Titel: | Ueber Beleuchtung mittelst flüssiger Kohlenwasserstoffe; von Hrn. Mallet. |
Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XCIX., S. 417 |
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XCIX.
Ueber Beleuchtung mittelst flüssiger
Kohlenwasserstoffe; von Hrn. Mallet.
Aus dem Dictionnaire des arts et manufactures par M.
Laboulaye.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Mallet, über Beleuchtung mittelst flüssiger
Kohlenwasserstoffe.
In unserem Jahrhundert der Erfindungen und Verbesserungen sucht man die Producte,
deren Verbrauch bedeutend ist, nicht nur hinsichtlich ihrer Güte zu vervollkommnen,
sondern auch durch andere zu ersetzen, welche ziemlich dieselben Eigenschaften
besitzen, in der Anwendung dasselbe Resultat geben, dabei aber wohlfeiler zu stehen
kommen.
Es ist nicht zu verwundern, daß man bei diesem allgemeinen Streben sich schon seit
mehreren Jahren bemühte, das Oel und das Gas durch Flüssigkeiten zu ersetzen, die
unsere Beleuchtung wohlfeiler machen oder doch machen sollen. Schon längst wies die
Theorie zu diesem Behufe auf Flüssigkeiten hin, die, wie das Gas und das Oel, aus
Kohlenstoff und Wasserstoff, jedoch in andern Mengenverhältnissen zusammengesetzt
und um geringen Preis zu haben sind, wie das Terpenthinöl, das Bergöl, das Steinöl,
und in neuerer Zeit die flüchtigen Oele aus dem Schiefer, dem Gastheer, den Harzen
etc. Es war aber nicht hinreichend, über wohlfeile flüssige Kohlenwasserstoffe
verfügen zu können; die Schwierigkeit bestund darin, sie ohne Nachtheil für die
Consumenten zur Beleuchtung anzuwenden. Nun kann man sich zu diesem Behufe der zur Beleuchtung mit
Oel gebräuchlichen Vorrichtungen aber nicht bedienen, was Jedem klar seyn wird, der
die Theorie der leuchtenden Flamme kennt.
Die Flamme ist nach Berzelius ein brennendes Gas; ihre
Intensität hängt von der Natur der während der Verbrennung sich bildenden Körper ab.
Behalten letztere Gasgestalt, so leuchtet die Flamme wenig; so verhält es sich mit
der Flamme des Wasserstoffs, des Kohlenoxyds etc.; bringt man aber in diese Flamme
einen festen Körper, welcher einer hohen Temperatur widerstehen kann, z.B. einen
Platindraht oder eine Amianth-Faser, welchen sie zum Glühen bringen kann, so
wird dieser Körper leuchtend und der Glanz der Flamme sehr erhöht. Diese Erscheinung
erklärt sich durch das Weißglühen des festen Körpers inmitten der Flamme.
Die Flammen des Leuchtgases, der Oellampen, der Wachs- und Talgkerzen
verdanken ihren Glanz nur der Absonderung sehr fein zertheilter Kohle, welche darin
erglüht, bis sie an den Rand der Flamme gelangt, wo sie beim Zutritt der Luft
verbrennt. Man kann sich davon überzeugen durch Einhalten eines kalten Körpers in
diese Flammen; der abgesonderte Kohlenstoff legt sich an seine Oberfläche als Ruß
(Flatterruß) an. Die Absonderung dieses Kohlenstoffs geschieht aus folgende Weise:
das Leuchtgas enthält Kohlenwasserstoffgas, welches auch bei der Zersetzung der
fetten Körper in den Oellampen, Kerzen etc. durch die Hitze erzeugt wird. Der nun in
der Mitte der Flamme sich befindende Theil des Kohlenwasserstoffs wird durch ihre
hohe Temperatur zersetzt und läßt eine gewisse Menge seines Kohlenstoffs frei
werden.
Hat das verbrennende Gas einen zu geringen Kohlenstoffgehalt, so gibt es zu wenig
Kohlenstoff ab, um eine hinlänglich glänzende Flamme zu erzeugen; ist es hingegen zu
stark gekohlt, und sondert es zu viel Kohlenstoff ab, so wird die Flamme statt weiß
und glänzend, gelb und roth, matt und rauchend.
Die oben erwähnten wohlfeilen ätherischen Oele sind sehr reich an Kohlenstoff und
ihre Flamme ist, wenn sie auf die gewöhnliche Weise verbrannt werden, sehr rußig. Um
diesem Uebelstande abzuhelfen, gibt es zwei Hauptmittel: 1) diese sehr
kohlenstoffreichen ätherischen Oele mit andern wenig kohlenstoffhaltigen brennbaren
Flüssigkeiten zu vermischen, so daß der Ueberschuß an Kohlenstoff bei der einen
durch den Mindergehalt der andern Flüssigkeit ausgeglichen wird; 2) an die von ihnen
erzeugte Flamme so viel Luft hinzutreten zu lassen, daß der in Ueberschuß vorhandene
Kohlenstoff sich nicht absondern kann, indem er der Verbrennung entgeht und
Lampenschwarz bildet, sondern sich mit dem Sauerstoff der in gehöriger Menge
hinzutretenden Luft verbindend, in der Flamme verbrennt. Diese beiden Mittel werden
übrigens zur Erreichung des Zwecks um so leichter anwendbar, weil die einfache oder
gemischte verbrennbare Flüssigkeit in Dunst- oder Gasform versetzt werden
kann; alle oben erwähnten Kohlenwasserstoffe sind nämlich bei verschiedenen
Wärmegraden flüchtig.
Wir wollen nun das erste dieser Mittel besprechen.
Seit 3–4 Jahren kömmt ein im J. 1832 in Frankreich eingeführtes
Beleuchtungsverfahren wieder in Anwendung, welches schon zwanzigmal mit mehr oder
weniger Geschick, aber ohne Erfolg, neu aufgegriffen worden war, bis einige
sinnreiche Lampenfabrikanten es dem Publicum mit so viel Geschmack und
Geschicklichkeit vorführten, daß es heutzutage so zu sagen das Bürgerrecht erlangt
hat. Dieses Beleuchtungsverfahren wird dasjenige mit flüssigem
Gas, flüssigem Wasserstoff, Gasogen (auch Leuchtflüssigkeit, Leuchtspiritus) genannt, welche Namen ihm von den
verschiedenen Fabrikanten der brennbaren Flüssigkeit oder der zu ihrer Verbrennung
bestimmten Lampen abwechselnd beigelegt werden.
Man würde sich sehr irren, wenn man das Verfahren – irgend einem ätherischen
Oel, welches zu viel Kohlenstoff enthält, eine Flüssigkeit von geringem
Kohlenstoffgehalt, wie Alkohol, Methylen (Holzgeist) oder Aether zuzusetzen, um eine
Mischung zu erhalten, die man Alkoholat (Leuchtspiritus) benennen kann und welche mit nicht
rußender und sehr weißer Flamme brennt – als etwas Neues betrachten
wollte.Es ist die Erfindung eines Deutschen, des Hrn. v. Lüdersdorff.
Die ätherischen Oele, deren man sich zu solchen Mischungen bedienen kann, sind das
Terpenthinöl, das Gastheeröl, das Naphthaöl, das Steinöl, das Oel aus dem Schiefer
und aus Harzen. Damit aber beide Flüssigkeiten sich innig mischen und wechselseitig
einander auflösen, muß der Alkohol beinahe ganz wasserfrei seyn, am 100theiligen
Alkoholometer 98 Grade zeigen; ferner muß auch das ätherische Oel wasserfrei und
über Kalk rectificirt seyn; widrigenfalls sie sich nicht mischen können. Würde in
einer der beiden Flüssigkeiten ein gewisser Antheil Wassers zurückbleiben, so würden
sie sich bald aus der Mischung abscheiden, in der Lampe die nach ihrem specifischen
Gewichte ihnen zukommenden Stellen einnehmen und nothwendig in derselben Ordnung zum
Verbrennen kommen;
dadurch würden nacheinander zwei sehr verschiedene Flammen erhalten, wovon keine
genügen könnte. Diejenige des wässerigen Alkohols wäre von blaßblauer Farbe, ohne
Glanz; diejenige des ätherischen Oels rußend und von schwachem röthlichem
Glanze.
Ohne uns hier bei den Verfahrungsweisen der Gewinnung jener erwähnten ätherischen
Oele aufzuhaltenWir tragen die Beschreibung derselben im folgenden Hefte nach.A. d. R., haben wir hinsichtlich der Beleuchtung mit Leuchtspiritus mehrere
Hauptpunkte zu erörtern; erstens die dazu anzuwendenden Apparate; dann die Vorzüge
und Nachtheile des Systems an und für sich; endlich den Kostenpunkt.
Der Verbrennungs-Apparat ist eine Lampe, welche bloß in einem Reservoir
(Behälter) besteht, in das ein voller, nicht geflochtener Baumwolldocht hinabreicht;
das obere Ende dieses Dochts steht über den Behälter vor, wie bei den gewöhnlichen
Weingeistlampen, wenn er nämlich dünn ist und die Lampe nur als Nachtlampe oder
Nachtlicht dient; verlangt man aber große Helle, was meistens der Fall ist, so wird
dieser Docht in eine Hülse von dünnem Messing gesteckt, welche auf den Behälter
gepaßt und befestigt wird, über den sie um ein gewisses hervorsteht. Diese Hülse
oder cylindrische Röhre ist an ihrem oberen Ende mit einer Scheibe geschlossen,
welche mit symmetrisch gestellten sehr kleinen Löchern versehen ist. Dieser Cylinder
ist ferner am Rand mit einer durchbrochenen Gallerte versehen, in welche die
gläserne Zugröhre gesteckt wird, wie bei den Brennern der gewöhnlichen Argand'schen
Lampen (Quinquets). Der Docht hat den Zweck, die
capilläre Aufsteigung der Flüssigkeit zu bewirken. Ist nun der Apparat so
vorgerichtet, so muß er angezündet werden. Um aber den Dampf der brennbaren
Flüssigkeit entzünden zu können, muß er nothwendig vorher erzeugt, also der
Leuchtspiritus in Dampf verwandelt werden, welche Verdampfung nur durch
Temperatur-Erhöhung erfolgen kann. Um diesen Zweck zu erreichen, wird die
Hülse oben mit einem Ring umgeben, welcher mit einem Metalldraht versehen ist, den
man vorher in Weingeist tauchte, und nun entzündet. Die den Docht tränkende
flüchtige Flüssigkeit verdunstet und der durch die erwähnten Ausstrahlmündungen
entweichende Dunst entzündet sich an der Flamme des Ringes. Die Flammenstrahlen
bleiben getrennt und vereinigen sich nicht zu einer einzigen Flamme wie bei den
Gasbrennern, so daß der angezündete Brenner mehr oder weniger einer Artischocke
ähnlich sieht, deren Blätter die Flammenstrahlen sind. Der Glascylinder hat den Zweck, den
Flammenstrahlen die gehörige Richtung zu geben und die Verbrennung vollständiger zu
machen.
Die ersten Brenner der Leuchtspiritus-Lampen waren sehr unvollkommen, indem
man die Flamme weder reguliren noch auslöschen konnte, ohne in der Luft einen sehr
unangenehm riechenden Dampf zu verbreiten. Hr. Robert,
durch sein System der Oelbeleuchtung mit ununterbrochener Circulation bekannt,
vervollkommnete auch diese Beleuchtungsart, sowohl hinsichtlich des Brenners als der
gas- (dampf-) erzeugenden Flüssigkeit. Seine Leistungen verdienen eine
besondere Erwähnung.
Erstens bemerkt er, daß man, um bei dieser Beleuchtungsweise eine stetige
Regelmäßigkeit zu erzielen, für die Dimensionen der Brenner eine genaue und
unabänderliche Norm, sowie für die Flüssigkeit eine hinsichtlich des
Wasserstoff-, Kohlenstoff- und Sauerstoff-Gehalts immer
gleichbleibende Zusammensetzung annehmen müsse, gleichviel aus welchen Substanzen
dieser Leuchtspiritus bestehe, indem mancher Brenner, der mit einer gegebenen
Flüssigkeit gehörig brennt, nicht mehr so fortbrennen wird, wenn man der ihn
speisenden Flüssigkeit eine andere Zusammensetzung gibt und umgekehrt. Hr. Robert war einer der ersten, die fanden, daß zu einer
möglichst guten Verbrennung der Alkohol absolut und das Terpenthinöl rectificirt und
möglichst rein seyn muß; daß schon eine sehr kleine Menge Wassers im Gemisch das Oel
in seiner Zusammensetzung modificiren, feste, harzartige Substanzen erzeugen und die
Apparate beschmutzen kann. Auch kam er zuerst darauf, daß der Holzgeist den Alkohol
bei Bereitung des Leuchtspiritus sehr wohl vertreten kann, und daß auch andere
flüchtige Oele statt des Terpenthinöls benutzt werden können.
Vorzüglich aber waren es die Brenner selbst, die er glücklich verbesserte. Bei den
von ihm construirten Lampen circulirt der brennbare Dampf, ehe er an die Löcher
gelangt, durch welche er entweicht, in dem kreisrunden Raum zwischen zwei
concentrischen Röhren, welcher Raum von außen unmittelbar durch die Flamme des
Brenners erhitzt wird und eine Art Retorte bildet, worin der Dampf eine gewisse
Zersetzung erleidet und sich, wo nicht ganz, doch wenigstens theilweise in
wirkliches Gas verwandelt. Man sehe Fig. 1; B ist der Docht; der im Raume A,
H gebildete Dampf steigt hinauf in die Röhre C,
wieder herab in den kreisförmigen Raum D, tritt dann in
den Raum E und entweicht durch die Löcher F. Der Raum E bildet, so wie
auch der kreisförmige Raum, einen Isolator, indem er sich der directen Fortpflanzung
der Wärme in den
Dampfraum A, H widersetzt. Diese Anordnung verhindert,
daß die Spannung und Erzeugung des Dampfs überhand nehme und ertheilt der Flamme
eine absolute Unbeweglichkeit. Der Raum E, sowie der
kreisförmige Raum, welchen der Dampf durchzieht, dient als Reiniger, indem sich hier
alle fremdartigen Körper und die durch die Destillation etwa mit gerissenen
Theilchen der Flüssigkeit absetzen.
In Fig. 2 sieht
man die Vorrichtung zum Auslöschen der Lampe mit Vermeidung der oben bezeichneten
Uebelstände. Eine mit einem kleinen Knopfe endigende Stange K gibt der Röhre B, G zugleich eine
longitudinale und spiralförmige Bewegung; diese Röhre aber beherrscht den Kegel E, welchen man dadurch nach Belieben herunterlassen und
so die Oeffnung für den Dampfaustritt verstopfen kann, wenn man die Lampe auslöschen
will; A stellt die Gallerie (den Kranz) für das Glas
dar.
Die erwähnte Beweglichkeit der Röhre ist unerläßlich, um sie losmachen zu können,
wenn sich etwas angelegt hat; dieß wird durch zwei einfache feste Stückchen, eine
Gabel und ein Zäpfchen bewerkstelligt. Die Form des kleinen Zapfens ist an und für
sich schon ein Mechanismus, durch welchen die Röhre, in dem einzigen Fall, wo es
nothwendig ist, herausgenommen werden kann, ihr Heraustreten aber während der
Bewegung, bei welcher sie mit dem Ganzen in Verbindung bleiben muß, beständig
verhindert wird.
Dieser Brenner kann auch, wie die Fig. 3 zeigt, so
modificirt werden, daß man die Flamme vom stärksten Licht bis zur Helle einer bloßen
Nachtlampe reguliren kann. Das Auslöschen dieses Brenners veranlaßt keinen Geruch
und geschieht nicht plötzlich, so daß man das Zimmer verlassen kann, ohne im Dunkeln
zu seyn, selbst nachdem man den Knopf schon umgedreht hat, um die Lampe
auszulöschen.
Seine Einrichtung beruht darauf, daß die Röhre D, D (Fig. 3), welche
auf die im Brenner enthaltene Flüssigkeit die von der Flamme empfangene Wärme
fortpflanzt, davon um so mehr zur Verdampfung bringt, eine je größere Heizfläche sie
dieser Flamme darbietet.
Durch das Umdrehen des Knopfes und mittelst der ebenerwähnten Bewegung kann man die
Röhre N und den obern Theil des Brenners V, F auf- oder abwärts reiben, wodurch der von
der Flamme erhitzte Theil der Röhre D mehr oder weniger
verkürzt wird und der Lampe mehr oder weniger Flamme läßt. Wenn die Röhre D ganz in der Röhre V
steckt, so erhält der Brenner keine Wärme mehr und die Flamme würde augenblicklich
erlöschen, wenn nicht die schon erlangte Wärme noch etwas Flüssigkeit verdampfen
würde; allein diese ist bald erschöpft und mit ihr hört die Dampf- und
Flammenbildung auf, ohne daß der Brenner Geruch verbreitet.
Offenbar wird bei der Einrichtung dieses Brenners nicht nur durch die Verkleinerung
des der Flamme ausgesetzten Theils der Röhre D, sondern
auch durch das Entfernen der Flamme selbst vom Spiegel der Flüssigkeit die
Verdampfung, und mithin auch die Verbrennung, verlangsamt. Die Röhre D, D muß nothwendig von Platin seyn, weil jedes andere
Metall sich oxydiren und so verkrümmen würde, daß kein genauer und dichter Schluß
mehr statt fände, während es bei Platin nicht im geringsten Luft gibt. Der hohe
Preis der Platins vertheuert diesen Brenner um 10 Frcs.; auch ist diese Einrichtung
minder im Gebrauch als die vorhergehende.
Wir gehen nun zur Würdigung dieser Beleuchtungsart über.
Die Lampe ist durch ihr geschmackvolles Aeußere ein Luxusgegenstand geworden, wozu
die Durchsichtigkeit des krystallenen Reservoirs und die Vergasung der Flüssigkeit
nicht wenig beitrugen. Ob aber dieses System in jeder Hinsicht gut und nützlich ist
und vor den anderen Beleuchtungsarten hinsichtlich der Kosten den Vorzug verdient,
das soll im Folgenden untersucht werden.
Die Flamme ist schön weiß, gibt keinen Ruß und wenig oder gar keinen Geruch. Der im
Brenner steckende Docht thut mehrere Tage seinen Dienst, ohne daß man ihn jeden Tag
frisch herzurichten braucht, wie bei den Oelbrennern (Hr. Robert empfiehlt ihn alle 8 Tage zu erneuern); endlich beschmutzt man sich
mit diesen Lampen nicht wie bei Behandlung der Oellampen. Da ferner das Oel immer
Schleimtheile enthält, die sich nicht verflüchtigen und den Docht beschmutzen, so
muß bei den Oelbrennern, nachdem sie mehrere Stunden leuchteten, eine Verminderung
der Lichtintensität ohne Verminderung der Kosten eintreten, was beim Leuchtspiritus
nicht der Fall ist. Auch gereicht es letzterm zum Vortheil, daß die Oellampen, ihre
Reparaturen, und ihr Unterhalt theurer sind, und daß eine Oellampe, welche man nur
selten anzündet, keine guten Dienste verrichten kann in Folge des nachtheiligen
ordnenden Einflusses der Luft auf das Oel, welches dann beim Verbrennen eine schwer
verbrennliche, die Poren des Dochts verstopfende Kohle erzeugt.
Leider aber sind diese Vorzüge der neuen Lampen von Uebelständen begleitet, welche
wir ebenfalls nicht verhehlen dürfen. Diese sind erstens der unvermeidliche Geruch
der flüssigen Mischung, welcher anhaltende Geruch vom ätherischen Oel herrührt und
so stark ist, daß wenn man das Unglück hat, in einer Stube eine Lampe umzuwerfen,
oder Leuchtspiritus zu verschütten, man diese Stube auf wenigstens einen Tag verlassen muß;
zweitens daß man in der Regel eine gewisse Quantität dieser Flüssigkeit in Vorrath
zu Hause haben muß, weil man sie nicht, wie das Lampenöl, bei allen Krämern findet,
und auch nicht so bald finden wird. Endlich ist diese Flüssigkeit, da sie sehr
flüchtig und sehr entzündlich ist, und sich bei höherer Temperatur wegen ihrer
leichten Verdunstung selbst von der Ferne her entzünden kann, etwas feuergefährlich,
ein bei der Fahrlässigkeit der meisten Dienstboten sehr zu berücksichtigender
Umstand. Ein Fall ist uns bekannt, wo im letzten Winter eine solche Lampe, bei deren
Licht eine Frau arbeitete, aus Unvorsichtigkeit umgeworfen wurde und zerbrach; die
aus dem Reservoir ausgeflossene Flüssigkeit entzündete sich und verbrannte auf eine
gräßliche Weise die arme Frau, welche allein war, die Besinnung verlor und nach
schrecklichen Schmerzen den Geist aufgab. Die Feuersgefahr ist sonach der
gewichtigste Einwurf, welchen ich gegen die Anwendung der vergasbaren Flüssigkeiten
zur Beleuchtung zu machen habe.
Wir müssen bei dieser Gelegenheit eines von Hrn. Robert
erfundenen Eingießkännchens erwähnen: der Henkel desselben ist hohl und seine beiden
Enden haben, das eine ganz nahe beim Halse des Gefäßes, das andere gegen die Mitte
seines Innenraums, Oeffnungen, so daß die Luft in die Eingießkanne beim Entleeren
derselben durch die Handhabe, und nicht, wie bei den gewöhnlichen Gefäßen, durch den
Hals eintritt; hiedurch wird das Gluckgluck, und folglich auch das Umherwerfen der
stets übelriechenden Flüssigkeit vermieden. Um die Feuersgefahr zu vermindern, sind
die Mündungen mit Drahtgeweben überzogen, so daß das Feuer nicht zur Flüssigkeit in
das Kännchen hineinschlagen kann.
Wir haben bisher immer eine richtig zusammengesetzte Flüssigkeit (mit rectificirtem
ätherischem Oel) vorausgesetzt; leider liefern die Leuchtspiritus-Verkäufer
den Consumenten nicht immer eine normale Flüssigkeit, sowohl ihre Leuchtkraft, als
ihre Reinheit anbelangend. So ist das Methylen (der Holzgeist) nicht immer frei von
Aether, welcher sich leicht säuert und dann das Metall der Lampe angreift. Einige
behaupten, daß gewisse Sorten Leuchtspiritus beim Verbrennen viel Kohlenoxyd, eine
sehr schädliche Gasart, liefern.
Nun handelt sich's noch um den Kostenpunkt. Die Leuchtkraft der Leuchtspirituslampen
hängt von den Verhältnissen des Brenners und der Menge der verbrannten Flüssigkeit
ab. Gegenwärtig (bei der Besteuerung des Alkohols) kostet 1 Liter Leuchtspiritus in
Paris 1 1/2 Fr. und bei
diesem Preis verzehrt eine Lampe mit sieben Strahlen, welche ein Licht gleich jenem
einer Carcel-Lampe gibt, ungefähr um 8 Cent. Flüssigkeit (nahezu 60 Gramme),
was viel höher kömmt als die Oelbeleuchtung.
Sehen wir, ob dieser Aufwand bedeutender Modificationen fähig ist. Das Hektoliter,
behufs der Auflösung des ätherischen Oels, rectificirten Alkohols kostet im
Durchschnitt 70 Fr. (gegenwärtig 90 Fr. in Folge zweier schlechten Weinjahre); dazu
kommen aber für Paris noch 80 Fr. per Hektoliter für
Eingangs- und Consumtionssteuer, was den Preis des Hektoliters für Paris auf
150 Fr. erhöht. Das Hektoliter ätherisches Oel von ungefähr 25°, gleichviel
welchen Ursprungs, kann im Handel jetzt 75 Fr. kosten. Da nun für die
Leuchtflüssigkeit 2 Volume Alkohol und 1 Volum ätherisches Oel erforderlich sind, so
kommt das Hektoliter der Mischung auf 125 Fr., also – 25 Fr. Nutzen für den
Fabrikanten der Flüssigkeit gerechnet, was nur billig ist – auf den
gegenwärtigen Preis.
Die Leuchtspiritus-Fabrikanten, so wie die Weinbauer kamen um die Befreiung
von den Consumtions- und Octroiabgaben für den zu dieser Beleuchtung
bestimmten Alkohol ein, wobei sie sich aber verbindlich machten ihn zu denaturisiren
und zum Trinken unbrauchbar zu machen. Die Kammern ließen dem Principe nach dieser
Reclamation Gerechtigkeit widerfahren, indem sie es der Regierung überließen, ein
Reglement über die Bedingungen und die Grundlagen der Denaturisirung des für Gewerbe
und Industrie bestimmten Alkohols festzusetzen. Es waren also Denaturisationsmittel
ausfindig zu machen; die Société
d'Encouragement lenkte hierauf die Aufmerksamkeit der Chemiker; das
einfachste der im Bericht des Hrn. Payen
Polytechn. Journal Bd. XCI S.
390. angegebenen Denaturisationsmittel ist die Beimischung von 5 Proc.
Steinkohlentheeröl zum Alkohol. Die Frage wurde dem Berathungs-Comité
für Gewerbe und Fabriken vorgelegt, welches dieses Verfahren aber nicht zureichend
erachtete, um die Wiederbrauchbarmachung des Alkohols zum Getränk zu verhindern;
denn die Regierung macht gegenwärtig der Kammer den Vorschlag, die Abgabe auf
Alkohol um 25 Fr. per Hektoliter zu reduciren, indem die
Kosten der Wiederbrauchbarmachung sich auf 30 Fr. belaufen. Andererseits kündigte
Hr. Robert an, daß er ein sehr einfaches und wenig
kostendes Mittel entdeckt habe, den Alkohol zu denaturisiren, welches wir aber nicht
kennen.
Nach unserer Ueberzeugung enthält bei den von der Regierung festgesetzten Mitteln zum
Denaturisiren des Alkohols die Flüssigkeit zu viel Steinkohlenöl, um zu den meisten
technischen Zwecken noch brauchbar zu seyn. Zur Beleuchtung ist solcher Alkohol zwar
tauglich, aber die Preisverminderung ist in dieser Hinsicht nicht bedeutend genug,
daß er die Concurrenz mit dem Oel aushalten könnte.
Bei Beantwortung dieser Frage kommen überhaupt wichtige und verwickelte Interessen
ins Spiel. Die Beleuchtung mittelst Leuchtspiritus kann wegen ihrer Neuheit und der
damit verbundenen Uebelstände, wegen des übeln Geruchs und der Entzündbarkeit des
Leuchtspiritus eine allgemeine Einführung nur dann hoffen, wenn sie um ein
Bedeutendes wohlfeiler kömmt, als die Beleuchtung mit Oel. Ihre Verbreitung würde
der Alkohol-Fabrication eine sehr große Ausdehnung geben, welche nicht nur
den Weingegenden nützlich wäre, sondern außer dem Wein auch die Anwendung anderer
Urstoffe zur Alkoholbereitung, z.B. der Runkelrüben und Kartoffeln, zur Folge haben;
vielleicht mit Verminderung des Anbaues von Oelsamen. Andererseits ist zu beachten,
daß der Talg und die Oele des Inlands die Consumtion nicht decken und die jährliche
Einfuhr dieser Producte sehr groß ist; daß folglich der Landwirthschaft kein Schaden
zugefügt würde, wenn man den Leuchtspiritus an die Stelle dieser
Beleuchtungsurstoffe treten ließe, welche wir vom Ausland beziehen. Andererseits muß
auch das Interesse des Staatsschatzes berücksichtigt werden; es geht durchaus nicht
an, daß unter dem Vorwand der Beleuchtung die Abgabe für einen Theil des zum Getränt
bestimmten Alkohols defraudirt werden könne. Endlich muß auch Gleichheit erhalten
werden hinsichtlich des Stadtzolls (Octroi) bei den verschiedenen zum Beleuchten
dienenden Substanzen.
So betragen für Paris die Eingangszölle mit Inbegriff der Zehentsteuer:
für das Hektoliter
Oel
22 Fr.
„
Terpenthinöl
11 „
„
Steinkohle
0,33 „
100 Kilogramme
Talg
3,30 „
„
Stearinsäurekerzen
8,25 „
Wenn die Abgabe auf einen dieser Artikel aufgehoben oder vermindert wird, so fordert
es die Billigkeit auch für die andern.
Es gehören indessen diese Fragen mehr in die Oekonomie als in die Technologie, und
ihre Erörterung liegt unserm Gegenstand weniger nahe. So viel ist gewiß, daß
gegenwärtig in Frankreich die Beleuchtung mit Leuchtspiritus mit der Oelbeleuchtung nicht concurriren
kann und folglich dem Luxus angehört.
Man schlug vor, statt des Alkohols, um die Abgaben zu umgehen, Aether, und zwar
Schwefeläther zu dieser Beleuchtung anzuwenden, und die HHrn. Bodson und Laugier nahmen darauf ein Patent.
Allerdings dürfte der Aether ohne Zollabgabe wohlfeiler kommen als der Alkohol; bis
jetzt aber erlaubte sich der Fiscus, die Mischung aus Aether und ätherischem Oel
ebenso wie die mit Alkohol zu besteuern.
Zwischen der Beleuchtung mit Leuchtspiritus und mit Gas haben wir keine Parallele
gezogen, in der Ueberzeugung, daß dieses neue System nicht mit dem Gas, sondern nur
mit dem Oel concurriren will und kann.
Der Gasogen-Beleuchtung droht übrigens eine Concurrenz durch die Anwendung der
flüssigen Kohlenwasserstoffe oder reinen ätherischen
Oele.
Wir sagten im Eingang dieses Artikels, daß eines der vorgeschlagenen Mittel, um das
Rauchen der ätherischen Oele beim Brennen zu verhüten, darin bestehe, auf die von
ihnen erzeugte Flamme eine hinreichende Menge Luft strömen zu lassen, damit der im
Ueberschuß vorhandene Kohlenstoff nicht der Verbrennung entgehen, sich absondern und
Ruß bilden könne, sondern sich mit dem Sauerstoff der zuströmenden Luft verbinden
muß. Statt zur Flamme Luft treten zu lassen, kann man recht gut auch den Dampf des
Oels mit Luft vermischen und dann dieses Gemisch entzünden.
Wir müssen nun zuvörderst bemerken, daß letzteres Verfahren viel ökonomischer und
rationeller ist als das erstere, welches darauf hinauslauft, dem ätherischen Oel
eine Substanz von geringem Kohlenstoffgehalt zuzusetzen, wodurch nicht nur die
Kosten vermehrt werden,Alkohol selbst von schlechtem Geschmack, wird wohl stets theurer seyn als die
flüchtigen Oele vom Schiefer, den Steinkohlen und dem Terpenthin. sondern auch die Intensität des Lichts vermindert.
Das Steinkohlen-, Schiefer- und Terpenthinöl für sich allein und ohne
Rauch verbrennen zu können, ist ein Problem von großer Wichtigkeit. Es sind dabei
bedeutende Schwierigkeiten zu überwinden, von welchen viele schon sich wieder
abschrecken ließen, und nur einige erhielten durch große Beharrlichkeit wichtige
Resultate, welche wir ohne den Gegenstand erschöpfen zu wollen, mittheilen.
Vor allem müssen wir bemerken, daß es verschiedenartige ätherische Oele gibt, die aus
demselben Urstoff gewonnen werden; daß bei der Destillation der Steinkohle, des
Steinkohlentheers, des Schiefers, die flüchtigsten, leichtesten und flüssigsten Oele
zuerst übergehen; ihre Dünnflüssigkeit und Leichtigkeit nehmen beim Fortschreiten
der Destillation ab und die letzten sich verflüchtigenden Producte sind beinahe
zähe, können beim Erkalten wie die Fette in festen Zustand übergehen, und enthalten
viel Naphthalin und Paraffin. Ohne hiebei länger zu verweilen, bemerken wir, daß wir
im folgenden unter Steinkohlen- oder Schieferöl ein solches von ungefähr 0,84
Dichtigkeit, welches 26° am Aräometer zeigt, verstehen. Die darauffolgenden
Destillationsproducte sind weniger flüchtig und eines der letzten vom
Steinkohlentheer nannten einige todtes Oel (huile morte).
Offenbar beruht die Lösung des Problems der Verbrennung der ätherischen Oele für sich
allein auf einer zweckmäßigen Einrichtung der Lampe; sprechen wir daher von den
vorzüglichsten bis jetzt construirten. Einige, die sich mit diesem Gegenstand
beschäftigten, arbeiteten darauf hin, nicht nur Oele die mehr oder weniger ätherisch
sind, sondern auch todtes Oel zu brennen.
Im Jahr 1834 construirte Hr. Beale
Polytechn. Journal Bd. LXXIV S. 364.
Es ist nicht zu verwundern, daß bei der in England so ausgedehnten
Gasbeleuchtung der in so großer Menge erzeugte Theer in diesem Land zuerst
zu Versuchen Veranlassung gab, ihn oder seine Destillationsproducte
nutzbringend zu verwenden. in London eine Lampe, in deren kelchförmigen Brenner besagtes todte Oel zu constantem Niveau in die Höhe steigt.
Mittelst etwas Alkohol entzündet man die Oberfläche dieses Oels und ein umgekehrt
kegelförmiges Zugrohr zieht an die Flamme einen Luftstrom, welcher mittelst einer
kleinen Röhre durch die Flüssigkeit im Kelch zieht und auf dieser Flamme einen
Wirbel hervorbringt, so daß sie also mit Luft vermischt wird und ziemlich gut
brennt.
Bald darauf verband sich Hr. Busson-Dumaurier mit
Hrn. Beale, welche mit einander ein Verfahren entdeckten,
ätherische oder andere Oele im Innern eines Brenners in Dampf zu verwandeln und dem
erzeugten Dampf vor dessen Verbrennung eine gewisse Menge Luft beizumengen. Ihre
Lampe bestund für den gewöhnlichen Gebrauch aus einem umgestürzten Reservoir,
mittelst dessen die Flüssigkeit einen oben mit einer durchlöcherten Scheibe
verschlossenen dochtlosen Brenner in constantem Niveau speiste; durch die Löcher
tritt das Dampf- und Luftgemenge aus, welches nach dem Entzünden nicht nur
das Licht gibt, sondern auch zugleich die erforderliche Wärme, um das Oel in Dampf
zu verwandeln. Der
Brenner ist in zwei Theile getheilt, wovon einer über den andern hingleitet, so daß
er nach Bedarf verlängert oder verkürzt werden kann. Die innige Vermengung der Luft
mit Dämpfen von großem Kohlenstoffgehalt, deren Dichtigkeit 4 bis 5mal so groß als
diejenige der atmosphärischen Luft ist, in demselben Brenner, in welchem die
Flüssigkeit sich in Dampf verwandelt, machte jedoch Schwierigkeiten. Die HHrn. Beale und Busson-Dumaurier trieben die Luft in den Brenner unter einem
constanten Druck von ungefähr 3 Cent. Wassers mittelst eines außerhalb des
Etablissements angebrachten Blasebalgs, Ventilators oder Gasometers. Diese Luft
wurde in den Brenner durch ein Röhrchen geführt, welches durch das ätherische Oel
ging und dessen Mündung war, statt gegen den Obertheil des Brenners, gegen die
Oberfläche der Flüssigkeit gerichtet, so daß die gegen diese Oberfläche getriebene
Luft sich mit dem erzeugten Dampf gewaltsam mengte und ihn in gehöriger Proportion
mitriß; mittelst eines gewöhnlichen Hahns regulirte man die einziehende
Luftmenge.
Da die HHrn. Beale und Busson-Dumaurier mit demselben Brenner alle bei der Destillation
des Theers erhaltenen Oele consumiren wollten, diese verschiedenen Oele aber bei
sehr verschiedenen Graden verdampfen, so mußten sie letztern Umstand bei der
Construction ihres Brenners berücksichtigen. Aus diesem Grunde schob sich ein Theil
desselben über den andern, so daß, um die Verdampfung zu befördern oder aufzuhalten,
die Flamme nach Belieben näher oder weiter gerückt werden konnte. Die Einrichtung
dieses Apparats, über welchen wir uns nicht weiter verbreiten, weil ein anderer,
vortheilhafterer, an dessen Stelle trat, ist sehr sinnreich; die Flamme war sehr
glänzend, doch nicht ganz rußfrei; außerdem war die Anwendung eines Blasebalgs,
Ventilators oder Gasometers, welche dem Brenner Luft zuführten, sehr kostspielig und
unbequem.
Hr. Busson-Dumaurier, mit seinen Resultaten zu
leicht zufrieden, kam nach Frankreich und Paris, in der Hoffnung, daß sein
Beleuchtungs-System nicht nur für Straßen, Höfe etc. eingeführt werde,
sondern auch im Innern der Wohnungen. Er stellte damit in der Straße Laffitte
öffentliche Versuche an. Eines Abends hatte sich eine ziemliche Anzahl Leute, unter
welchen elegant gekleidete Damen, bei ihm eingestellt, um diesen Versuchen
beizuwohnen. Anfangs ging alles zur Zufriedenheit; das Licht war intensiv und sehr
hübsch und zwar etwa 1/2 Stunde lang, als mit einem Mal eine der Damen auf ihrem
weißen Kleide einen kleinen schwarzen Punkt gewahr wurde, den sie mit der Hand abschütteln wollte;
allein durch die Reibung verwandelte sich der Punkt in einen schwarzen Strich;
später bemerkte sie mehrere solche schwarze Punkte, die ebenfalls Striche gaben. Als
die übrigen Damen dieß sahen, entflohen sie unter panischem Schrecken.
Busson konnte daraus die Ueberzeugung schöpfen, daß sein
Apparat noch nicht die nöthige Vollkommenheit für die Anwendung besitze, und verband
sich, um diesen Zweck zu erreichen, mit dem Lampenfabrikanten Hrn. Rouen; sie acquirirten vorerst das Privilegium des Hrn.
Lebreton, der sich nicht ohne Erfolg mit der
Beleuchtung mittelst flüssiger Kohlenwasserstoffe abgegeben hatte, und arbeiteten
beharrlich an der Vervollkommnung der Brenner. Nach vielen Versuchen blieben sie
zuletzt bei folgendem Brenner stehen, benutzen aber nur die bei der Destillation der
Steinkohlen, des bituminösen Mergelschiefers oder des Theers übergehenden
flüchtigsten Oele, welche wenigstens 25° am Aräometer zeigen. (Man vergl.
polytechn. Journal Bd. LXXXVIII S. 465.)
Fig. 4 zeigt
diesen Brenner. A ist dessen unterer Theil, welcher
unten mit einer Röhre in Verbindung steht, die die Flüssigkeit aus einem Reservoir
mit unveränderlichem Niveau herführt. Ein an dieser Röhre angebrachter Hahn hebt
nach Belieben die Verbindung zwischen dem Reservoir und dem Brenner auf, welcher
letztere höher steht als der Hahn. Auf den Theil A kömmt
der Kopf des Brenners, und diese beiden Stücke sind durch eine Scheidewand getrennt,
auf welcher sich ein Aufsatz B mit kleiner Mündung
befindet. Die Wände C, C des Brennerkopfs sind von
ziemlich dickem Kupfer, also einem sehr guten Wärmeleiter. Etwas über der
Scheidewand sind die Wände im Umkreis mit mehreren Oeffnungen c, c versehen, welche die atmosphärische Luft zutreten lassen; diese
Oeffnungen konnte man mittelst eines außerhalb des Cylinders angebrachten Ringes in
ihrem Querschnitt nach Belieben vermindern. Die Figur zeigt kleine Stäbchen, welche
den Kopf des Brenners mit dem untern Theil vereinigen; über dem Aufsatz B befindet sich eine Glas- oder Zugröhre b. Der Theil des Kopfs, welcher diese Zugröhre b umgibt, bildet eine Art Kammer oder Reservoir, dessen
Wände mit einem Drahtgewebe belegt sind (das durch Punktirung angezeigt ist). D, D sind die auf der Peripherie des Kopfes in
unbestimmter Zahl angebrachten Oeffnungen von 2–3 Millimeter Durchmesser. Auf
dem äußersten Theil des obern Stücks E, E ist ein
Deckpfropf F aufgeschraubt, um den Brenner innwendig
reinigen zu können. Der Kopf des Brenners kann mit einer durchbrochenen Gallerie
versehen seyn, um eine gläserne Zugröhre mit einer Verengerung aufsetzen zu können,
welche die Luft auf die
Flamme zu ziehen zwingt und so die Verbrennung vollständiger macht.
Der beschriebene Brenner wirkt nun auf folgende Weise: wie bei den Gasogen-Lampen muß damit begonnen werden, die
Flüssigkeit in Dampf zu verwandeln. Zu diesem Behufe wird der Brenner mit einer Art
Aeolipile (Dampfkugel) erhitzt, die wir sogleich
beschreiben werden. Der Dampf nämlich erzeugt sich im Theile A, entweicht durch den Aufsatz B und reißt
vermöge seiner Spannung die durch c', c' eintretende
Luft mit sich. Dieses Dampf- und Luftgemisch dehnt sich zuerst in der Röhre
aus und gelangt dann in den Kopf des Brenners, in welchem es eine gewisse, seine
Vermischung befördernde, wirbelnde Bewegung bekommt, und zuletzt verbinden sich
Dampf und Luft noch inniger durch die kleinen Löchlein des Drahtgewebes, durch
welche sie treten müssen, um an die Ausstrahlöffnungen D,
D zu gelangen, über welchen man sie anzündet.
Es versteht sich, daß der Hahn dabei geöffnet seyn muß; die Flüssigkeitssäule des
Reservoirs übt auf die in A enthaltene Flüssigkeit einen
constanten Druck aus, so daß der Dampf unter dem Einfluß dieses zur guten Function
des Brenners nothwendigen Drucks austritt. Die Wände c,
c theilen der Flüssigkeit in A jeden Augenblick
die zu ihrer Verdampfung nöthige Wärme mit. Der Brenner regulirt sich selbst in
Folge seiner Einrichtung; angenommen, es sey eine zu große Menge Flüssigkeit
verdampft, so treibt die größere Spannung des gebildeten Dampfs die Flüssigkeit vom
Theile A in das Reservoir zurück und entfernt sie von
der Wärme-Quelle, was die Verdampfung wieder vermindert.
Die Erfinder haben die Dimensionen so berechnet, daß die Menge des in Dampf
verwandelten Kohlenwasserstoffs dem Bedürfniß der Verbrennung entspricht. Die Menge
der Luft, welche sich mit dem Dampf vermischt, soll sich behufs einer geeigneten
Verbrennung wie 3 zu 4 verhalten.
Das Drahtgewebe hat außer dem angegebenen Zweck auch den Nutzen, zu verhindern, daß
die Flamme in den Brenner auf das Dampf- und Luftgemisch zurückschlägt,
welches explosiv seyn könnte.
Um den Brenner vor dem Anzünden zu erhitzen, bedienen sich die Erfinder, wie gesagt,
einer Art Aeolipile, die eigentlich nichts als ein großer, dem obigen sehr ähnlicher
Brenner, jedoch mit horizontaler Flamme ist.
Fig. 5 zeigt
den summarischen Durchschnitt dieses Brenners, welcher unten mit dem Reservoir mit
unwandelbarem Niveau in Verbindung steht, wie schon erklärt wurde. Die Flüssigkeit gelangt in
den Raum A, in dessen oberem Theil sich eine
cylindrische Oeffnung befindet, die in der Figur durch den Raum zwischen A und A' angezeigt ist. Vom
obern Theile A' aus geht eine kleine Röhre B; dieselbe hat eine Oeffnung O, durch welche der durch die Hitze der Flamme gebildete Dampf austritt,
der unmittelbar den Raum A und folglich die Flüssigkeit
erhitzt. Der entweichende Dampf tritt in den cylindrischen Raum und zieht so viel
Luft mit sich, als zur Verbrennung des verdampften Kohlenwasserstoffs erforderlich
ist; das Gemisch wird wie gewöhnlich angezündet. Die Erfinder empfehlen diese
horizontale Flamme auch zum Beleuchten der Leuchtthürme und Schiffe.
Einer ihrer gewöhnlichen Brenner consumirt in der Stunde ungefähr 60 Gramme flüssigen
Kohlenwasserstoffs. Die Versuche auf dem Platze des Museums ergaben eine Consumtion
von 70 Grammen (von der oben angegebenen Dichtigkeit), welche bei 85° C. ins
Sieden kamen.
Wir gehen nun zur Beurtheilung dieser Beleuchtungsart über.
Die Vorrichtungen sind unstreitig sehr sinnreich. Die Flamme dieser Brenner ist
weißer und glänzender als die der Oelbrenner, ihr Licht steht aber an Weiße und
Glanz der Gasflamme nach. Wir sind überzeugt, daß diese Erfindung zur
Straßen-Beleuchtung für das Oel eine gefährliche Concurrenz bilden und in
Anstalten, wo die Verhältnisse die Errichtung eines Gasometers nicht gestatten,
selbst die allgemeine Beleuchtung mit Gas vertreten kann. Doch dürfen wir nicht
verhehlen, daß diese Brenner noch nicht rußfrei sind, was im Freien schon
unangenehm, in Zimmern, Magazinen etc. aber ein unübersteigliches Hinderniß ihrer
Anwendung ist. In Stationshöfen, Werkstätten etc. verwendet man sie in besondern
Laternen, wovon eine in Fig. 6 abgebildet ist. C ist der Helm; das Flüssigkeit-Reservoir ist in
R, und die Flüssigkeit wird durch die Röhre t dem Brenner B zugeführt.
Das Reservoir darf nicht unmittelbar auf den Helm gesetzt werden, sondern muß davon
getrennt seyn, damit die Hitze der Flamme nicht auf die Flüssigkeit wirkt.
Uebelstände sind nun 1) das mehr oder weniger bedeutende Rußen; 2) die dem Anzünden
nothwendig vorausgehenden Operationen, indem zum Anzünden von Gaslaternen bei weitem
nicht so viel Zeit erforderlich ist. Das Anzünden frischer Brenner erfordert 2
Minuten, die Zeit inbegriffen, welche der Anzünder braucht, um von einem Brenner zum
andern zu gehen. Dazu käme noch, im Innern der Häuser, der Geruch der Flüssigkeit,
nicht der brennenden, sondern wenn solche aus Unvorsichtigkeit verschüttet wird, welcher Geruch
viel widerlicher ist als derjenige des Leuchtspiritus; endlich die Nothwendigkeit,
eine sehr brennbare Flüssigkeit im Hause zu haben. Hinsichtlich der Uebelstände des
Leuchtspiritus und der Kohlenwasserstoffe, nämlich ihres Geruches und des Rauchens,
müssen wir jedoch bemerken, daß das Gas, wenn es nicht gut gereinigt – was
oft der Fall ist – sie ebenfalls besitzt. Die Explosionen des Leuchtgases
– worin Paris das traurige Privilegium zu haben scheint – sind der
Leichtentzündlichkeit der ätherischen Oele gegenüber zu berücksichtigen.
Nun haben wir noch den Kostenpunkt zu betrachten. Unstreitig stellt sich schon
gegenwärtig diese Beleuchtung wohlfeiler als diejenige mit Oel, weil die ätherischen
Oele des Hrn. Selligue, aus dem Schiefer zu Autun
bereitet, auf 40 Fr. per 100 Kilogr., und das Theeröl zu
Paris auf ungefähr 75 Fr. zu stehen kömmt. Hr. Rouen
behauptet, den flüssigen Kohlenwasserstoff noch viel wohlfeiler herstellen zu können
durch Destillation der Steinkohle in den Gruben selbst (oder in geringer Entfernung
davon) bei niederer Temperatur, so daß sich die Leuchtflüssigkeit auf 20 Fr. per 100 Kilogr. stellen würde. Doch hat sich dieß noch
nicht hinreichend durch Erfahrung bewährt.
Hr. Ménage nahm vor einem Jahr ein Erfindungspatent
auf eine Lampe zum Brennen der ätherischen Oele des Schiefers, Theers, Terpenthins
etc. Diese Lampe, deren Eigenthum er seitdem an den Lampenverfertiger Breuzet, rue du Bac zu Paris,
abgetreten hat, hat nicht zum Zweck, die Flüssigkeit zu verdampfen; sie hat einen
geflochtenen Docht, welcher in ein Reservoir von ziemlich großem Durchmesser
hinabreicht. Die Luft unterstützt die Verbrennung erst, nachdem sie durch eine mit
sehr kleinen Löchern versehene metallene Gallerie (etwa auch ein Drahtgewebe)
getreten ist, welche sich unterhalb der Flamme befindet; die Flamme erhitzt also die
Luft durch ihre strahlende Wärme. Etwas oberhalb der Flamme, innerhalb des Glases,
befindet sich eine metallene Scheibe, welche ins Rothglühen kommt und den Zweck hat,
den der Verbrennung in der Flamme selbst entgangenen Kohlenstoff zum Verbrennen zu
bringen. Das Glas endlich hat eine Verengung, welche die Luft zwingt an das Ende der
Flamme hinzuströmen, so daß an dieser Stelle die Verbrennung sehr lebhaft wird.
Man fand, daß die Verbrennung in dieser Lampe mit gehörig rectificirtem Terpenthinöl
sehr befriedigend vor sich ging; solches ist unerläßlich. Die Flamme ist alsdann
recht weiß, nicht hoch und verbreitet sehr viel Licht; sie ist aber nicht wohlfeiler
als die Beleuchtung mit Oel, sondern theurer. Das Schieferöl wurde ebenfalls
versucht; bis jetzt aber
scheint es, nach Hrn. Ménage, daß dessen Reinigung
noch nicht so weit gelang, um eine gute Verbrennung zu erzielen. Uebrigens findet
man, wenn man flüssige Kohlenwasserstoffe in Lampen mit Dochten brennt, daß der
Docht sehr bald schmierig wird, wenn das ätherische Oel nicht bestmöglich gereinigt
ist. Diesen Uebelstand beobachtete auch der Chemiker Kurz
in London, welchem eine sehr einfache Lampen-Einrichtung vorschlug, die wir
nun beschreiben wollen.
Fig. 7 ist der
Verticaldurchschnitt einer Lampe mit plattem Docht; a, a
die Flüssigkeit enthaltendes Reservoir; b, b conisches
Stück von Metall oder Glas, dessen oberer Theil den Brenner über dem Dochte umhüllt,
damit die Luft, welche in den Raum zwischen letzterm und dem Körper der Lampe
eindringt, in die Mitte der Flamme gelangt, wodurch ihre Intensität vermehrt wird.
c Ventil, welches innerhalb des Kegels angebracht
ist, aber von außen regiert wird. Durch Oeffnen oder Schließen dieses Ventils c und eines andern d,
welches sich ihm gegenüber befindet und woran ein mit einem Gewinde versehenes
Stängchen e angebracht ist, wird der zur Verbrennung
erforderliche Luftzug regulirt und die Flamme verlängert, ohne daß die Lampe
merklich raucht. Die Pfeile zeigen die Richtung dieses Stroms. f ist der Dochtträger, welcher sich von den gewöhnlichen
dadurch unterscheidet, daß der äußere Rand höher ist als der innere, so daß man beim
Herrichten der Lampe den Docht dem äußern Rande entsprechend abschneidet, wodurch
man ihn vollkommen gerade erhält.
Fig. 8
unterscheidet sich von Fig. 7 dadurch, daß hier
zwei flache Dochte sind und das Ventil, welches den innern Luftstrom regulirt, im
Fußgestell der Lampe, am Fuße der Röhre h angebracht
ist, wo es durch das Stängchen d dirigirt wird. Es
findet hier also ein doppelter Luftzug statt; der eine innen und der andere
äußerlich, durch den Kegel b eindringend.
Anstatt der gewöhnlichen Luft hat man auch zur Unterhaltung der Verbrennung bei den
Lampen mit flüssigem Kohlenwasserstoff zu besonderen Zwecken das Sauerstoffgas
angewandt. Hr. Gaudin stellte nämlich in den Jahren 1838
bis 1840 sehr interessante Versuche an, um große Lichtherde zu erzeugen. Wir wollen
bei der Idee dieses Gelehrten, eine ganze Stadt oder wenigstens ein Quartier
mittelst einer einzigen Lichtquelle zu beleuchtenAus welchem Grunde die Beleuchtung des Hrn. Gaudin
auch Sideral-System genannt wurde., nicht verweilen; den dagegen gemachten Einwurf finden wir sehr begründet,
natürlich und unwiderlegbar, müßte man doch diesen Lichtherd in einer übermäßigen Höhe
anbringen, wenn er alle Straßen und Stadtheile mit einiger Gleichförmigkeit
beleuchten sollte.Ein anderes ist es mit der Beleuchtung eines großen Platzes mittelst mehrerer
concentrischen Gasflammen, mit einem Reflector darüber; sowie man die Place
de la Concorde auch elektrisch zu beleuchten versuchte.
Hr. Gaudin beschäftigte sich bei seinen Versuchen sehr
viel mit dem sogenannten Drummond'schen Lichte, welches
durch Verbrennung eines Gemisches von Sauerstoff und Wasserstoff über Kalk oder
Magnesia erhalten wird. Die beiden Gase bilden, indem sie sich vereinigen, Wasser
und bei dieser chemischen Verbindung wird viel Wärme und Licht entwickelt; kaum aber
hat sich dieses Wasser gebildet, so verbindet es sich mit der vorhandenen Basis
unter neuer Wärme- und Lichtentwickelung.
Hr. Gaudin war so vorsichtig, das Sauerstoff- und
das Wasserstoffgas in zwei besondern Gasometern vorräthig zu halten, wovon einer mit
einer am Brenner selbst ausmündenden Röhre versehen war, der andere aber mit einem
erstere Leitung umhüllenden Rohr in Verbindung stand, ohne jedoch mit ihr selbst im
geringsten zu communiciren. Auf diese Weise strömt, wenn der Apparat in Wirksamkeit
ist, von den beiden Gasen das eine durch die mittlere Röhre, das andere durch den
dieselbe umgebenden kreisförmigen Raum, und sie berühren sich erst im letzten
Augenblick.
Damit aber die Verbrennung gehörig stattfindet, muß die Vermischung der Gase nicht
nur ohne Gefahr der Explosion, sondern auch innig geschehen. Zu diesem Behufe bohrte
Hr. Gaudin in die Röhren gegen ihr Ende hin zahlreiche
convergirende Oeffnungen. Statt der Gaudin'schen
Vorrichtung könnte man Desbassayn's
Luftwasserstofflöthrohr (polytechn. Journal Bd.
LXXVII S. 33) anwenden.
Statt des reinen Sauerstoffs und Wasserstoffs suchte Hr. Gaudin auch unter den in der Natur oder im Handel verbreiteten Substanzen
diejenigen anzuwenden, bei welchen der eine oder der andere dieser Körper den
Hauptbestandtheil ausmacht und die übrigen Bestandtheile von keinem besondern
Einflusse sind. Er wählte deßhalb für den Sauerstoff die atmosphärische Luft und
statt des Wasserstoffs den Alkohol, Aether und die ihn in großer Menge enthaltenden
ätherischen Oele. Wie man sieht, haben diese Versuche einige Aehnlichkeit mit der
Beleuchtung mit flüssigen Kohlenwasserstoffen.
Der von Hrn. Gaudin angewandte Kalk wurde auf eine von ihm erfundene Weise
zubereitet; er hält ihn für eine aus sehr kleinen Krystallen bestehende Masse, wegen
unzähliger auf seiner Oberfläche glänzender Facetten.
Es gelang Hrn. Gaudin, Terpenthinöl mit atmosphärischer
Luft ohne allen Rauch zu verbrennen und er erhielt dabei eine Flamme, welche an
Weiße die einer Carcellampe weit übertraf; mit Sauerstoff erhielt er zwar eine
blendendweiße Flamme, welche einhundertundfünfzigmal so
stark leuchtete, als das Steinkohlengas; allein was merkwürdig ist, das Rauchen
derselben war schwer zu verhüten. Ein so starker Lichtglanz kann dem Auge nur
schädlich seyn.
Das Gaudin'sche System fand noch keine Anwendung, weder
zur öffentlichen, noch zur Privatbeleuchtung; hingegen empfiehlt es sich zur
Beleuchtung des Focus der Mikroskope, wo es des Nachts die Wirkungen des
Sonnenmikroskops ersetzt.
In gewissen Fällen jedoch könnte von dieser Beleuchtungsart Gebrauch gemacht werden;
denn da die Erzeugung einer gegebenen Lichtmenge 100mal weniger Sauerstoff erfordert
als das Leuchtgas, so ist es viel tragbarer. Zum Beleuchten der Postwägen, der
Telegraphen, der Schiffe etc. kann man sich einigen Erfolg davon versprechen.
Gegen Ende des Jahres 1842 wurden zu Toulon auf Befehl des Marineministers Versuche
über Beleuchtung mittelst Sideralgases zur See
angestellt. Das im voraus bereitete Sauerstoffgas wurde in metallenen Recipienten,
worin es auf mehrere Atmosphären comprimirt war, an Bord gebracht; auf jeden
Recipient war eine Büchse von 1/2 Liter Rauminhalt geschraubt, welche Aether
enthielt, durch den der Sauerstoff streichen mußte, welcher mittelst eines Boquillon'schen Regulators gleichmäßig aus dem Recipient
entwich. Ein kupferner, silberplattirter Reflector von parabolischer Form war am
Gasbrenner angebracht und konnte mittelst eines Kniegelenks nach allen Richtungen
gedreht werden. Im Focus dieses Reflectors brannte das Gemisch von Aetherdampf und
Sauerstoff; ein Stück Kalk oder Magnesia von der Größe einer Erbse war mittelst
eines Platindrahts im Focus befestigt.
Wir können hier nicht alle Resultate dieses Versuchs anführen, nur so viel sey
gesagt, daß das Licht zweier auf dem Schiff Montebello angebrachten Apparate für das
Dampfboot Papin, welches in der Richtung des Lichtbüschels in die See fuhr, nicht
eher unsichtbar ward, als bis es unter dem Horizont verschwand; die beiden Schiffe
waren 10 bis 11 Seemeilen weit auseinander. Die Commissäre berechneten die
Consumtion des Sauerstoffs zu 70 Liter per Stunde. Die
Sideralgas-Compagnie machte bekannt, daß ihre Apparate nur für 15 Cent.
Aether
per Stunde verzehren, und daß zur Erzeugung von 1000
Liter Sauerstoff von 1 Atmosphäre Druck, im Durchschnitt 20 Kil. guter Braunstein
hinreichen.Man vergl. über Gaudin's Siderallicht polytechn.
Journal Bd. XCIX. S. 357.