Titel: | Reade's patentirte Schreibtinten und Buchdruckerfarben. |
Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXI., S. 279 |
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LXXI.
Reade's patentirte Schreibtinten und Buchdruckerfarben.Patentirt für England am 3. Dec. 1846.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1847, Nr.
1243.
Reade's Schreibtinten und Buchdruckerfarben.
1) Blaue Schreibtinte.
Um eine blaue Schreibtinte zu erhalten, welche gar keine freie Säure enthält und sich
folglich für Stahlfedern eignet, bereite ich zuerst eine Auflösung von Jodkalium auf
gewöhnliche Weise und löse dann darin halb soviel Jod auf als sie enthält. Hierauf
gieße ich diese Mischung in eine halb-gesättigte Auflösung von gelbem
Blutlaugensalz, von welchem Salze ich soviel anwende als sämmtliches Jod in der
erwähnten Mischung wiegt. Es erfolgt sogleich eine Zersetzung der zusammengebrachten
Substanzen; das Cyan (des Blutlaugensalzes) verbindet sich mit dem Eisen, daher sich
Berlinerblau niederschlägt, und das Kalium (des Blutlaugensalzes) verbindet sich mit
dem Jod zu neutralem Jodkalium, welches nebst einem schwachem Ueberschuß von
Jodeisen in der Auflösung bleibt. Ich filtrire nun und wasche den Niederschlag
(auflösliches Berlinerblau) aus; letzterer wird endlich in Wasser aufgelöst, um die
blaue Schreibtinte zu erzeugen.
Auf dieses Verfahren kam ich durch folgende Beobachtung. Wenn man Jod und Eisen ohne
alles Wasser zusammenreibt, so bilden sie sehr bald eine Flüssigkeit, worin
überschüssiges Jod aufgelöst ist; gießt man diese in eine Auflösung von
Blutlaugensalz, so fällt das so eben beschriebene Cyaneisen oder auflösliche Berlinerblau
nieder. Durch Zusatz von Wasser ändert sich aber der Charakter dieser Jodauflösung;
ohne Wasser färbt sie das Lakmuspapier grün und mit Wasser zeigt sie die gewöhnliche
saure Reaction.
2) Verfahren ganz neutrales Jodkalium zu
bereiten.
Um sehr reines Jodkalium zu erhalten, welches gar nicht alkalisch auf Curcumäpapier
reagirt, dampfe ich die Flüssigkeit welche nach der Fällung des Berlinerblau (unter
Nr. 1) übrig blieb und aus neutralem Jodkalium nebst dem überschüssigen Jodeisen
besteht, zur Trockne ab, schmelze die Masse und lasse sie dann krystallisiren.
3) Blaue Buchdruckerfarbe.
Um eine solche von sehr intensiver Farbe zu erhalten, verfahre ich ganz wie bei
Bereitung der blauen Schreibtinte (Nr. 1), indem ich statt Jod Brom anwende. Der
Niederschlag wird mit Leinölfirniß angerieben.
4) Verfahren neutrales Bromkalium zu
gewinnen.
Aus der Flüssigkeit welche (unter Nr. 3) von dem Berlinerblau abfiltrirt wurde,
erhält man ganz neutrales Bromkalium, wenn man sie ebenso behandelt, wie ich (unter
Nr. 2) für das Jodkalium vorschrieb.
5) Unauslöschliche schwarze
Schreibtinte.
Um eine Tinte zu erhalten, welche auf dem Papier ohne Zerstörung desselben nicht
vertilgt werden kann, versetze ich eine gute Galläpfeltinte mit dem (unter Nr. 1
beschriebenen) auflöslichen Berlinerblau.
6) Rothe Schreibtinte.
Auf folgende Weise bereite ich eine rothe Tinte welche nicht nur viel lebhafter und
haltbarer als die gewöhnlichen Auflösungen von Rothholz und Fernambukholz ist,
sondern auch keine freie Säure enthält und sich folglich zum Gebrauch mit
Stahlfedern eignet. Ich koche Cochenille wiederholt mit reinem Wasser aus, bis sie
fast keinen Farbstoff mehr abgibt. Dann koche ich sie in Wasser welches Aetzammoniak
enthält, das den rückständigen Farbstoff auszieht, so daß die Cochenille fast weiß
zurückbleibt. Beide Absüde werden dann zusammengegossen, und um einen
eigenthümlichen Bestandtheil abzusondern, welcher noch mit dem Farbstoff verbunden
ist und eine große Verwandtschaft zum Eisen hat, schlage ich den Farbstoff mit salzsaurem
Zinnoxyd-Ammoniak (Zweifachchlorzinn-Salmiak oder Pinksalz) nieder.
Der Niederschlag wird hernach in Ammoniak aufgelöst und mit Einfach-Jodzinn
versetzt, bis die Farbe lebhaft genug geworden ist; man verdünnt endlich die Tinte
mit der beliebigen Menge Wasser.
7) Tinte zum Zeichnen der
Wäsche.
Auf folgende Weise bereite ich eine solche Tinte, welche für Stahlfedern anwendbar
ist und deren Farbe sich beim Erwärmen nicht nur schnell entwickelt, sondern auch
sehr intensiv ist. Ich reibe in einer Porzellanschale salpetersaures Silber mit der
geeigneten Menge WeinsteinsäureAuf 34 Theile Silbersalpeter 15 Theile krystallisirte Weinsteinsäure. in trockenem Zustande zusammen und setze dann Wasser zu, worauf sich
Krystalle von weinsteinsaurem Silber bilden und die Salpetersäure frei wird.
Letztere neutralisire ich hierauf durch Zusatz von Aetzammoniak, welches auch das
weinsteinsaure Silber auflöst. Endlich setze ich die geeignete Menge Gummi,
Lampenschwarz und Wasser zu.
8) Andere Tinte zum Zeichnen der Wäsche,
welche weniger zerstörbar ist.
Diese Tinte unterscheidet sich von den gewöhnlichen, welche bloß Silbersalze
enthalten, dadurch daß sie durch die bekannten Auflösungsmittel der Silbersalze,
z.B. Cyankalium nicht zerstört wird. Ich versetze nämlich die nach dem vorher (unter
Nr. 7) beschriebenen Verfahren bereitete Tinte mit einer ammoniakalischen Auflösung
eines Goldoxyds oder Goldsalzes. Man kann hiezu Goldpurpur, unterschwefligsaures
Gold, Einfachjodgold-Ammonium oder Dreifachjodgold-Ammonium
anwenden.
Um die beiden letztern Salze zu erhalten, welche bisher noch nicht bekannt waren,
löse ich Jod in Aetzammoniak mittelst Erwärmens auf; dieß muß jedoch mit großer
Vorsicht geschehen, um die Bildung von Jodstickstoff, eines sehr explodirbaren
Körpers, zu verhüten. Diese Jod-Auflösung ist ein kräftiges Auflösungsmittel
des Goldes. Legt man Goldfolie darauf, ohne Wasser zuzusehen, so bildet sich ein
schwarzes Goldoxyd, welches sich sogleich auflöst; wird sie aber mit Wasser
verdünnt, so oxydirt sich das Goldblatt nicht so schnell und nimmt, bevor es sich
auflöst, eine schöne Purpurfarbe an. Dieses Goldsalz krystallisirt in vierseitigen
Prismen, welche in Wasser auflöslich sind. Bringt man einige Tropfen dieser
Auflösung auf eine Glasplatte, so bilden sie gewöhnlich mikroskopische baumartig
gruppirte Krystalle, bei deren Erhitzen das Jod und Ammoniak verflüchtigt werden, so
daß bloß metallisches Gold zurückbleibt. Erwärmt man sie hingegen nur mäßig, so wird
das Jod bloß zum Theil ausgetrieben und es bleiben weiße Krystalle von
Einfachjodgold-Ammonium zurück.
9) Blaue Buchdruckerfarbe.
Ich reibe das auflösliche Berlinerblau (nach Nr. 1 bereitet) mit Leinölfirniß ab.
10) Buchdruckerschwärze.
Ich dampfe die oben (unter Nr. 5) beschriebene schwarze Schreibtinte ab und rühre sie
dann mit Leinölfirniß an.
11) Rothe Buchdruckerfarbe.
Man benutzt die ammoniakalische Cochenille-Auflösung (bereitet wie unter Nr.
6), reibt sie mit Leinölfirniß an und seht ihr so lange Einfach-Jodzinn zu,
bis sie den erforderlichen Glanz erhalten hat. Oder man dampft die rothe
Schreibtinte (Nr. 6) bis zur hinreichenden Consistenz ab und reibt sie dann mit Oel
ab.
12) Buchdruckerschwärze.
Man kocht Campecheholz-Späne (oder Campecheholz-Extract) mit doppelt
soviel Eisenvitriol als das Gewicht des in dem Holz oder Extract enthaltenen
Gerbestoffs beträgt; so erhält man einen schwarzen oder bläulichschwarzen
Niederschlag, dessen bläulichen Ton man durch Zusatz von zweifach-chromsauren
Kali beliebig vermindern kann. Das Ganze wird dann mit Oel abgerieben und mit etwas
Lampenschwarz oder Kienruß versetzt.