Titel: | J. T. Osborn's patentirter Dampfpflug. |
Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XC., S. 415 |
Download: | XML |
XC.
J. T. Osborn's patentirter
Dampfpflug.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1847 Nr.
1225.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Osborn's Dampfpflug.
Osborn's Dampfpflugsystem unterscheidet sich wesentlich
von dem System seiner Vorgänger und besteht in der Anwendung von zwei Maschinen und
zwei Pflügen, anstatt eines, für jeden Gang, wobei jede Maschine mit zwei Trommeln
und Seilen oder Ketten versehen ist, was ein gleichzeitiges und abwechselndes
Vorwärtsgehen beider Pflüge in entgegengesetzten Richtungen zur Folge hat. Folgende
Details sind ein Auszug aus Osborn's
Patentbeschreibung.
1) Um mittelst Dampfkraft ein offenes Feld oder Stück Land, das nicht durch Straßen,
Canäle oder breite Gräben unterbrochen ist, zu pflügen, bediene ich mich zweier
Locomotiven, deren Einrichtung derjenigen auf Eisenbahnen ähnlich ist und sich von
denselben nur dadurch unterscheidet, daß die Kraft der Kolben auf andere Art benützt
wird. Ich stelle dieselben auf das zu bepflügende Land in einer Entfernung von 100
bis 200 Yards von einander und genau einander gegenüber. Ich lasse sie auf
temporären zu diesem Zweck in paralleler Richtung rechtwinkelig zu der Richtung des
Pflügens oder zu den zu machenden Furchen gelegten Schienen über das Land hingehen.
Der Kolben jeder Maschine muß mittelst eines zwischenliegenden Räderwerks eine
ununterbrochene Umdrehung zweier mit der Maschine auf demselben Gestell angeordneten
Trommeln bewirken. An diese Trommeln sind Ketten oder Seile befestigt, wodurch zwei
Pflüge oder Pflugmaschinen gleichzeitig in entgegengesetzten Richtungen von einer
Seite des Feldes zur andern gezogen werden.
Fig. 8 stellt
den Querdurchschnitt und Fig. 9 den Grundriß einer
solchen Anordnung dar. A, A sind die temporären
Schienen, welche aus hohlen, kreisrunden eisernen Röhren von 1 1/2 bis 2 Zoll
Durchmesser und 12 bis 15 Fuß Länge bestehen; diese werden mit den Enden an einander
geschraubt und auf bewegliche Unterlagen a, a gelegt,
die wieder auf hölzenen Schwellen b, b liegen. B, B sind die Locomotiven, wovon die Figuren 10 und 11 einen
Aufriß und Grundriß nach einem größeren Maaßstab enthalten. Die Tragräder W, W haben breite flache Felgenkränze mit
halbkreisförmigen Hohlkehlen in der Mitte, von demselben Durchmesser wie die
röhrenförmigen Schienen, so daß die Locomotiven auf gewöhnlichen Straßen an den Ort
ihrer Bestimmung gezogen und dann auf die Röhrenschienen gestellt werden können. D¹, D², D³, D⁴ sind
die Trommeln; E ist eine Kurbelachse, welche durch die
Kolben P, P bewegt wird. An dem einen Ende derselben
befindet sich ein verticales Getriebe F, welches in ein
horizontales Winkelrad G eingreift. Letzteres greift in
ein horizontales Stirnrad H, welches zwei an den
entsprechenden Achsen der Trommeln angebrachte Stirnräder K,
K in entgegengesetzter Richtung umtreibt. M¹, M² sind zwei Pflüge, deren jeder
mit Hülfe des einen Paares der gegenüberliegenden Trommeln D¹, D² oder D³, D⁴ und der
daran befestigten Ketten oder Seile hin- und hergeführt wird. Nehmen wir z.B.
an, der Pflug M¹ fange bei p zu arbeiten an, so sind zwei Ketten r¹, r² die eine r' vorn, die andere r² hinten an ihn gehängt, deren erste zu der Trommel D¹ gehört, von welcher sie beim Beginn fast ganz
abgewunden ist, deren zweite aber zur Trommel D²
gehört, um die sie zu derselben Zeit beinahe ganz aufgewickelt ist. Sobald die
Locomotive in Thätigkeit ist, windet die Trommel D¹ die Kette r' auf und zieht den Pflug M¹ vorwärts, während dieser bei seinem Fortrücken
die Kette r² von der Trommel D² abwickelt und zugleich bis zum Punkt q wo die rückgängige Operation der Trommel erfolgt, mit
sich fortzieht. Die nachgezogene Kette r² ist
nicht direct an den Pflug befestigt, wie die andere, sondern an eine Hervorragung
(outrigger) O, so daß
sie immer an der Außenseite des Pflugs in einer Entfernung von demselben gleich der
Breite, die man der Furche zu geben beabsichtigt, niedergelegt werden kann. Während
nun auf diese Weise der Pflug M¹ in einer
Richtung arbeitet und die Kette oder das Seil, durch das er zu der Seite, von
welcher er ausging, zurückgeführt werden soll, niederlegt, vollbringt der andere
Pflug M² einen ähnlichen Lauf in
entgegengesetzter Richtung. Sowie beide Pflüge, jeder einmal, den Boden durchlaufen
haben, so werden die Locomotiven mittelst einer Kette V
um die Breite einer Furche vorwärts bewegt. Das eine Ende dieser Kette ist, wie Fig. 9 zeigt,
an einen Anker, das andere an eine in den Abbildungen nicht sichtbare mit der
Kurbelwelle verbundene Trommel befestigt. Wenn der Pflug M¹ wieder bis zu der Stelle, wo der Pflug M² angefangen, aufgepflügt hat, so werden die Locomotiven wieder um
eine dem ganzen Raum (etwa 5 Fuß) zwischen den äußersten Punkten jedes Trommelpaars
entsprechende Strecke vorwärts bewegt, so daß sie die Trommeln D¹ und D² um
die Breite einer Furche über den Punkt wo der Pflug M² so eben seine Arbeit vollendet hat, hinausbringen. Damit aber die
Pflüge und Seile oder Ketten in entsprechendem Maaße vorrücken, sind folgende
Anordnungen getroffen. Jeder Pflug ist mit einer besondern, lose auf zwei Krücken
des Pfluggestells angebrachten Hervorragung von einer der Breite der Pflügung
während jeder Versetzung der Locomotive und der Breite einer Furche gleichkommenden
Länge versehen. Diese Hervorragung wird anstatt der andern genommen, wenn der Pflug
zu seinem letzten Gang gelangt, so daß er die Kette oder das Seil für den nächsten
Rückgang auf der Linie, in welcher dieser Pflug seine Arbeit zu wiederholen hat,
niederlegen muß.
Jeder Pflug wird wiederum, sobald er an das Ende seines letzten Ganges gelangt ist,
von der die Arbeit beaufsichtigenden Person auf eine geneigte Fläche gebracht, die
auf der der Maschine zugekehrten Seite in Angeln eingehängt ist und ihn stufenweise
aus dem Grund hebt. Auf dieser Fläche wird er auch während der Versetzung der
Locomotive gehalten. Und so geht die Arbeit fort, bis das ganze Feld umgepflügt ist.
Man kann entweder auf einmal für den ganzen Raum, welchen die Maschinen zu
durchlaufen haben, Schienen legen, oder bloß von zwei Längen Gebrauch machen, wovon
die eine stets zur Unterstützung der Maschine gebraucht, die andere dagegen bei
jeder ganzen Vorwärtsbewegung der Maschine hinterher aufgehoben und in das vordere
Ende der auf dem Boden gelassenen Schiene wieder eingeschraubt wird.
2) Wo das zu bepflügende Feld auf den zwei Seiten, längs deren die Locomotiven zu
arbeiten haben, von Canälen oder Wassergräben eingefaßt ist, deren Wasser
hinreichende Tiefe hat, um Boote oder Pontons zu tragen, da stelle ich die
Locomotiven in solche Boote und mache die Trommeln an ihren Achsen verschiebbar, so
daß sie der relativen Oberfläche des Bodens entsprechend, höher oder niederer
gestellt werden können. Fig. 12 stellt eine
Anordnung von dieser Art dar.