Titel: | Millward's Verfahrungsarten um auf galvanoplastischem Wege die Metalle mit vertieften und Relief-Verzierungen zu versehen. |
Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXXIV., S. 338 |
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LXXXIV.
Millward's Verfahrungsarten
um auf galvanoplastischem Wege die Metalle mit vertieften und Relief-Verzierungen
zu versehen.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1847 Nr.
1237.
Millward's Verfahrungsarten um auf galvanoplastischem Wege die
Metalle mit vertieften und Reliefverzierungen zu versehen.
Obgleich schon vielerlei Methoden angegeben wurden, um die galvanische Fällung der
Metalle zur Erzeugung verzierter Oberflächen anzuwenden, so kann doch keine
derselben sich einer großen praktischen Brauchbarkeit rühmen. Millward sucht den Fehler darin, daß man sich dabei auf die elektrische
Wirkung zu sehr und zu ausschließlich verlassen hat und glaubt, daß diese Wirkung
mit andern bekannten Processen sinnreich verbunden werden müsse. Seine Vorschläge
hiezu sind wenigstens der Art, daß sie einen guten Erfolg versprechen. Sie sind im
Folgenden aus seiner Patentbeschreibung (vom 15. October 1846) ausgezogen:
Um 1) vertiefte Figuren oder Zeichnungen auf Metalloberflächen zu erzeugen, zeichnet
er zuerst die Gegenstände auf die zu verzierende Metallfläche oder druckt sie über.
Hierauf schlägt er auf eine der bekannten Weisen Gold, Silber oder Kupfer galvanisch
darauf nieder und zwar in einer höchst dünnen Schicht; das gefällte Metall legt sich
auf alle Theile der Oberfläche an, jene ausgenommen, welche von der Zeichnung
bedeckt und dadurch reservirt wurden. Hierauf wird die Oberfläche von der zu dieser
Zeichnung angewandten Materie gereinigt und dann in Verbindung gesetzt mit dem
negativen Pol einer galvanischen Batterie, wobei man sich einer solchen Auflösung
bedient, welche nur auf das Metall der ursprünglichen Platte wirkt, so daß alle
durch die frühere (wieder entfernte) Deckung aufgesparten Stellen aufgelöst oder
vertieft werden. Statt eine galvanische Batterie anzuwenden, kann man die
Metallfläche auch bloß in eine saure etc. Salzlösung tauchen, welche die
bloßliegenden Theile der Oberfläche, aber nicht das darauf gelagerte Metall
anzugreifen vermag. Die vertiefte Zeichnung kann an verschiedenen Stellen mit sich
kreuzenden Relieflinien versehen werden, so daß sie das Ansehen einer
Querschraffirung erhält, was durch Ziehen solcher Linien mit einem in Firniß
getauchten Pinsel bewerkstelligt wird, ehe man die Platte (nachdem sie von der
reservirenden Decke gereinigt ist) der galvanischen Batterie oder erwähnten
chemischen Einwirkung aussetzt.
2) Ein zweites Verfahren vertiefte Zeichnungen hervorzubringen, ist folgendes. Er
überzieht vorher die ganze Oberfläche auf eine der oben angegebenen Weisen mit einer
Metallschicht, bringt dann über das Ganze einen Firniß und radirt hierauf die
Zeichnung in den Firniß, setzt alsdann die Oberfläche der Einwirkung des negativen
Pols einer galvanischen Batterie aus oder taucht sie in eine geeignete saure
Salzlösung, wodurch das durch das Ausradiren bloßgelegte Metall aufgelöst und
entfernt und eine vertiefte Zeichnung erzeugt wird.
3) Relief-Figuren erzeugt er auf folgende Weise. Er läßt auf eine der oben
erwähnten Weisen auf die zu verzierende Oberfläche einen Ueberzug von irgend einem
Metall ablagern, zeichnet dann auf das abgelagerte Metall die Figur, welche er in
Relief zu haben wünscht, oder druckt sie über. Er zieht nun durch diese Figur
ineinandergreifende Linien und Querlinien nach der bekannten Manier des
Liniengravirens. (Letztere Operation kann aber auch unterlassen werden, wo keine
sehr feine Ausarbeitung der Figur nöthig ist.) Hierauf seht er die Platte mit dem
negativen Pol einer galvanischen Batterie in Verbindung, oder taucht sie in eine
saure Salzlösung, wodurch alle bloßliegenden Theile des abgelagerten Metalls
aufgelöst und entfernt werden und nur die Linien der beabsichtigten Figur in Relief
stehen bleiben.
4) Anderes Verfahren für Relief-Verzierungen. Die Grundfläche wird ganz mit
Firniß überzogen und die Zeichnung dann in den Firniß radirt. Auf die so vom Firniß
entblößten Stellen kömmt ein galvanoplastischer Ueberzug von irgend einem Metall,
und dann wird aller noch vorhandene Firniß von der Platte entfernt. Nun wird die
Platte der Einwirkung des negativen Pols einer galvanischen Batterie ausgesetzt oder
mit einer Flüssigkeit behandelt, die wohl das Metall der ursprünglichen Grundfläche,
aber nicht das abgelagerte Metall angreift.
5) Er erzeugt Figuren oder Zeichnungen, welche sowohl vertieft als Relief sind und
gewöhnlich durchbrochene Arbeit genannt werden, auf folgende Weise: er überzieht
irgend eine Metallplatte durch galvanische Ablagerung oder auf andere Weise mit
einer dünnen Schicht irgend eines passenden Metalls und trägt das beabsichtigte
Muster auf diesen Ueberzug auf. Hierauf setzt er alle Theile, mit Ausnahme der
unmittelbar unter der Zeichnung liegenden, der Einwirkung des negativen Pols der
galvanischen Batterie so lange aus, bis die erwähnten Theile (Platte sammt Ueberzug)
ganz zerfressen und aufgelöst sind. Statt der Batterie kann auch die oft erwähnte
Lösung angewandt werden.
6) Auch auf folgende Weise verfertigt er durchbrochene Arbeit. Er nimmt eine
Metallplatte, auf welcher ein Muster erhaben ausgeprägt ist und überzieht sie ganz,
sowohl hinten als vorn, mit einem galvanoplastischen Ueberzug. Nun entfernt er
mittelst eines Schabinstruments das abgelagerte Metall an den Stellen, welche er
durchbrochen zu haben wünscht, worauf er die Platte der Einwirkung des negativen
Pols einer galvanischen Batterie aussetzt, wozu er eine Auflösung nimmt, die nur auf
die ursprüngliche Platte, aber nicht auf das abgelagerte Metall wirkt, wodurch alle
diese bloßliegenden Theile aufgelöst werden; auch hier kann statt der galvanischen
Batterie eine saure Flüssigkeit angewandt werden, welche nur das aufzulösende Metall
angreift. Ein anderes Verfahren, um denselben Zweck zu erreichen, ist folgendes: er
nimmt ein scharfes Messer und schneidet das auf der Vorderseite abgelagerte Metall
um die ganze Zeichnung herum weg, wodurch so viel vom abgelagerten Metall als die
Zeichnung bedeckte, beseitigt wird; er unterzieht hierauf die Platte der Einwirkung
des negativen Pols der galvanischen Batterie u.s.f. wie oben. Statt eines
überziehenden Metalls als reservirenden Körpers kann man sich auch eines geeigneten
Firnisses bedienen, doch ist das Metall vorzuziehen, weil es nicht so leicht
beschädigt wird.
7) Wenn auf gewöhnliche Weise verfertigte Gegenstände mit verzierten oder glatten
Oberflächen, z.B. von getriebener, geprägter oder gegossener Arbeit, ganz oder
theilweise matt gemacht werden sollen, so überzieht er
die betreffenden Stellen zuerst mit Firniß und fällt dann durch galvanische
Ablagerung einen Ueberzug von einem geeigneten Metall auf die vom Firniß
freigelassenen Theile. Der Firniß wird hierauf entfernt und der Gegenstand mit dem
negativen Pol der galvanischen Batterie in Verbindung gesetzt, oder die bewußte
Flüssigkeit statt derselben angewandt und alles obige dabei beobachtet. Denselben
Zweck erreicht man auch dadurch, daß man sogleich alle Theile reservirt (mit Firniß
überzieht), mit Ausnahme derjenigen, welche matt werden sollen, und dann mit der
Batterie in Verbindung setzt oder eintaucht u.s.f.
8) Auf folgende Weise erzeugt er gravirte, vertiefte oder
erhabene Oberflächen, von welchen dann. Abdrücke auf Papier, Zeug etc. gemacht
werden können. Soll die Zeichnung vertieft seyn, so zeichnet er die Figur etc.
zuerst auf eine Metallplatte und läßt auf die unbedeckten Theile einen dünnen
Ueberzug irgend eines andern passenden Metalls auf galvanoplastischem Wege sich
ablagern; reinigt hierauf von dem beim Zeichnen angewandten Farbstoff und taucht die
Platte in eine saure Flüssigkeit, wodurch die nun bloß liegenden Metalltheile
aufgelöst und beliebig tief entfernt werden. Soll die Zeichnung in Relief seyn, so
läßt er zuerst auf die Platte etc. einen galvanoplastischen Ueberzug von einem geeigneten Metall
ablagern, bringt dann die Zeichnung auf das abgelagerte Metall und unterzieht die
Platte hierauf der Einwirkung des negativen Pols der galvanischen Batterie oder
taucht sie in die erwähnte Flüssigkeit, wodurch das abgelagerte Metall und alle von
der Zeichnung nicht bedeckten Theile aufgelöst und entfernt werden, die Figur oder
Zeichnung aber in starkem und deutlichem Relief hervortritt.