Titel: Verbesserungen in der Construction und Anordnung eines Apparates zum Forttreiben und Steuern der Schiffe, worauf sich Christopher Hay am 10. Dec. 1845 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XXIII., S. 84
Download: XML
XXIII. Verbesserungen in der Construction und Anordnung eines Apparates zum Forttreiben und Steuern der Schiffe, worauf sich Christopher Hay am 10. Dec. 1845 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts, Sept. 1846, S. 73. Mit Abbildungen auf Tab. II. Hay's Construction eines Apparates zum Forttreiben der Schiffe. Vorliegender Apparat zum Forttreiben der Schiffe ist eben so bei denjenigen Schiffen anwendbar, in welchen Dampf das Hauptagens bildet, als auch bei denen, wo die Treibvorrichtung bloß als Unterstützungsmittel gebraucht wird. Die Erfindung besteht in der Anwendung von solchen Treibapparaten am Stern, wobei die Winkelstellung der Flügel oder Blätter mit Leichtigkeit verändert und wenn man will, die Flügel in gerade Linie mit dem Kiel gebracht werden können, so daß es dem Lauf oder der Steuerung des Schiffes nicht hinderlich ist, wenn der Treibapparat nicht gebraucht werden soll. Eine weitere Erfindung besteht in einer solchen Anordnung des Treibapparates, daß es möglich ist die Flügel zu entfernen und den Apparat mit Leichtigkeit auszuheben. Der Vortheil, welcher aus der Möglichkeit entspringt, die Flügel mit dem Kiel in gleiche Richtung zu bringen, stellt sich am augenscheinlichsten bei der Anwendung des Apparates an Segelschiffen heraus, wo er bloß als Unterstützungsmittel benützt wird, indem es zuweilen rathsam und vortheilhaft ist, den Gebrauch des Treibapparates für einige Zeit auszusetzen. Wären in diesem Falle die Treibflügel nicht in gerader Linie mit dem Kiel gestellt, so müßten sie die Steuerung und den Lauf des Schiffes bedeutend beeinträchtigen. Fig. 14 stellt den senkrechten Längendurchschnitt eines Theils des Sterns von einem Schiffe mit dem verbesserten Treibapparate dar; sie zeigt zugleich die Vorrichtung, wodurch die Achse der Treibflügel anders gestellt werden kann und die Flügel in eine Linie mit dem Kiel sich stellen lassen. Fig. 15 ist ein Grundriß, welcher die Stern- und Ruderpfosten im Durchschnitt zeigt. Fig. 16 ist ein Horizontaldurchschnitt durch die hohle Achse und Büchse, woran die Treibflügel befestigt sind; Fig. 17 endlich stellt einen Theil des Schiffsterns mit der daran angebrachten Treibvorrichtung dar. a, a ist der Sternpfosten, b, b der Steuerruderpfosten des Schiffs; c, c die Büchse der an dem einen Ende ebenfalls hohlen Achse d, d des Treibapparates. Die Treibflügel e, e können nach Gutdünken gerade oder gekrümmt seyn; an ihrem unteren Ende haben sie einen Stift f, welcher sorgfältig in ein Loch oder eine Hülse an der Achsenbüchse eingesenkt ist. Die Stifte der Treibflügel können rund oder cylindrisch, doch muß ein Theil ihres Endes viereckig seyn, wie Fig. 18 zeigt, um in ein Paar Hülsen einzupassen, welche zur Veränderung des Winkels an dem Apparate angebracht sind, wovon unten die Rede seyn wird. Die Büchse c, c der Achse ist, wie Fig. 14 und 15 zeigen, von conischer Form, und die Stifte f der Treibflügel gehen durch kreisrunde in der conischen Büchse angebrachte Löcher, so daß die Flügel sich um ihre Mitten drehen lassen; zugleich dient auch die conische Büchse als Träger oder Stütze der Treibflügel, und erhält sie, wie Fig. 14 deutlich zeigt, in ihrer Stellung. An das äußere dickere Ende der conischen Büchse c, c ist ein Deckstück g, Fig. 14, 15 und 16, angeschraubt, welches eine kleine Welle h als Fortsetzung der Hauptachse trägt. Diese Welle ist mit einem beweglichen Lager i versehen, welches auf einem am Ruderpfosten b, b befestigten Kloße j ruht, der die untere Hälfte des leeren Raumes zwischen den Treibflügeln und dem Ruderpfosten ausfüllt. Auf gleiche Weise ist das innere dünnere Ende der conischen Büchse c, c mit einem beweglichen Lager i* von größeren Dimensionen versehen, welches eben so auf einem feststehenden Blocke j* ruht, der, am Sternpfosten befestigt, die untere Hälfte des leeren Raumes zwischen den Treibflügeln und dem Sternpfosten ausfüllt. Durch die beweglichen Klötze k, k, welche von oben herabgelassen werden, wird die Büchse mit der kleinen Welle h sammt ihren Lagern i und i* an ihrer Stelle gehalten. Indem diese Klötze k, k auf jenen Theilen aufliegen, hindern sie dieselben, sich zu erheben. Sie selbst werden durch Schrauben oder auf sonstige Weise an ihrer Stelle erhalten und füllen den obern Theil des Raumes zwischen den Treibflügeln und den Stern- und Ruderpfosten a und b aus. Das innere Ende der conischen Büchse ist mit einer Kuppelungsklaue versehen, welche wieder in eine ähnliche am äußeren Ende der Treibachse befindliche Klaue eingreift, so daß der Treibapparat leicht mit der Achse außer Verbindung gebracht und nach Umständen ausgehoben werden kann, was hernach näher erörtert werden soll. Wie schon bemerkt, treten die Stifte oder Bolzen f der Treibflügel durch Löcher in die Büchse; das untere Ende dieser Stifte aber ist viereckig, um in geeignete Hülsen zu passen. Diese Hülsen l, l sind in den Figuren 19 und 20 besonders abgebildet und, wie es die Figuren 14 und 15 darstellen, in die conische Büchse eingeschlossen. Der Stift des einen Treibflügels tritt durch ein Loch der Büchse und senkt sich in das viereckige Loch der einen Hülse l ein, während der andere, durch ein anderes Loch auf der entgegengesetzten Seite der Büchse eintretend, in die viereckige Hülse des andern Stückes l eingefügt ist. Wenn die Flügel in die geeignete Lage gebracht werden sollen, so müssen die Löcher oder Hülsen der Theile l, l, wie Fig. 20 zeigt, in Coincidenz gebracht werden; wenn dann die Flügel in ihre Hülsen eingesetzt sind, so wird das Ende des Bolzens oder der Achse des einen Flügels gegen dasjenige des andern anstoßen. Um sie nun in stetiger Lage zu erhalten, so geht von dem Ende des einen Bolzens (oder Achse), wie Fig. 18 zeigt, ein Bolzen in ein Loch des Bolzens vom andern Flügel. Die Hülsenstücke l, l sind mittelst Gelenken m, m an einen Klotz n befestigt. Dieser Klotz läßt sich in Vertiefungen der Büchse c mittelst einer mit ihrem einen Ende durch die Mutterschraube des Blockes gehende Stange o vor- und rückwärts bewegen. Das andere Ende dieser Stange reicht in die Büchse q, wo sie ein Winkelgetriebe p besitzt. Dieses Getriebe greift in ein ähnliches Getriebe r, dessen Achse durch die Seite der Büchse hervorsteht, wie die Figuren 15 und 16 zeigen. Durch eine kleine Kurbel kann diese Spindel umgedreht werden. Setzt man nun mit Hülfe der Winkelgetriebe p und r die Welle o in Bewegung, so wird der Block n längs der in der Büchse befindlichen Vertiefung vor- oder zurückgehen, je nach der Richtung, in welcher die Achse o gedreht wird. Die durch Gelenke m mit dem Klotze verbundenen Hülsenstücke l werden sammt den Flügeln um ihre Achse gedreht, und somit der Winkel, in welchem sie ursprünglich gestellt waren, verändert. Die abgesonderte Ansicht Fig. 20 zeigt die Stellung, welche der Klotz n, die Gelenke m und die Hülsenstücke l, l dann einnehmen, wenn die Flügel nahezu in einem rechten Winkel mit dem Kiel gestellt sind. In dem Durchschnitte Fig. 16 sieht man die Stellung dieser Theile, wenn die Flügel ungefähr in gleicher Linie mit dem Kiel stehen. Ein jeder Winkel zwischen diesen zwei Stellungen (z.B. wie in Fig. 15) trägt zur Fortbewegung bei und die Neigung der Blätter kann durch einfache Umdrehung der Achse des Winkelgetriebes r verändert werden. Um dem Ingenieur den bestimmten Winkel, in welchem die Flügel arbeiten, leichter finden zu lassen, ist auf der oberen Seite der Büchse q eine graduirte Ziffertafel mit einem Zeiger (Fig. 15) angebracht, welcher auf folgende Art bewegt wird. Das innere Ende der Stange o ist mit einer weitgängigen Schraube versehen (siehe Fig. 16), welche in ein kleines Rad s greift. An der Achse dieses Rades sitzt ein Zeiger. Die Ziffertafel ist der Weite der Schrauben an den Enden der Stange o und den Zähnen des Rades s entsprechend eingetheilt, so daß der Ingenieur auf einen Blick sieht, wie viele Umdrehungen er der Stange ertheilen muß, um die Treibflügel in einen gewissen Winkel zu stellen. Wenn der Treibapparat nicht in Thätigkeit ist, so kann er bedeckt und geschützt werden, so daß dem Wasserstrome eine ganz ebene, gleichförmige und ununterbrochene Oberfläche dargeboten wird. Zu diesem Zweck werden die Flügel des Apparates mit dem Kiel in eine Linie gebracht und der Apparat mit allen seinen Theilen zwischen Schiebern eingeschlossen. Fig. 21 stellt einen dieser eisernen Schieber dar, welcher in eisernen Nuthen u, u läuft, die an den Stern- und Steuerpfosten a und b festgeschraubt sind. Mittelst der an die Oehre oder Krampen v, v befestigten Taue oder Ketten werden diese Schieber aufgezogen und niedergelassen. Fig. 22 stellt die durch das Verdeck zu machende Oeffnung zum Aushängen und Aufziehen des Treibapparates mit seinem Zugehör und zum Niederlassen der Schieber t, t im Grundrisse dar. In diesem Falle müssen die Treibflügel einen spitzen Winkel mit dem Kiel bilden, um die ausfüllenden Klötze k, k entfernen zu können. Wenn die Flügel mit Hülfe der Achse o und ihrem Räderwerk in den bestimmten Winkel gebracht worden sind, so werden die Klötze k, k durch Drehung der Getriebe w, welche in gezahnte Stangen am Rücken dieser Klötze eingreifen, emporgehoben. Nach Entfernung dieser Klötze aus ihren Nuthen muß man die Achse o hervorziehen, damit die Büchse sich aus der Kuppelungsklaue der Hauptachse losmachen läßt. Zu dem Ende muß vorher nur ein kurzes Stück des Treibapparates entfernt werden, wie dieß bei derartigen Vorrichtungen gewöhnlich der Fall ist. Hierauf wird das Ende der Büchse q, das Winkelgetriebe r und das kleine horizontale Rad s entfernt, wodurch man Platz bekommt, um die Achse o von dem Schiebeklotz n in der Büchse loszuschrauben. Jetzt erst läßt sich der Treibapparat mit der Büchse c und der kleinen Welle h ganz losmachen und durch die Oeffnung (Fig. 22) auf das Verdeck bringen. Um diese Arbeit zu erleichtern und einen sichern Halt für den einige Fuß über dem Wasser befindlichen Treibapparat möglich zu machen, hat der Patentträger ein einfaches Instrument erdacht, welches in Fig. 23 und 24 abgebildet ist. Dieses Instrument besteht aus einer nach der Form der Flügel gebogenen Eisenstange, deren Enden so umgebogen sind, daß sie die Ränder der Treibflügel umfassen; es ist mit einer Krampe versehen, durch welche eine Kette oder ein Tau geht, ferner mit einer Hülse zur Aufnahme eines Griffes, womit das Instrument gehandhabt wird. Wenn der Apparat zum Aushängen bereit ist, so wird das Instrument niedergelassen, wobei man die Vorderseite der Stange x an die Seite des Flügels bringt. Beim Aufziehen des Taues legen sich nun die umgebogenen Enden der Stange x an die Ränder des Blattes, die sie, wie Fig. 24 zeigt, festhalten; am Ausschlüpfen hindert die Flügel ihre eigene Schwere hinlänglich. Will man den Treibapparat wieder an seine Stelle bringen, so bewerkstelligt man dieß mit derselben Vorrichtung.

Tafeln

Tafel Tab.
									II
Tab. II