eigenthümliche
Eigenschaften; doch wäre es hier nicht am Platze und würde zu weit führen, die
Ursachen anzugeben, welche diese Polarisation veranlassen, so wie die verschiedenen
Mittel um sie hervorzurufen. Es soll hier nur das beim Soleil'schen Apparat in Anwendung gebrachte angeführt werden.
Alle natürlichen oder künstlichen Krystalle, welche andern Krystallsystemen als dem
Würfel oder dem regelmäßigen Oktaëder angehören, besitzen die Eigenschaft,
einen in einer gewissen Richtung durch sie gehenden Lichtstrahl zu spalten und zwei
polarisirte Strahlen, den gewöhnlichen und den ungewöhnlichen Strahl, zu erzeugen.
Sie liegen beide in der Fläche des Hauptschnitts.Hauptschnitt nennt man bei einem
doppeltstrahlenbrechenden Krystall die Fläche, welche die
krystallographische Achse und die zur Incidenzfläche senkrechte Linie
(Normale) enthält. (Siehe Fig. 10.) Am
isländischen Doppelspath ist dieser Hauptschnitt leicht zu erkennen; er
liegt in der kürzesten Diagonale des Rhomboids. Ihre Polarisationsflächen liegen perpendiculär zu einander.
Das Maaß der Trennung dieser Strahlen hängt von der Dicke des Krystalls und von
seiner doppeltstrahlenbrechenden Kraft ab.
Der isländische Spath besitzt dieses Vermögen in sehr hohem Grade; allein es sind in
der Natur schwierig hinlänglich reine und dicke Kalkspath-Rhomboëder
zu finden, um bei Versuchen eine dem Bedürfnisse genügende Ablenkung zu erhalten;
als Ersatz dafür schneidet man ein kleines, sehr reines Rhomboëder in
prismatische Form, Fig. 10. Die
Folge davon ist, daß die Strahlen, indem sie gebrochen werden, eine starke Ablenkung
mit Färbung erfahren; da aber ihre Brechbarkeit nicht gleich ist, wird der eine mehr
abgelenkt als der andere, und sie bilden miteinander einen Winkel, woraus
hervorgeht, daß der sie trennende Zwischenraum mit der Entfernung (d. i. mit der
zunehmenden Länge des Strahls) wächst; ein zweites Prisma von Glas, welches auf das
Kalkspathprisma geklebt wird, hat zum Zweck, einen der beiden Strahlen zu
achromatisiren und zugleich ihn in eine geeignete Richtung zurückzuführen, damit er
keine Ablenkung erfahre. Dieses alles zusammen bildet das, was man ein doppeltstrahlenbrechendes Prisma nennt; wenn man das Bild
eines Loches durch ein solches System betrachtet, so erscheint es doppelt.
Dieses Prisma, siehe d, Fig. 10, polarisirt das
in der Richtung der Achse des Apparats durchgehende Licht; es wird mit dem Namen Polarisator bezeichnet.
Die Oeffnung o, in einem gewissen Abstand vom
Polarisator, dient zum Auffangen aller schiefeinfallenden Strahlen und läßt nur den
achromatisirten Strahl hindurch, dessen Polarisationsebene sich in einer
horizontalen Richtung befindet, die immer in einer constanten Stellung bleibt, mit
Hülfe von Stiften welche den Polarisator in gleichbleibender Lage fest erhalten.
Ein zweites doppeltstrahlenbrechendes Prisma, in a
befindlich, welches in Fig. 11 besonders
abgebildet ist, der Analysator genannt, läßt zwei Bilder
der Oeffnung o sehen; es kann sich frei um sich selbst
in dem Ring, der es hält, drehen, und so kann ihm eine beliebige Richtung gegeben
werden; endlich kann man es mittelst einer Druckschraube p in einer bestimmten Stellung fest erhalten.
Bei einem bloß mit den beiden eben besprochenen Elementen versehenen Apparat, wird
das Bild der Oeffnung o, durch den Analysator gesehen,
wie gesagt, doppelt erscheinen; einerseits hat das durch den Polarisator gehende
Licht seine horizontale Polarisationsebene; andererseits erzeugt der Analysator zwei
Strahlen, die ihre Polarisationsebenen perpendiculär gegeneinander haben; läßt man
demnach, wenn der Hauptschnitt (die Richtung, in welcher die beiden Strahlen
enthalten sind) vertical steht, den Analysator drehen, so wird der gewöhnliche
Strahl ganz verschwinden, und der ungewöhnliche allein sichtbar bleiben. Dreht man
den Analysator so, daß er ein Azimuth von 90 Graden durchläuft, so ist das
Gegentheil der Fall. Auch wird man bemerken, daß, so lange die Rotationsbewegung
dauert, das eine Bild wachsende Intensitäten durchläuft, während das andere
abnehmende Intensitäten durchläuft, und so umgekehrt, wenn man den Schnitt wieder auf seine ursprüngliche
Stellung zurückführt; man kam überein, letztere Stellung für das vollkommen
verschwundene BildDieses vollkommene Verschwinden des einen oder des andern Bildes in einem
doppeltstrahlenbrechenden Prisma bildet die Entdeckung von Malus im Jahr 1810 hinsichtlich der Polarisation
des Lichts durch einen Strahl, welcher durch Reflexion auf eine
Fensterscheibe polarisirt wurde.
Azimuth-Null zu benennen. In dem neuen
Saccharimeter kann diese Erscheinung des Verschwindens nicht hervorgebracht werden,
in Folge der bei e,
Fig. 9,
angebrachten doppelten Quarzplatte (plaque biquartz), welche bleibend vor dem Polarisator
befestigt ist.
Hr. Arago entdeckte im Jahr
1811, daß wenn man in den Weg des polarisirten Strahls eine, zu ihrer
Krystallisationsachse perpendiculäre Quarzplatte stellt, dieselbe die Eigenschaft
besitzt, die Polarisationsebene abzulenken, d. i. das Licht wiederherzustellen; hier
aber ist die Erscheinung nicht mehr durch Intensitätsverschiedenheiten wahrzunehmen;
denn die verschiedenen gefärbten Strahlen, aus welchen das weiße Licht
zusammengesetzt ist, erleiden durch die Einwirkung des Quarzes verschiedene
Ablenkungen; die Folge davon ist eine Färbung in jedem Bilde welche aus
Ergänzungsfarben besteht. Die Größe dieser Ablenkung ist der Dicke der Platte
proportional; gewisse Exemplare lenken gegen die Rechte, andere gegen die Linke des
Beobachters ab, immer aber gleichviel bei derselben Dicke.
Hr. Biot, welcher über diesen
Gegenstand zahlreiche Versuche anstellte, fand daß mehrere Substanzen, vorzüglich
aber der Zucker, dieselben Eigenschaften besitzen wie der
Quarz.
Gewisse Zuckerarten lenken rechts, andere wieder links ab. Um diese Ablenkung beim
Zucker sowohl, als beim Quarz zu messen, müßte dem Analysator eine rotirende
Bewegung gegeben werden, dann würde in jedem Bilde eine Farbenveränderung eintreten,
und wenn man von Azimuth-Null ausgehend, nichts als das Bild betrachtete,
welches vor dem Dazwischensetzen des Quarzes oder Zuckers nicht sichtbar war, so
würde man dieses Bild, welches wir von rother Farbe voraussetzen, nacheinander in
Orangeroth, Gelb, Grün, Blau und Violett übergehen sehen. Der durchlaufene Azimuth,
um zu dieser letztern Farbe zu gelangen, würde die Größe der Ablenkung angeben; und
die Richtung der Bewegung, welche dem Analysator hätte gegeben werden müssen, damit
die Farben in dieser Ordnung auf einander folgen, würde die Richtung der Ablenkung
angeben.
Die violette oder sogenannte Durchgangsfarbe (teinte de passage) wurde von Biot, wegen ihrer großen Empfindlichkeit, als Merkpunkt angenommen; denn
da die Ablenkung bei dieser Farbe auf sehr enge Gränzen beschränkt ist, so ist die
kleinste Bewegung um ein Mehr oder Weniger hinreichend die Farbe bedeutend zu
verändern.
Auf diese Principien sich stützend, ersann Hr. Soleil die Construction einer Platte, welche aus
zwei neben einandergelegten Quarzblättern von gleicher Dicke und umgekehrter Wirkung
besteht.Comptes rendus, tome XX, p. 1805. Diese bei e,
Fig. 9,
angebrachte Platte läßt zwei gefärbte Scheiben, Fig. 12 und 13, eine
violett, die andere gelb, sehen; sie sind jegliche durch eine verticale Linie, die
Trennungslinie der beiden Quarzarten getheilt; jede dieser beiden Scheiben muß in
der ganzen Ausdehnung ihres Feldes identisch dieselbe Farbe zeigen, wenn der
Analysator sich in Azimuth-Null befindet. Die kleinste Bewegung aber reicht
hin, um diese Farbe bedeutend zu verändern; allein da diese Bewegung für jede
Quarzart in entgegengesetztem Sinne wirkt, so muß einerseits die Aufeinanderfolge
der Farbe die umgekehrte Ordnung befolgen, und andererseits die kleinste Bewegung
eine doppelte Differenz zur Folge haben; außerdem würde, da die Ablenkungen den
Dicken proportional sind, diese Platte, wenn sie verschiedene Dicken hätte, bei
derselben Azimuth-Null verschiedene Farben darbieten. Es ist daher von
Wichtigkeit, den Azimuth genau zu bestimmen; da aber die Dicke dieser Platte der
empfindlichen Farbe genau entspricht, so braucht der Analysator nur so gedreht zu
werden, so daß die Identität in der Ausdehnung jeder Scheibe wieder hervorgerufen
wird, um überzeugt seyn zu können, sie in diesen Azimuth gestellt zu haben, welcher
in dem Apparat bei allen Beobachtungen constant bleiben muß.
Die Dazwischensetzung einer bei n angebrachten
Zuckersäule, vor der doppelten Quarzplatte, hat dieselbe Wirkung wie die Verrückung
des Analysators; denn wenn der Zucker rechts ablenkt, vermehrt er für die Platte
gleichen Zeichens und vermindert um eben so viel für die Platte entgegengesetzten
Zeichens, daher die Färbung dann nicht mehr zusammenstimmt, siehe Fig. 14 und 15.
Um das Rotationsvermögen zu messen, müßte man vor die rechts ablenkende Zuckersäule
eine links ablenkende Quarzplatte von solcher Dicke bringen, daß sie die Wirkung des
Zuckers neutralisiren könnte; auf diese Weise würde ein Haar erzeugt, dessen
wirkende Elemente, Zucker und Quarz, ihre respectiven Kräfte genau ausgleichen (compensiren)
würden.Die Uebertragung des in Quarz erhaltenen Werthes auf Zucker ist sehr einfach,
wie aus der Abhandlung des Hrn. Clerget zu ersehen ist. Man hat aber nicht leicht eine so große Reihe von Platten zur Verfügung, daß
ihre Dicken den verschiedenen Sättigungsgraden der Flüssigkeiten entsprächen; um
diese Reihe von Compensationsplatten zu ersetzen, ersann Hr. Soleil den von ihm Compensator genannten Apparat.Comptes rendus, tome XXI, p. 426. Derselbe ist in c befestigt und besteht aus zwei
verlängerten Prismen von gleichem Winkel, aus derselben Quarzplatte. Diese mit
Grundfläche auf Scheitel übereinandergelegten Prismen machen wieder eine Platte aus,
deren äußere Flächen unter sich parallel sind.
Sie sind beide in einer Fassung mit einer gezahnten Stange befestigt und können so,
mittelst eines beiden gemeinschaftlichen Getriebes, an einander vorübergleiten; auf
diese Weise kann man die Dicke des Systems mittelst des Knopfs b leicht wechseln lassen. Vor diesem System ist eine
einzelne Platte entgegengesetzten Zeichens und von gleicher Dicke wie diese
vereinigten Prismen bleibend befestigt. Diese Platte und die beiden Prismen
veranlassen eine wechselseitige Compensation und die resultirende Wirkung ist
dieselbe, wie wenn die Gesammtdicke = Null wäre; es ist dieß der Nullpunkt des
Compensators. Es leuchtet ein, daß wenn man die Prismen so gleiten läßt, daß sie mit
ihrem dünnsten Ende einander decken, das Vermögen der einzelnen Platte das
vorherrschende ist; daß hingegen, wenn man sie in umgekehrter Richtung in Bewegung
setzt, so daß sie mit ihren dicksten Theilen einander decken, das Vermögen der
beiden Prismen vorherrschend wird.
Auf der Fassung des einen dieser Prismen befindet sich eine doppelte Scala gravirt,
mit einer für beide gemeinschaftlichen Null. Die Initialen (Anfangsbuchstaben) R. L. geben die Richtung der Rotation an; die auf jede
Scala gravirten Ziffern 1 und 2 zeigen an, daß hier genaue Compensation einer
Quarzplatte entgegengesetzten Zeichens statt fand, deren mit dem Sphärometer genau
gemessene Dicke 1 und 2 Millimetern entsprach; die Zwischenräume von 0 bis 1 und 1
bis 2 sind in zehn gleiche Theile abgetheilt.
Auf der andern Fassung befindet sich ein doppelter Nonius gravirt, dessen Null
ebenfalls beiden gemeinschaftlich angehört; diese Nonii erstrecken sich auf neun
Grade der Scala, die hier in zehn gleiche Theile abgetheilt sind. Die Initialen R. L., die am Ende der Nonii eingravirt sind, zeigen an, welcher davon
bei einer Aufzeichnung abgelesen werden muß.
Es versteht sich, daß der Nonius immer den Initialen gleichen Zeichens durchlaufen
muß. Im Ablesen eines Nonius Ungeübte könnten vielleicht befürchten, daß dazu ein
besonderes Studium erforderlich sey, ein Beispiel wird aber zeigen, daß dieß etwas
sehr leichtes ist. Jeder Theilstrich der großen Scala muß als ein Zehner (zehn Einheiten), jeder des Nonius als Einheit betrachtet werden; wenn man nun von dem Punkt
ausgehend, wo die Null der Scala und diejenige des Nonius vollkommen zusammenfallen,
dem Knopfe b eine Bewegung in derjenigen Richtung
ertheilt, wo die beiden gleichen Initialen sich einander nähern, so bemerkt man
vorerst, daß die Null des Nonius eine Anzahl von Zehnern durchlaufen hat. Nehmen wir
an, sie habe deren vier überschritten und sey sehr nahe
an fünf, so sage man vorerst vierzig, und richte dann das Auge auf den Nonius, jeden Theilstrich
musternd, um denjenigen zu finden, welcher am besten coincidirt. Angenommen, es sey
dieß der neunte, dann zeichnet man 49 auf; wurde die
Bewegung weiter fortgesetzt und fällt die Null des Nonius mit der Ziffer 1 zusammen,
so wird 100 aufgezeichnet; mit einer kleinen Bewegung weiter, coincidire der Nonius
mit dem ersten Theilstrich, so wäre es 101 u.s.f.
Das am Analysator befestigte Ocular g dient dazu, die
Bilder für verschiedene Augen reiner erscheinen zu lassen; es kann daher die
Brennweite desselben mittelst des Auszugs g' abgeändert
werden.
Ehe man sich des Apparats bedient, muß man sich, wie bei jedem Meßinstrumente
überzeugen, ob er gehörig regulirt ist.
Es müssen 1) die beiden Null des Compensators in vollkommene Coincidenz gebracht
werden; 2) das Ocular in seinen Focus gestellt werden, damit man die Trennungslinie
der doppelten Quarzplatte deutlich sieht. Zu diesem Behuf bringt man in den Apparat
eine leere Röhre, um die schief einfallenden Strahlen, welche das Sehen behindern
würden, aufzuhalten. Wenn der Focus mit der leeren Röhre richtig gestellt ist, muß
er, nachdem die Röhre gefüllt ist, noch einmal justirt werden, weil das Wasser eine
größere strahlenbrechende Kraft hat als die Luft, und folglich die Brennweite des
Oculars verändert; um diesen Uebelstand zu vermeiden, kann man die Röhre mit reinem
Wasser, ohne allen Zuckergehalt füllen; 3) bestimmt man die Azimuth-Null des
Analysators durch Umdrehen desselben in seinem Ring, so daß die Identität der Farben
in der Ausdehnung jeder Scheibe hergestellt wird; hauptsächlich ist auf die violette
Farbe die Aufmerksamkeit zu richten, weil sie empfindlicher ist; wenn dieß geschehen ist,
fixirt man den Analysator.
Zur Controle kann man den Knopf des Compensators rechts und links drehen und dann auf
die Identität der Farbe zurückkommen und sehen, ob die beiden Null wieder
zusammenfallen.
Nachdem der Apparat gut regulirt ist, kann man sich versichern, ob die zu machenden
Aufzeichnungen richtig seyn werden. Zu diesem Behuf füllt man die Röhre mit
Zuckerwasser und mißt die Kraft dieser Flüssigkeit, indem man den Compensator in
Bewegung setzt; da aber diese Kraft unbekannt ist, und man ihr, um sie zu
compensiren, Quarz conträren Zeichens entgegensetzen muß, so setzt man vorerst in
einer Richtung in Gang; ist diese Richtung gleichen Zeichens, so findet keine
Compensation statt; alsdann dreht man den Knopf b in
umgekehrter Richtung, bis die Gleichheit der Farbe hergestellt ist; sollte dieß auch
jetzt noch nicht gelingen, so wäre dieß ein Beweis, daß die Flüssigkeit für die
Kraft des Compensators zu viel Zucker enthält; sie müßte dann mit so viel Wasser
verdünnt werden, daß man die Compensation erhält und die Aufzeichnung geschehen
kann.
Ist letztere gemacht, so verdünnt man das Zuckerwasser mit dem gleichen Volum Wasser,
wozu man sich eines Kolbens oder Fläschchens mit engem Halse bedient, auf welches
man einen Meßstrich macht; diese neue Mischung bringt man in ein Gefäß von
hinreichender Größe und schüttelt sie gehörig; auf diese Weise hat man dann das
Rotationsvermögen der Auflösung auf seinen halben Werth reducirt und die neue
Aufzeichnung wird diese Reduction auf die Hälfte ebenfalls angeben; diesen Versuch
kann man wiederholen, indem man die Auflösung in verschiedenem Verhältniß verdünnt,
und die Aufzeichnung muß immer proportional ausfallen. Es versteht sich, daß der
Kolben, ehe man das reine Wasser in denselben bringt, sorgfältig ausgeschwenkt
werden muß, indem die noch von dem Zuckerwasser befeuchteten Wände desselben kleine
Irrthümer in den Aufzeichnungen veranlassen könnten.
Die Vortheile, welche der neue Apparat vor den bisherigen darbietet, sind 1) als
Ausgangspunkt, die Leichtigkeit den Azimuth in der Polarisationsebene zu bestimmen;
in den andern Apparaten nämlich wird derselbe durch ein Minimum von Intensität
bestimmt, in diesem aber durch die Uebereinstimmung zweier nebeneinandergebrachten
Farben. 2) Die Intensität und Art des Lichts, so wie die Färbung der Flüssigkeiten,
sind hier durchaus ohne allen Einfluß auf die Bestimmung der Aufzeichnung; die Farbe
der Töne verändert sich wohl, aber ihre Identität nicht. Oft ist es der Fall, daß
durch diese Farbenveränderungen der empfindliche Ton geschwächt wird, was bei der
Aufzeichnung einen Spielraum zuließe, so daß dann eine mittlere Zahl behufs größerer
Genauigkeit genommen werden müßte; diesem Uebelstande aber kann dadurch begegnet
werden, daß man vor die Oeffnung o, in ein hiezu
angebrachtes Zängchen, eines oder mehrere gefärbte GläserDiese Gläser sind dem Apparat immer beigegeben. bringt, welche um diese Färbung zu compensiren, zweckmäßig ausgewählt werden
müssen; ist diese Compensation eine vollkommene, so ist durch sie der violette Ton
wieder hergestellt; sie kann aber auch unvollkommen seyn in Folge der großen
Verschiedenheit der durch die verschiedenen Flüssigkeiten oder durch die Art des
Lichts, wie z.B. jenes einer Lampe hinzugefügten Nüancen; durch Beigeben eines
zweiten bläulichen Glases wird alsdann eine empfindliche Farbe hervorgebracht. Durch
diese mehr oder weniger vollkommenen Compensationen vermittelst eines oder mehrerer
zusammengesetzter Gläser, erhält man auch Empfindlichkeit im zweiten Bild k, Fig. 13; übrigens ist es
sehr leicht zu erkennen, ob die sich darbietende Farbe empfindlich ist, wenn das
Auge aufmerksam bleibt, während die Hand dem Compensator die Bewegung mittheilt.
Die krystallisirbaren Zuckerarten können aber mit unkrystallisirbaren vermengt seyn,
die ebenfalls ein Ablenkungsvermögen von der Polarisationsebene, entweder nach
Rechts, oder nach Links besitzen, in welchem Falle dann, wie von Hrn. Biot empfohlen wird, die den Einfluß
des wirklichen Zuckers ausdrückenden Ziffern von den auf die andern Substanzen sich
beziehenden ausgeschieden werden müssen; was man dadurch erreicht, daß man die
Auflösungen mit einer Säure behandelt, welche die Wirkung hat, nur die Ablenkung des
krystallisirbaren Zuckers zur Rechten in eine Ablenkung zur Linken zu verwandeln;
diese Ablenkung wird übrigens durch die Temperatur modificirt; eine der Abhandlung
des Hrn. Clerget beigegebene
Tabelle macht jedoch jede Berechnung bei den Aufzeichnungen überflüssig.Wir theilen die ausführliche Anleitung des Hrn. Clerget zur Prüfung zuckerhaltiger
Flüssigkeiten mittelst ihrer optischen Eigenschaften im folgenden Heft des
polytechn. Journals mit. A. d. R.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 8 der
vollständige Saccharimeter.
Fig. 9
Längendurchschnitt desselben in der Richtung der Achse.
Fig. 10 der
Polarisator besonders, im Aufriß und im horizontalen Durchschnitt.
Fig. 11 der
Analysator, im Aufriß und im Durchschnitt.
Fig. 12
violett gefärbte Scheibe.
Fig. 13
andere, gelb gefärbte Scheibe.
Fig. 14 halb
roth, halb blau gefärbte Scheibe.
Fig. 15 halb
grün, halb orange gefärbte Scheibe.
a Analysator, aus einem doppeltstrahlenbrechenden Prisma
bestehend; b Knopf, dessen Achse mit einem Getriebe
versehen ist, das die graduirte Scala und den Nonius des Compensators c in den Falzen c', c' in
entgegengesetzten Richtungen gleiten macht; d
doppelt-strahlenbrechendes Prisma, der Polarisator genannt; e doppelte Quarzplatte; f
Syrupröhre; g Augenglas; g'
Auszug; h Fuß des Instruments; i violett gefärbte Scheibe; k andere, gelb
gefärbte Scheibe; l Scheibe, deren linke Hälfte roth und
die rechte Hälfte blau ist; m Scheibe, deren linke
Hälfte grün und die rechte Hälfte orange ist; n
zuckerhaltige Flüssigkeit in der dicken Glasröhre u,
welche in der Röhre f steckt; o Oeffnung, in einer gewissen Entfernung vom Polarisator; p Schraube zum Stellen des Analysators a: q Drahtfeder im Innern der Röhre r, um die Röhre s zu halten;
t Knopf, um diese Röhre in Bewegung zu setzen; v Beschläg des Instruments.