Titel: | Ueber die Trennung des Zinns vom Antimon; von Heinrich Rose. |
Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XXXIV., S. 109 |
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XXXIV.
Ueber die Trennung des Zinns vom Antimon; von
Heinrich
Rose.
Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1847,
Nr. 6.
Rose, über die Trennung des Zinns vom Antimon.
Bekanntlich ist die Scheidung dieser beiden Metalle mit vielen Schwierigkeiten
verknüpft. Die ältere Methode von Chaudet schreibt vor,
diese Trennung durch Chlorwasserstoffsäure zu bewirken, welche aber nur dann von
Erfolg seyn kann, wenn durch die Gegenwart einer großen Menge von Zinnchlorür die
Einwirkung der Säure auf Antimon geschwächt wird. Durch diese Methode, so wie durch
die später vorgeschlagene von Gay-Lussac, aus der
Auflösung beider Metalle das Antimon vermittelst metallischen Zinns zu fällen, wird
nur das Antimon unmittelbar und das Zinn durch den Verlust gefunden. Levol hat deßhalb die Methode von Chaudet modificirt. Er löst die Legirung beider Metalle durch
Chlorwasserstoffsäure auf, zu welcher er chlorsaures Kali gesetzt hat, fällt aus der
Auslösung beide durch metallisches Zink, und ohne die Auflösung des Chlorzinks
abzugießen, wird durch hinzugefügte starke Chlorwasserstoffsäure das Zinn aufgelöst,
welches man durch Schwefelwasserstoffgas wieder fällen kann, während das Antimon
ungelöst zurückbleibt.
Elsner hat diese Methode nicht genau gefunden, da neben
dem Zinn auch Antimon durch Chlorwasserstoffsäure aufgelöst wird, gegen welche
Bemerkung Levol einwendet, daß durch die Anwesenheit des
Chlorzinks die Einwirkung der Chlorwasserstoffsäure auf Antimon bedeutend geschwächt
werde.
Welche Methode man auch zur Trennung beider Metalle anwenden mag, immer wird die
Scheidung nicht eine so vollkommene seyn, wie bei andern Substanzen, welche gegen
Reagentien ein nicht so ähnliches Verhalten haben, wie Zinn und Antimon.
Ich habe mich zur Scheidung beider Metalle einer anderen Methode bedient, die aber
mit großer Vorsicht ausgeführt werden muß, wenn die Resultate befriedigend seyn
sollen.
Die Metalle werden vorsichtig mit starker Salpetersäure übergossen. Nachdem die
heftige Oxydation stattgefunden hat, wird bei gelinder Hitze das Ganze abgedampft,
und das trockne Pulver der Oxyde in einem Silbertiegel über der Spirituslampe mit
doppeltem Luftzug mit einem Uebermaaß von Natronhydrat geschmolzen. Man weicht die
geschmolzene Masse mit
vielem Wasser auf, erwärmt sie damit und läßt das antimonsaure Natron sich
vollständig absetzen. Nach dem vollständigen Erkalten wird die klare Auflösung durch
ein Filtrum gegossen; geschieht dieß, wenn sie noch etwas warm ist, so enthält sie
antimonsaures Natron aufgelöst. Das unlösliche Salz wird noch ein oder einigemal mit
Wasser behandelt; man läßt die Flüssigkeit wieder sich absetzen und vollständig
erkalten, und gießt nur diese, und nur wenn sie klar ist, durchs Filtrum. Ist das
zinnsaure Natron auf diese Weise aufgelöst, so ist die Flüssigkeit, welche mit dem
antimonsauren Natron erwärmt worden ist, opalisirend; sie darf nicht aufs Filtrum
gebracht werden, weil sie trübe durch dasselbe gehen würde. Man kann zu derselben
etwas von einer verdünnten Auflösung von kohlensaurem Natron setzen, wodurch sie
klar wird; darf aber das Aussüßen durchaus nicht lange fortsetzen, weil sonst etwas
antimonsaures Natron würde aufgelöst werden.
Das noch feuchte antimonsaure Natron wird darauf im Becherglase mit einem Gemisch von
Chlorwasserstoffsäure und Weinsteinsäure Übergossen, in welchem es sich mit
Leichtigkeit auflöst. Mit einem solchen Gemisch behandelt man auch das Filtrum, auf
welches übrigens nur wenig des unlöslichen Salzes gebracht worden seyn muß.
Aus der Auflösung wird das Antimon durch Schwefelwasserstoffgas gefällt, und aus dem
erhaltenen Schwefelantimon bestimmt man die Menge des darin enthaltenen Antimons.
Ich pflege jetzt das Schwefelantimon durch Wasserstoffgas in einem Porzellantiegel
zu reduciren; derselbe ist mit einem Porzellandeckel versehen, durch welchen ein
dünnes Porzellanrohr geht. Man verfertigt diese Apparate jetzt auf der Berliner
Porzellanmanufactur. Man erhitzt so lange vorsichtig bei geringer Hitze, bis der
Tiegel nicht an Gewicht abnimmt. Nach der Reduction ist die innere Seite des
Porzellandeckels mit metallischem Antimon überkleidet, so daß man glauben sollte,
daß das Resultat des Versuchs kein genaues sey, was indessen nicht der Fall ist.
Die Auflösung des zinnsauren Natrons wird durch Chlorwasserstoffsäure sauer gemacht.
Es ist nicht nöthig so viel von der Säure hinzuzusetzen, daß das ausgeschiedene
Zinnoxyd vollständig wieder aufgelöst wird; es ist nur nöthig, daß die Auflösung das
Lackmuspapier stark röthet. Man leitet darauf Schwefelwasserstoffgas durch
dieselbe.
Das erhaltene Schwefelzinn wird durch Rösten in Zinnoxyd verwandelt. Ist dasselbe
getrocknet worden, so decrepitirt es oft, wodurch bei Mangel an Vorsicht ein
bedeutender Verlust entstehen kann. Es ist daher besser, dasselbe in einem noch
etwas feuchten Zustand in einem Porzellantiegel mit dem Filtrum zu behandeln. Man muß es
in demselben sehr lange bei sehr gelinder Wärme beim Zutritt der Luft erhitzen,
damit bei möglichst niedriger Temperatur Schwefel fortgeht. Erhitzt man im Anfang
sehr stark, so entweicht, besonders beim starken Zutritt der Luft, ein weißer Rauch
von Zinnoxyd. Das höchste Schwefelzinn hat nämlich die Eigenschaft, bei gewissen
Temperaturen etwas sublimirbar zu seyn; beim Zutritt der Luft oxydiren sich die
Dämpfe und bilden Zinnoxyd. Es entsteht daher bekanntlich auch ein weißer Beschlag
von Zinnoxyd auf Kohle, wenn man Schwefelzinn durch das Löthrohr auf derselben
erhitzt. Das stärkere Erhitzen darf daher erst stattfinden, wenn durch das geringere
Erhitzen kein bedeutender Geruch nach schwefliger Säure mehr wahrzunehmen ist. Nach
dem starken Glühen legt man noch ein Stückchen von kohlensaurem Ammoniak in den
Tiegel und erhitzt nach Verflüchtigung desselben stark beim Zutritt der Luft, um
alle gebildete Schwefelsäure zu vertreiben. Man wird dadurch noch eine kleine
Gewichtsverminderung erhalten.
Das erhaltene Zinnoxyd sieht niemals recht weiß aus. Auch das durch
Schwefelwasserstoffgas gefällte Schwefelzinn hat keine rein gelbe Farbe. Es scheint
dieß von dem Schmelzen der Metalloxyde mit Natronhydrat im Silbertiegel herzurühren,
wodurch Spuren von Silberoxyd von der alkalischen Auflösung aufgenommen werden.
Die erhaltenen Resultate erreichen nicht den höchsten Grad der Genauigkeit. Obgleich
das zinnsaure Natron, welches einen Ueberschuß von Natronhydrat enthält, sich durch
Kochen trübt, wie Frémy angibt, und man sogar die
Auflösung soweit abdampfen kann, daß sich Krystalle abscheiden, die sich im
hinzugesetzten Wasser ganz auflösen, so enthält das antimonsaure Natron eine sehr
geringe Menge von Zinnoxyd. Wenn man daher aus der sauren Auflösung des
antimonsauren Natrons durch Schwefelwasserstoffgas das Schwefelmetall fällt, so
enthält dasselbe eine geringe Menge von Schwefelzinn, welches bei der Temperatur,
bei welcher Schwefelantimon durch Wasserstoffgas reducirt wird, seinen Schwefel
nicht vollständig verlieren kann. Daher erhält man einen etwas geringeren Gehalt an
Zinn, einen größeren an Antimon und einen kleinen Ueberschuß bei der Analyse.