Titel: | Ueber künstliche Darstellung des blauen Schwefelkupfers (Kupferindigs), von Dr. Alexander und Karl Walter. |
Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXXVII., S. 359 |
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LXXXVII.
Ueber künstliche Darstellung des blauen
Schwefelkupfers (Kupferindigs), von Dr. Alexander und Karl Walter.
Im Auszug aus Buchner's Repert. der Pharmacie Bd.
XLIV S. 14.
Walter, über künstliche Darstellung des blauen
Schwefelkupfers.
Das seiner Zusammensetzung nach dem sogenannten natürlichen Kupferindig
gleichkommende künstlich dargestellte Einfachschwefelkupfer wird entweder durch
Fällen von Kupferoxydsalzen mittelst Schwefelwasserstoffgas, oder nach Faraday, dadurch erhalten, daß man feingepulvertes
Halbschwefelkupfer mit kalter concentrirter Salpetersäure in einer Reibschale so
lange zusammenreibt, bis die Einwirkung aufhört, und das so erhaltene dunkelgrüne
Pulver auswäscht. Auf beide Weisen wird kein blaues Product erhalten. Die auf
erstere Weise erhaltenen braunschwarzen Flocken jedoch geben, bei nicht zu hoher
Temperatur getrocknet, oft ein graulichschwarzes Pulver, das beim Streichen mit dem
Polirstahl einen schwachstahlblauen Strich gibt, vorzüglich wenn es vorher z.B. mit
Leim auf Papier fixirt und getrocknet wurde. Auch die durch Hydrothiongas erhaltene
Verbindung gibt, unter gewissen noch nicht näher ermittelten Umständen, beim
Trocknen einzelne schön blaue Schichten. Nach Covelli
Annales de Chimie et de Physique, Bd. XXXV S.
105. Poggendorff'S Annalen Bd. X S. 494. beruht die Bildung des natürlichen Einfachschwefelkupfers in den Fumarolen
des Vesuvs auf der stetigen Einwirkung der sich beständig
entwickelnden Schwefelwasserstoffdämpfe auf Kupferoxyd und schwefelsaure und
salzsaure Kupferverbindungen bei einer 90° C. nicht übersteigenden
Temperatur. Da nun im übrigen der Proceß derselbe ist wie bei der Fällung durch
Schwefelwasserstoff, so trachteten wir bei unsern Versuchen diese die Farbe zu
bedingen scheinende fortgesetzte Einwirkung ebenfalls hervorzurufen. Vorzüglich ward
bei diesen Versuchen auch Glühhitze vermieden, damit keine Zersetzung in
Halbschwefelkupfer eintrete. Nach zahlreichen Versuchen fanden wir endlich folgendes
sichere Verfahren zur Darstellung der blauen Verbindung in größern Quantitäten: Man
löst vollkommen reines schwefelsaures Kupferoxyd in heißem Wasser auf, setzt hierauf
verdünnte Kali- oder Natronlauge zu, bis nichts mehr ausgefällt wird, wäscht
den erhaltenen Niederschlag von Kupferoxydhydrat gehörig mit Wasser aus und trocknet ihn bei höherer
Temperatur, bis die ganze Masse in schwarzes Oxyd übergegangen ist. 1 Theil dieses
Oxyds mischt man mit 1 Theil Schwefelblumen und 1/2 Theil Salmiak innig zusammen und
bringt die Mischung in einer Porzellanschale auf ein Drahtgitter über Kohlenfeuer,
bis sich der Schwefel entzündet; während seines Brennens wird die Mischung fleißig
untereinandergerührt, von Zeit zu Zeit mit einem nicht ganz schließenden Deckel
bedeckt, einige Augenblicke vom Feuer gesetzt, der Deckel dann wieder abgenommen,
eine neue Menge der Mischung von Schwefel und Salmiak, jedoch ohne Kupferoxyd,
zugemischt, die Schale wieder bedeckt, über das Feuer gebracht, dieses etwas
ermäßigt und nach einer Weile wieder weggesetzt. Nach einiger Zeit öffnet man den
Deckel, wo dann, wenn der richtige Zeitpunkt getroffen ist, eine ziemliche Portion
Schwefel wegsublimirt, was man durch ganz gelindes Erwärmen etwas befördern kann. So
lange die Masse kein blaues, sondern ein mehr dunkelschwarzes Ansehen hat, muß ihr
noch mehr Schwefel und Salmiak zugesetzt und die Schale, bei ja nicht zu starker
Feuerung, neuerdings erwärmt werden. Um die Wärme zu mäßigen ist es gut, von Zeit zu
Zeit noch etwas Salmiak zuzusetzen. Statt des Kupferoxyds kann man auch kleine
Kupferabfälle nehmen, die bei hinreichendem Schwefelzusatz durch und durch in diese
Verbindung verwandelt werden, jedoch etwas längere Zeit brauchen. – Das auf
diese Weise erhaltene indigblaue oder dunkelschwarze Pulver wird nun aus der Schale
genommen, zerrieben und behufs der Auflösung des Salmiaks mit heißem Wasser gut
ausgewaschen. Um die Mischung von durch Sublimation nicht ganz entferntem Schwefel
zu befreien, wird sie mit starker Kali- oder Natronlauge ausgewaschen, die
man so oft erneuert, bis sie keinen Schwefel mehr auflöst, welcher ihr eine gelbe
Farbe ertheilt. Etwa eingemengtes, noch unzersetztes Kupferoxyd kann, vor obiger
Entfernung des Schwefels, durch Aetzammoniak ausgezogen werden. Endlich wird die
Masse noch einmal mit Wasser ausgewaschen und dann zu technischen Zwecken gepulvert
und geschlämmt. Das auf diese Weise erhaltene Pulver gibt gleichviel, ob von
indigblauer oder bis ins Schwarze ziehender Farbe, auf einer glatten, harten Fläche
mit dem Polirstahl gerieben, einen schönen stahlblauen Strich und eignet sich
deßwegen, wenn es mit einem Bindemittel auf Papier aufgetragen und die Oberfläche
gut geglättet wird, zur Herstellung von Papieren mit stahlblauem Glanze bei
dunkelveilchenblauem Grunde. Mit Oel oder Firnissen angerieben, liefert es ein
schönes Veilchenblau. Das getrocknete grüne Einfachschwefelkupfer, mit Schwefel und
Salmiak gemischt, und so behandelt, gibt dieselbe Verbindung. Kohlensaures und salpetersaures
Kupfer ebenfalls; Chlorkupfer verursacht mehr Schwierigkeiten.
Die beschriebene Verbindung zeigt gegen andere Körper dasselbe Verhalten wie das
durch Fällen von Kupferoxydsalzen durch Schwefelwasserstoff erhaltene
Schwefelkupfer; nur wird sie von Cyankalium und Schwefelwasserstoffammonium nicht so
leicht aufgelöst; in Ammoniak aber löst sie sich bei Luftzutritt leicht auf unter
Absah von Schwefel. Eine Analyse dieser Verbindung haben die Verfasser bis jetzt
noch nicht vorgenommen, doch ist sie höchst wahrscheinlich von gleicher
Zusammensetzung mit dem Kupferindig. Minder wahrscheinlich ist es, daß ihre
Zusammensetzung analog sey jener des von Winkelblech
dargestellten bläulichen Schwefelkupfers, dessen Darstellung mit Subtilitäten
verknüpft ist und nicht immer gleich gut gelingt.