Titel: | Beiträge zur galvanischen Vergoldung; von Maximilian, Herzog von Leuchtenberg. |
Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXXV., S. 341 |
Download: | XML |
LXXXV.
Beiträge zur galvanischen Vergoldung; von
Maximilian, Herzog von
Leuchtenberg.
Aus dem Bulletin de l'Acad. de St. Petersbourg, No.
130.
Maximilian, Herzog von Leuchtenberg über galvanische
Vergoldung.
In meiner Abhandlung: „Verfahren, bei Vergoldungen und Versilberungen auf
galvanischem Wege die Quantität Gold und Silber kennen zu lernen“
Polytechn. Journal Bd. XCIX S.
140., beschrieb ich die Methoden, nach welchen man die Quantitäten dieser Metalle
bestimmt; seit der Zeit unterließ ich nicht, über die galvanische Fällung dieser
edlen Metalle in der technischen Anwendung derselben Versuche anzustellen, und
glaube, daß vorliegende Mittheilung einiger von mir erhaltenen Resultate in Betreff
dieser Vergoldung für die kaiserliche Akademie der Wissenschaften nicht ohne
Interesse seyn werde.
Bei der Fällung der Metalle auf galvanischem Wege erfordert kein Metall so viel
Aufmerksamkeit als das Gold, weil bei diesem Metall es nicht allein hinreichend ist,
dasselbe in gewünschter Quantität auf die Oberfläche des zu vergoldenden
Gegenstandes zu fällen, sondern es wird auch noch verlangt, daß die Goldschicht
sowohl in Hinsicht der Farbe als auch der Geschmeidigkeit alle Eigenschaften des
reinen Goldes besitze. Besonders in Betreff der Farbe muß die Vergoldung allen
Forderungen des Geschmackes der Zeit genügen.
Um diesen Bedingungen zu entsprechen, muß man Folgendes kennen: 1) das quantitative
Verhältniß des Goldes zu den Salzen in der Auflösung, d.h. zu Kl + Ky
+ , oder richtiger gesagt, zum neutralen schwefelsauren Kali, in
welches Salz alle hier angegebenen Verbindungen des Kalis durch gehörige Behandlung
mit Schwefelsäure verwandelt werden können; 2) das Verhältniß der zu vergoldenden Oberfläche zu der
Stärke des galvanischen Stromes und zu der Stärke der Goldauflösung; 3) das
Verhältniß der Größe der Oberfläche der Anode zu der zu vergoldenden Oberfläche und
zu dem Goldgehalte in 1 Deciliter Auflösung, und endlich 4) das Verhältniß der Größe
der Oberfläche der Anode und des zu vergoldenden Gegenstandes zu der Stärke des
galvanischen Stromes. Alle diese vier Verhältnisse üben, sowohl für sich als auch in
Verbindung, einen großen Einfluß auf die quantitative und qualitative Fällung des
Goldes aus und bedingen die Zeit, während welcher die Vergoldung am
vortheilhaftesten, was die Farbe und Dauerhaftigkeit betrifft, beendigt werden
kann.
Bekanntlich nimmt man zur Bereitung der Goldauflösung einen Theil Gold, löst es in
Königswasser auf, dampft die Auflösung bis zur Trockne ab, übergießt die trockene
Masse mit einer Lösung von 1 Theil kaustischem Kali in Wasser, und zu der so
gebildeten Fällung von Goldoxyd (gemischt mit einer Auflösung von Chlorkalium) gießt
man eine Auflösung von 2 1/2 Th. Cyankalium und 1 Th. kaustischem Kali in Wasser;
darauf wird die Flüssigkeit, nachdem sie etwas erwärmt worden ist, filtrirt. Hierauf
folgt nun, daß, wenn die auf diese Art bereitete Goldauflösung bis zur Trockne
abgedampft, die trockene Masse mit Schwefelsäure befeuchtet, darauf geglüht und
gewogen wird, sich Chlor- und Cyankalium, so wie auch das kaustische Kali in
ein neutrales schwefelsaures Kalisalz verwandeln, welches, mit metallischem Gold
gemischt, im Platintiegel nachbleibt.
Die Normal-Goldauflösung (so benenne ich eine nach oben angegebener Methode
bereitete Goldauflösung, die noch nicht zur Vergoldung angewendet worden ist) nach
der früher beschriebenen Zersetzung, gibt, wenn man die oben angeführten Theile nach
Gewicht in Grammen berechnet, Gold + = 7,37 Gramme. Wenn die
geschmolzene Masse ausgesüßt wird, so löst sich das schwefelsaure Kali auf und in
dem Rückstande bleibt genau 1 Gram. Gold nach, folglich ist das Verhältniß zwischen
Gold und dem Salze, das bei der Behandlung durch Schwefelsäure ()
erhalten wird, wie 1 : 6,37. Bei dem Versuche erwies sich dieses Verhältniß wie 1 :
6,4.
Um alle oben angeführten Verhältnisse auszumitteln, wurden acht Nummern Auflösungen
gemacht, welche sich dadurch unterschieden, daß der Goldgehalt in jeder Auflösung
verschieden war (die Normalauflösung wurde nämlich mit verschiedenen Quantitäten
Wassers verdünnt). Auf diese Weise erhielt ich die Auflösungen mit folgendem
Goldgehalt in 1 Deciliter:
Nr. 1.
2,1900 Gram.
„ 2.
1,0950
„
„ 3.
0,5475
„
„ 4.
0,2433
„
„ 5.
0,1216
„
„ 6.
0,0405
„
„ 7.
0,0243
„
„ 8.
0,0012
„
Das Verhältniß des Goldes zu den Salzen blieb jedoch in allen diesen Nummern gerade
so, wie es in der Normalauflösung seyn muß.
Ein silberner Gegenstand von 3 Quadr.-Werschok Oberfläche wurde mit jeder
Nummer der Auflösungen für sich bei einerlei Umständen in Hinsicht der Stärke des
Stromes, der Zeit und der Größe der Anode vergoldet, wobei sich Folgendes erwies: 1)
daß, bei übrigens gleichen Umständen, mit einem Bunsen'schen Paare die quantitative Fällung des Goldes der Stärke der
Goldauflösung direct proportional ist; 2) daß die Auflösung Nr. 1 zu concentrirt
war, so daß die Farbe des auf 3 Quadr.-Wersch. Fläche gefällten Goldes nicht
gut ausfiel und die Fällung des Goldes so rasch vor sich ging, daß man, sogar bei
Verminderung der Oberfläche der Anode bis zur bloßen Berührung mit der
Goldauflösung, die Vergoldung mit Mühe leiten konnte; 3) daß die Auflösung Nr. 5 mit
einem Bunsen'schen Paare nicht mehr vergoldet, wenn auch
die Oberfläche der Anode so vergrößert wird, daß sie mit der zu vergoldenden Fläche
gleich wird; 4) daß aber die Fällung des Goldes aus den Auflösungen Nr. 5, 6, 7 und
8 bei zwei Bunsen'schen Paaren wieder anfing und in
geradem Verhältniß zu der Stärke der Auflösungen und zu der Größe der Oberfläche der
Anoden, wie es in den vier ersten Auflösungen war, erfolgte.
Hieraus ersieht man nun, daß, je schwächer die Goldauflösung ist, um so größern
Widerstand sie dem Strome leistet und daher eine verhältnißmäßig verstärkte Batterie
(Vermehrung der Anzahl der Paare), eine vergrößerte Oberfläche der Anoden erfordert,
aber daß, beim normalen Verhältniß des Goldes zu den Salzen, das Gold, wie schwach
die Auflösungen auch seyn mögen, mit Berücksichtigung oben angeführter Umstände, in
gewünschter Farbe gefällt werden könne. Daher erklären sich auch die erfolglosen
Resultate Vieler, die sich mit galvanischer Vergoldung beschäftigen, die, um einen
großen Gegenstand zu vergolden, die Quantität Gold berechneten, das sie dazu
brauchen und in Goldauflösung verwandelt hatten, jedoch nachher bei der Operation,
um den Gegenstand ganz mit der Lösung zu bedecken, die bereitete Goldauflösung mit vielem Wasser
verdünnen mußten, da ihnen aber keine starke Batterie und keine große Oberfläche der
Anoden zu Gebote stand, sich über den Unterschied in der Wirkung der Goldauflösung
wunderten, welche im concentrirten Zustande, bei vorläufiger Probe, mittelst
Anwendung eines schwachen Stroms schön vergoldete, nachher aber, stark verdünnt, dem
Zweck nicht entsprach, zu welchem sie bereitet wurde.
Schon oben habe ich angeführt, daß die Goldauflösung von 2,19 Gram. Gold in 1
Deciliter zu stark war und daß sie deßhalb beim Versuche mit einem Gegenstand von 3
Quadr.-Werschok Oberfläche für untauglich befunden wurde. Dieser Nachtheil
kann jedoch beseitigt werden, wenn, bei sonst gleichen Umständen in Betreff der
Stärke des Stromes und der Größe der Oberfläche der Anoden, gleichzeitig die
Oberfläche des zu vergoldenden Gegenstandes vergrößert wird, was ich später
umständlicher auseinandersehen werde.
Bei meinen vorläufigen Versuchen im Kleinen, was sich auch später in der hiesigen
galvanoplastischen Anstalt im Großen bewährt hat, erwies es sich daß, wenn man den
hohen Werth des Goldes und in Folge dessen die Kostbarkeit der concentrirten
Goldauflösungen, welche in diesem Zustande leichter durch die Einwirkung der Luft
zersetzt werden, berücksichtigt, wenn man ferner den schädlichen Einfluß der
concentrirten Lösungen wegen ihrer alkalischen Eigenschaft auf das Kautschuk, womit
der Boden und die Wände der Behälter bedeckt sind, in Anschlag bringt, die
Goldauflösungen sich am besten bewähren, welche 1 bis 0,25 Gram. Gold in 1 Deciliter
enthalten. Das oben Angeführte bezieht sich nur auf die Normal-Goldauflösung,
bei welcher eine zuweilen röthlich ausfallende Vergoldung dadurch beseitigt werden
kann, daß man entweder den Gegenstand noch einige Zeit in der Auflösung hält, dabei
aber den Strom schwächt, die Oberfläche der Anode vermindert, oder die zu
vergoldende Oberfläche vergrößert. Mit Berücksichtigung dieser Bedingungen erhält
man eine schöne matte Vergoldung, welche der mit Mühe durch Färbung erhaltenen
Feuervergoldung nicht im geringsten nachsteht.
Dieses ist aber nicht der Fall bei Vergoldungen mit Auflösungen, in welchen sich das
quantitative Verhältniß des Goldes zu den Salzen und dem kaustischen Kali bedeutend
verändert hat, dadurch, weil ein Theil des Goldes schon aus der Lösung gefällt ist.
In solchen Auflösungen ist es nicht hinlänglich, das Gold mittelst der Probe in 1
Deciliter zu bestimmen, sondern auch unumgänglich, das Verhältniß des Goldes zu der
Salzmasse oder vielmehr zu dem neutralen schwefelsauren Kali auszumitteln. Der
Versuch zeigte Folgendes: in der Normal-Auflösung verhält sich das Gold zu
, in welche Kl, Ky und K durch Behandlung mit
Schwefelsäure verwandelt wird, wie 1 : 6,4. Je mehr aber Gold aus der Auflösung
durch den galvanischen Strom reducirt wird, desto mehr verändert sich auch das
Verhältniß desselben zu den Salzen, folglich also auch zu dem schwefelsauren Kali,
welches man aus diesen Salzen erhält. Eine Goldauflösung, mit welcher schon eine
längere Zeit vergoldet wurde, die jedoch, wie die Probe zeigte, noch 0,025 Gram.
Gold in 1 Deciliter enthielt, erwies sich als zum weitern Gebrauch für untauglich,
und bei Anwendung eines bedeutend starken Stroms wurde das Gold nur langsam mit
einer unreinen, dunkeln Farbe gefällt. Die Concentrirung dieser Auflösung durch
Abdampfen bis zu 0,085 Goldgehalt in 1 Deciliter machte dieselbe nicht brauchbarer.
Die Probe zeigte in derselben das Verhältniß des Goldes zu den Salzen (Kl +
Ky + ) wie 1 : 100, oder, wenn diese Salze in schwefelsaure
Verbindungen verwandelt werden, wie 1 : 134, woraus leicht ersehen wird, daß man bei
gut geleiteten galvanischen Vergoldungen nicht allein auf die Stärke der Auflösung,
sondern auch auf das Verhältniß des Goldes zu den Salzen (bis zu einem gewissen
Grade) Acht geben muß.
Durch Versuche ist es mir gelungen, auszumitteln, daß man mit einer Auflösung von 0,7
bis 0,6 Gram. Gold in 1 Deciliter mit Erfolg bis zu einem Goldgehalte von 0,8 Gram.
vergolden kann. Hiebei muß ich aber die Bemerkung machen, daß bei 0,1 Gram.
Goldgehalt in 1 Deciliter Auflösung die Farbe der vergoldeten Oberfläche nicht mehr
schön, sondern schmutzig roth ist, und daß das Gold überhaupt von dieser Zeit an mit
einem Stich ins Rothe gefällt wird.
In Folge des oben Angeführten müssen auch in der Probirmethode der Goldauflösungen
Aenderungen vorgenommen werden, welche dahin zielen, daß bei der Probe nicht allein
die Quantität des Goldes, sondern auch das Verhältniß des Goldes zu den Kalisalzen
bestimmt werde. Dieses erreicht man, wenn man die Goldauflösung in einem
Platintiegel abdampft, die trockene Masse mit Schwefelsäure versetzt, den Ueberschuß
der Säure durch Wärme vertreibt und darauf den Tiegel wägt. Das Gewicht des Goldes,
so wie dessen Verhältniß zum , erhält man durch sorgfältiges
Auswaschen des Goldes und Wägen desselben. Man wird mir freilich dagegen sagen, daß
die Aenderung des Verhältnisses des Goldes zu den Salzen nur dann stattfinden kann,
wenn die Vergoldung mit Platinanoden ausgeführt wird, daß aber mit Goldanoden
solches nicht stattfindet. Man wird mir die Bemerkung wiederholen (polytechn. Journal
1846, Bd. 6 S. 491): „Ueber galvanische Vergoldung und
Versilberung“), daß man bei Anwendung von Goldanoden aus dem
Gewichtsverluste derselben, gerade wie bei der galvanischen Fällung des Kupfers, die
Quantität des gefällten Goldes bestimmen kann, denn daselbst wird ausdrücklich
gesagt: „Das einfachste und von den Praktikern in größerem Maaßstabe auch
gewöhstlich angewandte Verfahren ist, mit Gold- und Silberanoden zu
arbeiten etc.“
In der hiesigen galvanoplastischen Anstalt, in welcher jährlich gegen 1000 Pud (circa 363 Cntr.) Kupfer gefällt werden, sind im Laufe
dieses Jahres 300 Pfd. Silber zu Silberauflösungen angewandt, und gegenwärtig
befinden sich in der Anstalt drei Behälter mit Goldauflösung: zwei, von 1400 Liter
Rauminhalt jeder, worin gegen 40 Pfd. Gold enthalten sind, und der dritte, von 2700
Liter, enthaltend auch gegen 40 Pfd. GoldIm Verlaufe eines Monats bleiben von 80 Pfd. Gold noch gegen 20 Pfd. in der
Auflösung.; es wird täglich eine Fläche von 7 Quadratmeter (10850,41 Quadratzoll)
vergoldet. Diese Daten, glaube ich, berechtigen mich zu behaupten, daß eine
galvanoplastische Anstalt alle Mittel anwenden muß, um mit mehr Erfolg und
übereinstimmend mit dem jetzigen Standpunkte dieses Industriezweiges zu
arbeiten.
Meine Abhandlung: „Ueber die Bildung und die Bestandtheile eines schwarzen
Niederschlags an der Anode bei der Zersetzung des Kupfervitriols durch den
galvanischen StromPolytechn. Journal Bd. CI S.
293.“ gibt eine genügende Antwort darauf, ob man durch den
Gewichtsverlust der Anode einen richtigen Schluß über die Quantität des gefällten
Metalls machen kann, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, daß ein oftmaliges
Herausnehmen der Anoden aus der Auflösung und Wägen derselben im technischen Sinne
unmöglich ist. Die silbernen Anoden bedecken sich immer während der Arbeit mit
Cyan- und Chlorsilber; überdieß löst sich an der Anode weniger Metall auf,
als an der Kathode niedergeschlagen wird. Dieselben Umstände finden auch statt, wenn
man mit Goldanoden arbeitet, denn auch hier bildet sich immer eine Fällung von einer
noch nicht ausgemittelten Zusammensetzung, welche man vor dem Wägen abspülen mußte;
außerdem ist es nicht denkbar, daß Gold ohne den geringsten Silbergehalt zu finden
sey. Die Nothwendigkeit, die Quantität des zur Vergoldung von Gegenständen
angewandten Goldes genau und schnell zu bestimmen, zwang von dem Gebrauch der
Goldanoden abzustehen, welche, indem sie die Arbeiter in Versuchung bringen,
zugleich ein bedeutendes
todtes Capital bilden, welches, zur Goldauflösung verwendet, die Production
vergrößern kann. Das Abspülen, Trocknen und nachherige Wägen der Anoden würden die
Arbeiten unaufhörlich unterbrechen, was in einer gut organisirten Anstalt nicht
stattfinden darf, während dagegen das Abnehmen der Goldauflösung zur Probe im
Augenblick geschehen ist, selbst ohne den weitern Gang der Vergoldung zu stören.
Oben wurde angeführt, daß die Farbe des gefällten Goldes mit Erschöpfung der
Auflösung bis 0,1 Gram. Gold in 1 Deciliter sich zu verändern anfängt. Solche
Auflösungen und sogar schwächere, z.B. von 0,05 oder 0,03 Gram. Gold in 1 Deciliter,
werden in der galvanoplastischen Anstalt zur ersten Vergoldung angewandt, sodann
wird die schließliche Vergoldung mit einer sehr wenig erschöpften Auflösung
ausgeführt, und hier gerade wird die Farbe der Vergoldung erhöht, so wie auch die
Dauerhaftigkeit vermehrt. Allmählich häufte sich in der Anstalt sehr viel von
sogenannter verdorbener Goldauflösung, welche in gußeisernen Kesseln bis zur Trockne
abgedampft wurde, und die so erhaltene trockene Masse in Tiegeln geschmolzen. Das
hiebei reducirte und geschmolzene Gold wurde nach dem Erkalten von der Salzmasse
getrennt, welche zur größern Sicherheit nach vorläufiger Probe weiter behandelt
wurde, um die letzten Antheile des Metalls, das noch nachbleiben könnte,
auszuscheiden.
Die Kohks-Eisenbatterien, welche ich im März 1845 in einem Artikel:
„Vorläufige Anzeige über neue galvanische Batterien“
Polytechn. Journal Bd. XCVIII S.
25. beschrieben habe und welche bis jetzt ausschließlich bei der Vergoldung und
Versilberung gebraucht worden sind, wirken eine ganze Woche ununterbrochen; man
ladet dieselben gewöhnlich am Montage auf die ganze Woche. Den Tag über dienen diese
Batterien zur Vergoldung und Versilberung, zur Nacht schließt man die
LeitungsdrähteAn den positiven Pol hängt man in die Auflösung eine schmale Platinanode, und
an den negativen wird eine Platinanode von 10–15mal größerer
Oberfläche als die Kathode ist angebracht. derselben mit den erschöpften Goldauflösungen von z.B. 0,025 Gram. Gold in 1
Deciliter. Auf diese Art fällte ich bei dem vorläufigen Versuche mit zwei Paaren in
Zeit von 24 Stunden aus 1 Liter der verdorbenen Auflösung alles darin enthaltene
Gold, welches anfangs auf die Kathode niederfiel, nachher aber von ihr in Gestalt
eines rothschwarzen Pulvers abfiel; hiebei fällte sich mit dem Golde zugleich auch
Eisen und Kupfer, welche
sich gewöhnlich in den erschöpften Auflösungen vorfinden. Das Eisen kommt in sehr
geringer Quantität vor und rührt vom Cyankalium her; das Kupfer aber kommt
größtentheils in die Flüssigkeit durch die Auflösung der Drähte, an welchen die
Anoden befestigt werden und die aus Unachtsamkeit der Arbeiter zuweilen in die
Flüssigkeit getaucht werden. Die schließlich so behandelte Goldauflösung gießt man
vorsichtig mit einem Heber ab, wäscht die Goldfällung mit reiner Salpetersäure aus,
sammelt es auf ein Filter, und nach gehörigem Aussüßen und Trocknen schmilzt man es
oder verwendet es gleich zur Bereitung neuer Goldauflösungen.
Bei einer gut organisirten galvanischen Vergoldung, wie verschieden die zu
vergoldende Oberfläche auch seyn mag, muß die Stärke des Stroms zur Größe der Anode
so beschaffen seyn, daß man an derselben eine Gasentwickelung bemerkt; die
Oberfläche der Anode und die Stärke des Stroms sind zu groß, wenn zu gleicher Zeit
an dem zu vergoldenden Gegenstande Gas entwickelt wird. In diesem Falle befindet
sich die Vergoldung außerhalb der Bedingungen des normalen Zustandes in Hinsicht der
Farbe der Vergoldung; man muß daher entweder den Strom durch Verminderung der Anzahl
Paare schwächen, oder die Oberfläche der Anode vermindern, oder auch endlich die zu
vergoldende Oberfläche vergrößern. Nur Uebung kann hier die Beobachtung aller
vortheilhaften Bedingungen leiten, denn ein bestimmtes Zahlenverhältniß ist in
diesem Falle schwer auszumitteln, weil sich die Auflösung jeden Augenblick verändert
und in Folge dessen sich auch das gegenseitige Verhältniß der zu vergoldenden
Oberfläche zu der Größe der Oberfläche der Anoden und zu der Stärke des Stromes
verändert. Uebrigens zeigte der Versuch Folgendes: eine Normalauflösung von 0,84
Gram. Gold in 1 Deciliter vergoldete rasch (bei zwei gewöhnlichen Bunsen'schen Paaren und bei Anwendung von Platinanoden
von 0,125 Quadr.-Werschok) die Oberfläche eines silbernen Gegenstandes von
28,161 Quadr.-Werschok. Nach Verlauf von 30 Minuten erschien die Vergoldung
mit einer ins Rothe stechenden Farbe, weßhalb das eine Paar abgenommen wurde. Das
übrig gebliebene Paar vergoldete im Verlauf von 75 Minuten denselben silbernen
Gegenstand mit sehr schöner Farbe, wobei man aber zur Anode eine Platinplatte von
0,75 Quadr.-Werschok nahm. Im Laufe dieser Zeit wurden auf den zu
vergoldenden Gegenstand 0,97 Gram. Gold gefällt.
Ist die Normalauflösung ziemlich schwach, z.B. 0,2 Goldgehalt in 1 Deciliter, und der
zu vergoldende Gegenstand nach Volumen ziemlich groß, weil ein bedeutender Theil
der Oberfläche desselben nicht zu vergolden ist (daher mit Lack überstrichen), und
der Strom so stark, daß bei der Vergoldung die Gasentwickelung an dem zu
vergoldenden Gegenstande sogleich bemerkt wird, so geht die Vergoldung schlecht vor
sich, die Farbe des gefällten Goldes ist dunkel und man hat Ursache zu glauben, daß
sich die Vergoldung außerhalb der Bedingungen des gehörigen Ganges der Arbeit
befindet. In diesem Falle vergrößert man die zu vergoldende Oberfläche dadurch, daß
man in die Goldauflösung andere zur Vergoldung vorbereitete Gegenstande hinein legt.
Wenn hiedurch die Gasentwickelung an dem zu vergoldenden Gegenstande verschwindet,
die Vergoldung selbst aber zu langsam vor sich geht, so vergrößert man die
Oberfläche der Anode durch Anbringen von Platinanoden an mehreren Stellen, welche
mit dem negativen Pol in Verbindung stehen. Hat man auf diese Art die Fällung des
Goldes beschleunigt, so kann es doch zuweilen vorkommen, daß die Vergoldung etwas
röthlich ausfällt; dann wird nach Verlauf einiger Zeit durch Verminderung der
Oberfläche der Anoden die Farbe der Vergoldung belebt. Um dahin zu gelangen, ist es
zuweilen vortheilhaft, am Schlüsse der Operation die Stärke des Stromes durch
Wegnahme eines Paares zu schwächen. Das hier angeführte Beispiel von 0,2 Gram.
Goldgehalt findet übrigens bei sehr ungünstigen Umständen bei der Vergoldung statt.
Außer den oben angeführten Manipulationen aber, um die Operation im Fall der Noth in
gehörigen Gang zu bringen, bleibt noch ein Mittel übrig: dieses Mittel ist, die
Goldauflösung reichhaltiger, z.B. von 0,5 Gram, zu machen, was entweder durch
Hinzufügen einer concentrirten Goldauflösung, oder durch Abdampfen der wirkenden
Flüssigkeit bewerkstelligt werden kann. Ich muß aber hiebei bemerken, daß in einer
mehr concentrirten Goldauflösung (von 0,6 bis 0,7 Gram.) das gehörige Verhältniß
zwischen der zu vergoldenden Oberfläche, der Oberfläche der Anode und der Stärke des
Stromes selbst leichter und schneller herzustellen ist.