Titel: | Ueber Manganzeichnungen; von C. F. Schönbein. |
Autor: | Prof. Dr. Christian Friedrich Schönbein [GND] |
Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. CI., S. 440 |
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CI.
Ueber Manganzeichnungen; von C. F. Schönbein.
Schönbein, über Manganzeichnungen.
Es wird demnächst in Poggendorff's Annalen ein Aufsatz
erscheinen, in welchem ich die Einwirkung des Ozons auf Manganoxydulsalze
beschrieben habe und da die von mir erhaltenen Ergebnisse vielleicht einiger
praktischen Anwendung fähig sind, so dürften einige nähere Angaben über dieselben in
dieser Zeitschrift nicht am unrechten Orte stehen.
Ozon, sey es auf elektrischem, volta'schem oder chemischem Wege erzeugt worden,
besitzt die merkwürdige Eigenschaft, sowohl die festen als in Wasser gelösten
Manganoxydulsalze schon bei gewöhnlicher Temperatur ziemlich rasch zu zersetzen und
aus denselben die Basis in Form von Mangansuperoxydhydrat abzutrennen. Dieses
Verhalten läßt sich dazu benützen, mit Leichtigkeit artige Zeichnungen oder
Schriftzüge auf Papier hervorzubringen, die denen mit Sepiatinte gemachten ähnlich
sind.
Um diesen Zweck zu erreichen, löst man farbeloses krystallisirtes schwefelsaures
Manganoxydul in Wasser auf und zeichnet oder schreibt damit auf Papier, und ist
dieses trocken geworden, so führt man es in eine Flasche ein, deren Luftgehalt mit
Hülfe des Phosphors möglichst stark ozonisirt worden. Schon nach wenigen Minuten
wird unter den erwähnten Umständen Zeichnung oder Schrift sichtbar seyn, und läßt
man das Papier einige Stunden der Einwirkung der Ozonatmosphäre ausgesetzt, so
werden jene eine ziemlich tiefbraune Färbung zeigen. Die so hervorgebrachten
Zeichnungen oder Schriftzüge können augenblicklich wieder ausgelöscht, d.h.
unsichtbar gemacht werden, dadurch, daß man sie in eine Flasche bringt, die etwas
schwefligsaures Gas enthält, in der also z.B. ein Schwefelholz abgebrannt worden.
Wie man leicht begreift, beruht das Verschwinden der Färbung auf dem Umstand, daß
das Mangansuperoxydhydrat mit schwefliger Säure wieder ein farbloses
Manganoxydulsalz bildet. Es versteht sich daher von selbst, daß die in angegebener
Weise ausgelöschten Manganzeichnungen oder Schriftzüge wieder in ihrer ganzen Stärke
zum Vorschein kommen, wenn man sie aufs Neue in ozonisirte Luft bringt, und daß sie
abermals zerstört werden durch schwefligsaures Gas. Derartige Zeichnungen können
somit mit Leichtigkeit, so oft man will, ausgelöscht und wieder hervorgerufen werden
– eine Eigenschaft, von der man vielleicht in gewissen Fällen gerne Gebrauch
macht. Da es unmöglich ist, genaue Zeichnungen mit einer farblosen Flüssigkeit
auszuführen, so thut man wohl die Mangansulphatlösung mit so viel fein zertheiltem
Mangansuperoxydhydrat oder Manganoxyd zu versetzen, als eben nöthig ist, die
Zeichnung wahrnehmbar zu machen; auch ist es gut, hiebei einiges Gummi anzuwenden,
um der Flüssigkeit einige Consistenz zu geben, das Fließen zu verhindern und das
beigemengte Oxyd suspendirt zu erhalten. Freilich verschwindet in einem solchen Fall
bei der Reaction der schwefligen Säure auf die Manganzeichnung oder Schrift nicht
jede Spur, indem das Gummi durch seinen Glanz die gezeichneten oder beschriebenen
Stellen noch etwas, wenn auch schwach, bemerken läßt. Wenn es sich also darum handelt
Manganzeichnungen u.s.w. hervorzubringen, die sich sollen völlig spurlos auslöschen
lassen, so muß man das Gummi weglassen.
Für diejenigen, welche Zeichnungen der beschriebenen Art sich anfertigen wollen,
bemerke ich noch, daß die für einen solchen Zweck nöthige Ozonatmosphäre am besten
in folgender Weise erzeugt wird. Man bedeckt den Boden einer geräumigen, mit weiter
Mündung versehenen Flasche (ich wende Ballone an, in denen die englische
Schwefelsäure verschickt wird) mit gewöhnlichem Wasser, bringt in dieses ein Stück
Phosphor von reiner Oberfläche, so daß dasselbe zur Hälfte über das Wasser ragt,
verschließt die Oeffnung der Flasche ganz locker und setzt das Ganze einer
Temperatur von 12°–16° R. aus. Unter diesen Umständen wird
schon nach Verfluß einer Stunde die Luft des Gefäßes so stark ozonisirt seyn, daß
eine hineingehaltene unsichtbare Manganzeichnung in wenigen Minuten zum Vorschein
kommt. Nach Belieben kann man Zeichnungen von hellerer oder dunklerer Färbung
erhalten, je nachdem man das überzeichnete Papier kürzere oder längere Zeit der
Einwirkung der Ozonatmosphäre ausgesetzt seyn läßt. Eine zweistündige Reaction
liefert schon Zeichnungen von einem satten Braun. Um immer neues Ozon zu erzeugen,
läßt man den Phosphor in der Flasche liegen. Ich muß es den Technikern überlassen,
von den beschriebenen Reactionen Gebrauch zu machen; mir will es aber scheinen, als
ob man bei geeignetem Verfahren hübsche braune Zeichnungen auf weißem, und umgekehrt
weiße Zeichnungen auf braunem Grunde an jeder Art von Stoff hervorzubringen
vermöchte. Da es in gewissen Fällen wünschenswerth seyn dürfte, Schriften und Bilder
im unsichtbaren Zustande zu besitzen und dieselben nur zuweilen leserlich und
wahrnehmbar zu machen, so möchte die Leichtigkeit, mit der Manganzeichnungen u.s.w.
ausgelöscht und wieder hergestellt werden können, dieselben noch besonders
empfehlen.
Basel, im Julius 1847.