Titel: | Walke mit veränderlichem Schlage zum Walken, Entfetten und Waschen von Tüchern und andern Wollengeweben, welche gleichzeitig durch Druck und aufeinanderfolgende Schläge wirkt; erfunden von den HHrn. Benoit und Vergnes, Mechaniker zu Montpellier. |
Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXV., S. 252 |
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LXV.
Walke mit veränderlichem Schlage zum Walken,
Entfetten und Waschen von Tüchern und andern Wollengeweben, welche gleichzeitig durch
Druck und aufeinanderfolgende Schläge wirkt; erfunden von den HHrn. Benoit und Vergnes, Mechaniker zu Montpellier.
Aus der Publication industrielle des machines, outils et appareils etc., par M. Armengaud aîné, Bd. III. S. 49.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Benoit's und Vergnes' Tuchwalke mit veränderlichem
Schlage.
Die Operation des Walkens hat bei der Tuchfabrication bekanntlich den Zweck, die
Wollenfäden, woraus das Gewebe besteht, auf Kosten ihrer Länge dichter zu machen,
gleichsam zu stauchen, so daß das Tuch mehr Körper bekommt, während es überdieß
kernhafter und weicher anzufühlen wird. Die Zusammenziehung des Stoffes muß
nothwendig nach zwei Richtungen, nämlich nach seiner Länge und Breite stattfinden,
und zwar in gewissen Verhältnissen, welche von der Wahl des Zettels und Einschusses
abhängen. Um diesen für die Tuchfabrication wesentlichen Zweck zu erreichen, muß man
gleichzeitig zwei Agentien anwenden, von welchen das eine chemischer, das andere mechanischer Natur ist.
Ersteres, welches das Gewebe conservirt und das Einwalken erleichtert, besteht aus
einer alkalischen oder seifenartigen Auflösung, welche man nach vollendeter
Operation sogleich wieder entfernt, und das zweite hat den Zweck, den Stoff sowohl
durch Druck als auch durch Schlag dichter zu machen.
Die gewöhnlichen älteren Walken, welche noch in vielen Fabriken angewandt werden,
bestehen aus Stempeln oder Hämmern, welche abwechslungsweise auf das zu walkende
Tuch schlagen, so daß nach und nach alle Theile desselben ihrer Wirkung ausgesetzt
sind. Das Tuch liegt dabei in einer Art cylindrischem Trog, in welchem dasselbe
beständig nach allen Richtungen umgewendet wird, und welcher zugleich die alkalische
Flüssigkeit enthält. Bei einigen Walken bewegen sich die Stempel oder Stampfer
vertical, wie bei den alten Stoßmühlen, bei den meisten aber sind Klötze angewandt,
welche, wie Hämmer, mehr oder weniger schräg wirken.
Im einen wie im andern Falle ist leicht einzusehen, daß solche Maschinen
beträchtliche Erschütterungen hervorbringen, besonders wenn mehrere Paare von
Hämmern in demselben Troge wirken, wie dieß gewöhnlich in Frankreich der Fall ist.
Deßhalb suchte man auch, vorzüglich in den letzten Jahren, diese unvollkommenen
Apparate durch besser ausgedachte Maschinen zu ersetzen, welche nicht bloß
ununterbrochener und schneller, sondern auch besser arbeiten, weniger Triebkraft
brauchen, und bei deren Anwendung besondere Fundamente und Gebäulichkeiten vermieden
würden.
Ein englischer Mechaniker, John Dyer von Trowbridge,
scheint der erste gewesen zu seyn, welcher eine bemerkenswerthe Veränderung mit
diesen Maschinen vornahm, indem er im J. 1833 ein Walkensystem mit Cylindern und
ununterbrochenem Drucke vorschlug. Bei diesem Systeme geht das Tuch durch ein oder
zwei Paare von horizontalen Cylindern oder Scheiben mit Rändern, wodurch es, wie in
einem Walzwerke, zusammengepreßt wird. Hiebei wird das Tuch in der Richtung der
Breite eingewalkt; es geht dann zwischen zwei verticalen Cylindern durch, welche in
der Mitte etwas dicker sind, und das Tuch, indem sie dem Durchgange desselben einen
Widerstand entgegensehen, der Länge nach einwalken. Gewichte, welche auf Hebelarme
wirken, veranlassen die Walzen oder Cylinder, sich einander zu nähern, so daß
dadurch der verticale oder horizontale Druck verändert werden kann, wodurch man in
Stand gesetzt ist, die Operation des Walkens mit Sicherheit zu leiten. Der ganze
Apparat ist außerdem in einem hölzernen Kasten angebracht, welcher durch ein Gestell
von Eisen oder Eichenholz getragen wird und worin sich die alkalische Flüssigkeit
befindet.
Die HHrn. Hull, Powell und Scott in Rouen führten diese Maschine gegen das Jahr 1838 in Frankreich
ein und suchten um diese Zeit und in demselben Betreff um ein Einführungs-
und Vervollkommungspatent nach, welches ihnen auch am 20. März desselben Jahres
ertheilt wurde. Diese Maschinenbaumeister brachten bald verschiedene Verbesserungen
an, wodurch einentheils ein ununterbrochener Druck erzielt wurde, der mehr ins
Innere des Gewebes eindrang, anderntheils die unregelmäßigen Verziehungen in der
Länge (priser en long) vermieden wurden, welche der
spätere Appret nicht ganz verdecken konnte. So schlugen sie z.B. vor: 1) den
Durchmesser der horizontalen Walzen ungleich groß zu machen, um während ihrer
Umdrehung ein Gleiten hervorzubringen; 2) die verticalen Cylinder durch andere zu
ersetzen, welche horizontal liegen, aber einen rechten Winkel mit den ersten bilden,
oder für dieselben bloß einen horizontalen Canal anzuwenden, durch welchen der Stoff
gepreßt, d.h. geschoben wird. Für diese verschiedenen Abänderungen verlangten sie am
7. Febr. 1839 ein Erfindungs- und Vervollkommnungspatent (für Frankreich) auf 15 Jahre, und
später im Mai 1842 ein neues erweitertes Patent.
Das Walksystem, welches bloß durch ununterbrochenen Druck wirkt, wurde bald allgemein
als unzureichend erkannt; überdieß hat es den Nachtheil, eine beträchtliche
Triebkraft zu erfordern.
Im Mai und Junius 1839 nahmen die verdienten Maschinenbaumeister Gebrüder Benoît mit Hrn. Vergnes
in Montpellier ein Erfindungs- und Vervollkommnungspatent auf 15 Jahre, und
zwar für ein Walkverfahren, wobei zu gleicher Zeit Druck und aufeinanderfolgende
Schläge wirken. Hiedurch wurden die Uebelstände der Maschine von Dyer gänzlich vermieden. Sie nannten den Apparat: Walke
mit veränderlichem Schlage (foulon à percussion
modérable). Die große Anzahl von Maschinen, welche diese Mechaniker
in weniger als drei Jahren in den verschiedenen (französischen) Tuchfabriken
aufgestellt haben, und die in der That ehrenden Zeugnisse, welche ihnen von mehreren
Fabrikanten ausgestellt wurden, beweisen die wirklichen Vortheile, welche diese
Maschinen gewähren, und veranlaßten uns, das neue System mit seinen Einzelnheiten
bekannt zu machen, um dasselbe den Wollentuchfabrikanten ganz besonders zu
empfehlen.
Diese Walke, welche den Vorzug vor allen in den letzten Jahren vorgeschlagenen zu
haben scheint, wirkt durch vier Hauptorgane auf folgende Weise in zweierlei
Richtungen auf das Gewebe:
1) auf die Breite mittelst einer Eintrittsöffnung oder eines expandirbaren Canals,
durch welchen das Tuch in die Maschine geführt wird, und mittelst zweier
Zubring-Cylinder (cylindres alimentaires);
2) auf die Länge des Gewebes durch Anwendung einer Klappe, welche den Stoff in einer
Zuleitungsrinne faltet, und einer Walke, welche ununterbrochen auf das Tuch schlägt,
welches sich gefaltet auf dem Waltische befindet.
Die Wirkung jedes dieser Hauptorgane auf das Tuch kann verändert, d.h. verstärkt oder
verringert werden, und zwar selbst während die Maschine im Gange ist. Auf diese
Weise kann man immer denjenigen Grad des Einwalkens in der Länge wie in der Breite
erreichen, welchen man wünscht, und welcher der Natur des in der Maschine
befindlichen Gewebes am zuträglichsten ist. Diese Eigenthümlichkeit der Maschine hat
für die Fabrication bedeutenden Werth. Die Wollenstoffe aller Art erhalten durch die
Behandlung in derselben unstreitig eine Qualität, welche mit den verschiedenen
frühern Walken nicht erreicht werden kann, weil bei der neuen Maschine einerseits
der Schlag der Bildung
von Längestreifen (prises en long) entgegenarbeitet,
welche bei ununterbrochenem Walken durch Walzen entstehen würden, wenn diese allein
wirkten, und andererseits das Walken gleich in das Innerste des Stoffes eindringt,
wodurch die beim Weben gemachten Fehler verbessert werden.
Diese Maschine, welche im Vergleich mit Hammer-Walken weniger Seife
verbraucht, schont die Stoffe mehr und leistet vielleicht zweimal so viel, während
noch an Triebkraft erspart wird. Sie hat überdieß den Vortheil, daß sie kein
Geräusch verursacht, und folglich die Localität, worin sie arbeitet, nicht
erschüttert, und daß sie in jedem Locale aufgestellt werden kann, ohne Fundamente
und sonstige vorbereitende Constructionen zu erfordern. Sie ist bis jetzt auch die
einzige, auf welcher das Filztuch so wie es seyn soll, eingewalkt werden kann;
bekanntlich kann dieser Zeug auf den gewöhnlichen Walkmühlen nicht bearbeitet
werden, weil dabei die Enden oder Leisten fast nie der Länge nach gewalkt werden,
folglich immer schlaff und faltig bleiben. Die Walzenwalke mit ununterbrochenem
Drucke setzt dagegen nur die Arbeit der Filzmaschine fort.
Die HHrn. Valéry und Lacroix, Maschinenfabrikanten in Rouen, haben sich auch viel mit neuen
Walkmethoden beschäftigt; sie erhielten im August 1840 ein Erfindungs- und
Vervollkommnungspatent auf 15 Jahre, und später im Jahre 1841 und 1842 noch weitere
Patente für eine Maschine zum Walken der Tuche und anderer Wollenstoffe. Diese
Mechaniker suchten die an der Maschine von Benoît
gerühmten Vorzüge ebenfalls zu erreichen, und verbanden auch das Walken durch Walzen
mit einem Walken durch Schlag; ihr Apparat zeichnet sich überdieß durch die Sorgfalt
seiner Ausführung aus; das Gestell ist ganz von Gußeisen und hat eine elegante Form.
– Einige andere Praktiker nahmen in demselben Jahre (1840) ebenfalls
Erfindungs- und Vervollkommnungspatente auf Maschinen zum Walken von Tuch,
wobei sie entweder Druck allein, oder auch Schlag anwandten; solche sind die Walken
von Hrn. Coste, Ruffat etc. Diese Apparate bieten aber
keine besonderen Eigenthümlichkeiten dar und beweisen nur, daß man sich in den
letzten Jahren viel mit einem Gegenstände beschäftigte, welcher so lange Zeit
stationär geblieben war.
Beschreibung der Maschine der HHrn. Benoît.
Die genannten Maschinenfabrikanten construirten zwei Modelle von Walken mit
veränderlichem Schlage, welche, da sie aus denselben Organen bestehen, sich nur in Bezug auf
die Gestelle und die hauptsächlichsten bewegenden Theile unterscheiden.
Das erste, einfachere und wohlfeilere Modell, welches in Frankreich am meisten
Eingang fand, ist auch dasjenige, welches auf Tab. IV abgebildet wurde. Das zweite,
welches ganz von Gußeisen ist, und folglich eine hübschere Form hat, aber auch
theurer zu stehen kommt, wurde zum Theil von den HHrn. Jacob und Delarbre angenommen, welche
Einführungspatente in Belgien, Holland und Preußen nahmen.
Fig. 1 stellt
eine Seitenansicht der Maschine von außen dar, und zwar von derjenigen Seite, auf
welcher sich das Räderwerk befindet, welches den Hauptorganen die Bewegung
ertheilt.
Fig. 2 ist
eine Ansicht von oben, wobei jedoch vorausgesetzt ist, daß der obere Deckel
abgenommen wurde.
Fig. 3 ist ein
verticaler Querdurchschnitt durch die Haupttreibachse, und zwar nach der Linie
1–2 in Fig.
2.
Fig. 4 ist ein
verticaler Längendurchschnitt durch die Mitte der Maschine) dieser Durchschnitt ist
parallel zu der in Fig. 1 abgebildeten Ansicht.
Von dem Gestell und dem Troge der Maschine.
Das von Hrn. Benoît gewählte Gestell besteht aus
zwei einfachen gußeisernen Rahmen B, welche keine große
Metalldicke haben, aber durch Rippen verstärkt sind. Auf der inneren Seite derselben
sind Bretter a von Tannenholz aufgeschraubt, welche die
beiden Hauptseiten des Troges bilden. Ueber das Gestell der Maschine ist ein
rechtwinkeliger Kasten oder Deckel B' gedeckt, welcher
ganz aus Holz und durch eiserne Winkelbänder verstärkt ist und den Zweck hat, die
arbeitenden Theile des Mechanismus vollständig zu verbergen. Horizontale Thürchen
a' und Seitenthürchen b'
gestatten den Mechanismus im Gange zu beobachten und die Operation zu überwachen;
auch wird durch dieselben das Tuch, die Seifenauflösung und alle inneren Theile
eingebracht. Die übrigen Seiten der Maschine sind ebenfalls von Tannenholz und an
den gußeisernen Rahmen befestigt. Zur Verbindung der beiden Seitentheile dienen
außerdem noch starke Querstücke d, und an ihrer inneren
Fläche sind durch Holzschrauben starke hölzerne Bogenstücke b befestigt, auf welchen ganz einfach die Dauben c aufruhen, welche den concaven Boden des Troges V bilden. Ueber diesen Boden gleitet das Tuch, nachdem es die Walke und
den Walktisch T verlassen hat, um sich von neuem zu der
Eintrittsöffnung O zu begeben, wie dieß durch Pfeile
angezeigt ist. Man ersieht hieraus, daß diese Construction sehr einfach ist, daß die Maschine leicht
zusammengesetzt und auseinander genommen werden kann, und deßhalb auch leicht zu
transportiren ist.
Hauptorgane der Maschine.
Dieser Organe, welche den wesentlichen und arbeitenden Theil der Maschine bilden,
sind vier, und sie können auf folgende Weise classificirt werden:
1) Die Speise- oder Zuführungscylinder, welche ein Walzwerk bilden, und
zwischen denen die Stoffe mehr oder weniger gepreßt werden.
2) Die Faltklappe (clapet de plissement), welche das Tuch
nöthigt sich der Länge nach in Falten zu legen, und sich mehr oder weniger in dem
Zuführungscanal zu stopfen. Vor derselben liegt der expandirbare Zuführungscanal,
durch welchen das Tuch nachgeschoben wird.
3) Die rotirende Walke mit Rollen, welche abwechslungsweise auf das gefaltete Tuch
schlagen, wenn dasselbe den Zuführungscanal verläßt.
4) Der feste oder elastische Walktisch, auf welchem das Walken durch den Schlag der
Rollen vor sich geht.
Wir wollen nun ein jedes dieser Organe besonders beschreiben, um die Einrichtung
derselben so deutlich als möglich zu machen.
Die Speisecylinder.
Der erste dieser Cylinder, der untere R, ist fest auf die
Mitte der schmiedeisernen Treibachse A aufgekeilt; er
ist gerade so wie ein gußeisernes Zahnrad für hölzerne Zähne construirt. Der
Radkranz ist aus einem Stücke mit den vier Armen, welche ihn mit der Nabe verbinden,
gegossen, und vom Gusse her mit 36 rechtwinkeligen Oeffnungen versehen, in welche
Zähne von Weißbuchenholz G sorgfältig eingepaßt sind.
Diese Zähne sind jedoch so dick, daß sie sich einander berühren und keinen
Zwischenraum lassen; sie bilden auf diese Weise, wenn sie abgedreht sind, eine
cylindrische glatte Walze. Der gußeiserne Radkranz steht auf beiden Seiten nur etwa
10 Millimeter über das Holz vor, um einen Messingring g'
aufzunehmen, welcher sich genau an die Zähne anlegt und dieselben schützt, während
er zu gleicher Zeit auch verhütet daß die Stoffe während des Durchganges durch die
Cylinder mit dem Gußeisen in Berührung kommen. Die Messingringe sind durch eben so
viele messingene Holzschrauben an Ort und Stelle gehalten als die Walze Zähne hat.
Die Köpfe derselben sind versenkt und mit der Oberfläche der Ringe bündig, wie letztere
auch selbst wieder mit den Naben in einer Ebene liegen. Die Achse der Walze dreht
sich in mit Metall ausgefütterten Lagern f, welche aus
einem Stücke mit dem Gestellrahmen gegossen sind. Auf diese Weise kann sich die
Walze nur schnell um ihre eigene Achse drehen, während ihre Lage unveränderlich
bleibt, sie sich also weder auf- noch abwärts, noch zur Seite bewegen
kann.
Der zweite, obere Cylinder R', welcher den Druck
auszuüben hat, ist gerade so wie der erste gemacht, nur ist rechts und links auf
seine Achse noch ein gußeiserner Cylinder h
aufgeschoben, welcher keinen andern Zweck hat, als sein Gewicht zu vermehren. Die
Construction beider Cylinder ist deutlich aus Fig. 5 und 6 zu ersehen, wo sie in
1/10 der natürlichen Größe gezeichnet sind.
Die schmiedeiserne Achse A', auf welcher die zweite Walze
befestigt ist, liegt nicht wie die erste in Lagern, welche an dem Gestell fest sind,
sondern diese Lager befinden sich an den verticalen Stangen N, welche an ihrem oberen Ende mit kurzen Hebeln M verbunden sind. Diese Hebel sind auf einer drehbaren Achse m fest, welche in den Winkelträgern n liegt, die auf das Gestell aufgeschraubt sind. Jene
Achse m trägt in der Mitte den Druckhebel L; ein verschiebbares Gewicht Q auf diesem Hebel hat die Bestimmung, den Druck der oberen Walze auf das
Tuch zu vergrößern oder zu verkleinern, je nachdem es von der Achse entfernt oder
derselben genähert wird; mittelst einer Stellschraube, welche durch die Seite des
Gewichts geht, wird dasselbe in der gewünschten Lage erhalten.
Zuführungscanal und Faltklappe.
Das zu walkende Stück Tuch geht über eine hölzerne Leitwalze r, die mit einer eisernen Achse versehen ist und sich frei drehen kann,
dann durch die Brille O, deren äußere Ränder abgerundet
sind, und welche, da sie die Eintrittsöffnung in den Zuführungscanal bildet, den
Stoff zwischen die beiden Walkcylinder leitet, wo derselbe gewalzt wird. Die beiden
Seiten O und O' der Brille,
welche die Erfinder auch expandirbaren Zubringer (conduit
expansif) nennen, können willkürlich einander genähert oder von einander
entfernt werden, nämlich mittelst der Schrauben mit ringförmigen Köpfen o, so daß dadurch die Menge des Stoffes, welche zu den
Cylindern, und folglich auch zu den übrigen Organen der Maschine gebracht wird,
regulirt werden kann.
Der Zuführungscanal ist nichts anderes als eine hölzerne Rinne D, welche das Tuch aufnimmt wie es von dem Walzwerke, kommt und dasselbe
unter der Faltklappe C hinweg auf den Walktisch leitet,
wo es der Wirkung der
rotirenden Walke ausgesetzt wird. Die beiden verticalen Seiten des Zuführungscanals
dienen zum Theil auch als Ränder an den Cylindern, welche verhindern daß der Stoff
seitwärts austreten kann. Ein kupfernes Mundstück E von
rechtwinkeliger Form bedingt dem Canal seine bestimmte Größe beim Austritt aus den
Cylindern und leitet den Stoff genau unter die Faltklappe C, Fig.
4. Die Figuren 7 und 8 sind Details in 1/10 der
natürlichen Größe.
Diese Klappe, welche immer das Bestreben hat das zu walkende Tuch aufzuhalten,
nöthigt dasselbe sich während seiner Bewegung in Falten zu legen, und zwar in dem
Zuführungscanale, durch welchen es auf den Walktisch T
geleitet wird. Die Construction dieser Klappe ist außerordentlich einfach; sie
besteht aus einem Stück Holz von 0,05 Meter Dicke und 0,22 Meter Breite, durch
welches auf der einen Seite eine eiserne Achse geht, und dessen andere Seite
abgeschrägt ist; jene eiserne Achse dient als Drehungsachse für die Schwingungen der
Klappe. Auf der Mitte der Klappe ist ein Kloben befestigt, in welchen eine eiserne
Taste e paßt, welche beständig auf die Klappe drückt,
und sie so nöthigt dem Durchgange des Tuches, welches von den Cylindern
nachgeschoben wird, ein Hinderniß zu bilden. Die Taste e
ist aus einem Stücke mit der horizontalen Stange t, Fig. 2, welche
sich in Lagern frei drehen kann und an einem Ende einen Druckhebel l trägt, der mit einem Gewichte q versehen ist, durch dessen Verschiebung man den Druck auf die Klappe so
reguliren kann, daß sich der Stoff in die gewünschte Anzahl Falten legt.
Der Boden des Zuführungscanales ist unter der Faltklappe durch ein breites
gußeisernes Querstück D' getragen, welches mit den
beiden Seitengestellen B verbunden ist. An diesem
Querstücke sind auch noch die metallenen Lager für die Achse des Walktisches
angeschraubt.
Rotirende Walke mit Rollen.
Das von der Klappe C mehr oder weniger gefaltete Tuch
gelangt, wenn es den Zuführungscanal verläßt, in diesem Zustande auf den Walktisch
T, um daselbst dem Schlage zweier cylindrischer
Rollen G ausgesetzt zu werden. Jede dieser Rollen ist um
eine eigene Achse drehbar, die aber nicht an derselben Stelle bleibt, sondern, da
sie an den gußeisernen Armen F angebracht ist, die
drehende Bewegung dieser Arme theilt. Auf diese Weise schlägt jede Rolle
abwechslungsweise auf das Tuch, comprimirt es eine kurze Zeit über, und verläßt es
wieder, ohne durch Reibung einen nachtheiligen Einfluß auf das Tuch ausgeübt zu
haben, da jede Rolle sich um eine Achse dreht, sich also auf dem Tuche abrollen kann. Die zwei
gußeisernen Arme F sind auf einer horizontalen,
schmiedeisernen Achse befestigt, welche die nämliche drehende Bewegung wie die
Druckcylinder erhält. Sie liegt in mit Metall ausgefütterten Lagern, welche oben auf
die gußeisernen Maschinengestelle aufgeschraubt sind und regulirt werden können.
Die Rollen sind auf die nämliche Weise wie die Cylinder zusammengesetzt und auf ihrer
Oberfläche mit hölzernen Zähnen versehen, welche dicht aneinander anliegen, so daß
zwischen je zweien kein Zwischenraum bleibt, und sie also eine bündige cylindrische
Oberfläche bilden. So ist nun während der ganzen Arbeit das Tuch niemals in
Berührung mit Eisen oder Guß, was man sorgfältig vermeiden muß, um keine Flecken auf
den Stoff zu bekommen.
Hr. Benoît schlug auch vor, das rotirende
Walksystem mit Rollen durch einen excentrischen Cylinder zu ersetzen, d.h. durch
einen Cylinder, der sich um seine wirkliche Achse drehen kann, während diese selbst
um eine außerhalb des Cylinders liegende Achse oscillirt.
Walktisch.
Derselbe besteht einfach aus einer hölzernen Platte T,
die an zwei Enden abgerundet ist und sich um eine eiserne Achse drehen kann, welche
in Lagern liegt, die durch das gußeiserne Querstück D'
getragen werden. Er ruht ungefähr in der Mitte auf einer horizontalen Stange U auf, welche willkürlich fest oder beweglich gemacht
werden kann, da sie mit ihren beiden Enden durch Muttern an Schrauben gehängt ist,
welche die Verlängerung von zwei Spiralfedern S, Fig. 1, bilden.
Da man nun mittelst dieser Muttern die Lage der Stange reguliren kann, so kann man
auch den Walktisch mehr oder weniger elastisch, d.h. nachgiebig, und wenn es
nothwendig wäre, auch ganz unbeweglich machen. Man kann also auch die Stärke des
Schlages, welchen die Rollen auf das Tuch führen, reguliren – eine
Eigenschaft, welche für die Fabrication von großer Wichtigkeit ist. Es ist nun
leicht einzusehen, daß man durch die geschickte Zusammenstellung, welche Hr. Benoît den verschiedenen Organen gab, nothwendig
gute Resultate beim Walken von Wollenstoffen erhalten muß, da die Uebelstände der
gewöhnlichen Walkhämmer und der Walzenwalken mit ununterbrochenem Drucke vermieden
sind.
Mittheilung oder Fortpflanzung der Bewegung.
Auf der Hauptachse A sind auf einer Seite zwei
Riemscheiben P und P'
angebracht, welche einfach durch einen Riemen in Bewegung gesetzt werden. Die eine davon
ist die Triebscheibe, die andere der Leerlauf. Auf dem andern Ende der Achse ist ein
gußeisernes Stirnrad I aufgekeilt, welches seine
Bewegung dem obern Cylinder mittheilen muß. Die Riemscheiben sind von Gußeisen,
abgedreht und ohne Ränder, aber ein wenig gewölbt. Sie müssen so bewegt werden, daß
der Umfang der Cylinder eine Geschwindigkeit von ungefähr 2 Meter in der Secunde
bekommt. Da der Durchmesser der Cylinder 0,46 Meter beträgt, so ist ihr Umfang 0,46
× 3,1416 = 1,445 Meter. Da nun ihre Peripheriegeschwindigkeit 2 Meter
betragen soll, so ist dieß in der Minute 60 × 2 Meter = 120 Meter. Es sind
also 120 : 1,445 = 83 Umdrehungen in der Minute für die Cylinder nöthig; man läßt
sie jedoch zuweilen 85 bis 90 Umdrehungen in der Minute machen.
Das Stirnrad I greift in ein ähnliches von gleichem
Durchmesser I', das aber hölzerne Zähne hat, und welches
an dem Ende der oberen Achse A' aufgekeilt ist. Es ist
gut, wenn die Zähne dieser beiden Räder länger als gewöhnlich gemacht werden, damit
sie auch gehörig im Eingriffe bleiben, wenn sie auch der obere Cylinder ein wenig
hebt, also von dem untern entfernt. Das Rad I' treibt
die rotirende Walke mittelst eines gußeisernen Zwischenrades R, Fig.
1 und 2, das sich auf der besondern schmiedeisernen Achse R', Fig. 4, befindet. Dieses
Zwischenrad bewegt ein drittes J, welches dem mit der
oberen Walze verbundenen ganz ähnlich ist und ebenfalls hölzerne Zähne hat. Da die
Räder I, I' und J genau
gleiche Durchmesser haben, so drehen sie sich mit derselben Geschwindigkeit, und
folglich macht auch die rotirende Walke mit Rollen 83–85 Umdrehungen in der
Minute.
Zusammenstellung der Wirkungen, welche die einzelnen Organe
der Walke von Benoît hervorbringen.
1) Die Eintrittsöffnung O des Zuführungscanales wirkt,
wenn ihre ganze walkende Wirkung durch die Zahl 100 ausgedrückt wird, mit 85 auf den
Einschuß und 15 auf die Kette oder den Zettel.
2) Wenn das Walzen zwischen den Cylindern ein Einwalken von 100 hervorbringt, so
kommt davon 75 auf den Einschlag und 25 auf den Zettel.
3) Bringt das Falten durch die Klappe ein Walken von 100 hervor, so fällt davon 80
auf den Zettel und 20 auf den Eintrag.
4) Wird die Wirkung der rotirenden Walke = 100, also für eine Rolle = 50 angenommen,
so kommt davon 60 dem Zettel und 40 dem Einschlage zu gute.
Da die Klappe durch Aufheben wirkungslos gemacht werden kann, eben so wie die
Einführungsmündung O, die man gehörig erweitern kann, so
ist leicht einzusehen, daß man das Walken in verschiedenem Grade vornehmen kann,
sowohl in Beziehung auf die Kette, als auch auf den Einschlag von Stoffen, welche
verfilzt werden sollen. Dieß ist für die Tuchfabrication von großer Wichtigkeit,
wobei auf die Breite der Stoffe viel ankommt, weßhalb man von dieser Breite nicht
abgehen darf, ohne beim Verkaufe einen wirklichen Schaden zu haben.
Das Tuch wird, wie ich schon oben bemerkte, von den Cylindern R, R' mit einer Geschwindigkeit von 2 Metern in der Secunde zugeführt.
Walkt die Maschine Tuch, welches unter dem Namen cuirlaine bekannt ist, so braucht sie eine Kraft von 71 Kilogrammeter,
also nahezu eine Pferdekraft. – Wäscht die Maschine oder spült sie aus, so
erfordert sie eine Kraft von 75–80 Kilogrammeter; daß in diesem Fall die
Triebkraft größer seyn muß, erklärt sich daraus, daß 1) dabei die Reibung des Tuches
beträchtlicher ist, weil es nur von fast reinem Wasser durchdrungen ist, während im
ersten Falle das Wasser viel Seife enthält, welche das Tuch schlüpfriger und deßhalb
leichter gleitend macht; 2) daß bei der Geschwindigkeit von 2 Meter in der Secunde
sehr viel Wasser aus dem Troge der Maschine bis zur Eintrittsöffnung O gehoben wird. Diese Erscheinung ist analog derjenigen,
welche Vera auf die Idee der hydraulischen Maschine
brachte, die seinen Namen führt.
Die von der Benoît'schen Walke gelieferte Arbeit
verhält sich zur Arbeit anderer Walken und Walkmaschinen bei gleichem Kraftaufwand
und in gleicher Zeit wie folgt:
1)
zur gewöhnlichen Walke
mit Hämmern von Lodève
= 100 : 70.
2)
„
„
„ von
Carcassonne
= 100 : 35.
3)
„
„
„ von
Mazame
= 100 : 40.
4)
„
„
von Vienne und Dieu-le-Fil
= 100 : 65.
5)
„
„
mit
Cylindern von Dyer
= 100 : 50.
Versuche mit der Walke von Benoît.
Im Monat August 1840 ersuchten die HHrn. J..., Tuchlieferanten für die Armee zu
Lodève, die HHrn. M... in Villeneuvette, ihnen solche Tücher zu schicken,
welche beim Walken die größten Schwierigkeiten darbieten, um mit denselben einen
Versuch in zwei Walken machen zu können, welche sie seit dem October 1839 besaßen.
Die HHrn. M... hatten lange vorher in das Montirungs-Magazin zu Montpellier
Tücher für die Armee abgeliefert, worunter eine gewisse Anzahl von Stücken war, die
im Walken schlecht ausgefallen waren und deßhalb als nicht hinreichend dicht und
geschlossen zurückgeschlagen wurden. Da diese Tücher in ihrem Zustande nicht
abermals zum Kaufe angeboten werden konnten, so wurden sie schwarz gefärbt, nachdem
man sie vorher nochmals auf gewöhnlichen Walken, aber ohne Erfolg gewalkt hatte. So
wurden sie in das Montirungsmagazin in Brest abgeliefert, aber wie in Montpellier
aus denselben Gründen zurückgeschlagen. In diesem Zustande lagen diese Tücher in den
Magazinen von Villeneuvette, als die HHrn. M... den Brief der HHrn. J... erhielten
und sie glaubten die Walke von Benoît nicht besser
auf die Probe stellen zu können, als wenn sie dieselben Tücher, welche sie ohnedieß
nicht mehr zu verwerthen wußten, zum Walken hergäben.
Der Versuch wurde im October 1840 vorgenommen, und zwar gleichsam wider den Willen
des Hrn. Vergnes, Associé der Gebrüder Benoît, fiel aber zum Vortheil der letztern aus.
Man ging so vorsichtig als möglich zu Werke, stellte alle die Organe, welche auf den
Zettel wirken, so, daß das Tuch so viel als möglich kürzer werden sollte, und in der
That und gegen alle Erwartung nahm das Tuch die Walke schnell an. Seine Breite wurde
beibehalten, und als man es für dicht und geschlossen genug hielt, nahm man es von
der Walke. Es hatte auf 27 Meter Länge sich um 3 Meter verkürzt und folglich
ungefähr 1/9 an Dicke zugenommen. Man fuhr so fort sämmtliche zurückgeschlagene
Tücher aufs Neue zu walken, und als sie gehörig hergerichtet waren, wurden sie
abgeliefert und als gut angenommen. Seit dieser Zeit wurde eine große Anzahl von
Tüchern auf der Walke von Benoît nachgewalkt, und
dieß ist mit Ursache, warum (in Frankreich) fast ausschließlich Walken nach diesem
Systeme von denjenigen Fabrikanten angewandt werden, welche Lieferungen für die
Armee haben.
Hieraus ersieht man, wie kräftig die Walke mit abänderlichem Schlage auf die Kette
der Gewebe wirkt, ohne auf den Einschlag einen bemerkbaren Einfluß zu haben; eben so
kräftig kann sie jedoch auch auf den Eintrag wirken, ohne die Kette viel zu
verändern. In Bédarieux (Dept. Hérault) sind fünfzehn solche Maschinen
im Gebrauch; bekanntlich ist Bédarieux diejenige
Fabrikstadt, wo das wohlfeilste Tuch gemacht wird und ihre Elle das in Frankreich
gebräuchliche Handelsmaaß.
Der Preis der Walken von Benoît beläuft sich auf
1800 bis 2000 Francs.